In Bamberg weitet sich die Amerikanische Faulbrut aus

Bekanntmachungen im Rathaus-Journal Bamberg zur Amerikanischen Faulbrut

Ausdehnung der Amerikanischen Faulbrut im Bamberger Osten. Links das Sperrgebiet vom 07.12., rechts vom 05.12.14.

Erneut ist der Sperrbezirk in Sachen Amerikanische Faulbrut im östlichen Bamberger Stadtgebiet ausgedehnt worden, und zwar in Richtung Osten und Süden.

Hier besteht seit der offiziellen Ankündigung im Rathaus-Journal (Amtsblatt) der Stadt Bamberg am 07.11.2014 die Pflicht, seine Völker beim Veterinäramt* (nachzu-)melden.

Das Amt leitet in Absprache mit den Besitzern weitere Schritte ein: Futterprobeentnahme und bei Befall die Tötung der Brut sowie die Sanierung der adulten Bienen – was bei den kühlen Temperaturen wohl etwas ungünstig ist, aber was hilft’s …

Eine aktuelle Übersicht aller Faulbrutfälle veröffentlicht das Loeffler-Institut mit seinem Tierseuchen-Informationssystem (TSIS). Wer wissen will, welche Regionen derzeit betroffen sind, klickt auf “Liste weiter einschränken”, wählt das Bundesland und nachfolgend den Ort.

Sind unsere eigenen Völker betroffen?

Nach wie vor sind unsere Bienenvölker aller neun Standorte von „Bienen-leben-in-Bamberg.de“ NICHT betroffen. Dem Heiligen Ambrosius, den wir morgen am 7.12. zum Anlass nehmen, miteinander zu feiern, sei Dank.

Doch keine 100 Meter von einem unserer Völker entfernt in der Heiliggrabstraße verläuft die Sperrgebietsgrenze. Wir hatten nach der allerersten Meldung (06.10.14) lange hin und her überlegt, ob wir gar unserer Bienen an einen anderen Standort verstellen. Wir entschieden uns dagegen. Denn falls unser Bienenstock nun doch mit Faulbrut belastet gewesen wäre, hätten wir so nur zu ihrer Verbreitung beitragen.

Nach wie vor können wir keine Krankheitsanzeichen festgestellt. Das Volk ist vital und hat keinen unangenehmen Geruch. Bei Faulbrut in fortgeschrittenem Stadium soll man das meist riechen können. Wir achten auch sehr auf die Wabenhygiene. Eine weitere  Überlegung war, dass jetzt in der kalten Jahreszeit die Bienen kaum mehr fliegen. Die Zeit der gegenseitigen Räuberei von Bienenvölkern ist vorüber. Die Räuberei ist DER Hauptverbreitungsweg der Faulbrut, neben imkerlichen Eingriffen wie Wabentausch. Mehr zu Ansteckungsfaktoren in diesem Beitrag.

Was tun, wenn die Seuche auftritt?

Das hatten wir bereits im Sommer beschrieben, als sich abzeichnete, dass sie sich nach Bamberg vorschiebt. Dort steht auch, wie der Amerikanischen Faulbrut vorgebeugt werden kann. Durch die kalte Wetterlage allerdings gehen die Bienen ohnehin „aus der Brut“, was bedeutet, dass sich die Lage beruhigen dürfte. Sofern es nicht bereits im Januar wieder zu warm wird.

* Landratsamt Bamberg, Fachbereich 34, Veterinärwesen, Tel. 0951-85-754 o. -755 bzw. das Veterinäramt der Stadt Bamberg, 0951-87-35 11. [Aktualisiert 12.06.2019]

Ene, mene, muh … oder: Ansteckungsfaktoren „Amerikanische Faulbrut“

Bienenpatin Carmen Dechant an ihrer BienenpatenbeuteDer nicht gerade hochintellektuelle Kinderabzählreim kam mir in den Sinn, als wir beratschlagten, wie wir, die wir so nahe an dem jüngst ausgerufenen Sperrbezirk Bamberg-Ost ein Volk stehen haben, mit ihm verfahren sollten.

Sollen wir der „Amerikanischen Faulbrut“ durch Rückzug des Volkes in der Gärtnerstadt / Heiliggrabstraße aus dem nachbarlichen Gebiet entgehen, oder lassen wir es an Ort und Stelle in des Bienenpatins Obhut?

Das war die Ausgangsfrage, der wir ein Wochenende lang intensiv nachgegangen sind. Und dabei entdeckten wir – wie so häufig – viele Ungereimtheiten und widersprüchliche Aussagen in der Literatur bzw. im Netz.

Eine Quelle, die uns bei der Entscheidung half, war die „Leitinie zur Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut der Bienen in Deutschland“ (Link aktualisiert am 6.1.2015) des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherforschung mit Stand Januar 2013.

