Glyphosat für weitere 10 Jahre erlaubt – Petition unterschreiben JETZT!

Screenshot Campact Petition Glyphosatverbot 2023Ja, irgendwann hast du schon mal eine Petition gegen Glyphosat unterschrieben in Sachen Glyphosatverbot. Es geht in eine neue Runde, also tu’s noch einmal, wenn du ebenfalls der Meinung bist, dass derartige Gifte, bei der die Einschätzung ihrer Gefahr für Mensch und Tier höchst umstritten ist, in unserer (Bienen-)Welt nichts verloren haben.

Zwei Schritte vor, einer zurück … und ewig grüßt das Murmeltier, in diesem Falle die Agrarindustrie (wovon Bayer nur eine, doch treibende Kraft ist) sowie – etwas irritierend sicher – eine fehlende europäische Norm.

„Die Logik dahinter ist: wo keine Normen, da kein Risiko. Das Problem ist also in erster Linie kein wissenschaftliches, sondern ein bürokratisches. Und auch ein strukturelles. Denn die Entscheidungsträger kommen nicht aus dem umweltpolitischen, sondern dem landwirtschaftspolitischen Umfeld“, so aus einem ganz gut verständlichem Hintergrundbericht des MDR zu erfahren.

Inwieweit die Entscheidung in Brüssel, Glyphosat für weitere 10 Jahre zuzulassen, für die Bundesrepublik aushebelbar ist, prüft derzeit das Landwirtschaftsministerium. Denn dem Koalitionsvertrag zufolge soll in Deutschland Glyphosat ab 2024 verboten werden.

Nachtrag: Hier geht’s zum kostenlosen Pestizidreader, der umfassend zum Thema Pestizide informiert.

Impfstoff gegen Amerikanische Faulbrut und das „Bienensterben“

Streichholzprobe Amerikanische Faulbrut

[S.a. Update unten]

„USA genehmigen weltweit ersten Impfstoff gegen Bienensterben“, so kürzlich zu erfahren. Keine Frage, das scheint ein willkommener Durchbruch zu sein. Der mit „Bienensterben“ übertitelte Artikel auf nau.ch bezieht sich allerdings genau genommen „nur“ auf die Amerikanische Faulbrut, die weltweit auftritt und – insoweit korrekt – zu einem Sterben von Bienen führt. Hier wurde also jüngst ein Impfstoff zugelassen, der bei seiner Verabreichung durch Fütterung an die Königin deren Nachkommenschaft vor dem zerstörerischen Bakterium immunisiert. Wir sind gespannt auf die Erfolgsberichte im Verlauf der nächsten Jahre.

„Bienensterben“ ist nicht gleich „Bienensterben“

Das sogenannte „Bienensterben“ ernst zu nehmen geben immerhin 89% an, die bei der Umfrage im Presseartikel mit „Ja“ voteten. Wobei der Begriff ursprünglich ein Phänomen namens Colony Collapse Disorder (CCD) bezeichnete und sich auf ein in verschiedenen Jahren bzw. Zeitperioden plötzlich auftretendes, sprunghaft hohes Völkersterben (80%) hin Nordamerika bezog, dessen Ursprünge nicht völlig geklärt sind. Die Stöcke werden dabei bis auf die Königin von den Bienen verlassen. Daher waren und sind tierärtzliche Untersuchungen und Forschungen wohl nicht so recht ergiebig.

CCD ist hierzulande aber eher kein Problem, da in Deutschland und Europa andere bzw. bienenfreundlichere Verhältnisse in der Betriebswirtschaft von Honigbienen anzutreffen sind. Stichworte: Keine oder nur selten anzutreffende Massierung von Völkern – und damit weniger Ansteckungsgefahren – und keine Tausende von Kilometern an stressigen Trachtfahrten, die möglicherweise mit ursächlich für das Massensterben gewesen sein könnten, da es die Bienen schwächt.

Wenn wir Imker/innen also zum Bienensterben gefragt werden, beziehen wir uns eher auf den steten, umweltbedingten Rückgang von Wildbienenarten und -populationen.

Manchmal wird der Begriff „Bienensterben“ aber auch für eine nicht gelungene Überwinterung von Völkern verwendet. Diese haben ihren Ursprung entweder in einer hohen Varroabelastung oder in ausgehenden Nahrungsvorräten zum Ende der Kälteperiode und dem Beginn starker Flug- und Bruttätigkeit im Vorfrühling hin.

Manchmal verursachen das Völkersterben auch nicht erreichbare Honigvorräte, die zwar gefüllt, jedoch zu weit weg von der Wintertraube hängen. Die Bienen verhungern quasi mit dem Blick auf den gedeckten Tisch, den sie durch die einsetzende Starre beim Versuch, die Kältebrücke zu überwinden, nicht erreichen können. Hier können umsichtige Imker/innen gut eingreifen und vorbeugen, zum Beispiel durch genügend Einfütterung im Spätsommer.

Vorsichtig optimistisch

Die Meldung ist also zwar leicht irreführend, doch im Grunde erst einmal vorsichtig positiv zu bewerten. Denn Faulbrutsporen sind überall anzutreffen und nicht zu verhindern. Gesunde, vitale Völker können damit umgehen. Schwache Völker haben ein echtes Problem. Bei einem Ausbruch haben aber auch die Imkereien durch die Quarantänevorschriften innerhalb der ausgewiesenen Sperrbezirke massive Probleme. Es kann Jahre dauern, bis ein normaler Handel (Weitergabe von Ablegern, Umzug von Bienenstöcken) wieder möglich ist.

Von daher doch ein kleiner Hoffnungsschimmer. Vielleicht erfahren wir im kommenden Imkerforum des Instituts für Bienenkunde in Veitshöchheim bald mehr.

Update 30.01.2023:

„Es gilt festzuhalten: Von einer Impfung gegen die AFB ist man weltweit noch weit entfernt, sofern sie überhaupt je für die Praxis sich eignen wird.“ In: Schluckimpfung für Bienen? Laves Niedersachsen. [Date aus Seiteninformation: 27.01.2023].
Dank an Hinweis von Maexchen1 via Mastodon.

