Bienenpatin Wiebke Burkhart 2014/2016 – und unsere Nummer 20!

Reinhold Burger und Bienenpatin Wiebke Burkhart„Einsam im Knast zu sitzen ist wahrlich nicht lustig“, gestand Wiebke Burkhart, um uns dann schmunzelnd zu erzählen, dass sie damit die Wohnung in einem „Schlossturm“ der Justizvollzugsanstalt Ebrach meinte. In jenem saß sie der Liebe wegen quasi fest, bevor sie sich 1996 für das lebendigere Bamberg als neuen Lebensmittelpunkt entschied.

Die neue Bienenpatin Wiebke Burkart besucht den Standort auf der Erba-InselFür die gebürtige Lübeckerin, die in der zweiten Hälfte ihrer Kindheit beinahe schon einen Kulturschock namens „Deggendorf“ verkraften musste, fehlt heute nur noch der Blick auf die Ostsee. „Dann hätte Bamberg für mich Hundert Prozent!“, bekräftigt Wiebke ihre Wohnortentscheidung. Zumindest ein Gewässer namens „Regnitz“ ist in Fußweite. Und dorthin gehen wir als erstes, um mit der neuen Bienenpatin den Beutenstandort der bereits länger amtierenden Patin Meike Winnemuth zu besuchen, bevor wir unser Interview beginnen.

In Bewegung

Bis Wiebke von der nördlichen in die südliche Weltkulturerbestadt fand, waren sechs Umzügen in zehn Jahren zu bewältigen. Nach Fachabitur und Studium im Süden von München ging’s nach Pfaffenhofen a. d. Ilm und Nürnberg – auch da eine „Knastadresse“, die Mannertstraße. „Nicht einmal mehr über den Versandhandel konnte ich damals noch bestellen“, erinnerte sich die unbescholtene Beamtin. „Denn derartige Lebensumstände sind abträglich für eine positive Schufa-Auskunft“. Darüber kann sie heute wieder lachen.

Nicht nur Umzüge, sondern auch die Arbeit führte sie von Ort zu Ort. So zeichnete eine phasenweise hohe Reisetätigkeit ihr Berufsleben aus, beispielsweise bei der Entwicklung und Einführung einer heute in fast allen Bundesländern verwendeten Software zur Führung des Handelsregisters.

Beweglichkeit ist und bleibt weiterhin Thema unserer 20. Bienenpatin (Tusch!), die mit dem Vorsitzenden des ADFC Bamberg verbunden ist. Mit ihm teilt sie ihre Begeisterung für das Rad fahren. Beide legen alle Wege des täglichen Lebens soweit möglich mit dem Rad zurück und ärgern sich manchmal darüber, dass bei vielen Mitmenschen das Rad nicht als vollwertiges Verkehrsmittel, sondern lediglich als Freizeit- und Sportgerät angesehen wird.

Tierische Ähnlichkeiten

Katze Mimi

Glückskatze Mimi

Zwei andere Leidenschaften, nämlich die für die Natur und für Tiere, verbindet die beiden. So ist Wiebke Mitglied im Bamberger Tierschutzverein und holte von dort vor über zehn Jahren auch ihre beiden Kätzchen, Mimi und Tom, die ihre „Dosenöffner“ mittlerweile voll im Griff haben. „Eine Zeit lang habe ich auch mal ehrenamtlich im Katzenhaus des Tierschutzvereines die Sofa-Tiger bespaßt, aber inzwischen beschränkt sich mein Engagement neben der Mitgliedschaft auf Futter- oder Geldspenden. Jetzt unterstütze ich bei euch andere Tiere, die beim Thema Tierschutz nicht gleich jeder auf dem Schirm hat. Naja, Bienen und Hummeln sind ja auch irgendwo flauschig – also kein großer Unterschied zu einer Mieze, oder?“, so Wiebke augenzwinkernd.

Sehen wir auch so. Was Miezen und Bienen verbindet, ist ihre überaus große Selbständigkeit, trotz Notwendigkeit der Pflege durch den Menschen. Beide sind aus unserer Kultur nicht wegzudenken, und beide haben eine überaus empfindliche Nase und sind die größten aller tierischen Feinschmecker, so mein Eindruck.

Sich opfern oder Opfer bringen …

Zurück zu Wiebke. Es gab Phasen in ihrem Leben, da war ihr Engagement – vor allem in beruflicher Hinsicht – wohl allzu groß. Doch nach einer schwierigen Zeit, als sie sich nachfolgend endlich einmal auf sich selbst besann und einiges ablegte, was des Guten zu viel war, blieb immer noch die selbstkritische Frage: „Wem geht es nicht so gut wie mir?“

Übergabe der Bienenpatenurkunde von Bienen-leben-in-Bamberg.de an Wiebke Burkhart am 23.09.2014

Die Antwort darauf ist die selbstgewählte Verpflichtung, jedes Jahr ein anderes regionales Projekt zu unterstützen. Zum Beispiel unsere Initiative „Bienen-leben-in-Bamberg.de“, die Wiebke Burkarts Engagement gerne mit dem Überreichen einer Patenurkunde vor dem Hintergrund unserer Bienenweide-Parzelle im „Interkulturellen Garten“ bescheinigt.

