Oxalsäurebehandlung, Restentmilbung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK25, Modul 12)

Übersicht

1. Das Verfahren des Sublimierens
2. Was ist Oxalsäure?
3. Wann behandeln wir?
4. Equipment und Wirksamkeit
5. Sicherheit und Rechtliches
6. So geht’s
7. Das Verfahren „Träufelbehandlung“

Oxalsäurebehandlung, Restentmilbung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK25, Modul 12)

Zum letzten Modul im Fortbildungsjahr 2025 boten wir am 13.12. um 8.30 Uhr im BLIB-Imkerkurses für Anfänger. die Praxis der Oxalsäurebehandlung an. Die Theorie brachten wir in groben Zügen in Kombination mit dem Modul 9 zur Wabenhygiene und Varroabehandlung im August bereits zu Gehör, Daher also im Wesentlichen heute die Praxis zur Sublimieren (Verdampfen).

1. Das Verfahren des Sublimierens

Das Verfahren des Sublimierens durch Erhitzen der kristallinen Oxalsäure(dihydrat), die sodann in einen gasförmigen Zustand übergeht (quasi „verdampft“), gilt als eine sehr bienenschonende und hochwirksame Behandlung gegen die Varroamilbe.

Für Nerds: Der Begriff „Sublimation“ bezeichnet den direkten Übergang eines Stoffes vom festen in den gasförmigen Zustand unter Auslassung einer flüssigen Phase. „Verdampfen“ hingegen bezeichnet den Übergang von flüssig zu gasförmig, was als ein minimaler Unterschied gesehen werden könnte, jedoch in punkto Zulassungsbedingung entscheidend war und ist.

2. Was ist Oxalsäure?

Oxalsäure ist eine organische Säure, wie sie auch im Rhabarber, in schwarzem und grünem Tee und sogar in Schokolade zu finden ist. Sie ist zwar keine „Wellness-Behandlung“ für die Bienen, doch gegen die Varroamilbe hilft sie recht effizient. Richtig angewandt liegt ihr Wirkungsgrad bei über 95%.

Die Oxalsäure wirkt – im Gegensatz zur Ameisensäure – nicht in die verdeckelten Brutzellen hinein. Als Kontaktgift erreicht sie nur die Varroamilben, die auf den Bienen selbst sitzen. Für den Erfolg der Behandlung ist daher die (weitgehende) Brutfreiheit Voraussetzung.

3. Wann behandeln wir?

Spätestens drei Wochen nach den ersten Frösten sind die Völker in der Regel brutfrei, auch, wenn es bis zum Behandlungstermin zwischenzeitlich mal wieder wärmer wurde. Bevor die vor Weihnachten bei uns ziemlich übliche Warmfront einsetzt, sollte die Behandlung erfolgt sein. Denn nach Weihnachten wird’s kritisch. Bereits um die Wintersonnenwende am 21.12. fangen die Bienen oftmals wieder zum Brüten an.

Optimal ist eine Temperaturen von 2°C bis maximal 10°C. Plusgrade sind kein Manko, sofern die Bienen nicht bereits ausfliegen. Am besten wäre es, es bliebe auch ein paar Tage später noch kalt. So kuscheln sich die Bienen zusammen und geben damit die Säure untereinander gut weiter. Seid ihr euch unsicher, dann befragt die Varroawettervorhersage.

4. Equipment und Wirksamkeit beim Sublimieren

Vom Handling her bevorzugen wir den in Ungarn entwickelten und hergestellten InstantVap.

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2. Der Varrox Eddy mit Varroxal-Pulver ist zwar ähnlich umstandsfrei, jedoch erscheint uns das Hantieren mit dem kleinen Tiegel (Pulvertöpfchen) – gerade im Winter und mit Handschuhen – weniger praktisch.

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und WabenhygieneVarroxal unterliegt nicht der Verschreibungspflicht, kann also frei erworben werden. Zulassungsinhaber ist die Firma Andermatt Biovet GmbH. Bei Varroxal handelt es sich um kristallines Oxalsäuredihydrat, das zum Träufeln, Sprühen sowie zur Sublimation, in Imkerkreisen umgangssprachlich als „Verdampfen“ genannt, angewandt werden darf.

Voraussetzung für eine gute Wirkung dieser Methode ist natürlich die Brutfreiheit. Oxalsäure wirkt nämlich nicht in die Waben hinein. Somit erreicht sie nicht die in den Brutzellen versteckten Milben, die jedoch die Mehrzahl in einem Volk bilden.

Oxalsäurebehandlung, Restentmilbung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK25, Modul 12)Varroxal ist standardmäßig ebenfalls für eine einmalige Behandlung im Herbst/Winter vorgesehen. Im Gegensatz Träufelbehandlung  mit Oxalsäure ist jedoch eine zweite (oder auch dritte) Behandlung möglich, wird jedoch nur bei stark befallenen Bienenvölkern und bei Völkern mit kleinen Flächen verdeckelter Brut im Winter empfohlen.

