KHG-Bienen (2): Die Geburt eines neuen Volkes

Gestern berichteten wir davon, wie wir am Lehrbienenstand des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums (KHG) gemeinsam unseren Blick schärften. Denn nicht nur für die Weiselkontrolle ist das notwendig, sondern auch, um eine geeignete Startwabe zu finden. Das war nämlich unsere zweite Aufgabe: einen Ableger zu bilden.

Wie gründet man ein neues Bienenvolk?

Pracht-BrutwabeAuf einer Wabe müssen alle Stadien von Brut zu sehen sein. Wir suchen auch nach frischen „Stiften“, also kleinen, wenige Tage alten Eiern, die von den Arbeitsbienen zu einer Königin herangebildet werden können. Das passiert, indem sie die Winzlinge mit Geleé Royale füttern. Der „Königinnensaft“ dazu wird von der Kopfspeicheldrüse der Arbeiterin produziert.

Schüler betrachten eine Wabe mit ansitzenden Bienen

Wir sind uns einig: das ist die beste Ablegerwabe!

Geburtshelfer Edna, Moritz und David sind bereits gut vertraut im Umgang mit den Bienen. Sie waren auch die letzten Male mit dabei. Jeder zieht fachmännisch eine Wabe und begutachtet sie. Zusammen entscheiden wir uns für die geeignetste und hängen sie in einen von Biologielehrerin Birgit Herrndobler angeschafften Holzkasten („Zarge“) hinein.

Blick in die frisch erstellten Ablegerzarge

Frisch erstellter Ableger

Das erfordert ein wenig Nervenstärke, denn dabei kann einem schon mal eine Biene über die Hände krabbeln. Sie sind jedoch in einer Lebensphase, wo Verteidigung noch nicht in ihrem Programm steht. Und da alles in ruhiger Weise vor sich geht, haben sie auch gar keine Veranlassung dazu.

Für den Start eines neuen Volkes braucht es: 1 Brutwabe (siehe oben) + 1 Mittelwandrähmchen + 1 Futterwabe + viele Arbeitsbienen, die wir mit in die neue Beute hinein kehren. Letzteres hatten wir allerdings ohne Kinder erledigt, die wieder in ihre Klassenzimmer zurück mussten. Andere Fächer sind schließlich auch wichtig.

Den Bund erneuern

OStD Michael Strehler probiert Honig frisch aus der Wabe

OStD Michael Strehler probiert Honig frisch aus der Wabe

Oberstudiendirektor Michael Strahler, der sich heute einmal Zeit nehmen konnte für einen Besuch am Lehrbienenstand, erliegt wie wir alle der Faszination, die von diesen autarken, kleinen, fleißigen Wesen ausgeht, die dennoch auf den Schutz und die Pflege durch Menschenhand angewiesen sind.

OStR Dr. Christa Horn, David, Moritz, Reinhold

OStR Dr. Christa Horn, David, Moritz und Reinhold mit Drohnenrahmen

Auch Oberstudienrätin Dr. Christa Horn zeigt sich beherzt bei ihrem ersten hautnahen Kontakt mit der „Kärntner Biene“, Carnica genannt.  Sie entschließt sich, ebenfalls das Imkern zu erlernen. Und das wäre tatsächlich wundervoll, denn dann könnte die bisherige Pionierarbeit von Birgit Herrndobler, die zum Sommer hin in Mutterschutz gehen wird, weitergeführt werden!

Mit jedem Menschen, der den Bund mit „Apis mellifera“, der westlichen Honigbiene neu schließt, wird eine uralte Allianz aufrecht erhalten, die bereits seit geraumer Weile brüchig geworden ist. Das Durchschnittsalter bayerischer Imker liegt derzeit bei 64 Jahren. Eine immens große Lücke tut sich in Kürze auf.

Weidenskulpturen iim KHG-Garten

Wir danken daher der Schulgemeinschaft am KHG, dass sie mit dafür Sorge trägt, das Band zwischen Mensch und Biene nicht gänzlich abreißen zu lassen. Zumindest in Bamberg – und durch ihr Beispiel auch außerhalb unseres kleinen Kosmos.

2 Schüler blättern in einem Info-Heftchen zur BieneP. S.: Unsere Lernaufgabe für nächste Woche

Über 150 Bestandteile befinden sich im Honig!

David, Moritz, Reinhold und ich nahmen uns spontan vor, die 10 häufigsten Bestandteile aus dem Heftchen „Bienen eine Wunderwelt“ herunterrattern zu können!

Topp – die Wette gilt! Wer macht alles mit? Treffpunkt nächsten Mittwoch am KHG-Bienenstand. Uhrzeit sagt euch Frau Herrndobler. Und natürlich gibt es einen kleinen Preis für die besten Honigkenner!

