Rezension Schmöe: „Lieblingsplätze Oberfranken“ – und die Bienen sind auch dabei!

Cover Schmöe, Lieblingsplaetze Oberfranken, GmeinerDie „Lieblingsplätze Oberfranken“ von Friederike Schmöe sind beileibe keine unheimlichen, meuchelmörderisch anmutenden Düsterorte, wo hinter jeder Ecke ein Verbrechen lauert. Die in der Bamberger Region besonders als Krimi-Schriftstellerin bekannte Linguistin, quasi die „Mutter“ von Katinka Palvy und Kea Laverde, aber auch einiger weiterer nichtserienhaften Romanfiguren, kann nicht nur Blut.

Mit ihrer überarbeiteten Auflage innerhalb der „Lieblingsplätze“-Serie des Gmeiner Verlags – der Oberfrankenband strahlt im frischen Lindgrün! – beweist sich die Wahl-Bambergerin als Kennerin unserer wunderschönen Landschaft „in der neuen Mitte Europas von der bayerisch-tschechischen Grenze im Nordosten bis zur Stadt Bamberg im Südwesten“, so der Verlagstext. Tja, und Bienen-leben-in-Bamberg.de ist hier mit gemeint! Wie das?!

Aufgestöbert von PD Dr. Schmöe

Ihr ahnt schon, was diese Rezension zu den Lieblingsplätzen mit unserem ureigensten Lieblingsthema „Bienen“ zu tun hat. Nun, eines Sonntags stöberte uns Frau Schmöe, die nicht sehr weit entfernt von unserer Bienen-InfoWabe in Bamberg wohnt, im Bienengarten auf. Hingerissen von unserem stetig sich verschönernden Platz, der bis 2015 nur eine grüne Wiese als fantasieloses „Rückbaugebiet“ der Landesgartenschau 2012 war, sprach sie uns direkt an. Sie würde diesem Flecken des ERBA-Parks gerne ein paar Zeilen in ihrer neuen Auflage widmen und ob uns das Recht wäre.

Wir hatten diese Begegnung zwar nicht vergessen, doch geargwöhnt, dass es unser Herzenswerk vielleicht aus Platzgründen nicht mehr zwischen die Buchdeckel geschafft hatte. Doch  unlängst erhielten wir überraschend ein Päckchen vom Verlag! Gleich blätterten wir an die erwartbare Stelle vor (Kapitel 22, ERBA-Park, S. 63), was gar nicht so  einfach war. Denn es hielten uns wunderbare Bildseiten zu weiteren Natur- und Stadtschönheiten auf, die wir am liebsten sofort durchgelesen bzw. am besten auch sofort besucht hätten.

Na gut, etliche kennen wir ja auch bereits, aber deshalb lässt sich um so leichter sagen: Ja, wir nicken die Auswahl der Oberfranken-Kennerin unbedingt ab! Dass die Verfasserin und Fotografin der vielen, vielen Bilder gebürtige Coburgerin ist, kann für die eher sich selbst genügenden Bamberger nur gut sein. So weitet sich der Blick gen Norden, und auch die Bayreuther und Hofer Gegenden haben unbestritten sehr viel Charme, wie ich aus vergangenen „Vorwende-Tagen“ noch gut weiß. Zeit für mich, mit Schmöes liebevoll bis augenzwinkernd arrangierten Reiseführer auf Wiederentdeckungstour zu gehen!

„Bienenleben und Wasserspaß“

Nun aber zu „unserer“ Stelle. Nicht nur, dass die Dozentin der Deutschen Sprachwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg erwartungsgemäß unser damaliges kurzes Informationsgespräch richtig erinnert bzw. nachrecherchiert hat. Vielmehr hat sie auch die wesentlichen Punkte, um denen es uns geht, knapp, doch fein herausgearbeitet.

Besonders freut uns natürlich, dass wir in der Titelüberschrift den Vorrang VOR dem „Wasserspaß“ erhielten. Der ist nämlich wirklich ebenfalls sehr schön und eine völlig verständliche „Konkurrenz“ … ach nein, eher doch eine Ergänzung. Denn wenn Klassen, die von uns unterrichtet werden, zu viele Schüler aufweisen, teilen wir auf. Die eine Hälfte darf die Bienen streicheln, während die andere die Wartezeit auf dem „Großen Sams-Spielplatz“ überbrückt.

Klöße, Luna-Bowle und 1/4-m2-Pizza

Trotz des warmen Gefühls, bauchgepinselt worden zu sein, wird die Rezension hier dennoch ehrlich bleiben. Als Feinnase stößt mir der merkwürdige Geruch des Buches auf. Der wird sich hoffentlich mit der Zeit abbauen. Auf ein Register ist verzichtet worden. Dafür ist das Inhaltsverzeichnis bei übersichtlicher Gliederung um so ausführlicher. Die Fränkische Schweiz ist eindeutig unterrepräsentiert. Aber über diese Region gibt es ohnehin schon genügend Lesestoff. Verziehen.

Gut gefallen haben mir Schmöes kleine, in die in Fakten, Historie und Beschreibungen eingebundenen Geschichtchen, die gerne auch mal im O-Ton die für sprachliche Auflockerung sorgen. Beispiel: „Es dauert bei euch noch a bissla! Ich hab grad neue Klöß nei. Zwanzig Minuten!“ (-> S. 109 beim auch uns bekanntem „Alt“ in Dietzhof/Leutenbach.)

An jedem Textseitenende findet sich außerdem – in Rot herausgestellt – ein weiterführender, zur Örtlichkeit passender Anschluss-Tipp.
Lieblingsstelle: „Bei Vollmond auf dem Rücken treibend in den Himmel blinzeln und dabei eine Luna-Bowle schlürfen. Wer mag, leiht eine Luftmatratze für den komfortablen Blick in den Himmel aus.“ (S. 37, Bad Rodach, ThermeNatur). Oder: „Ganz Hungrige freuen sich bestimmt über eine „1/4-m2-Pizza!“ – die es im Forsthaus Kamerun gibt (S. 131, Kapitel „Auf nach Afrika!“ – ja, ganz richtig gelesen!).

Sie sehen schon – für kulinarische Tipps der flüssigen wie festen Art ist bestens gesorgt. Eigentlich reichen mir als Appetizer schon genau diese Fußsteg-Stellen, um meine Nach-Corona-Wiedersehens-Rundreise durch Oberfranken perfekt zu planen. 😉

Fazit: Kaufen! Reisen! Schlemmen! Erleben! Übrigens für die ganze Familie, denn Gewalttouren blieben generell außen vor.

Und auch in Corona-Zeiten macht das Blättern trotzdem Spaß, weil man, wenn auch nicht frische Luft, so doch ein bisschen Wissen tanken kann! Oder hätten Sie’s gewusst, dass Königin Victoria, die Gemahlin des Coburger Prinzen Albert, sich dessen Geburtsort Schloss Rosenau als „mein wirkliches Zuhause“ angesehen hatte? Und dass ich als geborenen Fürtherin, aufgewachsenen Nürnbergerin, für Oberfranken und besonders Bamberg, genau dasselbe sagen könnte?! So ist das Buchgeschenk auf keinen Fall verschwendet, sondern von mir zum „Lieblingsreiseführer“ geadelt!


Schmöe, Friederike: Lieblingsplätze Oberfranken : Zauberhafte Ausflugsziele, Paradiesisch schlemmen, Freizeitspaß für Familien. 1. überarb. Aufl. Meßkirch : Gmeiner-Verl. 2021. Inkl. E-Book.

Rezension zu Gerlich/Flad: „Mein Fingerpuppenbuch – Biene Bibi“

[Werbung] Gedacht für Zweijährige ist „Mein Fingerpuppenbuch – Biene Bibi“ mit Texten von Andrea Gerlich und illustriert von Antje Flad, erschienen innerhalb einer ganzen Reihe von niedlichen Fingerpuppenbücher aus dem Verlagsprogramm von arsEdition.

