Honigschleudertag Buger Wiesen (1): Die Ernte

Honigschleudergruppe "Buger Wiese"7 Erwachsene und 4 Kinder zogen an einem strahlend-heißen Tag in die Buger Wiesen, um miteinander den Höhepunkt des Imkerjahres zu begehen: die Honigernte. Zu diesem schönen Ereignis luden wir auch in diesem Jahr zuallererst unsere Bienenpatinnen und -paten ein, wobei auch andere Interessierte sich anmelden konnten.

Unsere Gäste

Bienenpatin Christina Michel zieht eine HonigwabePatin Christina Michel kam wieder extra aus Waldsachsen angereist und war nun bereits das dritte Mal dabei. Es war ihr daher anzumerken, dass sie den Ablauf inzwischen verinnerlicht hat. Alles ging ruck-zuck und konzentriert. Christina steht in den Startlöchern, um möglicherweise nächstes Jahr mit dem Imkern selbst loszulegen und somit in die Fußstapfen ihres Opas zu treten.

Bienenpatin Ina Kudlich vor ihrer PatenbeuteIna Kudlich ist ebenfalls Wiederholungstäterin. Und weil es ihr im vergangenen Jahr so Spaß gemacht hatte, brachte sie heuer zwei Freunde mit, Sabine und Felix aus Erlangen.

Via Facebook auf den Honigschleuder-Erlebnistag, der unter dem Motto: „Wie kommt der Honig ins Glas?“ läuft, aufmerksam geworden waren Melanie und Heiko Schmitt, die ihre eigenen zwei Kinder, Jakob (5 J.) und David (9 J.), mitbrachten, sowie die befreundeten Kinder Tonia (10 J.) und Wenzel (11 J.) aus Baunach.

Wenzel hat den Bogen rausManche kennen Melanie Schmitt auch aus der Stadtbücherei Baunach. Ich erwähne das gerne, ist es doch schließlich ebenfalls einer meiner mittlerweile vier Berufe bzw. Berufungen. Und wer weiß, wie nachhaltig unser Treffen hier noch ist … erste Sondierungsgespräche fanden bereits statt. 😉 Nun, Melanie hatte am Vormittag noch Dienst und stieß später auf uns zu.

Ein tränenreicher Start

Treffen mit der Honigschleudergruppe und HutanprobeTreffpunkt für alle war der Parkplatz gegenüber dem Buger Hof. Nach der Begrüßung gab’s die erste „Sicherheitseinweisung“ – und die ersten Tränen! Ausgelöst vom Wort „Wespen“, die derzeit rege am Bienenleben teilnahmen, da dort süßer Honig zu holen ist, konnte unser jüngster Besuch nur noch panikerfüllt nach dem Schutz in einem dichtschließenden Auto rufen.

Jakob mit ImkerhutDer Ärmste hatte kurz vorher zwei Wespenstiche zu erleiden und dies in frischer und übler Erinnerung. Papa Heiko blieb geduldig, jedoch fest in seinem Entschluss, dass der Sprößling zumindest an der frischen Luft verweilte, wenngleich ihm der direkte Kontakt mit den Bienenvölkern erspart wurde.

Das Honigernte-Team hat Freude am TunTja, es beantwortet unsere immer wieder geführte Diskussion und Frage, ob wir Kinder im Vorschulalter zu den Bienen führen möchen oder nicht. Mit Lola hatten wir zwar eine sehr gute Ausnahmeerfahrung gemacht, doch in der Regel können sich die meisten Kinder erst ab dem zweiten Schuljahr wirklich in Beherrschung üben. Natürlich ist es nicht schlimm, wenn die Kleinen – manchmal sogar urplötzlich, obwohl sie erst keine Anzeichen zeigten – auf einmal Angst bekommen. Doch wäre es fein, wenn der erste Kontakt unter einem guten Stern stünde, um für die weitere Biene-Mensch-Verbindung beste Voraussetzungen zu schaffen.

Ein vorsichtiger Beginn

Daniel mit ImkerhutÄngste sind ähnlich ansteckend wie Masern. So zogen es denn auch die älteren Kinder vor, vorerst mit einem Imkerhut zu arbeiten. Das ist völlig in Ordnung, wissen wir doch, dass es meist nicht allzu lange dauert, bis das lästige Ding im Abseits liegt. Auch heute war das so. Wenn Bienen stechen, so sind fast immer die Menschen selbst daran schuld, weil sie sich nicht richtig verhalten.

