Frühjahrsarbeiten der Imkerei – nicht alles ist lustig

Birgit Herrndobler und Reinhold Burger an den KHG-Bienen

Birgit Herrndobler und Reinhold Burger an den KHG-Bienen

Seit kurzem helfen wir mit bei der Bienenbetreuung im Kaiser-Heinrich-Gymnasium Bamberg. Am 30.04. erfolgte zum zweiten Mal die Weiselkontrolle. Alle drei Völker waren schwarmbereit. Zwei von drei Völkern sind besonders aktiv. Wir hoffen, dass sie sich im Laufe des Jahres etwas beruhigen werden, denn „Wabentreue“ sieht anders aus. Nur sehr behutsam konnten wir uns ihnen nähern, um die allfällige Pflegemaßnahme, das Weiselbrechen, vorzunehmen.

Königin mit ihrem VolkDoch meist ist es so, dass besonders aktive Völker, die es dem Imker nicht so leicht machen, besonders viel Honig eintragen. Na dann, wir werden sehen. Spätestens im nächsten Jahr werden wir beim Stammvolk die Königin durch eine sanftmütigere Züchtung ersetzen. Der Hauptgrund ist jedoch, dass eine Königin nach zwei bis drei Jahren bereits ihre Legefähigkeit einbüßt. Ersetzen wir sie nicht, machen’s die Arbeitsbienen selbst. Was der Schwarmbildung Vorschub leistet. Manchmal merkt man den Austausch nicht einmal, wenn sie im Herbst „still umweiseln“.

Weiselzellen brechen zur Schwarmverhinderung

Weiselzellen auf Drohnenrähmchen

Weiselzellen auf Drohnenrähmchen

Neben dem Ersetzen der Königin ist auch das Weiselzellenbrechen nicht gerade der schönste Teil des Imkerns. Die vom Volk nachgezogenen Königinnenzellen müssen rechtzeitig entfernt werden, bevor die alte Königin mit einem Teil des Volkes ausschwärmt, um der jungen Königin den Stock zu überlassen. Wäre nicht die Varroamilbe, gegen die unsere westliche Honigbiene nicht ankommen kann, könnte man sagen: „Na und? Sollen sie doch!“ Nur überlebt der Schwarm in Freiheit nicht, wenn er nicht vom Imker gepflegt wird. Zweites Manko: es gäbe weniger bis keinen Honig zum Ernten, denn das zurückbleibende Volk ist um etwa die Hälfte kleiner und muss sich wieder erst zu einem Wirtschaftsvolk entwickeln. Es werden noch viele, viele Jahre vergehen, bis durch Züchtung ein Sieg über die asiatische Milbe zu vermelden ist. Bis dahin müssen wir das Beste daraus machen.

Drohnenschneiden zur Varroabekämpfung

Weiselzellen auf DrohnenbauAls eine vorbeugende Maßnahme gegen die Varroose ist das Schneiden von Drohnenzellen gedacht. Varroa destructor nämlich liebt die Zellen der männlichen Bienen, die größer als die der Weibchen sind und auch einen längeren Entwicklungszyklus haben. Ideale Bedingungen, um gleich mehrere Generationen zur Welt zu bringen, die der Honigbiene schwer zu schaffen machen. Daher geben Imker im Frühjahr einen oder zwei Baurahmen in die Beuten, die, da ohne vorgefertigte Mittelwand oder einen Wachsanfangsstreifen, von den Bienen für die Drohnenbrut ausgebaut werden.

Drohnenbrut ausschneiden

Nicht der schönste Teil des Imkerns: Drohnenbrut ausschneiden

Ist die Brut verdeckelt, kann so mit einem Male jede Menge Varroen entnommen werden. Die buckeligen Zellen sind gut zu erkennen und werden aus dem Rahmen entfernt, am besten in eine Plastiktüte. Es ist ebenfalls keine schöne Arbeit, muss jedoch zwingend sein. Für die geringe Menge an Spermien, die eine Königin benötigt, gibt es weitaus mehr Drohnen, als gebraucht werden. Insofern vermisst das Volk die entnommenen Drohnen nicht. Sie selbst würden außerdem für ihre Entfernung sorgen, damit nicht zu viele Drohnen heranwachsen. Klingt komisch, ist aber so.

WachsschmelzerWir frieren die Drohnen ein, um ein Leiden zu verhindern, andere legen sie für Vögel aus (verboten wegen der Gefahr, eventuell Faulbrut zu übertragen), wieder andere verfüttern sie an ihre Hühner, die sich über die Maden und Puppen als willkommene Mahlzeit zu freuen. Nach dem Einschmelzen der Reste wird das Wachs wieder verwendet. Dazu kann ein Sonnenwachsschmelzer verwendet werden, wie ihn Birgit Herrndobler für ihre Schule angeschafft hat. Übrigens aus ihrem eigenen Geldbeutel. Es wäre schön, wenn sich jemand findet, der das Material finanziert, denn die Biologielehrerin wird wegen Mutterfreuden die Schule zum Sommer hin verlassen.

Neujahrsspaziergang nach Bienenhausen

Milbenauszählung Buger Wiesen

Milbenauszählung Buger Wiesen

Klar drängte es uns, im neu gestarteten Jahr nach unseren Völkern zu schauen. „Alles ruhig in Bienenhausen, Ortsteile Bug und Wildensorg“ konnten wir erleichtert feststellen. Die Hörprobe ergab ein feines, sehr leises Grundsummen, unterbrochen von etwas lauter zu vernehmenden Einzel“stimmchen“.

Milbenauszählung HeiligGrab/Hofstadtgärtnerei

Milbenauszählung am Standort HeiligGrab/ Hofstadtgärtnerei

Die Windeln aus der letzten Oxalsäurebehandlung ergaben wie erwartet einen hohen Befall an Varroen. Zwischen 50 und über 100 winzig-runde, braunglänzende Pünktchen zählten wir auf dem weißen Plastikeinschub. Dass die Völker während der Behandlung damals tatsächlich brutfrei waren, sahen wir daran, dass wir nur dunkle Milben und keine hellen Tochtermilben zu finden waren. Ein gutes Zeichen!

Die Oxalsäurebehandlung erfolgte übrigens am 17.12.13. In der ersten Woche fallen 80% der Milben. Die Säure wirkt allerdings noch vier Wochen nach.

Windel mit Varroamilbenfall, Wachsteilchen und Kot

Windel mit Varroamilbenfall, Wachsteilchen und Kot

Gut zu sehen auch, wo genau das Volk zusammenhockt. Hellgelbe Wabenteilchen erzählen außerdem davon, dass die eine oder andere Honigwabe aufgebrochen wurde, um den Hunger zu stillen. Einige wenige dunkle Kotflecken (am linken Rand) zeugen wohl davon, dass die Säurenbehandlung auch anstrengend für unsere Bienen sein kann und sie durchaus mit Durchfällen zu kämpfen haben. Aber das ist weniger schlimm, als sich durch die Varroen das Blut absaugen zu lassen. Wie gut auch, dass unsere Bienen diese milden Wetterlage hin und wieder nutzen können, um außerhalb des Stockes ihr Geschäft zu verrichten.

 

Varroabehandlung: Petition gegen Pestizide

Zu brisant, um nur als Kommentar stehen zu bleiben: „gänseblümchen“ verweist auf eine Petition gegen die Verwendung der vom staatlichen Veterinäramt Tschechiens empfohlenen Behandlung gegen die Varroamilbe. Ich nehme das zum Anlass für die sich aufdrängende Frage:

Wie wird gegen die Varroamilbe (Varroa destructor) in Deutschland vorgegangen?

Ein komplexes Thema … ich versuche eben mal, unseren eigenen Kenntnisstand zusammen zu fassen. Bitte erkundigt euch aber selbst noch einmal ganz genau!

In Deutschland werden unterschiedliche organische Methoden wie Ameisensäure, Thymol, Oxalsäure und Milchsäure in unterschiedlicher Dosierung empfohlen, die als purer Grundstoff oder unter verschiedenen Namen verkauft werden (Apiguard, Thymovar, Oxuvar, u. a.). Ein Mittel wie Perizin ist nicht mehr empfehlenswert. Ebenso wenig wie die Anwendung per Schwammtuch. Aber der Reihe nach.

Unterschieden wird bei den Varroa-Mitteln zwischen:

  • der Sommer- und Winterbehandlung
  • Dosierung und Anwendungsweise (Träufeln, Sprühen, Verdunsten, Kurz- und Langzeitbehandlung)
  • Behandlungsanlässe (Vorbeugen, akuter Notfall, Ablegerbildung …)

Ein Beispiel, wie komplex sich die Varroabekämpfung für die Imker darstellt:

Die 65-prozentige Ameisensäure hat im Sommer (nach dem Honigschleudern!) gute Erfolge, da sie auch in die Brutzelle, die sich Biene und Varoamilbe „teilen“, hineinreicht.

Die 85-prozentige Ameisensäurebehandlung ist (derzeit) nur für den Notfall erlaubt. Sie könnte, unsachgemäß durchgeführt, die Brut und die Jungbienen schädigen. Bei der Ameisensäure kommt es vor allem auf die gleichmäßige Verdampfung bei optimalen Temperaturen an.

Brütet das Volk, ist Ameisensäure die Wahl. Brütet es nicht mehr, ist Oxalsäure oder Milchsäure angezeigt. Oxal- und Milchsäure wirken ohnehin nicht in die Brut hinein, sondern befreit lediglich Erwachsenenbienen von ihren Plagegeistern. Folglich sind Oxal- oder Milchsäure das perfekt wirkende Mittel, wenn es mehrere Tage frostig-kalt war und ist. Das heißt: ein Frosttag allein genügt nicht, ist allenfalls ein Zeichen, dass das Volk das Brüten (vorerst) eingestellt hat. Bleibt es hingegen länger kalt, kann behandelt werden.

Thymol verwenden wir zum Beispiel nicht, er riecht doch recht intensiv und seine Wirkung ist auch ein wenig umstritten. Wobei bei mir persönlich Thymian recht gut gegen erste Anzeichen von Erkältung wirkt und ich diesem Mittel eigentlich sogar vertraut hätte. 😉

Zur Häufigkeit: Milchsäure kann mehrfach angewandt werden, Ameisensäure bis zu zweimal, Oxalsäure nur einmal pro Bienenjahr (ab letztem Mal Honigschleudern, also Juli/August).

Windelkontrolle am 2.10.12 – die dunklen Punkte sind die „erlegten“ Varroamilben. Links unten gut zu erkennen die Lage des  darüber liegenden Brutnestes. Hier befindet sich der meiste Abfall. (Windel: ein extra für die Kontrolle konstruierter Plastikeinschub unterhalb des Beutenbodens.)

Grundsätzlich gilt es, die Winterbienen fit zu machen, damit im Frühjahr möglichst wenig Milben im Stock ihr Unwesen treiben. Denn sobald man in die Zeit der Honigproduktion gelangt, darf rückstands- und geschmacksbedingt keine Behandlung mehr erfolgen. Es sei denn natürlich, man verzichtet auf den Honig, etwa, weil man die Bienen als reine Bestäubungsleisterinnen hält.

Links zur Varroabehandlung (subjektiv von uns empfohlen):

Wenn ihr selbst noch eine Seite zur praktischen Behandlung gegen Varroatose, aktuell Varroose genannt, also den Varroamilbenbefall empfehlen wollt, die euch plausibel, aktuell und hilfreich vorkommt, dann gerne als Kommentar senden.