Der Hustinettenbär würde Honig kaufen!

Kennt ihr ihn noch? „Nimm den Husten nicht zu schwer, dir hilft (später: jetzt kommt) der Hu-sti-netten-bär!“, sang es aus der Fernsehröhre hinaus. 1966 immerhin schon in grün, nicht in schwarz-weiß. Wer nun nicht bei Aldi-Nord einkauft, wo es die Marke saisonal offenbar laut Markenmuseum noch gibt (andere Quellen behaupten, der Bär wäre 2009 verstorben!), dem sei Honig empfohlen. Zumal eine israelische Studie eindeutig die Wirksamkeit bewiesen hat. Dies berichtet das Wochenblatt am 8.11.2012 unter dem Titel „Es hilft! Honig gegen Husten“.

Die doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie (uiuiui!) bewies, dass Kinder den Husten weniger quälend empfanden, wenn sie eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen Honig erhielten. Meine Oma hat das auch so gewusst, ohne Studien oder Studium. Ihre Honigmilch liebte ich – den Zahnarzt hingegen weniger. Na, da ist man ja heute doch etwas schlauer, wenn’s ums konsequente Zähneputzen geht.

Warme Honigmilch – das gibt es übrigens auch auf unserem 1. Honig- und Imker-Mitmach-Markt in Bamberg, am 3. Advent, den 15.-16.12.2012, im Josefsheim bei der Jakobskirche.

P. S.: Dank dem Fb-Posting des Imkervereins Scheßlitz für die Bloganregung.

Unsere kleine Wilde aus Kemmern

„Kemmern: klein, aber fein“, so titelte der Fränkische Tag jüngst in der Rubrik „FT bei uns“ am 20.11.2012. „Bienen: klein, aber fein“, so könnte es ebenso heißen. Besonders fein war in diesem Bericht die Erwähnung von Osmia papaveris, der Mohnbiene, innerhalb der Aufzählung seltener heimischer Tierarten, wie sie die historische Kulturlandschaft des Bamberger Nachbarort glücklicherweise noch aufweist.

Mohnbiene, Osmia papaveris

Mohnbiene, Osmia papaveris
Weibchen schneidet für die Auskleidung des Nestes Blattstöckchen aus einer Klatschmohnblüte heraus. © Roland Günter

Gesehen haben wir diese Wildbienenart leider selbst noch nicht, obgleich uns unsere sommerabendlichen Radausflüge oft genug unweigerlich durch die Flur in die Kemmerner Keller führen. Nachge“googlet“ jedoch erweist sie sich als kuschelig-flauschig-bepelzte dunkle Schönheit. Hervorragende Aufnahmen auf einer sehr gut aufgemachte Website (nicht nur) über die Mohnbiene bietet das Naturbildarchiv Günter. Roland Günter aus Seßlach ist auch bereit, Vorträge zu halten.

Mohnbiene; Osmia papaveris Weibchen am Nesteingang.

Mohnbiene; Osmia papaveris Weibchen am Nesteingang. © Roland Günter

Wollen wir hoffen, dass sie uns noch bzw. wieder lange erhalten bleibt. Notwendig dazu sind kleingliedrige Landschaften, Ackerbrachen und Blühstreifen mit – wie der Name bereits nahe legt – Mohnblüten. Der Landschaftspflegeverband Landkreis Bamberg e. V. brachte 2007 einen Untersuchungsbericht „Die Mohnbiene (Osmia papveris) bei Kemmern“ heraus. Daran mitgewirkt hatten der Diplom-Biologe Klaus Weber und Diplom-Geograph Hermann Bösche. Letzteren hatten Reinhold (übrigens auch Diplom-Geograph) und ich zu einem lehrreichen Hainspaziergang persönlich kennengelernt. Damals ging es u. a. um die Schwarzpappel und andere besondere Arten in unserem schönen Bürgerpark. Auch hier findet sich eine rege Fauna ein, doch die Mohnbiene dürfte wohl nicht dabei sein. Sie liebt dann doch eher die freie Flur.

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von © Roland Günter

Was machen Bienen im Winter?

Sie kuscheln. Sobald das Thermometer unter 10 Grad Celsius fällt, stellen sie das Fliegen außerhalb des Stockes ein. Im Inneren der Beute bilden sie sodann eine Traube, also dicht besetzte Wabengassen. Je dichter sie beieinander sitzen, desto weniger Außenfläche bilden sie und desto kuscheliger ist’s im Kern, der je nach Bedarf um die 20 bis 25 Grad (ohne Brut) und bis 35 Grad (brut-)warm wird und außen kaum unter 7 Grad fällt.

