Exkursionsbericht (1): Bihäusl, Bienenstube, Bienenschlag … Zeidlerei im 15. Jh.

Das Bihäusl (auch: Biehäusl / Bienenstube / Biestubn / Biestum) wurde 1432 erstmals urkundlich erwähnt. Es liegt im Forstareal namens Bienenschlag, einem alten Zeidelgebiet nahe Schlammersdorf in der nördlichen Oberpfalz gelegen und an Oberfranken grenzend und war neben dem Zeidelmuseum in Feucht (dazu später mehr) einer der beiden Zielpunkte unserer Exkursion am 28.09.2019 mit 19 Teilnehmenden plus 3 Referenten. Mit an Bord neben (Jung-)Imker/innen und historisch Interessieren waren auch unsere Bienenpaten Bernd Pillipp und Marco Rust.

Diesmal hatten wir mit dem Wetter mehr Glück als im Vorjahr, als wir wegen eines Sturms vorsichtshalber absagen mussten. Unterstützt wurden wir vom IBZV e. V., namentlich Walter Achtziger, der den Bus organisierte. Ins Rollen gebracht hat diese Exkursion Anja Heidenreich, als sie uns beim Streichen der Hölzer für den Neubau der Bienen-InfoWabe von den Ausgrabungen berichtete. Und nun war es endlich soweit!

Schlammersdorf als Ausgangspunkt

Im Brauereigasthof Püttner in SchlammersdorfNach einer guten Stunde Fahrt von Bamberg ab erreichten wir den Brauerreigasthof Püttner in Schlammersdorf, in dem wir uns stärkten und mit dem Lorscher Bienensegen (bzw. der Bienenbeschwörung, wie diese älteste gereimte Dichtungen in althochdeutscher Sprache eher zu bezeichnen wäre) in den Tag eingestimmt wurden. Dass justament das Zoigl-Bier ausgegangen ist …, nun ja, es verringerte das Risiko etwaiger Ausfälle.;-)

Brauereigasthof PüttnerDas Bihäusl in der Gemarkung „Bienenschlag“ des Mooser ForstesFußweg durch den Wald

Uns begleitet Josef Püttner (re.), HeimatforscherNach einer nur kurzen Fahrt in Richtung Aicha und einem 20-minütigen Waldspaziergang durch die Gemarkung „Bienenschlag“, begleitet von den beiden Heimatforschern Josef Püttner (dessen Großvater das Gasthaus erbaute) und Manfred Müller, erblickten wir den Ausgrabungsort, der idyllisch in einem mit Heide, Farnen, Schwarzbeer- und Preiselbeersträuchern durchzogenen Kiefernwald gelegen auf uns wartete. Fußweg durch den WaldDas „Turmfundament Bihäusl“ – so war es noch bis 2005 in einem Denkmalinventar benannt –, war eigentlich gar kein richtiger Turm, wie man bei den Ausgrabungen durch die Universität Bamberg (2010-15) unter der Leitung von Dr. Hans Losert feststellen konnte. Der Rundbau war ein ursprünglich gemauertes, im Außendurchmesser 10 m großes Geschoss mit einer Mauerstärke von 0,7 m und bis zu 1,2 m Höhe. Allerdings war von dieser Höhe nichts mehr zu erkennen, denn umliegend des Fundortes lagen etliche grob behauene Quader auf dem Waldboden herum. Eine kleine Stelle in der Ringmauer hat man noch in seinem ursprünglich vorgefundenen Verhau belassen.

Michael Bierack erläutert Ausgrabungsfunde

Ein wenig weißen Kalkputz konnte man auf der Außenseite noch festmachen, so unser Referent, der ehemalige Grabungshelfer Michael Biersack, der uns äußerst fachkundig in die spannende, geheimnisvolle und detektivisch anmutende Geschichte des Bihäusels sowie der archäologischen Geschehnisse einführte. Im Inneren des Gebäudes gab es offenkundig keine Raumaufteilung. Die auf losem Sand verlegte hölzerne Fußbodenauflage zeichntete sich durch Streifen deutlich ab. Leider musste der Boden wieder zugeschüttet werden, uns musste also ein Foto genügen. Überhaupt war man von Seiten der vier Referenten mit allerlei Bildmaterial reichlich auf uns vorbereitet – ganz großes Lob!