Reinhold Burger weist die Gruppe am Standort einDaher folgte eine zweite Einweisung durch Reinhold Burger direkt am Ort des Geschehens. Was wir allerdings nicht bedachten, uns für die Zukunft jedoch hinter die Ohren schreiben: Mit einem Schlapphut an die Beuten gehen ist ungünstig, da die Bienen unter der Hutkrempe ohne Ausweg nach oben gefangen sind. Da hilft dann auch kein vorsorglich aufgesprühtes verdünntes Nelkenöl mehr.

Wenzel zieht eine HonigwabeWenzel aber tat keinen Mucks, als es ihn erwischte – alle Achtung! – und er machte ruhig und besonnen weiter. Natürlich haben wir Globuli (Apis mellifica), etwas Alkohohl für den Kühleffekt und ein Anti-Juckgel immer dabei. Und ein Handy für etwaige Notrufe.  Bisher ist das jedoch unser erster Stich, den wir in einer Gruppenführung zu vermelden haben. Wie gesagt – Bienen in eine Notlage zu bringen ist meist eine Sache der eigenen Versäumnisse.

Eine kleine Mutprobe

Tonia lockert die RähmchenWer das Imkern lernen möchte – und das ist schließlich unser erklärtes Ziel, Jungimker heranzuziehen – muss den unfreiwilligen „Kuss der Bienen“ aushalten können. Und ohne Hut arbeiten wollen, alles andere ist auf die Dauer wirklich lästig. Es gibt nur sehr wenige Imker, die konsequent einen Hut oder Schleier anlegen. Manche, weil sie tatsächlich eine Allergie entwickelten und doch nicht vom Imkern lassen wollen. Auch wir ziehen uns hin und wieder einen Schutz an, wenn wir das Gefühl haben, heute sind unsere Bienen genervt, etwa wegen eines anstehenden Wetterwechsels oder weil sie vorher von Neugierigen geärgert wurden. Oder weil wir ein Medikament einnahmen, das sie nicht riechen mögen.

Imker Reinhold Burger an der offenen BienenbeuteDaher ist unser Honigschleudertag durchaus eine (wirklich nur kleine) Mutprobe, zu der nur Menschen Zugang finden, die sich tatsächlich für die Materie interessieren und bereit sind, kleine Unannehmlichkeiten zu erdulden. Mit ein Grund, warum wir nicht marktschreierisch mit unserem ansonsten superschönen Erlebnistag im Vorfeld werbewirksam hausieren gehen. Bienen sind keine Zootiere, auch keine echten Haustiere. Und wir keine Dompteure oder Eventmanager.

Ein harmonischer Verlauf

Sabine erntet eine HonigwabeWengleich der Einstieg seine Tücken hatte – es war wieder ein wunderbarer Vormittag bei unseren Völkern und mit unseren Gästen. Bereitwillig ließen sich Bienen und Menschen aufeinander ein und alle durften sich im Ernten versuchen. Rähmchen mit dem Stockmeisel lockern, duftende Honigwaben ziehen, restliche Bienen abkehren, schnell in die lebensmittelechte Plastikwanne damit, … und fertig!

Heiko zieht eine HonigwabeDas ging in der zweiten Runde gleich viel hurtiger – und bei gesteigertem Mut, wie gesagt, auch ohne Hut. Leider konnten wir nicht wie sonst gleich vor Ort ein bisschen frischen Honig mit dem Finger aus der Wabe naschen. Früher als üblich sind die Wespen zur Stelle und wetteifern um das süße Gold. Doch auch sie haben ein Recht auf Leben, zumal die Gemeine und die Deutsche Wespe unter Naturschutz stehen. Wir sind zwar immer ganz unglücklich, wenn wir sie mit unseren Bienen rangeln sehen und Letztere das Nachsehen haben, doch das ist Natur und wir haben es zu akzeptieren. Extra anlocken müssen wir sie natürlich nicht.

Eine hoffnungsfrohe Zukunft

Tonia lockert die RähmchenWenzel zeigt eine HonigwabeApropos locken … wir sind uns sicher: Wenzel und Tonia, die beiden ältesten Kinder, dürften nicht mehr allzu lange brauchen, um selbst ins Imkern einzusteigen. Sie waren mit vollem Eifer dabei. Wenn ihnen dabei ein Erwachsener hilft und sie einen Kurs machen, dann sind’s nur noch etwa zwei Jahre und sie kriegen das hin. Wir wären happy – Ziel erreicht! Denn auch, wenn es uns selbst viel Spaß macht, mit Gruppen zu imkern – so ganz ohne Hintergedanken ist der gern geleistete sonntägliche Aufwand ja nicht.