Die Dosierung liegt bei 2 Gramm pro Volk und Anwendung, unabhängig von der Größe des Magazins, der Anzahl Zargen sowie der Bienenmenge.

5. Sicherheit und Rechtliches

Sicherheit

Oxalsäurebehandlung, Restentmilbung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK25, Modul 12)Zur Sublimation ist eine FFP3-Maske unerlässlich! Beachtet unbedingt die Sicherheitshinweise!

Wenn es kalt genug ist, macht den Atemwolkentest: Wohin weht euer Atem? Stellt euch nicht in diese Richtung, denn Oxalsäure kann Lunge und Bronchien stark reizen. Bienen besitzen statt einer Lunge ein Tracheensystem, also ein feines Netz von Luftröhren mit äußeren Öffnungen (Stigmen), über das der Sauerstoff direkt ins Gewebe gelangt. Dadurch reagiert ihr Atmungssystem anders auf Oxalsäure als das des Menschen.

Rechtliches

Seit 28.01.2022 gilt ein neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und damit die Dokumentationspflicht für die Tiermedikamentation. Buchführung also: Welches Volk wurde wann mit welcher Dosis behandelt inkl. Kassenbeleg des Medikaments.

Oxalsäurebehandlung, Restentmilbung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK25, Modul 12)6. So geht’s

  1. Alles dabei? Smoker (für den Notfall bei Träufelbehandlung), Verdampfer-Gerät, Oxalsäurepulver, FFP3-Maske, Handschuhe, Wasser zur Reinigung (falls mal was Schief läuft, beim Varrox Eddy zum Kühlen des Tiegels) sowie destilliertes Wasser zur Reinigung der Verdampfungskammer des InstantVap-Geräts.
  2. Abziehen des Aludeckels des Pulverdöschen, was ohne Handschuhe leichter geht; ggf. Umfüllen in eine praktischere Dose
  3. Windelkontrolle und Windel wieder einlegen
  4. Entnahme Fluglochgitter
  5. Sichere Anbringung des Geräts am Flugloch, ggf. Stein darunterlegen
  6. Einschalten / Aufheizen des Geräts
  7. Anziehen von Handschuhen und FFP3-Atemschutzmaske 
  8. Entnahme der Pulvermenge bis zur Markierung am Rohr
  9. Aufstecken des Rohrs in die Vorrichtung am Gerät
  10. Wind prüfen und sich außerhalb der Gefahrenrichtung positionieren
  11. Nach erreichter Temperaturanzeige des Geräts (230°) mehrmaliges Drücken der Dossiervorrichtung
  12. Sich entfernen aus dem Gefahrenbereich und ein paar Minuten abwarten
  13. Gerät entfernen und umsichtig reinigen (Kappe mit destilliertem Wasser füllen und Gerättülle weg vom Körper drehen, erst dann Kappe zum Löschen des Restinhalts aufsetzen –> VORSICHT, Dampf entweicht explosionsartig!
  14. Dokumentieren der Behandlung

7. Das Verfahren „Träufelbehandlung“

Zur Vervollständigung des Themas „Restentmilbung“ hier noch ein paar Infos zur … heute nicht praktizierten (!) Träufelbehandlung.

M12 Oxalsäurebehandlung / Restentmilbung / Imkeranfängerkurs Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.deDie Temperatur für die Restentmilbung per Träufelbehandlung wäre bei der heutige Temperatur mit 4 °C nicht geeignet gewesen. Lasst euch nicht von Packungsbeilagen irritieren, die eine Behandlungs schon um die 3 °C empfiehlt. Plustemperaturen haben sich als Richtwert sowohl durch verschiedene Studien als auch durch unsere Erfahrungen als ungünstig erwiesen! Denn damit Oxalsäure etwas bewirken kann, müssen die Bienen dicht an dicht sitzen, was sie wirkkich erst bei Minutsgraden tun.

Das Video zeigt das Vorgehen ausführlich.

ACHTUNG: Die Träufelbehandlung keinesfalls wiederholen! Eine zweite Behandlung verursacht einen stark erhöhten Bienenabgang, was die Überwinterung des Volkes gefährdet. Eine zu geringe Population schafft es nicht mehr, sich warm zu halten.

Literaturtipp: „Führen Sie die winterliche Restentmilbung durch!“ / Infobrief vom 12.12.2022 / Institut für Bienenkunde Celle. (PDF)


Und jetzt – einen enspannten Advent für euch und unsere Bienen, die wir erst wieder im neuen Jahr besuchen werden. Oder auch mal zwischendrin, um den Milbenfall der Behandlung und eventuelle Spechtschäden an den Beuten zu kontrollieren.

Wir freuen uns sehr, dass euch der Kurs gefallen hat und wir wünschen unseren neuen Imkerkolleg(inn)en viel Spaß mit der Imkerei und natürlich immer gesunde Bienen!

