Die Asiatische Hornisse in Bayern: Monitoringaufruf zur Vespa velutina

Übersicht

Karte zur Verbreitung der Vespa velutina in Deutschland, Stand 2024Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) breitet sich seit 2022 rasant in Bayern aus und stellt eine ernsthafte Bedrohung für Honigbienen, Wildinsekten und in gewissem Maße auch für die Landwirtschaft dar. Bayern ruft für die ersten Juliwochen und auch danach zum Monitoring auf.

Asiatische Hornisse, Vespa velutina nigrithoraxMerkmale der Vespa velutina n.

Die Asiatische Hornisse ist leicht von der heimischen Europäischen Hornisse (Vespa crabro) zu unterscheiden:

  • Größe: Königin bis 3 cm, Arbeiterinnen 2–2,5 cm
  • Färbung: schwarz mit gelber Binde, orangefarbenes Hinterleibsende, gelbe Beinenden
  • Kopf: orangefarbene Vorderseite, schwarze Oberseite
  • Nestbau: Meist freihängend in Baumkronen, Eingang seitlich
  • Verhalten: Nicht nachtaktiv, sehr territorial in Nestnähe

Unterscheidungshilfen hier.

Neue EU-Klassifizierung: Von „invasiv“ zu „etabliert“

Wie sich mittlerweile herumgesprochen hat, besonders unter Wein- und Obstbauern sowie Imker, wurde die Asiatische Hornisse 2024 von der Liste der invasiven Arten gestrichen, s. a. Deutsches Bienen-Journal.

Das bedeutet, dass EU-weit keine verpflichtende Bekämpfung mehr vorgeschrieben ist. Der Bund hatte nun die Möglichkeit ergriffen, die immensen Kosten auf die Länder abzuwälzen, die diese nun an die Bevölkerung weiterreicht. „Du willst die Vespa velutina bekämpfen? Dann musst du dich selber kümmern.“

Doch auf Landesebene, beispielsweise in Bayern, wird dennoch weiter gehandelt und auch (überregional) geforscht. Dort gilt der Einwanderer weiterhin als meldepflichtig und gefährlich für die heimische Artenvielfalt.

Was können Imker und Bürger tun?

1. Monitoring mit Locktöpfen

Besonders effektiv und daher dringend geboten ist das Aufstellen von Locktöpfen mit einer Mischung aus dunklem Bier, Weißwein und Fruchtsirup. Und so geht’s (hier ausführliche Anleitung):

  • Töpfe nur eine Woche stehen lassen
  • Monitoring im Juli, August und September
  • Falls sich zu viele Honigbienen einfinden, können sie durch einen höheren Alkoholgehalt ferngehalten werden

2. Beobachtungen dokumentieren

  • Sichtungen mit Foto an die Meldeplattform beewarned.de
  • Flugrichtung beobachten und notieren.
  • Aufklärung im Imkerverein betreiben.

Flyer Vespa velutina der LWG (Ausschnitt)Hierzu gibt es anschauliches Infomaterial vom Institut für Bienenkunde und Imkerei, IBI, der LWG. Auch in kleinen Mengen erhältlich in der Bienen-InfoWabe während der BIWa-Sonntagsöffnungen am 3. So. im Monat von April bis September und auf direkte Anfrage.

Nestsuche

Einzelpersonen sollten niemals selbst Nester entfernen! Dafür sind geschulte Fachkräfte notwendig. Für die Suche selbst gibt es Methoden wie:

  • Verfolgung mit Locktopf: Tier beobachten, Flugrichtung notieren und Locktöpfe in der Umgebung verteilen.
  • Triangulation: Flugrichtungen von mehreren Locktöpfen per Karte auswerten.
  • Doppelkreismethode: Rückkehrzeit messen, um Entfernung zum Nest abzuschätzen.

Warum ist Vespa velutina so problematisch?

  • Sie bejagen Honigbienen massiv direkt am Flugloch. Dabei kommt es zu einer Bienenparalyse. D. h., die Bienen trauen sich nicht mehr aus dem Stock heraus, das Volk geht in wenigen Tagen ein.
  • Gibt es keine leicht zu erbeutenden Honigbienen, sind Wildbienen und andere Insekten, Spinnentiere und Käfer etc. ihre nächsten Fressopfer.
  • Bis zu 75 % Fruchtverluste im Obst- und Weinbau sind möglich.
  • Das Stichrisiko bei Nestkontakt (insbesondere in urbanen Gebieten) stellt eine Gefahr dar, beispielsweise auch für Landwirtschaftshelfer.
  • Verdrängung heimischer Arten durch Konkurrenzdruck.

Wo wurde die Vespa velutina im Umkreis um Bamberg bereits gesichtet?

In Bayern wurden im Jahr 2024 bereits 30 Nester entdeckt. Laut der offiziellen Verbreitungskarte 2024 der Expertengruppe Vespa velutina gibt es keinen bestätigten Nachweis der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) direkt in Bamberg oder im Landkreis Bamberg.

