Oxalsäurebehandlung, Restentmilbung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK22, Modul 12)

Zum letzten Modul im Fortbildungsjahr 2022 erschienen am Samstag, den 18.12. um 8.30 und um 9.00 Uhr unsere Kursteilnehmer/innen des BLIB-Imkerkurses für Anfänger. zur Praxis der Oxalsäurebehandlung. Die Theorie brachten wir in Kombination mit dem Modul 9 zur Wabenhygiene und Varroabehandlung im August bereits zu Gehör.

Die Temperatur für die Restentmilbung war mit Minus 6 °C perfekt. Lasst euch nicht von der Packungsempfehlung irritieren, die eine Behandlung bei  Plus 3 °C empfiehlt. Plustemperaturen haben sich als Richtwert sowohl durch verschiedene Studien als auch durch unsere Erfahrungen als ungünstig erwiesen.

Was ist Oxalsäure?

Oxalsäure ist eine organische Säure, wie sie auch im Rhabarber, in schwarzem und grünem Tee und sogar in Schokolade zu finden ist. Sie ist zwar keine „Wellness-Behandlung“ für die Bienen, doch gegen die Varroamilbe hilft sie recht effizient. Richtig angewandt liegt ihr Wirkungsgrad bei über 95%.

Die Oxalsäure wirkt – im Gegensatz zur Ameisensäure – nicht in die verdeckelten Brutzellen hinein. Als Kontaktgift erreicht sie nur die Varroamilben, die auf den Bienen selbst sitzen. Für den Erfolg der Träufelbehandlung ist daher die (weitgehende) Brutfreiheit Voraussetzung.

Wann behandeln wir?

Spätestens drei Wochen nach den ersten Frösten sind die Völker in der Regel brutfrei, auch, wenn es bis zum Behandlungstermin zwischenzeitlich mal wieder wärmer wurde. Bevor die vor Weihnachten bei uns ziemlich übliche Warmfront einsetzt, sollte die Behandlung erfolgt sein. Denn nach Weihnachten wird’s kritisch. Denn bereits um die Wintersonnenwende am 21.12. fangen die Bienen oftmals wieder zum Brüten an.

Bei einer Temperatur von 0 Grad, erfahrungsgemäß besser sogar noch etliche Grad darunter, kann die Behandlung erfolgen. Am besten wäre es, es bliebe auch ein paar Tage später noch kalt. So kuscheln sich die Bienen zusammen und geben damit die Säure untereinander gut weiter. Seid ihr euch unsicher, dann befragt die Varroawettervorhersage.

Oxalsäurebehandlung Schritt für Schritt

Das Video zeigt das Vorgehen ausführlich.

1. Vorbereitung zuhause. Die in der Apotheke, im Imkerfachhandel oder über den Imkerverein erstandene Oxalsäurelösung (Oxalsäuredihydratlösung 3,5 % (m/V) ad us. vet.) vorbereiten, d. h. entsprechend der jeweiligen Gebrauchsinformation mit Zucker versetzen, falls sie nicht bereits schon als fertiges Produkt gemischt ist. Zur Menge siehe unter Punkt 7.

2. Anwärmen. Die Oxalsäure muss bei der Verabreichung handwarm sein. Also entweder gut verpacken oder in einer ausrangierten Thermoskanne transportieren, der vorsorglich ein Totenkopfzeichen aufgeklebt werden sollte.

3. An der Beute: Die Windel einlegen. An ihr werden wir direkt im Anschluss der Behandlung ablesen, ob zu viel Säure durch die Gassen abgeflossen und damit wirkungslos geblieben ist, oder ob die Flüssigkeit die Bienen direkt erreicht hat. Circa eine Woche nach der Behandlung lässt sich anhand des Milbenfalls der Befallsgrad mit Varroen bzw. der Behandlungserfolg abschätzen.

4. Spritze: An die Spritze einen Plastikschlauch befestigen und eine Pipettenspitze am Schlauchende aufstecken.

5. Sicherheit: Säurefeste Einmalhandschuhe überziehen und im besten Falle Schutzbrille aufziehen. Wer ohnehin eine Brille trägt, ist wenigstens ein bisschen geschützt.