Zwar ist die Beweglichkeit des Tierkopfes wie hier die der Biene Bibi etwas eingeschränkt, das Köpfchen wackelt eben nur so viel, wie es der kräftige Finger im freigelegten Kreis vermag. Doch der Phantasiewelt der Kleinen sollte das als nette zusätzliche Anregung zu den aparten und detailreichen Zeichnungen zupass kommen. Das Bienenköpfchen mit abstehenden Fühlern und die Pappseiten selbst sind sehr stabil angelegt. Das müssen sie auch sein, denn es braucht einigen Druck, um die Figur von hinten bis über die erste Seite hinaus durchzuschieben.

Die kleine Geschichte um Bibi und die Erlebnisse ihres Tages dockt an die Erfahrenswelt der Kinder an. Aufwachen bei Sonenschein, verschlafene (Natur)Kindern begegnen, auch mal ein entäuschendes Alleinebleiben, aber auch mit allen Sinnen Entdeckungen machen, Um-die-Wette-laufen bzw. eher fliegen, neue Freunde finden, müde sein, ins Bett gebraucht werden und träumen … das Stilmittel einer vermenschtlicht dargestellten Natur ist in kräftig-freundlichen Farben und einer altersgerechten Sprache umgesetzt.

Fazit: Biene Bibi wünsche ich, dass sie neben dem Schmetterling noch viel mehr Freunde auch unter den Menschenkindern finden wird!


Mein Fingerpuppenbuch – Biene Bibi / Andrea Gerlich, Antje Flad. München : arsEdition. 2020. 16 Pappeseiten.
ISBN 978-3-8458-3578-5

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Rezension zu Choux: „Mein erstes Buch von den Bienen“

[Werbung] „Mein erstes Buch von den Bienen“ für Kleinkinder ab 18 Monaten, so die Empfehlung des Verlags arsEdition, kommt kompakt mit stabilen, quadratischen Pappeseiten daher, ganz so wie auch die anderen aus der Reihe „Mein erstes Buch von …“.

Genau wie diese wartet es mit einer Animation durch bewegliche Felder auf. Hier sind es 5 auf insgesamt 10 Doppelseiten zuzüglich dem Haupttitelblatt. Sie könnten sicherlich raffinierter sein, doch positiv ist die stabile Verarbeitung, die den kleinen, jedoch durchaus kräftigen Patschhändchen stand halten sollte.

Neben den von Nathalie Choux gemalten Bienen tauchen lediglich noch zwei Schmetterlinge auf. Die Formgebung der wenigen Objekte wie Waben, Baum, Blumen und Bienenstock erfolgten sehr vereinfacht, wobei bei den Blumen nicht an farblichen wie blütenblättrigen Unterschieden gespart wurde. Diese sind denn auch (sorry, Bienen!) das  begeisterndste Motiv.

Wer jetzt denkt, man können am Wenigen nicht viel falsch machen, irrt. Sehr unlogisch hängt der Bienenstock am Ast eines Baumes herab. Was der Form dieser  Abbildung in der Realität am nächsten käme, wäre ein Bienenschwarm, also tausende von Bienen in Traubenform. Die Zeichnung erinnert jedoch an einen historischen Stülper, wie er jedoch nur noch hin und wieder in der Heide anzutreffen ist. Dieser jedoch wird nicht in den Baum gehängt, sondern befindet sich stehend in Bodennähe oder auf einem Regal. Hier also wurde beides lustig gemischt. Und ja, es stört mich, weils’s grafisch leicht vermeidbar gewesen wäre, den Kleinen so einen Unsinn zu kredenzen.

Doch großes Lob für die kurze Erläuterung, dass nicht Honig, sondern Nektar gesammelt wird und DANN erst im Bienenstock der Honig entsteht. Wie oft schon las ich in Kinderbüchern, die Bienen würden HONIG sammeln. Nun, ich bin wieder versöhnt.

Fazit: Für 15 bis 20 Monate alte Kinder als fröhlich daherkommende Lese-Spiel-Überraschung möglich.


Choux, Nathalie: Mein erstes Buch von den Bienen. München : arsEdition. 2020. 12 Pappeseiten.
ISBN 978-3-8458-3671-3

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*24* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Der Titel „Handbuch für die erfolgreiche Imkerei“ macht neugierig. Die beiden Wörter „Handbuch“ und „erfolgreich“ erheben Anspruch auf einen gehaltvollen Inhalt des Buches. Zumal die genannten Imker im Untertitel von Camille Pierre Dadant bis zum Angepassten Brutraum nach Hans Beer“ bekannte Namen sind. Ungewöhnlich auch das in schwarz gehaltene Cover mit silbergrauen, filigranen Blatt- und Blütenornament. Um es vorwegzunehmen: Das Buch hält, was es verspricht, jedoch auf eine überraschend andere Art als erwartet.

Inhalt und Aufbau

Der Kern

Den Kern des Buches bilden die aus dem Englischen übersetzten Originaltexte von Camille Pierre Dadant, bestehend aus den Teilen der beiden Bücher „Dadant System of Beekeeping“ und „First Lessons in Beekeeping“. Ersteres erschien bereits 1920, das zweite Buch im Jahr 1934. Kapitelweise folgen die Ausführungen von Hans Beer, ergänzt durch Erläuterungen des Autorentrios Marion Loeper, René Schieback und Tino Lorz. Die spannende Entwicklung des Handbuchs und damit ein Stück weit auch Historie über mehrere Imkergenerationen hinweg lesen Sie bitte in der Fußnote nach.¹

Die Übersetzungen

Die Texte von Dadant erschienen als Übersetzung bisher auf spanisch, russisch, italienisch sowie französisch und mit dem vorliegenden Buch erstmals auch in deutscher Sprache. Hier ein herzliches Dankeschön an Marion Loeper für den flüssig lesbaren Sprachstil der Übersetzung. Bemerkenswert sind die heute immer noch aktuellen und modern anmutenden Ausführungen von Dadant. Hans Beer wird dazu mit folgendem Kommentar zitiert: „Warum hat uns das keiner früher gesagt? Warum habe ich dieses Buch nicht vor 50 Jahren schon lesen dürfen? Das hätte mir Jahre des Experimentierens erspart, denn die Ergebnisse waren ja schon alle da.“

Der angepasste Brutraum

Bruder Adam, Züchter der Buckfastbiene, nutzte die von Dadant entwickelte Großraumbeute. Hans Beer, ein Schüler von Bruder Adam, entwickelte dessen Arbeitsweise weiter zur Betriebsweise, die „Angepasster Brutraum“ genannt wird. Die Autoren diskutierten die Texte Dadants Kapitel für Kapitel mit Hans Beer und schrieben dessen Beiträge und sein Wissen dazu ebenfalls kapitelweise nieder. Die Protokolle, vor allem in Zusammenhang mit den Beschreibungen Dadants, geben so detailliert Auskunft über Beers Betriebsweise. Stilistisch wirken die Protokolle auf mich etwas holzschnittartig, was ihren inhaltlichen Wert jedoch keinesfalls mindert.

An die Ausführungen Beers schließen sich zum Schluss jedes Kapitels weitere Ergänzungen und Erläuterungen des Autorentrios an. Die letzten drei Kapitel, vom Autorentrio verfasst, runden das Handbuch ab. Kapitel 16 beschreibt die Betriebsweise nach Bruder Adam, Kapitel 17 die Dadant-Beute nach Hans Beer und das letzte Kapitel 18 fasst die Betriebsweise im „Angepassten Brutraum“ nach Hans Beer zusammen.

