Neujahresvorsatz: Imker/in werden!

Silvesterblues? Nicht mit Bienen! Einmal eingetaucht in diesen Kosmos werdet ihr immer etwas Schönes und Sinnvolles zur Ablenkung haben. Sich umweltfreundlicher verhalten, Stress reduzieren und mehr Bewegung im Freien sind für viele Menschen die guten Vorsätze zum neuen Jahr. All das lässt sich durch das Trendhobby Imkerei verwirklichen. Doch viele regionale Imkervereine sehen sich wegen der Pandemiebeschränkungen seit diesem Jahr und bis auf weiteres nicht in der Lage, Jungimkerkurse durchzuführen. Unsere Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de springt hier in die Bresche und gibt ein Programm mit zwei unterschiedlichen Kursmodellen heraus.

Logo BLIB-Imkerkurs für AnfängerJahreskurs für Anfänger

Der Jahreskurs mit Beginn ab 26. März besteht aus zwölf Modulen mit Theorie- und Praxisanteilen und ist grundsätzlich auf ein Kalenderjahr angelegt. Absolviert werden kann der Kurs allerdings innerhalb von zwei Jahren. Das bedeutet, dass verpasste Termine im darauffolgenden Jahr nachgeholt werden können. Der Jahreskurs ist für absolute Anfänger geeignet und befähigt dazu, eigene Völker umsichtig zu pflegen, zu vermehren sowie Honig zu verarbeiten und zu vertreiben.

Alle Module sind derzeit als Präsenzveranstaltung geplant und unterliegen dabei den aktuellen Corona–Regelungen und Hygienemaßnahmen. Im Falle eines Lockdowns werden sie online veranstaltet oder nachgeholt. Es fällt folglich kein Kursmodul aus.

Logo BLIB-Jungimker-KompaktkursKompaktkurs zum Wiedereinstieg und Schnellstart

Wer bereits früher einmal geimkert und nun wieder einsteigen möchte, hat oftmals Fragen zu neuen Richtlinien bei der Varroabekämpfung oder zu modernen Verfahrensweisen der Bienenhaltung. Für diese Zielgruppe bietet sich ein einwöchiger Kompaktkurs an. Gedacht ist er auch für jene, die sich nicht so häufig auf den Weg nach Bamberg machen können und wollen, wie das beim Jahreskurs nötig wäre. Außerdem bringt es die Pandemie vermehrt mit sich, dass Verwandte oder Freunde aus gesundheitlichen Gründen überraschend ihre Völker abgeben müssen oder man gar die Bienen plötzlich vererbt bekommen hat. Es gilt, noch vor dem Auswintern etwa Ende März ein Minimum an Fachwissen in der Imkerei aufzubauen. Daher findet der Kompaktkurs bereits ab 15. März an sechs Abenden mittels Videochat statt. Den 15 Theoriestunden folgen später im Jahr zwei ergänzende Praxistage.

Logo Bienen-leben-in-Bamberg.de (BLIB)Informationsabend

Zu allen beiden Kursmodellen findet am 1. März ein kostenloser Informationsabend mit persönlicher Beratung durch Imkermeister Reinhold Burger und Imkerin Ilona Munique statt. Eine Anmeldung ist erforderlich unter 0951/3094539.

Eines ist sicher: Diesen wegweisenden Neujahresvorsatz werdet ihr mit unserer Hilfe tatsächlich durchziehen und einlösen! Also dann – wir freuen uns auf unsere werdenden neuen Jungimker/innen! Guten Rutsch …

Eure Ilona und euer Reinhold,
Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de

Danke, Bienen!

*24* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Der Titel „Handbuch für die erfolgreiche Imkerei“ macht neugierig. Die beiden Wörter „Handbuch“ und „erfolgreich“ erheben Anspruch auf einen gehaltvollen Inhalt des Buches. Zumal die genannten Imker im Untertitel von Camille Pierre Dadant bis zum Angepassten Brutraum nach Hans Beer“ bekannte Namen sind. Ungewöhnlich auch das in schwarz gehaltene Cover mit silbergrauen, filigranen Blatt- und Blütenornament. Um es vorwegzunehmen: Das Buch hält, was es verspricht, jedoch auf eine überraschend andere Art als erwartet.

Inhalt und Aufbau

Der Kern

Den Kern des Buches bilden die aus dem Englischen übersetzten Originaltexte von Camille Pierre Dadant, bestehend aus den Teilen der beiden Bücher „Dadant System of Beekeeping“ und „First Lessons in Beekeeping“. Ersteres erschien bereits 1920, das zweite Buch im Jahr 1934. Kapitelweise folgen die Ausführungen von Hans Beer, ergänzt durch Erläuterungen des Autorentrios Marion Loeper, René Schieback und Tino Lorz. Die spannende Entwicklung des Handbuchs und damit ein Stück weit auch Historie über mehrere Imkergenerationen hinweg lesen Sie bitte in der Fußnote nach.¹

Die Übersetzungen

Die Texte von Dadant erschienen als Übersetzung bisher auf spanisch, russisch, italienisch sowie französisch und mit dem vorliegenden Buch erstmals auch in deutscher Sprache. Hier ein herzliches Dankeschön an Marion Loeper für den flüssig lesbaren Sprachstil der Übersetzung. Bemerkenswert sind die heute immer noch aktuellen und modern anmutenden Ausführungen von Dadant. Hans Beer wird dazu mit folgendem Kommentar zitiert: „Warum hat uns das keiner früher gesagt? Warum habe ich dieses Buch nicht vor 50 Jahren schon lesen dürfen? Das hätte mir Jahre des Experimentierens erspart, denn die Ergebnisse waren ja schon alle da.“

Der angepasste Brutraum

Bruder Adam, Züchter der Buckfastbiene, nutzte die von Dadant entwickelte Großraumbeute. Hans Beer, ein Schüler von Bruder Adam, entwickelte dessen Arbeitsweise weiter zur Betriebsweise, die „Angepasster Brutraum“ genannt wird. Die Autoren diskutierten die Texte Dadants Kapitel für Kapitel mit Hans Beer und schrieben dessen Beiträge und sein Wissen dazu ebenfalls kapitelweise nieder. Die Protokolle, vor allem in Zusammenhang mit den Beschreibungen Dadants, geben so detailliert Auskunft über Beers Betriebsweise. Stilistisch wirken die Protokolle auf mich etwas holzschnittartig, was ihren inhaltlichen Wert jedoch keinesfalls mindert.

An die Ausführungen Beers schließen sich zum Schluss jedes Kapitels weitere Ergänzungen und Erläuterungen des Autorentrios an. Die letzten drei Kapitel, vom Autorentrio verfasst, runden das Handbuch ab. Kapitel 16 beschreibt die Betriebsweise nach Bruder Adam, Kapitel 17 die Dadant-Beute nach Hans Beer und das letzte Kapitel 18 fasst die Betriebsweise im „Angepassten Brutraum“ nach Hans Beer zusammen.