6. Spritze aufziehen. Menge: Bei kleinen, auf einer Zarge sitzenden Völkern ca. 25-30 ml, bis sehr starken, auf zwei Zargen überwinternden Völker ca. 50 ml Oxalsäurelösung. Pro besetzte Wabengasse entspricht das ca. 5-6 ml.
Hilfreich ist auch die Faustformel: Anzahl besetzter Wabengassen, ohne Mitzählen der schwach besetzten Gassen links und rechts der Wintertraube, daran eine 0 hängen, ergibt die Menge der erforderlichen Säure in Milliliter. Beispiel: 4 besetzte Wabengassen (ohne die Randwabengassen), eine 0 dranhängen, ergibt also 40 ml.

7. Behandlungsvorgang bei zwei Zargen

Obere Zarge vorne (Fluglochseite) ankippen und gleichmäßig in die geöffnete Wintertraube träufeln. (Die Wintertraube sitzt meist vorne über dem Flugloch, da sie ihre Wintervorräte entgegengesetzt vom Eingang einlagern.)
Es ist ausreichend, nur den unteren Teil der Traube zu behandeln. Die Bienen also nur in der unteren Zarge je zweimal in jede Wabengasse träufeln. Den Rest kreuz und quer obenauf verteilen.

Bei einzargiger Beute bzw. Ableger nur den Deckel öffnen und die Oxalsäurelösung auf die Bienen in den Wabengassen träufeln. Nach Möglichkeit vermeiden, die Säure auf die Rähmchen zu bringen. Dort ist sie für die Behandlung wirkungslos.

Falls die Traube weiter unten sitzt, ist eine Taschenlampe hilfreich, um die besetzten Gassen zu finden.

8. Windelkontrolle durchführen nach einer Woche. Etwa 80% der Milben fallen in den ersten sieben Tagen nach der Behandlung. Insgesamt hält der Milbenfall drei bis vier Wochen lang an.

Allerdings kann man ohnehin nicht mehr viel ausrichten, egal, welches Ergebnis man vorfindet. So die vorherigen Ameisensäurebehandlungen erfolgreich waren und keine Reinvasion den mühsam errungenen Erfolg zunichte machte, sollten sich nur wenige Milben zwischen den Wachsstückchen abzeichnen. Fallen mehr als 500 bis 1000 Milben, dann ist bei der Spätsommerbehandlung etwas schief gelaufen.

ACHTUNG: Die Träufelbehandlung keinesfalls wiederholen! Eine zweite Behandlung verursacht einen stark erhöhten Bienenabgang, was die Überwinterung des Volkes gefährdet. Eine zu geringe Population schafft es nicht mehr, sich warm zu halten.

Hier noch ein Literaturtipp: „Führen Sie die winterliche Restentmilbung durch!“ / Infobrief vom 12.12.2022 / Institut für Bienenkunde Celle. (PDF)

Rechtliches

1. Seit Anfang 2017 ist auch eine Sprühbehandlung zulässig

2. Seit 01.10.2018 ist die Oxalsäure ad. us. vet. nicht mehr apothekenpflichtig, sondern freiverkäuflich. (Wir haben uns dennoch gegen das Sprühen entschieden, um die Wintertraube nicht mehr als ohnehin nötig auseinander zu reißen.)

3. Seit 28.01.2022 gilt das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und damit die Dokumentationspflicht für die Tiermedikamentation. Buchführung also: Welches Volk wurde wann mit welcher Dosis behandelt inkl. Kassenbeleg des Medikaments.

Und jetzt – einen enspannten 4. Advent für euch und unsere Bienen, die wir erst wieder im neuen Jahr besuchen werden. Oder auch mal zwischendrin, um mögliche Spechtschäden an den Beuten zu kontrollieren!

*17* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

[Werbung] „Entdecke die Bienen“, scheint es auf jeder Seite den Kindern zuzurufen. Bereits die Doppelseite der Buchumschlag-Innenseite dürfte Kinderaugen Staunen machen. Sie ist übersät von unzähligen Bienenleibern, die fast alle symmetrisch nach oben ausgerichtet sind. Vermutlich wohl der Ausschnitt eines Schwarmvolkes.