Petition „Gegen Wiederzulassung von Glyphosate in Europa durch Macron“

SumOfUs schickt uns in seinem Newsletter folgenden Appell, den wir als unterstützenswert erachten. Dazu würde eure Eintragung genügen.

2022 könnte endlich das Aus für Glyphosat bedeuten – denn in diesem Monat übernahm Frankreich die EU-Ratspräsidentschaft und hat somit die Macht, die Lizenzverlängerung zu stoppen.

Doch noch zögert der französische Präsident, sein Versprechen einzulösen und das Ende von Glyphosat einzuläuten. Die EU-Ratspräsidentschaft bietet die Möglichkeit viel Größeres zu bewirken und ein EU-weites Glyphosat einzuführen.

Schon über 115.000 SumOfUs-Mitglieder appellieren an Macron, die EU von Bienenkiller-Pestiziden zu befreien. Helfen Sie uns dabei, den öffentlichen Druck auf Macron zu vergrößern?

Fordern Sie Macron auf, sich gegen die Glyphosatverlängerung zu stellen und die EU von gefährlichen Pestiziden zu befreien!

Vielen Dank für Ihre Unterstützung,
Nabil und das Team von SumOfUs

Rezension zu Westphal: „Auf der Suche nach den verschwundenen Bienen“

[Werbung] In der Geschichte „Auf der Suche nach den verschwundenen Bienen“ erfahren die befreundeten Kinder, der 11-jährige Flo und seine überhaupt nicht zickige Freundin Lou, später auch noch Jim Junior und Thies, viele interessante Details zu Bienen und der Imkerei.

Die Geschichte spielt sich ab in einer nicht allzu fernen Zukunft, als sich die Insekten- und Vogelwelt mehr oder weniger von der Erde verabschiedet hat – ob in Südafrika, Russland, China, Amerika oder eben in der Lüneburger Heide, in der die Kinder zuhause sind. 600 Millionen in der EU verschwundene Brutvögel sind bereits jetzt Realität. Das Genre ist also beileibe keine reine Science-Fiction. Es gibt immer noch Bücher und Fahrräder, und dass man Sachverhalte vielleicht mal eben googeln kann, wird anfangs vergessen, später dann doch genutzt. So wie in der Jetztzeit halt auch.

Angeregt durch Flos Oma, die nicht nur handarbeiten und Streuselkuchen backen kann, sondern auch sonst als recht patente Frau und ehemalige Imkerin beschrieben wird, nehmen die Kinder während ihrer Ferien Kontakt zu Menschen auf, die etwas über die jeweilige Situation in ihren Ländern sagen können. Überall das gleiche, nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten – die Bienen sind verschwunden! Oder doch nicht?!

Eine heiße Spur führt sie letztendlich zurück in die nahe Umgebung. Auch wir Lesenden sind voller Hoffnung, dass das Summen vielleicht nicht gänzlich verstummt ist und ein rotbackiger Apfel ein seliges Versprechen aus dem Paradies sein wird. (Oder der ganze leidige Sündenfall der Menschen wieder von vorne anfängt …)

Stärke des „Kinderkrimis“

Die Stärke des „Kinderkrimis“ ist es, die grundlegenden wie tiefergehenden Details in eine spannende Indiziensuche zu verpacken, in der am Ende der himmlisch-süße Geschmack von Honig die entscheidende Wende bringt. Die Zusammenhänge zwischen Bestäubungsleistung und verlorener Genüsse und Sinnlichkeiten sind immer wieder hervorgehoben. Wie schmeckt ein Apfel? Wie riechen Bienenwachskerzen? Wie sehen bunte Blumen aus? Wie hören sich Vögel an, abgesehen von Krähen? Was hat es mit den flüssigen Sonnenschein auf sich? Was haben die Menschen falsch gemacht und wie könnten sie es global und im Einzelnen besser machen?

Gerade auf die letzte, brennende Frage kann die erfahrene Imkerin Undine Wesphal genau so wenig eine exakte wie unangreifbare bzw. begreifbare Antwort geben wie alle anderen fachlich versierten Imker/innen oder Pädagoginnen und Pädagogen oder sonst irgendwer. Es gereicht ihr zur Ehre, dass sie es versucht und dabei keinesfalls im Ungefähren bleibt. Unbestritten spielen Faktoren wie Pestizide und exzessiv betriebene Landwirtschaft, fehlende insektenfreundliche Nahrung und der Missbrauch von Bienenvölkern auf stressigen Trachtfahrten eine Rolle. Das wird recht eingängig und kindgerecht in verschiedenen Kapiteln und Zusammenhängen dargestellt.

Doch bei Ursachenforschung wie der adäquaten Art der Einfütterung oder der artgerechten Unterbringung von Honigbienen wird es unbefriedigend. Weder kann die Bienenhaltung in sogenannten Stülpern, eine traditionelle Heidebetriebsweise, der Weisheit letzter Schluss sein, noch ist es das Belassen des eigenen Honigs im Volk als Winternahrung.

Die langjährige Schulungsreferentin und engagierte Pädagogin umgeht eine Festlegung bei diesen Parametern geschickt, indem sie sie zwar erzählerisch einbindet, jedoch im letzten Kapitel* mehr oder weniger wieder revidiert. Das ist nicht wirklich befriedigend, aber durchaus verständlich, werden diese Fragestellungen doch auch in Imkerkreisen von je her heiß diskutiert. Das Buch wirft sicherlich nicht nur dadurch viele Fragen auf, die je nach imkerlichen Kenntnisstand auch weiterhin unterschiedlich beantwortet werden dürften.

Derweil ist das hehre Ziel, nämlich Interesse an den Bienen zu wecken, nachgerade erreicht. Alles andere dürfen nun die zahlreichen Sach- und Fachbücher, zu denen Undine Westphal vor allem im Eigenverlag ebenfalls beigetragen hat, bedienen.

