Paravent im Kamishibai-Prinzip als Methode im Schulbienenunterricht

Paravent Kamishibai UnterrichtsmethodeDas Kamishibai, also der Märchenbilderschaukasten, hat sich in vielen schul- und medienpädagogischen Bereichen seinen Platz auch in Europa erobert. Die ursprünglich in Japan in Form eines Papiertheaters eingesetzte Methode des Märchenerzählens fußt in der modernen Version auf einen Rahmen, dem Bildkarten eingesteckt werden, die von einer Erzählung begleitet sind. Ältere von uns kennen das System auch in Form von Dia-Geschichten, oft als Veranstaltungsreihe in Bibliotheken angeboten. Unser neu angeschaffter Paravent greift diese Methoden auf.

Methodischer Einsatz

Der Bilder-Paravent erleichtert den Einstieg in den Schulbienen-Unterricht für junge wie auch ältere Kinder. Denn die Motive, die wir in den 20 quadratischen Sichtfenstern einsetzen, sind kindgerecht UND modern gehalten. Sie entstammen einem ausgedienten Kalender, der auf dem Bilderbuch von Piotr Socha: Bienen“ basierte.

Paravent Kamishibai UnterrichtsmethodeLineares Vorgehen

Schrittweises Auf- und Wegklappen

Die Sichtfensterrähmchen lassen sich umdrehen, so dass man mit einem Bild und einer kurzen Erzählsequenz beginnen kann und nach und nach die nächsten Bildmotive öffnen, bis zum Schluss alle sichtbar sind. Man könnte auch das vorangegangene Motiv wieder verschwinden lassen, um die Konzentration auf das aktuell begleitete Motiv zu erhalten. Also je nach didaktischem Ziel.

Buchstabieren

Gut funktioniert das System auch zum Buchstabieren und Silbentrennen bei schwierigen oder unbekannten Wörtern, bspw. Facettenaugen, Pollenhöschen, Varroamilbe und Wespentaille. Dazu werden die entsprechenden Buchstaben in die Fenster eingeschoben.

Nachdem die Wörter alle buchstabiert sind, werden die Fensterchen wieder bis auf den ersten Buchstaben eines jeden Wortes umgedreht. Jetzt sagen die Kinder die kommenden Buchstaben an.

Umgedreht wird nur der Buchstabe, der tatsächlich richtig genannt wurde. So könnte es aussehen: Fa?et?enauge. Die Kinder raten nun so lange weiter, bis jedes Fensterchen umgedreht ist.

Lückentext

Den Schwierigkeitgrad der vorangegangenen Übung kann man natürlich steigern. Dazu zeigt man lückenhaft nur wenige Buchstaben und das gesuchte Wort will erraten werden. Dabei kann man durchaus auch ungeübte, neue Begriffe einführen.

Paravent Kamishibai UnterrichtsmethodeVernetztes Vorgehen

Suchen & Finden

Es gilt, zwei sich ähnelnde Motive oder ein Themencluster zu entdecken. Hierfür werden alle Motive, die NICHT für die Lösung in Frage kommen, weggedreht, so dass am Ende die richtigen Motive übrigbleiben.

Beispiel: Suche alle Motive, …

  • … auf denen außer Bienen noch andere Tiere zu sehen sind (Ähnlichkeiten)
  • … auf denen Pflanzen oder nur Blumen, oder nur Blätter und Bäume, oder nur Menschen etc. zu sehen sind (Ähnlichkeiten)
  • … die als Material in der Imkerei eingesetzt werden (Themencluster)
  • … die es heute nicht mehr gibt, sich also auf die frühe Geschichte der Bienen und der Imkerei beziehen (Themencluster)

Memory

Die Kinder prägen sich im Anschluss an die Erzählung (s. o. unter Lineares Vorgehen) die Motive noch einmal gut ein. Sodann wird gemeinsam das Buch von Piotr Socha aufgeblättert und nach den im Paravent verwendeten Motiven gefahndet. Sobald ein entsprechendes Motiv gefunden wurde, versuchen die Kinder, es auf dem Paravent zu orten. Da die Fenster mittlerweile umgedreht wurden, ist das gar nicht so einfach.

Es werden also die drei wahrscheinlichsten Treffer bestimmt, um das Fensterchen wieder umzudrehen. Also z. B. Reihe 1, Fenster 3 ODER Reihe 2, Fenster 5 ODER Reihe 2, Fenster 6.

Bei einer größeren Menge an Kindern bilden sich am besten mehrere Gruppen, die IHREN Fundort vertreten. Die Kinder aus der Gruppe erhalten einen kleinen Preis, z. B. eine aus einer Wachsplatte ausgestochene Biene.

Paravent Kamishibai UnterrichtsmethodeKreativ werden

Die Kinder gestalten eine eigene Motivwand. Möglichkeiten sind:

  • Jede Gruppe bekommt eine eigene Reihe (also 5x 4 Motive je Seite = max. 40 Motive) zu einem bestimmten, vorher festgelegten Thema (z. B. Bienenkörper, Blüten, Obst, Gemüse, Imkereiwerkzeug, Bienenwohnung, …) und zeichnet die erforderliche Anzahl an Bildern. Nach Fertigstellung wird die Reihe den anderen Kindern vorgestellt, indem die Motive mit ein paar kleineren Sachinformationen „garniert“ werden.
  • Zum Abschluss eines Unterrichts: Alle steuern ein Motiv zu einem oder mehreren Themenvorschlägen oder auch ganz ohne Vorgaben („Etwas, von dem ihr heute im Schulbienenunterricht gehört habt“) bei, bis die Motivwand gefüllt ist. Es kann etwas Selbstgezeichnetes sein, oder man stellt etwas zum Ausschneiden oder Ausmalen zur Verfügung.
    Die Kinder erhalten die Bilder natürlich mit nach Hause, falls sie es möchten. Vorher fotografieren wir sie alle ab.
  • Die Kinder wählen aus dem Paravent ihr Lieblingsbild aus. Es wird gefragt, warum es gerade dieses Bild gewählt hat, was ihm daran besonders gefallen hat. Im Anschluss können von den Kinder oder von uns ausgehend weitere Fragen gestellt und / oder ein paar Sachinformationen gegeben werden.

Paravent Kamishibai UnterrichtsmethodeParavent Kamishibai UnterrichtsmethodeZu guter Letzt …

Als Dekorationselement im Raum oder am Schaufenster lässt sich der Paravent natürlich ebenfalls benutzen. Zu diesem Zweck sind alle Bildmotive gleichzeitig zu sehen, oder auch nur das einheitliche Rückseitenmuster. Möglich wäre auch eine Fotogalerie aus Anlass einer Veranstaltung heraus, zum Beispiel als (Jahres-)Rückblick.

