Zum diesjährigen Veitshöchheimer Imkerforum am Sa., 06.02.2021¹ musste niemand anreisen. Bequem von zu Hause aus konnten von rund 850 Angemeldeten die wie immer spannenden und inhaltsreichen Vorträge per Video-Chat verfolgt werden. Organisatorisch hat diese Prämiere weitestgehend sehr gut geklappt. Institutsleiter Dr. Stefan Berg hatte – neben den Vortragenden – die Fachberaterin für Unterfranken, Gabi Läbisch, an seiner Seite, die perfekt durch das Programm moderierte. Vermisst hatten wir die Büchertische und den Austausch unter den Kolleg(inn)en in den dafür natürlich ausreichender bemessenen Pausen.
Wie immer widmet sich der erste Themenblock den letztjährigen Versuchen und ihrer Ergebnisse, vorgetragen von unterschiedlichen Fachkolleg(inn)en. Hier unsere stark verkürzte Zusammenfassung unter Auslassung der jeweiligen Versuchsanordnungen. (Hinweis: Die Überschriften folgen nicht immer exakt den Folientitel der Beitragenden.)
Maßnahmen gegen den Schwammspinner (Dr. Ingrid Illies)
Ergebnis: Dem Abtötung von Schwammspinnerraupen durch ein Präparat mit dem Wirkstoff Tebufenozid, welches auf B4 und damit als bienenungefährlich eingestuft wird, konnten keine Effekte auf die Volksentwicklung nachgewiesen werden. Gleichwohl ist er bei Flugbienen wie auch im Frischpollen nachweisbar, nicht jedoch im Honig. Auf Nachfrage aus dem Chat: Rückstände im Wachs und Langzeitschäden nicht bekannt, jedoch nicht ausschließbar.
Hintergrund: Der Wirkstoff, der im Frühjahr zum Schutz des Kahlfraßes von Eichen(misch-)wäldern in Bayern auch mittels Hubschrauber ausgebracht wird, führte zu häufigen Nachfragen, ob auch Bienen darunter leiden könnten.
Empfohlen wird trotz Entwarnung ein Verschließen der Fluglöcher während einer Behandlung bei offenem Gitterboden.
Traurig stimmt die Tatsache, dass der Wirkstoff auch anderen Schmetterlingsarten als „nur“ dem Nachtfalter Lymantria dispar gefährlich wird. Diese Problematik wird allerdings derzeit an der TUM in Freising untersucht.
Zur Verkaufsrentabilität von aufbereiteten Melezitosehonig (Dr. Ingrid Illies)
Ergebnis: Dem als „Betonhonig“ bekannte, stark kristallisierte und daher nicht unter normalen Umständen ernte- und vermarktungsfähige Dreifachzucker-Honig, unter dem besonders Waldhonigimker/innen leiden, ist leider nicht „rentabel“ beizukommen.
Hintergrund: Die Methode „Deckelwachsschmelzer“ führt zu Qualitätsverlusten (Wärmeschaden, geringe Invertaseaktivität), so dass die Methode der Rückfütterung des Melezitosehonigs in der Verdünnung 1:1 an die Bienen attraktiver erscheint. Hierbei besteht jedoch die Gefahr der Verhonigung des Brutraumes.
Antwort auf Chatfrage: Mit Deckelwachsschmelzer (rück)gewonnener Melezitosehonig ist zwar verkehrsfähig und überwiegend als Waldhonig deklariert, der Invertasegehalt ist dabei unterschiedlich, jedoch zufriedenstellend. Dr. Illies rät zur Vorsicht bei Mischabsichten mit normalen Honigen.
Welche Farbanstriche sind bienenfreundlich? (Dr. Ingrid Illies)
Ergebnis: Es gibt sie wohl, die akzeptablen Lasuren, Lacke und Öle, mit denen sich die Anstriche von Bienenwohnungen vornehmen lassen. Doch Herstellerfirmen und Produktnamen wurden nicht genannt, stattdessen auf die Märzausgabe der Zeitschrift Biene & Natur sowie auf den im Mai zu erwartenden Jahresbericht des Instituts für Bienen verwiesen.
By the way: Wir selbst dürfen Firmen nennen. Und schwören dabei auf Koralan® (Kora) (ein Nachfolgeprodukt von Pigrol® farbnatur). Es besteht es aus einer restmonomer-befreiten Acrylatdispersion und modifizierten Wachsen auf pflanzlicher Basis (Baumwachse). Beim Streichen ist es nahezu geruchlos, was uns das Verarbeiten im Winter in geschlossenen Räumen ermöglicht.
[Nachtrag siehe Kommentar]
Welche Bienen (über-)leben bei Käfigversuchen unter welchen Rahmenbedingungen am besten? (Dr. Ingrid Illies)
Ergebnis: Um forschen zu können, benötigt es Käfigversuche, da beißt die sprichwörtliche Maus keinen Faden ab. Unterschiedliche Rahmenbedingungen wie die Anzahl der Bienen bei bestimmten Temperaturen konnten keine Unterschiede bis zum 10. Tag der Käfighaltung feststellen. Nur die ab 34°C gehaltenen Versuchsbienen wiesen eine erhöhte Sterblichkeit auf.
Sind Pflanzenschutzmittel gegen Erdflöhe im Weißkohl bienenschädlich? (Dr. Ingrid Illies)
Ergebnis: Der Wirkstoff Maltodextrin im Pflanzenschutzmittel Eradicoat®, wirkend auf Erdflöhe, Spinnmilben und Blattläusen, hat keine Auswirkung auf Bienen und Florfliegen.
Auswirkungen von Spättrachten auf die Ein- und Überwinterung von Honigbienenvölkern (Dr. Ina Heidinger)
Ergebnis: Spättrachten verhonigen weder den Brutraum, noch arbeiten sich Winterbienen (eindeutig feststellbar) vorzeitig ab und auch die Varroamilbe vermehrt sich nicht ungebührlich. Beim Gelbsenf ist der Überwinterungsindex allerdings ein wenig schlechter ausgefallen.
Am Rande: Nicht immer wird eingetragen, was ausgebracht ist. So wurden bei einer Ausbringung von Gelbsenfsaat ein hoher Pollenertrag vom Hedera-Typ (Efeu) gemessen.
Übrigens: Gesucht werden Versuchsflächen mit Phacelia (Büschelschön). Bitte melden!
Wildpflanzenmischungen zur energetischen Nutzung – wem bringt das was? (Dr. Ina Heidinger)
Ergebnis: Zwar sind Wildpflanzenmischungen bis zur Hälfte weniger gas(energie)ertragreich im Vergleich zu Mais, liefern jedoch Nahrung und Lebensraum für kleine Lebewesen, also auch für Insekten. Einsparung von Winterfutter ist möglich. Ein höherer Honigertrag ebenso. [Doch ist dieser Zeitraum für unseren imkerlichen Praxisalltag nicht mehr relevant.]
Der Förderung via KULAP (Greening) von Hanfmix (Blüte Ende Mai bis zur trachtärmeren Zeit Anfang Juli) sollte ergänzend die Ausbringung von Präriemixsaaten folgen, zumal dieser eine Trachtlücke Mitte Juli bis Ende September schließt. Daher wird das Bieneninstitut einen entsprechenden Antrag an das Ministerium stellen. Eine Kombination zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist allemal erstrebenswert!
Kein Verkaufsangebot als Bio-Saatgut bekannt.
Das war’s im ersten Teil …
In unserem nächsten Vortragsmitschrieb geht es um die Bienengesundheit, speziell um Oxalsäureverdampfung, Wespenfallen in Weinbergen, die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) und neue Varroaflyer des Institut. Bis bald!
Alle Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2021
- Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (1): Versuchsbereiche (diese Seite hier)
- Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (2): Bienengesundheit
- Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (3): Online-Angebote
¹Das Abbilden von Vortragsfolien war ausdrücklich untersagt, daher hier nur ein paar Impressionen aus Veitshöchheim als „Lückenbüßer“.
Den erwähnten Jahresbericht konnten wir im Internet bisehr nicht finden (einfach. selbst mal am IBI nachfragen). In „Biene und Natur“ wurden dann leider doch keine Produktnamen genannt. Doch hier gibt es einen ausführlichen Bericht: https://bienen-nachrichten.de/2021/bienenvertr%C3%A4gliche-anstriche-f%C3%BCr-honigbienen-beuten/982
Wir selbst verwenden mit sehr guten Ergebnissen in Bezug auf Streichbar- und Haltbarkeit Koralan® (Kora) (ein Nachfolgeprodukt von Pigrol® farbnatur). Es besteht es aus einer restmonomer-befreiten Acrylatdispersion und modifizierten Wachsen auf pflanzlicher Basis (Baumwachse). Beim Streichen ist es nahezu geruchlos, was uns das Verarbeiten im Winter in geschlossenen Räumen ermöglicht.
Wir haben Beuten im Betrieb, die wir vor 12 Jahren mit dem Vorläufer Pigrol lasiert hatten und die noch immer akzeptabel halten. Jetzt allerdings werden sie so nach und nach neu eingelassen. Wir sehen an einer nichtgestrichenen Beuten aus der selben Zeit, dass das Holz leicht aufspringt.
Einmal kackten uns eine Kolonie von Kormoranen, die am Baum über den Bäumen hockten, die Beuten vollständig zu. Nicht lustig. Da waren wir dann doch sehr froh, dass der scharfe Kot durch die Lasurschicht am Eindringen ins Holz gehindert wurde und die Reinigung so erleichtert wurde bzw. erfolgreich war.
Wer in Richtung Bio-Imkerei unterwegs ist, darf unter manchen Labeln grundsätzlich keine Beuten gestrichen werden. Allerdings die im „früheren konventionellen Imkerleben“ gestrichenen Bestände weiterhin verwenden.
Unser letzter ausschlaggebender Punkt, uns dieser Arbeit zu unterziehen, war die Optik. Also, dass die Beuten gestrichen einfach sauberer ausssehen. Was bei unseren Gästen, die wir zu Honigschleudertagen einladen, einen besseren Gesamteindruck auch im Hinblick auf appetitlichen Honig macht. Wir bewahren die Beuten teilweise auch in unserem grünen Klassenzimmer auf, was dann ebenfalls ein netteres Bild ergibt, wenn wir Unterricht halten.