Oxalsäurebehandlung, Restentmilbung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK22, Modul 12)

Zum letzten Modul im Fortbildungsjahr 2022 erschienen am Samstag, den 18.12. um 8.30 und um 9.00 Uhr unsere Kursteilnehmer/innen des BLIB-Imkerkurses für Anfänger. zur Praxis der Oxalsäurebehandlung. Die Theorie brachten wir in Kombination mit dem Modul 9 zur Wabenhygiene und Varroabehandlung im August bereits zu Gehör.

Die Temperatur für die Restentmilbung war mit Minus 6 °C perfekt. Lasst euch nicht von der Packungsempfehlung irritieren, die eine Behandlung bei  Plus 3 °C empfiehlt. Plustemperaturen haben sich als Richtwert sowohl durch verschiedene Studien als auch durch unsere Erfahrungen als ungünstig erwiesen.

Was ist Oxalsäure?

Oxalsäure ist eine organische Säure, wie sie auch im Rhabarber, in schwarzem und grünem Tee und sogar in Schokolade zu finden ist. Sie ist zwar keine „Wellness-Behandlung“ für die Bienen, doch gegen die Varroamilbe hilft sie recht effizient. Richtig angewandt liegt ihr Wirkungsgrad bei über 95%.

Die Oxalsäure wirkt – im Gegensatz zur Ameisensäure – nicht in die verdeckelten Brutzellen hinein. Als Kontaktgift erreicht sie nur die Varroamilben, die auf den Bienen selbst sitzen. Für den Erfolg der Träufelbehandlung ist daher die (weitgehende) Brutfreiheit Voraussetzung.

Wann behandeln wir?

Spätestens drei Wochen nach den ersten Frösten sind die Völker in der Regel brutfrei, auch, wenn es bis zum Behandlungstermin zwischenzeitlich mal wieder wärmer wurde. Bevor die vor Weihnachten bei uns ziemlich übliche Warmfront einsetzt, sollte die Behandlung erfolgt sein. Denn nach Weihnachten wird’s kritisch. Denn bereits um die Wintersonnenwende am 21.12. fangen die Bienen oftmals wieder zum Brüten an.

Bei einer Temperatur von 0 Grad, erfahrungsgemäß besser sogar noch etliche Grad darunter, kann die Behandlung erfolgen. Am besten wäre es, es bliebe auch ein paar Tage später noch kalt. So kuscheln sich die Bienen zusammen und geben damit die Säure untereinander gut weiter. Seid ihr euch unsicher, dann befragt die Varroawettervorhersage.

Oxalsäurebehandlung Schritt für Schritt

Das Video zeigt das Vorgehen ausführlich.

1. Vorbereitung zuhause. Die in der Apotheke, im Imkerfachhandel oder über den Imkerverein erstandene Oxalsäurelösung (Oxalsäuredihydratlösung 3,5 % (m/V) ad us. vet.) vorbereiten, d. h. entsprechend der jeweiligen Gebrauchsinformation mit Zucker versetzen, falls sie nicht bereits schon als fertiges Produkt gemischt ist. Zur Menge siehe unter Punkt 7.

2. Anwärmen. Die Oxalsäure muss bei der Verabreichung handwarm sein. Also entweder gut verpacken oder in einer ausrangierten Thermoskanne transportieren, der vorsorglich ein Totenkopfzeichen aufgeklebt werden sollte.

3. An der Beute: Die Windel einlegen. An ihr werden wir direkt im Anschluss der Behandlung ablesen, ob zu viel Säure durch die Gassen abgeflossen und damit wirkungslos geblieben ist, oder ob die Flüssigkeit die Bienen direkt erreicht hat. Circa eine Woche nach der Behandlung lässt sich anhand des Milbenfalls der Befallsgrad mit Varroen bzw. der Behandlungserfolg abschätzen.

4. Spritze: An die Spritze einen Plastikschlauch befestigen und eine Pipettenspitze am Schlauchende aufstecken.

5. Sicherheit: Säurefeste Einmalhandschuhe überziehen und im besten Falle Schutzbrille aufziehen. Wer ohnehin eine Brille trägt, ist wenigstens ein bisschen geschützt.

6. Spritze aufziehen. Menge: Bei kleinen, auf einer Zarge sitzenden Völkern ca. 25-30 ml, bis sehr starken, auf zwei Zargen überwinternden Völker ca. 50 ml Oxalsäurelösung. Pro besetzte Wabengasse entspricht das ca. 5-6 ml.
Hilfreich ist auch die Faustformel: Anzahl besetzter Wabengassen, ohne Mitzählen der schwach besetzten Gassen links und rechts der Wintertraube, daran eine 0 hängen, ergibt die Menge der erforderlichen Säure in Milliliter. Beispiel: 4 besetzte Wabengassen (ohne die Randwabengassen), eine 0 dranhängen, ergibt also 40 ml.

7. Behandlungsvorgang bei zwei Zargen

Obere Zarge vorne (Fluglochseite) ankippen und gleichmäßig in die geöffnete Wintertraube träufeln. (Die Wintertraube sitzt meist vorne über dem Flugloch, da sie ihre Wintervorräte entgegengesetzt vom Eingang einlagern.)
Es ist ausreichend, nur den unteren Teil der Traube zu behandeln. Die Bienen also nur in der unteren Zarge je zweimal in jede Wabengasse träufeln. Den Rest kreuz und quer obenauf verteilen.

Bei einzargiger Beute bzw. Ableger nur den Deckel öffnen und die Oxalsäurelösung auf die Bienen in den Wabengassen träufeln. Nach Möglichkeit vermeiden, die Säure auf die Rähmchen zu bringen. Dort ist sie für die Behandlung wirkungslos.

Falls die Traube weiter unten sitzt, ist eine Taschenlampe hilfreich, um die besetzten Gassen zu finden.

8. Windelkontrolle durchführen nach einer Woche. Etwa 80% der Milben fallen in den ersten sieben Tagen nach der Behandlung. Insgesamt hält der Milbenfall drei bis vier Wochen lang an.

Allerdings kann man ohnehin nicht mehr viel ausrichten, egal, welches Ergebnis man vorfindet. So die vorherigen Ameisensäurebehandlungen erfolgreich waren und keine Reinvasion den mühsam errungenen Erfolg zunichte machte, sollten sich nur wenige Milben zwischen den Wachsstückchen abzeichnen. Fallen mehr als 500 bis 1000 Milben, dann ist bei der Spätsommerbehandlung etwas schief gelaufen.

ACHTUNG: Die Träufelbehandlung keinesfalls wiederholen! Eine zweite Behandlung verursacht einen stark erhöhten Bienenabgang, was die Überwinterung des Volkes gefährdet. Eine zu geringe Population schafft es nicht mehr, sich warm zu halten.

Hier noch ein Literaturtipp: „Führen Sie die winterliche Restentmilbung durch!“ / Infobrief vom 12.12.2022 / Institut für Bienenkunde Celle. (PDF)

Rechtliches

1. Seit Anfang 2017 ist auch eine Sprühbehandlung zulässig

2. Seit 01.10.2018 ist die Oxalsäure ad. us. vet. nicht mehr apothekenpflichtig, sondern freiverkäuflich. (Wir haben uns dennoch gegen das Sprühen entschieden, um die Wintertraube nicht mehr als ohnehin nötig auseinander zu reißen.)

3. Seit 28.01.2022 gilt das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und damit die Dokumentationspflicht für die Tiermedikamentation. Buchführung also: Welches Volk wurde wann mit welcher Dosis behandelt inkl. Kassenbeleg des Medikaments.

Und jetzt – einen enspannten 4. Advent für euch und unsere Bienen, die wir erst wieder im neuen Jahr besuchen werden. Oder auch mal zwischendrin, um mögliche Spechtschäden an den Beuten zu kontrollieren!