Neben den nachfolgend aufgeführten Faktoren war letztendlich ausschlaggebend für den Verbleib des Volkes, dass ihm ein Umsiedeln jetzt kurz vor dem Winter nicht gut bekommen würde. Auch träfen sie am Standort ihrer Interimsheimat auf ein schwächeres, weil jüngeres Volk, das möglicherweise Opfer ihrer Räuberei würde, da im „Berggebiet / Hohes Kreuz“ nicht ganz so viel Tracht auf sie wartet.

Was sind die Ansteckungsfaktoren, die zu unserer Entscheidung, abzuwarten, beitrugen?

„Die Faulbrutsporen werden hauptsächlich über räubernde Bienen oder kontaminierte
Waben und Bienenwohnungen sowie über Honig und Futter verbreitet.“ (Leitline … , S. 3)

1. Ansteckungsfaktor „Räuberei“

Häufig ist zu lesen, dass starke Völker weniger vor Ansteckung gefährdet sind. Das muss nicht stimmen, denn starke Völker neigen dazu, sich ihr Futter durch Räuberei zu verschaffen. Räubern sie dabei ein schwaches, womöglich ungepflegtes Volk aus, könnten sie über die Verfütterung an die Larven (Streckmaden) die Faulbrutsporen einschleppen.

Unser starkes Volk namens „Gärtnerstadt/Heiliggrab“ kann sich in der Hofstadt-Gärtnerei über eine sehr vielseitige, üppige Flora erfreuen.Pollen, Nektar und Wasser gibt’s reichlich. Daher ist sein Drang, den Radius zu erweitern oder zu räubern, möglicherweise gering ausgeprägt.

Herbstastern

@ Foto: Carmen Dechant, Hofstadt-Gärtnerei

Wir gehen davon aus, dass unser Volk, zumal es gerade für den Winter aufgefüttert wird, keine Ambitionen zu Auswärtsbesuchen in die Zollnerstraße in Bamberg-Ost, dem Ausbruchsherd der AFB, unternimmt. (s.a. Blogeintrag 10.10.14)

Imkerliche Vorbeugemaßnahme: Auf gute Futterversorgung der Völker achten!

2. Ansteckungsfaktor „mangelnde Wabenhygiene“

Alte, über viele Jahre verwendete Waben sind ein wesentlicher Faktor, die Faulbrutsporen zu verbreiten. Wir tun dies selbstverständlich nicht (s. a. Unsere Imkerphilosophie).

Zwei voll besetzte Rähmchen unseres Heiliggrab-AblegersWir verwenden unsere Rähmchen lediglich 2,5 Jahre lang.

  • Im Frühjahr des 1. Jahres hängen wir die neuen Rähmchen in den Honigraum. Nach dem Schleudern, also im Sommer, geben wir die ausgeschleuderten Wabenrähmchen in den oberen Brutraum (bei einer Überwinterung auf 2 Zargen).
  • Im 2. Jahr im Herbst wird der obere Brutraum zum unteren Brutraum (die Waben aus dem vormalig unteren Brutraum werden entsorgt).
  • Im 3. Jahr im Herbst wird wiederum der untere Brutraum entsorgt, mithin ist also Schluss für diesen Satz Rähmchen.

Imkerliche Vorbeugemaßnahme: Keine alten, mehrmals verwendete Wabenrähmchen verwenden! Schwierig ist das, wenn man Ableger von jemand anderem erhält, der es damit nicht so genau nimmt. So bald wie möglich auswechseln!

3. Ansteckungsfaktor Honig und Futter

Wir verfüttern keine Honigreste und hängen keine Futterwaben aus anderen Standorten hinzu.

Pracht-BrutwabeTatsächlich mussten wir allerdings an diesem Standort einmal eine Brutwabe zuschustern, da die Königin verloren ging und keine Brut mehr zu sehen war. Die Brutwabe stammte allerdings vom Villa Dessauer-Volk, also von einem unserer eigenen und gut gepflegten Völker.

Vorbeugung: Wir werden im kommenden Jahr darauf achten, dass wir aus dem Standort Gärtnerstadt keine Brutwabe in unsere anderen Völker überführen, nachdem wir doch hier so nahe am Sperrgebiet liegen.

Für uns alle gilt außerdem: nur sauber gespülte Gläser in die Container werfen!

Was, wenn doch?

Was wir hoffen, ist, dass unser Volk noch keine hohen Sporenwerte hat, und wenn doch, dass es damit klar kommt. Oder im besten Falle noch gar keine Sporen beherbergt? Denn …

„Entgegen der verschiedentlich vorgetragenen Auffassung ist der Erreger, das sporenbildende Bakterium Paenibacillus larvae, nicht allgemein verbreitet und kein Kommensale der Bienenvölker!“ (Leitlinien … S. 1)

Falls die Amerikanische Faulbrut im Gärtnerstadtviertel, also in direkter Nachbarschaft zur 1-km-Sperrzone, trotzdem auftreten würde, wäre eine Völkersanierung im Frühjahr an einem trachtreichen Standort besser durchzuführen. Auch das trug zur Entscheidung, unsere Bienepatin Carmen Dechant nicht bienenverwaist in den Winter gehen zu lassen.

Nun heißt es für uns alle: Abwarten und das Beste hoffen!