Veitshöchheimer Imkerforum (1): Versuchsergebnisse (1) des Fachzentrums Bienen

Reinhold Burger in Veitshöchheim zum Imkerforum 2016Gemälde am Narrenhaus in VeitshöchheimDie weiße Wetterlage hielt uns nicht ab, dem diesjährigen Veitshöchheimer Imkerforum – Wissenschaft und Praxis im Dialog einen Besuch abzustatten. Das Forum fand am 23.01.2016 in der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau statt. Und es hat sich gelohnt. Die kompakt dargebotene Vielfalt und Aktualität der imkerlichen Themen sucht seinesgleichen.

Gemälde am Narrenhaus in VeitshöchheimSchön auch für uns, immer mehr bekannte Gesichter unter den Teilnehmenden zu erspähen. Und nicht nur das – sogar Prominenz ist in der Faschingshochburg anzutreffen, wenngleich auch nur als kürzlich erst entstandene Wandmalerei am hiesigen Narrenhaus.

 

Lernleistung unter Neonicotinoid-Einfluss

Referentin Dr. Ingrid IlliesOb Neonicotinoide oder nicht – es konnte kein Unterschied in der Lernleistung der untersuchten Pollensammlerinnen im Anschluss an eine Konditionierungsphase festgestellt werden, so das Resümee der Masterarbeit von Armin Görlich, vorgestellt von Dr. Ingrid Illies. Nicht untersucht wurde hingegen die Lebensdauer der insektizidbelasteten Bienen. DAS wäre sicher ebenfalls interessant gewesen.

Weitere Berichte aus der Versuchsarbeit waren nicht minder spannend, zuweilen überraschend, immer jedoch erhellend.

Die Kirschessigfliege und ein Worst Case Szenario

7562-Bienentagung-VeitshoechheimDie Auswirkungen der seit 2011 in Deutschland nachgewiesenen Kirschessigfliege „Drosophila suzukii“ (siehe auch Bericht vom 22.07.15), die reife(nde) Früchte mit ihrer Hinterleibssäge befällt und somit für bienenanlockenden Fruchtsaftaustritt sorgt, konnten im vergangenen sehr warmen und trockenen Jahr nicht wie geplant untersucht werden, da ihr dieses Klima nicht behagte.

Als Alternativversuch wurden Futterbehältnisse in den Weinbergen angebracht, die Zucker, Honig und roten Farbstoff enthielten, nebst dem Mittel „Combi Protec“, das gegen die Kirschessigfliegen als B1-Mittel üblicherweise eingesetzt wird. Was es nicht dürfte, falls Bienenbeflug auf dem Weinberg stattfindet. Was wiederum in der Praxis schwer feststellbar ist. Während des Versuchs wurden die alle 100 Meter angbrachten Behältnisse allerdings sehr rasch ausgesaugt. Was beweist, dass sich die Sammlerinnen wie magisch von süßen Düften angezogen fühlen. Nun, das war es eigentlich nicht, was getestet werden sollte (was jedoch ein durchaus wichtiger Nebeneffekt war.) Vielmehr wurden die heimkehrenen Sammlerinnen auf Spinosad untersucht. Und tatsächlich – sie enthielten signifikant hohe Rückstände. Die allerdings keinen nennenswerten Totenfall mit vergleichbaren Ständen aufwiesen.

Trachtpflanzen für Beet und Balkon

Ein von Dr. Friedgard Schaper in 2003 in Veitshöchheim installiertes Projekt, der „Intelligente Blumenkasten“ (PDF), wurde in 2015 fortgeführt und 19 Kombinationen von Zier- und Duftpflanzen sowie Naschgemüse und Kräutern getestet. Und das ohne Pflanzenschutz. Das Ziel war und ist, die Öffentlichkeit über eine bienenfreundliche Bepflanzung aufzuklären und Empfehlungen für Handel und Verbraucher zu geben. (Weitere Infoblätter sind unter http://www.lwg.bayern.de/bienen erhältlich.)

Bunte Balkon- und HängeampelpflanzenDr. Illies genießt diesen Teil der LWG-Arbeit, der ihr einen wunderschönen Anblick aus ihrem Bürozimmer aus beschert, wie sie sagt. Nämlich direkt auf die untersuchten Objekte, also auf über 900 Sorten von Beet- und Balkonpflanzen. Die Bonitur (Erscheinungsbild, Wuchsform und Blütendichte) wird alle drei Wochen untersucht, zudem 200 Sorten auf ihre Attraktivität für Bienen hin geprüft.

Liest sich das in der o. g. Blumenkasten-PDF noch relativ einfach, indem der „Salbei“ (Officinalis) als „gut für Bienen“ benannt ist, erfährt der Laie nun in diesem Beitrag, dass es mitnichten so allgemeingültig zugeht. Ob nun Salbei, Mehliger Salbei oder Schopfsalbei angebaut wird, spielt durchaus eine Rolle in der Beliebtheitsskala der Insekten, genauer gesagt bei Wildbiene, Hummel und Honigbiene. Denn innerhalb der selben Art – nehmen wir mal hier den Schopfsalbei – finden sich eklatante Unterschiede.

Während die Sorte „Blue“ im Untersuchungszeitraum zum Beispiel nur von einer einzigen Honigbiene angflogen wurde, konnte „April Night“ sogar neun Besucherinnen für sich verbuchen. Der Favorit der Untersuchungen (laut Folie, die ich hier nicht abbilden wollte), ist übrigens Lobelia Techno Violet mit knapp 40 fliegenden Besucher(inne)n und Sutera (Bacopa) Epic Blue mit über 30 anfliegenden Individuen.