Wir sind gespannt, was wir mit unserem neuem Ausstattungselement alles anstellen werden. Wir freuen uns auf die Zeit nach Corona, wenn wir wieder Schulklassen begrüßen dürfen.

Rezension Markiewicz: „Was summt auf der Wiese?“ (Insekten-Stickeralbum)

[Werbung] Cover Was summt auf der Wiese? Stickeralbum arsEditionWas summt auf der Wiese? Jede Menge, wenn es nach der Illustratorin Izabelle Markiewicz geht. Sie erschließt uns in erstaunlich detailgenauen und bunten Bildern einen beachtenswerten Teil des Artenreichtums, wobei sie sich bei über 350 Sticker nicht nur die Wiese und einen Schmetterlingsgarten, sondern auch die Fensterbank, einen Teich und den Waldboden detailgetreu vorgeknöpft hat. Löblich auch ihr Ausflug in die Nacht, den die Zielgruppe der Kinder ab 4 Jahren nicht so ohne weiteres unternehmen kann. Mit den rosa Flügelenden wird der Mittlere Weinschwärmer sicherlich der Liebling der Mädchen werden, während das rotgefleckte Sechsfleck-Widderchen bestimmt Fans unter den Jungen gewinnt … oder wie auch immer herum.

Keinen von beiden Nachtschwärmern kannte ich, ebenso wenig wie den Brombeer-Zipfelfalter und die Meldenflureule – zumindest ihre Namen sind mir nicht vertraut. Es ist also bestimmt auch ein lehrreiches Album für Erwachsene. Wo ich mich jedoch auskenne, das ist die Bienenwelt. Und von dieser Ecke aus rührt auch meine Kritik. Denn weder ist die Bienenbehausung einigermaßen richtig abgebildet, noch das Insektenhotel beispielhaft bestückt. Zu Erläuterung: Die plakativ wirkenden Hintergründe sollen sodann mit den dafür vorgesehenen Stickerbildern aus getrennten Blättern beklebt werden.

Wie bereits in der Rezension von „Mein erstes Buch von den Bienen“ als „Unsinn“ von mir gebrandmarkt, muss ich das leider auch für dieses Natur-Sticker“lehr“büchlein tun. Abgebildet ist nämlich ein historischer Stülper, wie man ihn als beliebtes Symbol für einen Bienenstock auch auf Honiggläsern kennt. Doch jener runde Strohkorb hat mit der praktizierten Wirklichkeit nichts mehr zu tun! Seine Verwendung würde bedeuten, jedes Jahr die Waben auszuräumen, also das Nest zu zerstören. Keiner tut so was mehr – na ja, ausgenommen einige Heideimker vielleicht noch.

Doch auch diese würden den Korb nicht in einen Baum hängen, das wäre Unfug. Was wir dagegen in einem Baum hängend vorfinden könnten, wäre allenfalls ein traubenförmiger Schwarm, gebildet aus Tausenden von Bienen. Die Zeichnung ist also – so oder so – grob irreführend und fällt vor all den anderen tadellosen Ausführungen stark ab.

Die Kritik am Insektenhotel geht in eine ähnliche Richtung. Tannenzapfen als Nistmaterial sind völlig sinnfrei, da hält sich keine Wildbiene oder ein anderes Insekten groß auf. Und Brutlöcher in die Stirnseite eines Holzes gebohrt ist ebenfalls nicht empfehlenswert, da das Holz genau dort zahlreiche Risse bekommt. Was zur Folge hat, dass das Brutloch aufreißt und die Brut zu Schaden kommt. Man bohrt Löcher nur in die Rindenseite vor. Nun, Vorlage war vermutlich eines dieser zahllosen unnützen Wildbienenhotels aus Baumärkten & Co. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht. Doch wie lernen Kinder, das Richtige zu tun, wenn die fehlerhaften Dinge ständig kolportiert werden?

Obwohl mich die beiden falschen Darstellungen – aufgehängter Bienenkorb und falsch bestücktes Insektenhotel – doch sehr stören, möchte ich das Stickeralbum dennoch weiterempfehlen. Und zwar in der Hoffnung, dass das Interesse der Kinder an der Insekten- und Käferwelt bei all den wundervollen, kleinen wie großen Insektenstickern, nachhaltig geweckt werden wird. Und zwar soweit, dass sie eines Tages mehr erfahren möchten und dabei von „richtigen“ Sach- und Fachbüchern oder aufklärungsbereiten Imker/innen begleitet werden. Vielleicht wird ja die erwünschte 3. Auflage eine Berichtigung erfahren?!

Im Übrigen gibt es noch weitere Stickeralben mit Naturthemen aus dem Verlag arsEdition. Gut zu wissen, denn ich bin mir sicher – einmal mit Stickern angefangen, dürften Mädchen wie Buben bald nach „Ich will mehr“ rufen!

[Rezensionsexemplar]


Was summt auf der Wiese? Meine Natursticker Insekten /
Izabella Markiewicz (Ill.). 2. Aufl. München : arsEdition 2020. 33 S. [8 Seiten mit Stickermotiven, 10 Doppel- und 4 Einzelseiten zum Bekleben]
ISBN 978-3-8458-3406-1

Honigbienen und Imker in Landentwicklung seit 30 Jahren nicht berücksichtigt

Wir möchten auf einen sehr lesenswerten Artikel aus der Zeitschrift zfv¹ aufmerksam machen. Titel: „»Rettet die Bienen« – Die Bienen und ihr Lebensraum, ein Handlungsfeld für die Landentwicklung?“. Verfasst wurde der Beitrag von Klaus Krack und Gustav Oberholzer, beide Universität der Bundeswehr München, Institut für Geodäsie, Professur für Landmanagement.

In den Buger Wiesen Bamberg

Situation der Imkerei in Deutschland

In den ersten Abschnitten geben die Autoren einen Überblick zum Stand und zur Entwicklung der Imkerei in Deutschland anhand verschiedener statistischer Kennzahlen wie Anzahl der Imker, Anzahl der Bienenvölker, verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche pro Imker sowie der Dichte des Bienenbesatzes.

Interessensberücksichtigung

Darauf folgend analysieren sie, inwieweit in den zurückliegenden 25 bis 30 Jahren die Interessen der Imkerschaft und die Bedürfnisse von Honigbienen bei Flurbereinigungsverfahren Berücksichtigung fanden. Als Ergebnis ziehen die Autoren das Fazit, dass die Belange der Honigbienen und Imker vor rund 30 Jahren und bis heute nicht angemessen beachtet werden. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ habe hier zu keinem grundsätzlichen Wandel geführt.

