Wachsverarbeitung ideal in trister Vorfrühlingsphase: Das Mittelwandgießen

Mittelwandgießform zur Wachsumarbeitung Erzeugt Wärme und kann ebenfalls im „Homeoffice“ durchgeführt werden: Das Erstellen von Mittelwänden.

Was wird gebraucht?

Seit 2018 benutzen wir dazu eine händisch betriebene Mittelwandgießform, montiert auf einem Gestell, das vormals eine Kappsäge trug. Außer einem Wasserhahn (den von der Waschmaschine) und einem Wasserablaufbecken (hier unsere Badewanne) nebst einer Kochplatte auf einem Stühlchen nebst Schmelztopf (ausrangierter Kochtopf, nicht aus Emaille!) ist nur wenig mehr vonnöten.

Der Raum sollte gut zu Lüften sein, denn im Gegensatz zu der landläufigen Meinung, Wachs müsse doch himmlisch duften, ist die Geruchsbildung leicht ins Strenge tendierend, ohne aber tatsächlich belästigend zu sein. Ist also auszuhalten.

Mittelwände frisch gegossenWie wird’s gemacht?

Die übers Jahr eingeschmolzenen Drohnenwachse aus der biotechnischen Varroaprophylaxe sowie die Altwachse aus den Honigräumen eignen sich am besten für Mittelwände. Um Brüchigkeit bei der Herstellung zu vermeiden, sollte der Anteil an Entdeckelungswachs gering ausfallen. Besser, ihr verwendet das wertvollste aller Wachse für Bienenwachstücher oder in der Kosmetik.

Eine genauere Anleitung zum Mittelwandgießen und zu weiteren Aspekten rund um die Wachsverarbeitung ist hier nachzulesen.

In mancher Literatur ist die Rede von einer zu schaffenden Menge von 60 Mittelwänden pro Stunde. Das erscheint illusorisch oder nur von jenen zu schaffen, die Wachsverarbeitung tagelang durchziehen und es am Ende im Schlaf beherrschen. Reinhold kommt auf ebenfalls nicht unbescheidene 30 Stück, also einschließlich Bruchverluste sind dies alle zwei Minuten eine perfekte Wabe. Das Auf- und Abrüsten der Gerätschaften, das Aufschmelzen der von Verunreinigungen am Boden befreiter Wachsblöcke, das Abkleben der Arbeitsumgebung (hier die Badezimmerwände) und das Endreinigen natürlich nicht mit eingerechnet.

Nehmt euch also am besten etwas Zeit (O-Ton Reinhold: „Meditativ wird’s mit einem Seidla Bier oder einem Glas Wein“), beispielsweise das nächste verregnete Wochenende, und habt Freude an der Vorbereitung der möglichst mit Eigenwachs zubereiteten neuen Heimstatt der Bienen und / oder ihres Honigs!

Statistik

  • Anzahl gefertigter Mittelwände Zander 2018 bis März 2021:
    1.000 Stück
  • Wachsgewicht der Mittelwände Zander 2018 bis März 2021:
    78,231 kg
  • Anzahl Mittelwände Zander pro Kilogramm Wachs:
    12,78 Stück
  • Gewicht pro Mittelwand Zander:
    78,23 g

Wann sich die teure Anschaffung einer Mittelwandgießform gegenüber einem Umarbeiten durch einen Wachsverarbeitungsbetrieb bzw. dem Einkauf fertiger Waben gelohnt hat, verraten wir in (hoffentlich) wenigen Jahren!

Rezension zu Spürgin: „Bienenwachs“

Cover Spürgin: Bienenwachs. Ulmer

„Wachs war wertvoller als Honig“, so beginnt der erste Beitrag zum Standardwerk „Bienenwachs“ des langjährigen Fachberaters für Imkerei, Armin Spürgin. „Die Wertschätzung des Bienenwachs zu heben“ ist sein erklärtes Ziel, und so erfahren wir eingangs, wo das Bienenwachs denn eigentlich her kommt, wie eine Wabe entsteht und was sich alles damit anfangen lässt.

Bedeutung des Wachses

Menschen konnten seit je her allerhand mit Wachs anstellen – vom Ritzen verkleiden über Schreibtafeln bis hin zu regulierbarem Licht. Es war gültiges Zins- und Zahlungsmittel und begehrtes Tauschobjekt bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Seit dem 19. Jahrhundert und mit Beginn der Herstellung synthetischen Kerzenwachses Stearin und Paraffin war die Stunde des Wachses als Wertmittel allerdings gezählt. Dem Honig ging es auch nicht viel besser, er wurde von der Zuckerrübe verdrängt.