Die Schwäche der Publikation

Das Buch hätte es inhaltlich gesehen mehr als verdient, von einem professionellem Lektorat, wie es erfahrene Verlage anbieten, betreut zu werden. Zwar ist auch der Sprachfluss (beim getesteten lauten Vorlesen) eingängig und überwiegend stolperfrei. Wären da nicht die zuweilen für Kinder zu langen Sätze. Der Vorteil eines Kürzens wäre außerdem, dass die doch recht kreative Kommasetzung einen Feinschliff erhält. Und dass ein Gedankenstrich ( – ) kein Bindestrich (-) ist, dieser Halbgeviertstrich außerdem mit je einem Spatium eingefügt werden muss, könnte bei dieser Gelegenheit ebenfalls befriedet werden, nebst kleineren Flüchtigkeitsfehlern (Flo statt Floh, Blüten statt Früchten, die bestäubt werden müssen, Groß- und Kleinschreibung etc.)

Hibbelig, wie Flo so oft beschrieben wird, werde ich allerdings immer dann, wenn’s um Grammatik geht. „Thies sein Vater“ oder auch „fragte er Thies seinen Vater“ … da fällt mir sofort der Kalauertitel „Der Genetiv ist dem Dativ sein Tod“ ein. Der inkorrekte Gebrauch des Genetivs bzw. des Dativs mag regional unterschiedlich ausgeprägt sein und verbal keine große Rolle spielen. Doch die grammatikalisch korrekte Verschriftlichung unterscheidet einen selbstredigierten Text von einem professionell lektorierten. Vielleicht ja in der zweiten Auflage?!

Dafür außerdem der Tipp, gewaltfreie und gendersensible Sprache zu verwenden. Schluss mit den „Old-Fashion-Stereotypen“ und der Kriegssprache, wie es unsere Generation (also mindestens noch die Ü50er) unreflektiert übernommen hat: „Wie aus der Pistole geschossen“, „wie eine Kanonenkugel“, „Kriegsrat halten“, „tolle Truppe“, „Oh man (sic!)“, was wohl eher „Oh, Mann“ hätte heißen sollte, und ähnliches. Den bärtigen Kosaken, den uralten Chinesen, den rundbebrillten Nerd „Junior“ und damit auch ein Ungleichgewicht an männlichen Protagonisten, lassen wir dabei einfach als künstlerische Freiheit und quasi als systemimmanent durchgehen.

Fazit

Das Buch von Undine Westphal „Auf der Suche nach den verschwundenen Bienen“ hat auf alle Fälle das Zeug zu einem Bestseller in Imkerkreisen, und das nicht nur, weil es eine Lücke füllt. Sachinformationen zum Bienenleben und -sterben in kurzweiliger Lesefutterform für die Zielgruppe ab 9 Jahren ist definitiv zu selten auf dem Markt. Es packt ein heißes Eisen auf kindgerechte Weise an und bezieht dabei nicht dogmatisch Stellung, drückt sich jedoch auch nicht vor deutlichen Worten.

Die jungen wie erwachsenen Protagonist(inn)en sind sympathisch beschrieben (und im Übrigen auch gezeichnet!), wobei die Hauptfigur Flo(h) eindeutig seinem Namen etwas zu viel Ehre macht. Die brave und intelligente Lou hingegen begleitet ihn etwas klischeehaft, doch als notwendige Ergänzung, um auch die Mädchen als Leserinnen zu gewinnen. Zusammen mit ihrer Autorin rollen sie die Situation der Welt auf, die dem Bienensterben vielleicht gerade noch so Einhalt gebieten konnte. Wenn’s denn nur so einfach wäre … aber vor dem großen Thema Klimakatastrophe hat Westphal rechtzeitig Halt gemacht.

Es ist als Kunststück zu bewerten, bei aller Thememschwere ein Kinderbuch zu gestalten, das Spannung, Spaß und Zuversicht zugleich vermittelt. Was ihr gelungen ist und von daher für naturbegeisterte und leseerfahrene Kinder ab 9 Jahren empfohlen werden kann. Als Schullektüre bedarf es der typografischen wie rechtschreibkonformen Überarbeitung sowie der Begleitung durch erfahrene Imkerpädagog(inn)en. So hat sich Undine Westphal, die seit 15 Jahren als „Bienenpädagogin“ arbeitet, mit diesem Buch sicherlich gleich selbst einen großen Gefallen getan, kann sie jetzt doch perfekt ihre beiden Passionen – Unterrichten und Schreiben – miteinander verzahnen.


*Kapitel 16: „Für junge Bienenretter zum Weiterlesen“, Wissenswertes über Bienen und die Imkerei“, erläutert die Fußnoten des Textes in 11 eingängigen, sachlich-kurzen Unterkapiteln und mit passenden Fotos.


Westphal, Undine: Auf der Suche nach den verschwundenen Bienen. Eigenverlag Hamburg 2021. 114 S. Bestellung undine [at] noergelsen [dot] de.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*11* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

„Naturzeit“ ist eine seit 2018 eingeführte Titelreihe aus dem Franck-Kosmos-Verlag, das jeweils auf ca.190-240 Seiten einzelne Pflanzen- und Tierfamilien aufgreift, und eben auch die Bienen. Allen gemein ist eine hochwertige haptische Ausstattung mit Lesebändchen, offenem (statt gestrichenem) Papier, was eine griffige Textur bedeutet und edle Prägungen auf Buchdeckel und Vorsatzblatt. Das gedrungene Buchformat (13×19 cm), der Schrifttype auf sepiabräunlichem Papier, überhaupt die gesamte Aufmachung erinnert an die 50er Jahre, doch der Retrostil ist ja heute wieder modern.

Der Illustrator

Diesen Vintagestil unterstreichen die naturalistischen und sehr ansprechenden schwarzen wie (teil-)colorierten aquarellierten Strichzeichnungen. Von diesen könnte es meinem Geschmack nach sehr viel mehr geben. Paschalis Dougalis ist für diese Reihe der begnadete „Hofmaler“ zauberhafter, detailgetreuer Illustrationen und es verwundert mich daher ein wenig, dass er nicht immer auf den Verlagswebseiten zu allen Naturzzeit-Büchern oder auf dem Buchdeckel mit benannt ist.

Lieblingsbilder: Eine Wabe in Wildbauweise (S. 40), ein Imker in der Felswand hängend von oben schräg hinten (S. 65) und gleich zu Anfangs (S. 6) der kleine Smoker, dessen biegsames Leder man förmlich fühlen kann! Ach, eigentlich kann ich mich kaum entscheiden, alles so liebevolle und detailversessene kleine Kunstwerke!