Analyse der Ursachen

Als Ursachen identifizieren sie drei Hauptpunkte:

  1. Die fehlende Anerkennung der Imkerverbände als Naturschutzvereinigungen. Deshalb stehen ihnen bei Maßnahmen im Aufgabenbereich des Naturschutzes und der Landentwicklung kein Recht auf Mitwirkung zu.
  2. Die (falsche) Einordnung der Honigbiene als Haustier durch die Flurbereinigungsbehörden und von diesen beauftragten ökologischen Planungsbüros. Damit unterstehen sie den Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaftsbehörden und nicht dem amtlichen Naturschutz.
  3. Nach Einschätzung der Autoren eine unzureichende Interessenvertretung der Imkerei und der Belange der Bienen durch Vertreter der Landwirtschaftsverwaltungen in den Planungen der Flurbereinigung.

Unser Fazit

Auch ohne vertiefenden Einblick in die Struktur von Flurbereinigungsbehörden sowie dem Ablauf von Flurbereinigungsverfahren zeigt der Beitrag recht deutlich auf, dass in einem wichtigen Bereich der Landentwicklung die Belange der Bienen und der Imkerei wenig Beachtung finden. Oder in den Worten der Autoren „keine Rolle“ bisher spielten und spielen. Es fehlt in dem Planungsprozess die Interessensvertretung der Imkerschaft.  Angesichts des Biodiversitätsverlustes besteht dringender Nachholbedarf.

UnserE Reaktion

Wir werden unsere Zusammenfassung an die regionalen Imkerverbände sowie dem Institut für Bienenkunde in Veitshöchheim zuspielen und außerdem eine Pressemeldung verfassen, die natürlich auch an die Stadt und Landkreis Bamberg und diverse Umweltschutzverbände gehen wird. Weitere Maßnahmen sind denkbar. Dazu freuen wir uns, eure Ideen mitgeteilt zu bekommen.


¹ Krack, Klaus und Oberholzer, Gustav (2021): »Rettet die Bienen« – Die Bienen und ihr Lebensraum, ein Handlungsfeld für die Landentwicklung. zfv, Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformatik und Landmanagement, H. 3/2021, S. 223 – 229.

Ab Ende Juni digital verfügbar unter https://geodaesie.info/zfv/heftbeitrag/8680 (Zugriff am 8.6.2021)

Rezension zu Sabbag/Kelly/Tourlonias: „Die kleine Hummel Bommel. Nur Mut!“

[Werbung] Cover Die kleine Hummel Bommel – nur Mut! arsEditionDie kleine Hummel Bommel – nur Mut!

Um Mut zu schöpfen für große Auftritte braucht es manchmal etwas Ermutigung. So auch für die kleine Hummel Bommel, die sich auf den Weg zum Großen Wiesenfest macht, um bei der Insektenaufführung mitzuwirken.

Rückenstärkung im wahrsten Sinne des Wortes gibt ihr das Superman- äh, -hummelcape, doch auch die Worte von Oma Hummel – „Egal, was immer auch ist, denk daran, wer du bist“ – oder die Begleitung von sich ebenfalls auf ihren Festauftritt vorbereitenden Ballerina Fina Floh. Hummel Bommel gibt die soeben selbst erfahrene Ermutigung gleich an sie weiter, indem er sie daran erinnert, wie sehr sie doch das Springen und Tanzen lieben würde. Klar, wäre ja sonst kein Floh.

Nicht immer alles Heile Welt im Insektenreich!

Offenbar wird sogar im Tierreich gestänkert. Der spottende Bino Biene, die mit Walpurga Wespe über die Lampenfiebernden witzeln und lachen, sind jedenfalls nicht gerade das, was man unter Aufmu(n)terung unter Artgenossen versteht. Doch Fina und Bommel können sich nicht lange mit den frechen Immen aufhalten, denn sie wollen ja Trudiella Tausendfüßler abholen. Und kommen gerade richtig zur Hilfe. Einerseits, um sie beim Anziehen zu unterstützen – („Ich bin erst beim 222. Schuh!“), andererseits, um der sich ein wenig ungelenk fühlenden älteren Dame zu versichern, dass es „heute sicher wieder ebenso gut werden würde wie früher.“

Sich aufeinander verlassen und gut vorbereitet sein …

Die Marienkäferchen indes fühlen sich gemeinsam ziemlich stark und bauen dabei auf ihr Sicherheitsnetz. „Wenn einer fällt, dann fangen wir ihn auf“, ist die Devise. Und wie Bommel denke auch ich: „Es ist toll, wenn man sich aufeinander verlassen kann!“

Auch für Stefan Stinkwanze gibt es guten Rat in Form von „Gute Vorbereitung ist alles!“ Die extra Portion Bohnen sollte dem Pupsweltmeister jedenfalls seine Grübelei  vergessen machen. Die Nashornkäferin indes hat ob ihrer Stärke keine größeren Versagensängste. Sie ist der Meinung: „Nur du selbst weißt, wozu du imstande bist.“ Und „wenn etwas schief läuft, fällt dir was Besseres ein!“ ermuntert Bommel mit den Worten seiner Oma den Glühwürmchenverein, die sich nicht sicher sind, ob das Wetter hält und damit auch ihr Leuchten.

Endlich ist die Große Wiese erreicht und es kann eigentlich gleich losgehen. Wäre da nicht das Häuflein Elend namens Ricardo. Doch Bommel versichert: „Zusammen sind wir stärker als die Angst“ und drückt seine Hand ganz fest. Offenbar muss dem zitternden Kerlchen allerdings noch mehr Mut gemacht werden, und so erhält jener – und wir, die gespannt Lesenden – ein neunstrophiges Mut-Mach-Gedicht, zu dem man sich unschwer eine Melodie á la „Biene Maja“ vorstellen kann. Und tatsächlich findet sich auf „allen Download-Portalen“ das Lied [Denk daran,] Wer du bist“, gesungen von der zweitjüngsten Tochter der berühmten Kelly-Family, Maite Kelly. Natürlich aber mit einer anderen Melodie.

Ein Moderator namens Tommy Gott….?!

Und „weil die schönsten Dinge manchmal ganz nebenbei passieren“ können, wie Dr. Weberknecht nach einem verpatzten Pusteblumenraketenstart konsterniert, schweben nun tausend bunt gefärbte Pusteblumen durch die Luft. Und los geht das Fest, moderiert vom (der Knüller!) unschwer als Thomas Gottschalk erkennbaren, weil blondgelockt und smartig gezeichneten Tommy Gottesanbeter.