Und doch … heute schätzt man reines Wachs wieder in seinem ursprünglichen Sinne, nämlich als adäquates, qualitätsvolles und kontrollierbares Betriebsmittel für die Imkerei und die Honigproduktion. Denn wer einen eigenen, kontrollierten Wachskreislauf sein Eigen nennen kann, dessen Völker sind gut geschützt vor Krankheitskeimen aus anderen Stöcken und / oder unlauteren oder unbeabsichtigten Wachsverpanschungen – und damit vor Schäden in der Bienenhaltung durch ungeeignete Brutbehältnisse. Auch der Honig schmeckt einfach besser, wenn er aus frischen Waben geerntet wird.

Faszinosum trifft unterhaltsames Faktenwissen

Spürgin lässt Faszinierendes mit Faktenwissen und technischen Daten abwechseln. So erfahren wir, dass die Ausrichtung bzw. Form des Wabenverlaufs nach dem Erdmagnetfeld unter Nutzung der Schwerkraft verläuft oder dass die Wandstärke einer Wabenzelle „ziemlich genau“ 0,073 mm bemisst und die Zellweite von 6,2-6,4 mm für Drohnenzellen um 1 mm größer als die der Arbeiterinnenzellen ist. Damit kann man beim Unterrichten oder in Führungen ruhig ein wenig für Staunen im Publikum sorgen. Wirklich wichtig fürs Imkern ist es nicht zwingend.

Nur wer Imkermeister oder Bibliothekarin oder Erwachsenenbildnerin ist und damit zu den Korinthenkackern zählt, könnte sich daran ergötzen. Daher wird die Erläuterung zur Wachsschüppchenproduktion in der nächsten Auflage eine genauere Beschreibung erhalten. Das stellte Spürgin nach unserem kurzen Mailwechsel in Aussicht. Hier gab es nämlich bei mir eine „kleine Irritation“ hinsichtlich der Anzahl der Wachsschüppchen im Verhältnis zu den genannten Bauchschuppen. Die acht Schüppchen treten streng genommen bereits zwischen dem 2. (und nicht erst wie im Buch beschrieben dem 3.) Bauchsegment hervor, beziehungsweise, wenn vom Wachsspiegel ausgegangen wird, „von der 3. bis zu 6. Bauchschuppe inklusive“.

Ja, Bienen, ihr Leben und das Imkern kann zuweilen kompliziert bzw. komplex anmuten. Um so löblicher, dass man mit allzu vielen Details verschont bleibt, wobei Unschärfen in Kauf genommen werden müssen. Schon mal auch, um die Seitenzahl trotz Megaumfang der Themen reduziert zu halten. Das ist Spürgin absolut ausgewogen gelungen!

Wie in all seinen Werken ist seine Schreibweise sachlich und kompakt – jeder Satz ein Treffer! – dabei jedoch angenehm unterhaltsam, da ohne größere Ausschweifungen, erhobene Zeigefinger. Die Leser/innen werden direkt angesprochen, und so fühlte ich mich denn auch in jedem Absatz mitgenommen. Neben Zeichnungen, Fotos und Tabellen lockern Tipps und Hinweise in hellroten Kästchen die Beschreibungen auf und richten das Augenmerk auf hilfreiche oder bemerkenswerte Details.

Wabenmanagement und Wachsernte

Nachvollziehbar auch für Jungimker/innen ist beschrieben, wie das Wabenmanagement funktioniert und wie mit dem bei der Honigernte anfallenden Entdeckelungswachs umgegangen wird sowie die Altwaben vor der Wachsmotte geschützt sind. Basiswissen gepaart mit Erfahrungswissen lässt das Gefühl von informeller Sicherheit aufkommen.