Grafik und Layout

Auch die folgende Seite, das Haupttitelblatt, wartet mit einem tollen Foto auf. Der Kopf einer reichlich behaarten, folglich noch am Anfang ihrer Sammelzeit stehenden Honigbiene samt erkennbarer Einzelfacettenaugen (Ommatidien), wie sie ihren gut erkennbaren Rüssel tief in ein gelbes Blütenkörbchen senkt.

Mag es auch vom Seitenlayout her etwas kunterbunt und leicht konzeptlos zugehen, was dadurch semiprofessionell wirkt, so sind die aus zahlreichen Quellen zusammengetragenen Fotos doch jedes für sich sehr scharf, detailreich und von bestechender Wirkkraft. Den kleinen Betrachter/innen dürften die Augen übergehen. Doch auch uns Älteren machen sie Lust auf die jeweilige Geschichte bzw. Information dahinter.

Ein paar kindgerecht einfache Tabellen, die Querschnittzeichnung einer Biene und die Grafiken zu Rund- und Schwänzeltanz ergänzen das Fotoangebot.

Textgestaltung

Für den Lesefluss nicht so ideal ist die Schattierung von einzelnen Texthäppchen. Die Wahl der Schriften ist ohnehin ein wenig …  nun ja, uninspiriert, da gäbe es heute wesentlich ansprechendere Schriftsätze.

Etwas befremdlich finde ich die mittlerweile nicht mehr gebräuchliche und empfohlene Schreibweise „ihr“, „euch“, „dich“ etc. in Großschreibung.

Ebenfalls etwas irritierend ist das nicht durchgehende, sondern nur punktuelle Gendern, zumal wir es doch mit drei Autorinnen zu tun haben. Zwar finden sich im Text (S. 61) Biologielehrer und Biologielehrerinnen und Imker beziehungsweise Imkerin. Doch an anderer Stelle werden nur die männlichen Bauern angeprangert, chemische Pflanzenschutzmittel zu verwenden. Und natürlich haben männliche Forscher den Bienen die Augen geöffnet und unter ein Elektronenmikroskop gelegt. Eine Angleichung vielleicht in der nächsten Auflage wäre – egal, in welche Richtung – überdenkenswert.

Autorinnen … und ein Maskottchen

Andrea Möller, Nadine Pasch und Johanna Kranz, allesamt erfahrene Imkerinnen mit wissenschaftlichem Hintergrund und entsprechender Qualifizierung, aber auch mit Praxiserfahrung in der Schuldidaktik, eint die Mitgliedschaft im Umweltbildungsprojekt „Bee.Ed“, gegründet von Prof. Dr. Andra Möller.

Und da wäre noch die Eule Xabi, die als gezeichnete Sympathie-Figur nicht nur in diesem Buch den Zeigestock schwingt und auch schon mal gepaart auftritt, sondern ebenso in den anderen Publikationen aus der Natur- und Tierverlags-Reihe: „Die Reihe mit der Eule“. Ihre Aufgabe ist es, mittels verschiedener Bekleidungsstücke oder einem bestimmten Gebaren die Informationshäppchen optisch zu illustrieren. Doch man hätte genau so gut auf sie verzichten können. Das ist Geschmackssache bzw. der Reihe geschuldet.

Informationsgehalt

Es ist alles drin, was ein Grundschul- und Mittelschulkind von den Honigbienen und der Bienenhaltung, also der Imkerei, wissen sollte und fragen würde – zumindest unserer Erfahrung nach. Die Autorinnen scheuen dabei nicht davor zurück, Fachausdrücke und Fremdwörter zu verwenden, die wie nebenbei und leicht verständlich in den Erklärtext eingestreut werden.

Natürlich sind, wenngleich nur auf wenigen Seiten, ebenso die „nächsten Verwandten“ (Wespe und Ameise) und die Wildbienen ein Thema. Daher hätte ich für den Hauptsachtitel tatsächlich eher den Begriff „Honigbiene“ verwendet. Da jene aber alleinig auf der Vorderseite prangt, könnte dies als ein Indiz für die Hauptausrichtung des Kindersachbuches fungieren.