Monatsbetrachtungen Dezember 2022 zu Bienen und Imkerei

Übersicht

Phänologie und Bienen

Biene an Christrose (Helleborus niger HGC® 'Jacob')Im Winter herrscht Ruhe in der Vegetation. Eine Ausnahme bilden die Blüten der Christrosen. Sollten es die Temperaturen zulassen, so dass die Bienen ausfliegen, kann man sie dort entdecken.

In der Regel erreichen die Tagestemperaturen meist nur noch einstellige (Plus-)Grade. Die Bienen sitzen jetzt weitgehend in der Wintertraube.

Ende November gab es mehrere kalte Nächte mit leichtem Frost. So können wir davon ausgehen, dass die Völker die Brutaufzucht spätestens jetzt einstellen. Die vorhandene Brut läuft noch aus. Ende zweiter, Anfang dritter Dezemberwoche können wir also mit Brutfreiheit rechnen.

Restentmilbung mittels Oxalsäure(dihydrat)

Prinzipiell bestehen drei Möglichkeiten zur Behandlung der Bienenvölker mit Oxalsäuredihydrat:

  1. Träufelbehandlung
  2. Sprühbehandlung
  3. Sublimation (Verdampfen) – (noch) nicht zugelassen in Deutschland

Achtung: Seit Januar 2022 besteht die Pflicht, über die Anwendungen von Tierarzneimitteln Buch zu führen!

1. Träufelbehandlung

Oxalsäurebehandlung eines Bienenvolkes an der Sternwarte BambergDie Restentmilbung mittels Träufelns erfolgt durch eine Oxalsäuredihydratlösung 3,5% (m/V) ad us. vet. Vor Gebrauch wird der Lösung Zucker beigemischt. Aufgabe des Zuckers ist es, die Oxalsäure über einen längeren Zeitraum feucht zu halten. So haftet sie besser an den Bienenkörpern und kann durch Direktkontakt auf die Varroamilbe einwirken.

Wie in den Monatsbetrachtungen November 2022 zu Bienen und Imkerei bereits ausgeführt, sind für eine erfolgreiche Träufelbehandlung die (weitgehende) Brutfreiheit sowie der enge Sitz der Bienenvölker elementare Voraussetzungen. Wir wenden das Träufelverfahren an, da es zugelassen und hochwirksam bei gleichzeitiger geringer Störung für das Bienenvolk anwendbar ist.

Für das Träufelverfahren gilt es unbedingt, folgenden Merksatz zu beachten: „Zweimal ist einmal zu viel“. Denn eine zweite Behandlung schwächt die Völker zu sehr.

Praxis Träufelbehandlung

Zur Praxis verweisen wir auf unseren ausführlichen Blogbericht „Oxalsäurebehandlung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK20, Modul 12)“.

2. Sprühbehandlung

Eine Alternative zum Träufeln stellt die Sprühbehandlung mittels Oxalsäuredihydratlösung 3,0 % (m/V) ad us. vet. dar. Die Zulassung zum Sprühen erfolgte 2016 für das Produkt Oxuvar 5,7 % der Firma Andermatt Biovet GmbH. Das Produkt Oxuvar 5,7 % muss vor Verwendung entsprechend der Gebrauchsanleitung erst mit Leitungswasser verdünnt werden!

Voraussetzungen für die Anwendung sind Brutfreiheit und kein Flugwetter, so dass sich alle Bienen im Stock aufhalten. Im Vergleich zum Träufeln wird bei der Sprühbehandlung die Oxalsäure gleichmäßiger im Bienenvolk verteilt. Die Wirksamkeit ist jedoch vergleichbar.

Allerdings ist der Aufwand erheblich größer, da alle Waben gezogen und beidseitig besprüht werden müssen. Die Störung des Bienenvolkes ist um ein Vielfaches höher. Eine Sprühbehandlung bietet sich daher eher für Sommerbehandlungen an. Sie kann aber in sehr milden Wintern als Option in Betracht gezogen werden, und zwar dann, wenn es keine kalten Tage mit Temperaturen um den Gefrierpunkt gibt, also kein enger Bienensitz zu erwarten ist.

3. Sublimation (Verdamfen) – (Noch) nicht zugelassen in D

Die Sublimation von kristallinen Oxalsäuredihydrat, in Imkerkreisen umgangssprachlich als „Verdampfen“ bekannt, ist, wie oben bereits erwähnt, in Deutschland (noch) nicht zugelassen.

Der Begriff Sublimation bezeichnet den direkten Übergang eines Stoffes vom festen in den gasförmigen Zustand unter Auslassung einer flüssigen Phase. Beim sogenannten „Verdampfen“ geschieht dies durch Erhitzen der kristallinen Oxalsäure. Das Verfahren gilt als eine sehr bienenschonende und wirksame Behandlung gegen die Varroamilbe. Voraussetzung ist ebenfalls Brutfreiheit. Vorteil des Sublimationsverfahrens gegenüber der Träufel- und Sprühbehandlung ist, dass es mehrmals angewendet werden kann, ohne die Völker zu schwächen.

Eine Zulassung muss beantragt und die erforderlichen Nachweise zur (Anwender-)Sicherheit und Wirksamkeit müssen erbracht werden. Dies ist mit erheblichem Aufwand und vor allem Kosten verbunden. Zudem schreiben die EU-Verordnungen¹ vor, dass ein Tierarzneimittel nur als Einzelzulassung möglich ist. Standardzulassungen, wie wir sie in Deutschland für die Anwendung der Ameisen-, Milch- und Oxalsäure her kennen, sind seit Januar 2022 nicht mehr möglich. Für die bisherigen Standardzulassungen bestehen Übergangsfristen bis zum Jahr 2027.

Nach Auskunft des Instituts für Bienenkunde und Imkerei der Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim bemüht sich derzeit die Firma Andermatt Biovet GmbH in Deutschland um eine Zulassung ihres Oxalsäureverdampfers „VARROX EDDY“. Wann das Zulassungsverfahren abgeschlossen sein wird und mit welchem Ergebnis ist offen.


Termine

Mi., 07.12.22 – BAmbrosiustag am Tag des Honigs

Wann? Mi, 07.12.22 | ab 17.30 – ca. 19.30 Uhr
Wo? Spezial-Keller im überdachten Außenbereich
Was? Wir feiern gemeinsam den Tag des Heiligen Ambrosius, den Schutzpatron der Bienen, Imker, Lebküchner, Wachsverarbeiter, Haustiere und der Lehrenden/Lernenden.
Und sonst?

  • Unsere Bienenpat(inn)en, die ihre Patengaben 2022 noch ausstehen haben, bitte melden, damit wir sie euch mitbringen können.
  • Eine Anmeldung wegen Tischreservierung wäre erfreulich, ist jedoch nicht Pflicht. Gerne könnt ihr uns auch via der euch vertrauten Kommunikationskanäle Bescheid geben.
  • Ach ja … und bringt bitte eine Kerze zur Tischdeko mit! (Muss nicht, aber darf gerne eine Bienenwachskerze sein!)

Dezember 2022 (auf Zuruf)
12. Modul „Oxalsäurebehandlung“ Logo BLIB-Imkerkurs für AnfängerImkerkurs für Anfänger

3 Wochen nach Kälteeinbruch (=Brutfreiheit) bei ca. 0 °C.  Voraussichtlich in der 3. Dezemberwoche. Wir benachrichtigen entsprechend.


¹ Verordnung (EU) 2019/6 des Europäischen Parlaments und des Rates, 11. Dezember 2018 (Zugriff: 25.11.2021)

Vortrag „Ein Weg zum Imkern ohne Chemie“

Am 14. Oktober lud der Imkerverein Bamberg und Umgebung zum öffentlichen Vortrag zum Thema „Ein Weg zum Imkern ohne Chemie“ ein. Das Vereinsmitglied, Imker und Förster Richard Kaiser stellte seine im Lauf der letzten 20 Jahre entwickelte Betriebsweise vor.