Fazit

Das Besondere an dem Buch ist, dass hier vom Autorenteam das Wissen und die Erfahrungen mehrerer Imkergenerationen zusammengeführt und aufbereitet und durch eigene Beiträge ergänzt wurde. Durch die Aufteilung nach der Autorenschaft entsteht zwar kein kohärenter, also zusammenhängender Text, jedoch bleibt so die Transparenz der Urheberschaft gewahrt und ist eine historische Entwicklung auf parallelen Ebenen nachvollziehbar. Dies zieht sich bis ins Register durch, welches getrennte Unterregister  jeweils für C. P. Dadant, Bruder Adam und Hans Beer bereit hält. So kann es also sein, dass man zu einer Fragestellung an bis zu vier Stellen nachschlagen muss. Nichts also für ungeduldige Querleser/innen, doch für diese ist es auch nicht gedacht.

Die Zusammenstellung ist so gehaltvoll, dass selbst bei mehrmaligem Lesen immer wieder neue Facetten zu entdecken sind. Die in sich abgeschlossenen Kapitel machen es aber auch nicht notwendig, das Buch „in einem Rutsch“ durchzuackern.

Empfehlung: Das Grundlagenwerk im historischen Kontext kann allen (weit) fortgeschrittenen Imker/inne/n ans Herz gelegt werden, die sich eingehender mit der derzeit sehr populären Betriebsweise des „Angepassten Brutraums“ mit der Dadant-Beute beschäftigen möchten.


¹Die Protagonisten bzw. der Weg des Handbuchs

Die Familie Dadant (USA) entwickelte erstmals eine auf Ökologie und wirtschaftlicher Betriebsweise basierende Imkerei nebst der gleichnamigen Beute „Dadant“. Die Firma Dadant & Sons existiert übrigens noch heute. Der Ältere, Charles Dadant Senior, ein französischer Auswanderer (1863), begründete die Imkerei. Sein Sohn C[amille] P[ierre] Dadant [der Jüngere] schrieb o. g. Werk.

Bruder Adam (Großbritannien), ein deutscher Auswanderer, verwendete für die Zucht der Buckfast-Biene das Dadant-Beutensystem.

Hans Beer (Deutschland, Schwaben) kannte Bruder Adam persönlich, übernahm die Buckfast-Biene und entwickelte in den 70er Jahren Adams Betriebsweise weiter, heute bekannt als „Angepasster Brutraum“.

Das Autorentrio Marion Loeper, René Schieback und Tino Lorz (Deutschland, Sachsen) stellte fest, dass die Schriften Dadants in allen möglichen Sprachen existierten, nicht jedoch auf Deutsch. Mit Hans Beer, der zwar Vorträge hielt, jedoch selbst kaum etwas veröffentlichte, diskutierten sie eine deutsche Übersetzung des Originalwerkes von Dadant. Ihrer Übersetzung fügten sie die mündlichen Ausführungen Beers bei und ergänzten diese mit weiteren Erläuterungen.

Leider konnte Hans Beer die Herausgabe des Buches und somit seines Vermächtnisses nicht mehr miterleben. Doch wird ihm posthum mit diesem außergewöhlichen Werk ein unvergänglicher ehrender Platz in der Imkerwelt zuteil.

[Update 1.1.2021: Korrektur Rechtschreibfehler in Schlagwortliste]


Handbuch für die erfolgreiche Imkerei : von Camille Pierre Dadant bis zum Angepassten Brutraum nach Hans Beer / Marion Loeper; René Schieback; Tino Lorz. 3. Aufl. Dresden : Deutscher Imkerverl. 2019. 273 S. : Ill.
ISBN 978-3-9819599-0-1

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*23* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Dank des praktischen Diagnosekreis Bienenkrankheiten vom Imker und Bienensachverständigen Gerd Molter aus Marbach in Baden-Württemberg lassen sich Bestimmungen direkt am Stock vornehmen. Die Innenseite des kartonierten Wickelfaltblattes im Format DIN A5 offeriert einen in gelbschattierungen gehaltenen Kreis mit Beobachtungskriterien zu den gängigsten Krankheitsverdachtsmomenten. Die jeweils beigefügte Nummer findet sich in der nebenstehenden Liste wieder, die sodann die Erreger und mögliche Ursachen wie auch Abhilfe- und Vorbeugemöglichkeiten aufzählt. Uns hat für die Praxis lediglich der (Chronische) Paralyse-Virus gefehlt, dem wir hin und wieder begegnen.

Also, eigentlich fehlt er ja nicht uns, denn Reinhold ist selbst Gesundheitswart, Bienensachverständiger und Imkermeister. Doch wir empfehlen den Diagnosekreis sehr gerne unseren Imkerkursteilnehmenden zum entsprechenden Modul „Bienenkrankheiten / Bienengesundheit“. Eine gute Beobachtungsgabe ist noch mehr wert, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten sollte. Auch dann, wenn man sich als Jungimker/in zunächst noch verunsichert fühlt. Denn nur mit einer exakten Beschreibung des Verdachtsfalls kann eine erste Ferndiagnose erstellt werden, falls man nicht sofort zum Standort rausfahren kann oder will.

Fortgeschrittene schlagen nach nach der Konsultation in vertiefender Literatur nach, wo sie über die Register rascher fündig werden sollten, da die Krankheit schon mal eingeengt wurde. Manches wie die Maikrankheit lässt sich auch schnell klären und wieder gut machen, indem man dem verursachenden Wassermangel abhilft. Doch sobald die Amerikanische Faulbrut oder die Tropilaelaps-Milbe – in Europa NOCH nicht angekommen, aber im Zuge des Klimawandels durchaus noch drin – ins Spiel kommt. Hier muss das zuständige Veterinäramt informiert werden, so auch im Faltblatt der ganz richtige Hinweis.

Fazit:

Gerd Molters Diagnosekreis Bienenkrankheiten ist ein handliches und von Julia Wrage übersichtlich gestaltetes Instrument, um zu einer ersten, schnellen Einschätzung des Schadensfall zu kommen und daher breit zu empfehlen.


Diagnosekreis Bienenkrankheiten / Gerd Molter; Gestaltung Julia Wrage. 1. Ausgabe. 2014. Bezugsquelle Gerd Molter, http://diagnosekreis.de/

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek

*22* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Cover Ritter/Schneider-Ritter, Bienenjahr, Ulmer„Das Bienenjahr“ bedeutet ein „Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur“. Das Buch ist „Ein phänologischer Arbeitskalender“.  Damit gelingt das „Imkern in Zeiten des Klimawandels“ für manche wieder ein Stück weit leichter und besser. Ja, besser hätte nHaupt- wie Untertitel gar nicht gewählt werden. Wer sich dieses Arbeitshandbuch aus dem bewährten Verlag „Ulmer“ mit seinem Glücksgriff beim Autorendoppelpack Wolfgang Ritter und Ute Schneider-Ritter für die beginnende Saison anschafft, sollte es nicht bereuen.

Taktgeber Natur: Zeigerplanzen

Das Neue daran auf einem übersättigt wirkenden Imkerbuch-Markt ist die konsequente Ausrichtung auf den Taktgeber Natur, die uns vorgibt, ab wann wir was und wie für unsere Bienen tun. Den richtigen Zeitpunkt für bestimmte Maßnahmen zeigen uns das Aufblühen von Zeigerpflanzen wie die Hasel oder das Schneeglöckchen im Vorfrühling, denen sich die phänologischen Jahreszeiten „Erstfrühling“ und „Vollfrühling“ anschließen. Weiter geht es mit dem Frühsommer, den z. B. Schwarzer Holunder in der Blüte und für den Frühherbst in der Fruchtreife ankündigt.

Eine Umschlagklappengrafik gibt einen prima Überblick auf die entsprechenden Phasen, die da außerdem heißen: Hochsommer, Spätsommer, Vollherbst, Spätherbst und der lange Winter. Zeile für Zeile sind die vieljährigen Durchschnittsmonate des Beginns der Blüte bzw. Fruchtreife der Zeigerpflanze nebst einer alternativen Pflanze angegeben. Weitere Trachtpflanzen – Wild- wie Nutzpflanzen – die in dieser Zeitspanne blühen können, folgen. Eine letzte Spalte lässt Raum für eigene Notizen. Denn eines ist klar: Was im Süden wächst, muss im Norden noch nicht angekommen sein. Wird es aber sicher noch, wenn wir das mit der Klimaveränderung nicht in den Griff bekommen.