Das Sachbuch endet mit 20 Quizfragen in Multiple-Choice-Weise, die das Erlesene festigen sollen.

Fazit

Trotz kleinerer Kritikpunkte, die im Wesentlichen das Layout betreffen, ist „Entdecke die Bienen“ eine echte Entdeckung. Ein „Was-ist-was?“-Band hätte es nicht besser machen können. Ich freue mich, endlich ein Kindersachbuch weiterempfehlen zu können, dessen Inhalte und Sachaussagen ich voll und ganz zustimmen kann. Die Symbiose dreier Wissenschaftlerinnen und Pädagoginnen und offenkundig auch Herzblut-Imkerinnen und Umweltaktiven, vollbrachte eine reife Leistung. Ein Kindersachbuch, das junge Leser/innen herausfordert statt zu langweilen und ganz bestimmt  – geleitet durch die vielen tollen Fotos – regelrecht verschlungen werden sollte. Selbst jene, die bereits über Bienenbücher verfügen, dürften noch das ein oder andere Neue und Spannende darin entdecken.

Ein Must-have für jeden Gabentisch und für den Grundbestand jeder Bibliothek. Chapeau!


Entdecke die Bienen / Andrea Möller, Nadine Pasch & Johanna Kranz. Münster : Natur und Tier-Verlag GmbH. 2021. 64 S. ISBN 978-3-86659-474-6

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*16* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

Cover "Bienenfreundliche Pflanzen" BMELUnsere Erfahrung ist, dass viele Menschen gerne den Bienen helfen möchten, doch soll dies rasch und unkompliziert machbar sein. Zeit, sich in umfangreichere Handbücher einzulesen, nehmen sich die Wenigsten, und teuer darf es schon gar nicht sein. Da kommt die kostenlose, 38-seitige Broschüre „Bienenfreundliche Pflanzen“ (auch als PDF), herausgegeben vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, gerade recht. Am Inhalt wirkte das Julius Kühn-Institut mit, genauer gesagt, das Institut für Bienenschutz und Institut für Pflanzenschutz im Gartenbau und Forst.

Praxistauglicher Hauptteil

„Das Pflanzenlexikon für Balkon und Garten“, so der (etwas leicht übertriebene) Untertitel, besteht größtenteils aus einer alphabetisch nach Trivialnamen gelisteten „Pflanzenauswahl für Bienenfutter“, aufgeteilt nach Gehölzen, Stauden und Saisonpflanzen. Letztere werden als „meist nicht winterhart“ beschrieben, doch dem muss widersprochen werden. Bartblume, Eisenkraut, Hibiskus und Salbei kommen zumindest in Bamberg jedes Jahr aufs Neue und müssen mitnichten „alle zwei Jahre nachgepflanzt“ werden.

Eine vierte Kategorie führt 13 Pflanzen für spezialisierte Wildbienenarten auf. Eine Nummerierung verweist auf die Trivial- wie zoologischen Namen jener Wildbienen, die sich ausschließlich an Gilbweiderich, Rainfarn, Wilder Möhre oder dem Ziest etc. laben. Ich hätte auf alle Fälle auch Lungenkraut-Biene, Sonnenröschen-Biene und Knautien-Biene hinzugenommen, der Platz wäre noch da gewesen. Aber immerhin … derlei Auflistung habe ich bislang noch in keinem unserer Bücher der Imker-Bibliothek entdeckt. Prima! (Mehr zu oligolektisch sammelnden Wildbienen hier.)

Jeder der knappen, doch für einen ersten Überblick völlig ausreichenden Steckbriefe der 128 untereinander angeordneten Einzelpflanzen besteht aus einem (zu) kleinen, durch das Umweltschutzpapier farblich leider etwas „zugesoßten“ Foto, dem Trivial- wie botanischen Namen, Symbolen für den Pollen- und Nektargehalt (offenbar nach dem quantitativen Bewertungssystem nach Maurizio in vier Stufen), der Blütezeit in Monaten und einem Sonnensymbol für den Lichtanspruch. In der fünften und letzten Spalte finden sich Hinweise u. a. zu Standort, Bodenbeschaffenheit oder Blüheigenschaften und … ganz wichtig! … über die Giftigkeit!

