Über 40 Gäste erlebten ein ungewöhnliches Rahmenprogramm anlässlich der Saison-Abschlussfeier der Bienen-InfoWabe am 16.09.2018 im Erba-Park. Zwischen den einzelnen Laudationen bei der Verleihung des Bienenstadt-Bamberg-Umweltpreises spielte Esther Rojtenberg auf dem Akkordeon zusammen mit Mai Tran auf der Querflöte traditionelle Weisen. Im Vorfeld bedankten wir uns bei unseren Gästen, den Helfer/innen und Sponsor(inn)en sowie den Referent(inn)en mit diesem Kulturbeitrag für die geglückte Saison.
Die Motivation
Die ohne Worte auskommende Performance als Einstimmung in die Preisverleihung passte in vielerlei Hinsicht sehr gut zu unserem Thema, den Bienen. Denn wer imkern möchte, muss Geduld beweisen und über eine gute Beobachtungsgabe verfügen. Außerdem lösen die – ich sag’s mal so – Lehrstunden in Achtsamkeit, die selbst langjährige Imker/innen immer wieder absolvieren (müssen), Respekt, Wertschätzung und das Gefühl, einem Mysterium beizuwohnen, aus.
So auch die Butoh-Performance „Mystikó ton Melissón“ von Susanne Starke, einem – laut Wikipedia – „Tanz der Finsternis“, […] ein Tanztheater ohne feste Form, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan [mit Wurzeln bis in den modernen deutschen Ausdruckstanz des 20. Jahrhunderts] entstand.“ Das ist ungewohnt, darauf muss man sich erst einlassen. Doch so finster war die Aufführung dann doch wieder nicht, sofern man stark verlangsamte Bewegungsabläufe ohne Effekthascherei in unserer heutigen hektischen und affektierten Zeit nicht als bedrohlich empfindet, weil sie Raum für eigene Gedanken und ursprüngliche Gefühle lässt.
Die Performance war als eine Hommage an die Bienengöttin Demeter konzipiert. Bienen werden seit alters her in allen Kulturen verehrt und repräsentieren Geburt, Tod und Wiederauferstehung. Aristoteles beispielsweise ging davon aus, dass gute Seelen als Bienen wiedergeboren werden. Im antiken Griechenland wurden Bienen mit der Fruchtbarkeits‐ und Ackergöttin Demeter in Verbindung gebracht. Ihre Priesterinnen nannte man Melissae, übersetzt „die Bienen“. Die Eunuchenpriester hießen „Drohnen“, wie auch heute noch die männlichen Bienen bezeichnet werden, so aus dem Ankündigungstext der beiden Protagonistinnen Rojtenberg und Starke.
Die Performance
Zu Beginn lässt uns die zunächst mit einem gelben Tuch verschleierte Butoh-Tänzerin Einblick in die geheimnisumwobenen „elusinischen Mysterien“ aus der Antike nehmen, die alljährlich im September zu Ehren Demeters, der Fruchtbarkeitsgöttin gefeiert wurden. Auch heute noch lebt der Name der Göttin fort. Wir kennen ihn als Firmenname eines Öko-Anbauverbandes bzw. Qualitätssigel. Der griechischen Mythologie nach schickte Demeter den Heros Triptolemos von Eleusis in die Welt, um die Kunst des Ackerbaus zu verbreiten. (Dazu aktuell ein Stadtratsbeschluss zu Glyphosat, der beim Bauernverband für Unruhe sorgt. Hätten wir ihn extra einladen sollen?!)
Kunst regt somit zum Nach-, Mit und Weiterdenken an, beinhaltet Gegenwarts- und Gesellschaftskritik, wie auch im Wikipedia-Eintrag im weiteren Verlauf von einem „zeitgenössischen Theater des Widerstandes gegen die moderne Gesellschaft, das in den Spuren des alten Japans liest und gleichzeitig weltumspannend und kulturübergreifend zu uns spricht.“ zu lesen ist. Für uns hat sich dieser Anspruch voll und ganz erfüllt.
Geburtsprozess einer Biene
Kunst in Form eines Tanzes ist ohne Musik eher selten. Und so wird die weißgewandete, wendige und zierliche Tänzerin von Esther Rojtenberg gesanglich wie auf dem Akkordeon und einer Mini-Mundharmonika unterstützt und getragen. Die Virtuosin der Tasten, Knöpfe und des Quetschkörpers, ebenfalls in Weiß eingekleidet, dazu gekrönt von einer hohen Wollhaube über einem mit Gaze völlig bedecktem Gesicht, begleitet aufmerksam den Geburtsprozess einer Biene, die sich in einer imaginären Wabe quälend-mühselig, unbeholfen und zitternd um sich dreht, um sich sodann aus ihrer zu eng gewordenen Zellenstube – angedeutet von Händen, die einen Raum abzutasten erscheinen – langsam ins Freie drückt.
Wir Gäste nehmen leise bis laut summend Anteil an dieser anstrengenden Bienengeburt, was zugegebenermaßen stimmlich auf die Dauer ebenfalls etwas anstrengend ist. Sicherlich aber nicht so sehr wie das Spiel der beiden, das schließlich auf engstem Raum stattfindet und von daher hohe Anforderung an eine geschickte Inszinierung stellt. Und so wird denn auch der vorgegebene Raumrahmen zum Ende hin gesprengt, die neugeborene Biene verlässt den quadratischen Tisch, der ihr bislang als Zelle diente, und schwingt sich – zögernd erst, dann glückhaft befreit – in den Bamberger Bienengarten. Dort dreht sie wirbelnd ihre Runde, bis sie vom Publikum lautsummend wieder herbeigerufen wird.
Wir danken allen Mitwirkenden für diesen außergewöhnlichen Einblick in die Mysterien einer frühen Göttin und in die Bienenwelt, die wir erneut mit anderen Augen betrachten werden, sehr herzlich! Danke allen Gästen fürs Mitsummen!
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