Fazit

Das Besondere an dem Buch ist, dass hier vom Autorenteam das Wissen und die Erfahrungen mehrerer Imkergenerationen zusammengeführt und aufbereitet und durch eigene Beiträge ergänzt wurde. Durch die Aufteilung nach der Autorenschaft entsteht zwar kein kohärenter, also zusammenhängender Text, jedoch bleibt so die Transparenz der Urheberschaft gewahrt und ist eine historische Entwicklung auf parallelen Ebenen nachvollziehbar. Dies zieht sich bis ins Register durch, welches getrennte Unterregister  jeweils für C. P. Dadant, Bruder Adam und Hans Beer bereit hält. So kann es also sein, dass man zu einer Fragestellung an bis zu vier Stellen nachschlagen muss. Nichts also für ungeduldige Querleser/innen, doch für diese ist es auch nicht gedacht.

Die Zusammenstellung ist so gehaltvoll, dass selbst bei mehrmaligem Lesen immer wieder neue Facetten zu entdecken sind. Die in sich abgeschlossenen Kapitel machen es aber auch nicht notwendig, das Buch „in einem Rutsch“ durchzuackern.

Empfehlung: Das Grundlagenwerk im historischen Kontext kann allen (weit) fortgeschrittenen Imker/inne/n ans Herz gelegt werden, die sich eingehender mit der derzeit sehr populären Betriebsweise des „Angepassten Brutraums“ mit der Dadant-Beute beschäftigen möchten.


¹Die Protagonisten bzw. der Weg des Handbuchs

Die Familie Dadant (USA) entwickelte erstmals eine auf Ökologie und wirtschaftlicher Betriebsweise basierende Imkerei nebst der gleichnamigen Beute „Dadant“. Die Firma Dadant & Sons existiert übrigens noch heute. Der Ältere, Charles Dadant Senior, ein französischer Auswanderer (1863), begründete die Imkerei. Sein Sohn C[amille] P[ierre] Dadant [der Jüngere] schrieb o. g. Werk.

Bruder Adam (Großbritannien), ein deutscher Auswanderer, verwendete für die Zucht der Buckfast-Biene das Dadant-Beutensystem.

Hans Beer (Deutschland, Schwaben) kannte Bruder Adam persönlich, übernahm die Buckfast-Biene und entwickelte in den 70er Jahren Adams Betriebsweise weiter, heute bekannt als „Angepasster Brutraum“.

Das Autorentrio Marion Loeper, René Schieback und Tino Lorz (Deutschland, Sachsen) stellte fest, dass die Schriften Dadants in allen möglichen Sprachen existierten, nicht jedoch auf Deutsch. Mit Hans Beer, der zwar Vorträge hielt, jedoch selbst kaum etwas veröffentlichte, diskutierten sie eine deutsche Übersetzung des Originalwerkes von Dadant. Ihrer Übersetzung fügten sie die mündlichen Ausführungen Beers bei und ergänzten diese mit weiteren Erläuterungen.

Leider konnte Hans Beer die Herausgabe des Buches und somit seines Vermächtnisses nicht mehr miterleben. Doch wird ihm posthum mit diesem außergewöhlichen Werk ein unvergänglicher ehrender Platz in der Imkerwelt zuteil.

[Update 1.1.2021: Korrektur Rechtschreibfehler in Schlagwortliste]


Handbuch für die erfolgreiche Imkerei : von Camille Pierre Dadant bis zum Angepassten Brutraum nach Hans Beer / Marion Loeper; René Schieback; Tino Lorz. 3. Aufl. Dresden : Deutscher Imkerverl. 2019. 273 S. : Ill.
ISBN 978-3-9819599-0-1

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*23* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Dank des praktischen Diagnosekreis Bienenkrankheiten vom Imker und Bienensachverständigen Gerd Molter aus Marbach in Baden-Württemberg lassen sich Bestimmungen direkt am Stock vornehmen. Die Innenseite des kartonierten Wickelfaltblattes im Format DIN A5 offeriert einen in gelbschattierungen gehaltenen Kreis mit Beobachtungskriterien zu den gängigsten Krankheitsverdachtsmomenten. Die jeweils beigefügte Nummer findet sich in der nebenstehenden Liste wieder, die sodann die Erreger und mögliche Ursachen wie auch Abhilfe- und Vorbeugemöglichkeiten aufzählt. Uns hat für die Praxis lediglich der (Chronische) Paralyse-Virus gefehlt, dem wir hin und wieder begegnen.

Also, eigentlich fehlt er ja nicht uns, denn Reinhold ist selbst Gesundheitswart, Bienensachverständiger und Imkermeister. Doch wir empfehlen den Diagnosekreis sehr gerne unseren Imkerkursteilnehmenden zum entsprechenden Modul „Bienenkrankheiten / Bienengesundheit“. Eine gute Beobachtungsgabe ist noch mehr wert, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten sollte. Auch dann, wenn man sich als Jungimker/in zunächst noch verunsichert fühlt. Denn nur mit einer exakten Beschreibung des Verdachtsfalls kann eine erste Ferndiagnose erstellt werden, falls man nicht sofort zum Standort rausfahren kann oder will.

Fortgeschrittene schlagen nach nach der Konsultation in vertiefender Literatur nach, wo sie über die Register rascher fündig werden sollten, da die Krankheit schon mal eingeengt wurde. Manches wie die Maikrankheit lässt sich auch schnell klären und wieder gut machen, indem man dem verursachenden Wassermangel abhilft. Doch sobald die Amerikanische Faulbrut oder die Tropilaelaps-Milbe – in Europa NOCH nicht angekommen, aber im Zuge des Klimawandels durchaus noch drin – ins Spiel kommt. Hier muss das zuständige Veterinäramt informiert werden, so auch im Faltblatt der ganz richtige Hinweis.

Fazit:

Gerd Molters Diagnosekreis Bienenkrankheiten ist ein handliches und von Julia Wrage übersichtlich gestaltetes Instrument, um zu einer ersten, schnellen Einschätzung des Schadensfall zu kommen und daher breit zu empfehlen.


Diagnosekreis Bienenkrankheiten / Gerd Molter; Gestaltung Julia Wrage. 1. Ausgabe. 2014. Bezugsquelle Gerd Molter, http://diagnosekreis.de/

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek

*21* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Nach all dem Bücherlesen vielleicht zur Abwechslung mal etwas Bewegung? Hier ein Tipp zum Mittanzen und -singen im etwas moderneren Style: Lichterkinder – Guck mal diese Biene da.

