Winterliche Anti-Specht-Maßnahmen, oder: Beute(n)kunst einmal anders

„Tok-tok-tok-tok-tok“. Als Imkerin ändert sich so manche Wahrnehmung und Wertigkeit. Hat mich dieses Geräusch im Wald früher glücklich gemacht und verrenkte ich mir den Hals, um einen Blick auf den Verusacher zu erhaschen, so denke ich heute automatisch: „Hoffentlich ist Meister Specht nicht an unseren Beuten beschäftigt!“

Nun, kurz vor Weihnachten war es leider soweit. Unser erster Lochschaden an einer nagelneuen Beute. Und an einem Standort, wo wir die gierigen Vögel eher weniger vermutet hätten. Ich meine, eine Elster auffliegen gesehen zu haben, als wir uns dem Platz näherten. Schätzungsweise sind wir gerade noch rechtzeitig gekommen.

Unsere Sofortmaßnahme bestand lediglich darin, mit einer gerade greifbaren Palette das Loch abzudecken. Da wir zu wenig Zeit hatten, um einen Lochbohrer zu kaufen und es außerdem entschieden zu viel Winter war für eine Reparatur, griffen wir zuhause nach dem nächstbesten Abdeckstück, welches uns in die Finger geriet, einem Plastikkörbchen – und zum Farbtopf. So bestückt machten wir uns erneut zu unseren in hoher Gefahr schwebenden Bienen, die wir eigentlich wegen der anstehenden Oxalsäurebehandlung aufsuchen wollten – doch dazu in Kürze mehr.

Katzenkopf-Galerie als Spechtabwehr

Eine Katzenkopf-Galerie, so die Theorie, sollte Vögel abhalten. Die so genannte „Imkerkunst“ wurde justament geboren! Nicht zu verwechseln mit „Beute(n)kunst“. Na gut, mit weniger klammen Fingern gelingen mir die Miezen sicherlich besser. Auch sollte sich die Farbe bei ausreichend Plusgraden besser verstreichen lassen. Und in der Eile mischte ich Wasser- und Lacklasurfarbe untereinander. Ohnehin lassen wir die nächsten Katzen von Schülern innerhalb des geplanten Imkereischulprojekts malen. Aber vorher bitte ich doch um eure Bewertung: Welcher Katzenkopf ist der schönste?

Sofortmaßnahme gegen Spechtschaden

 

Literatur mit tollen Bildern: Der Specht – Feind der Beuten? via bienen-tv.

 

Gruseliger Anblick

Die Leiche ist über und über mit Stacheln bespickt, der Leib mumifiziert. Reglos liegt die Maus im Eck, getötet von wütenden Bienen – die allerdings nach ihrem Kamikazeangriff logischerweise ebenfalls tot daneben liegen*. Dieses Schlachtfeld zu verhindern ist des Imkers Aufgabe im Herbst.

Anbringen eines MäusegittersDeshalb bringen wir zu Beginn der kalten Jahreszeit ein Mäusegitter an. Es muss bestimmte Kriterien erfüllen. So sollte die Maschenweite 8 mm betragen. Eine Spitzmaus kommt vielleicht trotzdem noch durch, wenn sie es darauf anlegt. Doch sie futtert ohnehin nur die toten Bienen auf, und das ist ja okay soweit.

Sind die Maschen hingegen nur 6 mm eng (diese Mäusegittergröße gibt es auch), kommt die Spitzmaus blöderweise nicht mehr raus aus der Beute. Noch dazu, wenn sie sich den Bauch vollgeschlagen hat.

Flugkeil-gegen-MäusegitterDie Feldmaus hingegen ist zu groß, um durch das Gitter zu schlüpfen. Und vor allem vor dieser Spezies sind die Beuten zu schützen. Denn die Feldmaus baut Nester und zerstört dabei die Waben. Nicht gut. Vor hungrigen Spechten nützen die Gitter hingegen gar nicht. Wie wir das Problem lösen werden, darüber später mehr.Mäusegitter

Jungimkers Frage: „Frieren denn die Bienen nicht, wenn die Öffnung nun so löchrig ist?“

Nein, Bienen frieren im Winter nicht. Entgegen früherer Winterpraxis, Beuten sogar warm einzupacken, weiß man heute, dass dies grundfalsch ist. Sowohl der Unterboden bleibt nach wie vor offen, als auch das Flugloch muss nicht unbedingt eingeengt werden. Es kann ja sogar, wie zu lesen war, begittert werden. Denn die Bienen halten sich selber warm.

Dazu krabbeln sie sich zu einer kompakten Traube zusammen und halten im Inneren die Temperatur konstant. Und zwar immer die Temperatur, die gerade benötigt wird. Im Winter sind das bis zu 36 Grad, im Herbst etwas weniger. Damit jede Biene einmal ins Warme kommt, befindet sich die Traube in steter Rotation.

Wärmt man ihnen jedoch unnötig das Fell, fangen sie mit dem Brüten an. Obwohl es doch gar nicht die richtige Zeit ist dafür ist. Die geschlüpfte Brut möchte natürlich ausfliegen. Was sie nicht kann, denn die Flugtemperatur muss ca. 10 Grad betragen. Ein wachsendes Volk bräuchte mehr Futter, die Vorräte wären bald aufgebraucht. Was jedoch nicht aufzutreiben ist. Ein derartiger Wachstumskreislauf im Winter wäre suboptimal.

Auch ist eine Durchlüftung wichtig, um vor (Darm-)Krankheiten und Schädlingen wie die Wachsmotte zu schützen, die sich sonst in der zu warmen Beute entwickeln würden. Auch würden die Waben verschimmeln, und das kann nicht wirklich lecker sein.

Überhaupt sollten die Bienen, so wie wir Menschen eigentlich auch, spüren, dass es Winter ist und sich ausruhen. So sind auch wir ehrlich gesagt froh, dass es nicht mehr allzu viel an den Ständen zu tun gibt, freuen uns aber schon sehr auf die Frühjahrssaison!

Ergänzung 17.01.14:

* Kann jedoch sein, dass Bienen das sogar überleben. Weil Mäusehaut dünner ist als menschliche Haut, aus der Bienen ihren Stachel leider nicht ohne Verlust des Hinterleibs versuchen, herauszuziehen.