Den Abschluss unserer Veitshöchheimer Imkerforum-Berichterstattung bildet eine auszugsweise Sammlung von Chatfragen und Kurzantworten, weitgehend geordnet in der Reihenfolge der fünf Vorträge, ungeachtet der Themenbezüge untereinander, aber auch so mancher Themenabweichung. Nicht immer beantwortete dabei der/die momentane Referent/-in selbst die Fragen.
1. Vortrag: Berichte aus dem Institut für Bienenkunde und Imkerei (IBI) /
Aktuelle Versuchsprojekte (Referent: Dr. Stefan Berg)
- Wer prüft zukünftig das Bestandsbuch? [Bezug: Pflicht zur Dokumentation aller angewendeten Bienenmedikamente nach EU-Verordnung]
Antwort: Veterinärbehörden. - Was ist dann die Standardbehandlung? Faktisch wäre ja die Verwendung vom Schwammtuch jetzt verboten? [Bezug: Standardzulassung aufgehoben durch EU-Beschluss]
Antwort: Kommt auf die Einzelzulassungen an und wie breit gefächert sich die Firmen auf einzelne Verfahren beziehen. - Wie hoch ist die Wirksamkeit, die bei der 15%-igen Milchsäure überhaupt erreicht werden kann?
Ja, sie kann erreicht werden, aber erst nach 2-maliger Behandlung mit einem Abstand von 7 Tagen. Daher muss diese Behandlung als Gesamtanwendung betrachtet werden. Die Fachstellen werden entsprechend auf diesen Umstand einwirken. - Wo finde ich nachvollziehbare Begründungen für das Einordnen von Oxalsäure als Tierarzneimittel, wenn die Oxalsäure auf die Varroamilbe wirkt, nicht aber auf die Honigbiene?
Antwort: Es geht um die pharmakologische Wirksamkeit. [Antwort aus dem Chat: Entwurmung wirkt ja auch auf die Würmer und nicht auf die Träger.] - Ist Ameisensäure bei den Wetterkapriolen noch zukunftsträchtig? Werden auch andere Behandlungsmethoden (Biomechanik und Hyperthermie) in die Forschung mit aufgenommen?
Antwort: Dr. Berg zählt eine ganze Reihe von Forschungsreihen zu den genannten Behandlungsmethoden auf.
2. Vortrag: Imkerei und Klimawandel (Referent: Dr. Stefan Berg)
- Wie wird sich die extreme Verkürzung der Winterruhe auf die Bienen auswirken?
Antwort: Sie wird deutliche Veränderungen mit sich bringen -> Mittelmeerraum, hat immense Probleme mit der Varroa, intensive Maßnahmen erforderlich, Völker kaum mehr aus der Brut, Vermehrungsrate der Varroa hoch. - Haushälterisches Brutverhalten. Bietet sich hier nicht die dunkle Biene an, die setzt die Brut aus bei Trachtlücken?
Antwort: Es geht weniger um die Frage, welche Bienenunterarten wir halten sollten. Wir sollten den Schwerpunkt auf Zucht und Selektion setzen; Carnica legt einen langsamen Start hin, Entwicklungspotentiale sind bei allen Unterarten zu sehen. - Frühere Blühzeitpunkte führen durch die kürzen Tage auch zu Bestäubungsproblemen?
Antwort: Ja, die Flugzeiten der Bestäuber sind reduziert. - Zum Thema Varroa: Ist die Bekämpfung mittels Bücherskorpionen eine Option bzw. gibt es Daten dazu?
Antwort: Nein, sie ist keine Option. Es wurden von Schiffer noch keine wissenschaftlichen Daten dazu erbracht. Falsch ist in seinen Darstellungen, der Bücherskorpion wäre ein Symbiont. Vielmehr ist diese Spinnmilbe ein Kommensale, weil das Medium dort geeignet ist, dort zu leben.
3. Vortrag: Bienenweide in Zeiten des Klimawandels (Referentin: Dr. Ingrid Illies)
- Ist davon auszugehen, dass in Folge der Klimaerwärmung die Population der „Bienenfeinde“ wie der kleinen Beutenkäfer, oder auch der Asiatischen Hornisse begünstigt wird oder sogar auch neue „Bienenfeinde“ sich entwickeln?
Antwort: Die Natur regelt sich doch immer wieder von selber, sie werden überleben. Wir reden von der Honigbiene, die in der Hand der Imker lebt. - Gibt es bei der Sonnenblume Sorten mit höherem Nektarangebot?