Doch auch die Obdachlosenhilfe oder die Flutopfer in ihrer alten Heimatstadt Deggendorf und mithin der Ursprungsquelle ihrer Naturverbundenheit, wurden bereits von ihr bedacht.

Flora und Fauna – schützen, was man kennt

Am Fuße des Bayerischen Waldes lebte Wiebkes Familie direkt am Waldrand. Der Vater pinnte an die Kinderzimmerwand ein Plakat mit Vogelarten. Die drei Geschwister hatten die Namen der flatternden Besucher des vorm Fenster aufgestellten Vogelhäuschens schon bald sicher parat.

Herbstlaub an der Regnitz, Erba-InselNatürlich wurden nach den gemeinsamen Wanderungen zuhause in den Lexika – eins zu Pflanzen, eins zu Tieren – die Naturbegegnungen nachgeschlagen. „Ich besitze noch heute zwei solche Bände und blättere gerne darin. Einzig die Seiten mit den Spinnentieren sind zugetackert“, lacht Wiebke und gesteht, dass bei deren Anblick ihre Tierliebe durchaus ihre Grenzen erfährt.

Dann wieder ernst geworden fährt sie fort: „Es wäre so wichtig, den Kindern die Natur wieder näher zu bringen, so, wie ich es erfahren durfte. Denn man schützt nur, was man kennt.“ Die Bienenwelt will Wiebke nun ebenfalls näher kennen lernen.

Da ist sie ja schon wieder!

Aufmerksam auf das Thema wurde sie via Facebook durch ihren guten Freund, Martin Lorber, den wir bereits seit vergangenem Jahr zu unserem Schulbienen-Unterstützer zählen dürfen. Als dann auch noch eine Freundin einen FT-Artikel über die Hainschule zeigte, in welchem deren Sohn Jakob zu sehen war, dachte sich Wiebke: „Ach da ist sie ja schon wieder, die Bamberger Schulbiene!“

Ilona Munique und Bienenpatin Wiebke BurkhartNoch bevor die Idee, uns zu kontaktieren, in Vergessenheit zu geraten drohte, erfuhr sie über den Bayerischen Rundfunk in einer Dokumentation erneut über die enorme Wichtigkeit ausreichender Bestäubung durch die Honigbiene und über ihr schwieriges Leben mit Viren, Krankheiten und Umweltproblemen. Die Einladung in der „Insel-Rundschau“ des Bürgervereins Bamberg-Mitte zur „2. Schulbienen-Benefiz-Radtour“ nahm Wiebke zum Anlass, mitzufahren und sich letzte Gewissheit für eine Bewerbung um ihre Bienenpatenschaft zu verschaffen.

Dass „Klein-Wiebke“ früher keinen Honig mochte („Mich ekelte vor dem Insekt auf dem Deckel des Honigglases“), und auch heute noch nicht so der große Fan von Süßem ist, ficht sie dabei nicht an. Doch in der Konsequenz soll ihr Patenbeitrag für die Bienen-InfoWabe verwendet werden, denn eben für die Aufklärung der Bevölkerung durch die dort geplanten Veranstaltungen will sie mit Sorge tragen.

 Erinnerungen

Wiebke und Ilona im FaltbootclubNach der Besichtigung des künftigen Platzes unweit der Europabrücke entspannt im „Faltbootclub“ speisend, erzählte uns Wiebke eine nette Geschichte: So hatte sie jahrelang bei gutem Wetter immer um die selbe Uhrzeit Besuch von einem dicken Brummer. „Ich bildete mir ein, es wäre wohl immer die gleiche Hummel gewesen, die versuchte, in ein ganz bestimmtes Astloch meiner friesischen Gartenbank einzuziehen!“, lacht Wiebke heute noch über die Erinnerung.

Apropos Erinnerung: wir wurden durch Wiebke an das Vorhaben mit Martin Lorber erinnert, ein Wappen für die Initiative „Bienen-leben-in-Bamberg.de“ von ihm, dem Heraldiker, entwickeln zu lassen. Einmal mehr freuen wir uns über die Vernetzungen und das Verbinden unterschiedlicher Interessen und Projekte unter dem Zeichen der Biene! Dafür stehen auch unsere Bienenpatinnen und –paten, die wir gerne hegen und pflegen, gleich unserer Bienen.

Denn wir sind EIN Erdenvolk – Mensch und Tier gehören untrennbar zusammen. Danke allen, die das erkennen und fördern wollen!

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