Wo ich kürzlich schon mal bei Rezepten waren … heute das Heilig-Abend-Rezensions-Highlight aus der gleichen Themenecke! Heißer Tipp: Druckt doch einfach einen Gutschein aus und bestellt es für euren Vorsatz zu einem veränderten Lebensstil im Neuen Jahr!
Die Kompetenz
Über 30 Jahre vegetarische bzw. später rein vegane Lebensweise, Kochvorführungen und Catering nebst Naturwaren-Online-Shop zeugen von der Begeisterung und Kompetenz fürs Vegane der Autorin Felicitas „Fee“ Prenzel aus York. Als ehemalige Bambergerin und – noch viel wichtiger – als eine unserer langjährigsten Bienenpatinnen – können wir ihre völlig undogmatische, jedoch konsequente Hingabe an das Schöne und Gute im Leben, am besten tierleidfrei, als authentisch bestätigen und bewundern.
Der Anfang …
… eines veränderten Ernährungsstils für so manch einer handfesten (nicht nur fränkischen) Köchin oder eines Kochs könnte tatsächlich mit „Fees vegane Verwöhnküche“ vonstatten gehen. Denn es enthält leicht verständliche und umsetzbare „Kreative Rezepte […] von süss bis herzhaft“. Wobei sich das Kreative mit ausdrücklicher Aufforderung der Autorin beim Austauschen von Zutaten entfalten kann, was gerade bei Allergien und Unverträglichkeiten Not tut. Ohnehin sind Angaben zu Glutenfrei, Sojafrei und Rawfood, also Rohkost, löblicherweise gleich unter der Überschrift angebracht.
Aufbau und Übersichtlichkeit
Das Rezeptbuch ist aufgeteilt in Art eines Mehrgänge-Menüs, also in Aufstriche & Dips, Salate, Fingerfood & Vorspeisen, Suppen, Hauptgericht, Desserts und Backvergnügen. Das Vorwort (eine Seite) sollte gelesen werden, meint Fee, wie auch das Buch selbst, was vor allem für Vegan-Unerfahrene zu empfehlen ist.
Allen Rezepten ist gemein, dass die Zutatenliste mit den Hauptbestandteilen beginnt, daran anschließend die Zubereitungsflüssigkeiten wie Öle, Gemüsebrühe, Sahne, Sirup oder Weine etc. und am Ende die Würzmittel. Sehr praktisch, da einem schon beim Durchgehen der Einkaufsliste die Zubereitung vor Augen steht.
Die Zubereitungsanweisungen selbst sind in Ziffernfolge kurz und knackig auf den Punkt gebracht. Wer außerdem der Vorwortempfehlung folgt, erst alle Zutaten abzuwiegen und vorzubereiten, sollte stresslos einen Punkt nach dem anderen abarbeiten können. So bleibt mehr Zeit zum Genießen – selbstverständlich vor aufgeräumter Küchenkulisse. Denn von der Mama lernen, dass alles ordentlich nach Gebrauch zurückgestellt werden sollte, ist nicht verkehrt. Das war’s aber dann auch schon mit „Belehrungen“.
Die Rezepte schließen punktuell mit „Zaubermöglichkeiten“, also ganz im Sinne der Fee in Feegans Logo. Diese bestehen aus Hinweisen zur richtigen Vorarbeits- oder Aufbewahrungsweise, also z. B., ob das Einfrieren zum Zwecke einer entspannten Zeitplanung möglich ist, oder welche Rezeptabwandlungen ebenfalls gut ankommen, oder wie die Gerichte lecker verlängert werden könnten u. v. m.
Das Ende …
… stellt das Kapitel „Glossar, Kochtipps und Küchengeräte“ dar und ist mit der sehr sympathischen, weil ehrlich und pragmatischen Warnung eingeleitet: „Wichtig: Nicht immer sind alle hier genannten Produkte super gesund. […] ich denke, alles in Maßen genossen ist nicht immer geich ein großer Schaden.“
Quod erat demonstrandum durch die Autorin selbst, die die Beweisführung durch ihre sportliche Figur gleich selbst antritt. Ich kenne einige, die Fleisch und Wurst durch vegane Sorten eins zu eins ersetzen und durch die dabei konsumierte Menge von Saitan oder Weizen üppig zugelegt hatten. Diesen Kompromiss, lediglich nachgemachte Ersatzprodukte zu verwenden, geht Fee nur selten ein, siehe die „Currywurst“. Allerdings ist das von ihr empfohlene Produkt um rund ein Drittel kalorienärmer. Der „Schinken“ hingegen ist aus raffiniert mariniertem Reispapier, der „Hering“ aus Auberginen, das „Hack“ aus Sojagranulat (ich selbst bevorzuge übrigens grobes Buchweizen) … ja, und wenn man’s nicht wüsste … macht den Test ruhig mal mit eurer Familie!