Antwort: Nicht nur heute gibt es einen höheren Nektarunterschied bei der Sonnenblume, es gibt auch bei den alten Sorten Unterschiede. Bei der hohen Sortenentwicklung ist es schwierig, alle zu untersuchen, teilweise fehlen auch die Sortennamen. Planen neue Untersuchung. Sonnenblumenanbau rückläufig, daher fanden kaum Sortenuntersuchungen statt. - Bienen leben doch schon Millionen von Jahren und leben noch immer trotz ständiger Naturveränderungen. Spricht doch dafür, dass die Bienen sich auch der jetzigen Situation anpassen werden. Die Natur regelt sich doch immer wieder selber.
Antwort: Problematisch ist die Schnelligkeit der Klimaveränderung, es geht einfach zu schnell für eine Anpassung. - Wie bringt man Landwirte dazu, die Blühmischungen zu verwenden?
Antwort: Demonstrationsflächen gibt es an 16 Standorten in Bayern. Es gibt viel Aufklärungsbedarf. Für die Blühmischungen ist die Bodenvorbereitung wichtig, es ist alles nicht ganz einfach. - Wo kann man die Ansaatmischungen beziehen? Darf der Hanfmix problemlos angebaut werden?
Antwort: Hanf über Knappkorn, muss man anmelden, Bezugsquelle auf der LGW-Seite. - Wildpflanzen: Wurden auch die Bodennister untersucht?
Blütenbeobachtungen mit Kescher gemacht, aber keine Versuche mit Nisthilfen im Boden. - Neue Trachtbäume in der Stadt? Was ist mit Scheinakazie?
Antwort: Ist gute Trachtpflanze, allerdings ein Neophyt, kann man nicht in der freien Natur pflanzen. - Welche Rolle kann die durchwachsene Sylphie spielen? Hat sie invasives Potenzial?
Antwort: Wichtige Trachtpflanze, liefert viel Pollen, konnten allerdings nicht die (Honig-)Mengen ernten, wie in der Literatur beschrieben wird. Hat kein invasives Potenzial. - Sortenentscheidungen liegen nicht in der Hand der Landwirte, sondern werden vorgegeben, wenn man die Förderung für bewirtschaftete Flächen erhalten will. Das ist dann leider kaum die Veitshöchheimer Bienenweide.
Antwort: Blühmischungen zur Energieversorgung sind frei, Blühmischungen sind vorgegeben, wenn ich Förderung erhalte. Ab 2023 wird das Anpflanzen von Energiepflanzen in einzelnen Bundesländern von der EU gefördert. - Das Saatgut „könnte“ man aus dieser Liste auch selbst zusammen stellen?
Antwort: Davon würde ich bei mehr als 5 Sorten abraten, das ist nicht so einfach. Es sollen schließlich alle Sorten aufeinander abgestimmt sein und nicht eine die andere verdrängen.
4. Vortrag: Auswirkungen auf die praktische Imkerei [angekündigt als „Praktische Auswirkungen auf die Imkerei] (Referent: Johann Fischer)
- Bei Überwinterung: offener oder geschlossener Boden?
Antwort: Offen besser bei geeignetem Standplatz, bedeutet Luftaustausch im Winter, Wärmeregulation im Sommer. - Beobachtung an den Bienen von Stressbelastung bei großer Hitze?
Antwort: Erste Hinweise: Viel mehr fächelnde Bienen am Flugloch -> Bienenbärte hängen heraus. - Üblich ist die Völkervereinigung im Frühjahr. Wann unter der jetzigen Klimasituation?
Antwort: Wenn man im Frühjahr vereinigt, müssen zwei Völker überwintern. Der Herbst hat den Vorteil, man muss weniger überwintern, kann aber die Königin verlieren. Hat also Vor- und Nachteile, am besten passend zum Betriebsablauf. - Wäre eine stärkere Dämmung der Beuten eine Möglichkeit, den Hitzestress im Sommer zu verringern?
Antwort: Ja. - Was halten Sie von zwei Fluglöchern wie im Balkanraum?
Antwort: Die AG der Magazinimkerei hat vor Jahrzehnten ein Zargenflugloch als weitere Lüftungsmöglichkeit [untersucht?]. Das Volk muss aber dann auch 2 Fluglöcher verteidigen. - Sollte man die Bausperren weg lassen zugunsten besserer Ventilation im Stock?
Antwort: Bausperre verhindert Wildbau bei hohem Boden, flächige Bretter oder Leisten, letztere ermöglichen bessere Durchlüftung. - Haben Styroporbeuten Vorteile im Sommer?