„Über alle Vereine hinweg, das hat mir sehr gut gefallen!“ – Vorletzter Stammtisch mit MonatsBeeTrachtungen 2023

Das Foto wurde zum Schutz der Privatspäre verfremdet.

Ein Dutzend Stammtischgäste aus Bamberg und Umgebung interessierten sich für unsere MonatsBeeTrachtungen im November zum Schwerpunktthema Oxalssäurebehandlung nach der Zulassung des Sublimierens („Verdampfen“) zur Varroabekämpfung. Das vom Bienensachverständigen Reinhold Burger auf ursprünglich 20 Minuten angelegte Kurzvortragsthema beherrschte den Abend von 19-21 Uhr, da es viele Zwischenfragen zu beantworten gab. Doch nicht nur zu diesem Thema herrschte ein reger Austausch unter den Imkerkollegen und einer -kollegin aus Bamberg, Burgebrach, Pettstadt, Strullendorf, Trabelsdorf, Uetzing, Walsdorf und Zapfendorf.

Schwerpunkt der MonatsBeeTrachtung

Es mag spitzfindig anmuten. Doch dass das Sublimieren der Oxalssäuredihydrat den Vorgang bzw. Übergang vom Feststoff zum gasförmigen Zustand („Dampf“) bezeichnet und er nicht gleichzusetzen ist wie das Verdampfen selbst, dem in der Regel ein flüssiger Stoff vorausgeht, ist in Anbetracht der rechtlich relevanten Zulassungsverordnung durchaus wichtig zu wissen, so Reinhold Burger. Auch, dass seit zwei Jahren eine Buchführung über die verabreichten Behandlungsstoffe und
-methoden auch für Hobbyimkereien nachzuweisen ist, ist noch nicht allen bekannt.

Zwei Varroamilben (Varroa destructor), seitlich liegendZwei Geräte beherrschen im Moment den Markt, und jemand würde es angesichts der doch noch recht hohen Kosten gerne mit einem haushaltsüblichen Kräuterverdampfer versuchen, wovon abzuraten ist. Natürlich ging die Diskussion auch in andere Richtungen und Verfahrensweisen der Varroabekämpfung und alle waren sich darin einig, dass es nun einmal ganz auf die Betriebsweise und damit zusammenhängend auf die Rahmenbedingungen ankommt (regionales Klima, verwendeter Beutentyp, Zielorientierung der Imkerei, Zeitbudget etc.). Die Akzeptanz dessen fördert eine tolerante Einstellung untereinander und ein „angstfreies“ Diskussionsklima, bei dem niemand in Misskredit gebracht wird. So soll es sein.

Die Stimmung

Vor allem, dass die Vereinszugehörigkeit keine Rolle spielt, kam offenbar sehr gut an. Auch, dass alle zu Wort kommen konnten, da wir für eine Moderation sorgten. Wortmeldungen, so sie durcheinander gerieten, wurden „abgearbeitet“, damit auch die nicht so durchsetzungsfreudigen Stammtischler*innen Gehör fanden. Begonnen wurde mit einer Vorstellungsrunde, um sich gleich mal kennenzulernen. Eine Blitzlichtrunde zum Schluss, ob alles recht war, beendete den Abend. Auch die Getränkeauswahl und das leckere Essen im „Vereinshain“ trug zum Wohlbefinden bei. Da es Fahrgemeinschaften gab, konnten sich immerhin ein paar ein Feierabendbier gönnen.

Termine

  1. Auf die Frage, welche weiteren Themen gewünscht würden, wurde die Wachsverarbeitung aufgebracht. Hier luden wir für einen Beitrag von € 35 ein, sich am Sa., 17.08.24 | 14.00 – 16.00 Uhr zu unserem Imkerkursmodul „Wachsverarbeitung“ hinzuzugesellen (s. a. Imkeranfängerkurs). Denn nicht jede/r verfügt über eine Wachsschleuder, die unglaublich zeiteffizient und effektiv ist.
    Doch auch zur MonatsBeeTrachtung im August (Mi., 14.08.) werden wir das Thema mit einem Kurzvortrag in den Stammtisch einbringen.
  2. Eine weitere Einladung erfolgte von Seiten der HEG, die am Sa., 02.12.2023 zum Bratwurstgrillen und Verköstigung von Weihnachtsgetränken sowie weiterer Aktionen nach Eltmann einlud.
  3. Nächster Termin für die MonatsBeeTrachtungen mit Stammtisch ist wie immer am 2. Mittwoch im Monat, also dem 13.12.2023 im Vereinshain, der Sportgaststätte des TSG 05 an der Galgenfuhr in Bamberg. Nebenzimmer bitte beim Wirt erfragen. Schwerpunktthema ist „Aktuelles aus der Bienensachverständigenfortbildung des Bieneninstituts“.