KHG-Bienen (1): Gemeinsam den Blick schärfen

OStD Michael Strehler am KHG-Lehrbienenstand

OStD Michael Strehler am KHG-Lehrbienenstand

Ob Schuldirektor, Ober-/Studienrätin, Referendarin oder Schüler/innen verschiedener Klassenstufen – der derzeit wöchentliche Pflege- und Unterrichtsbesuch bei den Bienenvölkern des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums lockt alle gleichermaßen an. Und alle Wissbegierigen stellen ähnliche Fragen, so dass die übliche Lehrer-/Schülerhierarchie auch am 22.05. für einige Schulstunden lang völlig aufgehoben war.

Leo bedient den Smoker

Leo bedient den Smoker

Allein die Bienen haben hier das Sagen … und die verhalten sich vor allen gleich! Und glücklicherweise friedlich, denn sobald Rauch in ihre Behausung gepustet wird, sind sie mit Honigaufnehmen beschäftigt. Denn wer weiß, ob man den nicht brauchen könnte für einen eventuell notwendigen Neubeginn. Könnte sein, der Wald brennt gerade ab. So jedenfalls denken die Bienen. Derart beschäftigt mit Überlebenssicherung lassen uns die Bienen die anstehenden Arbeiten an den Beuten entspannt verrichten.

Wissen, Beobachten, Beurteilen und Entscheiden – das 1×1 des Imkerns  

Bevor wir an die Lehrbienen herangehen, wie immer eine kleine Sicherheitserinnerung („Ruhig bleiben, nie fuchteln!) und heute auch ein Blick auf ein mitgebrachtes Poster. Auf diesem sind die Entwicklungszeiten von Königin (16 Tage), Arbeiterin (21 Tage) und Drohn (24 Tage) abgebildet sowie die einzelnen Wachstumsstadien – von der Larve über die Puppe bis zum Schlüpfen. Außerdem, in welcher Lebenszeit welche Arbeit von den weiblichen Bienen verrichtet wird. (Siehe auch hier.)

Bamberger Schulbiene hält Bienenwabe hoch

Die Bamberger Schulbiene Ilona Munique

Moritz zieht eine Bienenwabe aus der BeuteDas alles ist kein überflüssiges theoretisches Wissen, sondern sehr wichtig. Denn nur, was man weiß, kann man auch sehen bzw. richtig interpretieren. Dieses Wissen im Hinterkopf, beobachten Imker übers Jahr ihre Völker genau, um die jeweilige Situation sicher beurteilen zu können. Erst dann können sie die richtigen Entscheidungen zur Pflege, Vermehrung oder Auflösung des Volkes vornehmen. Wobei sie dennoch vor Überraschungen nie sicher sind, denn Bienen verhalten sich nicht immer nach Lehrbuch.

Moritz beurteilt eine Bienenwabe

Genauer Blick von Moritz

David beurteilt eine Bienenwabe

Auch David beurteilt eine Bienenwabe

Das genaue Beobachten üben wir im Anschluss an die kurze Einführung. Hintereinander dürfen alle eine Wabe ziehen. Wir erklären, was alles darauf zu sehen ist. Im ersten Augenblick nur recht viel braunes Gewusel. Dann jedoch schärft sich der Blick und wir unterscheiden männliche von weiblichen Bienen, frisch gelegte Brut von verdeckelter, dicke Drohnenzellen von Weiselzellen, pollenbelegte Waben von honiggefüllten, …

Edna beurteilt eine Bienenwabe

Was meinst du, Edna?

Schulimker Reinhold Burger mit Drohnenwabe

Der Bamberger Schulimker Reinhold Burger

Zwei Arbeitsziele haben wir diesmal. Zum einen das Schwärmen zu verhindern, indem wir Weiselzellen entfernen. Die Schwarmstimmung scheint jedoch mittlerweile gebrochen und wir finden fast nur „Spielnäpfchen“ vor.

Über unser zweites Ziel, ein neues KHG-Bienen-Volk zu gründen, berichten wir morgen! Bleibt dran!

Bienen streicheln am KHG Bamberg

Kaiser-Heinrich-SteleSchüler der BienenAGDie „Bienen-AG“ des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums (KHG) Bamberg erlebte erstmals einen Unterricht mit uns als externe Imker. Fünf Schüler und eine Schülerin aus der 5. und 6. Klasse wollten bei der Weiselkontrolle mithelfen.

Nach einem kurzen Check, was sie denn alles schon an Kenntnissen von ihrer Lehrerin, Birgit Herrndobler, vermittelt bekommen hatten – das war jede Menge, wir waren begeistert! – konnte es auch schon losgehen. Auf Hüte verzichteten wir, denn etwas Rauch, eine ruhige Stimmung und besonnene Kinder sollten ausreichend Schutz sein. Und das war es denn auch.

