Der Einladung des Ehrenvorsitzenden und Museumskuratoren des Zeidel-Museums Feucht e. V., Wolfgang Mittwoch, sind wir gerne gefolgt und ließen uns in einer kleinen Gruppe durch das schmucke Fachwerkhaus führen. Das war noch einmal etwas ganz anderes, als alleine durchzustromern, zumal es definitiv an ausreichender Beschriftung der Exponate mangelt. Diesem Manko möchte der ehemalige Apotheker und amtierende Stadtrat sobald als möglich mit Mitteln eines Leader-Projekts in der stolzen Höhe von 50.000 Euro abhelfen.
Alle Exponate, auch diejenigen, die sich aus Platzgründen derzeit nicht in den Ausstellungsräumen auf drei Stockwerken befinden, sollen erfasst, beschrieben und im Internet veröffentlicht werden. Das ist eine sehr schöne Nachricht für alle Imkerfreunde Frankens und natürlich darüber hinaus.
So berichtete Herr Mittwoch durchaus ein wenig stolz, dass Besucher „sein“ Haus als besonders ansprechend empfanden und es hier viel mehr zu sehen gäbe als in vergleichbaren Einrichtungen Deutschlands. Mit dem verstärkten Nach-Außen-Gehen und dem Plan, sich zu einem Fachzentrum zu entwickeln, tun sich viele Baustellen auf, die nur mit vereinter Kraft angegangen werden können. Wer also mithelfen mag, beispielsweise bei der Katalogisierung, ist herzlich willkommen!
Wir jedenfalls sind erneut gepackt vom Haus mit seiner (eigenen) Geschichte und der der Zeidlerei, die – aus der Waldzone Osteuropas stammend – einige Besonderheiten aufzuweisen hat. So war es den Zeidlern für ihre Festtagstracht gestattet, Samt und Seide zu tragen – was üblicherweise nur dem Adel und höheren Gesellschaftschichten vorbehalten war. Auch eine Armbrust erhielten die Bienenhüter, galt es doch, sich in den unübersichtlichen, riesigen Wälder Nürnbergs, Bambergs und Weißenstadt gegen allerlei übles Gesindel, wohl auch gegen wilde Tiere zu erwehren. Für dieses Privileg des Waffenrechts mussten die Imker allerdings durchreisenden Kaisern und Fürsten schützendes Geleit geben.
Zu besonderen Anlässen, beispielsweise, wenn die Zeidler zu Gericht saßen – sie hatten von Kaiser Karl IV im Jahre 1350 das Privileg einer eigenen Gerichtsbarkeit zugesprochen bekommen – durfte die Tracht nicht fehlen. Sehr ausgeschmückt ist sie bei den Herren, und in Feucht allgegenwärtig ist sie noch heute (wenngleich nicht so bunt) im Wappen des Marktes Feucht im Nürnberger Land. Von der Damenwelt ist leider keine Zeichnung erhalten. Doch hat man in neuerer Zeit versucht, ein Kleidungsstück zu kreieren, welches in etwa dem entspricht, was man um 1500 möglicherweise als Tracht getragen hätte – und das in Rot! Eine Farbe, die nicht jedermann bzw. -frau damals zustand.
Meine herzallerliebste Schwiegermutter reiste nun extra von Augsburg an, um sich das in einer Glasvitrine ausgestellte gute Stück anzusehen. Denn das mit einem Gebrauchsmuster in Jena vor gewerblicher Nachnutzung geschützte Gewand soll eines Tages von mir getragen werden. Genauer gesagt: am Tag der Grundsteinlegung, des Richtfestes und am Einweihungstag unserer Bienen-InfoWabe. Und Elisabeth wird es mir schneidern! Alle früheren Schnittmuster sind entweder verschollen oder werden nicht gerne herausgegeben. Doch findig und begabt wie Reinholds Mutter ist, wird sie sich ohnehin etwas Eigenes einfallen lassen. So finden wir beide, dass ein Reißverschluss nichts an einem historischen Gewand zu suchen hat. Sicherlich werden wir selbst noch Recherchen vornehmen und uns möglichst nahe an der Historie orientieren.
Bestückt mit einem Stoß Broschüren und der Leihgabe eines Buches zum Zeidlerwesens aus der umfangreichen, größten Sammlung deutschsprachiger Imkerliteratur (!), welches für Forschungszwecke in den Räumen des Museums allen Interessierten zur Verfügung steht, verabschieden wir uns von Herrn Mittwoch und versprechen schon heute, dass das nicht unser letzter Besuch gewesen sein sollte.
Geöffnet ist das Zeidel-Museum Feucht jeden Samstag von 13.30 – 17.30 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 09128-12184 (Herr Mittwoch).
[Update 10.12.2019: Korrektur der Telefonnummer des Zeidelmuseums]