Vorstellung der Machbarkeitsstudie zur Ernährungslandschaft Region Bamberg

Cover Broschüre Machbarkeitsstudie Ernährungslandschaft Region BambergDie Machbarkeitsstudie Ernährungslandschaft Region Bamberg soll sich zu einem Praxisleitfaden entwickeln, um die regionale Lebensmittelproduktion und -versorgung zu stärken und zu ökologisieren sowie krisenfest und zukunftssicher zu machen. Begrüßt durch Landrat Johann Kalb und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp stellte die mit der Machbarkeitsstudie beauftragte Agentur KlimaKom, vertreten durch Dr. Sabine Hafner, sowie dem Ernährungsrat Oberfranken, im Sitzungssaal des Landratsamts Bamberg am 15.11.23 die wichtigsten Ergebnisse vor.

[Nachtrag 26.01.2024: s. a. Rezension zur Machbarkeitsstudie, Ilona Munique, in: BlattGrün 2024, H. 1]

Initiiert wurde die Studie durch Landratsamt und Stadt Bamberg im Rahmen der Regionalkampagne Genussla und unter Mitwirkung zahlreicher Akteur*innen des hiesigen Ernährungssystems – also von den unternehmerischen Menschen und Gruppen aus z. B. Bäckerei, Imkerei, Landwirtschaft und Gärtnerei über den Marktstand und Lebensmittelinitiativen bis hin zum Konsumenten. Ja, auch wir von Bienen-leben-in-Bamberg.de waren punktuell mit im Boot und gewannen einen positiven Eindruck vom Vorlauf bis zum Ergebnis der Studie.

Begrüßung zur Vorstellung der Machbarkeitsstudie Ernährungslandschaft Region Bamberg im Landratsamt Bamberg

Wie immer erfreute mein bibliothekarisches Auge der Medientisch, und hier natürlich die Machbarkeitsstudie. Außerdem das feine Büchlein zur Klimalösung (wird rezensiert im „Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023“ hinter dem 14. Türchen sowie das Magazin BlattGrün, für das ich seit heuer Artikel verfasse.

Medienauslage zur Vorstellung der Machbarkeitsstudie Ernährungslandschaft Region Bamberg im Landratsamt Bamberg

Agenda

1. Sackgassen in unserem derzeitigen Ernährungssystem

2. Strategische Ansatzpunkte für eine Ernährungswende auf regionaler Ebene

3. Die Ernährungslandschaft Region Bamberg. Mut-Machendes von Pionier*innen

4. Der Mehrwert von Kooperationen in der Ernährungswende

Nachgelesen werden können diese Ergebnisse in der Broschüre zur Machbarkeitsstudie, die wir zum „Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023“ hinter dem 12. Türchen in einer Rezension näher beleuchten werden. Also, schaut nochmal rein!

Über den zweiten und dritten Punkt lasse ich mich im Folgenden näher aus.

zu 2. Strategische Ansatzpunkte für eine Ernährungswende auf regionaler Ebene

Wie nun können wir aus den bekannten Sackgassen (Stichwort: Klimawandel durch hohe Treibhausgasemissionen, Verlust der Artenvielfalt durch Eingriffe in biochemische Kreisläufe, Globalisierung mit hartem Wettbewerb, Lieferkettenunterbrechungen durch Krisen, fehlende Ernährungssicherheit, usw.) herauskommen? Wie kann eine Ernährungswende gelingen?

In der Powerpoint-Präsentation wurden die Ansatzpunkte für eine Ernährungswende als Äste eines Zweiges dargestellt. Sie lauteten:

  • Regionalisierung landwirtschftliche Produkte
  • Ausbau ökologischer Landnutzung
  • strategische Umstellung der Landnutzung – Klimapolitische Landwirtschaft
  • Reduktion der Lebensmittelverschwendung
  • Schlüsselfaktor Außer-Haus-Verpflegung
  • Gesunde / Regionale Ernährung
  • Lokale Infrastruktur für die Ernährungssouveränität
  • Beteiligungsprozesse
  • Strategische Partnerschaften
  • Unterstützung der Nischenakteure & Pioniere

Gertrud Leumer von der Bio-Gärtnerei Mussaröl und ich saßen unter rund 40 weiteren Interessierten nebeneinander und flüsterten uns zu, dass wir uns mit dem letztem Punkt identifizieren würden. Wer außer uns zählt hier wohl noch dazu? Und wie und warum sind wir ein eigener strategischer Bereich?

zu 3. Die Ernährungslandschaft Region Bamberg. Mut-Machendes von Pionier*innen

Nun, Dr. Sabine Hafner machte uns die Freude, als nächsten Agenda-Punkt genau jenes anzusprechen, indem sie uns drei Beispiele von „Nischenakteuren & Pionieren“ aus der Bamberger Region vorstellte.Teilnehmende an der Vorstellung der Machbarkeitsstudie Ernährungslandschaft Region Bamberg im Landratsamt Bamberg

Es waren dies der Stegauracher NaturGarten (bekannt als „Mutzershof“) – der im Übrigen bereits schon auf meinem Interviewkalender für eine BlattGrün-Ausgabe in 2024 stand! – das Alte Kurhaus Trabelsdorf (Hotel und Gasthof) und das Netzwerk der Solidarischen Landwirtschaft, kurz: Solawi(s) in Bamberg (und weiteren Städten). Hier wurde der Ruf laut, diese doch nicht nur in Städten, sondern auch auf Landkreisebene, beispielsweise in Mürsbach, zu etablieren.

