Sobald die Kirsche blüht ist der Zeitpunkt gekommen, die Behausungen unserer Bienen zu erweitern. Denn nun werden (hoffentlich) reichlich Nektar und Pollen eingetragen, was zu Lasten des Brutplatzes geht. Einen Honigraum aufzusetzen ist schnell vollbracht, doch zuvor wollen wir einen Blick in die Wabengassen unserer Wildensorger Bienen werfen, um die Situation im Volk nach der langen Winterpause für die künftige Pflege besser einschätzen zu können.
Zaungäste willkommen!
Mit am Geschehen beteiligt waren die Lehrerin Frau Pütz mit Sohn Enrico, die sich als Zaungäste spontan zu uns gesellten. Der zehnjährige Kaulbergschüler wollte alles ganz genau wissen und war ein guter Beobachter. Eine ideale Voraussetzungen für die Imkerei. Denn wenn Enrico und sein Bruder Fabio erwachsen sind und auch dann noch genügend Obst, Gemüse und Beeren haben möchten, könnten sie mit der Haltung von Bienen ihren Familien einen großen Dienst erweisen. Denn das bayerische Durchschnittsalter der Imker liegt derzeit bei 59 Jahren.
Da kann man sich vorstellen, in welcher Versorgungslücke wir bereits jetzt schon sind. Uns fehlen in erschreckender Weise Abermillionen von Bestäubungsleisterinnen, für deren Pflege fast ausschließlich Hobbyimker verantwortlich zeichnen.
Wir brauchen Nachwuchsimker – JETZT!
In Deutschland gibt es (zum Glück) keine „Bienenindustrie“, de fakto aber auch keine Lobby oder nennenswerte Zuschüsse. Zu allem Überfluss leiden wir am Bienensterben. Und leider auch zunehmend an einer ablehnenden Haltung vieler vegan lebender Menschen gegenüber der Imkerei (Stichwort: Massentierhaltung), da die Zusammenhänge oft unzureichend erfasst werden. Hier in grober Kürze die Facts:
- Eine Honigbiene kann nur als Volk überleben. Die Masse ist also nicht vom Menschen gewollt, sondern biologisch bedingt.
- Ohne Honigbienen keine ausreichende Bestäubung der regionalen Kulturpflanzen.
- Ohne imkerliche Pflege keine Überlebenschance für die Honigbiene (Stichworte: Trachtlücken bzw. -not, Varroamilbe mit Folgeinfektionen, bienenschädliche Pflanzenschutzmittel)
- Imker benötigen im Minimum eine Reinvestition ihrer Anschaffungen. Das erreichen sie durch Honigverkauf, wenngleich sie diesen meistens weit unter dem tatsächlichen Wert veräußern. Ohne Honig keine Imkerei, also Bienenpflege.
- Im Herbst wird ein Teil (!) des Honigs entnommen und durch Zucker ausgeglichen, der zum Teil sogar besser vertragen wird als (wie beim Waldhonig) zu mineralstoffreicher Honig, der über den Winter zu Durchfall führen kann, ergo zu Krankheiten im Stock, da erst bei Flugwetter über 10°C abgekotet werden kann.
So lautet denn die logische Formel: Honigbiene + Imker + Honig = Obst, Gemüse, Beeren und Zukunftssicherung.
„Zwangsfütterung“ im Herbst sorgte fürs Überleben
Doch zurück zu unserer Arbeit, der Durchsicht des Volkes. Von der Futtersituation her zeigte es sich, dass alle Vorräte des vergangenen Winters restlos aufgebraucht waren. Puh, das ging knapp aus! Hätten wir das Volk im Herbst nicht durch Zuckerwasserbeträufelung („Zwangsfütterung“) dazu bewegt, doch noch weitere Vorräte anzulegen, wären sie jetzt bereits verhungert.
Zu diesem Zweck füllten wir am 12.10.2014 einen Gefrierbeutel mit Zuckerwasser (Lösung 2:1) und stachen einige Löcher ein, so dass die Bienen von oben her unausweichlich benetzt wurden. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich die Nährflüssigkeit abzuschlecken, was ja nicht weiter schlimm, nur etwas lästig ist für sie. In ihrem Honigmagen spalten sie sodann mittels ihrer Enzyme die Saccharose in Frucht- und Traubenzucker auf und lagern diese – nach mehrfacher Weitergabe an andere Bienen – als Honig in die Waben ein.
Die berechtigte Frage ist: „Warum haben sie denn nicht freiwillig mehr Vorräte angelegt?“ Nun, nachdem wir unsere Bienen gegen die Varroamilbe, einem aus Asien eingeschleppten Parasiten, gegen den sich unsere Westliche Honigbiene nicht erwehren kann, mit Ameisensäure behandeln mussten, waren sie wohl ein wenig fressfaul. Sie verzehrten die für die Überwinterung notwendigen Einheiten nicht vollständig und so halfen wir nach – zu ihrem (uns unserem) Glück!
In den nächsten beiden Tagen sind wir schwer beschäftigt, an den restlichen acht Standorten die Honigräume aufzusetzen. Eine Arbeit, die positiv stimmt, denn wir erfreuen uns am emsigen Treiben unserer Bienen, die jetzt dafür sorgen, dass wir Bamberger im Herbst wieder fröhlich Erntedank feiern dürfen!
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