„Ob unsere Bienen bereits brüten?“ frugen wir unseren Imkervater vor wenigen Wochen. „Das könnt ihr an der Folie sehen. Ist diese beschlagen, dann brüten sie“, so die einfache Antwort. Nun, sie hatten wohl noch nicht. Eine Varroabehandlung mit Oxalsäure wäre demnach noch möglich gewesen.
Genau so, wie sich Bauleute über Sinn und Unsinn von Folien im Dachausbau als Dampfsperre den Kopf heiß reden, geht es auch so manchem (Jung-)Imker. „Folie – wäh, das ist ja Plastik! Darf das sein, wo wir’s doch ansonsten so schön natürlich in der Beute haben?“
Die Antwort, die wir für uns gefunden haben, lautet: „Ja, besser ist das.“
- Die Folie zeigt den Feuchtigkeitsgehalt, und somit, wie es um das Klima bestellt ist. Das wiederum lässt unter Umständen Rückschlüsse auf die Entwicklung der Bienen zu. (P. S.: Eine beschlagene Folie ist kein Garant, dass tatsächlich gebrütet wird.)
- Die Folie verhindert, dass Bienen unnötig aufgeschreckt oder (im Winter) abgekühlt werden, wenn man nur kurz einen Blick in die Beute werfen möchte bzw. muss.
- Die Folie hält die vom Lichteinfall aufgeschreckten Bienen erst einmal zurück. So fliegen sie den Imkern nicht gleich entgegen, wenn der Deckel geöffnet wird. Dann ist genug Zeit, den Smoker einzusetzen, also Rauch einzupusten, der die Bienen in die Wabengassen eilen lässt. Danach kann in Ruhe am Stock gearbeitet werden.
- Die Folie verhindert den Überbau, also die Verkittung („Wachsbrücken“) zwischen Rähmchenoberflächen und Deckel. Der Deckel lässt sich somit problemlos öffnen. Andernfalls müsste so heftig daran gezogen werden, dass sich das aufgerüttelte Volk sicherlich unisono auf den vermeintlichen „Bären“ stürzen würde.
- In der Magazinbauweise geschieht das Einfüttern üblicherweise mit Behältnissen voll Zuckerwasser. Diese werden auf die Rähmchen gestellt. Durch einen schmalen Spalt, den die Folienabdeckung frei gibt, gelangen die Bienen in den Futterraum. Wäre keine Folie dazwischen, würden die Bienen auch den oberen Raum zukitten und Waben anlegen, um ihn zu bewohnen.
Ein Kaufkriterium, wie wir sie noch auf keiner Webseite oder in keinem Buch gelesen haben, wäre, ob die Folie lebensmittelecht ist. Vielleicht hat jemand dazu eine Information, für die wir gerne aufs Kommentarfeld verweisen.
Da die Folie alternativlos und praktisch ist, wird sie sogar in der nach strengen Standards zertifizierten Öko-Imkerei zugelassen.
Folien für die Imkerei – welche und woher?
Tipps, die wir aus Foren und Lektüren zusammen tragen:
- Imkereifachhandel
- Metzger-Fachgroßhandel
- Plastibeutel, in denen das Futter angeboten wird, zurecht schneiden
- Baumarkt / Baufachhandel, z. B. Dampfsperrenfolien
- Bucheinbindefolie
Literaturtipp: Pia Aumeier: Ein Lob auf die Folie (PDF)
Nachtrag am 16.03.2023:
Diesen Winter mussten wir ausnahmsweise einmal Nachfüttern (Notfüttern). Wir waren erneut dankbar um die schützende Plastikfolie und die freie Sicht auf die Situation. Sind die Wabengassen noch besetzt oder sind schon zu viele verhungert?
Beim Notfüttern braucht man sodann ein freies Plätzchen, auf das man das Futterpäckchen auflegt, ohne die Bienen darunter zu quetschen. Bei einer undurchsichtigen Wachstuchauflage wäre nicht erkennbar, ob sich Bienen darunter tummeln. Doch läge sie schön plan und ohne Wellen auf, könnte es sogar ohne Quetschung gehen.
Auf dem ersten Foto ist der leichte Wachsüberbau gut zu sehen. Die Folie hoben wir vorsichtig ab und konnten das Päckchen sogleich unfallfrei platzieren.
Gänzlich ohne Folie hingegen würde der Wachsüberbau bis zum Holzdeckel hoch reichen. Dann würde man beim Abnehmen des Deckels die Bienen in ziemliche Aufruhr versetzen, da die Rähmchen zum Teil mit hochgezogen würden. Verluste wären garantiert.
Außerdem sind bei kühlen Temperaturen die auffliegenden Bienen garantiert grantig und angriffslustig. Ist es recht kalt, dann können sie zudem bei ihrem aufgeregten Herumfliegen durchaus auch verklammen und kämen unter Umständen nicht mehr heil heim.
Ich bin selber kein Imker, aber in unserer Nachbarschaft gibt es einen und der benutzt auch solche Folien. Anscheinend ist er damit sehr zufrieden, denn er nutzt diese Variante schon sehr lange.
