Monatsbetrachtungen Januar 2023 zu Bienen und Imkerei


Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern ein Gutes Neues Jahr sowie gesunde Bienen und stets volle Honigtöpfe!


Übersicht

Phänologie und Bienen

Winterjasmin

Biene an Christrose, Helleborus niger

Bis auf ein paar Ausnahmen ruht im Winter die Vegetation. Genauso unsere Bienen, die in ihrem Stock zusammen­­ge­kuschelt in einer Wintertraube sitzen. Sollte die Außentemperatur über 10 °C liegen, nutzen sie dies für einen Reinigungsflug. Die wenigen blühenden Pflanzen in den Gärten sind jetzt die Christrose (Helleborus niger), der Winterjasmin (Jasmin nudiflorum) und die Zaubernuss (Hamamelis). Sie dienen Bienen als erste Trachtpflanzen im Jahr.

Kontrollgänge

Wir winterten unsere Völker ausreichend stark ein, mit möglichst wenig Varroamilben belastet, mit ausreichend Futter versorgt sowie von jungen Königinnen zusammengehalten („regiert”), außerdem auf frischem Wabenwerk sitzend. Die Restentmilbung führten wir am 17.12.22 durch. Erste Windelkontrollen nach Weihnachten stimmten uns zuversichtlich. Die Zahl der abgefallenen Milben lag im Rahmen der Erwartung.

Katzenkopf gegen SpechtschadenAn den Bienen ist im Januar (fast) nichts mehr zu tun. Auf Kontrollgängen nach Neujahr werden wir noch die restlichen Windeln von der Restentmilbung herausnehmen, beurteilen und reinigen. An einigen wenig durch Menschen frequentierten Bienenständen achten wir besonders auf Spechtschäden. Vorbeugend hatten wir an diesen Ständen zur Abschreckung Bilder von Katzenköpfen angebracht.

Wachsverarbeitung

In der Regel ist es im Januar kalt und die Bienen bleiben in ihrem Zuhause. Gute Bedingung, um ungestört im Freien das liegengebliebene Altwachs mit einem Dampfwachsschmelzer zu verarbeiteten. So vorbereitet lässt sich vielleicht auch schon die eine oder andere Mittelwandwabe gießen.

Wer natürlich eine Hamag-Wachsschleuder sein Eigen nennen darf, ist relativ unabhängig vom Wetter – sofern innerhalb eines Raumes aufgestellt. Ab heuer gehören wir ebenfalls zu den Glücklichen. Davon profitieren werden unsere Imkerkursteilnehmenden, die den „Tesla unter den Imkergerätschaften“ mit nutzen dürfen.

Reparaturen

SpechtschadenIm Winter ist endlich Zeit für Beutenreparaturen. Oftmals müssen Spechtlöcher gestopft oder abgesplittertes Holz an den Außenseiten verkittet werden. Um die Innenseiten der Beuten allerdings kümmern sich die Bienen mit ihren Spezialkitt, dem Propolis, selbst.

Schmökern

Jetzt ist die beste Zeit, die letzten Ausgaben eurer Imkerzeitschrift gründlicher zu lesen. Oder meine Monatsbetrachtungen des Vorjahres oder die der anderen Imkerkolleg(inn)en nochmals durchzusehen. Auch bereits gelesene Bücher nehme ich gerne erneut zur Hand. Mit den Erfahrungen des zurückliegenden Jahres entdecke ich immer wieder neue Aspekte und gewinne neue Erkenntnisse. Lasst euch außerdem von den Titeln unserer Imkerbibliothek inspirieren. Hier geht es zum Bestandsverzeichnis.Literatur zur Imkerei der Imker-Bibliothek

Planen

Den Winter nutzen wir für die Planung. Wohin soll sich unsere Imkerei heuer entwickeln und welche Materialien benötigen wir dazu? Was wollen wir anders machen und welche Schwerpunkte sollen gesetzt werden? Es empfiehlt sich, bereits jetzt im Imkerhandel zu bestellen und nicht erst im Frühjahr, wenn ALLE Imkermaterialien kaufen möchten.