Natürlich klappt alles bei der Insektenaufführung, jedenfalls bis fast zum Schluss. Hummel Bommel und Ricardo geraten unversehens in eine schwierige Situation, die ich aber nicht weiter verraten werde. Was ich allerdings sagen kann, ist, dass sie – getreu dem Motto, das aus fast allen Seiten spricht – „alles zusammen schaffen!“

Wenn es also überhaupt etwas zu kritisieren gäbe, dann die vielen verschiedenen Motti („Zusammen alles schaffen“, „Nur Mut“ (der Titelgeber) und „Denk daran, wer du bist“ u.v.m.). Doch man kann sich letztendlich ja aussuchen, was einem mehr entspricht. Einem Kind – oder auch dem inneren Kind von vorlesenden Erwachsenen – werden Ermutigungszeilen sicherlich nie zu viel sein.

Fazit

Die für die Hummel-Bommel typischen einfühlsamen Zeilen von Britta Sabbag und Maite Kelly sind grafisch eingebettet in warme, lebendige und detailreiche Doppelseiten-Szenen von Joe͏̈lle Tourlonias, die sich wunderbar für Kinder ab 3 Jahren (so die Empfehlung von arsEdition) zum Entdecken eignen. Die Textfülle auf 32 Seiten erscheint zunächst etwas lang, kann jedoch problemlos in kleinen Portionen vorgelesen und mit einem „Und morgen erzähle ich dir, wie es weitergeht“ abgeschlossen werden.

Wer bereits Fan von Hummel Bommel ist, dem brauche ich auch diese Ausgabe nicht mehr extra ans Herz zu legen. Und ein Mut-Zuspruch-Buch kann man immer gebrauchen – auch als Erwachsene/r! Kaufen!


Die kleine Hummel Bommel – nur Mut! / Britta Sabbag ; Maite Kelly ; Joe͏̈lle Tourlonias. München : arsEdition. 2020. [32] S. ISBN 978-3-8458-3159-6

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek – und für unsere neue Kinderbücherkiste!!!

Rezension zu Kohfink: „Imker – Vom Hobby zum Beruf“

[Werbung] Cover Kohfink: Imker, vom Hobby zum Beruf, UlmerMarc-Wilhelm Kohfink mit seiner Expertise der Verwaltungswissenschaften sowie der Betriebswirtschaft und natürlich als Berufsimker beantwortet unkompliziert alle relevanten Fragen, wie man als  „Imker – Vom Hobby zum Beruf“ kommt. Eine Frage, die wir als imkerndes Paar ebenfalls immer wieder gestellt bekommen, ist: „Was kostet das alles?“ (S. 64) und „Für wie viel kann ich meinen Honig verkaufen?“ und meint damit im Grunde: „Ist für mich ein Gewinn drin?“

Für wen ist der Ratgeber brauchbar?

Wer nun erwartet, mit verlässlichen Honigglas-Verkaufspreisspannen bedient zu werden, braucht sich keine großen Hoffnungen zu machen. An nur wenigen Stellen sind derartige Angaben zu finden. Viel mehr Sinn macht es, sich auf eine bestimmte, hier vor allem effiziente Betriebsweise in der Bienenhaltung einzulassen. Die Vorschläge reichen vom ungeteilten Brutraum mit bienendichten Schieden über Flachzargen im Honigraum bis hin zu reinen Kippkontrollen.

Er versäumt es dabei nicht, auf Vor- und Nachteile sowie statistische Wahrscheinlichkeiten und Studienergebnisse einzugehen. Und wenn Sie alles bis hierhin verstanden haben, sind Sie bereits ein/e erfahrene Imkerin … und genau für SIE ist der 124-seitige, also gar nicht mal so umfangreiche, jedoch antwortergiebige Ratgeber aus dem Ulmer-Verlag gedacht. Dennoch werden auch Anfänger/innen und bis dato die Hobbyimker mit wenigen Völkern bedient.

So beginnt das erste Kapitel mit der Frage, ob man sich zum Imker eignet und was man können muss. Dazu gibt Kohfink sinnvolle Fragen zum Abchecken und Fallbeispiele an die Hand. So lässt sich vermeiden, aus reiner Träumerei von einem zufriedeneren Dasein inklusive finanzieller Absicherung die falsche Entscheidung zu treffen. Die da heißen könnte: Blauäugig Werkzeuge und Völker einzukaufen, weil man vielleicht über eine große Wiese verfügt und einen Schuppen, sogar über ein paar Jahre Erfahrung … wenn’s mit 3 Völkern klappt, warum nicht auch mit 300?!

Was ist notwendig?

Auch hier hätten so manche gerne eine einfache Liste mit allen erforderlichen imkerlichen Dinglichkeiten. Wir beugen derartigen Ansinnen tatsächlich mit einer, nein, eigentlich zwei Listen vor, die uns vor gebetsmühlenartigen Erklärungsversuchen à la „Es kommt drauf an“ bewahren. Sie ist aufgeteilt in „Grundausstattung“ und „Erweiterung“. Aktuell liegen die von uns ermittelten Kosten bei etwas über € 2.000 für eine Hobby-Imkerei, die Spaß macht und in der die Bienen und der Honig „wertig“ behandelt werden. Darin enthalten sind allerdings keine Raumkosten und Fahrzeuge nebst Anhängern. Analog würde man das rund 32-fache laut Kohfinks Investionsliste zur Berufsimkerei mit 200 Bienenvölkern benötigen. Oder das 72-fache, falls Raumanschaffungen und Mobilitätsgerätschaften erforderlich sind.

Also auch hier: Es kommt auf etliche Rahmenbedingungen an, was und wie viel benötigt wird. Weitere Punkte, die geklärt werden wollen, sind vertrieblicher und steuerlicher Art. Vor allem zu Letzterem sucht man oft vergeblich nach Aufklärung, denn es gibt hier einige Besonderheiten zu beachten, beispielsweise die 10,7%-Umsatzsteuer-Regelung, die auch uns schon einiges an Aufklärungsarbeit bei hohem Unverständnis gekostet hat. Dieses Kapitel ist wirklich „Gold wert“!