Wie wohl das Haus mal aussah? Ein Foto* zeigt es. Vermutlich waren im ersten Stock des Hauses Bienenkörbe aufgestellt, wovon aufgrund des organischen Materials natürlich nichts mehr gefunden werden konnte. Hingegen jedoch Scherben, die man als typische spätmitterlalterliche Gebrauchskeramik identifiziert hatte. Einige gut erhaltene tönerne Gefäße konnten einer zeidlerischen bzw. imkerlichen Tätigkeit zugeordnet werden. Diese Räuchergefäße aus Ton dienten zur Ablenkung der Bienen. Michael Biersack wies auf die Tülle und den Ansatz des Blasebalgs hin und erzählte außerdem, dass zum Räucherwerk wohl auch Harz gehört hatte. Die Nachgestaltung einer Rauchpfeife veranschaulichte die ewas rätselhaften Scherbenpuzzles recht gut.

Ehrfürchtig begutachteten wir ein sogenanntes Bauernmesser, wie es bereits Albrecht Dürer auf einigen seiner Zeichnungen abgebildet hatte. Dass wir all diese Originalexponate sehen durften, die Michael Biersack in Kartonagen mitbrachte, empfanden wir als etwas ganz Besonderes.

Außerdem konnten wir den dritten Heimatforscher im Bunde, Rudi Rauh, sprechen, der ebenfalls an den Grabungen bzw. den Archivforschungen zur Historie des Gebietes beteiligt war und uns freundlicherweise u. a. die Broschüre zum Bayerischen Imkertag in Weiden 2012 mitgab, darin ein Fachartikel zum Bihäusl. Gerne wären wir länger im Gespräch geblieben, fühlten wir uns doch sehr bereichert durch die Authentizität der Erzählungen des über 80-jährigen. Schließlich waren die Herren Rauh und Püttner diejenigen, auf deren Intervention hin die Ausgrabungen letztlich initiiert wurden (siehe Onetz vom 22.08.2011).

Weitere Schauplätze historischer Waldnutzung

Als „Nebenschauplätze“ wurden wir auf den in unmittelbarer Nähe gelegenen Steinbruch mit Keupersandstein hingewiesen, der wohl die Quelle des Materials für das Bihäusls gewesen war, erkennbar an einer Art Laderampe.

Außerdem konnten wir die Ausgrabungsschnitte zu den Überresten eines Kohlemeilers und einer Pechsiederei begutachten. Schwarze Erdschichten zeugen von der damals hergestellten Holzkohle. Die Fundstelle wird in absehbarer Zeit wieder verfüllt werden, was wir natürlich bedauern. Doch wir durften noch darüber staunen und sind überaus dankbar für die tolle Gelegenheit!

Referent Michael BiersackWir danken allen Genannten sehr für ihr großes Engagement bei der Vermittlung rund um diesen imkerlichen Hotspot, der in seiner Art und im Zusammenhang mit der entdeckten historischen Waldnutzung sowie der Datierung ins Mittelalter einmalig in Süddeutschland ist. Mit welcher Akribie hier gegraben wurde und mit welch‘ umfangreichen, zu keinem Zeitpunkt ermüdenden Detailwissen man uns im Bienenschlag aufwartete, war schon außerordentlich – tausend Dank dafür!

Ausgrabungen Bihäusl in Schlammersdorf/Opf. © Foto Michael Biersack, mit freundlicher Genehmigung

Foto zur Ausgrabungssituation am Bihäusl; Mit freundlicher Genehmigung von Michael Biersack

Gerne hätten wir einen Beitrag geleistet, doch wurde das von allen Seiten rigoros abgelehnt. So blieb uns nur, uns mit dem edelsten, was ein/e Imker/in hergeben kann, zu bedanken – mit Honig!

Zum zweiten Exkursionsteil, dem Zeidelmuseum in Feucht bei Nürnberg, gibt’s mehr im kommenden Bericht.