Termine

Mi., 11.01.23 | ab 19 Uhr
MonatsBeeTrachtungen Januar / Februar (mit Stammtisch)

Wo? Vereinshain am Jahnwehr in Bamberg – Parkmöglichkeiten zuhauf, behindertengerecht
Für wen? Imker/innen und alle Interessierten, auch ohne Kenntnisse und Ambitionen, aber mit viel Liebe zu Bienen, Honig, Imkerei und Natur!
Was? Informative Vorschau zu aktuellen imkerlichen Arbeiten des laufenden Monats und phänologischen Hinweise zu Blühtrachten. Mit Meinungsaustausch bei geselligem Beisammensein und Schwofen über unsere Lieblingsthemen.
Referenten? Reinhold Burger (Bienenwirtschaftsmeister u. -sachverständiger) und Ilona Munique (Imkerin)

Monatsbetrachtungen Juni 2022 zu Bienen und Imkerei

Übersicht

Phänologie und Bienen

Biene an Pracht-StorchschnabelNoch blüht die Robinie, die nächste Massentracht ist die Sommerlinde. Zu beobachten ist ein Kommen und Gehen im Storchschnabel und Liguster, an Waldgebieten und Obstgärten an Himbeere und Brombeere. Die Phazelia wartet ebenfalls mit Leckereien für die Bienen auf, und wo wir bei Lila sind – der Lavendel startet heuer früh durch und kann durchaus als eine kleine Massentracht zählen, zumal er durch den Klimawandel immer häufiger die vertrockneten Gärten schmückt.

Schwarmstimmung kontrollieren

Waben zur Weiselkontrolle ziehenDie Schwarmzeit dauert weiterhin bis Ende Juni an, mindestens jedoch bis zur Sommersonnwende (siehe auch unsere Monatsbetrachtungen Mai). Die Sonnenwende läutet die Zeit kürzerer Tage ein. Darauf reagiert die gesamte Natur – Pflanzen wie Tiere. Unsere Bienen reduzieren ab diesem Zeitpunk die Aufzucht von Brut. Die Volksstärken nehmen allerdings bis Anfang Juli mit der schlüpfenden Brut noch zu. Unsere Routinetätigkeit zur Kontrolle auf Schwarmstimmung setzen wir also im 7-Tage-Rythmus bis zum Monatsende fort. Weiselzellen lassen sich zur Ablegerbildung verwenden oder werden ausgebrochen.

Futterversorgung nach Honigernte sicherstellen

Im Gegensatz zum letzten Jahr ist heuer an den meisten Standorten eine gute Frühtrachternte möglich. Nach der Ernte gilt es, die Futterversorgung sicherzustellen. Abhängig vom Standort kann es im Juni zu Trachtlücken kommen. Fallen diese mit der sogenannten Schafskälte zusammen und wurde den Völkern bei der Ernte (zu) wenig Honig belassen, besteht die Gefahr, dass die Bienen hungern. Zur Not muss gefüttert werden, verbunden mit dem Vorsatz, es nächstes Jahr besser zu machen und den Völkern bei der Ernte mehr Honig zu belassen. Ein Volk verbraucht im Juni etwa 3 bis 4 Kilogramm Futter pro Woche!

Ableger pflegen

Begattungserfolg kontrollieren

Bei den im Mai erstellten klassischen Brutwabenablegern sind nach 28 Tagen alle Arbeiterinnen geschlüpft. Die neue Königin ist vom Hochzeitsflug zurück und legt seit etwa einer Woche Eier. Auch müsste bereits die erste verdeckelte Arbeiterinnenbrut vorhanden sein. Mit dem gleichen Bild rechnen wir 14 Tage nach Bildung bei den Begattungsvölkchen aus Sammelbrutablegern. Bei der Kontrolle auf den Begattungserfolg sollten sich zumindest Eier finden lassen und später Arbeiterinnenbrut. War nach dem Schlupf der Jungkönigin das Wetter jedoch kalt und regnerisch, kann sich der Hochzeitsflug verzögern. Dann geben wir noch eine (bis zwei) Woche(n) zu und kontrollieren erneut. Finden wir immer noch keine Eier und Arbeiterinnenbrut, vereinigen wir die Waben mit einem benachbarten Ableger.