Der Autor

Kommen wir auf den Autor, Friedrich Hainbuch, zu sprechen, dessen Name fast wie ein Pseudonym wirkt, jedenfalls sehr passend auf diese Naturzeit-Reihe. Dessen Vita ist so vielfältig, dass ich mir mit meinen eigenen vier Qualifikationen fast schon minderbemittelt vorkomme. Katholische Theologie, Geschichte, Philosophie, Sport- und Medizinische Wissenschaften, Pädagogik, mithin ein Prof. Dr. theol., Dr. phil., Dr. rer nat.  … habe ich was übersehen? Ach ja … Imker natürlich, wenngleich auch offenbar „nur“ mit zwei bis vier Völkern, die in der Eifel stehen.

Schreibstil und Inhalt

Von der Aufmachung her rechnete ich mit einem biografisch geprägten Entwicklungs- und Erfahrungsbericht. Dem ist jedoch nur anfänglich und stellenweise so. Der sachlich-fachliche Erzählstil über Bienen und Wildbienen, die Imkerei, Bienengaben und -sterben sowie einem Exkurs in die Verangenenheit überwiegt, bei gelegentlichen Einstreuungen von vergnüglichen Gedichten, (historischen) Zitaten und teilweise humoresken Geschichten.

Das wirkt zuweilen etwas sprunghaft, so, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Brach da im vielseitig gebildeten Verfasser der Philosoph hervor? Oder war er sich seines eigenen, erkennbar breit angelesenen Faktenwissens überdrüssig und fand es an der Zeit, sich und seine Leser/innen bei Laune zu halten? Eindeutig gelingt ihm das!

Es fällt einem schwer, das Buch aus der Hand zu legen, obwohl die geringe Fontgröße und der zu wenig mit Absätzen gegliederte Fließtext das Lesen etwas anstrengend macht. Doch die gewählte Serifenschrift sowie der Schreibstil sind angenehm zu lesen. Die Satzlängen sind nicht zu umfangreich (wie weiland meine eigenen), aber auch nicht zu banal vereinfachend, also genau richtig. Allerdings benötigt man zum Ausgleich des chamoisen Hintergrunds eine sehr helle Leselampe. Doch der Lohn der Mühen ist die eine oder andere überraschende Erhellung, auch für Sachkundige – Lesefreude vorausgesetzt!

Zielgruppe und Inhalt

Der Band wirkt insgesamt wie eine Hommage an die Bienenwelt und die „naturgemäße“ Imkerei. Als beseelter Imkerneuling oder allgemein an Bienen Interessierte/r, die/der sich nicht erst durch -zig Sachbücher quälen möchte, erhält man einen allgemeinen und sehr runden Gesamtüberblick, der an den „richtigen“ wie auch an überraschenden Stellen packend – unter Vermeidung von Professorengehabe oder Nerdhaftigkeit – in die Tiefe geht.

Hainbuchs Ausführungen können jedoch eher nicht die praktisch orientierten Sachbücher mit ihren Schritt-für-Schritt- bzw. Monatsbetrachtungs-Anleitungen ersetzen, doch das scheint mir so vom Autor auch nicht gewollt zu sein. Ich würde zudem allen Anfänger/innen dringend ans Herz legen, das mir am schwächsten erscheinende Kapitel, nämlich zur Varroabehandlung, mit einem versierten Imkerpaten oder einer -patin gründlich zu besprechen und sich eingehend zu beraten. Denn hier (S. 175 f.) wird zur Sommer- und Winterbehandlung neben Ameisen- und Oxalsäure alternativ Milchsäure genannt, was unserer Erfahrung nach keine ernsthafte Wahl darstellt.

Als Imkererfahrene wird man über manche Seite mit sattsam bekannten Inhalten querlesen, bevor es dann doch wieder interessante Aspekte gibt, die man so noch nicht bzw. nicht in dieser zusammenfassenden Form gelesen hat.

Kleine Unschärfen – (z. B. S. 38 zur Varroamilbe, die keinesfalls wie die Drohne 24 Tage zum Schlüpfen braucht, sondern in dieser Zeit gleich mehrere Töchtergenerationen hervorbringt, daher die größere und länger verschlossene Drohnenzelle statt der kleineren Arbeitsbienenzelle bevorzugt) – schmälern das große Verdienst um ansonsten größtmögliche Genauigkeit und Verständlichkeit keinesfalls. Da will die Rezensorin einfach nur ihr eigenes Fachwissen raushängen lassen, aber zugleich damit verdeutlichen, dass sie das Buch ebenso gründlich gelesen und zu Recht für sehr gut und auf hohem Niveau befunden hat!

Die Literaturgrundlagen

Dass der viel belesene Autor (nicht nur) seinen Thomas D. Seeley gründlich studiert hat, ist mir im Kapitel zur Bienendemokratie aufgefallen. Ich schätze, ja, liebe das gleichnamige und faszinierende Buch des renomierten Bienenforschers ebenfalls sehr. Hätte Hainbuch eine eigene wissenschaftliche Abhandlung zum Schwarmgeschehen geschrieben, wäre dringend eine früh gesetzte Fußnote anzuempfehlen gewesen. Denn seine zwei Seiten umfassende, sehr prägnante Zusammenfassung meiner Lieblingsstelle, wie Bienen sich für eine neue Behausung entscheiden, verrät seinen Ursprung zunächst nicht.

Doch dann zitiert er – zu meiner Erleichterung also doch kein Plagiat! – Seeleys fünf Entscheidungsfaktoren, die jener von der Biene(ndemokratie) auf die menschliche Gesellschaft ableitet bzw. überträgt bzw. ihr, der „Polis“, empfiehlt. (Siehe dazu auch meinen letzten Vortragsbericht.)