Mir hat’s gut gefallen, auch die anderen Kinderlieder von Lichterkinder sind witzig und sind eine willkommene Abwechslung zu altbekannten Pitsche-Patsche-Liedern, und es muss ja nicht immer Rolf Zuckowski sein … nichts gegen den verdienten Liedermacher! Also dann, viel Spaß!

*20* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Rechtzeitig zu Weihnachten kommt er wohl nicht mehr an. Dennoch lohnt es sich, diesen herausragenden Bildband über Honigbienen, die „geheimnisvollen Waldbewohner“ noch heute zu bestellen – für sich selbst oder als beeindruckendes, mit 38 Euro durchaus erschwingliches Geschenk für die nächste Gelegenheit. (Soll ja Menschen geben, die zum Jahreswechsel +/– Geburtstag haben, nicht wahr, lieber Reinhold?!)

Keineswegs muss man über imkerliches Wissen verfügen oder sonst viel Ahnung von Honigbienen haben. Hier geht es überwiegend um herrliche, nie dargebotene Fotografien, unter widrigen Umständen fotografiert vom mehrfach preisgekrönten Naturfotografen Ingo Arndt und mit den wie immer einfühlsamen, wunderbaren Erläuterungen vom Bienenexperten Prof. em. Dr. Jürgen Tautz, wie die Biene als ursprüngliches Waldkind auch heute noch lebt.

Es gibt sie noch, die wilden Honigbienen

Denn es gibt sie noch, die spechtausgehöhlten Bäume tief im Wald, bewohnt von Apis mellifera. Sie ist deshalb nicht unbedingt wilder als jene, die von Imker/innen in extra für sie angefertigten Behausungen lebt. Selbst in jenen merkt man ihr das ursprüngliche Verhalten noch an, ist eine Zähmung nie erfolgt.

Sie schabt weiterhin die (ohnehin bereits glatten) Wände ab, um sie sodann mit Propolis als Klimaregulation und zum Schutz vor krankheitserregenden Pilzen oder Mikroorganismen zu verkleiden. Nach wie vor bildet sie unerklärbare „Bauketten“, die wie lebendige Netze unter den Waben(gassen) hängen. Sie ist und bleibt ein Wildtier, aller versuchter und teils erfolgreicher, wenngleich nur zeitlich begrenzter Züchtungen zum Trotz – und das ist auch gut so!

Es gibt sie noch, die offenen Fragen

Unerklärbar ist trotz langjähriger, intensiver Forschungsarbeit – sowohl an den wilden Haus- wie an den Wald-Honigbienen – weiterhin so manches. Der eremitierte Professor aus Würzburg stellt daher einige Fragen in den Raum und hofft bzw. fordert dazu auf, dass das Buch als Anregung verstanden wird, diesen nachzugehen. Ja, wer die Honigbienen zu seiner Passion gemacht hat, der scheut sich nicht davor, die Verständnislücken zuzugeben. Wissenschaftler ohnehin nicht, für die sind Fragen das täglich Brot. Nach jeder Antwort tausend weitere Fragen, das ist auch in der Bienenforschung ganz normal.

Aber ebenso, dass Bekanntes neu bewertet und durchdacht wird, wie beispielsweise die Reaktionen von Bienen auf den Smoker. Dass dieser nicht „beruhigend“ wirkt, wie allgemeinem kolportiert, wissen mittlerweile schon viele. Er treibt sie zurück in die Wabengassen, wo sie Honig aufnehmen und dadurch den Imker/innen ein störungsfreies Arbeiten ermögliche.
Doch dass Honig aufgenommen wird, dient möglicherwiese nicht in erster Linie der Reiseproviantierung für die Flucht, sondern könnte ein zusätzliches „Bollwerk“ darstellen für das erklärte Ziel, die Königin vor dem erwarteten Waldband zu schützen. Wissen tut man’s aber nicht.

Weitere, von Arndt wie Tautz aufgeworfene Fragen an die Waldbewohnerinnen sind, wie sie sich so gut im Wald orientieren können, wo sie sich doch keinen Überblick in der Höhe verschaffen können. Oder welche Funktion die durchsichtige Hülle hat, die die Puppen umschließt und beim Schlüpfen abgestreift wird. Dass die lückigen Bauketten, die wie Matten anmuten, keinen Schlafsack bedeuten würden, hat Tautz ausgeschlossen. Seiner Beobachtung nach hängen die Bienen in diesem Geflecht mit dem Bauch nach oben und sind erkennbar wach. Dient die bewegliche Konstruktion womöglich einer Regulierung der Luftzufuhr, um Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Luft um die Wabengassen herum zu optimieren?

Und die spannendste: „Warum aber gibt es nach all den Jahrtausenden der Bienenhaltung durch den Menschen noch immer keine Honigbienen, die sich von ihrer Urform so unterscheiden wie der Dackel vom Wolf? […] Eine Reihe von Umständen haben [das] bisher verhindert …“

Weitere Inhalte

Die Kapiteleinteilung ist zwar ein Gerüst, aber im Grunde braucht es das nicht. Der Bildband liest sich flüssig hintereinander weg, unterbrochen von vielen, oft halb- oder doppelseitigen Prachtaufnahmen. Ein Kapitel – neben dem „Zusammenleben im Verborgenen“, „Mitbewohner im Bienenstock“, „Verteidigung um jeden Preis“, „Orientierung mit allen Sinnen“, „Einzug in die Spechthöhle“ und „Traditionelle Imkerei“ hat es mir jedoch besonders angetan und mich natürlich nachdenklich gemacht. (Tautz belehrt nicht und pachtet die Weisheit nicht für sich, sondern lässt uns unsere eigenen Schlüsse ziehen … was schlau ist, weil er somit nicht gleich die ganze Imkerwelt gegen sich aufbringt!)

Kapitel: Lebensraum Wald

Dass die Bestäubungsleistung der Honigbienen unserer Kulturlandschaft zum reichlichen Tragen von Obst, Gemüse und Beeren verhilft und auch für einen Teil dem Erhalt der Pflanzenvielfalt dient, ist hinlänglich bekannt. Doch: „Was hat der Wald von den Bienen?“ Und ich bzw. Tautz reden nicht vom forstwirtschaftlich überprägten, vielmehr von einem der seltenen naturnahen und gesunden Wäldern, die eine hohe Artenvielfalt in Tier- und Pflanzenwelt aufweisen. Eine Antwort von mehreren interessanten ist, dass der Ameisenbuntkäfer von verlassenen, mit Wachsmottenraupen besiedelten Waben profitiert. Und jener ist wiederum ein Gegenspieler des zu Recht gefürchteten Borkenkäfers.

