Abdeckfolie – ja oder nein?

Abdeckfolie

Plastik in der Bienenbeute – Ja oder Nein? Abdeckfolien machen durchaus Sinn.

„Ob unsere Bienen bereits brüten?“ frugen wir unseren Imkervater vor wenigen Wochen. „Das könnt ihr an der Folie sehen. Ist diese beschlagen, dann brüten sie“, so die einfache Antwort. Nun, sie hatten wohl noch nicht. Eine Varroabehandlung mit Oxalsäure wäre demnach noch möglich gewesen.

Genau so, wie sich Bauleute über Sinn und Unsinn von Folien im Dachausbau als Dampfsperre den Kopf heiß reden, geht es auch so manchem (Jung-)Imker. „Folie – wäh, das ist ja Plastik! Darf das sein, wo wir’s doch ansonsten so schön natürlich in der Beute haben?“

Die Antwort, die wir für uns gefunden haben, lautet: „Ja, besser ist das.“

  1. Die Folie zeigt den Feuchtigkeitsgehalt, und somit, wie es um das Klima bestellt ist. Das wiederum lässt unter Umständen Rückschlüsse auf die Entwicklung der Bienen zu. (P. S.: Eine beschlagene Folie ist kein Garant, dass tatsächlich gebrütet wird.)
  2. Die Folie verhindert, dass Bienen unnötig aufgeschreckt oder (im Winter) abgekühlt werden, wenn man nur kurz einen Blick in die Beute werfen möchte bzw. muss.
  3. Die Folie hält die vom Lichteinfall aufgeschreckten Bienen erst einmal zurück. So fliegen sie den Imkern nicht gleich entgegen, wenn der Deckel geöffnet wird. Dann ist genug Zeit, den Smoker einzusetzen, also Rauch einzupusten, der die Bienen in die Wabengassen eilen lässt. Danach kann in Ruhe am Stock gearbeitet werden.
  4. Die Folie verhindert den Überbau, also die Verkittung („Wachsbrücken“) zwischen Rähmchenoberflächen und Deckel. Der Deckel lässt sich somit problemlos öffnen. Andernfalls müsste so heftig daran gezogen werden, dass sich das aufgerüttelte Volk sicherlich unisono auf den vermeintlichen „Bären“ stürzen würde.
  5. In der Magazinbauweise geschieht das Einfüttern üblicherweise mit Behältnissen voll Zuckerwasser. Diese werden auf die Rähmchen gestellt. Durch einen schmalen Spalt, den die Folienabdeckung frei gibt, gelangen die Bienen in den Futterraum. Wäre keine Folie dazwischen, würden die Bienen auch den oberen Raum zukitten und Waben anlegen, um ihn zu bewohnen.

Ein Kaufkriterium, wie wir sie noch auf keiner Webseite oder in keinem Buch gelesen haben, wäre, ob die Folie lebensmittelecht ist. Vielleicht hat jemand dazu eine Information, für die wir gerne aufs Kommentarfeld verweisen.

Da die Folie alternativlos und praktisch ist, wird sie sogar in der nach strengen Standards zertifizierten Öko-Imkerei zugelassen.

Folien für die Imkerei – welche und woher?

Tipps, die wir aus Foren und Lektüren zusammen tragen:

  • Imkereifachhandel
  • Metzger-Fachgroßhandel
  • Plastibeutel, in denen das Futter angeboten wird, zurecht schneiden
  • Baumarkt / Baufachhandel, z. B. Dampfsperrenfolien
  • Bucheinbindefolie

Literaturtipp: Pia Aumeier: Ein Lob auf die Folie (PDF)

Nachtrag am 16.03.2023:

Sternwartvolk, Notfüttern, AbdeckfolieDiesen Winter mussten wir ausnahmsweise einmal Nachfüttern (Notfüttern). Wir waren erneut dankbar um die schützende Plastikfolie und die freie Sicht auf die Situation. Sind die Wabengassen noch besetzt oder sind schon zu viele verhungert?

Beim Notfüttern braucht man sodann ein freies Plätzchen, auf das man das Futterpäckchen auflegt, ohne die Bienen darunter zu quetschen. Bei einer undurchsichtigen Wachstuchauflage wäre nicht erkennbar, ob sich Bienen darunter tummeln. Doch läge sie schön plan und ohne Wellen auf, könnte es sogar ohne Quetschung gehen.

Auf dem ersten Foto ist der leichte Wachsüberbau gut zu sehen. Die Folie hoben wir vorsichtig ab und konnten das Päckchen sogleich unfallfrei platzieren.