Fazit zur Berufsimkerei

  • „…, dass der Imker vor allem von der Hoffnung lebt.“
  • „…, dass es nicht einfach ist, allein von der Imkerei zu leben.“
  • “ … ein zweites Standbein, um nicht allein von den Bienen leben zu müssen.“

Erst auf Seite 117 erfahren wir die schonungslose Wahrheit, die wir allerdings längst schon geahnt hatten. Wer nun meint, der Puffer läge darin, alles selbst zu machen, um Arbeitskosten zu schonen, der hat folgende Zeile überlesen:

„Nur wenn Sie nicht nur in Ihrer Imkerei arbeiten, sondern vor allem an ihr, bringen Sie Ihren Betrieb voran.“

Fazit zum Ratgeber

Dieser Ratgeber erleichtert unseren (Aus-)Bildungsauftrag, denn er ist eine perfekte Antwort auf die an uns herangetragenen Fragen, die zu beantworten viel Zeit kosten. Nicht immer ist eine Checkliste möglich oder sinnvoll, denn  zu viele Details sind unterschiedlich und erfordern differenzierte Aussagen. Dabei kann man sich leicht verzetteln und verstricken, was Kohfink löblicherweise nicht passiert ist. Dennoch spart er nicht an sehr hilfreichen Tipps, eingestreuten Erfahrungsinterviews und Planungsübersichten. Prima hier der Plan zu verschiedenen Arbeitsbereichen vom Länderinstitut für Bienenkunde, Hohen Neuendorf, wenngleich für viele nicht so ohne Weiteres umsetzbar. Doch anregend, um sich Gedanken über einen sinnvollen Produktionsablauf zu machen.

Der Ratgeber „Imker – Vom Hobby zum Beruf“ füllt definitiv eine Lücke. Daher wünschen wir ihm eine kontinuierliche Aktualisierung über viele Jahre hinweg. Immerhin ändern sich auch in der Imkerei Kosten und Rahmenbedingungen stetig, beispielsweise die klimatischen und bienengesundheitlichen Situationen, die Ausfälle immer häufiger wahrscheinlich machen und zu „unternehmerischen Risiken“ führen. Doch wer sich auf die Welt der Bienen einlässt, ist ohnehin von risikofreudigem Charakter. Wer zudem eine unternehmerische Ader hat und vielleicht schon seine Schäfchen im Trockenen durch Mindestrentenanspruch, dem macht das Bändchen durchaus Mut und Hoffnung!


Marc-Wilhelm Kohfink: Imker – Vom Hobby zum Beruf. Stuttgart : Ulmer. 2018. 128 S. : Ill.
ISBN  978-3-8186-0422-6

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek

So., 16.05.21 – BIWa-Sonntagsöffnung

So., 16.05.21 – BIWa-Sonntagsöffnung

Logo "Alle Themen" der Bienen-InfoWabe (BIWa)Logo für alle Schwerpunktthemen (= Bienen, Honig, Imkerei, Natur) der Bienen-InfoWabe14.00 – 17.00 Uhr |
Offenes Haus für alle …
rund um Bienen, Honig, Imkerei und Natur.
Was? Informationen für Groß und Klein, Beratung für Jungimker/innen und Fachgespräche für alte Hasen. Kaffee gegen Spende. Nutzung der Imker-Bibliothek. Einkaufsmöglichkeit des Bamberger Lagenhonigs.
Für wen? Ohne Altersbeschränkung
Kosten? Keine, über Spenden freuen wir uns
Wo? Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1, 96047 Bamberg (Erba-Park)

Rezension zu Diterlizzi/Wenzel: „Das große Summen“

[Werbung] Fast schon lässt sich von einem Wimmelbilderbuch sprechen: Das große Summen mit seinen zahlreichen Insekten, Käfern, Spinnen und weiteren Krabbeltieren lädt zu einer Entdeckungsreise durch Garten, Wald, Blumenwiese, Strand, Teich und unter die Erde ein.

Cover Diterlizzi, Wenzel, Das große Summen, arsEditionGrafische Ausdruckskraft

In ihren abstrakten, collagenartigen und zum Teil aquarellierten Pinsel-, Bunt- und Wachsmalstrichen erscheinen die Tierchen mal mehr (der Springschwanz), mal weniger lustig (die Assel) bis bedrohlich (der Herkuleskäfer) oder gruselig (der Skorpion!!! Er bekommt dafür am Ende als einziger drei Ausrufezeichen ans Etikett!). Dazwischen wetteifern die Figuren mit ihrem Bunt und übergroßen Augen oder Gließmaßen, mehr aber noch mit Beweglichkeit und grafischer Ausdruckskraft um die Gunst der kleinen Betrachter/innen.

Brendan Wenzel tut erst gar nicht so, als wären Marienkäferchen, Singzikaden oder Taubenschwänzchen niedlich anzusehen. Doch hässlicher, als Wanzen, Gespenstschrecken und Zecken auf manche wirken könnten, kreirt er sie wiederum auch nicht. Eher im wahrsten Sinne des Wortes „eigen-artig“. Meist reizt ein kleines Detail an ihnen zum Grinsen. So bei der Schildlaus, deren Flügel wie Hasenohren aussehen, oder die bonbonrosa Farbe der Blattlaus (ich dachte immer, die sei grün?!), oder die Glubschaugen der Bremse. Die Ausgestaltung und Bandbreite der Arten ist immens für ein Bilderbuch und dürfte daher auch ältere Kinder faszinieren.

Und die Großen ebenfalls! Natürlich suchte ich sofort nach unseren Lieblingsinsekten, und ja, alle da! Die Honigbiene mit fluffigem Kragen und ihre Cousine, die Wildbiene, diese in Gestalt einer flauschig-dicken Hummel. Doch auch die mit überlangen Hinterbeinchen gezeichnete Wespe darf ihr Papiernest präsentieren. Wer sich mit all den Tierchen gar nicht auskennt, wird auf der letzten Doppelseite aufgeklärt. Dort finden sich alle mit Namensschild ein – samt Kater Oskar, der hin und wieder als still-staunender Beobachter durch die Landschaften streift.

Die Reime

Angela Diterlizzi nennt hingegen keins der Wesen beim Namen. Stattdessen erklärt sie (bzw. ihre Übersetzerin Cornelia Boese) in Reimen, welchen Eigenschaften ihnen zu eigen und zu was sie alles fähig sind. Und das ist jede Menge! Nicht nur …

Stechen, Fliegen,
Stinken, Kriegen,
Hüpfen, Schweben,
Schwimmen, Leben.
Basteln, Bauen,
Jagen, Klauen –
sind so spannend anzuschauen!

… sondern da geht einiges mehr … doch mehr sei nicht mehr verraten! „Knie dich hin. schon kannst du starten“ … empfiehlt sie am Ende dem (endlich) ins Bild kommende Kind: „Such sie selbst in deinem Garten!“ beziehungsweise empfehle auch ich: Kauf es selbst in deinem Laden! Das Buch vom großen Summen, ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Hiobsbotschaften vom Artensterben und Verstummen der natürlichen Geräuschkulisse, die uns einmal verdammt fehlen werden könnte!