In diesem Zusammenhang weisen der bzw. die Verfasser/in auf die in Deutschland vorherrschenden 90 Naturräume hin, deren Unterscheidungsmerkmale beispielsweise ihr Relief, die Geologie und Vegetation sowie das Klima sind, diese wiederum in vier Größenordnungsstufen unterteilt. Klingt kompliziert? Keine Sorge, der bzw. die Verfasser/in haben uns das alles im Vorspann ganz hervorragend erläutert und grafisch dargestellt.

Klimawandel – Stresstest für Wild- wie Honigbiene

Ritter und Schneider-Ritter, beide erfahrene, ökologisch spezialisierte, jedoch undogmatische Imker in Sachen Hinterbehandlungsbeute, Zandermagazin und Dadant Großraumbeute, außerdem Agrar- bzw. Umwelt-Wissenschaftler/in und Verfasser/in zahlreicher in Imkerkreisen hoch geschätzter Artikel und Publikationen wie „Bienen gesund erhalten“ (Ulmer 2016) klären die Leser/innen in Sachen Klimawandel sehr deutlich auf. Denn die Imkerei hat sich aus diesem globalen Grunde doch recht verändert. „Nach Messungen des Deutschen Wetterdienst (DWD) blüht die Hasel bei uns heute etwa 13 Tage früher als 1951.“ Einzig stabil über die Jahre hinweg bei 19 Tagen ist der Spätherbst geblieben, der sich mehr an der Tageslänge denn an der Temperatur orientiert.

So sind Verschiebungen mehr noch für manche hochspezialisierte, nicht ganz so anpassungsfähige Wildbienen fatal. Denn diese schlüpfen mancherorts bereits schon, bevor die Pflanzen ihren Pollen bzw. Nektar ausbilden oder aber, die Wildbienen kommen zu spät zu  bereits verblühten Nahrungsquellen. Schön, dass sie in diesem Buch wie selbstverständlich wirkend mitbedacht werden.

Was ist zu tun?

Für die Imker/innen ist es ebenfalls schwieriger geworden, allfällige Arbeiten im Bezug auf den Entwicklungsverlauf von Honigbienenpopulation im Zusammenspiel mit der Pflanzenentwicklung zu koordinieren. Ohne jetzt allzu sehr in die Tiefe zu gehen, warum und wie sich das konkret auf die imkerlichen Arbeiten auswirkt, hier nur aufgeführt die Einteilung der Kapitel nach den Phasen der 10 Jahreszeiten und darin befindlich die sehr praktische Anleitungen im Stile von:

  • Das ist zu tun
  • Arbeiten am Bienenvolk
  • Gesundheitsüberwachung
  • Massnahmen der Gesunderhaltung
  • Arbeiten am Bienenstand
  • Arbeiten im Bienengarten

Letzteres hat mich besonders gefreut, denn dieser Aspekt wird in so gut wie keinem Imkerbuch erwähnt, bildet jedoch auch in unserer Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de einen von vier Schwerpunkten in der Informationsvermittlung. „Bienen, Honig, Imkerei und Natur“ – und für letzteres Themengebiet legten wir den Bamberger Bienengarten an, dessen bienenfreundliche Schaubeete mit Hilfe botanischer Pflanzschilder und weiteren Informationstafeln aufklären möchten. (P. S.: Die Steckschilder sind derzeit im Winterquartier).

Jedes Jahreszeitenkapitel beginnt in seinem Vorsatzblatt“ mit einem „kurz und bündig“, das die nachfolgenden Inhalte in Art einer Checkliste auf den Wesenskern zurückführt. Für den Frühherbst beispielsweise liest sich das dann so:

  • Die Jahreszeit beginnt mit der Fruchtreife des Schwarzen Holunders [dieser ist in einem großformatigen Foto auf der gegenüberliegenden Seite abgebildet].
  • Neophyten bringen späten Pollen und Nektar.
  • Bienenvölker winterfertig machen.
  • Volksstärke und Futtervorräte für die letzte Fütterung abschätzen.
  • Varroa-Virus-Infektion, wenn notwendig, nochmals behandeln.
  • Bienen sind Hornissen und anderen Wespen nicht wehrlos ausgeliefert.

Für Imkererfahrene geht’s noch kürzer: Die hintere innere Umschlagklappe gibt einen wunderbaren grafischen Überblick in Stichworten zu Arbeiten, Vorgängen und Entwicklungen rund um den Bien, eingeordnet in Kalendermonate (die in der Imkerei mit dem Februar beginnt) und deren zugeordneten phänologischen Phasen.

Das „Buch im Buch“

Die Jahreszeitenkapitel enden jeweils mit einem ergänzenden, in sich abgeschlossenem Thema, beispielsweise zur „Selektion und Zucht in der Imkerei“ oder „Alles um Honig und andere Bienenprodukte“ etc. und letztendlich mit Ritters Spezialgebiet, den Bienenkrankheiten. Letztere folgen zwar ebenfalls im wesentlichen den phänologischen Verläufen, man muss und kann das jedoch nicht unbedingt nur an der entsprechenden Jahreszeit festmachen. Grau hinterlegt lassen sich die in Stichworten aufbereiteten Krankheiten beim Aufblättern schnell finden und hintereinander weg lesen, womit sich sozusagen ein „Buch im Buch“ bildet.

Trotz der Aufbereitung nur in Stichworten sind die Krankheiten inhaltlich doch sehr umfänglich und hilfreich für Fortgeschrittene geschrieben. Geeignet für Anfänger/innen allerdings nur, wenn durch entsprechende Kenntnisse der Termini (siehe auch den Service „Imkersprache“ am Ende des Buches) und mit geeigneter Literatur ergänzt. Womit wir zum Schluss kommen … im Buch und der Rezension.

Literatur

Da Wolfgang Ritter der „Papst der Bienenkrankheiten“ für mich (und sicher auch andere) ist, sind erwartungsgemäß und völlig zu Recht seine eigenen Werke aufgeführt, nebst der „üblichen Verdächtigen“ zum Thema Tracht und Bienennahrung sowie zu Wildbienen. Warum allerdings nicht auch Friedrich Pohl, Wolfgang Oberrisser und Thomas Fandl wenigstens mit einem Bienenkrankheitenwerk vertreten sind, oder gerne auch Gerd Molters „Diagnosekreis Bienenkrankheiten“ Erwähnung findet, also, das würde mich doch interessieren.

Die Literaturangabe zur Phänologie und auch die speziellen Hinweise zu englischsprachiger Literatur in Sachen Klimawandel ergänzen den Horizont, der sich bei Imker/innen permanent erweitern und in benachbarten Disziplinen stöbern will und muss.

Fazit

Mag das Buch „Das Bienenjahr“ den Jung-Imker/inne/n in ihrem ersten Tun nicht im üblichen Sinne anleiten, so stellt es durch die verständlich gemachten Querverbindungen zu Naturvorgängen und -beobachtungen inklusive der Bedeutung des Klimawandels sicherlich eine perfekte Ergänzung zu reinen Bienenhaltungsanleitungen dar und vermag sie sogar punktuell zu korrigieren, wo diese nur relativ grob und standardisiert vorgehen.

In inhaltlicher, textlicher, fotografischer wie grafischer Aufarbeitung und Aufmachung und besonders durch die innovative Aufteilung nach zehn phänologisch begründeten Jahreszeiten ein sehr begrüßenswertes und hilfreiches Arbeitshandbuch, das in keinem imkerlichen Haushalt fehlen sollte!