HMF – Hydroxymethylfurfural – eine Bachelorarbeit

Referent Dr. Stefan BergNein, niemand muss das Wort auf Anhieb aussprechen müssen, doch um seine Bedeutung muss der Imker sehr wohl wissen. HMF ensteht im Honig durch unsachgemäße Lagerung, also bei zu hohen Termperaturen. Doch auch bei allzu langer Lagerung in zuckrigen Lösungen. Für den Menschen ungefährlich (sonst dürften keine Faschingskaramellen mehr geworfen werden), doch sehr wohl für die Biene.

Welche Auswirkungen nun die Aufnahme von verschiedenen HMF-Konzentrationen auf die Thermoregulation sowie die Überlebensfähigkeit von Bienen hat, wurde in einer Bachelorarbeit untersucht, die Dr. . In der Literatur werden bisher 150 mg pro Kilogramm als bienenschädlich genannt. Tatsächlich liegt der Wert in einer höheren Region, über die ich mich, da die Zahlen noch nicht veröffentlicht wurden, derzeit noch nicht auslassen darf.

Im nächsten Blogbericht erfahren Sie von den Ergebnissen zweier Vergleichstests zur Ameisensäurebehandlung und zu verschiedenen Thermomethoden, den Stand der Funde um den Kleinen Beutenkäfer und der Asiatischen Hornisse, Vespa velutina, und von zwei neu zugelassenen Tierarzneimitteln. Bleiben Sie dran!

Übersicht aller Beiträge zum Imkerforum:

Veitshöchheimer Imkertag 2015 (4): Kirschessigfliege etabliert

Dr. Ingried Illies, stv. Leiterin des Fachzentrums Bienen der LWG

Dr. Ingried Illies, stv. Leiterin des Fachzentrums Bienen der LWG

Während die heimischen Taufliegen-Arten (Drosophila) in aufgeplatzten, also überreifen und verletzten Früchte ihre Eier ablegen, schafft es die ursprünglich in Südostasien beheimatete Drosphila suzukii dank ihres säbelzahnartigen Legebohrers am Hinterleib auch bei intakten Früchten, so die Referentin Dr. Ingried Illies, ihres Zeichens stellvertretende Leiterin des Fachzentrums Bienen der Bayerischen Landesanstalt für Gartenbau und Weinbau (LGW).

Folie Kirschessigfliege Drosophila suzukiiTrotz ihres deutschen Namens „Kirschessigfliege“ befällt sie damit nicht nur Kirschen, sondern eben auch Weintrauben und viele weiter Beeren und Früchte. Seit 2009 bevölkert sie den Europäischen Kontinent, zunächst Spanien, Frankreich und Italien. Seit 2011 hat sie u. a. auch Deutschland erreicht.

Und so muss die LWG, mithin Ausrichterin des Veitshöchheimer Imkertags vom 12.07.2015, den Spagat schaffen, sowohl den fränkischen Weinbauern ihr Auskommen sichern zu helfen, als auch der Gartenbauern wichtigste Zuarbeiterinnen, die Bienen zu schützen. Keine leichte Verantwortung. Denn was den einen nützt – nämlich die Bekämpfung mit Insektiziden – schadet den anderen, da diese Mittel zum Teil als bienengefährlich (= B1) eingestuft sind. Nicht nur in der LWG forscht man derzeit in allen Richtungen.

Die schlechte Nachricht

4231-Folie-Kirschessigfliege-Drosophila-suzukiiIhr extrem kurzer Lebenszyklus – zwei bis drei Wochen nach der Eiablage erblickt bereits die nächste Generation das Licht der Welt – macht die rotäugige, gelbbraune Drosophila suzukii, die an der scharzen Bebänderung am Hinterleib erkennbar ist oder am schwarzen Punkt am Flügel der Männchen, schwer bekämpfbar. Denn kurz vor der Ernte dürfen keine Insektizide mehr verwendet werden. Doch befallene Früchte sind für den Weineintrag tabu, Pilze und Bakterien schaden dem Erzeugnis.

Hilfreich ist ein luftiger Standort, doch das erhöht den Pflegeaufwand der Weinstöcke, die vom Unterbewuchs freigehalten werden müssen. Auch mit Netzen lässt sich vorgehen sowie mit Fliegenfallen. Jedoch:

Alternative umwelt- und verbraucherfreundliche Bekämpfungsverfahren existieren nicht.

So ist in der gut bebilderten und ausführlichen PDF-Broschüre des Julius-Kühn-Instituts zur Kirschessigfliege zu lesen. Man forsche noch, zusammen mit nationalen und internationalen Partnern. Für unsere Bienen bedeutet das: „Zieht euch warm an, da weht ein eisiger Wind durch euren Bestäubungsvertrag!“

Die gute Nachricht

In der genannten Broschüre heißt es zur Biologie von D. suzukii:

Die Überlebensrate ist gering, wenn es friert oder die Temperaturen über längere Zeit unter 3° C liegen.

Das schaffen wir (noch) mit unseren Wintern. Daher muss die Taufliege, auch Obst- bzw. Essigfliege genannt, jeden Frühjahr aufs Neue einwandern.

Bei Temperaturen über 30 °C nimmt ihre Aktivität ab.

Nun, auch dieses schaffen wir derzeit in Deutschland. Da könnte uns der Klimawandel durchaus in die Taschen spielen, mit seinen vorausgesagten kalten Wintern und heißen Sommern. Hm. Das gehört jedoch streng genommen nicht zu den „guten Nachrichten“. Doch sorry, mehr oder besseres kann ich leider nicht berichten. Vielleicht im nächsten Jahr? Denn der Imkertag ist fest in unserem Terminkalender verankert, wir hängen an euren Lippen, liebes Fachpersonal der LWG!

Unsere Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2015