Ein wunderbarer Mensch ist ganz plötzlich von uns gegangen. Karl Fischer († 17.11.2021) ist nicht mehr unter uns. Gerade noch im Vorruhestand und voller Pläne, … es hat nicht sein sollen.
Karl bleibt sicher allen, die mit ihm gelebt, gearbeitet und gesportelt haben, unvergessen. Den Angehörigen, deren Herz dieser Tage ungemein schwer sein wird, und allen, die ihn gekannt hatten und traurig sind, sprechen wir unser tiefes Mitgefühl aus.
Mit einem dicken Kloß im Hals sitze ich an diesen Zeilen und es drängt mich einfach, zurückzuschauen und dankbar mich zu erinnern an einen bescheidenen, doch unverwechselbaren Menschen.
Die erste Begegnung
Unsere erste Begegnung mit Karl Fischer, Leiter des damaligen noch als Agenda-21 benannten Büros im (heutigen) Klima- und Umweltamt, war am 07.02.2013. Er lud uns zum Treffen der Umweltbeauftragen an Bamberger Schulen in die Mußstraße ein, damit wir uns, die erst vor einem knappen halben Jahr gegründete Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de, vorstellen konnten.
Karl Fischer erkannte wohl sehr schnell das Potenzial der „Bamberger Schulbiene“, die in diesen Tagen quasi erstmals das Fliegen lernte. Der zurückhaltend wirkende, aber freundliche Mann machte nicht viel Worte. Doch um so besser nahm er seine Umgebung wahr, setzte instinktiv auf Menschen, denen er etwas zutraute. Wir fühlten uns sofort wohl unter ihm und seiner damaligen, auch heute noch im Amt tätigen Mitarbeiterin, Marianne Gebert, und dem Referatsleiter a. D., Ralf Haupt.
Es war unsere erste tiefere bzw. nachhaltigere und sogleich positive Begegnung mit einem Amt der Stadt Bamberg, und es war der Beginn einer ganzen Reihe von früchtetragenden Ereignissen, die in all den Jahren nie abriss. Magst DU, Karl, es auch nie so groß gesehen haben. Doch für uns war es damals eine unerwartete Bestätigung, dass wir das Richtige tun. Du hast uns damit den Rücken gestärkt. Dafür wollen wir Dir noch ein letztes Mal danken, lieber Karl!
Jahre der Begegnungen
Eine weiteres Berührungsfeld war die Etablierung des Regionalsiegels „Region Bamberg – weil’s mich überzeugt!“ Ein Punkt in unserer Blogmeldung vom 12.12.2012 lautete: „Was bedeutet das Siegel? Unsere Verbundenheit mit der Region Bamberg“. Und genau das schaffte Karl Fischer, Behörde hin oder her: Ein Gefühl der Verbundenheit!
Im Rahmen der Zertifizierung des Regionalsiegels durften wir am 24.03.2015 mit unserer Expertise als Imker die Möglichkeiten ausloten, auf welche Punkte die Lizenznehmer/innen in Sachen Honigvermarktung eingeschworen werden könnten. Obwohl wir keine „Großimker“ waren, hat man unserem Sachverstand vertraut. Niemand auf beiden Seiten hatte es zu bereuen. Karl Fischer und sein Team hatten ein breites, gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut, und so etwas schafft man nur mit persönlichem Einsatz. Karls Einsatz (und das seines Teams!) war IMMER verbunden mit seiner wohlwollenden und wohltuenden Persönlichkeit.
Weitere Begegnungen und Zusammenarbeiten mit Karl Fischer und seinem Team waren beispielsweise:
- Tag der offenen Gärtnereien
- Tag der Umwelt am Maxplatz
- Apfelmärkte
- Tag der Regionen
- Bamberger Weihnachtsmarkt
- Bergfest auf dem Michelsberg
- Stadtradeln Bamberg
- Spezialitätenwettbewerb
Regelmäßig waren es die Lizenznehmertreffen, die vor Corona alljährlich Anfang des Jahres stattfanden. Meist saß er am Rande des Geschehen, doch aufmerksam zuhörend, nachdenklich eine Hand am Kinn.
Er zeigte Verständnis für die Belange Einzelner, gestand Allen und Allem einen adäquaten Raum, beruhigte, wenn es Not tat, die Gemüter, vermittelte, versachlichte, … und das völlig unaufgeregt und niemals mit erhobener Stimme. Er sprach mit ruhiger Aufmerksamkeit, alle für sich einnehmend, … und man vertraute ihm.
Spatenstich und Einweihungsfeier der Bienen-InfoWabe
Natürlich war Karl auch beim Spatenstich unserer Bienen-InfoWabe im Juni 2015 mit dabei. Als stiller Gast, bescheiden in der zweiten Reihe stehend, hätten wir ihn beinahe übersehen. Wir bedauerten es und wunderten uns nur, dass er offenbar nicht erschienen war. Ja, wir vermissten ihn, denn er hatte sich mit uns über das geplante grüne Klassenzimmer gefreut. Doch Karl Fischer hatte sich nie vorgedrängt. Auf den Fotos entdeckten wir ihn schließlich und freuten uns nachträglich sehr über sein Kommen.