Königin zeichnen

In einem Zug mit der Kontrolle auf den Begattungserfolg, kann die Königin gezeichnet werden. Die Ableger sind noch klein, da lassen sich die Königinnen leicht auffinden.

Gegen die VarroaMilbe behandeln

Ablegerpflege mit Milchsäurebehandlung gegen VarroamilbenbefallDie Durchsicht nutzen wir gleich zur Entmilbung. Die Ableger sind noch klein und mit wenig (verdeckelter) Brut, so dass die meisten Milben auf den Bienen ansitzen. Gut für eine Sprühbehandlung mit Milchsäure 15 % ad us. vet., welche bienenschonend und – was wir besonders schätzen – zugleich unkompliziert in der Anwendung ist. Die Waben werden beidseitig im 45°-Winkel eingesprüht, bis die Bienen silbrig glänzen. Wenn die Bienen speckig schwarz aussehen, hat man zu viel gesprüht.

Neuerdings wird von den Bieneninstituten stattdessen die Verwendung einer Sprühlösung Oxalsäure-Dihydrat 3 % ad us. vet. empfohlen, die eine noch bessere Wirksamkeit gegen die Varroamilbe aufweist, jedoch unserer Meinung nicht so anwenderfreundlich ist, was Jungimker/innen eventuell vor Probleme stellt. Einfach mal ausprobieren.

Ableger Erweitern

Vergleichsfoto zur RähmchenverdratungMit dem Wachsen der Völckchen werden die Ableger sukzessive mit gedrahteten Leerrähmchen mit Anfangsstreifen am Rand des Brutnestes erweitert. Je nach Entwicklung im Abstand von ein bis zwei Wochen. Drei bis fünf  Arbeiterinnenwaben lassen sich so im Naturbau gewinnen. Später im Sommer wird mit Mittelwandrähmchen erweitert. Bei Trachtmangel geben wir parallel zur Erweiterung einen Liter Zuckerlösung (Mischungsverhältnis 3:2). Unter der Futtergabe bauen die kleinen Völker die Waben zügig aus. Voraussetzung für das Gelingen eines Naturbaus ist jedoch, dass die Beuten waagrecht ausgerichtet stehen.

Propolisgitter einlegen

Ab der Sommersonnwende beginnen die Bienenvölker bereits mit den ersten Vorbereitungen auf den Winter. Speziell dichten sie verstärkt Ritzen und Spalten mit Propolis ab. Das ist jetzt der Zeitpunkt, Propolisgitter auf die Rähmchen aufzulegen, sofern man später Propolis ernten will. Wir verwenden Propolistinktur sehr erfolgreich bei Fieberbläschen sowie Erkältungen und Entzündungen mit Symptomen im Rachen-Hals-Raum.

Termine

Ort: Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1, 96047 Bamberg (ERBA-Park). Bitte parken Sie in der nahen Tiefgarage „An der Weberei“ bzw. „An der Spinnerei“ (unterschiedliche Benennung je Navi)

  • BIWa-Sonntagsöffnung mit Messe

Kennzeichnung "Spezialthema" der Bienen-InfoWabe (BIWa)LavendelLavendel- und Honigmesse für Bienenfreunde.
Verkaufsschau mit Beratung im Bamberger Bienengarten

So., 19.06.22 | 14.00 – 18.00 Uhr

Ort: Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1, 96047 Bamberg (ERBA-Park). Bitte parken Sie in der nahen Tiefgarage „An der Weberei“ bzw. „An der Spinnerei“ (unterschiedliche Benennung je Navi)

Monatsbetrachtungen Juni 2021 zu Bienen und Imkerei

Übersicht

Schwarmstimmung kontrollieren

Waben zur Weiselkontrolle ziehenDie Schwarmzeit dauert weiterhin bis Ende Juni an, mindestens jedoch bis zur Sommersonnwende (siehe auch unsere Monatsbetrachtungen Mai). Die Sonnenwende läutet die Zeit kürzerer Tage ein. Darauf reagiert die gesamte Natur – Pflanzen wie Tiere. Unsere Bienen reduzieren ab diesem Zeitpunk die Aufzucht von Brut. Die Volksstärken nehmen allerdings bis Anfang Juli mit der schlüpfenden Brut noch zu. Unsere Routinetätigkeit zur Kontrolle auf Schwarmstimmung setzen wir also im 7-Tage-Rythmus bis zum Monatsende fort. Weiselzellen lassen sich zur Ablegerbildung verwenden oder werden ausgebrochen.