Das große Summen / Reime von Angela Diterlizzi ; Krabbeltiere und Insekten von Brendan Wenzel ; übersetzt von Cornelia Boese. 1. Aufl. München : arsEdition. 2019. 32 S. ISBN 978-3-8458-3263-0

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek – und für unsere Kinderbücherkiste!!!

250 Titel in der Imker-Bibliothek von Bienen-leben-in-Bamberg.de

Literatur zur Imkerei der Imker-BibliothekMehr als 380 Einzelbände bei rund 250 Titel sind nunmehr in unserer Imker-Bibliothek eingestellt und im Zotero-Katalog erfasst. Thematisch aufgeteilt sind sie in der Bienen-InfoWabe in mittels Farbcode getrennte Gruppen:

  • Bienen & Wildbienen
  • Imkerei
  • Honig & Bienennebenprodukte
  • Natur (Schwerpunkt „Lebensraum der Insekten“)
  • KIKI – die bunte Kinderbücherkiste mit Bilderbüchern und Spiele
  • Lehrmaterial für Schulen & Klassensätze
  • Broschüren & Flyer

KIKI, Kinderbücherkiste der Schulbienen-Bücherei (Imker-Bibliothek)Lese-/Ausleihzeiten der Imker-Bibliothek

  • Warme Jahreszeit

Zu den Betriebszeiten der Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1, 96047 Bamberg (= jeden 3. Sonntag von April bis September, 14-17 Uhr).

-> Wegen der Corona-Pandemie sind die Bücher nur einsehbar bzw. ausleihbar wie unter „Kalte Jahreszeit“ beschrieben.

  • Kinderbücher im Schaufenster der Bienen-InfoWabeKalte Jahreszeit

Außerhalb der Betriebszeiten der Bienen-InfoWabe (= Ab Mitte September bis Mitte April) können die Medien im Obstmarkt 10 (3. Stock) in 96047 Bamberg bestellt und abgeholt werden. Bitte vereinbaren Sie vorab mit uns eine Besuchszeit!

Nutzung

Alle Medien der Imker-Bibliothek sind zu den regulären Betriebszeiten der Bienen-InfoWabe für ALLE Besucher/innen einsehbar.

Darüber hinaus sind die Medien für einen eingeschränkten Personenkreis auch ausleihbar.

  • IBZV-Mitglieder
  • Bienenpatinnen und -paten unserer Initiative BLIB
  • ERBA-Park-Nachbarn der Bienen-InfoWabe, z. B. Interkultureller Garten Bamberg, Kleingartenvereine, Otto-Friedrich-Universität
  • Schulangehörige und Imkerkurs-Teilnehmende, die zu uns zum Unterricht kommen

Die Imker-Bibliothek setzt sich zusammen aus der IBZV-Bücherei (36 Titel), der Schulbienen-Bücherei (BSB) (161Titel) und aus unserem BLIB-Privatbestand (55 Titel) sowie einiger Artikel, die wir auf Zotero verortet haben. Daher ist die Ausleihe punktuell etwas eingeschränkt.

Bestandsgalerie

Rezension zu Källander/Helldorff: Unsichtbare Wunder (Kinderbuchreihe)

[Werbung] Sie befassen sich mit Kuhfladen, Blattläusen, Mikroben oder Schmutz. Dem, der unter unseren Füßen oder im Wasser ist. Also mit Bereichen, die empfindsame Gemüter als eher eklig bezeichnen würden und jenen, die für unaufmerksame Zeitgenossen weitestgehend unsichtbar bleiben. Aber eben doch alle „natürlich“ und immer auch wundersam sind. Das schwedische Duo Inger Källander (Text) und Anna Helldorff (Illustrationen) hat eine echte Marktlücke entdeckt.

Ihre Reihe im jeweils 34-seitigem Querformat „Unsichtbare Wunder“ umfasst 7 Titel, alle übersetzt von Tanja Schmutte, die einzeln oder im reduzierten Gesamtpaket direkt unter https://unsichtbarewunder.de erstanden werden können. Auf Amazon mithin nicht zu erwerben, also auch keine Möglichkeit der Beurteilung von anderen. Doch ein paar (positive natürlich) hält das Herausgeberinnen-Duo auf ihren Seiten parat. Und heute soll eine weitere folgen. Was zugegeben nicht ganz einfach für mich ist.

Ich habe mich entschieden, die gesamte Reihe zu rezensieren, nachdem ich auf meine Anfrage nach drei Einzeltitel das sehr freundliche Angebot erhielt, doch gleich alle Reihentitel zu besprechen. Dabei gehe ich auf das reihenübergreifende Grundsätzliche ein und nicht durchgängig auf einzelne Titel.

Reihen-Inhalte in Auszügen

Konzipiert ist die Reihe für Kindergärten und Grundschulen, wo sie – laut eigener Aussage – perfekt als Lehrmittel einsetzbar ist. Die Bände fangen dort zum Erzählen an, wo andere verschämt bis ratlos aufhören und Kindern all das Kleine im Großen verschweigen, was essentiell für unser Leben ist.

Pipi, Darm und Kot sind keine Tabus. Sie werden von der Autorin Inger Källander, Expertin in Sachen Ökologie und Bio-Landwirtschaft, umstandslos beim Wort genannt. Es gibt harte Winter und Konkurrenzkampf, es kann traurig werden und es wird gestorben. Kämpferische Angriffe werden abgewehrt, es wird gefährlich gelebt und hart gearbeitet. Krankheiten schwächen Wehrlose, es wird gehungert und sich gegenseitig aufgelauert, es ist schleimig, klebrig und modrig.

Im Gegenzug gibt es köstliche Bissen, schnelle Vermehrung, sprudelnde Energie, reichlich Nahrung, wird überlebt, getauscht, gehüpft, getanzt, Party gefeiert, lachend geflogen, werden Wünsche erfüllt und Wurzeln geschlagen, wird gereist, gefreit und geküsst, wird beschützt und bleibt unbeschädigt.

Der unvermeidbare Tod, der das pralle Leben erst ermöglicht … so ist nun mal die Welt, wie sie uns (meistens) gefällt. Für empfindsame Kinder mag das vielleicht mal überfordernd und desillusionierend anmuten (hier besonders „Die Blattlausjagd“, der ich eine nicht ganz so überzeichnete Kriegssprache und ein „Gut gegen Böse, Nützlinge versus Schädlinge“ gewunschen hätte). Für stabile Kinder hingegen erscheint jeder Band als ein kaleidoskopartiges Feuerwerk von Naturräumen mit seinen großen, doch meist kleinen Bewohner/innen und ihren (Über-)Lebenssituationen.