Das Bienenjahr : Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur. Ein phänologischer Arbeitskalender. Imkern in Zeiten des Klimawandels / Wolfgang Ritter, Ute Schneider-Ritter. Stuttgart : Ulmer. 2020. 232 S. : Ill.
ISBN 978-3-8186-1140-8

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek

*20* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Rechtzeitig zu Weihnachten kommt er wohl nicht mehr an. Dennoch lohnt es sich, diesen herausragenden Bildband über Honigbienen, die „geheimnisvollen Waldbewohner“ noch heute zu bestellen – für sich selbst oder als beeindruckendes, mit 38 Euro durchaus erschwingliches Geschenk für die nächste Gelegenheit. (Soll ja Menschen geben, die zum Jahreswechsel +/– Geburtstag haben, nicht wahr, lieber Reinhold?!)

Keineswegs muss man über imkerliches Wissen verfügen oder sonst viel Ahnung von Honigbienen haben. Hier geht es überwiegend um herrliche, nie dargebotene Fotografien, unter widrigen Umständen fotografiert vom mehrfach preisgekrönten Naturfotografen Ingo Arndt und mit den wie immer einfühlsamen, wunderbaren Erläuterungen vom Bienenexperten Prof. em. Dr. Jürgen Tautz, wie die Biene als ursprüngliches Waldkind auch heute noch lebt.

Es gibt sie noch, die wilden Honigbienen

Denn es gibt sie noch, die spechtausgehöhlten Bäume tief im Wald, bewohnt von Apis mellifera. Sie ist deshalb nicht unbedingt wilder als jene, die von Imker/innen in extra für sie angefertigten Behausungen lebt. Selbst in jenen merkt man ihr das ursprüngliche Verhalten noch an, ist eine Zähmung nie erfolgt.

Sie schabt weiterhin die (ohnehin bereits glatten) Wände ab, um sie sodann mit Propolis als Klimaregulation und zum Schutz vor krankheitserregenden Pilzen oder Mikroorganismen zu verkleiden. Nach wie vor bildet sie unerklärbare „Bauketten“, die wie lebendige Netze unter den Waben(gassen) hängen. Sie ist und bleibt ein Wildtier, aller versuchter und teils erfolgreicher, wenngleich nur zeitlich begrenzter Züchtungen zum Trotz – und das ist auch gut so!

Es gibt sie noch, die offenen Fragen

Unerklärbar ist trotz langjähriger, intensiver Forschungsarbeit – sowohl an den wilden Haus- wie an den Wald-Honigbienen – weiterhin so manches. Der eremitierte Professor aus Würzburg stellt daher einige Fragen in den Raum und hofft bzw. fordert dazu auf, dass das Buch als Anregung verstanden wird, diesen nachzugehen. Ja, wer die Honigbienen zu seiner Passion gemacht hat, der scheut sich nicht davor, die Verständnislücken zuzugeben. Wissenschaftler ohnehin nicht, für die sind Fragen das täglich Brot. Nach jeder Antwort tausend weitere Fragen, das ist auch in der Bienenforschung ganz normal.

Aber ebenso, dass Bekanntes neu bewertet und durchdacht wird, wie beispielsweise die Reaktionen von Bienen auf den Smoker. Dass dieser nicht „beruhigend“ wirkt, wie allgemeinem kolportiert, wissen mittlerweile schon viele. Er treibt sie zurück in die Wabengassen, wo sie Honig aufnehmen und dadurch den Imker/innen ein störungsfreies Arbeiten ermögliche.
Doch dass Honig aufgenommen wird, dient möglicherwiese nicht in erster Linie der Reiseproviantierung für die Flucht, sondern könnte ein zusätzliches „Bollwerk“ darstellen für das erklärte Ziel, die Königin vor dem erwarteten Waldband zu schützen. Wissen tut man’s aber nicht.

Weitere, von Arndt wie Tautz aufgeworfene Fragen an die Waldbewohnerinnen sind, wie sie sich so gut im Wald orientieren können, wo sie sich doch keinen Überblick in der Höhe verschaffen können. Oder welche Funktion die durchsichtige Hülle hat, die die Puppen umschließt und beim Schlüpfen abgestreift wird. Dass die lückigen Bauketten, die wie Matten anmuten, keinen Schlafsack bedeuten würden, hat Tautz ausgeschlossen. Seiner Beobachtung nach hängen die Bienen in diesem Geflecht mit dem Bauch nach oben und sind erkennbar wach. Dient die bewegliche Konstruktion womöglich einer Regulierung der Luftzufuhr, um Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Luft um die Wabengassen herum zu optimieren?

Und die spannendste: „Warum aber gibt es nach all den Jahrtausenden der Bienenhaltung durch den Menschen noch immer keine Honigbienen, die sich von ihrer Urform so unterscheiden wie der Dackel vom Wolf? […] Eine Reihe von Umständen haben [das] bisher verhindert …“

Weitere Inhalte

Die Kapiteleinteilung ist zwar ein Gerüst, aber im Grunde braucht es das nicht. Der Bildband liest sich flüssig hintereinander weg, unterbrochen von vielen, oft halb- oder doppelseitigen Prachtaufnahmen. Ein Kapitel – neben dem „Zusammenleben im Verborgenen“, „Mitbewohner im Bienenstock“, „Verteidigung um jeden Preis“, „Orientierung mit allen Sinnen“, „Einzug in die Spechthöhle“ und „Traditionelle Imkerei“ hat es mir jedoch besonders angetan und mich natürlich nachdenklich gemacht. (Tautz belehrt nicht und pachtet die Weisheit nicht für sich, sondern lässt uns unsere eigenen Schlüsse ziehen … was schlau ist, weil er somit nicht gleich die ganze Imkerwelt gegen sich aufbringt!)

Kapitel: Lebensraum Wald

Dass die Bestäubungsleistung der Honigbienen unserer Kulturlandschaft zum reichlichen Tragen von Obst, Gemüse und Beeren verhilft und auch für einen Teil dem Erhalt der Pflanzenvielfalt dient, ist hinlänglich bekannt. Doch: „Was hat der Wald von den Bienen?“ Und ich bzw. Tautz reden nicht vom forstwirtschaftlich überprägten, vielmehr von einem der seltenen naturnahen und gesunden Wäldern, die eine hohe Artenvielfalt in Tier- und Pflanzenwelt aufweisen. Eine Antwort von mehreren interessanten ist, dass der Ameisenbuntkäfer von verlassenen, mit Wachsmottenraupen besiedelten Waben profitiert. Und jener ist wiederum ein Gegenspieler des zu Recht gefürchteten Borkenkäfers.

Mir gefällt einerseits der Gedanke nicht, dass das Buch so manchem wohlmeinenden und romantisch geprägten Zeitgenossen als Aufruf dienen könnte, seine Honigbienen frei schwärmen und sie damit ihrem Schicksal zu überlassen. Die Populationen werden ohne Varroabehandlung nicht lange überleben und auch zur Reinvasion von imkerlich gepflegten Honigbienen beitragen. In einer Stadtlandschaft sind wild umherziehende Bienenschwärme auch jedesmal ein echter Aufreger, wir erhalten jedes Jahr mehr und mehr „verzweifelte“ Anrufe von verängstigten Städter/innen, die sich in akuter Gefahr sehen. Was natürlich Unsinn ist.