Überhaupt trifft man in Hainbuchs Auswahl an weiterführender Literatur im Anhang gute Bekannte wie z. B. Tautz, Menzel, Maeterlink, Zander oder Armbruster (alles Männer, hm, so, nun ja). Wie bereits erwähnt liegt des Autors Fokus sodann auf „artgerechte Bienenhaltung“, die zu definieren und zu hinterfragen immer eine Diskussion wert ist, zumal dann, wenn man mehr als nur eine Handvoll Völker betreut wie der Verfasser.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Werke zur Kulturgeschichte der Biene. Was mir persönlich Freude bereitet, da meinen eigenen historisch interessierten Nerv treffend, den ich leider in der Imkerschaft nicht mit allzu vielen teile. Die 50er bis 80er Jahre, als man noch mit Schwammtuch und ohne Varroamilbe imkerte, mal ausgenommen.

Fazit: Hainbuchs „Bienen“ in dieser ansehnlich-wertigen Kosmos-Verlagsreihe „Naturzeit“ ist ein echtes Schmankerl und für unerfahrene bis fortgeschrittene Bienen- wie Imkerfreu(n)den wärmstens für den Gabentisch zu empfehlen – Lesefreude und gutes Licht vorausgesetzt.
Nicht geeignet ist es für eine schnelle, ungeduldige Twittergeneration, die sich naiv ein Volk kauft und sich dann wundert, warum es sich nicht von alleine entwickelt. Hm, nun ja … vielleicht aber dann doch und gerade auch für jene!
Für Profis schadet es ebenfalls nicht, sich im Winter das Erlernte, Erfahrene und Erlebte durch die Feder eines breit aufgestellten Autors in seiner Gesamtheit wieder einmal vor Augen zu führen und vielleicht dabei den einen oder anderen Schatz (er)neut zu heben.


Hainbuch, Friedrich: Naturzeit – Bienen : Was Mensch und Biene einander bedeuten / Friedrich Hainbuch ; Mit Ill. von Paschalis Dougalis. Stuttgart : Franck-Kosmos. 2019. 191 S. : Ill.
ISBN 978-3-440-16042-8

In unserer Imker-Bibliothek enthalten.

Anhörung im Petitionsausschuss zur Risikoüberprüfung von Pestiziden

Bild von <a href="https://pixabay.com/de/users/RichardLey-631221/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=1749721">Richard Ley</a> auf <a href="https://pixabay.com/de/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=1749721">Pixabay</a>

Bild von Richard Ley auf Pixabay – Danke!

Um was geht es?

Schnellversion: Mit Hilfe der Petition soll die Abschwächung einer nachträglich geänderten EU-Leitlinie (Bee Guidance), die zu Lasten der Bienengesundheit stattgefunden hat, wieder rückgängig gemacht werden.
Details:
In der öffentlichen Anhörung der Petition am 21.10.2019 ging es um die geänderte Risikoüberprüfung von Pestiziden zum Schutz insbesondere von Wildbienen und Hummeln und im allgemeinen von Insekten. Genauer gesagt darum, dass unsere politischen Vertreter auf EU-Ebene für eine „tatsächlich wirksame“ Bee Guidance eintreten.
So soll das gesamte Ausmaß der Schäden durch Pflanzenschutzmittel und Pestizide nebst den daraus resultierenden „Cocktails“ mit geeigneten Methoden ermittelbar sein, um die darauf hin notwendigen Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Eine entsprechende Leitlinie (Bee Guidance) auf EU-Ebene, die moderne Prüfverfahren vorschreibt, nach denen sich auch die Industrie verlässlich richten kann, scheiterte am Widerstand einzelner EU-Staaten, so in der Pressemeldung zu lesen.
Deshalb entstand eine abgeschwächte Version dieser Leitlinie. Sie ermöglicht derzeit, dass auch weiterhin hochproblematische Wirkstoffe zum Einsatz kommen dürfen. Mit Hilfe der Petition soll diese Abschwächung der geänderten Bee Guidance rückgängig gemacht werden.

Wer war an der Anhörung beteiligt?

Die Petitionseingeber (Petenten), Imkermeister Thomas Radetzki und Vorstand der Aurelia-Stiftung sowie Prof. Dr. Dr. h. c. Randolf Menzel, Zoologe und Neurobiologe mit Schwerpunkt Gedächtnisleistung der Bienen, hatten ihr Anliegen in Berlin unseres Erachtens nach sehr kompetent und verständlich vertreten.

Radetzki stellt die Petition (s. u. im Video ab Minute 5) dar. Menzel äußert sich (ab Minute 9) zur den Auswirkungen von Insektiziden im Allgemeinen und speziell am Beispiel von Thiacloprid auf die Honigbiene. Es folgen zwei Folien bis Minute 11:15.

So manche themenabweichende Anmerkung oder unglücklich ausgedrückte Frage der anwesenden Fraktionsvertreter(inne)n hatten die Petenten sachlich und freundlich auf den Wesenskern der Petition zurückgeführt. Dennoch sind sie dabei in ihren denkbar knappen Ausführungen auf die jeweiligen Befindlichkeiten verständlich eingegangen. Respekt!

Im Folgenden (fast vollständig) die Beteiligten der Anhörung:

Hinter den Namen stehen nicht nur Politiker/innen mit den jeweils spezifischen Fraktionshintergründen, sondern auch berufserfahrene Menschen, die mit ihren jeweiligen Lebens- und Erfahrungshintergrund als Referenzquelle versuchen, wirtschaftliche und naturwissenschaftliche Sachverhalte nachzuvollziehen – was manchem mehr, manchen weniger gut gelangt.

War die Petition erfolgreich?

Ja – Die Hürde von 50.000 Petitionszeichner wurde um über 20.000 übertroffen.
Ja – Eine öffentliche Anhörung fand statt, was nicht immer für jede Petitonseingabe der Fall ist, egal, wie hoch die Unterzeichneranzahl ist.
Ja – Während der Anhörung zeigte man „Bienenbewusstsein“ und befand sich im Großen und Ganzen in Übereinstimmung „Pro Biodiversität“.
Jaein – Beim Problembewusstsein gegenüber des eigentlichen Petitionsgegenstandes bin ich mir bei einzelnen Vertretern (m) nicht so ganz sicher.
Ja – Denn nun können weitere Schritte folgen.

Wie geht es weiter?