Bamberg wird laut verifizierter Funde aus der Sichtungskarte von beewarned wohl vom Westen und Süden her besiedelt werden. Derzeit nähert sie sich vom Süden und Westen her. Nächste Fundorte sind:

Bei einem jährlichen Verbreitungsradius von bis zu 80 Km ist das, vor allem an einer einfach entlang zu fliegenden freien Fläche wie dem Main, seeeeeehr nahe!

Oberfranken, also Stadt und Landkreis Bamberg, Forchheim, Lichtenfels und Bayreuth, sind weiterhin fundfrei (Stand 2024). Trotzdem ist Wachsamkeit geboten, da sich die Vespa velutina nachweislich jährlich weiter ausbreitet. Frühzeitiges Monitoring kann helfen, erste Einzelfunde schnell zu entdecken und einzudämmen.

Aufruf

Aktuelle Nachweiskarten der verschiedenen Bundesländer belegen eine zunehmende Ausbreitung dieser invasiven Art in Deutschland. Durch gezielte Aufklärung, Monitoring und frühes Eingreifen lassen sich die äußerst negativen Auswirkungen etwas eindämmen, wenn auch nicht völlig verhindern. Jede/r kann mit einer Meldung über beewarned.de zur Schadensbegrenzung beitragen.

„Wichtig ist, dass Vespa velutina kein Imkerproblem ist. Vespa velutina ist ein Gesamtbevölkerungsproblem. Stichverletzungen, Biodiversität…
Für die Imker kommt das Problem erst im Spätjahr.
Aber ohne die Imker ist das Problem nicht zu lösen. Die Imker vor Ort müssen Ansprechpartner für die Bevölkerung sein, sie müssen Tiere am Dochtglas markieren. Die Bevölkerung hilft mit.“
(Zitat Heike Mensch, WhatsApp, Velutina Army, Hauptgruppe. Der Einladungslink für die Gruppe: https://chat.whatsapp.com/Dpjqu1qQwN0KSlTmadYEYv
Der Eintritt in diese Hauptgruppe erfolgt via Beitrittsanfrage und muss von einem Admin frei gegeben werden.)

Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (3): Online-Angebote

Varroa-App (Renate Feuchtmeyer)

Die kostenlose Varroa-App „im Kampf gegen die Varroamilbe“ funktioniert am besten, wenn man „Gut vernetzt für gesunde Bienen“ ist. Der Umgebungscheck ist auf 3 km eingestellt. So lässt sich in der mobilen Version direkt am Stand erkennen, wie es den Bienen in der Umgebung geht, also wie hoch der Befall bei den (anonymisierten) Nachbarn ist und was zu tun empfohlen wird.

Natürlich fehlt nicht das Miteinbeziehen des Varroawetters – ihr kennt es längst von unseren Empfehlungen her – und auch nicht die Vernetzung zur nächstgelegenen Trachtnetwaage.

Funktioniert am besten, wenn sich möglichst viele beteiligen und ihre Werte eingeben. Wer sich nicht am Standort mit honig-/pollenverschmierten Fingern und bei blendendem Sonnenschein auf einem unleserlich gewordenen Minibildschirm plagen möchte, kann das auch bequem am PC (auch MacOS) auf der Webversion erledigen.

BeeWarned (Dr. Nicole Höcherl)

Seit Jahren wissen wir Imker/innen, dass wir sicher sein können, dass unsere Bienen nicht sicher sein können. Die Varroamilbe ist längst nicht mehr als exotisch einzustufen, die Asiatische Hornisse (Vespa Valutina, s. a. Beitrag) hat Deutschland bereits seit etwa 2015 für sich entdeckt und eines nicht mehr allzu fernen Tages überspringt auch der Kleine Beutenkäfer die Alpen, weil es manche Imker/innen nicht lassen können, Völkerhandel und Trachtfahrten mit und in den Süden zu unternehmen. Aber auch der globale Warenverkehr (Wachs, Obst, Pflanzen, Erde) tragen zur Einschleppung bei.

Zur Vorbereitung wurde ein Frühwarnsystem namens BeeWarned entwickelt, zu welchem 140 Monitoringimker, eingeteilt auf 140 bayerische Quadrate, ihre (Nicht-)Sichtungen mitteileilen, nebst den bekannten staatlichen Institutionen wie Imkerschulen und Prüfhöfe.

Zumindest ist das der Plan. Denn gesucht werden noch rund 10 Imker/innen, besser mehr, die den „Meldepott“ wieder auffüllen sollen. Freiwillige vor!

Was dabei zu tun ist, ist rasch erklärt. Zu drei mal vierwöchigen Beobachtungszeitpunkten jährlich, und zwar April/Mai, Juli/August und September/Oktober sollen die Völker auf einen möglichen Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer und der Asiatischen Hornisse untersucht werden.

Dazu benötigt wird ein Bienenstandort, der mit 5 Völkern dauerhaft belegt ist. Auch Ableger zählen dazu. Für den Beutenkäfer wird eine Ölfalle angelegt und / oder die Ritzen der Beuten auf Käfer und Larven kontrolliert, bei der Hornisse der Fluglochbereich beobachtet.