Andererseits hat es etwas verlockendes, die Wälder mit Hilfe von Honigbienen attraktiver zu machen. Denn: „Auch Hygienemaßnahmen gehen von Aktivitäten der Honigbienen aus. Das Absammeln des Honigtaus verhindert die Entwicklung von Ruß- und Schimmelpilzen auf den Blättern und Nadeln der Bäume, denen die Honigtauschicht andernfalls einen willkommenen Nährboden bietet.“

Und: „Im Laufe eines Jahres bringt eine Bienenkolonie etwa zwanzig Kilogramm Biomasse in Gestalt all ihrer Mitglieder hervor, von denen die allermeisten im Umfeld des Bienennestes sterben und dann Ameisen, Wespen, Vögeln und anderen Tieren als Nahrung dienen.“

Brrr, die Honigbiene als Nahrung für andere … nun ja, wir müssen ohnehin tatenlos zusehen, wie sich Hornissen und Wespen vor den Stöcken an ihnen gütlich tun. Fressen und gefressen werden – auch ein/e Imker/in drückt hier notgedrungen ein Auge zu, denn sie weiß ja, dass andere Hautflügler ebenfalls überleben möchten und auch sollen. Nein, ein Haustier wollen wir nicht aus ihr machen, das Leben ist sicherlich kein „Ponyhof“, den wollen wir gar nicht.

Fazit

Besser als Tautz kann ich den Grundtenor des Bildbandes um die Honigbienen, ob Wald oder „betreutes Wohnen“ nicht ausdrücken: „Es sollte nicht überraschen, wenn die Geschichte von Mensch und Biene im Wald um eine weiteres Kapitel fortgeschrieben werden würde, in dem die Rückkehr zu den Wurzeln der ersten Begegnung [gemeint ist die Zeidlerei in lichten Baumhöhen] Pate steht. Dadurch können beide Partner gemeinsam nur gewinnen.“

Allerdings: Wer ist hier mit Partner genau gemeint? Dass Imker/innen von der genetischen Ressource der Waldbienen profitieren könnten, sehe ich als logisch an. Aber die Zeidlerei bringt keine Partner hervor. Denn dabei werden Honig und Waben unter gefährlichen Umständen aus den Baumhöhlen entnommen und das Wabenwerk damit zerstört. Klar bauen sie es sich wieder auf. Doch worin genau besteht die Partnerschaft? In der klassischen Imkerei gibt man dem Volk immerhin wieder etwas zurück, also leere Waben und Kohlehydrate, die sogleich zu Honig als Kraftstoff für den kalten Winter umgebaut werden. Nun, darüber muss ich noch ein wenig mehr erfahren.

Und das wiederum ist Sinn des Buches: Dranzubleiben an den Honigbienenfragen, zu deren Antworten wir auch als Imker/innen gerne die Forschungsergebnisse aus dem „Auch-Daheim“ der Bienen heranziehen wollen! Daher wünschen wir dem Bildband „Honigbienen“ von Arndt und Tautz, obwohl und gerade deshalb, weil wir konventionell imkern, eine möglichst umfassende Verbreitung.


Arndt, Ingo ; Tautz Jürgen: Honigbienen : geheimnisvolle Waldbewohner / mit Fotografien von Ingo Arndt und Texten von Jürgen Tautz. 3. Aufl. München : Knesebeck. 2020. 189 : Ill.
ISBN 978-3-95728-362-7

In unserer Imker-Bibliothek enthalten.

*19* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Cover Westrich, Die Wildbienen Deutschlands, Ulmer„Die Wildbienen Deutschlands“ in der 2. Auflage des Ulmer Verlags ist fürwahr keine leichte Kost, immerhin wiegt der Band satte drei Kilo. Bei 1700 Bildern auf 821 Seiten kann man getrost von einem Lebenswerk reden. Der Biologe Dr. rer. nat. Paul Westrich ist einer der renommiertesten Wildbienenspezialisten Deutschlands und Verfasser zahlreicher Sachbücher, die zu meinen Top-Empfehlungen zählen.

Der Preis von 99 Euro ist sehr gut angelegt, falls man einen Faible für Hautflügler wie die Wildbienen hat. Derer gibt es in Deutschland sagenhafte, doch im Rückgang betroffene 566 Arten nebst einigen Arten, deren Status umstritten oder ungeklärt ist und auf deren Auflistung Westrich sodann verzichtet hat. Ich meine, auch der große Rest wird uns vollauf genügen.

Kapiteleinteilung – von hinten aufgezäumt

Man sollte meinen, bei der großen Anzahl porträtierter Wildbienen müssten für die jeweiligen Steckbriefe sämtliche rund 800 Seiten benötigt werden. Doch nein, erst zur Mitte des Prachtbandes hin geht es los mit dem Kapitel „Die Gattungen und Arten“.

Wir erfahren dort zunächst einiges zur Stellung der Bienen unter der großen Ordnung der Hymenoptera, über ihren Körperbau und die für den Laien so verwirrend erscheinende Systematik und Taxonomie, sodann, welche Methoden es für das Sammeln und Präparieren von Bienen gibt, wie wir Wildbienen erkennen und bestimmen können und so einiges mehr. Im Anschluss dürfen wir uns fasziniert den einzelnen Steckbriefen zuwenden, wo keine Biene der anderen zu gleichen scheint in Kennzeichen, Verbreitung, Lebensraum, Nistweise, Blütenbesuch etc. Die Steckbriefe sind in der Reihenfolge der Gattungen bzw. Familien und innerhalb dieser alphabetisch nach Arten gehalten, bestückt mit tollen Fotos von Männchen wie Weibchen, die sich sehr unterscheiden können.

Doch was nun hält Westrich für uns in der ersten Hälfte des „Schinkens“ an weiteren Leckerbissen bereit? Das erste Kapitel bei rund 60 Seiten widmet er den „Lebensräumen der Wildbienen“. Das finde ich persönlich sehr spannend, denn mit einigem Nachdenken könnte ich für Deutschland vielleicht ein Dutzend Landschaftsräume aufzählen, wobei in wenigen Jahren die 13. dann die Steppenlandschaft wäre, wenn das hier – speziell im ohnehin immer etwas zu trockenen Franken – so weiter geht mit den hintereinander gereihten Dürrejahren.

Nun, Westrichs Auflistung der Landschaftsräume beträgt rund 40 Nennungen bei 25 zusammenfassenden Lebensräumen, angefangen in den Mooren und Schilfröhrichten über Weinberge, Felder und Abwitterungshalden bis hinein in die Hohlwege, hinauf auf die Trockenmauern und eingetaucht in die Siedlungsbereiche, also die Dörfer und Städte. Genau dieses Kapitel ist das, was mir immer schon ein wenig für eine praktische Anwendung von lexikalischen Werken gefehlt hat, ohne es wirklich hätte benennen zu können.

Mit den Augen einer Biene

Mit Westrichs „Anleitung“ kann ich die beschriebenen Landschaftsräume gezielt aufsuchen, die sich in meiner Nähe befinden, beispielsweise die Auwälder am Main bei Kemmern oder Oberhaid im Landkreis Bamberg, um auf Spurensuche zugehen. Dass mir dort unsere Honigbienen begegnen werden, ist mir ohnehin klar. Denn Apis mellifera (die letzte übrigens, die in den Steckbriefen beschrieben wurde) findet hier als eine ihrer ersten und wichtigsten Nahrungsquellen des Frühjahres Strauch- und Baumweiden, also Salix-Arten vor.

Dort wird sie auf ihre „Cousine“ treffen, für die die Pflanzen in den Überflutungsbereichen ebenfalls eine wichtige Rolle als „unverzichtbare Pollenquelle“ spielen, neben Stieleichen und Ahornarten. Im vorangegangenen Kapitel zu „Wälder allgemein“ erfahre ich genauer, welche Arten mir dort – und warum – begegnen werden: „Kleine Vernässungen oder vom Wasser überieselte Böschung und Gräben sind die Wuchsorte des Pfennig-Gilbweiderichs […], der in Waldgebieten fast ausschließlich Futterpflanze der Schenkelbienenart Macropis fulvipes.“

Durch Hinweise wie diese kann ich viel gezielter noch wenigstens ein paar Arten stolz auseinanderhalten. So oder so … allein das Lesen dieser Kapitel sensibilisiert für die Welt um uns herum, und noch viel mehr als bisher schon werde ich die Welt mit den Augen einer Biene sehen, die auf hoffentlich erfolgreiche Nistplatz- und Nahrungssuche geht – oder doch eher, fliegt.

Zwischen den beiden Kapiteln „Die Lebensweise der Bienen“ und „Bienen und Blüten“, auf die ich, ohne sie abwerten zu wollen, findet sich das dritte Kapitel, das es mir ebenfalls besonders angetan hat:

„Nutznießer und Gegenspieler“ statt Feindbild

Ich habe ja nun so einige Wildbienenbücher besprochen und durchforstet, um so gut wie möglich für unseren selbstgewählten Informationsauftrag als Bieneninitiative gerüstet zu sein. Denn als Bienenpfleger/innen ist es Reinhold und mir ein Anliegen, die zuweilen doch recht von der Natur entfernte Stadtbevölkerung die unterschiedlichen Wesen näher zu bringen. Doch in keinem Buch fand ich eine tiefergehende bzw. in einem Kapitel zusammenfassende und dabei höchst differenzierte Auflistung wie im vorliegenden.

Von den 12 genannten Nutznießenden und … nein, Feinden, das Wort hat Westrich löblicherweise vermieden! – Gegenspielern wie Mikroorganismen, Milben, Käfern, Wirbeltieren etc. wird als letztes, und das auch nur sehr kurz, der Homo sapiens genannt. Hinter den fast schon dürren Worten vermutet man niemals, dass hier ein Mann schrieb, der fast sein ganzes Leben lang diesen Winzlingen gewidmet hat und sie alle beim Namen nennt. Was für eine unglaubliche Selbstbeherrschung – doch lesen Sie selbst:

„Der bedeutenste Gegenspieler der Wildbienen ist heutzutage der Mensch. Während er über Jahrhunderte hinweg durch seine extensive und vielfältige Landnutzung Wildbienen unbeabsichtigt mehr oder weniger gefördert hat, ist er inzwischen durch die industrialisierte Landwirtschaft sowie groß- und kleinräumige Veränderungen der Landschaft der Hauptverursacher des Artenschwundes geworden.“

Punkt. Keine Zeile mehr. Wo Westrich berede wird, um die Abwehr eines Buntspechtes mit Hilfe eines Maschendrahtzaunes um Totholz zu bewerkstelligen, um die Wohnstätte einer Schwarzen Holzbiene (Xylocopa) – die im Übrigen auch in Bamberg permanent anzutreffen ist– zu schützen wird er beim Gegenspieler Mensch wortkarg.

Es gibt keinen „Hummelhonig“

Aufgeräumt hat Westrich in diesem Kapitel übrigens mit der Mär vom Hummelhonig. Tatsächlich sind es nur kleine, mit Nektar gefüllte Wachstöpfchen. Was Nektar zu echten Honig werden lässt, der diesen Namen verdient, wird vorab ausführlich geschildert. Warum dieses Thema in jenem Kapitel behandelt wird? Weil es hier überleitet in die Futtersuche und damit für die wichtige Unterscheidung nach „belohnenden und nicht belohnenden Blüten.“ Saß vorher bereits eine (bestimmte) Bienenart auf der Blüte, wird sie unter Umständen nicht mehr angeflogen … oder aber gerade deshalb! Sehr spannend!

Kaufempfehlung: Buch trotz Wikipedia & Co.

Was kann ich noch hinzufügen, um sowohl die Bienensachkundigen, die die 1. Auflage ohnehin bereits gekauft haben, auch für die 2. Auflage erneut zu begeistern, aber auch den interessierten Laien zur Geldausgabe zu bewegen? Im ersten Falle dieses, dass es keine Neuauflage, sondern eine gründlich aktualisierte und korrigierte Auflage ist. Denn wie wir ja wissen – hier auch unser Bericht – erschien 2017 das Taschenlexikon der Wildbienen und weitere „bemerkenswerte Veröffentlichungen“ (Westrich im Vorwort), die zu einer zeitnahen Überarbeitung animierten.

Im zweiten Falle, also die Motivation an „Hinz und Kunz“, ist die, dass kein Wikipedia und auch keine Datenbank ein solch in sich abgerundetes Werk wie dieses zu ersetzen vermag. Denn erst mit der Zeit und durch mehrmaliges haptisches Hin- und Herblättern vernetzt sich so langsam eine innere Landkarte, die es schafft, sich der unglaublichen Vielfalt von nur einer einzigen Spezies, nämlich der Wildbiene, samt der ihnen eigenen, spezifischen Lebensräume anzunähern, ohne in ein Gefühl der absoluten Überforderung zu verfallen.

Selbst das Lesebändchen will da eine kleine Hilfe sein, ganz abgesehen vom erkennbaren roten Faden, der alle Artikel prägt und alle Teile verbindet, nämlich einer gut herauslesbaren, authentisch geschilderten persönlichen Forschungarbeit, beschrieben in klarem Sprachduktus trotz notwendiger Fachlichkeit. Während man ziemlich hilflos und rasch übersättigt im Internet hin und herspringt, gar bald die Lust verliert in augenüberlaufender Verwirrung, empfängt uns im aufgeschlagenen Band ein lesefreundlicher Dreispaltentext mit Einzügen, aufgelockert von wunderbaren Fotos mit intimen Einblicken ins Reich der „wilden“ und doch so freundlichen Bienen, … und ja, wer noch nicht genug bekommt, den erwartet eine 67 (!) Seiten lange Literaturliste mit sage und schreibe rund 2.800 Referenzen.

Fazit

„Die Wildbienen Deutschlands“ – ein phänomenaler, textlich wie fotografisch schön gelayouteter Prachtband aus dem Hause „Westrich“, der sicher nicht im Vorzeigebuchregal verstauben wird und sein Geld ohne Abstriche wert ist! Und wer sich’s nicht leisten kann oder mag – Büchereien werden bzw. sollten dieses Standardwerk sicherlich anschaffen. In unserer Imker-Bibliothek ist es Dank des Rezensionsexemplar aus dem Ulmer-Verlag auf alle Fälle vorzufinden!


*Nichts ist doch so lebendig wie Holz in seiner letzten Lebensphase, von mir aus nennt es Altholz oder Schrumpelholz oder Schwundbiotopholz oder … aber doch bitte nicht TOTHolz!

Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands. Stuttgart : Ulmer. 2019. 824 S. : Ill.
ISBN 978-3-8186-0880-4

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek

*18* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Diese Neuerscheinung hat tatsächlich gefehlt: Ein Begleitbuch zum Erwerb des „Fachkundenachweis Honig“. Werner Gekeler, seines Zeichens ehemaliger Fachberater für Imkerei im Regierungsbezirk Tübingen, trägt komprimiert und mit zahlreichen tabellarischen Übersichten versehen zusammen, was die Anwärter/innen auf die Erlaubnis zur Verwendung der Gewährstreifen (Gewährverschluss) des Deutschen Imkerbundes an Wissen benötigen. Eine „optimale Kursbegleitung“ also, in der es um die Gewinnung, Verabeitung und Vermarktung von Honig geht. Das Büchlein will nicht mehr, aber eben auch nicht weniger und schließt daher die einzelnen Kapitel sogleich im Kursstil ab, nämlich mit einigen Wissensfragen.

Optimierungsvorschläge

Daher ist es eher unerheblich, dass einige Fotos ihr etwas älteres Datum nicht verbergen können. Sie stammen größtenteils aus dem Fundus des Verfassers. Allerdings ist mit dem Alter auch ein großer Schatz an Erfahrungswissen verbunden und so nimmt man die Patina in Kauf. Wir sind hier ja nicht bei Instagram, wiewohl das Auge heute schon sehr verwöhnt ist.