Mir gefällt einerseits der Gedanke nicht, dass das Buch so manchem wohlmeinenden und romantisch geprägten Zeitgenossen als Aufruf dienen könnte, seine Honigbienen frei schwärmen und sie damit ihrem Schicksal zu überlassen. Die Populationen werden ohne Varroabehandlung nicht lange überleben und auch zur Reinvasion von imkerlich gepflegten Honigbienen beitragen. In einer Stadtlandschaft sind wild umherziehende Bienenschwärme auch jedesmal ein echter Aufreger, wir erhalten jedes Jahr mehr und mehr „verzweifelte“ Anrufe von verängstigten Städter/innen, die sich in akuter Gefahr sehen. Was natürlich Unsinn ist.

Andererseits hat es etwas verlockendes, die Wälder mit Hilfe von Honigbienen attraktiver zu machen. Denn: „Auch Hygienemaßnahmen gehen von Aktivitäten der Honigbienen aus. Das Absammeln des Honigtaus verhindert die Entwicklung von Ruß- und Schimmelpilzen auf den Blättern und Nadeln der Bäume, denen die Honigtauschicht andernfalls einen willkommenen Nährboden bietet.“

Und: „Im Laufe eines Jahres bringt eine Bienenkolonie etwa zwanzig Kilogramm Biomasse in Gestalt all ihrer Mitglieder hervor, von denen die allermeisten im Umfeld des Bienennestes sterben und dann Ameisen, Wespen, Vögeln und anderen Tieren als Nahrung dienen.“

Brrr, die Honigbiene als Nahrung für andere … nun ja, wir müssen ohnehin tatenlos zusehen, wie sich Hornissen und Wespen vor den Stöcken an ihnen gütlich tun. Fressen und gefressen werden – auch ein/e Imker/in drückt hier notgedrungen ein Auge zu, denn sie weiß ja, dass andere Hautflügler ebenfalls überleben möchten und auch sollen. Nein, ein Haustier wollen wir nicht aus ihr machen, das Leben ist sicherlich kein „Ponyhof“, den wollen wir gar nicht.

Fazit

Besser als Tautz kann ich den Grundtenor des Bildbandes um die Honigbienen, ob Wald oder „betreutes Wohnen“ nicht ausdrücken: „Es sollte nicht überraschen, wenn die Geschichte von Mensch und Biene im Wald um eine weiteres Kapitel fortgeschrieben werden würde, in dem die Rückkehr zu den Wurzeln der ersten Begegnung [gemeint ist die Zeidlerei in lichten Baumhöhen] Pate steht. Dadurch können beide Partner gemeinsam nur gewinnen.“

Allerdings: Wer ist hier mit Partner genau gemeint? Dass Imker/innen von der genetischen Ressource der Waldbienen profitieren könnten, sehe ich als logisch an. Aber die Zeidlerei bringt keine Partner hervor. Denn dabei werden Honig und Waben unter gefährlichen Umständen aus den Baumhöhlen entnommen und das Wabenwerk damit zerstört. Klar bauen sie es sich wieder auf. Doch worin genau besteht die Partnerschaft? In der klassischen Imkerei gibt man dem Volk immerhin wieder etwas zurück, also leere Waben und Kohlehydrate, die sogleich zu Honig als Kraftstoff für den kalten Winter umgebaut werden. Nun, darüber muss ich noch ein wenig mehr erfahren.

Und das wiederum ist Sinn des Buches: Dranzubleiben an den Honigbienenfragen, zu deren Antworten wir auch als Imker/innen gerne die Forschungsergebnisse aus dem „Auch-Daheim“ der Bienen heranziehen wollen! Daher wünschen wir dem Bildband „Honigbienen“ von Arndt und Tautz, obwohl und gerade deshalb, weil wir konventionell imkern, eine möglichst umfassende Verbreitung.


Arndt, Ingo ; Tautz Jürgen: Honigbienen : geheimnisvolle Waldbewohner / mit Fotografien von Ingo Arndt und Texten von Jürgen Tautz. 3. Aufl. München : Knesebeck. 2020. 189 : Ill.
ISBN 978-3-95728-362-7

In unserer Imker-Bibliothek enthalten.

*18* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Diese Neuerscheinung hat tatsächlich gefehlt: Ein Begleitbuch zum Erwerb des „Fachkundenachweis Honig“. Werner Gekeler, seines Zeichens ehemaliger Fachberater für Imkerei im Regierungsbezirk Tübingen, trägt komprimiert und mit zahlreichen tabellarischen Übersichten versehen zusammen, was die Anwärter/innen auf die Erlaubnis zur Verwendung der Gewährstreifen (Gewährverschluss) des Deutschen Imkerbundes an Wissen benötigen. Eine „optimale Kursbegleitung“ also, in der es um die Gewinnung, Verabeitung und Vermarktung von Honig geht. Das Büchlein will nicht mehr, aber eben auch nicht weniger und schließt daher die einzelnen Kapitel sogleich im Kursstil ab, nämlich mit einigen Wissensfragen.

Optimierungsvorschläge

Daher ist es eher unerheblich, dass einige Fotos ihr etwas älteres Datum nicht verbergen können. Sie stammen größtenteils aus dem Fundus des Verfassers. Allerdings ist mit dem Alter auch ein großer Schatz an Erfahrungswissen verbunden und so nimmt man die Patina in Kauf. Wir sind hier ja nicht bei Instagram, wiewohl das Auge heute schon sehr verwöhnt ist.

Ganz und gar nicht glücklich jedoch bin ich mit dem „Beeblower“ im Kapitel „Gewinnung des Honigs“. Ich wüsste auch niemanden in unserem Umfeld, der mit so einem Gebläse, zumal betrieben mit Generator und / oder Benzin, seine Bienen und die Nachbarn verschrecken mag. Okay, für Großimkereien auf dem freien Felde mag das noch hingenommen werden. Doch die vorgestelle Möglichkeit der sicherlich nicht ganz leisen Nutzung steht im Gegensatz zu der ganz richtigen Anmerkungen im Vorwort: „Der Grund für den Beginn mit der Bienenhaltung ist die ökologische Seite.“ Wir müssen PETA keine Munition liefern und mir hätte die Darstellung der Bienenflucht völlig gereicht. Vielleicht hätte es dann mehr Platz gegeben für ein heutzutage wichtiger erscheinendes Kapitel, den Onlinehandel.

Über das Thema Onlinehandel finden sich im Kapitel „Vermarktung des Honigs“ nur sehr wenige Zeilen, bestehend aus Gründen, warum Menschen den Online-Handel nutzen und dass Honig wegen seiner langen Haltbarkeit dafür infrage käme. Kein Wort zu den zahlreichen Stolperfallen beim Online-Handel bzw. der Gestaltung von AGB (Anbieterkennzeichnung) und Fernabsatzgesetz, Impressum, Datenschutzerklärung etc. Da diese Themen offenbar auch heute noch nicht Gegenstand der Schulungen für den Fachkundenachweis sind – unsere eigenen liegen knapp 8 Jahre zurück –, hat man diese Gelegenheit verstreichen lassen, vor allem Imker/innen späteren Alters zumindest mit Benennung und Literaturangaben auf die Sprünge zu helfen.