Vorbereitende Kapitelhäppchen

Wir erfahren auf den ersten Seiten, was bei uns so alles summt, also von der Honigbiene über die Wespen und Hornissen zu Schwebfliegen und Hummeln, gefolgt von zwei Seiten über Wildbienen, für die stellvertretend vier Arten mit eher unscharfen Fotos für die restlichen etwa 600 Arten stehen. Sodann ein paar kurz umrissende Üblichkeiten, die mittlerweile hinlänglich bekannt sein dürften (Bienen füttern, Bienen schützen, Nistmöglichkeiten …). Gemessen an diesen Häppchen ruft uns ein relativ umfangreiches, auf zwei Seiten bild- und texthaft skizziertes „Was Bienen an Blüten lieben“ den Stoff aus der zweite Grundschulklasse noch einmal in Erinnerung, und zwar in Form einer Zeichnung von den Bestandteilen der Blüte.

Eingeleitet wird die Broschüre (nicht überraschend) von Julia Klöckner, die 2018 bis 2021 die Bundesministerin des Herausgeberorgans war. Dass sie mit dem Zitat „Bienen sind systemrelevant“ […] abgebildet wurde, hat offenbar nur halbherzig nach innen gewirkt. Dass ihr diese Feigenblatt-Publikation überhaupt bekannt ist, wage ich in Frage zu stellen. Doch so oder so …

Fazit

… von punktuell kritischen Anmerkungen zur Auswahl einiger Pflanzen einmal abgesehen – z. B. Gurke unter Glas anbauen – welcher Biene soll das nützen? Den für Kleintiere und Katzen hochgiftigen Schöterich empfehlen – wirklich?! Azaleen sind nicht (!) immergrün. Nur Rhododendron-Arten, die im Winter blattlos sind, werden Azaleen genannt – erscheint die Auswahl gut geeignet, um für (Wild-)Bienen zumindest beinahe paradiesische Zustände zu bereiten. Das Weglassen von Pestiziden wird (ebenfalls nicht überraschend) an keiner Stelle erwähnt.

Wir bestellen die Broschüre „Bienenfreundliche Pflanzen“ vom BMEL dennoch gerne jedes Jahr in mehreren Exemplaren, um sie großzügig an jene weiterzureichen, denen ein Faltblatt zu wenig, ein Buch zu viel und eine Internetrecherche zu mühselig ist. Zusammen mit einem Glas Bamberger Lagenhonig, einer auf Seite 9 empfohlenen Nisthilfe, dann noch einer Urkunde zu einer Bienenpatenschaft nebst vertiefender Aufklärungsarbeit unsererseits – ein ideales Weihnachtsgeschenk für Mensch UND Bienen!


Bienenfreundliche Pflanzen : das Pflanzenlexikon für Balkon und Garten
Berlin : Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). 2020. 38 S.

In unserer Imker-Bibliothek.

*15* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

[Werbung] „Die Funktion und die Bedeutung des Schwänzeltanzes werden […] überschätzt“, so auf der Einstiegsseite zu lesen. Hoppla! Stellt der habilitierte Bienenforscher Jürgen Tautz etwa die Bedeutung der nobelpreisgekrönten Entdeckung der Tanzsprache der Bienen in Frage?! Ist sie am Ende gar nicht wirklich „Die Sprache der Bienen“, mithin der Buchtitel des renommierten Professors aus Würzburg?!

Der Forschungsansatz

Tatsächlich beantwortet Tautz in der Publikation aus dem Knesebeck-Verlag nicht die Frage im eigentlichen Sinne, also ob Bienen eine Sprache haben, beziehungsweise, ob der Terminus „Tanzssprache“ innerhalb der Kommunikations-Biologie der richtige ist. Vielmehr macht er sich (bei weit über 1000 Publikationen) in über 500, davon rund 300 Literaturstellen am Ende in einem Register aufgelistet, auf eine Spurensuche nach dem zweiten, unbekannteren Anteil an „Sprache“, nach der die Bienen einen Futterplatz finden. Also nicht in den von der Sammelbiene im Inneren des Stockes angezeigten Tanzbewegungen selbst, sondern außerhalb des Stockes, mithin auf dem Weg in die ungefähre Richtung, in der die Tänzerin sie geschickt hat.