Natürlich konnte in diesem Rahmen noch keine Entscheidung getroffen werden, für oder gegen was auch immer. Ein anschließender Petitionsausschuss wird darüber befinden, ob er sich hinter die Forderungen der Petition stellt.
Falls ja – und das scheint uns doch der Fall zu sein, allem Fraktionsgeplänkel zum Trotz – wird er eine entsprechende Empfehlung an den Deutschen Bundestag geben. Denn in der umfassenden Sache des Biodiversitätserhalts ist man sich größtenteils einig. Was den Punkt des Verfahrens einesr wissenschaftlichen, unabhängigen Risikoüberprüfung bzw. deren Änderung bzw. der Änderung der Änderung anbelangt, ist freilich noch Informationsbedarf erkennbar.
Entscheidet sodann auch das Bundestagsparlament zugunsten der Unterstützung dieser Petition, übermittelt er einen entsprechenden Beschluss mit Empfehlungen an die Bundesregierung.
Ob und vor allem wann sich danach etwas ändern wird, steht derzeit noch in den Sternen. Wir bleiben dran, und wir geben die Hoffnung nicht auf.
Vielen, herzlichen Dank an die Petenten Thomas Radetzki und Prof. Randolf Menzel für alles, was sie im Namen von Biene und Mensch bis zu diesem Punkt  – und an ungezählten anderen Stellen! – bisher geleistet haben!

Originalquelle:

Nach Vorbemerkungen zum Ablauf geht es los ab der 5. Minute.

Pressemeldungen

Weiterführende Informationen

Einladung: Kinofilm „Mikrokosmos – Das Volk der Gräser“

Kino FilmklappeEine Veranstaltung des Aktionskreises zum Volksbegehren Artenvielfalt findet am 5.2.um 18.30 Uhr im Lichtspiel-Kino statt. Gezeigt wird der Film „Mikrokosmos – Das Volk der Gräser“, dem eine Gesprächsrunde mit Gästen aus der Landwirtschaft und Imkerei folgt. Im Anschluss gibt es vegetarische Häppchen. Eintritt frei, um Spenden wird gebeten.

Gelungener Auftakt in Bamberg – Erstunterzeichner-Event vorm Rathaus

„Am liebsten würde ich gleich zweimal unterschreiben!“ meinte eine Zuhörerin bei der Auftaktveranstaltung am 31.01.2019, den ersten Einschreibetag zum bayerischen Volksbegehren „Artenvielfalt und Naturschönheiten in Bayern – Rettet die Bienen!“

1.100 Unterschrifen wurden in Bamberg bereits am ersten Tag geleistet! Das entspricht etwa 2% Stimmberechtige in Bamberg, in München lagen sie bei 1,35%. Es ist zu vermuten, dass Bamberg damit in Bayern mit an höchster Stelle liegt.

Hier der Wortlaut der Anmoderation zum Erstunterzeichner-Event, zwei Videos mit den  Statements bekannter, vertrauter und verdienter Bürgerinnen und Bürger Bambergs sowie  eine Fotogalerie mit Bildern zur freien Verwendung.

Nachträge 3.2.19, 6.2.19 und 7.2.19

Vielen Dank an alle Beteiligten – wir hatten einen perfekten Start – Summ, summ, summ!

Anmoderation und erste Statements zum Start des Volksbegehrens in Bamberg

– mit herzlichen Dank an Filmproduzent Arno Schimmelpfennig!

Weitere Statements zum Start des Volksbegehrens in Bamberg

Die Einzel-Statements in voller Länge folgen in weiteren Blogbeiträgen der nächsten Tage.

Fotogalerie zum Start des Volksbegehrens „Artenvielfalt … Bienen retten!“ in Bamberg

– mit herzlichem Dank auch an Fotograf Jürgen Schraudner!

Erstunterzeichner*innen-Event in Bamberg zum Start des Volksbegehrens

Rathaus am Maximiliansplatz BambergAm Do., 31.01.2019 um 13.30 Uhr startet das Erstunterzeichner*innen-Event auf dem Maximiliansplatz in Bamberg, gedacht als Auftaktveranstaltung zum Volksbegehren „Artenvielfalt und Naturschönheiten in Bayern erhalten. Rettet die Bienen!“

  1. Logo Volksbegehren Eintragen Bienenrettung13.30 Uhr – Begrüßung und Moderation durch Ilona Munique, Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de und eine der SprecherInnen des Aktionskreises; mit Aufstellung aller ErstunterzeichnerInnen für Pressebilder
  2. Statement zum Inhalt des Volksbegehrens: Martin Bücker (Vorsitzender BUND Naturschutz Bamberg) und Lucas Büchner (Vorstandsmitglied ÖDP Bamberg) [aktualis. 31.01.2019]
  3. 13.40 Uhr – 9 Kurz-Statements von Erstunterzeichner*innen zu ihrer Motivation, warum sie das Volksbegehren unterstützen. Folgende namhafte, vertraute und verdiente Bürgerinnen und Bürger aus Bamberg unterstützen das Volksbegehren – Stadtbedienstete bzw. -räte NICHT in ihrer Funktion, sondern „in persona“:
    Andreas Starke
    Christian Hader
    Anne Rudel
    Christian Merz
    Hans-Martin Lechner
    Sr. Martina Schmidt
    Paul Maar
    Christopher Dels
  4. Im Anschluss Eintrag der Erstunterzeichner*innen im Rathaus (Zi. 208 EG) für das Volksbegehren ein
  5. Am Pressestand auf dem Maxplatz werden weitere Statements von geladenen Erstunterzeichner/innen abgegeben.
    Jobst Giehler
    Karin Dengler-Schreiber
    Dr. Friedericke Schmöe
    Annette Grabiger
    Heinrich Schwimmbeck
    Iris Fischer
    Ina Kudlich
    Wolfgang Metzner
    Dr. Ursula Redler
    Dr. Christian Lange
  6. Es können ebenso alle weiteren Anwesenden ihr Statement abgeben!

An die Presse: Es besteht die Möglichkeit, Interviews sowie Fotos bzw. Filmaufnahmen mit weiteren ErstunterzeichnerInnen und VertreterInnen des Aktionskreises zu machen.