Doch durch das Aufgreifen von aktuellen Diskussionen zu bestimmten Betriebsweisen lässt Spürgin auch Spielraum für eigene Überlegungen. Manches könnte hier gerne etwas weiter ausgeführt werden. So wirft die Textstelle mit den lautwerdenden Forderungen, die „Ausstattung des Honigraumes ausschließlich mit hellen Waben und Mittelwänden vorzunehmen“, – also so, wie wir selbst es bevorzugen –, einige Fragen auf. Das Verhonigen des Brutraumes zu verhindern kann durchaus mit Schieden erfolgen und bedarf keiner „braunen Waben“, wie es mehr oder weniger empfohlen wird. Doch sind das nur Marginalien und fachen die unter Imker/innen üblichen Diskurse an, ohne die wir niemals weiterführende Erkenntnisse gewinnen würden.

Wachsgewinnung

Eines der Hauptkapitel befasst sich erwartungsgemäß mit der Gewinnung von Wachs. Wobei damit natürlich nicht der eigentliche Prozess des Wachsproduzierens gemeint ist. Denn diesen haben nach wie vor die Arbeitsbienen zu leisten, die die reinweißen Wachsplättchen aus ihrer Körperunterseite schwitzen und mit ihren Mandibeln zerkneten und baufertig machen. Über 300 Einzelstoffe sind nachweisbar, die wenigsten betragen dabei mehr als 5%. Eine Rolle spielen außerdem Propolis, körpereigene Enzymen, (Mandibeldrüsensekret) sowie Zellen des Fetteiweißkörpers der Biene und natürlich Honig.

Mit „Gewinnung“ also sind die Möglichkeiten des Extrahierens von reinem Wachs mittels Trennung von (Brut-)Rückständen sowie das Reinigen zu verstehen. Spürgin geht dabei auf die bekanntesten Schmelzmöglichkeiten (z. B. Sonnenwachs-, Wasser-, Dampf-, Infrarotschmelzer) sowie Pressverfahren ein, aber auch auf die Einfriermethode, das Zentrifugieren und außerdem allerlei denkbare Arten, Wachs wie Rähmchen zu reinigen. Wer hier unsicher war, kann nun schön Vergleiche ziehen und zu einer Entscheidung für sich gelangen.

Wachsprodukte herstellen

Wer imkerlich fortgeschritten ist oder einfach gerne handwerkt, wird sich von gekauften Mittelwänden und Rähmchen oft schnell verabschieden wollen. Dann bietet dieses Hauptkapitel genau das Richtige an. Der Geräteeinsatz zu Gieß- und Walzverfahren und zur Rähmchenherstellung nebst Gerätepflege werden jeweils mit Nennung von Vor- und Nachteilen sowie Sicherheitsaspekten erläutert.

Last but not least folgen die Kapitel Bienenwachs in Handwerk und Kunst, Kosmetik und Naturmedizin und die interessante Frage, ob die Wachserzeugung ein lohnendes Produktionsverfahren sei.

Summa summarum: ein Standardwerk!

Nicht nur die im Buch verstreuten Materiallisten tragen erheblich zu einem sicheren Start in das einzelne Vorhaben bei, was gerade für Jungimker/innen vorteilhaft ist. Auch der Serviceteil am Ende des 128-seitigen, inhaltsstarken Bändchens sollte begeistern. Er besteht hauptsächlich aus einem umfangreichen, sehr speziellen Adressenteil für den deutschsprachigen Raum (D-A-CH) nebst Ausreißer I und DK, der beispielsweise auch Bezugsquellen für Kerzen-Tauchgestelle, Holzschutzzubehör oder Lippenstifthülsen und -formen aufführt, also von grundsätzlichen bis zu speziellen Betriebs- und Hilfsmittel finden sich bekannte Firmen wie auch den Internet-Suchdiensten eher verborgen gebliebene Spezialisten, zu finden ab Seite 3 und damit quasi nicht vorhanden. Spürgin hat da dankenswerterweise einen Schatz gehoben.

Hingegen enttäuscht der mit lediglich zwei Werken angeführte Literaturteil und eine vereinzelte Videoangabe gehörig. Das wäre schon sehr ausbaufähig, doch kommt es mir nachgerade zupass, um überhaupt einen wesentlichen Kritikpunkt einbringen zu können, wie es sich für eine möglichst objektive Rezension gehört. Jedoch …

… insgesamt ein in Theorie und Praxis absolut überzeugendes Standardwerk für Macher/innen, ob Imkeranfänger/innen oder Fortgeschrittene, welches zwar bereits 2014 erschienen ist und natürlich nach sechs Jahren im Adressteil punktuell aktualisiert werden müsste, doch immer noch in jede Imkerbibliothek Eingang finden sollte! Wir freuen uns auf eine aktualisierte Auflage und bitten Autor wie Ulmer-Verlag um eben jene!


