Im Hauptteil um Maßnahmen zur Schwarmverhinderung, aber auch das Drohnenrahmenschneiden als biotechnische Varroaprophylaxe und eine erneute Ablegerbildung waren Thema des Moduls 5 im BLIB-Imkerkurs für Anfänger am 25.04.2020 in Bamberg.
Coronavirusgeschützt durch Mund-Nasen-Masken, Einmalhandschuhe und überwiegend Sicherheitsabständen, wo es möglich war, konnten – behördlich abgestimmt und genehmigt – in zwei 5-er-Gruppen alle notwendigen Beobachtungen und nachfolgenden Handlungen praktisch erfahren werden.
Hier der Ablauf der imkerlichen Tätigkeiten in Form einer Checkliste auch für alle unsere treuen Blogleser/innen, besonders die Jung-Imker/innen unter ihnen. Da man in dieser Jahreszeit damit rechnen kann, dass die Drohnenrahmen ausgebaut sind und außerdem Ableger gebildet werden möchte, am Besten alles Material hierfür vorsorglich mitnehmen.
Checkliste am Bienenstand:
Schwarmverhinderung, biotechn. Varroaprophylaxe, Ableger
Grundmaterial
- Smoker mit Rauchmaterial (Hanf, Eierkarton, Pappe), Feuerzeug
- Stockmeißel
- Abkehrbesen
- Wasser zum Löschen der Smokerinhaltsreste
- Plastikbeutel (oder Eimer mit Deckel) für Drohnenausschnitt
- Sicherheitsutensilien (z. B. Imkerhut, Tuch, Nelkenwasser, Globuli, Zeckenzange)
- Ablegerkasten (s. Checkliste M4)
für Weiselzellenkontrolle
- Taschenlampe
- ggf. Lupe
- Königinfangeisen / Königinabfangzange (oder Lockenwickler)
-> zum Separieren der Königin als Schutzmaßnahme - ggf. Zeichenutensilien, im Falle man auf eine ungezeichnete Königin stößt
- Schälchen für abgezwicktes Wachsmaterial
Vorgang Schwarmverhinderung & mehr bei zweizargigem Brutraum
- Mit Stockmeißel die Zargen an den Ecken voneinander lösen
- Blechdeckel abnehmen und umgedreht in die Nähe legen
- Abnehmen des ungeöffneten Honigraums. Nicht am Boden in das Gras abstellen, sondern auf der umgedrehten Blechhaube
- Abnehmen des Absperrgitters unter Rauchgaben
- Ankippen und Vorziehen des (oberen) Brutraums an den Kanten des unteren Brutraums entlang
- Erster Kontrollblick nach Weiselzellenbesatz, dabei können die Rähmchen etwas auseinander bewegt werden, um auch in die Ecken sehen zu können
- Falls Zarge zu schwer wird, kann sie vollständig senkrecht aufgestellt werden
- Kontrollieren, ob (an Position 2 bzw. 9) der Drohnenrahmen bereits verdeckelt ist
- Bei Sichtung von Weiselzellen: Entscheidung treffen, ob ein Ableger¹ mit der intakten Weiselzelle gebildet werden soll
Falls ja:- Abzählen der Rähmchenposition
- Dieses Rähmchen nach dem Wiederaufsetzen der Zarge vorsichtig als eine der ersten ziehen und in den Ablegerkasten (an Randposition) setzen
- Ersatzrähmchen (Mittelwandwabe) parat halten
- Vollständiges Durchsehen der Rähmchen, vor allem an den Wabenecken und entfernen der Weiselzellen
ACHTUNG: Aufpassen auf die Königin! Am besten mit einem Königinnenfanggerät separieren (Dunkel halten, sie ist helles Licht nicht gewohnt) - Falls Drohnenrahmen mind. zu Dreiviertel ausgebaut und verdeckelt, diesen entfernen, ausschneiden (Material in Plastiktüte oder gut verschließbaren Eimer, ggf. einfrieren, später ausschmelzen, da wertvolles Neuwachs) und wieder an selbe Position einsetzen
- Falls Brutwabe für Ableger entnommen, Ersatzrähmchen (Mittelwand) in die Mitte des Brutnestes einsetzen
- Oberen Brutraum wegstellen (Achten auf Richtung, er soll später wieder genau so aufgesetzt werden, wie man ihn abgenommen hat)
- Unteren Brutraum durchsehen
- Fertig? Rauch geben. Dann wieder zweiten Brutraum aufsetzen
- Königin einlaufen lassen²
- Sind alle Rähmchen vollständig? (Drohnenrahmen und ggf. frisches Mittelwandrähmchen bei Brutwabenentnahme). Sind alle Rähmchen wieder eng zusammengerückt (Einhalten des Bee Space)?