Varroabehandlung ohne „Chemie“

Varroamilbe (Varroa destructor), von oben (re.), links von der SeiteSein Bestreben ist es, einen alternativen Weg zur Behandlung gegen den Bienenparasiten Varroa zu gehen. Die heute angewandten Verfahren bedienen sich meist natürlicher organischer Säuren wie Ameisen-, Oxal- und Milchsäure sowie ätherischer Öle. Mit seiner Betriebsweise möchte Kaiser auf derartige Behandlungsmittel, im Titel des Vortrags als „Chemie“ bezeichnet, weitgehend verzichten. Dazu setzt er auf das Bannwabenverfahren und auf die Selektion vitaler Bienen mit jährlichem Königinnentausch. Inwieweit die Naturnähe gewährleistet ist, darüber werden die imkerlichen Meinungen sicher auseinander gehen.

Kernelemente der Betriebsweise

Das Bannwabenverfahren ist ein schon früh untersuchtes und für wirksam befundenes biotechnisches Verfahren zur Varroareduzierung (siehe z. B. Maul, V. (1988)1). Bei diesem Verfahren wird die Königin mittels einer Wabentasche über einen längeren Zeitraum (3 x 9 Tage) auf einer oder zwei Waben separiert. Varroamilben können sich somit nur noch in der Brut in den Waben der Wabentasche (= Fangwabe) vermehren. Diese Waben werden nach der Verdeckelung den Völkern entnommen und eingeschmolzen. Zum Verfahren siehe beispielsweise den Flyer Nr. 3 des Bieneninstituts Kirchhain (2017)2 oder die Präsentation der LWG zur biotechnischen Varroabehandlung (2020)3.

Das Besondere der Vorgehensweise von Richard Kaiser sind die Zeitpunkte, an dem das Bannwabenverfahren angewandt wird. Das erste Mal im Frühjahr, bereits sieben Tage nach Aufsetzen der ersten Erweiterungszarge (Anm.: bei Überwinterung auf einer Zarge) und das zweite Mal im Sommer Anfang bis Mitte Juli noch vor der Honigernte. Durch das Separieren der Königin im Frühjahr erübrigen sich die ansonsten erforderlichen Schwarmkontrollen.

Die Auswirkungen auf den Honigertrag seien laut Kaiser gering. In der Literatur berichtete Nachteile des Bannwabenverfahrens, dass die Königinnen durch das Sperren stark an Größe verlieren und nach dem Freilassen in 20 % der Fälle eine stille Umweiselung erfolgen würde (siehe Aumeier (2021)4), beobachtete Kaiser nicht.

Bienenkönigin des Standortes Buger WiesenDas Ausbleiben einer Tendenz zur Umweiselung könnte an der zweiten Säule der Betriebsweise liegen: Königinnen mit unerwünschten Eigenschaften werden regelmäßig ersetzt und nur von den gesündesten Staaten werden seit Jahren neue Königinnen nachgezogen. Der Königinnentausch findet nach dem zweiten Bannwabenverfahren im Juli statt.

Effektivität

Kaiser berichtet von einer guten Wirksamkeit. Bei zwei Dritteln seiner Völker genügen ausschließlich die angewandten biotechnischen Verfahren zur Varroareduzierung. Bei dem am stärksten mit Varroa befallenem Drittel seiner Bienenvölker ist im Spätherbst eine Behandlung mit einem Tierarzneimittel erforderlich. Zur Anwendung kommt bei ihm eine für die Bienen gut verträgliche Sprühbehandlung mit Milchsäure.

Dank und Schlussbemerkung

Vielen Dank für den interessanten Vortrag nebst reger Diskussion. Im Rahmen des Blogbeitrags konnten nur einige Kernelemente aufgegriffen werden. Für weitere Informationen bietet Richard Kaiser sein Konzept kostenlos an. Anfragen bitte per Mail an richard [dot] kaiser [dot] bienen [at] gmail [dot] com richten

 


1 Maul, V.; Klepsch, A.; Assmann-Werthmüller, U. (1988). Das Bannwabenverfahren als Element imkerlicher Betriebsweis bei starkem Befall mit VARROA JACOBSONI OUD. Apidologie, 1988, 19 (2), pp.139-154. Springer Verlag. ffhal-00890736
(Zugriff 20.10.2022)

2 Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bieneninstitut Kirchhain (Hrsg.) (2017). Das Bannwabenverfahren. Effektive Varroabehandlung ohne Medikamenteneinsatz. Flyer 3. (Zugriff 25.10.2022)

3 Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) (Hrsg.) (2020). Biotechnische Varroabehandlungen. S. 14 ff.
(Zugriff 20.10.2022)

4 Aumeier, P; Liebig, G. (2021). Brutfrei, aber wie? Bienenzucht 09/21. S. 400-402.
(Zugriff 25.10.2022)

Anmeldung zum Imkeranfängerkurs 2023 in Bamberg (Oberfranken, Bayern) läuft!

Logo BLIB Imkerkurs für Anfänger (m)Aufgrund höherer Nachfrage veröffentlichen wir bereits jetzt schon unsere neuen Termine für den Imkerkurs für Anfänger im Jahr 2023.
[Programm BLIB-Imkerkurs-Anfaenger-AK23]

Warum Imkern lernen?

Die Imkerei ist ein Hobby (nicht nur) in und für Krisenzeiten, welches sich auch zuhause oder in der Region ausüben lässt. Konzentration auf sich und die Bienen, frische Luft, ein umfassendes Naturerleben sowie das leckere, unverfälschte Ur-Produkt Honig sind garantiert. Besonders gerne wird unser Kurs von Pädagoginnen und Pädagogen gebucht, und so sind Einblicke in das Führen einer Schulimkerei inklusive.

Wer Spaß am Handwerk hat, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Nicht alles muss man einkaufen, einiges lässt sich auch selbermachen, ob Böcke, Mittelwandrähmchen oder gar ganze Bienenstöcke. Letztendlich das gute Gefühl, etwas für sich selbst UND seine Umwelt erreicht zu haben.

Wie läuft der Imkeranfängerkurs ab?

Da es sich in den Pandemie-Zeiten bewährte, finden zwei von 12 Modulen als Online-Seminar statt. Zehn Module (zwischen 2 und 4 Stunden lang) finden in Präsenz, also vor Ort in Bamberg statt.

Ein kostenloser Infoabend mit Kursberatung findet am Mo., 06.03.2023 zwischen 19.00 und 20.30 Uhr statt, und zwar ohne Anmeldung online unter https://meet.jit.si/kursinformationen. Für Mobilgeräte die App Jitsi Meet installieren.

BLIB als Genussbotschafter des Regionalsiegels "Genussla" für Bamberg und RegionDie Kursgebühr für den Imkerkurs für Anfänger beträgt € 440,- für 12 Module. Die Module decken innerhalb eines Jahres das gesamte Spektrum der Bienenhaltung analog des Jahresverlaufs ab. Es wird 2x online und ansonsten am Lehrbienenstand unterrichtet, betreut im Tandem von Reinhold Burger (Bienenwirtschaftsmeister, Bienensachverständiger) und Ilona Munique (Imkerin, Dipl. Erwachsenenbildnerin).

Wer nicht zu alle Termine kommen kann, darf diese im darauffolgenden Jahr wahrnehmen, oder auch im dritten Jahr gegen Aufpreis. Ergänzt werden die Anfängerkurse durch einzeln buchbare Vertiefungsseminare. Es sind also alle Chancen gegeben, die Bienenhaltung von Grund auf so gründlich zu erlernen, dass der Start für Mensch und Biene ein gelungener und nachhaltiger sein wird.

Wir freuen uns auf unsere neuen Kolleginnen und Kollegen!

Tel. 0951-3094539 | hallo [at] bienen-leben-in-bamberg [dot] de

Sofortige Reaktion auf Europäisches Volksbegehren „Bienen und Bauern“ amtlich angeordnet

Statementgeber/innen zur Auftaktveranstaltung des Volksbegehrens„Jetzt ist es amtlich“, so ist im Newsletter des Umweltinstituts München zu lesen. Die EU-Kommission erklärte am Montag die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Bienen und Bauern retten“ für gültig! Denn die siebte EBI hat die Hürde von einer Million gültigen Unterschriften nun offiziell geknackt. So what?!

Tja, nun müssen die EU-Institutionen ab sofort auf die Forderung nach einem Pestizidverbot in Europa reagieren. Wollen wir hoffen, dass es nun besser voran geht als bisher.

Weiter heißt es im Newsletter:

Dafür ist es höchste Zeit, denn der Einsatz der Ackergifte in der Landwirtschaft ist eine der Hauptursachen für das dramatische Insektensterben in Europa und weltweit. Dieser Rückgang von Bienen, Hummeln, Käfern und Schmetterlingen gefährdet nicht nur ganze Ökosysteme, sondern auch unsere eigenen Lebensgrundlagen. Denn ohne bestäubende Insekten kann es keine intakte Umwelt geben und auch unsere eigene Lebensmittelproduktion ist ohne ihren Beitrag gefährdet.

Daher fordern wir mit unserer EBI ein Verbot giftiger Pestizide in Europa, die Wiederherstellung verlorener Artenvielfalt in ländlichen Gebieten und die Unterstützung der europäischen Bäuerinnen und Bauern bei der Umstellung auf naturverträgliche Anbaumethoden.

Unseren Forderungen müssen die EU-Institutionen nun Gehör schenken.Dabei werden wir deutlich machen, warum die bisherigen Pläne der EU zur Pestizidreduktion viel zu kurz greifen. Zwar ist die geplante Halbierung des Einsatzes der Ackergifte bis 2030 ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, zu dem es ohne den Druck durch unsere EBI niemals gekommen wäre. Doch um das dramatische Insektensterben wirklich aufzuhalten, reicht er nicht aus. Dafür müssen wir endlich komplett aus der Nutzung chemisch-synthetischer Pestizide aussteigen!

Diese Forderung werden die Europa-Abgeordneten und die Beamt:innen in Brüssel nicht ignorieren können. Denn weil unsere EBI erfolgreich war, haben wir jetzt ein Anrecht darauf, unser Anliegen in einer öffentlichen Anhörung im EU-Parlament und in Gesprächen mit Vertreter:innen der EU-Kommission zu schildern. Außerdem ist die Kommission verpflichtet, bis April 2023 schriftlich darzustellen, wie sie auf unsere Forderungen reagieren will.

Das Umweltinstitut gehörte zur Kerngruppe der Organisationen, die die EBI initiiert und koordiniert haben. Möglich war dieser Kraftakt nur durch die Hilfe ganz vieler Menschen: An dieser Stelle möchten wir uns darum noch einmal bei allen bedanken, die der EBI ihre Stimme gegeben haben, bei der Sammlung der Unterschriften geholfen haben oder uns finanziell unterstützt haben!

Teilen und Behandeln (TuB) – funktioniert das?!

Windel einschiebenEs funktioniert! Die schonende Varroabehandlung „Teilen und Behandeln“ (TuB) ist ebenbürtig mit anderen Methoden wie z. B. der totalen Brutentnahme inklusive Brutscheune. Im zweiten Jahr der Durchführung dieser mittlerweile nicht mehr so unbekannten Methode können wir sie nur empfehlen. Ein paar Voraussetzungen und Notwendigkeiten sind allerdings schon damit verbunden.

Vorteile: Kein Abschütteln von Bienen und einer geringeren Gefahr der Räuberei. Der Begattungserfolg der Nachschaffungsköniginnen in den Brutlingen lag heuer bei 100% bei einer Teilung am 8.  August. Es soll auch noch bis Mitte August möglich sein, doch das haben wir nicht ausprobiert. Drei Wochen Urlaub sind ab der Behandlung des Fluglings außerdem drin, denn man ist nicht auf Verdunstungsraten und passendes Varroawetter angewiesen.

Nachteile: Es muss die Königin gesucht werden, die für ein paar Stunden gekäfigt unter Futterteigverschluss in den Flugling versetzt wird. Der Fahrplan ist sodann streng, denn nach 23 bis 26 Tagen nach dem Trennen MUSS der Brutling behandelt werden.

Wichtig: Die beiden Volksteile (Flugling und Brutling) müssen genügend Nahrung haben. Auch sollte es sich um starke Völker handeln. Es muss Flugwetter herrschen.

Wann funktioniert es nicht? Bereits sehr stark befallene Völker (20-30 Milben pro Tag) sollten weiterhin konventionell mit Ameisensäure behandelt werden, sonst bricht der Brutling zusammen. Dies ist der Grund, warum wir die Methode nicht gleich im Imkerkurs für Anfänger zeigen, sondern ein Vertiefungsseminar dafür anbieten. Anfänger/innen sollen erst die Standardmethode sicher anwenden lernen.

Benötigtes Material: Zusätzlicher Boden mit Windel, Deckel, Blechdeckel und Folie.

Durchführung: Handverlesene Quellen verraten es euch.

Monatsbetrachtungen Juli 2022 zu Bienen und Imkerei

Übersicht

SonnenblumenstraußPhänologie und Bienen

Spätestens in der ersten Juli-Woche versiegt in der Region Bamberg die Lindentracht. An einem unserer neun Standorte, die Buger Wiese, könnte es eine Ausnahme durch ausgedehnte Sonnenblumenfelder geben. Wir hoffen, dass die dort angebaute Sorte noch Nektar gibt. Denn die meisten im Handel befindlichen sind sozusagen „steril“. Das bleibt also abzuwarten. In Anbetracht der Trockenheit erwarten wir daraus eh keinen nennenswerten Ertrag.

Honigernte

Trachtschluss

Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Honigernte? Trachtschluss ist in unserer Region Bamberg in der Regel spätestens im Juli um die Monatsmitte – genau, also mit der Lindenblüte. Gut verfolgen lässt sich das Ende der Tracht mittels der Bienen-Waagen des Projekts TrachtNet. Dort können die Gewichtswerte von Bienenvölkern für einzelne Standorte und kumuliert für Regionen eingesehen werden: https://dlr-web-daten1.aspdienste.de/cgi-bin/tdsa/tdsa_client.pl

Bienenflucht

Reinhold erläutert Funktion BienenfluchtFür eine entspannte Ernte verwenden wir eine Bienenflucht. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Königin nicht im Honigraum aufhält. Mit ein Grund, warum wir Bruträume und Honigräume mittels Absperrgittern trennen.

Die Bienenflucht wird am Vortag der Ernte morgens unter die Honigräume und über das Absperrgitter eingelegt. Am nächsten Tag sind dann die Honigräume weitgehend frei von Bienen. Das ist schonender, als mit Abkehrbesen zu arbeiten.

Ausgeschleuderte Honigwaben

Jedes Volk bekommt nach dem Schleudern eine Zarge aufgesetzt, gefüllt mit zehn ausgeschleuderten Waben. Vorher wird das Absperrgitter entnommen. Die Zarge bildet also sozusagen die dritte Brutraumzarge. Damit beginnen wir mit dem ersten Schritt zur Wabenhygiene. Mehr dazu in den Monatsbetrachtungen im August.

Foliennutzung beim Einfüttern der BienenvölkerDie restlichen leeren Honigwaben werden einigen unserer anderen Völkern zum reinigenden Ausschlecken gegeben. Dazu wird eine Folie auf die oberste Zarge so aufgelegt, dass ein schmaler, wenige Zentimeter breiter Spalt frei bleibt. Darauf kommt eine Leerzarge. Hierauf werden dann die Zargen mit den ausgeschleuderten Honigwaben aufgestapelt. Diese Zargen werden nur mit 8 Waben bestückt.

Nach ein paar Tagen bis spätestens einer Woche sind die Waben trocken geputzt und fertig für die Aufbewahrung über den Winter. So behandelt können die Waben nicht gärig werden und bei der Wiederverwendung im nächsten Jahr den frisch eingetragenen Nektar mit unerwünschten Hefen impfen.

Um Räuberei zu vermeiden geschieht das Aufsetzen der ausgeschleuderten Waben grundsätzlich in den Abendstunden.

Futterversorgung sicherstellen

Bei der Honigernte muss darauf geachtet werden, dass den Völker noch mindestens fünf Kilogramm Futter als Vorrat bleibt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Bienen hungern. Sie stellen dann das Brutgeschäft ein und räumen bereits angelegte Brut wieder aus. Gegebenenfalls belässt man noch nicht gänzlich gefüllte Honigwaben im Honigraum oder es muss gefüttert werden.

Varroabehandlung – jetzt oder später?

Gemülldiagnose

Grundlage für jede Varroabehandlung bildet immer die Feststellung des aktuellen Varroabefalls. In der Praxis hat sich dazu die Gemülldiagnose mittels Einlegen einer Windel gut bewährt. Die Windel wird nur zur Diagnose eingeschoben und danach wieder entfernt. Die Erfassung des Milbenabfalls über drei Tage liefert zuverlässige Werte. Bleibt die Windel länger eingeschoben, erschweren Wachskrümel das Auszählen der Milben. Zudem werden Ameisen angelockt. Wegen der Wachskrümel empfiehlt es sich, während der Gemülldiagnose auch keine frisch ausgeschleuderten Honigwaben von den Bienen reinigen lassen.

Windel mit eingezeichneten VarroamilbenAusgewertet werden die Windeln am besten vor Ort. Gezählt werden sowohl die dunkelbraunen Muttermilben, als auch die helleren Tochtermilben. Um keine Milben zu übersehen, kann eine Lupe oder Lupenbrille sehr hilfreich sein. Aus Umweltschutzgründen verzichten wir auf ölgetränkte Papierauflagen auf den Windeln. Die Gemülldiagnose führen wir kurz vor oder spätestens zur Honigernte durch.

Jetzt oder später?

Basierend auf den Ergebnissen der Gemülldiagnose entscheiden wir, ob umgehend eine Varroabehandlung durchgeführt werden muss. Dabei orientieren wir uns an den für Juli geltenden Grenzwerten des Milbenfalls von fünf  Milben pro Tag für heuer gebildete Ableger und von zehn Milben pro Tag für die bereits über einem Jahr alten Wirtschaftsvölker. Liegen die Werte unterhalb dieser Grenzen, können wir mit der standardmäßigen Sommerbehandlung mittels Ameisensäure noch bis August bei den Wirtschaftsvölkern und bis September bei den Ablegern zuwarten.

Bei der Behandlung mit Ameisensäure gilt: je mehr Bienen und Brut in den Völkern (noch) sind, desto schwieriger ist ein ausreichender Behandlungserfolg zu erzielen und desto höher fallen die Brutschäden aus. Die Ableger befinden sich nämlich noch im Aufbau und eine (zu) frühe Behandlung hemmt deren Entwicklung. Die Wirtschaftsvölker werden natürlich immer erst nach dem Abräumen des Honigs behandelt!

Fazit

Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass die Varroabehandlung am individuellen Befall eines Volkes mit Milben ausgerichtet sein soll. Dazu ist eine Diagnose unerlässlich. Eine vorbeugende Behandlung zu einem festgesetzten Termin, wie immer wieder mal gefordert wird, halten wir nicht für einen zielführenden Weg.

Weitere Informationen

Flyer LWG zur VarroaZu Varroabehandlung siehe auch die Flyerserie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Institut für Bienenkunde:

Fortbildungen und Termine

Zu tagesaktuellen Änderungen siehe die Seite Aktivitäten und Termine

Logo BLIB-Imkerkurs für Anfänger7. + 8. MODUL: Honigernte und -verarbeitung
– Getrennte Gruppen –
Jeweils 10.00-11.30 Uhr und 12.00-16.00 Uhr

Fr., 15.07.22 | Sa., 16.07. | Sa., 30.07.

Gruppeneinteilung und Ort sind für Angemeldete in der Kursorganisation zu finden.

  • BIWa-Sonntagsöffnung mit öffentlicher Honigernte

14.00 – 1Logo "Alle Themen" der Bienen-InfoWabe (BIWa)7.00 Uhr | Offenes Haus für alle … rund um Bienen, Honig, Imkerei und Natur.
15.00 – 16.00 Uhr | Öffentliche Honigernte

So., 17.07.22

Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1, 96047 Bamberg (ERBA-Park)

  • Honigschleudertage 2022 – “Wie kommt der Honig ins Glas?”

So., 10.Logo für das Schwerpunktthema Honig der Bienen-InfoWabe07.22 | Fr., 22.07.22 | So., 23.07.22

Details und Anmeldung siehe: https://bienen-leben-in-bamberg.de/bamberger-lagenhonig/honigernte-und-schleudertermine/

Varroakunde und Königinnenzeichnen (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK22, Modul 6)

Imkeranfängerkurs, AK22, M6, Varroakunde, KöniginnenzeichnenDie Halbzeit des diesjährigen Imkerkurses gestalteten wir mit den Themen Varroakunde und Königinnenzeichnen, also je Halbe-Halbe Theorie und Praxis.

Varroakunde mit Einschub Varroaprophylaxe Drohnenrahmen

Zu wissen, wie sich die Varroamilbe vermehrt und verhält, vergrößert die Aufmerksamkeit auf eine konsequente Beobachtung, Prophylaxe und Behandlung. Auf das Thema gingen wir bereits im Modul 3 zu Bienengesundheit / -krankheiten ein und werden es zur Praxis der Varroabehandlung in Modul 9 noch einmal aufgreifen. Vergangenen Samstag passte es außerdem zur (geplanten) Praxis des Drohnenbrutschneidens zur Varroaprophylaxe. Doch dazu hätten wir erst eine ausgebaute Drohnenwabe haben müssen, was uns der momentane Bienenfortschritt jedoch verwehrte. Anyway … der Vorgang ist schnell erklärt:

Drohnenbrut schneidenEinschub: Drohnenwabenschneiden

Hinreichend verdeckelte Drohnenwabe entnehmen, über das Innere einer Plastiktüte halten, herauslösen am besten als ganzes Stück, Plastiktüte fest verpacken und das Wachs möglichst bald einschmelzen oder an die Hühner verfüttern, evtl. Wildtierhilfe zur Aufzucht von Nestfallern.

Da unsere Teilnehmenden ein Skript ausgehändigt erhielten, gehen wir hier nur in Teilen auf die Varroakunde ein. Wesentliches wurde bereits in zahlreichen Blogbeiträgen festgehalten, u. a. zum Veitshöchheimer Imkerforum 2022: Varroakonzept der Zukunft und Varroakunde  und -kontrolle zur Halbzeit des Imkerkurses 2019).

QR-Code zum Varroa-Rätsel (Wie viele Varroen entdeckst du auf der Windel?)Wir verzichteten heuer auf Beamer bzw. Online-Seminar und verbrachten den schönen Frühlingsvormittag im Bienengarten mit Teil 1 und 2 des Skripts:

  • Steckbrief zur Varroa inklusive Auswirkungen auf die Bienen
  • Varroadiagnose
  • Kleines Ratespiel per QR-Code, um den Milbenbefall auf dem Foto einer Windel zu erkennen. Dies mangels originaler Windel, denn zur Zeit gab der Milbenbefall noch nichts her.
  • Zeitfenster zur Diagnose und die Grenzwerte des natürlichen Milbenfalls nach Liebig/Aumeier

Königin zeichnen – geübt an Drohnen

Imkeranfängerkurs, AK22, M6, Varroakunde, KöniginnenzeichnenDas Zeichnen der Königin hat den Vorteil, sie schneller im Volk orten zu können. So kann verschärft auf sie geachtet werden, damit ihr nichts passiert. Dazu kann man sie beispielsweise „käfigen“, um rascher arbeiten zu können. Ein Königinfanggerät ist dabei nützlich, jedoch auch riskant in der Anwendung, denn die eiserne Falle könne den sehr empfindlichen Unterleib quetschen und Aus ist es mit der Eiablage. Daher wählten wir Finger und Stempel.

Imkeranfängerkurs, AK22, M6, Varroakunde, Königinnenzeichnen

Farbschema Königinzeichnen

Normalerweise wäre heuer die Farbe Gelb an der Reihe. Da Reinhold alle dunkleren Farben nicht gut sieht, nimmt er aber in jedem Jahr generell abwechselnd Gelb oder Weiß. Er darf das, er kennt seine Königinnen

Imkeranfängerkurs, AK22, M6, Varroakunde, KöniginnenzeichnenDas kann doch nicht so schwer sein!

Alle Teilnehmenden erhielten die Gelegenheit, statt einer Königin einen Drohn mit bloßen Händen zu fangen, in einen Stempel zu bugsieren und zu zeichnen. Das kann doch nicht so schwer sein, bei Reinhold sieht es ultraleicht aus, dachte sich so manche/r vielleicht. Und so geht’s in der Theorie: Beute öffnen, Königin finden, einfangen, Stempel einführen (verschließen), Zeichnen, Königin zurücksetzen.

Doch die Praxis?! Hält kleine Neckereien parat!

Finden. Es beginnt damit, dass die ungezeichnete Königin erst gefunden werden will. Sie taucht immer dann gut sichtbar aus, wenn wir gerade KEIN Fanggerät zur Hand haben. Aber auch die zahlreicheren Drohnen möchten durch die Teilnehmenden erkannt werden. Der Blick dafür ist noch nicht bei allen gleichermaßen geschärft. Na, und manche gezogene Wabe hatte tatsächlich keine männlichen Kollegen aufzuweisen.

Fangen. In einem Falle hatte sich neben dem Drohn eine Arbeitsbiene mit einfangen lassen. Kein Problem. Da sie kleiner ist, konnte sie zwischen den Plastikstäben aus dem Röhrchen entfliehen.

Stempel einführen (Verschließen). Der mit Schaumstoff bestückte Stempel wird vorsichtig nach oben geschoben, bis sich die royale Rückseite zwischen den Stäben zeigt. Auch nicht dumm ist es, das aus zwei Teilen bestehende Gerät so zu halten, dass der Schaumstoffstempel mittels Finger im Hohlraum sofort zur Hand ist, sobald die Drohne im Röhrchen brummelt. Tatjana machte es vor. Dabei hieß es vor allem, schnell zu sein … oder von vorne anzu fangen. Die Königin zu verlieren, weil man das zweite Teil nicht sofort parat hat, ist suboptimal.

Zeichnen. Ein schneller Farbtupfen auf den oberen Rücken und etwas antrocknen lassen. Das Aufbringen der Farbe klappt leichter, hat man den speziellen Filzstift vorab ein paar mal an der Spitze „gepumpt“. Überhaupt war das Einfärben bei den haarigen Drohnen etwas tricky. Auf dem kahlen Buckel der Königin klappt es wesentlich besser.

Imkeranfängerkurs, AK22, M6, Varroakunde, Königinnenzeichnen

Zurück setzen. Die Königin wird nach dem Zeichnen auf den Oberträger einer Wabe gesetzt. Kurz beobachten, ob sie hurtig ins Innere der Wabengasse verschwindet, oder ob sie einsam sitzen bleibt und vom Volk verschmäht wird. Dann mit etwas Rauch nachhelfen. Sie sollte geputzt werden, und damit verschwindet auch der fremde, irritierende Geruch des Stiftes.

Alternative. Natürlich lässt sich der Vorgang komplett auch ohne Gerät absolvieren, was viele Imker/innen bei fortschreitender Erfahrung auch tun. Doch die Vorteile eines Stempels liegen vor allem bei noch Ungeübten auf der Hand: Keine Kontaminierung mit menschlichen Gerüchen, die die Arbeiterinnen womöglich daran hindern, ihre Königin wiederzuerkennen, und längere Trockenzeit für die Farbe, die nämlich sonst sofort wieder heruntergeputzt werden würde.

Imkeranfängerkurs, AK22, M6, Varroakunde, Königinnenzeichnen

Einschub: Schwarmverhinderung

Wo wir schon am Volk sind, sehen wir schnell noch nach den Weiselzellen. Auch das durfte noch einmal geübt werden. Diesmal war eine bereits schon im Larvenstadium befindliche Weiselzelle gefunden und von einer Teilnehmerin entfernt worden. Im Übrigen bauen die Arbeiterinnen selbst durchaus mal alle ihre Weiselzellen zurück, wenn sich etwas an der Volksentwicklung ändert und es ihnen geboten erscheint.

Weiselzelle mit Larve

 

Kurzinfo zur Milchsäure- bzw. Oxalsäurebehandlung beim Ableger

Leider war unser im Vormodul gebildete Ableger noch nicht so weit, als dass wir an ihm seine Entwicklung begutachten und die Milchsäure- bzw. Oxalsäurebehandlung demonstrieren hätten können. Doch diese ist schnell beschrieben und das Üben muss ohnehin im Verlauf der eigenen Imkerei geschehen. Schließlich sind nicht so viele Ablegerrähmchen vorhanden, als dass sich alle 15 Teilnehmenden daran ausprobieren könnten. Es lässt sich aber auch mit (warmen) Wasser am normalen Volk üben.

  • Eigenschutz-Empfehlung vor allem bei etwas windigem Wetter: Schutzbrille aufziehen und Handschuhe anziehen.
  • Die Milchsäure oder Oxalsäure, ein Kontaktmittel, in eine Sprühflasche nach Anwendungsbeschreibung einfüllen.
  • Das Waben besprühen erfolgt leicht schräg von unten nach oben bei zwei bis drei Pumpstößen, verteilt auf die gesamte Bienenfläche des Wabenrähmchens. Es handelt sich dabei um nur eine leichte Benetzung, keine Durchtränkung der Bienen! Auch sollten die Brutzellen möglichst säurefrei bleiben.
  • Dabei auf die Windrichtung achten, damit man die Säure nicht gar selbst abbekommt.
  • Am Schluss auch die an den Beuteninnenwänden sitzenden Bienen besprühen.

Unser nächstes Modul behandelt bereits Ernte und Verarbeitung und bildet das süße Highlight des Kurses. Bis dahin passiert für die/den Imker/-in auch nicht mehr viel Neues … es bleibt beim Drohnenbrut schneiden, der Schwarmkontrolle und -verhinderung sowie der Ablegerbildung und -pflege.

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11.04. Tag der Haustiere – mit Update zur Langen Nacht der Bienenwissenschaft

Am 11.04. ist „Tag der Haustiere“. Wir nehmen den amerikanischen „National Pet Day“ zum Anlass, auf unsere Kurzfazits zu den Vorträgen aus Der langen Nacht der Bienenwissenschaft hinzuweisen. Diese fand online mit gesamt über 4000 – bei knapp 1000 gleichzeitig – Teilnehmenden am 8. April 2022 statt und umfasste folgende Themen und Referent(inn)en:

  1. Winterfutter und Überwinterung (Dr. Hannes Beims, Bezirk Oberfranken)
  2. Larvengeruch und Bienenkrankheiten (Silvio Erler, Julius Kühn-Institut)
  3. Varroa destructor ist ein biologischer Vektor für DWV-B (Dr. Sebastian Gisder, Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen-Neuendorf)
  4. Vitalbiene – Ein Projekt zur innovativen Bienenhaltung (Lena Frank, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bieneninstitut Kirchhain)
  5. Paarung im Mondschein (Dr. Jakob Wegener, Länderinstitut für Bienenkunde Hohen-Neuendorf)

Moderatorin war Dr. Marina Meixner (Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung e. V. und Veranstalterin), der Deutsche Imkerbund, DIB, war Mitveranstalter. Eine leicht gekürzte Fassung des Originalstreams wurde im Youtube-Kanal des Deutschen Imkerbundes veröffentlicht: DLNDB | Die lange Nacht der Bienenwissenschaft

1. Vortrag: Winterfutter und Überwinterung (Dr. Hannes Beims, Bezirk Oberfranken)

Hier ist das Fazit, dass die Erfahrungsberichte, die in der Imkerei gemeinhin die Runde machen, zutreffen. Die Überwinterung auf dunklem Honig gelang schlechter. Und: In Zuckerwasser konnte kein Hydroxymethyllfurfural (HMF) nachgewiesen werden. Im Rübensirup war er am höchsten, jedoch noch unter einer gefährlich werdenden Schadstoffgrenze. Dr. Beims antwortete auf die Frage nach der Überwinterungsfutter mit der eigenen guten Erfahrung einer klassischen Zuckerwassergabe im Verhältnis 3:2 (Zucker/Wasser).

https://dlndb.de/winterfutter-und-ueberwinterung/

2. Vortrag: Larvengeruch und Bienenkrankheiten (Silvio Erler, Julius Kühn-Institut)

Wie Bienen es schaffen, die auf Krankheiten oder Tod ausgehenden Geruchssignale zu identifizieren und als auslösendes Signal für ein Hygieneverhalten mit Entfernung der geschädigten Larven oder toten Bienen zu verstehen, ist nicht klar zu beantworten. Trotz oder durch verschiedene wissenschaftliche Ansichten haben sich die Wissenschaftler darauf verständigt, dass die Fähigkeit eines „krankheitsassoziiertes Hygieneverhaltens“ wohl angeboren sein muss. Es scheint einen Mechanismus zu geben, der Bienen wissen lässt: Dieser Geruch ist bekannt und jener ist uns fremd, so die Antwort Dr. Erlers auf Fragen aus dem Chat.

https://dlndb.de/larvengeruch-und-bienenkrankheiten/

3. Vortrag: Varroa destructor ist ein biologischer Vektor für DWV-B (Dr. Sebastian Gisder, Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen-Neuendorf)

Totenfallkontrolle, verkürzter Hinterleib; Diagnose: Varroaschaden, vermutlich DWV, Deformed wing virus, FlügeldeformationsvirusDas Fazit aus wissenschaftlichen Untersuchungssettings, die in diesem Falle über 15 Jahre andauerten, ist gemessen am erbrachten Aufwand denkbar einfach. Ja, Varroa destructor ist tatsächlich ein biologischer Vektor für das Flügeldeformationsvirus (DWV, Deformed wing virus), vor allem der gefährlicheren B-Mutante, erkennbar an verkürztem Hinterleib, schwärzliche Verfärbungen und unkontrollierte Bewegungsabläufe (Zittern). Daher verringert eine erfolgreiche Varroabehandlung die Gefahr von Winterverlusten.

Um auf diese fast schon simpel anmutende Antwort zu kommen, mussten vorab drei Fragestellungen erforscht und beantwortet werden. Hier die Fazits der Forschungsarbeiten im Team Gisder:

  • Ja, das DWV verursacht Verkrüppelungen an der Biene, und zwar bereits im Puppenstadium. Allerdings nicht durch eine Immunsuppression, sondern durch aktive Injektion mit einer klaren Dosis-Wirkungsbeziehung. Also je mehr Virenlast, desto stärker die Verkrüppelung. Im Herbst damit infizierte Bienen überstehen in der Regel den Winter nicht.
  • Ja, es gibt verschiedene Varianten – A bis D – beim DWV, wobei nur die A- und die gefährlichere B-Variante verbreitet sind und in Wechselwirkung zueinander stehen, aber nicht, wie auch angenommen werden könnte, in Konkurrenz der Genotypen. Deshalb ist auf ein dynamisches System zu schließen, im Gegensatz zu stabilen Virusstämmen. Des Weiteren geht die Arbeitshypothese von einer Vermehrung von DWV in der Milbe selbst aus. Sie führt zur dritten offenen Frage.
  • Die jahrzehntelange Forschungsarbeit zeigte auf, dass sich das DWV in der Milbe, die als verantwortlicher Verbreitungswirt ausgemacht werden konnte, nicht anreichernd verhält (also akkumulierend), sondern sich in ihrem Darm vermehrt. Zum vektoriellen Übertragungsweg durch den Speichel der Varroa destructor kommt ein „horizontaler“ Weg über das Larvenfutter und ein vertikaler über Ei und Sperma hinzu.

https://dlndb.de/varroa-destructor-ist-ein-biologischer-vektor-fuer-dwv-b/

4. Vortrag: Vitalbiene – Ein Projekt zur innovativen Bienenhaltung (Lena Frank, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bieneninstitut Kirchhain)

Eine Schwarmbildung verschafft dem Volk eine Brutpause, mithin unterbricht sie die Vermehrung der Varroa destructor. Warum dem Bienenvolk diese Pause nicht künstlich verschaffen mit dem Ziel, vitale Winterbienen zu erhalten?

Dazu wird die Königin Mitte Juni bis Mitte Juli 24 Tage lang gekäfigt. Eine Behandlung mit Oxalsäure ist dennoch assoziiert. Der Vorteil einer späteren Brutunterbrechung mit nachfolgender Behandlung ist das Ersparen der Winterbehandlung. Die Frage aus dem Chat nach einer möglichen Legedepression der Königin im Anschluss ans Käfigen beantwortet Frau Frank mit Nein. [Anmerkung BLIB: Pia Aumeier beobachtet eine Häufung von Nachschaffungszellen (66%). In 10% der Fälle wird die Königin während der Käfigung getötet. Bei 20% der Völker erfolgt nach Freilassung der Königin eine stille Umweiselung.]¹

Im Entstehen ist ein Praxis-Forschungsnetzwerk zur Vitalbiene. Hierbei wird neben der allgemeinen Akzeptanz in der Imkerschaft die Auswirkung der Umstellung auf die Bienengesundheit untersucht, die auch die Mortalität und Fruchtbarkeit der Drohnen sowie ihren Paarungserfolg auf Belegstellen berücksichtigt, außerdem die Virenlast und die Auswirkungen auf das Immunsystem.

Wir schauen gespannt nach Hessen.

https://dlndb.de/vitalbiene-ein-projekt-zur-innovativen-bienenhaltung/

5. Vortrag: Paarung im Mondschein (Dr. Jakob Wegener, Länderinstitut für Bienenkunde Hohen-Neuendorf)

Ein altes Konzept neu entdeckt … so unser erster und letzter Eindruck, der dem Vortrag möglicherweise nicht gerecht wird. Doch da wir unseren Tätigkeitsschwerpunkt nicht im  gewiss sehr spannenden und zukunftsweisenden Thema der Bienenzüchtung sehen und uns außerdem der Tag zu lang wurde, wollten wir nicht bis zum Ende dabei bleiben. Daher bleibt unseren Leser(inne)n nur, selbst ins Intro zu sehen, um eventuell angeregt zu werden, sich näher mit den idealen Bedingungen für eine gezielte, doch naturnahe Zuchtbegattung zu beschäftigen. Mondschein inklusive 😉

https://dlndb.de/paarung-im-mondschein/

Unser Fazit zu den Vorträgen bzw. des Sendekonzepts: Wer sich, wie wir, auf das jährliche Imkerforum in Veitshöchheim freut, um Neues aus der Bienenwissenschaft zu erfahren, wurde in der Sendung „Lange Nacht …“ (via Deutschlandfunk) bestens bedient. [s. a. Kommentar, Korr. 11.04.22]. Kritisches Mitdenken und Hinterfragen vorausgesetzt, – was auch im begleitenden Chat geschah –, wird tiefere Erkenntnisse gewinnen, um die eigene Praxiserfahrung und den Wissensstand zu überprüfen.

Wir selbst konnten für das eigene praktische Vorgehen im Augenblick nichts „Revolutionäres“ herausziehen – hessische Ergebnisse (via Frank) mal abgewartet. Doch für Reinhold Burgers Aufgabe als Bienensachverständiger war dank Beims, Erler und Gisder jede Menge Stoff dabei, um auf Fragen der Klient(inn)en noch fundierter antworten zu können. Wir würden eine Fortsetzung der Langen Nacht der Bienenwissenschaft sehr begrüßen!

Zum Schluss hier noch ein weiterführender Link zur „Langen Nacht über die Geheimnisse des Honigstaates: Bienen, Immen, Sumseriche“ im Deutschlandfunk von 2019.

Bienengesundheit, Bienenkrankheiten (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK22, Modul 3)

Wir begannen das 3. Modul im BLIB-Imkerkurs für Anfänger (AK22) mit einer Rückschau auf das Modul 2, welches vor Ort stattgefunden hatte. Die Frühjahrsarbeiten ging Ilona noch einmal ergänzend mit Detailsansichten durch.

Dieses Modul ist die Nr. 2 der online abgehaltenen Fortbildungseinheiten, die zehn weiteren Module sind Vor-Ort-Erlebnisse.

Rückschau Modul 2

Folie-Frühjahrsarbeiten-AK21-M2-BLIB-ImkeranfaengerkursDie Durchsicht der Völker sollte über den Futterbestand und den allgemeinen Gesundheitszustand des Volkes Auskunft geben – vorausgesetzt, man weiß, auf welche Zeichen man Ausschau halten muss.

Nur in der Zusammenschau der Zeichen lässt sich das Bild runden und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen ergreifen. Dabei gehen wir von außen nach innen vor. Wie sieht die Beutensituation vor dem Öffnen aus? Kotspritzer, Totenfall und die Schwere der angehobenen Beute verraten bereits einiges.

Sodann betrachten wir en Gesamtzustand von oben durch die Folie hindurch. Wie stark ist das Volk besetzt? Wirkt es agil und zufrieden? In welchem Zustand befinden sich die Waben, die Bienen selbst, die Königin? Schlussendlich untersuchen wir das Gemüll am Beutenboten, säubern das Gitter und notieren uns in einem Stockbuch (Stockkarte) das Augenfälligste. Immerhin hat das Volk den Winter überstanden, für überhastete Maßnahmen – außer evtl. einer Notfütterung per Futterteig – besteht meist keine Notwendigikeit, bzw. ist es einfach noch nicht an der Zeit zu handeln.

Modul 3 zu Bienengesundheit und Bienenkrankheiten

Im Modul 3 zu Bienengesundheit und Bienenkrankheiten verfolgten die 16 Teilnehmende sodann Reinholds Ausführungen.

Wer seine Völker gewissenhaft, hygienisch und minimalinvasiv führt, wessen Königin heil und gut versorgt vom Jungfernflug zurückkam und zwei, drei Jahre Legeleistung erbringt, wo die Standortbestimmungen passen (was auch ein Erfahrungswert sein kann) und die Winter nicht zu lange andauern, kann davon ausgehen, „nur“ die üblichen Varroaprobleme in den Griff bekommen zu müssen. Nicht alle der genannten Krankheiten müssen zwangsläufig auftauchen, man darf ja auch Glück haben.

Häufige Bienenkrankheiten und Vorkehrungen

Dennoch … vor dem Erreger der Amerikanischen Faulbrut (AFB), dem Akuten bzw. Chronischen Paralysevirus und vor Nosemose ist kein Volk absolut gefeit. Weitere Krankheiten wie die Maikrankheit (Wassermangel) oder Kalkbrut  bei einem zu kühlen, zugigen Standort können jedoch mit einfachen Vorkehrungen verhindert werden.

So wurde zwar im ABC der Bienenkrankheiten nicht auf alle dezidiert eingegangen, sondern besonders auf Hilfsmittel hingewiesen, die das Erkennen der Krankheiten und dem Wissen um die Sperrbezirke bei AFB (gemeldet im Tsis, TierSeuchenInformationsSystem und in den örtlichen Amtsblättern) möglich machen. Das A und O – und damit auch der erste Teil des Kurses – ist und bleibt die Gesunderhaltung durch Vorbeugung.

Hier ging Reinhold auf die den Bienen innewohnenden Abwehrmechanismen ein und stellte positive wie negative Einflussfaktoren vor.

Neu ist seit dem 28.01.2022 die Verpflichtung zur Dokumentation aller angewendeten Bienenmedikamente in einem Bestandsbuch für die Aufbewahrungszeit von fünf Jahren.

Ja, die Imkerei wird zunehmend professionalisiert, und das ist gut so. Seit einigen Jahren müssen vereinsinterne Imkerkurse einen Qualifizierungsnachweis erbringen. Die ehrenamtlichen Kursreferent(inn)en besuchen (einmalig) ein entsprechendes Seminar. Gut so, doch weiterhin stellt sich uns die Frage, warum all die Bemühungen kostenlos erfolgen sollen. Ein wirtschaftlich gesehen so wertvolles Arbeiten wie das Imkern, von dem Millionenbeträge in die Kassen der Wirtschaftsbetriebe gespült werden, sollte nicht völlig ohne Gegenleistung erbracht werden müssen.

Wir für unseren Teil haben uns entschieden, dieses Spiel nicht mitzumachen. Wir leisten als Referent(inn)en viele Stunden Vor-, Durchführungs- und Nachbereitungszeit, leisten uns Zeit und Geld für kontinuierliche Fort- und Weiterbildungen, und das in einem Alter, in dem wir eben noch nicht über eine Rente und genügend Freizeit verfügen. Wir tragen Verantwortung für das Wohlergehen zahlreicher Lebewesen und sind oft rund um die Uhr Ansprechpartner/innen bei imkerlichen Notfällen.

Die Kursgebühren ermöglichen uns eine optimale Qualität der Kurse und geben uns Motivarion und finanziellen Freiraum, diese ohne Kompromisse und Ausfälle durchzuführen, weit über die eigentlichen Kurszeiten hinaus. Uns ist bekannt, dass das einigen Vereinen im Landkreis nicht „schmeckt“. Sie übersehen dabei, dass wir als Initiative keine Zuschüsse erhalten. Außerdem steht es jeder und jedem Kursteilnehmenden frei, sich eines kostenlosen Angebots zu bedienen. Unsere Teilnehmenden entschieden sich freiwillig für unseren Kurs, und sie sollen es keinesfalls bereuen.

Wir freuen uns bereits auf das nächste Mal, wo es wieder direkt an die Bienen geht!