Futterversorgung nach Honigernte sicherstellen

Ob aufgrund des kalten Frühjahrs und Frühsommers eine Frühtrachternte möglich war oder noch sein wird, variiert heuer sehr stark nach Standort. Sollte geerntet worden sein, gilt es, die Futterversorgung sicherzustellen. Abhängig vom Standort kann es im Juni zu Trachtlücken kommen. Fallen diese mit der sogenannten Schafskälte zusammen und wurde den Völkern bei der Ernte (zu) wenig Honig belassen, besteht die Gefahr, dass die Bienen hungern. Zur Not muss gefüttert werden, verbunden mit dem Vorsatz, es nächstes Jahr besser zu machen und den Völkern bei der Ernte mehr Honig zu belassen. Ein Volk verbraucht im Juni etwa 3 bis 4 Kilogramm Futter pro Woche!

Ableger pflegen

Begattungserfolg kontrollieren

Bei den im Mai erstellten klassischen Brutwabenablegern sind nach 28 Tagen alle Arbeiterinnen geschlüpft. Die neue Königin ist vom Hochzeitsflug zurück und legt seit etwa einer Woche Eier. Auch müsste bereits die erste verdeckelte Arbeiterinnenbrut vorhanden sein. Mit dem gleichen Bild rechnen wir 14 Tage nach Bildung bei den Begattungsvölkchen aus Sammelbrutablegern. Bei der Kontrolle auf den Begattungserfolg sollten sich zumindest Eier finden lassen und später Arbeiterinnenbrut. War nach dem Schlupf der Jungkönigin das Wetter jedoch kalt und regnerisch, kann sich der Hochzeitsflug verzögern. Dann geben wir noch eine (bis zwei) Woche(n) zu und kontrollieren erneut. Finden wir immer noch keine Eier und Arbeiterinnenbrut, vereinigen wir die Waben mit einem benachbarten Ableger.

Königin zeichnen

In einem Zug mit der Kontrolle auf den Begattungserfolg, kann die Königin gezeichnet werden. Die Ableger sind noch klein, da lassen sich die Königinnen leicht auffinden.

Gegen die VarroaMilbe behandeln

Ablegerpflege mit Milchsäurebehandlung gegen VarroamilbenbefallDie Durchsicht nutzen wir gleich zur Entmilbung. Die Ableger sind noch klein und mit wenig (verdeckelter) Brut, so dass die meisten Milben auf den Bienen ansitzen. Gut für eine Sprühbehandlung mit Milchsäure 15 % ad us. vet., welche bienenschonend und – was wir besonders schätzen – zugleich unkompliziert in der Anwendung ist. Die Waben werden beidseitig im 45°-Winkel eingesprüht, bis die Bienen silbrig glänzen. Wenn die Bienen speckig schwarz aussehen, hat man zu viel gesprüht.

Neuerdings wird von den Bieneninstituten stattdessen die Verwendung einer Sprühlösung Oxalsäure-Dihydrat 3 % ad us. vet. empfohlen, die eine noch bessere Wirksamkeit gegen die Varroamilbe aufweist, jedoch unserer Meinung nicht so anwenderfreundlich ist, was Jungimker/innen eventuell vor Probleme stellt. Einfach mal ausprobieren.

Ableger Erweitern

Vergleichsfoto zur RähmchenverdratungMit dem Wachsen der Völckchen werden die Ableger sukzessive mit gedrahteten Leerrähmchen mit Anfangsstreifen am Rand des Brutnestes erweitert. Je nach Entwicklung im Abstand von ein bis zwei Wochen. Drei bis fünf  Arbeiterinnenwaben lassen sich so im Naturbau gewinnen. Später im Sommer wird mit Mittelwandrähmchen erweitert. Bei Trachtmangel geben wir parallel zur Erweiterung einen Liter Zuckerlösung (Mischungsverhältnis 3:2). Unter der Futtergabe bauen die kleinen Völker die Waben zügig aus. Voraussetzung für das Gelingen eines Naturbaus ist jedoch, dass die Beuten waagrecht ausgerichtet stehen.