Literaturverzeichnis

Wie immer sehe ich mir gerne die Literaturverzeichnisse an, da bin ich nun einmal  bibliothekarisch vorbelastet. Im „Fachkundenachweis Honig“ vermisste ich sofort Horn / Lüllmann: Der Honig (Selbstverl.), ein mit 424 Seiten gewichtiges Standardwerk von 2017, welches 1992 „Das große Honigbuch“ selbiger Verasser abgelöst hat.

Die unter „allgemeine Imkerei“ aufgeführten Literatur ist eine Mischung von alten (Standard)Werken ab dem Jahr 1984 und wenigen neueren Erscheinungen bzw. Ausgaben. So erschien das „Lexikon zur Bienenkunde“ zuletzt in einer Ausgabe von 2002, im Verzeichnis ist noch die Ausgabe von 1987 agegeben.

Daneben findet sich eine getrennte Auflistung zur Bienenweide, angesiedelt zwischen den Erscheinungsjahren 1975 und 1997. Hier vermisse ich unbedingt den hervorragenden Baden-Württemberger Bienenweidekatalog samt Datenbank oder die beiden letzten Auflagen (2007 und 2018) von Günter Pritsch: „Bienenweide“ mit seinen 200 bzw. 220 Trachtpflanzen. Tatsächlich gibt es in diesem engen Themensektor auch Titel, die „Ewigkeitswert“ haben. Doch auch das „Trachtpflanzenbuch“ von  Maurizio / Grafl wurde zuletzt 1994 „neu“ aufgelegt, während uns im Verzeichnung noch die Ausgabe von 1982 offeriert wird.

Fazit

Um es mit Gekerlers eigenen Worten (S. 38) zu sagen: „Ein nicht zu unterschätzendes Problem ist die sich einschleichende Betriebsblindheit.“ Da die Herausgabe dieses kursbegleitenden Bändchens aber an sich eine sehr willkommene Idee ist, sollte einer zweiten Auflage nichts im Wege stehen, aller Kritik zum Trotz. Diese möge bald nachkommen, vielleicht lassen sich die wohlmeinenden Aktualisierungsvorschläge gleich mit einarbeiten. Doch so lange muss man auch wieder nicht warten. Ich empfehle das Buch zum Fest vor allem für Jungimker/innen, aber auch für Imkererfahrende, die auf DIB-Gläser umstellen wollen und den Fachkundenachweis liefern müssen.


Gekeler, Werner: Fachkundenachweis Honig : Gewinnung, Verarbeitung, Vermarktung. Optimale Kursbegleitung. Stuttgart (Hohenheim) : Ulmer. 2020.
ISBN 978-3-8186-1141-5

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*17* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Was haben Siebenschläfer in unserem Weblog über Bienen zu suchen? Nun, das kleine Nagetier ist immerhin ein Nutznießer der Bestäubungsleistung von Insekten, da es Beeren frisst. Und wie auch unsere Bienen (im März) ist der Siebenschläfer heute etwa vier Wochen früher, also bereits im April aktiv, als er es vor dem Klimawandel war.

Damit hat es sich aber auch schon. Da ich diesen „artfremdne“ Band jedoch rezensieren „muss“ – immerhin hat uns der BLV im Graefe und Unzer Verlage dankenswerterweise einige weitere Werke, die wir überwiegend in unsere ausleihbare Imker-Bibliothek einreihen – will ich das gerne tun.

Auf gute Nachbarschaft … ganz nah?!

„Auf gute Nachbarschaft mit den kleinen Kobolden“ (Untertitel), würde ich nicht behaupten wollen, denn in unserem Bienengarten oder hier mitten in der Stadt Bamberg hatten wir bislang noch keinen dieser droligen Hörnchenverwandten aus der Familie der Bilche entdeckt. Kein Wunder, sie sind äußerst menschenscheu, nachtaktiv und wissen sich sehr schlau gegen 14 Fressfeinde zu behaupten. Daher werden sie bis zu 13 Jahre alt – eine Glanzleistung für einen gerade mal rattengroßen Nager.

Um den „Siebenschläfer ganz nah“ zu kommen, so der Buchtitel, braucht es etwas Glück und Spurensuche. Man hört ihn eher, als dass man ihn zu sehen bekommt, und wenn, dann meist nur seine Hinterlassenschaften. Doch trotz seiner „Randale“, die er im Dachboden und in Gartenhäusern veranstalten kann, möchte Korinna Seybold, engagierte Wildtierschützerin, eine Lanze für „Glis glis“, so sein wissenschaftlicher Name, brechen und mit Vorurteilen aufräumen.

Nachahmenswertes Wildtierleben

Das gelingt ihr außerordentlich gut, mit erstaunlichen Fotos und sachkundigen Informationen wie auch herzerwärmenden Einblicken in ein fast schon nachzuahmendes Wildtierleben. So lesen wir im Nachwort folgende, auf unsere Advents- und parallele Lockdown-Zeit höchst passende Zeilen:

„Denn der Siebenschäfer macht aus dem, was sich ihm bietet, immer das Beste. Er reagiert flexibel auf Veränderungen, er konzentriert sich immer auf das Wesentliche und verliert sich nicht in unnötigen Streitigkeiten, er frönt gern den leiblichen Genüssen, und mit seinem Lebensmotto „In der Ruhe liegt die Kraft“ lebt er deutlich entspannter als so mancher kleine betriebsame Nager.

Also machen wir es wie der dicke Graue – gönnen wir uns immer mal wieder ein kurzes Nickerchen, genießen unser Dasein, kuscheln mit unseren Liebsten und lassen uns […] ein paar saftig-süße Trauben schmecken.“

Fazit: Mal was anderes aus der Ecke der Wildtiere, die wir vermutlich übersehen würden, gäbe es nicht ein paar Spezialistinnen wie Korinna Seybold, die uns die drolligen Siebenschläfer auf sympathische Weise näher bringen würden. Geeignet mindestens für alle gut ausgebauten Bibliotheken, Naturschutzverbände, Tierliebhaber/innen und sicherlich besonders für heranwachsende Kinder, die sich für mehr als Meerschweinchen, Hamster und Kaninchen interessieren.


Seybold, Korinna: Siebenschläfer ganz nah. 1. Aufl.
München : Graefe und Unzer / BLV. 2019. 96 S. : Ill.
ISBN 978-3-8354-1969-8

Rezensionsexemplar, übergeben in den Bestand des BUND-Büros Bamberg.