Warm bleiben sie durch ihre feinen Härchen, dem Bienenpelz, der isolierend wirkt. Zwar sind Bienen Kaltblüter, doch um sich bewegen zu können, bedarf es Wärme.

Angenehme Temperaturen erreichen sie außerdem durch Zittern (Muskelvibration) und durch Futtern. Ist ja logisch: wer hungert, friert, und wer frisst, schwitzt. Kennt man auch vom Menschen. Vernascht wird dabei der eingelagerte Honig, den die Bienen hauptsächlich aus dem Zuckerwasser gewonnen haben, welches die Imker im Spätsommer verabreichten – als Gegenleistung für den Honig. Der Honigmagen der Biene hat aus dem eher wertlosem Zuckerwasser durch Aufspaltung mittels Enzymen und körpereigenen Fermenten hochwertigen Honig gemacht. Angereichert wird diese nun vollwertige Nahrung durch eingelagerte Pollen, mithin wertvollem Eiweiß. Somit wandert die ganze Traube im Verlauf des Winters von Honigvorrat zu Honigvorrat.

Ganz und gar nicht sinnvoll ist es, das Volk künstlich warm zu halten. Sie schaffen das ganz gut alleine. Im Gegenteil, man würde falsche Signale setzen und das Volk begänne wieder zu brüten.

Warum sieht man trotzdem im Winter Bienen fliegen?

Sie machen es wie die Elefanten. Zum Sterben wollen sie alleine sein und nicht mit ihrem Kadaver den Stock verschmutzen. Selbstentsorgung, hart, aber sinnvoll. Doch nicht jede Biene, die man im Winter draußen sieht, ist eine Todeskandidatin. Ab etwa 14 Grad – was bei direkter Sonneneinstrahlung auf dunkler Beute durchaus erreicht sein kann – nutzen Bienen die Flugwärme zum Abkoten. Sie tun dies netterweise außerhalb des Stocks, um das Volk nicht durch Darmbakterien zu verunreinigen. Nur die Königin verfügt über eine automatische Toilette in Form ihrer Putzbienen. Jede Kotausscheidung wird von Biene zu Biene weitergereicht und aus dem Stock geworfen.

Da können wir nur hoffen, dass die Königin darmgesund ist!

 

Varroabehandlung: Petition gegen Pestizide

Zu brisant, um nur als Kommentar stehen zu bleiben: „gänseblümchen“ verweist auf eine Petition gegen die Verwendung der vom staatlichen Veterinäramt Tschechiens empfohlenen Behandlung gegen die Varroamilbe. Ich nehme das zum Anlass für die sich aufdrängende Frage:

Wie wird gegen die Varroamilbe (Varroa destructor) in Deutschland vorgegangen?

Ein komplexes Thema … ich versuche eben mal, unseren eigenen Kenntnisstand zusammen zu fassen. Bitte erkundigt euch aber selbst noch einmal ganz genau!

In Deutschland werden unterschiedliche organische Methoden wie Ameisensäure, Thymol, Oxalsäure und Milchsäure in unterschiedlicher Dosierung empfohlen, die als purer Grundstoff oder unter verschiedenen Namen verkauft werden (Apiguard, Thymovar, Oxuvar, u. a.). Ein Mittel wie Perizin ist nicht mehr empfehlenswert. Ebenso wenig wie die Anwendung per Schwammtuch. Aber der Reihe nach.

Unterschieden wird bei den Varroa-Mitteln zwischen:

  • der Sommer- und Winterbehandlung
  • Dosierung und Anwendungsweise (Träufeln, Sprühen, Verdunsten, Kurz- und Langzeitbehandlung)
  • Behandlungsanlässe (Vorbeugen, akuter Notfall, Ablegerbildung …)

Ein Beispiel, wie komplex sich die Varroabekämpfung für die Imker darstellt:

Die 65-prozentige Ameisensäure hat im Sommer (nach dem Honigschleudern!) gute Erfolge, da sie auch in die Brutzelle, die sich Biene und Varoamilbe „teilen“, hineinreicht.

Die 85-prozentige Ameisensäurebehandlung ist (derzeit) nur für den Notfall erlaubt. Sie könnte, unsachgemäß durchgeführt, die Brut und die Jungbienen schädigen. Bei der Ameisensäure kommt es vor allem auf die gleichmäßige Verdampfung bei optimalen Temperaturen an.