Weitere Alternativzutaten (zum Teil mit Firmenbezeichnung oder weiterführendem Link) helfen bei der Umstellung. Beispielsweise Nori-Algen für alles, was nach Fisch schmecken soll. Besonderer Service: Wer eine Zutat nicht auffinden kann, darf sich getrost an die Autorin unter info [at] veegan [dot] de wenden.
Und ja, wir haben es entdeckt! Honig verwendet Felicitas zwar nicht, lehnt die Bienenhaltung jedoch auch nicht generell ab. Sie schreibt, dass sie seit 2013 eine Bienenpatenschaft bei uns als Herzensangelegenheit eingegangen ist. Und wir möchten für empfindsame Gemüter anführen, dass Honig nicht im Bienenmagen selbst entsteht, sondern der Nektar in einer inwandigen Tasche, der Honigblase, nach Hause in den Stock getragen und mit Enzymen (also keinesfalls Spucke!) angereichert wird. Auch wird bei uns keine massierte Tierhaltung praktiziert, also viele Stöcke auf engem Raum gehalten. Doch ohne Honigbienen keine ausreichende Bestäubung von Massentrachten, also Obstbäume, Gemüsefelder, Beeren und keine Artenvielfalt von Pflanzen. Nur mal so.
Umgekehrt steht bei Felicitas zwei Paten-Apfelbäume, und natürlich ebenfalls Bienen. Wir freuen uns auf einen Erntebesuch bei euch!
Ja, da wir die (Erst-)Familie seit längerer Zeit kennen, war es für mich nett, die das Buch abschließende „Danksagung“ zu lesen. So hatte ich ihre Töchter und auch Eric direkt vor Augen. Für alle anderen Leser/innen könnte der Blick „hinter den Tresen“ aber ebenfalls interessant sein, da der Aufwand bei der Entstehung eines Buches gut nachvollzogen werden kann.
Fazit
(Nicht nur) für vegan lebende Menschen eine Fundgrube an umsetzbaren Rezepten, die alle mit – privat wie professionell entstandenen – sehr ansprechenden und reichlichen Fotos unterfüttert wurden.
Die Anleitungen sind leicht verständlich, da schnörkellos, doch mit einem Schuss „persönlichem Stil“ versehen. Das Sellerieschnitzel ist im Übrigen bereits seit meiner Jugend mein persönlicher Renner, wie auch das Chili sin carne. Es sollte also für jeden Geschmack und für jedes Lebensalter etwas dabei sein. Einzig Getränke fehlen, doch als aktive Tennisspielerin wird Felicitas, wie alle fitness- und figurbewussten Menschen, ohnehin Mineralwasser bevorzugen. Das Motto „Man schütte ein Glas Rotwein in den Koch …“ dürfte nicht so ganz zu ihrem Konzept passen. Lebenslustig ist Felicitas „Fee“ Prenzel auf jeden Fall trotzdem, das kann ich beschwören!
„Fees vegane Verwöhnküche“ ist alles andere als moralinsauer, sondern leistet „mit viel Freude und Herzblut“ […] einen Beitrag zu einer veganen Welt“, so in der Danksagung zu lesen. Also dann … die Zeit zwischen den Jahren nutzen und einfach mal ausprobieren!
Prenzel, Felicitas: Fees vegane Verwöhnküche.1. Auflage. Bernhardswald : Lusinia Verlag, 2022. 126 S. ISBN 978-3-9815403-5-2.
P. S.: Die Rezensentin und ihr Partner kochen täglich frisch und mit Genuss, und hin und wieder auch mit (regionaler) Metzgerware, … tja, und zu gerne mag Ilona Fisch. Sie ist deshalb froh über Fees Satz: „Jede vegane Mahlzeit zählt“, denn das kann sie durchaus erfüllen, mit dem Kochbuch ihrer „Altes-Land-Freundin“ sicher noch ein Stück inspirierter. Und das Motto erinnert sie doch sehr an ihr eigenes: „Jede Biene und jede/r Imker/in zählt“. Dennoch müssen nicht alle Menschen Imker/innen sein, und wir spielen auch nicht Honig- gegen Wildbienen aus. So, wie Fee glücklerweise nicht in ihren Freundschaften mit „Fleischfresser(inn)en versus Veganer(innen)“. Liebe Fee, wir umarmen dich und sind stolz auf dein tolles Werk!