*16* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Was ist „Das Geheimnis deines Ortes“? Wer schon einmal umgezogen ist, kennt die unausgesprochene Frage. Wie gelingt es, rasch heimisch zu werden und sich verbunden zu fühlen an und mit dem neuen Ort?

Wie eine heilsame Verbindung sogar in Trabanten- oder Großstädten vollzogen werden kann, wie unser Dasein, unser Alltag – und ich möchte behaupten, sogar ganz besonders in dieser Zeit der pandemieeingeschränkten persönlichen Kontakte! – eine zutiefst zufrieden machende werden kann, erfährt man in diesem (wieder einmal mehr) wunderhübsch gestalteten Buch von Susanne Fischer-Rizzi.

Die Wege bzw. Kapitel zur Verwurzelung

Sie zeigt „10 Wege zur Verwurzelung“ auf und gibt mit ihnen eine gar nicht mal so esoterische, ja, eher schon praktische „Anleitung zum heimisch werden“. Beginnend mit der Reise im „Irgendwo und Nirgendwo“ taucht sie sogleich tief, sehr tief mit ihren Leser/innen in den „Bauch der Erde“ ein. Viel erfahren wir über das Entstehen der Erde, ihren Schichten und Verschiebungen, über Kontinentalplatten und den „Riss in der Drachenhaut“ (Sea-Floor-Spreading) u. v. m. Unnd wo es schon mal geologisch zugeht, können auch „Steine“ als „Botschafter der Vergangenheit“, so das nächste Kapitel, uns mit dem Heute verbinden.

Sodann werden die Elemente „Wasser“, „Pflanzen“ und „Winde“ beschrieben, die, einmal genauer und erlebter betrachtet, zur inneren Erfü(h)llung und zum Staunen verhelfen. Natürlich behandeln weitere Kapitel auch „Tiere“ und „Menschen“ auf „gemeinsamen Wegen“ oder durch „Geschichten im Vorübergehen“, alles sehr lesenswert und mit viel Hintergrundwissen uns nahe gebracht.

Leider hat die von mir wegen anderer Bücher (gekauft bereits in den 80ern die Folianten „Himmlische Düfte“, „Blätter von Bäumen“ und „Medizin der Erde“) sehr geschätzte Autorin nicht die Honigbienen mit in ihre allesamt sehr intimen Betrachtungen einbezogen. Allenfalls kommen ein paar Wildbienchen vor. Derweil täte sich hier ein ganz toller Weg auf, der unzählige Imker/innen hervorgebracht hatte, die aufgrund z. B. geistig-seelischer oder berufsbedingter Einsamkeit und Entwurzelung beinahe gescheitert wären, hätten sie den Kosmos der Bienen nicht für sich entdeckt. Trotzdem möchte ich das Buch gerne in unserem Adventskalender der Bamberger Schulbiene verorten, denn sie beschreibt sehr umfassend unsere Welt, in der schließlich auch unsere Bienen heimisch sind.

Lieblingsstelle – der Lieblingsplatz als „guter Ort“

„Wenn die Erde [uns] stärken“ soll – um es mit einem der Kapitel ganz allgemein zu beschreiben –, so müssen wir ihn für uns finden: den „guten Ort“. Jede/r von uns hat so seinen Lieblingsplatz, seinen regenerativen Kraftort, wo sie oder er „Landschaftsenergien“ spürt, so dass „Gesundheit und Heilung entstehen“ kann.

Ich erinnerte mich beim Lesen an eben genau so einen Ort, an den ich mich zuweilen zurückzog, wenn mir alles zuviel und ich mich zu einsam in einer unverstandenen Welt fühlte. (Was man im Teenageralter ohnehin ja per se ist … unverstanden.) Es war eine kleine, grasbewachsene, von Ziersträuchern umrahmte Anhöhe, darunter (wie ich später erst erfuhr) der Zugang zu einem Kasematten-Geflecht (unterirdische Wehrgänge der Kaiserburg). Das kleine Hügelchen lag inmitten des damals relativ unbekannten und wenig besuchten Burggartens. Genau passend für mich und ein Buch zum Schmökern. Niemand (dachte ich zumindest) sah mich, und ich fühlte mich geborgen und mutig. Denn „Rasen betreten“ war ja in den 70er immer streng verboten und bis zum Abwinken ausgeschildert.

Wie auch immer … zum Jahrtausendwechsel bzw. in den Nuller-Jahren kam ich wieder einmal daran vorbei. Tja, ich konnte in ihm nicht mehr den bedeutungsvollen Ort sehen, der er einmal für mich war. Irgendwie traurig, so winzig, so unspektakulär, so uninteressant … und doch erinnerte ich mich daran, dass die Kraft der Unterwelt – noch heute liebe ich Höhlen sehr! – mich  getragen hat und mir erstaunlicherweise Boden unter den Füßen gab. Vielleicht hätte sich jemand anderes darauf ganz im Gegenteil eher haltlos gefühlt? Kraftorte scheinen sich auf geheimnisvolle Weise „ihren“ Menschen auszusuchen, und sicher auch andersherum.

Geheimnisse und die „Karte der Verbundenheit“

Tatsächlich ist in einem späteren, zugleich letzten Kapitel, vom „Geheimnis des Ortes“ noch einmal die Rede, hier von der „Fülle des Lebens“, die uns Rosa Luxemburg mit einem Zitat aus ihrem „Brief aus dem Gefängnis“ so erklärt: „Ich glaube, das Geheimnis ist nichts anders als das Leben selbst“.

Von „geheimnisvoll“ (in wohl jedem Kapitel taucht dieses Attribut auf) zum eher handfesten führt uns Fischer-Rizzi nicht nur mittels sorgsam recherchierten Detailwissens (Danke für über 100 Fußnoten und der weiterführenden Literaturliste zur eigenen Vertiefung!), sondern auch über den inspirierenden und kreativen Weg einer von uns Lesenden selbst anzufertigenden „Karte der Verbundenheit“.

Diese hübsche Idee habe ich zwar nicht ausprobiert, kann sie mir aber für später einmal sehr gut vorstellen. Wie sie sich aus mir heraus entwickeln werden wird, bleibt wohl noch ein Weilchen mein schlummerndes Geheimnis. Stattdessen nehme ich mir die Zeit für diese Rezension, und auch das ist ja bereits eine Auseinandersetzung mit den weisen Ratschlägen der Autorin.