Propolisgitter einlegen

Ab der Sommersonnwende beginnen die Bienenvölker bereits mit den ersten Vorbereitungen auf den Winter. Speziell dichten sie verstärkt Ritzen und Spalten mit Propolis ab. Das ist jetzt der Zeitpunkt, Propolisgitter auf die Rähmchen aufzulegen, sofern man später Propolis ernten will. Wir verwenden Propolistinktur sehr erfolgreich bei Fieberbläschen sowie Erkältungen und Entzündungen mit Symptomen im Rachen-Hals-Raum.

Phänologie und Trachtpflanzen

Gemeiner Rosenkäfer und Honigbiene an Pfingstrose Paeonia 'Nosegay'Als ergiebige Trachtpflanzen im Juni dürfen wir an unseren Standorten die Robinie (Scheinakazie), Linde (Sommer-, Winter-, Silber-) sowie Brom- und Himbeere erwarten. Außerdem tummeln sich Käfer, Wild- wie Honigbienen wie verrückt an unserem neuen Schau-Pfingstrosenbeet. Das ist zwar noch keine Massentracht, aber offenbar schmeckt es ihnen supergut und scheint ein Snack zwischendurch zu sein.

Biene an Brombeerblüte

Fortbildungen und Termine

Logo BLIB-Imkerkurs für Anfänger6. MODUL: VARROAKUNDE UND -KONTROLLE
— ONLINE —

Sa., 05.06.21 | 10.30 – 12.30 Uhr

 

  • BIWa-Sonntagsöffnung mit Messe

Kennzeichnung "Spezialthema" der Bienen-InfoWabe (BIWa)LavendelLavendel- und Honigmesse für Bienenfreunde.
Verkaufsschau mit Beratung im Bamberger Bienengarten

So., 20.06.21 | 14.00 – 18.00 Uhr

Ort: BieneninfoWabe, Bienenweg 1, 96047 Bamberg (ERBA-Park). Bitte parken Sie in der nahen Tiefgarage „An der Weberei“ bzw. „An der Spinnerei“ (unterschiedliche Benennung je Navi)

*22* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Cover Ritter/Schneider-Ritter, Bienenjahr, Ulmer„Das Bienenjahr“ bedeutet ein „Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur“. Das Buch ist „Ein phänologischer Arbeitskalender“.  Damit gelingt das „Imkern in Zeiten des Klimawandels“ für manche wieder ein Stück weit leichter und besser. Ja, besser hätte nHaupt- wie Untertitel gar nicht gewählt werden. Wer sich dieses Arbeitshandbuch aus dem bewährten Verlag „Ulmer“ mit seinem Glücksgriff beim Autorendoppelpack Wolfgang Ritter und Ute Schneider-Ritter für die beginnende Saison anschafft, sollte es nicht bereuen.

Taktgeber Natur: Zeigerplanzen

Das Neue daran auf einem übersättigt wirkenden Imkerbuch-Markt ist die konsequente Ausrichtung auf den Taktgeber Natur, die uns vorgibt, ab wann wir was und wie für unsere Bienen tun. Den richtigen Zeitpunkt für bestimmte Maßnahmen zeigen uns das Aufblühen von Zeigerpflanzen wie die Hasel oder das Schneeglöckchen im Vorfrühling, denen sich die phänologischen Jahreszeiten „Erstfrühling“ und „Vollfrühling“ anschließen. Weiter geht es mit dem Frühsommer, den z. B. Schwarzer Holunder in der Blüte und für den Frühherbst in der Fruchtreife ankündigt.