Sodann sollen die Vorkommnisse, aber auch, wenn man nichts entdecken konnte, via PC oder Handy und E-Mail gemeldet werden. Dazu loggen sich die registrierten Imker/innen in die App ein und meldet für den jeweilig ausgewählten Standort das gesichtete oder auch nicht gesichtete Tierchen mittels eines „Schiebereglers“. Rot für „keine Sichtung“ und Grün für „Sichtung“.

Ganz abgesehen davon gilt der Kleine Beutenkäfer als anzeigenpflichtige Tierseuche und muss ohnehin an das zuständige Veterinäramt gemeldet werden.

Neue Lehrfilme für Anfänger und Fortgeschrittene (Gerhard Müller-Engler)

Die Corona-Zeit gut genutzt hat der Fachberater Gerhard Müller-Engler, der launig und erfrischend offen über seinen Werdegang als Youtuber berichtete. Auf dem Videoportal des Instituts für Bienenkunde entstanden bzw. entstehen noch über 90 Videos mit „Tipps und Tricks für Imker“ innerhalb der Clipserie „Imkerpraxis“ zu den wichtigsten Arbeitsbereichen und Themen.

Ein Beispiel:
Imkerpraxis: Systematische Durchsicht des Bienenvolkes (Übung für Anfänger)

Alle Schritte der Videoplanung (von den Dreharbeiten nebst Ortswahl, Regie und Technik über den Rohschnitt, der SRT-Erstellung (Speach to Text, Untertitel) und den Feinschnitt bis hin zu Tags, Kurzbeschreibungen und der Youtube-Veröffentlichung mit Social-Media-Nutzung) wurden anschaulich dargestellt und bieten für andere Multiplikatoren eine schöne Anleitung zum eigenen Erstellen von Lehrfilmen.

Tagungsbericht der Fachberater/innen mit Schwerpunkt CBPV (Johann Fischer)

Wie immer beschließt ein Bericht über die Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Fachberater/innen für Imkerei (AFI) aus dem deutschen Sprachraum das Veitshöchheimer Imkerforum. Diesmal in Muhr a. S. und zum Thema der Chronischen Bienenparalyse. Denn seit 2020 ist ein verstärktes Auftreten des Virus zu verzeichnen.

Grundvoraussetzung, ob etwas getan werden muss, ist eine konsequente Befallsermittlung mittels Bodeneinlage im 14-tägigen Rhythmus. Behandelt werden sollen nur Völker, deren Befallsgrad erhöht ist. Rein terminorientierte Behandlungen sind nicht erfolgreicher.

Wie erkennt man den Virus? Die Bienen erscheinen durch das ausfallende Haarkleid als schwarz, warum man früher auch „Schwarzsucht“ dazu sagte. Typisch ist das auffällige zittern und die Orientierungslosigkeit der befallenen Bienen.

Was ist zu tun? Absprache mit den Gesundheitsberatern und Fachberatern halten und die Völker auf einen Quarantänestand umsiedeln. Dort lässt man die Bienen sich einfliegen, also an den neuen Standort gewöhnen. Sodann werden sie abseits gestellt, die Königin gekäfigt, in eine frische Beute eingesetzt und diesen an den bisherigen Platz gestellt.

Saniert wird analog drohnenbrütiger Völker, also durch Separieren (Abkehren) der Bienen, diesmal auf ein Bettlaken. Die kranken Bienen bleiben liegen, die anderen finden ihren Weg ins Volk zurück.

Eine weitere Erkenntnis können wir teilen: Mit Online-Schulungen lassen sich Präsenzveranstaltungen allenfalls ergänzen, nicht jedoch ersetzen. Problematisch sind diverse technische Anforderungen und ein zu eingeschränkter Kontakt zu den Teilnehmer(inne)n.

Passend hierzu berichtete Fischer über einen Beitrag von Marcel Straub zur Entstehung eines zeitgemäßen Bienenstandes, den Wallierhof in der Schweiz, während Gerhard Müller-Englert ein Lehrbienenstand-Konzept mit Aufgabengewichtung vorstellte. Das Analoge also wird weiterhin eine Rolle spielen, Pandemien hin oder her … aber sicherlich sind wir alle jetzt einen Schritt weiter und verfügen über einen erweiterten Spielraum!

So, das war’s vom Imkerforum … heuer kamen wir mal wieder zu einer umfassenden Berichtsreihe. Die von 2019 sind wir leider schuldig geblieben. Doch manchmal geht der Brotberuf einfach vor, das Ehrenamt muss zurückstehen. Heuer sparten wir uns hingegen die Reisezeiten. Was nicht heißt, dass wir nur noch per Videochat bedient werden wollen. Uns fehlt trotz allen Lobs über das Format dann doch der Austausch mit unseren Kolleg(inn)en, die wir hoffen, zum Imkertag im Juli (Termin noch nicht veröffentlicht, doch erfahrungsgemäß das 2. Juli-Wochenende) wieder zu sehen.

Bis dahin … gute Bienenzeit und bleibt gesund!

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