Brütet das Volk, ist Ameisensäure die Wahl. Brütet es nicht mehr, ist Oxalsäure oder Milchsäure angezeigt. Oxal- und Milchsäure wirken ohnehin nicht in die Brut hinein, sondern befreit lediglich Erwachsenenbienen von ihren Plagegeistern. Folglich sind Oxal- oder Milchsäure das perfekt wirkende Mittel, wenn es mehrere Tage frostig-kalt war und ist. Das heißt: ein Frosttag allein genügt nicht, ist allenfalls ein Zeichen, dass das Volk das Brüten (vorerst) eingestellt hat. Bleibt es hingegen länger kalt, kann behandelt werden.

Thymol verwenden wir zum Beispiel nicht, er riecht doch recht intensiv und seine Wirkung ist auch ein wenig umstritten. Wobei bei mir persönlich Thymian recht gut gegen erste Anzeichen von Erkältung wirkt und ich diesem Mittel eigentlich sogar vertraut hätte. 😉

Zur Häufigkeit: Milchsäure kann mehrfach angewandt werden, Ameisensäure bis zu zweimal, Oxalsäure nur einmal pro Bienenjahr (ab letztem Mal Honigschleudern, also Juli/August).

Windelkontrolle am 2.10.12 – die dunklen Punkte sind die „erlegten“ Varroamilben. Links unten gut zu erkennen die Lage des  darüber liegenden Brutnestes. Hier befindet sich der meiste Abfall. (Windel: ein extra für die Kontrolle konstruierter Plastikeinschub unterhalb des Beutenbodens.)

Grundsätzlich gilt es, die Winterbienen fit zu machen, damit im Frühjahr möglichst wenig Milben im Stock ihr Unwesen treiben. Denn sobald man in die Zeit der Honigproduktion gelangt, darf rückstands- und geschmacksbedingt keine Behandlung mehr erfolgen. Es sei denn natürlich, man verzichtet auf den Honig, etwa, weil man die Bienen als reine Bestäubungsleisterinnen hält.

Links zur Varroabehandlung (subjektiv von uns empfohlen):

Wenn ihr selbst noch eine Seite zur praktischen Behandlung gegen Varroatose, aktuell Varroose genannt, also den Varroamilbenbefall empfehlen wollt, die euch plausibel, aktuell und hilfreich vorkommt, dann gerne als Kommentar senden.

Volles Haus im Lichtspiel – Bienenfilm und Diskussion

120 Plätze restlos ausverkauft zum Doku-Films More than Honey mit anschließender Diskussion im Bamberger Lichtspiel.  Imker stellten den größten Anteil der sonnabendlichen Kinogänger. Das ergab die Abfrage durch die Geschäftsführerin, Diana Linz, zu Beginn des Films. In der anschließenden Diskussion im Roten Salon ging es gleich richtig zur Sache. Allerdings weniger zum Film, sondern vielmehr entspann sich ein engagierter Wortwechsel zwischen dem Vorsitzenden des Imkerverein Aufseß und einem unterfränkischen Bienenwart. Ersterer hatte zu einem Sit-in im Anschluss des Filmes eingeladen und machte aus seiner Sympathie für die wesensgerechte Bienenhaltung keinen Hehl. Ebenso wenig, wie es der Bienenfachwart für seine Züchterliebe und die konventionelle Bienenhaltung tat.

Nach geraumer Weile waren die Grundpositionen geklärt, und so hatten auch die interessierten Gäste Gelegenheit, sich mit ihren Fragen einzubringen. Und es versteht sich, dass sich auch wir beide „Jungimker im fortgeschrittenen Stadium“ in das Geschehen mit einklinkten. Denn dies ist eine spannende Phase für uns. Einerseits verstehen wir doch so viel, dass wir der Diskussion zwischen den ausgemachten Fachleuten gut folgen konnten. Andererseits sind wir noch (und ich hoffe, auch später noch) offen für Informationen und Paradigmen jeglicher Art. Wobei wir selbstredend, wie so viele Imker, einen eigenen Weg bzw. den der Bienen wählen, wenn’s drauf ankommt.

Wir ließen die Gelegenheit nicht verstreichen, mittels Handzettel und Visitenkarten die Cineasten auf bienen-leben-in-bamberg.de hinzuweisen und luden zu unserem anstehenden 1. Honig- und Imker-Mitmach-Markt anlässlich des Alternativen Kunsthandwerkermarktes des Don-Bosco Jugendwerks im St. Josefsheim in Bamberg ein.