Informationen für Rathaus-Lotsen in Bamberg

Die wichtigsten Punkte vom Rathaus-Lotsen-Treffen am 24.1.2019 hier zusammengefasst und ergänzt. Sie sollen als inhaltliche wie organisatorische Informationsquelle für den geplanten Rathaus-Lotsen-Einsatz ab dem Do., 31.01. bis Do., 13.02.2019 dienen.

Zunächst einmal … Ihr könnt euch vertrauensvoll mit all euren Fragen an eure Bamberger Schulbiene wenden! Sie ist es gewohnt, auf alle, aber auch wirklich ALLE Fragen zu antworten, denn das ist ihr Job. Damit sie selber mal nachsehen kann, hat sie das hier nicht nur für euch, sondern auch für sich selbst zusammengestellt. Los geht’s!

I. Hintergrundinformationen

1. Was bisher geschah, oder: So kam’s zum Volksbegehren

  • Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs (Experten)
  • Erste Stufe: freies Sammeln von mindestens 25.000 Unterschriften (Frühjahr / Sommer 2018) [Unser Bericht]
  • Einreichung und Genehmigung eines Volksbegehrens durch das Innenministerium (15. November 2018)
  • Vorbereitungen zum Volksbegehren durch Aktionskreis (für Bamberg federführend durch den Bund Naturschutz, Kreisgruppe Bamberg mit vielen Aktionspartnern, u. a. auch unsere Initiative „Bienen-leben-in-Bamberg.de“)

Rettet die Bienen – Stoppt das Artensterben, Logo zum bayerischen Volksbegehren 20192. Wie geht es weiter?

  • Volksbegehren:
    • mit Eintragungszeit in den Rathäusern vom 31.1.-13.02.2019
    • Erfolgreich nur bei mind. 10% = ca. 1 Million bayerische Stimmberechtigte, also alle Deutsche, die spätestens am letzten Tag der Eintragungsfrist (13. Februar 2019),
      • das 18. Lebensjahr vollendet haben,
      • seit mindestens drei Monaten in Bayern ihre Wohnung, bei mehreren Wohnungen ihre Hauptwohnung, haben oder sich sonst in Bayern gewöhnlich aufhalten,
      • nicht nach Art. 2 des Landeswahlgesetzes vom Stimmrecht ausgeschlossen sind.
      • Jede(r) trägt sich in seinem amtlich zuständigen Eintragungsort ein. Wer rechtzeitig einen Eintragsschein anfordert (geht meist per E-Mail) und erhält, kann sich damit jeder anderen Gemeinde in Bayern für das Volksbegehren eintragen, nur in der Heimatgemeinde selbst nicht mehr. (s. a. FAQ).
  • Ist die Hürde der 10% Eintragungen zum Volksbegehren geschafft, geht der Gesetzentwurf in den Landtag. Sodann entstehen → drei Möglichkeiten:
    1. Landtag beschließt den Gesetzentwurf so, wie er eingegeben wurde: Dann ist kein Volksentscheid nötig
    2. Landtag lehnt Gesetzentwurf ab: Es kommt zu einem Volksentscheid (einfache Mehrheit von Ja bzw. Nein-Stimmen für/gegen den Gesetzesentwurf)
    3. Landtag stellt eigenen Gesetzentwurf dagegen. Es kommt zu einem Volksentscheid mit zwei Alternativen (einfache Mehrheit für den einen oder den anderen Gesetzesentwurf)

3. Welche Informationsquellen stehen den Rathaus-Lotsen zur Verfügung?

  • Geplant ist, dass Rathaus-Lotsen (m/w, ich meine immer beide Geschlechter) von einer mit den Hintergründen betraute Person begleitet wird.
  • Flyer, Visitenkarten mit Eintragungszeit, Kärtchen mit Rathausöffnungszeiten und weitere Unterlagen liegen am Rathaus-Stand bereit
  • Die Webseite zum Volksbegehren  https://rathausfinder.volksbegehren-artenvielfalt.de/  enthält sehr gut aufbereitete, übersichtliche und knackige Informationen, die man jederzeit abrufen kann

II. Organisatorisches für Rathaus-Lotsen in Bamberg

1. Wie werde ich Rathaus-Lotse? Was sind die ersten Schritte?

  • Mit Stand 25.01. meldeten sich für Bamberg ca. 50 Lotsen über die Landesseite an (entweder Personen aus Bamberg, oder aus dem Landkreis, die gerne hier helfen möchten)
  • Alle Willigen werden von den im Hintergrund zuständigen Aktiven (in Bamberg ist das Raphael Grimm) angeschrieben
  • Ein online erreichbarer Kalender namens „Doodle“:  https://doodle.com/poll/rv6c3cc5waxaa6sy hilft zur zeitliche Koordination, damit möglichst zu den Hauptzeiten (wir gehen von frühestens 9.30 Uhr aus) nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige in der Bamberger Fußgängerzone parat stehen.
  • Keine Bange: Bei scheußlichem Wetter ist niemand verpfllichtet, sich eine Erkältung zu holen. Da bleibt ihr besser schön zuhause und bekniet stattdessen Oma, Onkel, Cousine oder Neffe, sich doch bald selbst einzutragen in die Volksbegehren-Liste!

2. Ständige Ansprechpartner für die Rathaus-Lotsen sind …

  • Büro des Bund Naturschutzes in Bamberg – Geschäftsstellenleiterin Christine Hertrich oder Vertretung: Tel. 0951-5190611 -> Achtung: In der ersten Woche besser folgende Nummern anwählen:
  • Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de und Sprecherin für den Aktionskreis zum Volksbegehren Ilona Munique (alias Die Bamberger Schulbiene): Tel. 0951-309 45 39
  • Sprecher des Aktionskreises Erich Spranger: Tel. ‭0951-50 91 04.