Nichts an diesen fantasievollen bis nüchternen Beschreibungen ist grundsätzlich falsch oder richtig. Es kommt darauf an, wie man mit den Bänden umgeht. Sie sind je nach Themenbereich mal mehr, mal weniger für einzelne Lebensalter spielerisch bis unterrichtsbegleitend einsetzbar.

Doch ausgerechnet dem Band, den ich für unsere Kinderbücherkiste der Imker-Bibliothek gerne vereinnahmt hätte, die „Pollenküsse“, unterläuft ein eklatanter Fehler, der nicht hinnehmbar ist. Dabei meine ich noch nicht einmal einige überholte Klischees, die die Autorin möglicherweise aus dramaturgischem Aspekten heraus unnötigerweise bedient:

„Sie [die Blumenprinzessinnen] warten auf den Tanz und locken mit dem süßesten Parfüm. Jede kämpft um den schönsten Tänzer und sehnt sich danach, einem Liebsten einen Pollenkuss zu geben. Sie flüstern schüchtern „Wähle MICH, wähle MICH!“

Blumen als Prinzessinnen mag ja noch hingehen, rosa Mädla werden die kitschige Stelle lieben. Dass sich die mannstollen Blütenkonkurrentinnen kämpferisch und gleichzeitig schüchtern gebärden?! Na ja, wäre möglich. Doch auf männliche Tänzer werden die Holden ganz sicher lange warten müssen!

Auf den vorherigen Seiten erwähnten Bienen und der Schwerpunktgestalt Hummel sind bei ihrem Anflug ausnahmslos weiblich und sollten auch nicht um einer walt-disney-gleichen Märchenstunde zuliebe auf testesterongesteuert umgedeutet werden. Sie suchen lediglich Nahrung, nicht Sex. Wenn schon sexuelle Anspielungen gemacht werden (ja, ja, die ewige Leier von Blümchensex), so darf doch in emanzipierten Zeiten gerne von gleichgeschlechtlichem Liebesspiel die Rede sein. Oder greift zum Gendering, also Tänzerinnen und Tänzern, denn bei den Schmetterlingen sind sicherlich ein paar männliche dabei.

Unser Kompromiss: Wir werden dem Band an dieser Seite ein aufklärendes Informationsblatt beifügen. Es kursieren genug Falschinformationen, wenn’s um die Bienenwelt geht. Unsere Initiative hat sich nicht zuletzt deshalb gegründet.

Zur Textgestaltung

Der mal ins Märchenhafte, mal ins Abenteuerliche gehende Erzählstil möchte 5-9-jährige Kinder gleichermaßen abholen. An einigen Stellen wiederum ist er rein sachlich gehalten und kann gerade hier lediglich übers Vorlesen verstanden werden. Zumal die Satzlängen meist zu lang sind, um beim Selberlesen intellektuell erfassbar zu bleiben.

Vorschul- und Erstklässler-Kinder werden eine Vielzahl neuer Begriffe kennenlernen (Bestäubung und Pollenhöschen, Spritzgurke und Widerhaken, Weidenkätzchen und Cello, Amöben und Mikroben, Ebbe, Flut, Moore und Sümpfe), die mal mehr, mal weniger aufgelöst werden. Ein Erwachsener sollte also auf unterbrechende Fragen gefasst sein.

Die Übersetzung scheint mir gelungen – ich kenne ja nicht das Original, spüre jedoch sehr wohl die Intention hinter der bildersprachlich lebendigen Ausdrucksweise. Bilden und Aufklären ohne erhobenen Zeigefinger, begeistern wollen für das Unsichtbare und entführen in Zwischen- und Unterwelten, die ansonsten schwer zugänglich sind. Das ist prinzipiell gelungen. Dass dabei zuweilen ein Mischmasch entsteht zwischen Erzählung und Sachbuch, nun, daran stören sich Kinder vermutlich weniger als Erwachsene.

Die Schriftart ist serifenlos-sachlich gewählt und für mein Empfinden zu klein. Dafür wartet der Satz mit erfreulich großem Durchschuss, also Zeilenabstand auf. Auf hellem Untergrund noch soweit lesbar, nicht jedoch auf den dunkleren Zeichnungen (dies besonders schwer im Band „Bauchtanz in der Unterwelt“). Da wird das Lesen zum Hindernislauf für die Augen. Das ist etwas schade, weil so manche Großeltern oder Brillenträger/innen, zumal in einer vielleicht abgedunkelten Einschlafumgebung, unnötig behindert werden.

Zur Illustration

Über alle Bände gleichermaßen hinweg berühren die künstlerischen Qualitäten der Illustratorin Anna Helldorff. Im gefälligen Aquarellstil gelingen ihr ganz ausgezeichnet die Durchsichtigkeit der Hummelflügel, die Buntheit einer Wiesenszene, die Feinheit eines Amselweibchengefieders, die körnige Struktur der braunen Erdschichten, die blau-schillernden Wasserstrukturen, die ocker oder beigen Wurzelgeflechte … ja, gerade den eher gedeckten Farben entlockt sie eine Lebendigkeit, die man ihnen gar nicht zugetraut hätte.

Sie macht sichtbar, ohne es ans grelle Licht zu zerren und zu entzaubern. Kein Kuhfladen wurde wohl liebevoller gepinselt, und wer einmal versucht hat, Rotklee und Schafgarbe oder eine Hundertschaft von winzigen Tagfliegen und Bakterien zu aquarellieren, weiß, wie schwer das sein kann. Es scheint, als lägen der Illustratorin die schwierigsten, unfassbarsten und unbeachtetsten Erscheinungsformen am meisten am Herzen und in der Hand. Ganz großes Kino!

Fazit zur Reihe

Die Bände überzeugen vor allem aufgrund ihrer liebevollen, detailreichen und ansprechenden Zeichnungen und der zugrunde liegender Idee, unsichtbare Wunder sicht- und begreifbar zu machen. Dass dies von der Textgestaltung her nicht an allen Stellen und in jedem Band in Hinblick auf die beabsichtigte Zielgruppe gleichermaßen stark gelang, soll kein Hindernis sein, auf die Reihe zu setzen, begleitendes Vorlesen vorausgesetzt.