Der Verhaltensforscher, Soziobiologe und Bienenexperte bezeichnet seine Forschungsfrage als einen „bescheidenen Ansatz“ und baut dabei, wie es in der Wissenschaft usus ist, auf ältere Forschungsfragen auf. Hier beispielsweise von Edward O. Wilson, eine kritische Stimme zum Nobelpreisträger Karl von Frisch. Jener, der die Tanzsprache in jedes Schulbuch und in jede Imkeranfängerlektüre gebracht hat.

Nach rund 50 Jahren Füße-still-halten in Sachen „Wie finden die Bienen zur Trachtpflanze?“ kommt wieder Bewegung in die Choreographie. Tautz setzt hierfür seinen gar nicht so bescheiden erscheinenden Forschungsbaustein durch eingehende Literaturrecherche und auf der Basis eigener Studien.

Wegweisend

Wer jetzt bereits „Ich bin raus“ sagt, dem sei versichert: Ja, es geht ums „draußen sein“. Nur dort kann der Weg zur Blüte „der Nase nach“, vielmehr natürlich, den Fühlern nach, errochen werden. Wegweisend ist die Nassanov-Drüse derjenigen Sammelbiene(n), die vorausfliegend die Spur gelegt haben. Die aus ihr hervortretenden Düfte riechen nach Geranien. Tatsächlich ist es Geraniol, eine Alkoholverbindung.

Ebenfalls wegweisend ist, vor allem auf den letzten Metern, der Duft der Blüten an sich. Diesen hatten sie an der Tanzbiene bereits als Kostprobe feststellen können und spüren ihn sodann auf. By the way: Die angeflogenen Blüten verraten durch Pheromone der Vorgängerbienen, ob sie den Nektar oder die Pollen bereits abgeerntet haben, es sich der Mühe also nicht mehr lohnt.

Kurz gesagt macht Tautz drei Phasen aus, die es zum Teil jedoch noch wissenschaftlich genauer zu erforschen gilt:
1. Die Sammelbienen im Stock werden von den „Trachtentdeckerinnen“ mittels Tanzsprache zum Zwecke der ersten Zielfindung (Nahorientierung, Einstieg in die Fernorientierung) geschult.
2. Sie werden zum Areal durch Duftreize geführt – und am Rande sei angemerkt: bei Spurbienen zum Zwecke der Suche nach einer neuen Heimat auch mittels optisch erkennbarer Korridore aus hin- und herfliegenen Bienen, wie wir aus Martin Landauer und Thomas D. Seeleys Forschungen erfahren durften.
3. Die Fernorientierung bzw. die Suche endet am Trachtfeld mit Hilfe von ortsfesten Duftstoffen aus der Blüte und / oder den Düften aus früheren Besuchen vorangegangener Bienen mittels der nassanov’schen Duftdrüse.

Lese- und Verständnishilfen

Bei der Komplexität der Wissensaufbereitung ist es beinahe erstaunlich, dass sich keine Fußnoten finden lassen. Hätte nahegelegen. Eine weitere Besonderheit: Alle 54 Abbildungen sind detailliert beschrieben und somit gut verständlich von ihrer Aussage her einzuordnen. Eingestreute Zitate – die englischsprachigen netterweise übersetzt – geben Anlass zur (weiteren) Auseinandersetzung mit der historischen wie neueren Tanzsprachenforschung.

So stellt Tautz beispielsweise fest: „Die Daten der Forschenden sind umfangreicher als die der Bienen“ und weist damit auf ein Missverständnis in den Annahmen hin. So stünden den Nachtänzerinnen tatsächlich nur ein Bruchteil der Daten- und Analysemengen von Forschenden zur Verfügung, die diese bei ihren Studien zu einer viel zu hoch bewerteten Aussagekraft der Tanzsprache verleiten würden. Nur im Kontext weiterer „Spracheinheiten“, hier die duftenden und optischen Spuren, können Bienen ihr Ziel tatsächlich finden. Es würde helfen, so Tautz, würden die Forschenden sich besser in die Bienen hineindenken. So einfach, so schwer.