Schülerin hält BienenrähmchenSchüler hält Bienenrähmchen„Wow, die sind ja richtig schwer!“ befanden die Schüler, nachdem einer nach dem anderen ein Rähmchen mit ansitzenden Bienen vorsichtig aus der Zarge (= Stockwerk einer Bienenwohnung) herausgehoben hatte. Und je weiter wir in die Mitte der Zarge kamen, desto mehr kamen wir in das Brutnest hinein und desto schwerer wurden die Rähmchen.

Schüler hält BienenrähmchenSchüler hält BienenrähmchenDie Waben wurden ausgiebig untersucht, ob sich denn unter den wuseligen Bienen eine Weiselzelle befindet. Ein paar wenige Königinnenzellen tauchten tatsächlich auf, die wir dann brachen, um ein Ausschwärmen des Volkes zu verhindern. In dieser Unterrichtsstunde erledigten das noch wir beide. Doch beim nächsten Mal dürfen es die Schüler selbst ausprobieren – wenn sie es möchten.

Schüler hält BienenrähmchenAm Lehrbienenstand des KHGAlle trauten sich sehr schnell, die Ammenbienen zu streicheln. Diese lassen sich das ohne Weiteres gefallen. Denn sie sind in einem noch jüngeren Lebensalter, wo sie nicht aufs Stechen aus sind. Der „Stechauftrag“ kommt erst in der Arbeitsphase, in der sie Wächterbienen sind, also zwischen ihrem 18. und 21. Lebenstag. Und dann auch nur zur Notwehr. Da sie diesen Dienst in der Nähe des Flugloches verrichten, sind wir, die wir weiter oben arbeiten, so ziemlich ungefährdet.

Schülerin streichelt BienenSchüler streicheln BienenJa, es kostet ein wenig Überwindung, die Bienen um sich herum fliegen zu sehen und das unwillkürliche Abschütteln zu unterdrücken. Auch wir müssen uns zu Anfang des Frühjahrs, wenn es mit dem Imkern los geht, erst mal wieder daran gewöhnen. Doch die Konzentration auf das, was man gerade tun muss, hilft immer noch am besten gegen aufkeimendes Unbehagen. Na ja, und die männlichen Bienen, die Drohnen, haben überhaupt keinen Stachel. Wer sich also erst einmal an die Kleinen herantasten will, kann einfach erst einmal mit diesen friedlichen Brummern Freundschaft schließen!

WeiselkontrolleWir hoffen nun, dass sich noch mehr Schüler und Lehrer zu uns gesellen, wenn wir – zunächst noch wöchentlich – unseren Pflegedienst an der Altenburger Straße verrichten. Es macht Spaß, an der frischen Luft zu sein und etwas Sinnvolles zu tun. Faszinierend ist das Leben der Honigbienen auf alle Fälle, da ist kein Tag wie der andere und kein Volk gleich. Immer gibt es irgendetwas Ungewöhnliches zu entdecken – und gut duften tut es auf alle Fälle!

Wir freuen uns auf nächste Woche, Donnerstag, 15.05. um 8.45 Uhr! Bis dann!

Malerisches Bienenleben

BienenzeichnungEs summt in der Gleisunterführung in Bad Staffelstein. Riesenbienen haben dort ihr Zuhause und begleiten die Reisenden ans Licht. Bienenzeichnung

Es gibt ernsthafte Menschen, die es nicht für gut heißen, wenn Tiere vermenschlicht werden. Ich selbst freue mich einfach daran, dass Kinder sie als Zeichenobjekt für sich entdeckt haben. Und beim Zeichnen zumindest überlegen, welche Farben eine Biene hat, wie viele Beine, dass Flügel und Fühler nicht fehlen dürfen und ihr Honigsammelfleiß zum Bewusstsein kommt. Meist befindet sich daher eine Blüte in ihrer Nähe. Oder andere Insekten wie Schmetterlinge und Marienkäfer. Herz, was willst du von der Computer- und Spielegeneration mehr?!

Bienenzeichnung

Daher fänden wir es von Bienen-leben-in-Bamberg.de schön, wenn die Bamberger Schulbiene vermehrt auch im Kunstunterricht über die Biene erzählen dürften. Da gäbe es einige wunderbare Projekte für Schüler, es muss ja nicht immer naive Kunst sein. Beispielsweise das Zeichnen der faszinierenden Facettenaugen – natürlich nicht, bevor sie erzählt bekommen, dass den Bienen sogar 5, in Worten: fünf (!) Augen zur Verfügung stehen. Oder die Eleganz ihres Rüssels, der sich am süßen Nektar labt. Hat jemand schon die filigranen Linien eines Bienenflügels mit Tusche gezeichnet oder geblasen?

Wir freuen uns auf eine Einladung, um die Welt der Bienen mal ganz anders zu entdecken!