Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (2): Bienengesundheit

Unser zweiter Berichtsblock zum Veitshöchheimer Imkerforum steht im Zeichen der Bienengesundheit. [1. Beitrag: Versuchsbereiche].

Oxalsäure verdampfen – Anwenderschutz (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Die Firma Andermatt BioVet bemüht sich um eine Zulassung in Deutschland für ihr Produkt VARROX EDDY, einen mit Akku betriebenen Verdampfer für Oxalsäure. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens untersucht das Institut für Bienenkunde und Imkerei in Zusammenarbeit mit der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, mögliche Gefährdungen des Anwenders beim Verdampfen der Oxalsäure. Ergebnisse liegen noch keine vor. Dr. Berg stellte jedoch einen Abschluss des Zulassungsverfahrens für das Jahr 2021 oder 2022 in den Raum.

Hintergrund: Das Verdampfen von Oxalsäure, wie das Sublimieren von Oxalsäuredihydrat umgangssprachlich genannt wird, hat in Deutschland keine Zulassung. Anders als in elf weiteren EU-Ländern sind die in Deutschland derzeit erlaubten Anwendungsformen von Oxalsäure zur Varroabehandlung das Träufeln und (seit Anfang 2017) auch das Sprühen. Hierzulande scheiterte eine Zulassung bisher am Anwenderschutz. Eine mögliche Gefährdung der Gesundheit bestehen beim Hantieren mit dem kristallinen Oxalsäuredihydratpulver sowie durch Einatmen und Kontakt mit den Dämpfen und Gasen während der Anwendung. Neue Darreichungsformen wie das Blistern oder Verdampfer mit Akkubetrieben könnten Abhilfe schaffen.

Die Dauer einer Oxalsäureverdampfung wurde auf Nachfrage mit etwa 10 Minuten pro Volk angegeben, inklusive einer zweiminütigen Abkühlphase. Die Sprühbehandlung im Winter mit Milchsäure wird nicht (mehr) empfohlen. Wer dies dennoch vorzieht, behandelt bei Temperaturen unter der Flugfähigkeit der Bienen, also etwa 10-12° C bis zu wenigen Graden über Null.

Wespenfallen in Weinbergen (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Für die Regierung von Unterfranken wurde eine Datengrundlage zur Effektivität von Wespenfallen erarbeitet. Dazu wurden unterschiedliche Lochgrößen (4,5 mm versus 5 mm) in Kombination mit zwei Lockstoffen („Boller & Bauer“ versus „VespaCatch“) verglichen. Die besten Ergebnisse hinsichtlich Anzahl eingefangener Wespen im Verhältnis zum unerwünschten Beifang anderer Insekten, wurden mit einem Lochdurchmesser von 5 mm und dem Lockstoff VespaCatch erreicht. Der Beifang dieser Kombination lag bei rund 90%.

Hintergrund:

Vespa velutina (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: 65% der räuberischen Vespa velutina konnten mit einem Fangnetz, welches um die Bienenbeuten ausgelegt wurden, eingefangen werden, im Gegensatz zu 35% ohne Netze. Auch selbstgebaute Hornissenfallen mit einem Gebräu aus Fruchtsaft und Dunkles Bier (Aus dem Chat kam die Empfehlung: Bier, Limo und Essig) halfen, jedoch mit Beifang anderer Insekten, leider auch die Königinnen der Vespa crabro.

Hintergrund: Mit einem Besuch in Südfrankreich eruierte das Institut, wie dort die Imker mit der Vespa velutina zurecht kommen: Und zwar recht unspektakulär mit selbstgebauten Hornissenfallen aus PET-Flaschen. Die Forscher aus Deutschland interessierten sich außerdem dafür, inwieweit durch die Fallen eventuell auch die in Europa heimische und geschützte Vespa crabro als Beifang vorkommt. Da dies voraussichtlich der Fall ist, kommt diese Methode für unsere Breiten nicht in Frage. Bienen wurden nicht beigefangen.