Es ergaben sich darüber hinaus interessante und nette Einzelgespräche. Daraus resultierend eine gegenseitige Einladung zum „Über-den-Beutenrand-schauen“ von Magazinhaltung und Bienenkistenhaltung sowie möglicherweise eine Mitautorenschaft hier für diesen Blog. (Michael, wir bauen auf dich!)

Zwei Medienvertreter wünschten sich von uns Zuarbeit für ihre geplanten Berichte und – da bin ich sehr, sehr gespannt! – ein studentisches, fakultätsübergreifendes Projekt zum Stichwort „Nachhaltigkeit“. Angeregt durch meine spontane Überlegung zu einem (ich nenne es mal) „Leere-Gärten-Nutzungsplan“. Darüber wird hier natürlich immer wieder berichtet, bleiben Sie also dran.

Zuletzt: nicht nur uns ist aufgefallen, dass einige Imkervereine nicht wirklich an Zuwachszahlen interessiert zu sein scheinen. Wie sonst erklärt es sich, dass Webseiten fehlen oder veraltet sind, Anrufe nicht oder nur unzufriedenstellend beantwortet, Informationen seltsam spärlich weitergegeben werden. Warum ist das so? Ich will das nicht glauben, dass es sich bei diesen überwiegend um „Alt-Herren-Riegen“ ohne ausreichend Informationskompetenzen handelt, die den Verein als bloßen Absatzmarkt ihrer Produkte ansehen, wie manche Gäste vermuteten. Wir selbst haben allerdings ebenfalls niederschmetternde, doch auch sehr motivierende Erfahrungen diesbezüglich gesammelt.

Nun, wie auch immer … wir möchten die Lücke schließen, die unsere Mitbürger/innen davon abhalten sollten, sich für das Bienenleben zu engagieren. Indem wir gerne unser Wissen und unsere Erfahrungswelt sowie die der anderen, die sich bei uns melden, unverkrampft weitergeben. Ohne Vereinszugehörigkeit und unter Einhaltung der Nettiquette. Wir haben nichts gegen Vereine, ganz im Gegenteil. Doch wird es höchste Zeit, dass diese vermehrt an die Öffentlichkeit gehen, um der kleinen (und großen) Geschöpfe willen.

Tun sie es nicht, tun wir es. Modernes Netzwerken macht’s möglich.

By the way: Danke an Diana Linz von den Lichtspielen für die Ermöglichung des anregenden Abends!

Neues in der Bienen-Literaturliste

Sehr informativ und schön gemacht: bienen.tv – Bienen ganz nah! Wer noch Ideen für die Adventszeit braucht, lernt in 1:47 Minuten, wie eine Bienenwachskerze gerollt wird. Und weiter geht’s von hier aus zum Forum einfach-imkern.de. Hier geht es beispielweise auch um Kerzen, allerdings um eine Grabkerze. Mit ihrer Hilfe erläutert Simon, wie man im September trotz kalter Nächte eine akute Varroa-Behandlung mit Ameisensäure durchführen kann.

Schaut einfach mal rein in unsere „Literatur und Links“-Seite, derzeit mit den Rubriken „Literatur“, „Foren“ und „Regionale Info für Franken / Bayern“. Sie ist vor allem auch für Jungimker gedacht, denn gerade für die ist es schwer, sich unter all den Ratgebern zurecht zu finden.

„More than honey“, more than nice pictures

Ein Bienen-Doku-Film, für den die Macher dreiviermal um die Erde fuhren, zwischen Österreich, Schweiz, Deutschland, China und Kalifornien pendelnd. Extrem gute Landschafts- und Makroaufnahmen über eine extreme Haltung: „Wir wissen zwar nicht genau, wohin wir steuern, aber wir tun es mit aller Macht.“

Der Film „More than honey“ von Markus Imhoof, am 8.11.12 in Deutschland angelaufen, zeigt Bienen und ihr (Über-)Leben in wunderbaren, (zumindest von mir) noch nie gesehenen Nahaufnahmen, interviewt sehr unterschiedlich agierende Imker aus ebenfalls sehr unterschiedlich wirtschaftenden Ländern und kommt zu sehr unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Prädikat: absolut sehenswert! Mit der Einschränkung, dass die dargestellten Imker(länder) Extreme aufweisen, wie sie in Deutschland glücklicherweise nicht in diesem Ausmaße zu finden sind. Weiterlesen

Mit Bücherwissen imkern lernen?