3. Ablauf am Tag, wo ich (zum ersten Mal) Rathaus-Lotse bin

  • Bist du die Erste des Tages, also Schicht um 9.30 Uhr?
    Dann gehe in das BN-Büro (Kapuzinerstraße 12, oder falls da niemand ist, Schlüssel im Cafe gegenüber, Kapuzinerstraße 7, holen).
    Kleide dich um, falls du willst, und laufe mit dem bereitgestellten Handkarren mit den Materialien, dem Bistrotisch und den restlichen Kostümen zum Rathausplatz in die Nähe der Fußgängerzone. Der Schlüssel bleibt IMMER im Cafè, falls das BN-Büro nicht besetzt ist!
  • Als spätere Schicht schau erst einmal, ob schon jemand am Rathaus alles aufgestellt hat und lasse dich ggf. einweisen. Du kannst dich in der Rathaus-Toilette umziehen.
  • Du darfst den Infostand nur innerhalb bestimmter Flächen aufbauen, hier ist der Infostand-Maxplatz-Plan des Ordnungsamtes. Umhergehen kannst du natürlich überall, wo du willst.
  • Als letzte Schicht (siehe Öffnungszeiten des Rathauses oder laut Doodle-Kalender) bringe bitte alle Sachen wieder ins BN-Büro.
  • Wenn du Fragen hast: Ruf einfach an! Ansprechpartner siehe unter Punkt 2. Wir finden eine Antwort oder Lösung.
  • Du hast das mit dem Schlüssel versemmelt und keiner ist mehr im Café? Bring ihn zum Obstmarkt 10 und rufe mich (Ilona) unter T. 0951-3094539 an.

4. FAQ – Die (bisher) häufigsten Fragen zum Volksbegehren

  • Was muss ich wählen?

Nichts. Nur sich eintragen in eine Liste im zuständigen Rathaus. AUSWEIS NICHT VERGESSEN!

  • Eintragung – Wo und wann?

Für Bamberg im Rathaus, Zi. 208 (EG, barrierefrei). AUSWEIS NICHT VERGESSEN!

Montag bis Donnerstag: 08.00 – 18.00 Uhr
Freitag: 08.00 – 14.00 Uhr

sowie zusätzlich am:
Samstag, 02.02.2019,10.00 – 13.00 Uhr
Sonntag, 10.02.2019, 10.00 – 13.00 Uhr
Mittwoch, 13.02.2019, 08.00 – 20.00 Uhr

Alle anderen im -> Rathaus-Finder

  • Muss ich mich persönlich eintragen? Kann ich jemanden anderen damit beauftragen?

Ja, persönlich, doch es gibt Ausnahmen. Dazu muss ein Eintragungsschein in der Kommune beantragt werden. In der ersten Eintragungswoche geht das noch zeitlich.

Einen Eintragungsschein beantragen dürfen stimmberechtigte Bürgerinnen und Bürger, die wegen Krankheit oder körperlicher Behinderung während der gesamten Eintragungszeit nicht oder nur unter unzumutbaren Schwierigkeiten in der Lage sind, einen Eintragungsraum aufzusuchen. Sie müssen dies auf dem Eintragungsschein eidesstattlich versichern und dürfen dann eine Hilfsperson mit der Eintragung beauftragen (Art. 69 Abs. 3 Satz 3 Landeswahlgesetz). Dies gilt auch, wenn diese Krankheit oder Behinderung altersbedingt ist. Andere Gründe wie zum Beispiel Urlaub oder berufsbedingte Abwesenheit berechtigen nicht zur Beauftragung einer Hilfsperson.

Personen, die auch den Eintragungsschein nicht selbst beantragen oder bei der  Heimatgemeinde abholen können, dürfen – ohne Nennung von Gründen – eine andere Person schriftlich bevollmächtigen, dies stellvertretend zu tun.

  • Findet das Volksbegehren deutschlandweit statt?

Nein, nur in Bayern.
Aber sicherlich ein starkes Signal auch für andere Länder (die uns z. T. aber auch schon ein wenig voraus sind in einigen Gesetzeslagen!)

  • Ich bin dafür, das Thema „Artenvielfalt“ in die Landesregierung zu bringen, bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich dem Gesetzesentwurf so zustimmen möchte. Soll ich mich trotzdem eintragen?

Ja, das macht Sinn. Denn es ist ein Stück weit gelebter Demokratie. Es ist ohnehin davon auszugehen, dass die Landesregierung einen eigenen Gesetzesentwurf in einen Volksentscheid gibt. Dann könnten Sie immer noch für diesen anderen Entwurf stimmen. Oder, falls die Landesregierung beim alten Stand festhalten möchte, also nicht einmal einen angepassten Entwurf eingibt, dann könnten Sie sich immer noch entscheiden, für was Sie plädieren. Bis dahin haben Sie sich ausreichend erkundigt und können sicher entscheiden.

  • Geht das Volksbegehren jetzt gegen die Landwirte?

Nein, so ist es nicht gedacht.

Denn eine der Forderungen ist es auch, dass die Landwirte fair bezahlt werden, damit sie sich überhaupt noch um die Natur kümmern können.

Kein Landwirt MUSS umstellen, keiner wird enteignet oder etwas in der Art. Jeder, der mag, kann so weitermachen wie bisher (außer Grünlandumbruch), aber eine starke Veränderung der landwirtschaftlichen Förderung ist anzunehmen. Dies jedoch überwiegend zu Gunsten der Landwirte.

Eine andere Ausrichtung der Zuschüsse und Förderungen, ohne die die Landwirte fast nicht mehr existieren können, ist das Ziel.

Die EU-Förderrichtlinien werden in Kürze neu verhandelt werden. Wenn ein so großes Flächenland wie Bayern mehr ökologische Landwirtschaft verfolgt, so wird sich das auf die Vergabe von Zuschüssen auswirken. Wenn die Landesregierung dem Ziel per Gesetz verpflichtet ist, mehr ökologischen Landbau umzusetzen, müssen die Mittel umverteilt werden.

Wer kann etwas gegen den Schutz der Gewässer haben, indem 5 Meter (in anderen Bundesländern sind es sogar 10 Meter) nicht beackert werden dürfen, somit auch keine Pestizide eingebracht werden? Die Fischereiwirtschaft soll ja immerhin auch ihr Auskommen haben. Zudem helfen diese Streifen für den Biotopverbund, so dass sich Arten nicht auf Inseln befinden müssen und daher kein Gen-Austausch stattfindet.

Es gibt noch eien ganze Reihe guter Argumente (nicht Totschlag-Argumente, versprochen!), um die Sinnhaftigkeit des Gesetzesentwurf auch den Landwirten nahe zu bringen. Wir bringen diese an den Stand gerne mit.