Unsere Beziehung zur Natur, zur Landschaft, verrät viel über uns selbst, über unsere Vorlieben, Gewohnheiten, Befürchtungen und Prägungen. Ich weiß an dieser Stelle gar nicht einmal, ob ich die Autorin zitiere, oder ob das meine eigenen Notizen waren. Das Buch hatte ich Anfang September bei meinem einwöchigen Aufenthalt in einem Konvent mit dabei und mir jeden Abend vor dem Zubettgehen ein Kapitel genehmigt. Doch dieser Zettel fiel mir gerade in die Hände, also will ich mit dieser kleinen Entdeckung schließen und alle auffordern, sich selbst auf die Reise zu machen und die eigene, äußere wie innere Welt neu, anders, besser, bewusster, entschiedener, weitreichender, sorgfältiger, achtsamer, aufmerksamer, vergnüglicher, nachdenklicher, phantasivoller, … zu entdecken.

Tipp zum Schluss: Lesen Sie nicht alle Kapitel auf einmal durch. „Das Geheimnis deines Ortes“ wird ihnen, je nachdem, an welchem Punkt Sie physisch oder auch psychisch gerade stehen, auch bei mehrmaligen Lesen unterschiedliche Inspirationen, ganz sicher aber auch Halt geben. Es fordert auf, sich bewusst seiner Umgebung zu widmen, sich ihrer gezielt anzunehmen und ispiriert durch viele, viele Fragestellungen und kleine „Aufgaben“ dazu, das große Ganze zu entdecken und im Großen das Kleine nicht zu übersehen.

Tolles Geschenk für den Gabentisch und zu jedem anderen Zeitpunkt auch, vor allem aber nach einem Umzug!


Fischer-Rizzi, Susanne: Das Geheimnis deines Ortes : Anleitung zum heimisch werden. Stuttgart : Franckh-Kosmos Verl. 2020. 204 S. : Ill.
ISBN  978-3-440-50244-0

Rezensionsexemplar.

*15* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Ob es tatsächlich „die schönsten Gedichte und Geschichten“ über Bienen sind, die der Thorbecke-Verlag in diesem schmalen Bändchen zusammengetragen hat, ist sicherlich eine Geschmacksfrage. Immerhin wurde die 2. Auflage veröffentlicht, was eventuell damit zu tun hat, dass sich das hübsch illustrierte Kleinformat bei unter 10 Euro toll als Mitbringsel eignet.

Außerdem finden wir bei den 30 lyrischen und erzählerischen Abdrucken eine unkomplizierte Fundgrube für öffentliche Darbietungen und fürs Zitieren vor. Denn bis auf drei Ausnahmen bzw. bei zwei Verfasserinnen (Hilde Domin und Rose Ausländer) handelt es sich zwischen den ansehnlich von Saskia Banasch gestalteten Seiten (Illustrationen aus shutterstock und der Würrtembergischen Landesbibliothek, schöne Grüße!) um gemeinfreies Gut. Es muss also nichts an Verwertungsgesellschaften abgeführt werden, da die meisten Verfasser/innen vor mindestens 70 Jahren verstorben sind.

Uns begegnen bekannte wie unbekannte Dichter/innen und Schriftsteller/innen aus der Zeit vor Christi Geburt (Buddha, Virgil) bis 2006 (Hilde Domin) und aus überwiegend (damals wie heute) deutschsprachigen Gebieten. Aber auch Grimms Märchen (richtig, „Die Bienenkönigin“) und der erste bekannte Reim in deutscher Sprache, der Lorscher Bienensegen, fanden Eingang. Dazwischen erwartungsgemäß die Epoche des romantischen Zeitalters mit den „üblichen Verdächtigen“ wie Brentano, von Fallersleben, Herder, Rückert etc. pp.

Gerne hätte ich ein alphabetisches Register der Namen vorgefunden. Hier für mich und Ihnen zur Freude … und dem Verlag vielleicht für seine 3. Auflage:

  • Altenbernd, Ludwig
  • Arnim, Bettina von
  • Ausländer, Rose
  • Borchert, Wolfgang
  • Brentano, Clemens
  • Busch, Wilhelm
  • Dickinson, Emily
  • Domin, Hilde
  • Fontane, Theodor
  • Gerhardt, Paul
  • Goethe, Johann Wolfgang von
  • Grimm, Gebrüder
  • Günderrode, Caroline
  • Hebbel, Friedrich
  • Herder, Johann Gottfried
  • Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich
  • Mörike, Eduard
  • Morgenstern, Christian
  • Rückert, Friedrich
  • Shakespierre, William
  • Siddharta Gautiama / Buddha
  • Spee, Friedrich von
  • Storm, Theodor
  • Vergil
  • Wankler, Wilhelm

Gedichte und Geschichten namhafter Dichter und Denker kann ich nicht einfach in einem Fazit be- bzw. verurteilen, lediglich meine persönliche Berührung offenlegen. Also …

… ich persönlich kenne viele gereimte wie ungereimte schöngeistige Veröffentlichungen über Bienen. Doch in diesem Bändchen wurde ich von einigen bis dato ungelesenen überrascht. Vielleicht, weil sie heutzutage nicht so recht Gefallen gefunden und daher wenig veröffentlicht wurden.

Die Texte scheinen ein wenig aus der Zeit gefallen, wirken (auf unsere Generation) zuweilen überromantisiert, manchmal auch bemüht, oder aber, sie eignen sich so ganz und gar nicht für einen Geburtstags-, Festtags-, Abschieds- oder sonstigen Gruß – denn wozu sonst werden heute noch Gedichte bemüht? Wer sie für diese Zwecke sucht, könnte enttäuscht werden. Allen anderen literarisch- und bienengesinnten Geister nicht nur als Adventsbonbons empfohlen.


Bienen : die schönsten Gedichte und Geschichten / Gestaltung: Saskia Banasch. 2. Aufl. Ostfildern : Thorbecke. 2020.
ISBN  978-3-7995-1331-9

In unserer Imker-Bibliothek enthalten.

*12* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Großformatig und mit schreiend gelben Buchumschlag ragt das Kinderbuch „Summs und die Honigbienen“ zudem sprachlich heraus. Neben dem deutschen Text findet sich unmittelbar zugeordnet auch gleich die englische Übersetzung. Da heißt es sodann: „Buzz and the Honeybees“.

Der Start

Auf der ersten Doppelseite wird kurz die Wichtigkeit der Honigbiene angesprochen (im Kapitel 9, „Summs wird Sammelbiene“ ausführlicher erzählt), um dann sofort auf HOBOS, dem Bienenspion in Würzburg zu sprechen kommen, der allerhand Fragen beantworten kann. Der aufgelistete Fragenkatalog macht tatsächlich neugierig, denn es sind eher ungewöhnliche Überlegungen, beispielsweise, ob Bienen auch in hellen Vollmondnächten ausfliegen (ich gebe zu, ich ahne es mehr, als es zu wissen!), wie sich Bienen auf ein Gewitter vorbereiten und ob es nachts wirklich leiser in einem Bienenstock ist als tagsüber.