Anlässlich unserer frisch angelegten Literatur- und Linkliste ein klares „Doch, das geht“. Oder sagen wir lieber: „Geht auch!“

Den ersten Zugang zur Imkerei erfuhren wir über Einsteigerliteratur. Gekauft ohne vorherige großangelegte Recherchen, ohne Empfehlungen, einfach, was gerade im Buchhandel im Regal stand. Zwei Bändchen: „Süßes Hobby Imkerei“ und „Die Honigbiene“, letzteres gerade einmal 126 Seiten dünn, noch dazu im A5-Format, beide jedoch mit richtig viel Bildern drin.

Damit also fing’s an. Weihnachten dann die frische Neuauflage „Einfach imkern“ des Honigpabstes, Dr. Gerhard Liebig. Begleitet wurde die theoretische Textlastigkeit von einem Imkerkurs, den wir Anfang 2011 begonnen hatten. Unser Imkervater Klaus gab uns zum Ende des Kurses die Monatsbetrachtungen von Dr. Pia Aumeier, die in so manchen Punkten ein Gegengewicht zur althergebrachten Imkerei bildete. Damit waren wir wohl grundlegend ausgestattet, um die Praxis folgen zu lassen.

Ich darf’s ja nicht beschreien, doch bisher sind uns noch keine Völker verlustig gegangen. Wir lesen, theoretisieren, verwerfen, greifen erneut auf, sind uns mal einig, mal nicht, und dann haben die Bienen doch auch selbst wieder etwas mitzusummen, ob wir das nun verstehen oder nicht. Sowohl ein absolutes „Chaotenvolk“ als auch ein „Lehrbuchvolk“ haben uns überrascht. Und wir konnten nur noch mit gesundem Menschen- bzw. Bienenverstand den Verlauf beobachten und entsprechend eingreifen bzw. auch einfach einmal sein lassen. Am Ende war das eine Volk stärker, gab jedoch weniger Honig und bildete mindestens zehn Weiselzellen in einer Woche aus. Die anderen waren schlicht nicht zu pflegen (Wabenwildbau durch verrutschte und unregelmäßige Rähmchen bei der Volkübergabe), jedoch äußerst erntereich.

Den Bienenverstand brauchen wir also immer. So gesehen war das dünnste Bändchen „Die Honigbiene“ – zumindest für mich – das allerwichtigste Buch. Wann immer ich nicht mehr weiter weiß, versetze ich mich in den flaumigen Kopf einer Biene je nach ihrem Entwicklungsstand. Mütterliche Instinkte tragen ebenso bei wie das Gefühl für den Rhythmus der Natur, den wir beide glücklicherweise noch nicht verloren haben, unseren Wanderausflügen sei gedankt.

Lesen, Zuhören, Nachmachen, Erfahrungen sammeln … Lernen, Umdenken, Neudenken, Andersdenken, … Akzeptieren, Ausprobieren, Mutigsein, Seinlassen, Hoffen … letztendlich ist die Imkerei ein wildes Abenteuer im Kleinstformat für Biene UND Mensch!

Hohe Bienenverluste in Meck-Pomm

Etwa 5.000 von 20.000 Völkern sind über den letzten Winter in Mecklenburg-Vorpommern eingegangen. Und der Honigertrag reduzierte sich auf fast die Hälfte. So herauszulesen aus einem Bericht des NDR vom 27.10.2012.

Was schlimmer wiegt: wenn ein Volk etwa 20.000 Bienen hat, und eine Sammelbiene etwa 200 Blüten pro Tag besucht, das sind etwa 200.000 Blüten pro Tag und Volk, so fehlt die Bestäubungsleistung für 10.000.000 (in Worten: zehn Millionen) Blüten pro Tag. Das sind in einem durchschnittlichen Summ-Summ-Brumm-Jahr bei ca. 180 Tagen günstigem Flugwetter (also über 10 Grad Celcius) … rechne, rechne, … 1.800.000.000 … schluck …

ApfelbaumRund 2 Milliarden weniger bestäubte Blüten für Mecklenburg-Vorpommern. Ob das nun der selbe Anzahl fehlender Äpfel, Birnen oder Rapsölsamen entspricht, kann ich nicht sagen. Zu spüren wird es sicherlich sein.  Rechne ich das außerdem hoch auf all die anderen Bundesländer, die ähnliches erleben, und rechne ich das auf die Welt um …

Wäääääh!

Sag‘ mir bitte jemand, dass das nicht wahr ist!