Futterteigpäckchen aufgelegt beim NotfütternGänzlich ohne Folie hingegen würde der Wachsüberbau bis zum Holzdeckel hoch reichen. Dann würde man beim Abnehmen des Deckels die Bienen in ziemliche Aufruhr versetzen, da die Rähmchen zum Teil mit hochgezogen würden. Verluste wären garantiert.

Futterteigpäckchen aufgelegt beim Notfüttern, Folie schnell wieder drüber gelegtAußerdem sind bei kühlen Temperaturen die auffliegenden Bienen garantiert grantig und angriffslustig. Ist es recht kalt, dann können sie zudem bei ihrem aufgeregten Herumfliegen durchaus auch verklammen und kämen unter Umständen nicht mehr heil heim.

9 Gedanken zu „Abdeckfolie – ja oder nein?

  1. Ich bin selber kein Imker, aber in unserer Nachbarschaft gibt es einen und der benutzt auch solche Folien. Anscheinend ist er damit sehr zufrieden, denn er nutzt diese Variante schon sehr lange.

    Gruß, Marvin

  2. PE Folien sind unbedenklich. Diese sind im Baumarkt erhältlich. PE kommt dem Bienenwachs von der chemischen Struktur am nächsten (solche Folien fühlen sin deshalb auch ‚wachsartig‘ an). Diese enthalten auch keine Weichmacher wie viele Leute behaupten, denn denn das PE(-LD) ist ‚von Natur aus‘ weich. Die Weichmacher findet man vor allem im PVC.
    Bei den lebensmittelechten Folien, die oft genannt un gelobt werden, handelt es sich um sog. Skin-Folien. Diese verhindern das eindringen von Sauerstoff in Verpackungen von Lebensmitteln und somit das verderben. Diese sind in mehreren Schichten aufgebaut und enthalten noch weitere Stoffe (oft EVOH), da PE alleine in gewissem Maß gasdurchlässig ist und sich somit nicht als Verpackung von empfindlichen Lebensmitteln eignet.
    Bei Bienenbeuten braucht braucht man keine Skin-Folie sondern am allerbesten eine ganz normale PE-Folie.
    Gruß vom Imker aus der Kunststoffindustrie

  3. Hallo ! 🙂

    Mir gefällt deine Website sehr. Hier finden sich einige nützliche Informationen wider. Es freut mich das, du so tolle und interessante Informationen mit uns teilst!

    Ich baue mir im Moment eine Seite zum Thema Bienen/ Bienenbeuten auf. Wäre schön falls du auch mal vorbeischaust und meinen Blog verfolgst!

    Liebe Grüße

    Kristian

    • Danke für deine Zeilen, Kristian. Viele Leser auch für deinen Blog. Und da wir viel mit Schulen machen, könntest du deinen Absatz mit den Nachteilen ergänzen, dass nicht nur ältere, sondern auch Teenager mit leichteren Beuten besser zurecht kommen. Im Moment sehen wir hier einen Trend zu Halbmaßen. Über die Anflugbrettchen könntest du auch noch bei Gelegenheit ein paar Überlegungen anstellen. Wir sehen beispielsweise bewusst davon ab, um kranken Bienen, die aus dem Stock geworfen wurden, keine Chance zu geben, allzu leicht wieder zurückzukrabbeln. Auch gibt es Untersuchungen, die keine Unterschiede feststellen bezüglich Erleichterungen beim Anflug. Begründet mag das auch damit sein, dass es in Baumhöhlen ebenfalls keine Anflugbrettchen gab. Ein Anflugbrettchen ist dann einfach nur ein weiteres Teil, dass kaputt gehen kann und gepflegt werden muss. Wie so oft in der Imkerei ist es eine „Geschmacksfrage“, die aber durchaus diskutiert werden kann. Herzliche Grüße! Ilona

  4. Hallo,
    Hab heute von einem erfahrenen Imker erfahren, die Bienen rühren das Kondenswasser nicht an um das Futter wieder aufzulösen.
    Zweck einer Folie im Bienen Volk scheint hauptsächlich das verhindern des verbauens zu sein.
    Gruß Hans

    • Hallo, Hans, danke für den Beitrag. Das mit dem Auflösen von Futter hatten wir aus guten Grund nicht mit aufgeführt, weil wir dazu keine Erkenntnisse haben. Erst kürzlich hat übrigens jemand von einem unserer Völker den Deckel abgenommen und daneben gelegt – bei winterlichen Temperaturen! Glücklicherweise hat die- oder derjenige sich nicht getraut, die angekittete Folie abzuziehen. So blieb die Wärme einigermaßen erhalten. Und was wir mittlerweile nach einigen Jahren Erfahrung auch feststellen konnten: wir hatten noch nie mit Schimmelbildung zu tun. Wir bleiben also weiterhin bei der Folie, sie hat sich für uns jedenfalls bewährt. Schöne Grüße! Ilona