Eine Umschlagklappengrafik gibt einen prima Überblick auf die entsprechenden Phasen, die da außerdem heißen: Hochsommer, Spätsommer, Vollherbst, Spätherbst und der lange Winter. Zeile für Zeile sind die vieljährigen Durchschnittsmonate des Beginns der Blüte bzw. Fruchtreife der Zeigerpflanze nebst einer alternativen Pflanze angegeben. Weitere Trachtpflanzen – Wild- wie Nutzpflanzen – die in dieser Zeitspanne blühen können, folgen. Eine letzte Spalte lässt Raum für eigene Notizen. Denn eines ist klar: Was im Süden wächst, muss im Norden noch nicht angekommen sein. Wird es aber sicher noch, wenn wir das mit der Klimaveränderung nicht in den Griff bekommen.

In diesem Zusammenhang weisen der bzw. die Verfasser/in auf die in Deutschland vorherrschenden 90 Naturräume hin, deren Unterscheidungsmerkmale beispielsweise ihr Relief, die Geologie und Vegetation sowie das Klima sind, diese wiederum in vier Größenordnungsstufen unterteilt. Klingt kompliziert? Keine Sorge, der bzw. die Verfasser/in haben uns das alles im Vorspann ganz hervorragend erläutert und grafisch dargestellt.

Klimawandel – Stresstest für Wild- wie Honigbiene

Ritter und Schneider-Ritter, beide erfahrene, ökologisch spezialisierte, jedoch undogmatische Imker in Sachen Hinterbehandlungsbeute, Zandermagazin und Dadant Großraumbeute, außerdem Agrar- bzw. Umwelt-Wissenschaftler/in und Verfasser/in zahlreicher in Imkerkreisen hoch geschätzter Artikel und Publikationen wie „Bienen gesund erhalten“ (Ulmer 2016) klären die Leser/innen in Sachen Klimawandel sehr deutlich auf. Denn die Imkerei hat sich aus diesem globalen Grunde doch recht verändert. „Nach Messungen des Deutschen Wetterdienst (DWD) blüht die Hasel bei uns heute etwa 13 Tage früher als 1951.“ Einzig stabil über die Jahre hinweg bei 19 Tagen ist der Spätherbst geblieben, der sich mehr an der Tageslänge denn an der Temperatur orientiert.

So sind Verschiebungen mehr noch für manche hochspezialisierte, nicht ganz so anpassungsfähige Wildbienen fatal. Denn diese schlüpfen mancherorts bereits schon, bevor die Pflanzen ihren Pollen bzw. Nektar ausbilden oder aber, die Wildbienen kommen zu spät zu  bereits verblühten Nahrungsquellen. Schön, dass sie in diesem Buch wie selbstverständlich wirkend mitbedacht werden.

Was ist zu tun?

Für die Imker/innen ist es ebenfalls schwieriger geworden, allfällige Arbeiten im Bezug auf den Entwicklungsverlauf von Honigbienenpopulation im Zusammenspiel mit der Pflanzenentwicklung zu koordinieren. Ohne jetzt allzu sehr in die Tiefe zu gehen, warum und wie sich das konkret auf die imkerlichen Arbeiten auswirkt, hier nur aufgeführt die Einteilung der Kapitel nach den Phasen der 10 Jahreszeiten und darin befindlich die sehr praktische Anleitungen im Stile von:

  • Das ist zu tun
  • Arbeiten am Bienenvolk
  • Gesundheitsüberwachung
  • Massnahmen der Gesunderhaltung
  • Arbeiten am Bienenstand
  • Arbeiten im Bienengarten

Letzteres hat mich besonders gefreut, denn dieser Aspekt wird in so gut wie keinem Imkerbuch erwähnt, bildet jedoch auch in unserer Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de einen von vier Schwerpunkten in der Informationsvermittlung. „Bienen, Honig, Imkerei und Natur“ – und für letzteres Themengebiet legten wir den Bamberger Bienengarten an, dessen bienenfreundliche Schaubeete mit Hilfe botanischer Pflanzschilder und weiteren Informationstafeln aufklären möchten. (P. S.: Die Steckschilder sind derzeit im Winterquartier).