Neue Varroa-Flyer (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Das Institut für Bienenkunde und Imkerei hat den Flyer zum Bayerischen Varroakonzept (in Anlehnung an die Hessischen) überarbeitet und jetzt neu als Serie von drei Flyern bei einer Auflage von 10.000 Stück herausgebracht. Wir haben sie natürlich gleich zur Auslage in der Bienen-InfoWabe und für unsere Imkerkursteilnehmenden bestellt.

   

  • Varroa 1: Schadschwellenorientierte Maßnahmen
    Der erste Flyer enthält Anweisungen zu zwei Verfahren der Befallsermittlung der Bienen mit Varroen: „Gemülldiagnose“ und „Puderzuckemethode“. Auf den Ergebnissen der Diagnoseverfahren aufbauend, werden in einem Ampelsystem Maßnahmen zur Varroabekämpfung empfohlen. Diese richten sich am Bienenjahr aus, nämlich in „Trachtzeit“, „Beginn der Sommerpflege“, „Ende der Sommerpflege“, „Reinvasionsphase“ und „Restentmilbung“.
  • Varroa 2: Biotechnik
    Im zweiten Flyer werden verschiedene biotechnische Maßnahmen zur Varroareduktion vorgestellt: „Drohnenbrutschneiden“, „Komplette Brutentnahme“, „Teilen und Behandeln“, „Künstliche Brutunterbrechung“ und „Bannwabenverfahren“. Das praktische Vorgehen wird erläutert und jeweils eine Bewertung der Maßnahme vorgenommen.
  • Varroa 3: Medikamentöse Standardverfahren
    Der dritte Flyer behandelt den Einsatz von Tierarzneimitteln mit den Wirkstoffen Oxalsäure, Ameisensäure und Thymol.

Ausblick auf unseren dritten Berichtsblock

  • Varroa-App (Renate Feuchtmeyer)
  • Projekt Bee Warned (Dr. Nicole Höcherl)
  • Neue Lehrfilme für Anfänger und Fortgeschrittene (Gerhard Müller-Engler)
  • Bericht aus der Fachberatung mit Schwerpunkt CBPV (Johann Fischer)

Alle Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2021

 

Von Kröten, Bienen, Engeln und Bären … (2)

Boxenstopp in der Wunderburg

Die Bamberger Bienen-Stadtmusikanten: Reinhold Burger vor drei BienenplüschiesNachdem uns die Aktiv-Fitness-Radtour mit Ursula Sowa zu den beiden Bamberger Lagenhonig-Standorten „Inselstadt-Villa Dessauer“ und „Gartenstadt-Heiliggrab“ führte (siehe Teil 1), legten wir in der Wunderburger Eisdiele einen Boxenstopp ein. Eddy Weiss und Kinder mit Engel vor Wunderburger Eisdiele

Eddy Weiss, ein Stadtratskollege von Ursula Sowa und außerdem Schulbienen-Unterstützer, freute sich über den Besuch so vieler be- und geflügelter Wesen. Wir nutzten die Pause außerdem zum Abfragen unserer Wahlprüfsteine „Sag, wie hältst du’s mit der Bienen, Ursula Sowa?“.

3. Station: Bamberger Lagenhonig Buger Wiesen

Während die ersten von uns besuchten Standorte ab 2014 auch als Lehrbienenstände ihren Betrieb aufnehmen, ist die Lage „Buger Wiese“ doch etwas zu weit draußen aus Bamberg. Hier entsteht jedoch allerfeinster Blatt- und Blütenhonig, gesammelt aus dem Wasserschutzgebiet, dem östlich gelegenen Bannwald „Hauptsmoorwald“ und dem südlichen Bruderwald mit seinem Naturwaldreservat „Wolfsruh“.

Ursula Sowa und Ilona Munique am Bienenstandort "Buger Wiese"Bei der Gelegenheit nahmen wir eine Varroa-Überprüfung an der Windel vor. Noch ist kein Befall erkennbar, doch ändert sich das Bild sicher nach der ersten Ameisensäurebehandlung in Kürze, also Mitte August bzw. bei den Ablegervölkern Anfang September.

Ursula verfolgt unsere Ausführungen hierzu mit großem Interesse. Nicht immer sind die Bienenthemen ja romantischer Natur. So beobachteten wir beispielsweise den (meist erfolgreichen) Kampf unserer Kleinen mit Wespen. Mein zufälliger Video-Mitschnitt mit einer einfachen Kamera nimmt sich harmlos aus gegenüber diesen Bienen-Kampf-Film aus Japan geben eine Riesenhornisse – sehr sehenswert! Diese Taktik, das Opfer mittels Überhitzung auszuschalten, findet sich übrigens genau so bei unserer Westlichen Honigbiene wieder.

Auf paradiesischen Wegen – jetzt kommt der Bär ins Spiel!

Weg zur AltenburgUnsere Radltour zu den letzten beiden Stationen führte uns über den Paradiesweg. Hier erzählte uns Ursula Sowa die Geschichte, warum der Paradiesweg weiterhin das ist, was sein Name aussagt. Ein Stück friedliche und artenreiche Natur am Rande Bambergs, die seinesgleichen sucht. Nur wenige bebaute Grundstücke für Gärtner sowie ein paar „Reichens“, die sich an der Natur mit viel zu großen Häusern bereichern. Von Bug aus kommt man praktisch nur über eine Fahrstraße und über eben diesen wunderschönen Spazierweg zum Stephansberg hinauf. Das ist ja nicht zu viel verlangt, diesen für die natürliche Art der Fortbewegung eines Menschen, nämlich das Gehen, zu bewahren.

Ebenfalls sehr schön die Anfahrt in Richtung Altenburg über die Viktor-von-Scheffel-Straße, Rößleins- und Weinbergweg (siehe Foto). Steil bergauf und bergab, doch immer lohnend. Für unsere geplante Schulbienen-Benefiz-Radtour jedoch werden wir einen bequemeren Weg wählen müssen, zumal er nur bei trockener Wetterlage angenehm, weil ohne Schlamm ist. Und wer jetzt denkt: „Ah, gleich wird sie vom Bären, dem Poldi, sprechen!“ … ne, ne, unser Bär ist ausnahmsweise die Ursula! Bärenstarke Radlerin, die ihrem Vornamen voll und ganz gerecht wird!

Geheime 4. und stark besuchte 5. Station: Altenburg und Wildensorg

Ursula Sowa und Reinhold Burger am RinnersteigEine geheime Station ist bzw. wird ab 2014 unser Standort „Altenburg“. In einem privaten, sehr großen Grundstück mit herrlichem Ausblick gelegen, fuhren wir folglich nur vorbei. Eigentlich hätte längst ein Ablegervolk hier seine Arbeit verrichten sollen, doch witterungsbedingt war dieses Ansinnen leider nicht von Erfolg gekrönt und musste aufgelöst werden.

Am Standort "Wildensorg-Rinnersteig"Unser Wildensorger Standort „Rinnersteig“ jedoch erfreut uns mit zwei fleißigen Völkern. Er war unser erster Bamberger Lagenstandort und dient außerdem der Bamberger Schulbiene als Lehrbienenstand. In diesem Jahr wurde er sehr oft aufgesucht, eigentlich zu oft. Doch wird sich das im neuen Jahr ändern, sobald wir auf die innerstädtischen Lagen zurückgreifen können. Übrigens: falls uns jemand im Umgriff des Rinnersteigs einen neuen Standort anbieten möchte, wären wir sehr interessiert daran. Bitte einfach melden.

Dank und Vorschau

Bleibt zum Schluss „Herzlichen Dank“ zu sagen für einen superschönen Ausflug, der das Prädikat „Wiederholenswert“ erhalten hat. Stadträtin und Landtags-Kandidatin Ursula Sowa hat genau so wie wir äußerst kurzweilig und aktionsreich viel hinzu gelernt.

Wir freuen uns schon sehr auf unsere „1. Bamberger Schulbienen-Benefiz-Radltour“ am Samstag, 14. September 2013, exklusiv im Rahmen des Kultürlas, Gestalterkreis Bienen-Honig-Imkerei 2013. Treffpunkt 9 Uhr an der Villa Dessauer.