Literatur: Relikte einer spätmittelalterlichen Zeidlerei in der Oberpfalz. In: Siedlungsforschung. Archäologie – Geschichte – Geographie 2010 (2012), 215-235.

*Etwaige Urheberrechts-Ansprüche abfotografierter Bilder bitte vermelden. Wir entfernen sie umgehend wieder, falls erforderlich!

14.09.2019 Anmeldeschluss für Exkursion zur Bienenstube nach Schlammersdorf/OPf.

Ausgrabung Bienenstube bei Schlammersdorf © Foto Michael BiersackAm 14.09.2019 ist AnmeldescWir besuchen das Zeidelmuseum in Feuchthluss für unsere Geschichtsexkursion! Es geht zum historischen Bihäusl, auch Bienenstube genannt, nach Schlammersdorf in der Oberpfalz, wo wir gemeinsam Mittagessen und einen kleinen Waldspaziergang zum Ausgrabungsort unternehmen. Danach geht’s weiter nach Feucht ins Zeidelmuseum. Bequem ab Bamberg Volkspark mit dem Bus und genügend Zeit für imkerliche Fachsimpeleien.

Brauereigasthof PüttnerProgrammablauf

10.00 Uhr Abfahrt in Bamberg (Parkplatz Stadion / Volkspark, Busunternehmen Metzner)
11.30 – 13.00 Uhr Mittagessen und Einführung (95519 Schlammersdorf / Oberpfalz,
Brauereigasthof Püttner, Hauptstraße 11)
13.00 – 15.00 Uhr Waldspaziergang zum „Bihäusl“ und Vortrag vor Ort -> bitte festes Schuhwerk!
15.00 Uhr Abfahrt nach Feucht
16.00 – 17.30 Uhr Führung im Zeidelmuseum Feucht (Pfinzingstraße 6)
17.30 Uhr Rückfahrt nach Bamberg, Ankunft gegen 18.45 Uhr

Zeidel-Wappen Markt FeuchtDetails

Hinterlassenschaften der Zeidlerei aus dem Mittelalter sind so selten wie ein Sechser im Lotto. Nur zu vergänglich sind imkerliche Ausstattungen wie Kleidungsstücke oder Rauchpfeifen. Die Spuren der Betriebsorte sind naturbedingt längst ausgelöscht und überlebten allenfalls in der kollektiven Erinnerung über Flurnamen. Doch von all dem Genannten kann das historisch bedeutsame Kleinod „Bihäusl“ (auch: „Bienenstube“) aus dem 15. Jahrhundert berichten. Versteckt im Wald an einer Weiherkette im Grenzbereich
der Oberpfalz zu Mittel- und Oberfranken wurden Reste eines Turmfundaments gefunden und von der Otto-Friedrich-Universität (2010-15) ausgegraben. Michael Biersack begleitete als ehrenamtlicher Grabungshelfer die archäologischen Vorgänge und kann uns daher weit zurück führen in die Vergangenheit, als Bienen noch Immen hießen, Imker privilegierte Waldnutzer waren und Wachs wie Honig unverzichtbar für das religiöse wie alltägliche Leben war.
Referenten: Michael Biersack (Bihäusl), Wolfgang Mittwoch, Frank Landsgesell (Zeidelmuseum)
Veranstalter: Bienen-leben-in-Bamberg.de in Kooperation mit dem IBZV e. V
Empfänger: IBZV e. V.
Überweisung: € 15 an Sparkasse Bamberg; IBAN DE23 770 500 000 570 260 232;
Verwendungzweck: „Exkursion“
Anmeldung / weitere Informationen:
bis spätestens 14.9.2019 bei Ilona Munique | T. 0951-309 45 39 | hallo [at] bienen-leben-in-bamberg [dot] de | Obstmarkt 10, Bamberg

Programm / Einladung-Exkursion-Bihaeusl19

„Wirtschaftsprüfung“ im Vorfeld der Exkursion zum Bihäusl nach Schlammersdorf (Opf.)