Aber auch, wenn Kind nicht sofort alles erfassen kann … es wird die Bände immer wieder hervorholen und je nach Lebensalterfortschritt neue Aspekte entdecken, neue Abenteuer erleben und intensive Augenblick erleben. Daher empfohlen vor allem für (medien-)pädagogische Einrichtungen und dialogisch orientierte Elternhäuser, die es auch und gerade in Coronazeiten schaffen, einander geistige Spaziergänge zu verschaffen, wenn es draußen kalt und ungemütlich ist. Also jetzt und fürs baldige Osternest!


*Das grüne Cello / Inger Källander [Text] ; Anna Helldorff [Ill.] ; Übers. Tanja Schmutte. [Upsalla] : Pärspektiv Förlag, 2020. – 32 S. – (Unsichtbare Wunder; 1).
ISBN 978-91-986491-1-6

*Pollenküsse / Inger Källander [Text] ; Anna Helldorff [Ill.] ; Übers. Tanja Schmutte. [Upsalla] : Pärspektiv Förlag, 2020. – 34 S. – (Unsichtbare Wunder; 2).
ISBN 978-91-986491-2-3

*Lebendige Samen  / Inger Källander [Text] ; Anna Helldorff [Ill.] ; Übers. Tanja Schmutte. [Upsalla] : Pärspektiv Förlag, 2020. – 34 S. – (Unsichtbare Wunder; 3)
ISBN 978-91-986491-3-0

*Party im Kuhfladen / Inger Källander [Text] ; Anna Helldorff [Ill.] ; Übers. Tanja Schmutte. [Upsalla] : Pärspektiv Förlag, 2020. – 34 S. – (Unsichtbare Wunder; 4)
ISBN 978-91-986491-4-7

*Wasserlachen / Inger Källander [Text] ; Anna Helldorff [Ill.] ; Übers. Tanja Schmutte. [Upsalla] : Pärspektiv Verlag, 2020. – 34 S. – (Unsichtbare Wunder; 5)
ISBN 978-91-986491-5-4

Die Blattlausjagd / Inger Källander [Text] ; Anna Helldorff [Ill.] ; Übers. Tanja Schmutte. [Upsalla] : Pärspektiv Förlag, 2020. – 34 S. – (Unsichtbare Wunder; 6)
ISBN 978-91-986491-6-1

*Bauchtanz in der Unterwelt / Inger Källander [Text] ; Anna Helldorff [Ill.] ; Übers. Tanja Schmutte. [Upsalla] : Pärspektiv Förlag, 2020. – 34 S. – (Unsichtbare Wunder; 7)
ISBN 978-91-986491-0-9

*Rezensionsexemplare für unsere Imker-Bibliothek.

Rezension zu Luck: „111 Orte für Kinder in und um Bamberg, die man gesehen haben muss“

Cover Luck, 111 Orte in Bamberg … emons:-Verlag[Werbung] Unsere Bienen-InfoWabe mit Bienengarten im Erba-Park am Bienenweg ist die Nummer 8 im Band  111 Orte für Kinder in und um Bamberg, die man gesehen haben muss. Das freut und ehrt uns sehr, von Nadine Luck in diesem 240 Seiten starken Reise- und Erlebnisführer der beliebten 111-Orte-Reihe des emons:-Verlags aufgenommen worden zu sein.

Auf einer Doppelseite beschreibt und bebildert sie jeweils ein kindgemäßes und überwiegend kostenlos bis günstiges Ausflugsziel in Bamberg und näherer Umgebung. Die Zusammenarbeit mit der sympathischen Autorin funktonierte im Hinblick auf unser grünes Klassenzimmer wunderbar. Wenn Nadine dies für alle Institutionen in ähnlicher Weise durchgeführt hat, dann flößt uns die Dimension ihres rechercheintensiven, reisetechnischen, schriftstellerischen und fototechnischen Tuns großen Respekt ein!

11 unbekannte Ziele

Nun haben wir zwar keine eigenen Kinder, dennoch immer die Augen offen für die kleinen und großen Sehenswürdigkeiten unserer Wahlheimat. Wir bilden uns ein, ziemlich alles schon entdeckt zu haben. Dennoch … Nadine Luck hat es geschafft, uns mit genau 10%, also 11 neuer Ziele zu überraschen, die wir natürlich auch ohne Kinder sehr gerne ansteuern werden.

Nicht bekannt waren uns:

  1. „Alpaka-Hof“ in Eltmann-Weisbrunn
  2. „Wildkatzenweg“ in Litzendorf,
  3. Team-Tischtennisplatte des Atlantik-Spielplatzes,
  4. Schneewittchen-Grabstein im Diözesan-Museum,
  5. Schneckenhof in der Südflur,
  6. Modellbahn-Verein am bzw. hinterm (genau!) Bahnhof
  7. „Kickerbox“ in der Jäckstraße
  8. der Geocache in der Armeestraße
  9. Feuerwehrmuseum in der Siechenstraße,
  10. Bücherschrank am Gartenstädter Markt, …
  11. … und dass dem bekannten Pavillion im Hain ein Flüsterbogen innewohnt!

Interessante Blickwinkel

Jedes der 111 beschriebenen abwechslungsreichen Orte ist liebevoll und interessant beschrieben und so toll fotografiert, dass sich einem trotz Kenntnis des Ziels der Blickwinkel weitet und man sofort noch einmal hin möchte. In Form von Sprechblasen erhält man zudem weitere Anschlusstipps, die fußläufig erreichbar sind. So sind es weitaus mehr als „nur“ 111 Orte, die Kindern – punktuell mit ein bisschen geschickter Vermittlung – ganz sicher Spaß machen werden.

Corona-Langeweile war gestern! Denkt euch eine Zahl zwischen 1 und 111, schnappt euch euren Picknick-Rucksack und steuert auf die gewählte Nummer zu – da ist garantiert keine Null-Nummer dabei. Na ja, nicht ganz. Für ein paar davon muss man schon vorher anrufen, ob die – ganz grundsätzlich wie auch der momentanen Situation geschuldet – derzeit offen haben. Wir, respektive die Bienen-InfoWabe, hat übrigens jeden 3. Sonntag von 14-17 Uhr zwischen April und September geöffnet, und ansonsten nach Vereinbarung.

Ein perfekter Führer für die ganze Familie, aber auch für Solo-Erwachsene, der in keinem Bamberger Haushalt fehlen sollte! Wir wünschen euch viel Spaß in Bamberg und Umgebung, ob mit oder ohne Kind und Geldbeutel und ob nur wenig oder ganz viel Zeit, die es anregend zu füllen gilt!


Luck, Nadine: 111 Orte für Kinder in und um Bamberg, die man gesehen haben muss. Köln : Emons:-Verlag. 2021. 240 S. (111 Orte …)
ISBN  978-3-7408-1075-7