- Rauch geben. Absperrgitter aufsetzen
- Honigraum, Folie, Deckel und Blechhaube aufsetzen.
¹Auf das Bilden von Zwischenablegern (oben aufgesetzt) und Fluglingen (unten angesetzt) oder Brutlingen als weitere Möglichkeiten der Schwarmverhinderung neben dem Weiselzellenbrechen sind wir nicht eingegangen. Dies ist Stoff für unser Vertiefungsseminar, das allerdings erst wieder für 2022 angesetzt ist.
Alte Königin – Danke für drei fleißige Jahre!
²In unserem Falle (Gruppe Bienenweg) wollte die Königin nicht gleich in die Wabengassen verschwinden, sondern verharrte viel zu lange auf den Rahmenoberträgern. Ein Zeichen, dass sie mit ihren drei Jahren tatsächlich nicht mehr recht vital ist. Normalerweise lassen Berufsimker sie nur bis zu zwei Jahre legen. Wir sind da zuweilen etwas großzügiger, doch wenn wir nicht aufpassen, bezahlt es der Bien mit zu geringer Volksstärke. Meist weiseln sie dann ohnehin still um.
In diesem offensichtlichem Fall gaben wir nach Kursende den zunächst für einen Ableger beiseite geschafften Brutrahmen mit seiner unbeschädigten Weiselzelle zurück in die Zarge und setzten die Königin der freien Natur aus. So kann sie immerhin noch als Leckerbissen für einen hungrigen Vogel dienen. DANKE, gelbe Königin, dein Leben war nicht umsonst!
Wer hier sicher gehen möchte, kann auch die Königin weiterhin im Stock behalten und erst, wenn der Ableger gediehen ist, eine Vereinigung vornehmen. Da das etwas umständlicher ist, kürzten wir das Verfahren ab. Es ist schließlich noch früh genug im Jahr, so dass eine weitere Weiselzelle gebildet werden kann, falls es diesmal schief gehen sollte.
Schlupf einer Drohne
Bei unserem Tun geht es nicht nur um das Erledigen imkerlicher Arbeiten, sondern auch um das Beobachten. Beispielsweise konnten wir den Schlupf zweier benachbarten Drohnen entdecken. Immer wieder wurde die mit ihrem Kopf und Oberleib herausragende Drohne von den umherwuselnden Bienen bedient. Die Schlüpfenden werden teils gefüttert, teils wird dabei geholfen, das einengende Wachs abzunagen … kurzum, ihre Geburt bleibt im Volk offenbar nicht unbemerkt.
Schöne Momente … trotz allem!
Unbemerkt blieb auch uns nicht, dass der heutige Kurstag viele schöne und auch weniger angenehme Momente bescherte. Die Coronakrise im Nacken, ein viel zu trockener, wenngleich als wohltuend empfundener sonniger „Draußen-“Apriltag, andererseits auch das ständige Tragen der Verantwortung für Mensch und Tier … ja, da tut es gut, wenn alle achtsam miteinander umgehen, zudem die offenen Völker einen guten Honigduft verströmen und wenn wir den Erfolg unserer Bienenpflege und das konzentrierte Mitdenken und -machen unserer Kursteilnehmenden wahrnehmen dürfen!
Ohne diesen Praxistag könnten wir keine Jungimker/innen adäquat unterrichten, damit es für die Bienenpflege weitergehen kann in Bamberg. Vielen Dank den Behörden der Stadt Bamberg, die diesem Umstand durch ihre Sondergenehmigung Rechnung getragen und unseren Ausflug für vertretbar gehalten haben. Wir taten alle das uns’rige, um ihrem Vertrauen gerecht zu werden.
Fotogalerie Gruppe 1 / Lehrbienenstand Bienenweg
Fotogalerie Gruppe 2 / Lehrbienenstand Fünferlessteg