Gute Stube im Brauereigasthof PüttnerSalat mit Shrimps im KartoffelnestProst, IlonaGetestet und für sehr gut befunden: der Brauereigasthof Püttner in Schlammersdorf (Oberpfalz) ist eine prima Einstiegsadresse für unsere geplante Exkursion am Sa., 28.09.2019, die uns zur Ausgrabungsstätte des historischen Bihäeusl führen wird. Für die Geschichte der Imkerei ein „MUSS“, wenn man als Imker/in auf seine Wurzeln blicken möchte. Nur sehr wenige Zeugnisse mittelalterlicher Imkerei sind bis heute noch erhalten geblieben.

Bienenpaten Anne und Hans Zirkel auf ErkundungstourUnsere Bienenpaten Anne und Hans Zirkel brachten sich im Vorfeld ein, indem sie mich zum Testessen mitnahmen. Die Anfahrt dauerte etwa eine Stunde und führte uns bis in Sichtweite des Rauhen Kulms, ein ehemaliger Vulkan mit Basaltblocksteinen, 2013 von der Heinz-Sielmann-Stiftung zum „Schönsten Naturwunder Deutschlands erklärt worden. Es ist also allerhand geboten in der Region.

Prost, Hans!

Im Anschluss der Bihäusl-Exkursion werden wir das Zeidelmuseum in Feucht besuchen. Dort wird uns Herr Mittwoch durch das hübsche, bis unters Dach mit interessanten Objekten der Imkerei gefüllten Fachwerkhauses führen.

Programmablauf

10.00 Uhr Abfahrt in Bamberg (Parkplatz Stadion / Volkspark, Busunternehmen Metzner)
11.30 – 13.00 Uhr Mittagessen und Einführung (95519 Schlammersdorf / Oberpfalz,
Brauereigasthof Püttner, Hauptstraße 11)
13.00 – 15.00 Uhr Waldspaziergang zum „Bihäusl“ und Vortrag vor Ort -> bitte festes Schuhwerk!
15.00 Uhr Abfahrt nach Feucht
16.00 – 17.30 Uhr Führung im Zeidelmuseum Feucht (Pfinzingstraße 6)
17.30 Uhr Rückfahrt nach Bamberg, Ankunft gegen 18.45 Uhr

Details

Hinterlassenschaften der Zeidlerei aus dem Mittelalter sind so selten wie ein Sechser im Lotto. Nur zu vergänglich sind imkerliche Ausstattungen wie Kleidungsstücke oder Rauchpfeifen. Die Spuren der Betriebsorte sind naturbedingt längst ausgelöscht und überlebten allenfalls in der kollektiven Erinnerung über Flurnamen. Doch von all dem Genannten kann das historisch bedeutsame Kleinod „Bihäusl“ (auch: „Bienenstube“) aus dem 15. Jahrhundert berichten. Versteckt im Wald an einer Weiherkette im Grenzbereich
der Oberpfalz zu Mittel- und Oberfranken wurden Reste eines Turmfundaments gefunden und von der Otto-Friedrich-Universität (2010-15) ausgegraben. Michael Biersack begleitete als ehrenamtlicher Grabungshelfer die archäologischen Vorgänge und kann uns daher weit zurück führen in die Vergangenheit, als Bienen noch Immen hießen, Imker privilegierte Waldnutzer waren und Wachs wie Honig unverzichtbar für das religiöse wie alltägliche Leben war.
Referenten: Michael Biersack (Bihäusl), Wolfgang Mittwoch, Frank Landsgesell (Zeidelmuseum)
Veranstalter: Bienen-leben-in-Bamberg.de in Kooperation mit dem IBZV e. V.
Überweisung: € 15 an Sparkasse Bamberg; IBAN DE23 770 500 000 570 260 232; Verwendungzweck: „Exkursion“ bis spätestens 14.9.2019.
Anmeldung / weitere Informationen:
Ilona Munique | T. 0951-309 45 39 | hallo [at] bienen-leben-in-bamberg [dot] de | Obstmarkt 10, Bamberg

Einladung-Exkursion-Bihaeusl19