  5. Hallo… schön geschriebener Artikel.
    Er ist leider nicht mehr „up to Date“.

    Zu 1.) Feuchtigkeit in einem Bienenvolk darf nicht in der Beute gehalten werden. In einer lebenden Baumhöhle wird sie durch Diffusion heraus befördert
    Zu 2.) warum sollte man im Winter die Kisten öffnen?
    Zu 3.) es ist möglich die Rähmchen mit einem Baumwoll oder Leinentuch abzudecken
    Zu 4.) siehe 3

    Mit freundlichen Grüßen aus Kronach

    Johannes

    • Hallo, Johannes, natürlich kann ein 6 Jahre alter Artikel nicht uptodate sein, und wir kämen nicht mehr nach, um all unsere schönen Beiträge (Danke für das Feedback hier) auf dem neuesten Stand zu bringen.
      Zu 1.: Ein Bienenstock hat eine Luftfeuchtigkeit von 70-75%, also das ist ganz natürlich.
      Zu 2.: Zur Oxalsäurebehandlung wird die Beute auch im Winter geöffnet, sonst natürlich nicht.
      Zu 3.: Das ist jedem selbst überlassen. Manchmal möchten wir aber nur einen kurzen Blick reinwerfen, ohne sie weiter zu stören, um zu beurteilen, wieviele Wabengassen bereits oder noch besetzt sind, z. B. ob der Zeitpunkt für das Aufsetzen eines weiteren Brut- oder eines Honigraumes geschehen soll, oder für den Winter, ob das Volk stark genug ist oder wir es doch lieber mit einem weiteren (schwachen) Volk vereinigen möchten.

      Danke für den Beitrag und viele Grüße
      Ilona

    • Wie Wasser durch das Holz diffundiert, in einer natürlichen Baumhöhle (Specht oder rausgefault) die von einem Bienenvolk bewohnt wird, ist mir ein Rätsel.
      Sind die Wände nicht schon nach kurzer Zeit mit Propolis und Wachs ausgekleidet? Da diffundiert zumindest Wasser nicht besser als durch Plastik.
      Allerdings sind die besseren Behausungen mit einem oberen Eingang versehen. Die warme Luft die durch das Volk reguliert veratmet wurde entweicht kontrolliert oben und die Abkühlung findet nicht innen statt. Sodaß das Wasser außen am Eingang kondensiert und nicht innen an Wand und Decke.
      Bei guter Dämmung ist das auch in einer ungünstigen Beute mit einem eingang unten nicht so excessiv, aber nicht ganz zu vermeiden.

      Das Atmen des Stockes ist ja im Winter nicht mehr so effektiv das es gelingt die feuchte warme Luft nach unten zu drücken, bevor das überschüssige Wasser innen kondensiert.
      In unseren komerziellen Beuten ist ja sogar die passive Ventilierung der Beuten durch entsprechende Wachsstrukturen laufend vom Imker entfernt. So ist in der kalten Jahreszeit wenn es keine Bauaktivität geben kann, die Beute nicht allzuweit von einer Schimmelfarm entfernt.

      In Spechthöhlen und rausgefaulten Astbruchstellen ist der Eingang in der überwiegenden Anzahl oben. Bedingt durch die Bauweise der Spechte und der Schwerkraft.
      So doof ist kein Specht das er Löcher unten macht damit seine Eier gleich wieder rausrollen.

      Der Honig ist ja auch Wärmetauscher und -speicher. So wird viel Energie gespart wenn die warme Luft daran vorbeistreicht.
      Der Beespace ist unter anderem für die aktive Belüftung des Beuteninneren in der aktiveren Zeit unabdingbar. Weiterer Abstand erzeugt ja Verwirbelungen, darum müssen die das zwingend verbauen .

      Eine weitere Strukturoptimierungen die den Luftstrom passiv steuern könnten verhindern wir ja relativ zuverlässig.
      Weil ich wissen will wie Bienen das in günstigeren Hohlräumen anstellen, habe ich eine Beobachtungsbeute gebaut die näher am
      ursprünglichen System liegt.

      Die Bienen sind dort recht erfolgreich in ihren zweiten Winter gegangen. Im Frühling hatten sie noch geschwärmt und in der letzten Frostperiode habe ich einen 15 cm Eiszapfen an der Aströhre entdeckt, den ich als Flugloch verwende.
      Die Wände im bewohnten Bereich sind alle dick propolisiert.

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