Bienenwachs. Gewinnung, Verarbeitung, Produkte / Armin Spürgin. 2. Aufl. Stutttgart : Ulmer. 2014. Die Imker-Praxis. ISBN 978-8001-8097-4


Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Kurz vorm Start in die eigene Wachsumarbeitung

Zubehörteile Mittelwandgießform Sie ist da! Unsere niegelnagelneue Mittelwandgießform!

Wir freuen uns über die neue Mittelwandgießform!Paketinhalt MittelwandgießformGerade noch rechtzeitig vor der anstehenden Brutraumerweiterung. Wachspanscherei, die der Bienenbrut schadet und die Qualität der Honige verschlechtert, sofern er wegen schadhafter Waben überhaupt noch geerntet werden kann, sind für uns in Kürze kein Thema mehr. Bislang hatten wir zwar Glück und außer den (imkerhistorisch bedingten) üblichen höheren Thymolwerten keine nennenswerten Schadstoffe in den verwendeten Mittelwandwaben feststellen können, doch Stichproben reichen uns nicht aus, um uns sicher zu fühlen.

Wir wollen gesunde Bienen und sauberen Honig!

Reinhold stolzer Besitzer einer MittelwandgießformInvestitionen in Geräte und Zeit machen es möglich. Da wir im Bildungsbereich tätig sind, dokumentieren wir unsere eigenen Erfahrungen wie immer ausführlicher. Die bisherigen Schritte auf dem Weg zum eigenen Wachskreislauf:

1. Sammeln von Drohnen- und Altwaben

Weiselzellen auf DrohnenbauEin paar Jahre dauert das Sammeln von Drohnenwachs, leeren Brutwaben und Entdeckelungswachs schon. Beim kurz- wie langfristigen Aufbewahren von Wachs muss man sich übrigens immer auf nicht so leckere Gerüche sowie auf das Anlocken diverser Insekten und Wachsmottenbefall einstellen. Daher ist es geboten, Waben innerhalb weniger Tage und Wochen einzuschmelzen und luftig, kühl und dunkel aufzubewahren. Nussbaumblätter dazu legen hilft, Motten abzuhalten.

2. Schmelzen

Aufbau des Wachschmelzers

Aufbau des Wachschmelzers

Damit das Schmelzen leichter und schneller vonstatten geht, bauten wir uns 2016 einen Dampf-Wachsschmelzer. Er besteht aus Zargen, einem Tapetenablöser als Dampferzeuger (Wagner Dampf-Tapetenablöser W 16 (2.300 W, Behältervolumen: 5 l, Schlauchlänge: 3,7 m = ca. 45,- €) und einem Schmelztrichter aus Edelstahl (Firma Leymann, rund 112,- € inkl. Porto und MwSt.) nebst diversen Kleinteilen.

WachsblockturmWachsschmelztopfDie grob von Biomasse befreiten Wachse werden mit Hilfe eines Wachsklärbehälters in mehreren Durchgängen gereinigt und abschließend sterilisiert (Die detaillierte Dokumentation dazu steht noch aus). Dabei kam ein schöner Turm an Wachsblöcken zustande, der nun seiner Umarbeitung in Mittelwandwaben entgegen sieht.

Zum Aufbewahren siehe oben – also luftig, kühl und trocken, nicht wie hier im Treppenhaus. Das diente nur der Illustration.

3. Mittelwände gießen

MittelwandgießformGestern jedenfalls erhielten wir die im Ende Januar bestellte Mittelwandgießform mit Umwälzpumpe. (Fa. Graze, Kostenpunkt rund 870 € inkl. Versandkosten.) Weitere Materialien um die 20 €, die da sind: Schlauchschellen, lebensmittelechter Plastikschlauch, Wasserhahnadapter. Zunächst galt es, den Wasserdurchlauf tropffrei hin zu bekommen. Der sicherste Ort dafür war das Bad. Wie wir das letztendlich schafften, wird in einem späteren Beitrag beschrieben, der dann auch unseren ersten Verarbeitungsvorgang dokumentieren wird. -> siehe „Station 4: Mittelwandgießform“ unter https://bienen-leben-in-bamberg.de/wachsverarbeitung-an-5-stationen/ ]