Ganz und gar nicht glücklich jedoch bin ich mit dem „Beeblower“ im Kapitel „Gewinnung des Honigs“. Ich wüsste auch niemanden in unserem Umfeld, der mit so einem Gebläse, zumal betrieben mit Generator und / oder Benzin, seine Bienen und die Nachbarn verschrecken mag. Okay, für Großimkereien auf dem freien Felde mag das noch hingenommen werden. Doch die vorgestelle Möglichkeit der sicherlich nicht ganz leisen Nutzung steht im Gegensatz zu der ganz richtigen Anmerkungen im Vorwort: „Der Grund für den Beginn mit der Bienenhaltung ist die ökologische Seite.“ Wir müssen PETA keine Munition liefern und mir hätte die Darstellung der Bienenflucht völlig gereicht. Vielleicht hätte es dann mehr Platz gegeben für ein heutzutage wichtiger erscheinendes Kapitel, den Onlinehandel.

Über das Thema Onlinehandel finden sich im Kapitel „Vermarktung des Honigs“ nur sehr wenige Zeilen, bestehend aus Gründen, warum Menschen den Online-Handel nutzen und dass Honig wegen seiner langen Haltbarkeit dafür infrage käme. Kein Wort zu den zahlreichen Stolperfallen beim Online-Handel bzw. der Gestaltung von AGB (Anbieterkennzeichnung) und Fernabsatzgesetz, Impressum, Datenschutzerklärung etc. Da diese Themen offenbar auch heute noch nicht Gegenstand der Schulungen für den Fachkundenachweis sind – unsere eigenen liegen knapp 8 Jahre zurück –, hat man diese Gelegenheit verstreichen lassen, vor allem Imker/innen späteren Alters zumindest mit Benennung und Literaturangaben auf die Sprünge zu helfen.

Literaturverzeichnis

Wie immer sehe ich mir gerne die Literaturverzeichnisse an, da bin ich nun einmal  bibliothekarisch vorbelastet. Im „Fachkundenachweis Honig“ vermisste ich sofort Horn / Lüllmann: Der Honig (Selbstverl.), ein mit 424 Seiten gewichtiges Standardwerk von 2017, welches 1992 „Das große Honigbuch“ selbiger Verasser abgelöst hat.

Die unter „allgemeine Imkerei“ aufgeführten Literatur ist eine Mischung von alten (Standard)Werken ab dem Jahr 1984 und wenigen neueren Erscheinungen bzw. Ausgaben. So erschien das „Lexikon zur Bienenkunde“ zuletzt in einer Ausgabe von 2002, im Verzeichnis ist noch die Ausgabe von 1987 agegeben.

Daneben findet sich eine getrennte Auflistung zur Bienenweide, angesiedelt zwischen den Erscheinungsjahren 1975 und 1997. Hier vermisse ich unbedingt den hervorragenden Baden-Württemberger Bienenweidekatalog samt Datenbank oder die beiden letzten Auflagen (2007 und 2018) von Günter Pritsch: „Bienenweide“ mit seinen 200 bzw. 220 Trachtpflanzen. Tatsächlich gibt es in diesem engen Themensektor auch Titel, die „Ewigkeitswert“ haben. Doch auch das „Trachtpflanzenbuch“ von  Maurizio / Grafl wurde zuletzt 1994 „neu“ aufgelegt, während uns im Verzeichnung noch die Ausgabe von 1982 offeriert wird.

Fazit

Um es mit Gekerlers eigenen Worten (S. 38) zu sagen: „Ein nicht zu unterschätzendes Problem ist die sich einschleichende Betriebsblindheit.“ Da die Herausgabe dieses kursbegleitenden Bändchens aber an sich eine sehr willkommene Idee ist, sollte einer zweiten Auflage nichts im Wege stehen, aller Kritik zum Trotz. Diese möge bald nachkommen, vielleicht lassen sich die wohlmeinenden Aktualisierungsvorschläge gleich mit einarbeiten. Doch so lange muss man auch wieder nicht warten. Ich empfehle das Buch zum Fest vor allem für Jungimker/innen, aber auch für Imkererfahrende, die auf DIB-Gläser umstellen wollen und den Fachkundenachweis liefern müssen.


Gekeler, Werner: Fachkundenachweis Honig : Gewinnung, Verarbeitung, Vermarktung. Optimale Kursbegleitung. Stuttgart (Hohenheim) : Ulmer. 2020.
ISBN 978-3-8186-1141-5

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*17* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Was haben Siebenschläfer in unserem Weblog über Bienen zu suchen? Nun, das kleine Nagetier ist immerhin ein Nutznießer der Bestäubungsleistung von Insekten, da es Beeren frisst. Und wie auch unsere Bienen (im März) ist der Siebenschläfer heute etwa vier Wochen früher, also bereits im April aktiv, als er es vor dem Klimawandel war.

Damit hat es sich aber auch schon. Da ich diesen „artfremdne“ Band jedoch rezensieren „muss“ – immerhin hat uns der BLV im Graefe und Unzer Verlage dankenswerterweise einige weitere Werke, die wir überwiegend in unsere ausleihbare Imker-Bibliothek einreihen – will ich das gerne tun.

Auf gute Nachbarschaft … ganz nah?!

„Auf gute Nachbarschaft mit den kleinen Kobolden“ (Untertitel), würde ich nicht behaupten wollen, denn in unserem Bienengarten oder hier mitten in der Stadt Bamberg hatten wir bislang noch keinen dieser droligen Hörnchenverwandten aus der Familie der Bilche entdeckt. Kein Wunder, sie sind äußerst menschenscheu, nachtaktiv und wissen sich sehr schlau gegen 14 Fressfeinde zu behaupten. Daher werden sie bis zu 13 Jahre alt – eine Glanzleistung für einen gerade mal rattengroßen Nager.

Um den „Siebenschläfer ganz nah“ zu kommen, so der Buchtitel, braucht es etwas Glück und Spurensuche. Man hört ihn eher, als dass man ihn zu sehen bekommt, und wenn, dann meist nur seine Hinterlassenschaften. Doch trotz seiner „Randale“, die er im Dachboden und in Gartenhäusern veranstalten kann, möchte Korinna Seybold, engagierte Wildtierschützerin, eine Lanze für „Glis glis“, so sein wissenschaftlicher Name, brechen und mit Vorurteilen aufräumen.

Nachahmenswertes Wildtierleben

Das gelingt ihr außerordentlich gut, mit erstaunlichen Fotos und sachkundigen Informationen wie auch herzerwärmenden Einblicken in ein fast schon nachzuahmendes Wildtierleben. So lesen wir im Nachwort folgende, auf unsere Advents- und parallele Lockdown-Zeit höchst passende Zeilen:

„Denn der Siebenschäfer macht aus dem, was sich ihm bietet, immer das Beste. Er reagiert flexibel auf Veränderungen, er konzentriert sich immer auf das Wesentliche und verliert sich nicht in unnötigen Streitigkeiten, er frönt gern den leiblichen Genüssen, und mit seinem Lebensmotto „In der Ruhe liegt die Kraft“ lebt er deutlich entspannter als so mancher kleine betriebsame Nager.

Also machen wir es wie der dicke Graue – gönnen wir uns immer mal wieder ein kurzes Nickerchen, genießen unser Dasein, kuscheln mit unseren Liebsten und lassen uns […] ein paar saftig-süße Trauben schmecken.“

Fazit: Mal was anderes aus der Ecke der Wildtiere, die wir vermutlich übersehen würden, gäbe es nicht ein paar Spezialistinnen wie Korinna Seybold, die uns die drolligen Siebenschläfer auf sympathische Weise näher bringen würden. Geeignet mindestens für alle gut ausgebauten Bibliotheken, Naturschutzverbände, Tierliebhaber/innen und sicherlich besonders für heranwachsende Kinder, die sich für mehr als Meerschweinchen, Hamster und Kaninchen interessieren.


Seybold, Korinna: Siebenschläfer ganz nah. 1. Aufl.
München : Graefe und Unzer / BLV. 2019. 96 S. : Ill.
ISBN 978-3-8354-1969-8

Rezensionsexemplar, übergeben in den Bestand des BUND-Büros Bamberg.