Antwort: Größeren Einfluss haben eher Fluglochgröße und Gitterboden. - Welche Vor- und Nachteile der Klimaänderung hat das Imkern mit Naturwabenbau zu erwarten?
Bei nicht gedrahteten Waben können sie leichter zusammenfallen. - Gibt es durch die vermehrten heißten Tage eine größere „Belagerung“ der Bienen durch Ameisen?
Antwort: In sehr nassen Jahren war sie größer, da Witterungsschutz suchend. - Ruft offener Gitterboden im Winterboden Stress hervor?
Antwort: Nein, nur der Futterbedarf könnte erhöht sein. Andererseits verhindert er Schimmelwaben.
5. Vortrag: Varroabehandlung der Zukunft (Referentin: Gaby Läbisch)
- Was halten Sie von Varromed®? Sind da nicht Stoffe drin, die Rückstände verursachen?
Antwort: Varromed ruft erhöhten Totenfall durch Bienenschäden hervor, wirkt nur zu 80%, würde nach der neuen EU-Verordnung nicht mehr zugelassen werden. - Forschung in Richtung anderer Behandlungsmethoden, z. B. Hyperthermie?
Antwort: Hyperthermie ist zentraler Forschungsgegenstand, kommt auf das Verfahren an. Es muss dabei untersucht werden, wann Mütter [Varroamütter] absterben, wann Nachkommen [Tochtermilben] absterben, Sterilität von Drohnen, … Die behandelte Bienenbrut hat längere Lebensdauer, ist aber weniger zuckergeschmacksempfindlich … es gibt eine Reihe von Untersuchungen. - Wie schaut es mit Lithiumchlorid aus?
Antwort: Lithiumchlorid hat Nebenwirkung bei der Bienenbrut. - Was ist das Mittel der Wahl, die jetzt [Anm. Anfang Februar] 3-5 Milben/Tag verlieren und im Winter durchgebrütet haben? Kunstschwarmverfahren zur Salweidenblüte?
Antwort: VarroMed® 1-3 Behandlungen lt. Begleitzettel, kann zu erhöhtem Bienentod führen. Nicht optimales Mittel, doch wenn ich in der Not bin, evtl. auch einmalige Behandlung. Kunstschwarmverfahren nach der Salweidenblüte eher nicht, sind noch nicht gut ausgewintert. Völker brutfrei machen und mit Milchsäure behandeln, doch nicht bei Völkern für Honigproduktion. - Vor Jahren war auch die Rede von einem Mittel auf Basis von Hopfen. Davon hört man auch nichts mehr.
Antwort: Hopgard®, EU-Zulassung angestrebt, hat nicht funktioniert, haben Zulassungsbestrebung wieder zurückgezogen, warum auch immer. - Wann rechnen sie damit, dass der Varrox Eddy frei gegeben wird?
Antwort: Das Kirchhainer Institut will Zulassung von Varrox Eddy (Andermatt) für Deutschland erreichen. Es gibt eine Begleituntersuchung zu Wirksamkeit und Anwenderschutz, diese wird durch Untersuchungen des Instituts unterstützt. Zulassung muss jedoch eine Firma beantragen. - Teilen und Behandeln, Varroabehandlung ohne Medikamente ist doch am bienenschonensten. Oder?
Antwort: Drohnenschnitt, biotechnische Behandlung, Teilen und Behandeln ist im Varroa-Konzept mit drin. - Wird die Qualität der Drohnen nicht schlechter oder schlechte Begattung einer Königin, wenn alle Imker die Drohnenwaben ausschneiden? Natürlich bei Standbegattung.
Antwort: Bei uns im Konzept „schadschwellenorientierte“ Maßnahmen, nur bei Völkern mit hoher Milbenlast, nicht bei allen Völkern schneiden, nur schneiden, wo nötig. - Gibt es schon Versuche mit Nützlingen zur Milbenbekämpfung (Raubmilben im Gartenbau)?
Antwort: Hohen Neuendorf hat Aufrufe gestartet, die nach Viren suchen, die auf Milben reagieren. Nematoden und Pilze führten nicht zu einem einschneidenden Erfolg. - Der Einfluss der Wabenhygiene im Herbst, ist das mit in den Untersuchungen berücksichtigt?
Antwort: Alte Waben weisen höhere Belastungen auf. - [Frage nicht mehr nachvollziehbar]
Antwort: Bei Puderzuckermethode, darauf achten, aus welchem Bereich die Proben gezogen wurden, also Randwabe oder mittig.