Vielleicht hätte ich auf den ersten Seiten nicht sofort mit HOBOS und seinen Details wie das der Verwendung von Mikrochips zur Beobachtung von Bienen begonnen. Stattdessen hätte ich eine stilisierte Sympathiefigur namens Summs / Buzz eingeführt, an deren Hand, äh, Beinchen wir uns in ihr Reich begeben können. Denn sie spricht uns schließlich in der ersten Person an. Da sollte sie als eigene Persönlichkeit die ohnehin noch in den Märchenwelten verhafteten Sechsjährigen, für die das Buch gedacht ist, auftreten.

Die Message

Nun, ab Kapitel 1 (S. 10) taucht ein Bienenfoto auf, das aber in den 16 weiteren Kapiteln nicht weiter wiederholt wird. Könnte also eine von vielen Summs sein. Jedenfalls: Die textliche „Summs, die fleißige und kluge Honigbiene“ / „Buzz, the busy, clever honeybee“ ist recht von sich überzeugt. Doch auch ebenso überzeugend, wie sie den Menschen die Angst vor den Bienen nimmt, indem sie uns von ihrem Leben erzählt. „Denn wenn man sich gut kennt, dann mag man sich und hat keine Angst mehr vor dem Anderen“. Tja, 2011 in der 2. Auflage erschienen, hat es auch heute noch eine gute Message, denkt man das weiter, zum Beispiel im Bezug auf Themen wie Migrant(inn)en und Geflüchtete.

Wenn wir schon bei „Andersartigkeiten“ sind – thematisiert werden löblicherweise die Unterschiede von Wespen zu Honigbienen, und ja, damit fangen auch wir, Reinhold und ich, unsere Schulbienenunterrichte meistens an. Allerdings erst ab der zweiten Klassenstufe, ab der wir dieses Buch ebenfalls zuordnen würden.

Der Erzählstil

Zum gemeinsamen Lesen ist das Buch wegen des netten Erzählflusses prima geeignet.

„Und manchmal, das kann ich euch sagen, sieht es schon recht komisch aus, wie einige meiner Schwestern da angeflogen kommen und vor unserem Flugloch landen. Einige machen richtige Bauchplatscher, andere fallen sozusagen auf die Nase, manche fallen sogar auf den Rücken und zappeln hin und her, bis sie wieder auf den Beinen sind.“

Die meisten Bienenbücher, die ich bislang besprochen habe, machen allerdings den selben Fehler wie die Rezensentin: Zu lange Sätze bilden. Mit bis zu 28 Wörtern und bis zu drei Kommata – also, das ist für das Grundschulalter definitiv zu schwer zu lesen.

Aufgelockert werden die zweisprachigen Spaltentexte mit vielen Fotos, etliche davon halb-, ganz- und doppelseitig sowie einem stilisierten aufgeklappten Buch mit extra Infos, betitelt: „Was Schlauberger wissen / What smarypants know“. Diese komprimierten Detailinfos sind im sachlichen Stil gehalten und hätten sich auch etwas schwer in einem erzählerischen Duktus verarbeiten lassen. Guter Trick!

Die Inhalte

Die Inhalte sind die Erwartbaren zu Bienen und ihrem Tun und Treiben. Summs erzählt in Reihenfolge, welche Arbeiten sie und ihre Geschwister nach und nach verrichten, bis dahin, wenn sie Sammelbiene wird. Sodann spielt sich ihr Leben draußen ab und sie muss einige Abenteuer bestehen.

Dazwischen gewährt sie Einblick in das Leben mit einer neuen Königin, zu den Drohnen, in die Honigernte und in einzelne aufregende Tage. Wie dem Tag, als ihr Volk schwärmt, und die Stimme aus dem Off ruft ihr in roter Farbe zu: „Summs, nun aber flott. Nichts wie hinterher, bloß nichts verpassen!“ Manche dieser die Unterkapitel abgrenzenden Zwischenrufe wirken wie pädagogische Zeigefinger, die genauso gut auf Menschenkinder gerichtet werden könnten. Weitere Kostproben, weil gar zu nett:

  • „SUMMS, NUN BLEIB ABER MAL EHRLICH! NICHT GLEICH SCHWINDELN IN DEINEM JUNGEN LEBEN“ (und sie sehen schon, das ist mein nächster Kritikpunkt, denn Großschreibung halte ich bei längeren Sätzen, noch dazu im schreibenlernendem Alter, für schwer lesbar und nicht gut zur Nachahmung)
  • „SUMMS, NICHT TRÖDELN“
  • „SUMMS, DIE ERSTE REGEL IST: RUHIG BLEIBEN, GUT ÜBERLEGEN, DIE SITUATION IM AUGE BEHALTEN UND NICHTS ÜBERSTÜRZEN!“
  • „SUMMS, ES IST NICHT SCHLECHT, WENN MAN IN SEINEM LEBEN SO EINIGES LERNT! MAN KANN ES IMMER GUT GEBRAUCHEN!

Und ob die Kinder etwas aus dem vorangegangen Kapitel gelernt haben, will wohl auch Summs wissen. Denn sie beendet manche davon mit einer in roter Schrift formulieren Frage, z. B.: „Welche Berufe hat eine Honigbiene in ihrem Leben?“ So kann man als Vorlesende/r in eine Unterhaltung über das eben Erfahrene kommen und gegebenenfalls Verständnislücken beheben.

Ausgelagert in die Buchdeckelinnenseiten sind die Biologie der Biene und der Schwänzeltanz. Sie müssen von den Erwachsenen erklärt werden, aber mit Hilfe der Abbildungen schaffen sie das wohl, auch, wenn es keine Imker/innen sind.

Fazit: Trotz des Alters und der mittlerweile noch besseren Fotografietechnik wünscht man der Biene Summs weiterhin einen guten Flug und spannende Erzählstunden in deutschen wie englischsprachigen Kinderzimmern und Schulen. Ich hatte es heuer bewusst angeschafft, auch wenn es neuere Kinderbücher gibt. Denn es gelingt nur selten, komplexe Sachinformationen zu Bienen, Bestäubung, Honig und Wachs so unterhaltsam sympathisch zu beschreiben, wie es Vera Trachmann, der Verfasserin, gelang. Ach, halt – nein, eigentlich gelang es ja unserer Summs bzw. Buzz! Danke euch für die Aufklärungsarbeit!


Summs und die Honigbienen = Buzz and the honeybees / Vera Trachmann. Übers. von Ros Mendy. 2. Aufl. Rheine : Schlauberger-Verl. 2011. 88 S. : Ill. – Text dt. u. engl.
ISBN 978-3-9812432-0-8

In unserer Imker-Bibliothek enthalten.