Jedes Jahreszeitenkapitel beginnt in seinem Vorsatzblatt“ mit einem „kurz und bündig“, das die nachfolgenden Inhalte in Art einer Checkliste auf den Wesenskern zurückführt. Für den Frühherbst beispielsweise liest sich das dann so:

  • Die Jahreszeit beginnt mit der Fruchtreife des Schwarzen Holunders [dieser ist in einem großformatigen Foto auf der gegenüberliegenden Seite abgebildet].
  • Neophyten bringen späten Pollen und Nektar.
  • Bienenvölker winterfertig machen.
  • Volksstärke und Futtervorräte für die letzte Fütterung abschätzen.
  • Varroa-Virus-Infektion, wenn notwendig, nochmals behandeln.
  • Bienen sind Hornissen und anderen Wespen nicht wehrlos ausgeliefert.

Für Imkererfahrene geht’s noch kürzer: Die hintere innere Umschlagklappe gibt einen wunderbaren grafischen Überblick in Stichworten zu Arbeiten, Vorgängen und Entwicklungen rund um den Bien, eingeordnet in Kalendermonate (die in der Imkerei mit dem Februar beginnt) und deren zugeordneten phänologischen Phasen.

Das „Buch im Buch“

Die Jahreszeitenkapitel enden jeweils mit einem ergänzenden, in sich abgeschlossenem Thema, beispielsweise zur „Selektion und Zucht in der Imkerei“ oder „Alles um Honig und andere Bienenprodukte“ etc. und letztendlich mit Ritters Spezialgebiet, den Bienenkrankheiten. Letztere folgen zwar ebenfalls im wesentlichen den phänologischen Verläufen, man muss und kann das jedoch nicht unbedingt nur an der entsprechenden Jahreszeit festmachen. Grau hinterlegt lassen sich die in Stichworten aufbereiteten Krankheiten beim Aufblättern schnell finden und hintereinander weg lesen, womit sich sozusagen ein „Buch im Buch“ bildet.

Trotz der Aufbereitung nur in Stichworten sind die Krankheiten inhaltlich doch sehr umfänglich und hilfreich für Fortgeschrittene geschrieben. Geeignet für Anfänger/innen allerdings nur, wenn durch entsprechende Kenntnisse der Termini (siehe auch den Service „Imkersprache“ am Ende des Buches) und mit geeigneter Literatur ergänzt. Womit wir zum Schluss kommen … im Buch und der Rezension.

Literatur

Da Wolfgang Ritter der „Papst der Bienenkrankheiten“ für mich (und sicher auch andere) ist, sind erwartungsgemäß und völlig zu Recht seine eigenen Werke aufgeführt, nebst der „üblichen Verdächtigen“ zum Thema Tracht und Bienennahrung sowie zu Wildbienen. Warum allerdings nicht auch Friedrich Pohl, Wolfgang Oberrisser und Thomas Fandl wenigstens mit einem Bienenkrankheitenwerk vertreten sind, oder gerne auch Gerd Molters „Diagnosekreis Bienenkrankheiten“ Erwähnung findet, also, das würde mich doch interessieren.

Die Literaturangabe zur Phänologie und auch die speziellen Hinweise zu englischsprachiger Literatur in Sachen Klimawandel ergänzen den Horizont, der sich bei Imker/innen permanent erweitern und in benachbarten Disziplinen stöbern will und muss.

Fazit

Mag das Buch „Das Bienenjahr“ den Jung-Imker/inne/n in ihrem ersten Tun nicht im üblichen Sinne anleiten, so stellt es durch die verständlich gemachten Querverbindungen zu Naturvorgängen und -beobachtungen inklusive der Bedeutung des Klimawandels sicherlich eine perfekte Ergänzung zu reinen Bienenhaltungsanleitungen dar und vermag sie sogar punktuell zu korrigieren, wo diese nur relativ grob und standardisiert vorgehen.

In inhaltlicher, textlicher, fotografischer wie grafischer Aufarbeitung und Aufmachung und besonders durch die innovative Aufteilung nach zehn phänologisch begründeten Jahreszeiten ein sehr begrüßenswertes und hilfreiches Arbeitshandbuch, das in keinem imkerlichen Haushalt fehlen sollte!


Das Bienenjahr : Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur. Ein phänologischer Arbeitskalender. Imkern in Zeiten des Klimawandels / Wolfgang Ritter, Ute Schneider-Ritter. Stuttgart : Ulmer. 2020. 232 S. : Ill.
ISBN 978-3-8186-1140-8

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek