Honigbienen und Imker in Landentwicklung seit 30 Jahren nicht berücksichtigt

Wir möchten auf einen sehr lesenswerten Artikel aus der Zeitschrift zfv¹ aufmerksam machen. Titel: „»Rettet die Bienen« – Die Bienen und ihr Lebensraum, ein Handlungsfeld für die Landentwicklung?“. Verfasst wurde der Beitrag von Klaus Krack und Gustav Oberholzer, beide Universität der Bundeswehr München, Institut für Geodäsie, Professur für Landmanagement.

In den Buger Wiesen Bamberg

Situation der Imkerei in Deutschland

In den ersten Abschnitten geben die Autoren einen Überblick zum Stand und zur Entwicklung der Imkerei in Deutschland anhand verschiedener statistischer Kennzahlen wie Anzahl der Imker, Anzahl der Bienenvölker, verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche pro Imker sowie der Dichte des Bienenbesatzes.

Interessensberücksichtigung

Darauf folgend analysieren sie, inwieweit in den zurückliegenden 25 bis 30 Jahren die Interessen der Imkerschaft und die Bedürfnisse von Honigbienen bei Flurbereinigungsverfahren Berücksichtigung fanden. Als Ergebnis ziehen die Autoren das Fazit, dass die Belange der Honigbienen und Imker vor rund 30 Jahren und bis heute nicht angemessen beachtet werden. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ habe hier zu keinem grundsätzlichen Wandel geführt.

Analyse der Ursachen

Als Ursachen identifizieren sie drei Hauptpunkte:

  1. Die fehlende Anerkennung der Imkerverbände als Naturschutzvereinigungen. Deshalb stehen ihnen bei Maßnahmen im Aufgabenbereich des Naturschutzes und der Landentwicklung kein Recht auf Mitwirkung zu.
  2. Die (falsche) Einordnung der Honigbiene als Haustier durch die Flurbereinigungsbehörden und von diesen beauftragten ökologischen Planungsbüros. Damit unterstehen sie den Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaftsbehörden und nicht dem amtlichen Naturschutz.
  3. Nach Einschätzung der Autoren eine unzureichende Interessenvertretung der Imkerei und der Belange der Bienen durch Vertreter der Landwirtschaftsverwaltungen in den Planungen der Flurbereinigung.

Unser Fazit

Auch ohne vertiefenden Einblick in die Struktur von Flurbereinigungsbehörden sowie dem Ablauf von Flurbereinigungsverfahren zeigt der Beitrag recht deutlich auf, dass in einem wichtigen Bereich der Landentwicklung die Belange der Bienen und der Imkerei wenig Beachtung finden. Oder in den Worten der Autoren „keine Rolle“ bisher spielten und spielen. Es fehlt in dem Planungsprozess die Interessensvertretung der Imkerschaft.  Angesichts des Biodiversitätsverlustes besteht dringender Nachholbedarf.

UnserE Reaktion

Wir werden unsere Zusammenfassung an die regionalen Imkerverbände sowie dem Institut für Bienenkunde in Veitshöchheim zuspielen und außerdem eine Pressemeldung verfassen, die natürlich auch an die Stadt und Landkreis Bamberg und diverse Umweltschutzverbände gehen wird. Weitere Maßnahmen sind denkbar. Dazu freuen wir uns, eure Ideen mitgeteilt zu bekommen.


¹ Krack, Klaus und Oberholzer, Gustav (2021): »Rettet die Bienen« – Die Bienen und ihr Lebensraum, ein Handlungsfeld für die Landentwicklung. zfv, Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformatik und Landmanagement, H. 3/2021, S. 223 – 229.

Ab Ende Juni digital verfügbar unter https://geodaesie.info/zfv/heftbeitrag/8680 (Zugriff am 8.6.2021)

2 Gedanken zu „Honigbienen und Imker in Landentwicklung seit 30 Jahren nicht berücksichtigt

  1. Interessant ist hier der Hinweis, wie wichtig es sei, dass Imkerverbände als Naturschutzverbände anerkannt würden!
    In den Recherchen der beiden Autoren fehlt leider, dass wir als Imkernetzwerk Bayern bereits 2011, 2012 und 2014 Anträge auf „Anerkennung als Naturschutzverband“ an den Landesverband Bayerischer Imker (LVBI) gestellt haben. Diese Anträge wurden durch den LVBI Vorstand (Radke, Maske, Spiegl & Co) verschleppt, bzw verhindert. 2018 stellten wir diesbezüglich einen weiteren Antrag über den Verband Bayerischer Bienenzüchter (VBB). Diesen Antrag des VBB hat das bay. Umweltministerium über die LfU unter fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Aktuell engagieren wir uns im „Aktionsbündnis Neonikotinoid- freie Landwirtschaft“. Hier geht es um die Notfallzulassung von Thiamethoxam im fränkischen Zuckerrübenabbau. Gestern war die Redaktion von BR- Quer vor Ort. Der Beitrag wird voraussichtlich am Donnerstag, 30.09.2021, gesendet.

    Mit imkerlichen Grüßen
    Martin Stockmeier

    • Danke, Martin, für die Infos und die persönliche Einschätzung. Wir setzen derzeit unsere Hoffnung auf die Europäische Initiative „Bienen und Bauern retten“. Ja, es liegt vieles im Argen. Schön, dass Sie sich ebenfalls engagieren! Drücken wir unseren Bienen und uns Imker/innen die Daumen und lassen Sie uns einen langen Atem haben.
      Mit kollegialen Grüßen – Ilona

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