Gruß, Marvin
PE Folien sind unbedenklich. Diese sind im Baumarkt erhältlich. PE kommt dem Bienenwachs von der chemischen Struktur am nächsten (solche Folien fühlen sin deshalb auch ‚wachsartig‘ an). Diese enthalten auch keine Weichmacher wie viele Leute behaupten, denn denn das PE(-LD) ist ‚von Natur aus‘ weich. Die Weichmacher findet man vor allem im PVC.
Bei den lebensmittelechten Folien, die oft genannt un gelobt werden, handelt es sich um sog. Skin-Folien. Diese verhindern das eindringen von Sauerstoff in Verpackungen von Lebensmitteln und somit das verderben. Diese sind in mehreren Schichten aufgebaut und enthalten noch weitere Stoffe (oft EVOH), da PE alleine in gewissem Maß gasdurchlässig ist und sich somit nicht als Verpackung von empfindlichen Lebensmitteln eignet.
Bei Bienenbeuten braucht braucht man keine Skin-Folie sondern am allerbesten eine ganz normale PE-Folie.
Gruß vom Imker aus der Kunststoffindustrie
Hallo ! 🙂
Mir gefällt deine Website sehr. Hier finden sich einige nützliche Informationen wider. Es freut mich das, du so tolle und interessante Informationen mit uns teilst!
Ich baue mir im Moment eine Seite zum Thema Bienen/ Bienenbeuten auf. Wäre schön falls du auch mal vorbeischaust und meinen Blog verfolgst!
Liebe Grüße
Kristian
Danke für deine Zeilen, Kristian. Viele Leser auch für deinen Blog. Und da wir viel mit Schulen machen, könntest du deinen Absatz mit den Nachteilen ergänzen, dass nicht nur ältere, sondern auch Teenager mit leichteren Beuten besser zurecht kommen. Im Moment sehen wir hier einen Trend zu Halbmaßen. Über die Anflugbrettchen könntest du auch noch bei Gelegenheit ein paar Überlegungen anstellen. Wir sehen beispielsweise bewusst davon ab, um kranken Bienen, die aus dem Stock geworfen wurden, keine Chance zu geben, allzu leicht wieder zurückzukrabbeln. Auch gibt es Untersuchungen, die keine Unterschiede feststellen bezüglich Erleichterungen beim Anflug. Begründet mag das auch damit sein, dass es in Baumhöhlen ebenfalls keine Anflugbrettchen gab. Ein Anflugbrettchen ist dann einfach nur ein weiteres Teil, dass kaputt gehen kann und gepflegt werden muss. Wie so oft in der Imkerei ist es eine „Geschmacksfrage“, die aber durchaus diskutiert werden kann. Herzliche Grüße! Ilona
Hallo,
Hab heute von einem erfahrenen Imker erfahren, die Bienen rühren das Kondenswasser nicht an um das Futter wieder aufzulösen.
Zweck einer Folie im Bienen Volk scheint hauptsächlich das verhindern des verbauens zu sein.
Gruß Hans
Hallo, Hans, danke für den Beitrag. Das mit dem Auflösen von Futter hatten wir aus guten Grund nicht mit aufgeführt, weil wir dazu keine Erkenntnisse haben. Erst kürzlich hat übrigens jemand von einem unserer Völker den Deckel abgenommen und daneben gelegt – bei winterlichen Temperaturen! Glücklicherweise hat die- oder derjenige sich nicht getraut, die angekittete Folie abzuziehen. So blieb die Wärme einigermaßen erhalten. Und was wir mittlerweile nach einigen Jahren Erfahrung auch feststellen konnten: wir hatten noch nie mit Schimmelbildung zu tun. Wir bleiben also weiterhin bei der Folie, sie hat sich für uns jedenfalls bewährt. Schöne Grüße! Ilona
Hallo… schön geschriebener Artikel.
Er ist leider nicht mehr „up to Date“.
Zu 1.) Feuchtigkeit in einem Bienenvolk darf nicht in der Beute gehalten werden. In einer lebenden Baumhöhle wird sie durch Diffusion heraus befördert
Zu 2.) warum sollte man im Winter die Kisten öffnen?
Zu 3.) es ist möglich die Rähmchen mit einem Baumwoll oder Leinentuch abzudecken
Zu 4.) siehe 3
Mit freundlichen Grüßen aus Kronach
Johannes
Hallo, Johannes, natürlich kann ein 6 Jahre alter Artikel nicht uptodate sein, und wir kämen nicht mehr nach, um all unsere schönen Beiträge (Danke für das Feedback hier) auf dem neuesten Stand zu bringen.
Zu 1.: Ein Bienenstock hat eine Luftfeuchtigkeit von 70-75%, also das ist ganz natürlich.
Zu 2.: Zur Oxalsäurebehandlung wird die Beute auch im Winter geöffnet, sonst natürlich nicht.
Zu 3.: Das ist jedem selbst überlassen. Manchmal möchten wir aber nur einen kurzen Blick reinwerfen, ohne sie weiter zu stören, um zu beurteilen, wieviele Wabengassen bereits oder noch besetzt sind, z. B. ob der Zeitpunkt für das Aufsetzen eines weiteren Brut- oder eines Honigraumes geschehen soll, oder für den Winter, ob das Volk stark genug ist oder wir es doch lieber mit einem weiteren (schwachen) Volk vereinigen möchten.
Danke für den Beitrag und viele Grüße
Ilona