Was diese und rund weitere Pionier*innen (aufgeführt im Anhang der Machbarkeitsbroschüre) alle eint, ist die positive Bewertung eines hohen Nachhaltigkeits- und Transformationspotenzials.
Pionier*innen geben „Impulse für soziale, wirtschaftliche und technologische Innovationen“, so die Folie zu „Vorreiter:innen der Ernährungswende“. Bestätigen können wir diesen Ansatz beispielsweise anhand unserer eigenen Imker-Philosophie, die im Zusammenhang mit dem Bamberger Lagenhonig genau dazu Aussagen macht, wie ich nachgerade hierzu überprüft habe.

Als verbindende Werte und Normen wurden genannt:

  • Moralisch-ethischer Umgang mit dem Mitgeschöpf Tier
  • Schonender Umgang mit Böden, Wasser und Natur
  • Gute und faire Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden (ich ergänze mal: erweitert um eine fragwürdige Selbstausbeutung)
  • Verbindung zwischen Mensch und Natur
  • Beruf ist Berufung

Und vor allem – wir sind allesamt aktive Netzwerker*innen! Eine Plattform hierzu bietet uns Nischenakteur*innen und Poinier*innen immer wieder das Büro für Nachhaltigkeit („Agenda30-Büro“) der Stadt Bamberg in Kooperation mit dem Fachbereich 54 Nachhaltige Entwicklung des Landratsamts Bamberg, deren Mitarbeiter*innen uns regelmäßig zu Treffen einladen und dabei immer „auf Händen tragen“ und erkennbar wertschätzen.
Herzlichen Dank an dieser Stelle, namentlich und stellvertretend an Thomas Klostermann und Silke Michel (und in memorium an den unvergessenen Karl Fischer, der heute vor zwei Jahren sein Leben(swerk) beenden musste. Er wäre sicher höchst zufrieden mit der Kampagnen-Entwicklung gewesen!).

Teilnehmende an der Vorstellung der Machbarkeitsstudie Ernährungslandschaft Region Bamberg im Landratsamt Bamberg

Vortrag Pfaffenhofer Bodenallianz

Folie "Bodenallianz Pfaffenhofen a. d. I."Sehr inspirierend war die Powerpoint-Präsentation inklusive zweier Videofilme von Markus Käser zur beispielhaften Pfaffenhofener Bodenallianz, die sich zum Ziel gesetzt hat, mit einem „Pooling“ aus Bürgern und Landwirten gesunde, fruchtbare Böden zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen und damit die biologische Vielfalt zu schützen.

Mit nur 70 Mitgliedern bei etwa 25 Aktiven, bestehend aus Verbraucher*innen und Erzeuger*innen, bei etwa 8-12 Minijobber*innen und weiteren freiwilligen Helfer*innen stemmt der Verein beispielswise zahlreiche Projekte und Aktionen wie das Bio-Volksfest, Bürgerwerkstätten und (Online-)Fortbildungsangebote und leistet ganz praktische und finanzielle Hilfestellung für kleinstrukturierte, ökologisch orientierte Familienbetriebe.

Workshop

Bewäht moderiert von Werner Burghart unter Mitwirkung von Matthias Schöring wurden wieder fleißig und in vier Gruppen zahlreiche Wünsche, Ideen und Erfahrungen rund um die „Ernährungslandschaft Region Bamberg“ eingesammelt und somit den Anspruch des Büros für Nachhaltigkeit Bamberg erfüllend:

Die Verwirklichung der Agenda 2030 hängt maßgeblich davon ab, ob viele Menschen mitmachen. Denn eine nachhaltige Stadtentwicklung ist nicht die alleinige Aufgabe für ein Büro in der Stadtverwaltung. Es ist eine gesellschaftliche Querschnittsaufgabe. Wir alle können einen Beitrag leisten und je mehr Menschen in Bamberg mitmachen, desto eher gelingt die nachhaltige Transformation unseres Zusammenlebens.

Wir jedenfalls können aus eigener Anschauung und Mitwirkung heraus bestätigen, dass hier effektiv etwas praxisnah getan wird auf der Grundlage fundierter Überlegungen, Untersuchungen und Partizipation. Es lohnt sich, dabei zu sein!

Ergebnis des Workshops anlässlich der Vorstellung der Machbarkeitsstudie Ernährungslandschaft Region Bamberg im Landratsamt Bamberg

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