Zu brisant, um nur als Kommentar stehen zu bleiben: „gänseblümchen“ verweist auf eine Petition gegen die Verwendung der vom staatlichen Veterinäramt Tschechiens empfohlenen Behandlung gegen die Varroamilbe. Ich nehme das zum Anlass für die sich aufdrängende Frage:
Wie wird gegen die Varroamilbe (Varroa destructor) in Deutschland vorgegangen?
Ein komplexes Thema … ich versuche eben mal, unseren eigenen Kenntnisstand zusammen zu fassen. Bitte erkundigt euch aber selbst noch einmal ganz genau!
In Deutschland werden unterschiedliche organische Methoden wie Ameisensäure, Thymol, Oxalsäure und Milchsäure in unterschiedlicher Dosierung empfohlen, die als purer Grundstoff oder unter verschiedenen Namen verkauft werden (Apiguard, Thymovar, Oxuvar, u. a.). Ein Mittel wie Perizin ist nicht mehr empfehlenswert. Ebenso wenig wie die Anwendung per Schwammtuch. Aber der Reihe nach.
Unterschieden wird bei den Varroa-Mitteln zwischen:
- der Sommer- und Winterbehandlung
- Dosierung und Anwendungsweise (Träufeln, Sprühen, Verdunsten, Kurz- und Langzeitbehandlung)
- Behandlungsanlässe (Vorbeugen, akuter Notfall, Ablegerbildung …)
Ein Beispiel, wie komplex sich die Varroabekämpfung für die Imker darstellt:
Die 65-prozentige Ameisensäure hat im Sommer (nach dem Honigschleudern!) gute Erfolge, da sie auch in die Brutzelle, die sich Biene und Varoamilbe „teilen“, hineinreicht.
Die 85-prozentige Ameisensäurebehandlung ist (derzeit) nur für den Notfall erlaubt. Sie könnte, unsachgemäß durchgeführt, die Brut und die Jungbienen schädigen. Bei der Ameisensäure kommt es vor allem auf die gleichmäßige Verdampfung bei optimalen Temperaturen an.
Brütet das Volk, ist Ameisensäure die Wahl. Brütet es nicht mehr, ist Oxalsäure oder Milchsäure angezeigt. Oxal- und Milchsäure wirken ohnehin nicht in die Brut hinein, sondern befreit lediglich Erwachsenenbienen von ihren Plagegeistern. Folglich sind Oxal- oder Milchsäure das perfekt wirkende Mittel, wenn es mehrere Tage frostig-kalt war und ist. Das heißt: ein Frosttag allein genügt nicht, ist allenfalls ein Zeichen, dass das Volk das Brüten (vorerst) eingestellt hat. Bleibt es hingegen länger kalt, kann behandelt werden.
Thymol verwenden wir zum Beispiel nicht, er riecht doch recht intensiv und seine Wirkung ist auch ein wenig umstritten. Wobei bei mir persönlich Thymian recht gut gegen erste Anzeichen von Erkältung wirkt und ich diesem Mittel eigentlich sogar vertraut hätte. 😉
Zur Häufigkeit: Milchsäure kann mehrfach angewandt werden, Ameisensäure bis zu zweimal, Oxalsäure nur einmal pro Bienenjahr (ab letztem Mal Honigschleudern, also Juli/August).
Windelkontrolle am 2.10.12 – die dunklen Punkte sind die „erlegten“ Varroamilben. Links unten gut zu erkennen die Lage des darüber liegenden Brutnestes. Hier befindet sich der meiste Abfall. (Windel: ein extra für die Kontrolle konstruierter Plastikeinschub unterhalb des Beutenbodens.)
Grundsätzlich gilt es, die Winterbienen fit zu machen, damit im Frühjahr möglichst wenig Milben im Stock ihr Unwesen treiben. Denn sobald man in die Zeit der Honigproduktion gelangt, darf rückstands- und geschmacksbedingt keine Behandlung mehr erfolgen. Es sei denn natürlich, man verzichtet auf den Honig, etwa, weil man die Bienen als reine Bestäubungsleisterinnen hält.
Links zur Varroabehandlung (subjektiv von uns empfohlen):
Wenn ihr selbst noch eine Seite zur praktischen Behandlung gegen Varroatose, aktuell Varroose genannt, also den Varroamilbenbefall empfehlen wollt, die euch plausibel, aktuell und hilfreich vorkommt, dann gerne als Kommentar senden.