Heiko und Wenzel tragen die Honigernte zum AutoNun gut, wo wir heute eh schon so schonungslos offen sind: es ist sehr nett, dass uns unsere Gäste das Schleppen der „fetten Beute aus der Beute“ ins Auto und hinauf in den dritten Stock bereitwillig abnehmen! Wir danken herzlich dafür, und auch für das Verständnis und die Geduld miteinander, die wir vor Ort erfahren durften. Und was wir im Obstmarkt 10 miteinander erlebten, das folgt im zweiten Berichtsteil – bis bald!

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Besuch beim Heiliggrab-Ableger

Volles Rähmchen mit roter KöniginDie rote Königin ist putzmunter! Unser Ablegervolk hat sich bei seiner Bienenpatin Carmen Dechant und ihrem Gatten Michael in der Heiliggrabstraße sehr gut entwickelt. Kein Wunder, blüht es in der Hofstadt-Gärtnerei doch ununterbrochen. Und die Bienenwohnung (Beute) steht zudem an einer Sandsteinmauer, die die Wärme speichert, was sicherlich in den bitterkalten Frühsommerwochen ein großer Vorteil war.

Imkerphilosophien Österreich/Deutschland

Besuch beim Ableger in Heiliggrab

Besuch bei unserem Ableger in Heiliggrab (Hofstadtgärtnerei)

Wir besuchten unser Jungvolk zusammen mit unserem Freund Sieghard Tschofen (genau, der das tolle Bienenschaufenster gezimmert hat!). Er ist Tischler und Imker und stammt aus der österreichischen Bergwelt, dem Montafon. Sieghard und Reinhold fachsimpelten über die Verfahrensweisen bei der Ablegerpflege.

Während Sieghard die Erweiterung mit Wabenrähmchen zu beiden Seiten der Brut bevorzugt, erweitert Reinhold linear durch Ansetzen an das zuletzt eingehängte Rähmchen.

Auch die optimale Fluglochweite wurde diskutiert. Sieghard plädiert dafür, dieses jetzt in der (Noch-)Hochtrachtzeit zu erweitern und erst im Herbst wieder zu verengen. So könnten sie schneller ein- und ausfliegen und würden etwas mehr eintragen. Reinhold hingegen fürchtet Räuberei und lässt es aus Gründen einer leichteren Verteidigung eines noch recht kleinen Volkes lieber eng wie bisher.

Carmen Dechant betrachtet ihr Bienenpatenvolk

Carmen Dechant und ihr Bienenpatenvolk

Carmen Dechant hörte diesen Imkerphilosophien aufmerksam zu. Selbst ein Nebensatz wie „die Bienen tragen gerade sehr wenig Pollen ein“ blieb bei ihr nicht unbemerkt. Sie wollte es schon genau wissen, ob ihr Volk ein echtes Probem hätte. So teilen wir mit unserer Bienenpatin Freud und Leid, und mich würde es nicht erstaunen, wenn sie in ein paar Jahren selbst mit dem Imkern anfangen würde.

Imkertipp: Wasser und Nelkenöl

Wasser sprühen auf Bienenbeute statt Rauch verwendenEin guter Tipp unseres Freundes war das Besprühen unserer nackten Hautflächen mit Nelkenöl, dessen Duft die Bienen wohl nicht mögen. Auch verwendet er Wasser statt Rauch, um den Bienen zu suggerieren: „Es regnet, ab in die Wabengassen!“ Hat auch gut funktioniert. Zumindest bei diesem Völkchen.

Eine Woche später, beim Aufsetzen eines zweiten Honigraumes in Wildensorg, reichte das Nelkenöl nicht mehr. Vier Stiche waren die Quittung, denn wir hatten leider nicht rechtzeitig Wasser versprüht, weil wir Mühe beim Ablösen der fest verkitteten Folie hatten. Dieses Verkitten erfolgt in diesem Jahr ungewöhnlich früh. Aber merkwürdig ist ohnehin einiges, beispielsweise die sehr zeitig begonnene Drohnenschlacht.

Mutige Bienenpatin

Mutprobe BienenstreichelnCarmen Dechant ist mittlerweile schon sehr mutig. Sie streichelte ihre Bienen, ohne mit der Wimper zu zucken, sanft über ihre geringelten Rücken. Mit Argusaugen kontrolliert sie, ob ihren Kleinen auch niemand zu laut daher kommt. Auch bienenschädliche Spritzmittel sind durch hochwertige Alternativen ersetzt.

Wir freuen uns sehr, dass sich wenigstens dieser Ableger so toll gemacht hat. Denn leider hatten es zwei weitere Ableger, die aus den Buger Wiesen gezogen wurden, nicht geschafft. Deren Königinnen flogen wohl witterungsbedingt nicht auf ihre Jungfernreise. Die Völker mussten aufgelöst werden. Um so mehr gönnen wir unserer hoch engagierten Gärtnerin dieses gute Entwicklung!