Zum darauffolgenden Festakt mit nachfolgender Einweihungsfeier im September schrieb ich:
… herzlichen Dank, dass Sie zu unserer Feier erscheinen werden, und sei es auch nur für eine Stunde. Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Ihren Urlaub entsprechend zu unterbrechen. Da habe ich schon fast ein schlechtes Gewissen …
So war er. Einen Urlaub unterbrechend, um sein Scherflein zu einem glücklichen Gelingen beizutragen und die Anstrengungen der Bürger/innen zu ehren.
Damals waren wir noch per Sie, doch das „Du“ lag uns immer auf der Zunge. Lange dazu hin war es nicht mehr. Aus einem Sachgebietsleiter wurde ein guter Bekannter und ein vertrautes Gesicht im Stadtgefüge.
Konnten wir zu Lebzeiten „Danke“ sagen?
Ja. Das konnten und taten wir. Mündlich wie schriftlich. Und mit einer Anerkennungsurkunde im Rahmen des „Bienenstadt-Bamberg-Umweltpreises“ 2016.
Karl Fischer schrieb uns daraufhin am 20.09.2016 folgendes:
… vielen, vielen Dank für die netten Worte und die schöne Urkunde als Anerkennung für das Agenda 21 – Büro. Wir haben uns darüber wirklich sehr gefreut. Meistens erntet man ja nur Kritik für seine Aktivitäten oder Unterlassungen. Im Fall der Bienen und Bienen-Info-Wabe werden wir Sie auf jeden Fall weiter unterstützen, wo es uns möglich ist.
Und so war es denn auch. Unterstützend, wo immer es ihm möglich war. So dankten wir ihm am 27.10.2016 im Zusammenhang mit dem Zertifizierungsverfahren des Regionalsiegels: „Schön, dass Sie sich für uns alle [Anm.: hier waren die Lizenznehmer gemeint] stark machen!“
Und wir ließen auch andere davon wissen, wie sehr wir die Arbeit des Agenda-21- bzw. -30-Büros schätzten.
„Wir freuen uns auf eine weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit mit Ihrem Amt, deren sympathische Mitarbeitende wirklich klasse Arbeit leisten. Das gilt (in unserem Falle) besonders fürs Agenda 21-Büro, …“ schrieben wir im September 2015 an seinen Vorgesetzten, Ralf Haupt.
Heute sind wir froh darüber, unseren Dank bei allen möglichen Gelegenheiten noch zu Karls Lebzeiten einen Ausdruck verliehen zu haben. Dank, wie er auch in den Traueranzeigen den Ton bestimmt, neben der tiefen Betroffenheit und des Vermissens und der Freundschaft.
„Für die geleistete Arbeit gebührt ihm größter Dank und Anerkennung“, schreibt die Stadt Bamberg.
„Wir können uns nur bei Dir bedanken. Danke, dass wir Dich kennenlernen und so viele schöne Momente mit Dir erleben durften!“ schrieb seine Sportgruppe.
Letzte Begegnungen
Immer, wenn ein Mensch von uns gegangen ist, stehen einem vor allem die letzten Begegnungen vor Augen.
Die vorletzte längere und gesprächsintensivere Begegnung mit Karl war bei der Abholung des Regionalsiegel-Rollups, oben auf dem Michelsberg, nicht lange vor seinem Antritt in den Vorruhestand. Wir folgten ihm in die „Asservatenkammer“. Dort stöberten wir in den vielen Broschüren, die das Amt initiiert hatte und Karl erinnerte sich an so manches Förderprogramm und die dazu entstandenen Schriften und Umstände.
Irgendwie kamen wir dann auf den erst kürzlich verstorbenen Wolfgang Wurch zu sprechen, der ebenfalls unvergessene Leiter des Evangelischen Bildungswerks. „Wieso nur sterben die Besten immer so früh?“, fragte sich Karl nachdenklich-lakonisch, glücklicherweise nichtsahnend, dass er sich ebenfalls bald unter ihnen einreihen würde.
Unsere letzte Begegung fand an der Bienen-InfoWabe statt, an einem der BIWa-Sonntagsöffnungen. Er hielt sein Versprechen, welches er uns in seiner letzten „amtlichen“ E-Mail am 11.03.21 gab:
Guten Morgen Ilona und Reinhold, vielen Dank für eure lieben Worte. Es wird Zeit für neue Energie und Frische…ich werde so um den 20.04.[21] meine Tätigkeit hier im Agenda 2030-Büro beenden und mich dann erstmal auf’s Rad schwingen und ein bisschen die Gegend erkunden. Aber sicher werde ich auch bei euch an der Bienenwabe vorbeischauen, ich hab’s ja nicht weit.
Ich habe eure Energie und euren Einsatz für das Projekt Bienen-leben-in-Bamberg immer bewundert und bin euch wirklich dankbar für die tollen letzten Jahre unserer Zusammenarbeit. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und hoffe, dass ihr auch weiterhin guten Kontakt ins Agenda 2030-Büro haltet. Meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger wird, so denke ich, bald in den Startlöchern stehen.
Seine Zeilen waren die Antwort auf eine Mail des selben Tages, in welcher ich mit diesem Satz endete:
„Bis dahin, gute Restzeit noch, und wir werden dich sicherlich vermissen!“
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, lieber Karl. Ruhe in Frieden!