Schwer könnte es für den einen oder die andere sein, dem inhaltlichen Fluss zu folgen. Zu einer echten Orientierungshilfe und zu mehr Lesefreundlichkeit verhelfen aber Zwischenüberschriften.

Zur Eingangsfrage

Nochmals zur Eingangsfrage: Hat denn nun Karl von Frisch unrecht mit seinen Forschungsergebnissen? Nein, genau so wenig wie sein Gegenspieler Adrian Wenner, und doch andererseits auch schon. Denn beide sahen nur eine Seite der Medaille als die einzig Wahre an, so im Fazit zu erfahren.

Die dritte Phase, also die Einengung des Ziels mittels der nassanov’schen Duftdrüse, bleibt bei von Frisch im Ungefähren und auch weiterhin unklar, da nicht genügend erforscht. Ein blinder Fleck, der aufgrund mangelnder, doch inzwischen weit besser geeigneter Methoden, entstand. Doch ist die Phase eins im dunklen Inneren des Bienenstocks vollkommen geklärt, wie es uns seit 1965, also zum Zeitpunkt der Vergabe des Nobelpreises an von Frisch suggeriert wird?

Ja, weil alle Forschungen den Ansatz, mit dem Schwänzeltanz in der Phase 1 würden Orts- und Entfernungsangaben gemacht, bestätigt. Und: Ja, weil in der Phase 3 die Duftsprache entscheidend ist. Doch auch Nein, weil in beiden Fällen die Gegenwart der (Rekruten-)Bienen nicht genügend als Handlungsmotiv erfasst ist. Die drei Komponenten – Tanzsprache, Duft und Bienenanwesenheit – sind Möglichkeiten der Bienen, ihr erklärtes Ziel zu erreichen. So weit, so gut. Doch welche Gesetzmäßigkeiten stecken dahinter? Zufall, Freiheit der Wahl oder doch eher ein strenger oder instinktgesteuerter Ablauf?

Sympathisch ist, dass Tautz nicht dem selben Fehler unterliegt, wie er so häufig (auch ihm selbst gegenüber!) passiert: Dass Auseinandersetzungen sich „festfressen oder sogar persönlich werden“ (vgl. S. 74).

Fazit nach Zielgruppen-Relevanz

Kein Buch für Laien, das steht fest. Dennoch werden auch sie fündig, beispielsweise im Zwischenkapitel „Wie sich Bienen orientieren“ (S. 74 f).

Für Feld-, Wald- und Wiesenimker(inn)en sicherlich aber hochinteressant, da sich aus den Details der vorgestellten Forschungsarbeiten hilfreiche Erkenntnisse für die eigene Arbeit mit Bienen ableiten lassen.

Für ältere Imkerkolleg(inn)en ein Wiederaufleben von Erinnerungen an „heiße Phasen“ der Auseinandersetzungen der unterschiedlichen „Schulen“. Aber natürlich mehr noch ein Impuls, eigene alte Zöpfe abzuschneiden und sich darüber bewusst zu werden, dass oft Gehörtes/Gelesenes zweilen doch nur kolportiertes Wissen ist, das hin und wieder auf den Prüfstand gestellt werden muss.

Für Erstsemester und Jung-Forschende der Naturwissenschaften (hier v.a. Biologie) mag das Buch ein überzeugendes Beispiel davon sein, was Forschung bedeutet und voran bringt. Nämlich vor allem ein gründliches und kritisches Literaturstudium. „Die Sprache der Bienen“ macht zudem Lust darauf, alte Pfade zu verlassen und neue Blickwinkel zuzulassen, und in der Folge die Versuchsdesigns gründlicher zu hinterfragen und durchdachter zu konzipieren.

Schlussendlich gelingt es dem erfahrenen Vielschreiber Tautz wie immer, aus wissenschaftlichen, schwer zugänglichen Stoffen und dem „Ringen um Erkenntnis“ (Kap. 2), eine unterhaltsame, spannende Lekktüre zu generieren. Er nimmt dabei „neue Blickwinkel“ ein, so dass „neue Interpretationen und Einsichten“ entstehen können. Das wünsche ich ebenso den Lesenden. Der durchaus kritisch beäugte Wissenschaftler Tautz will dabei nicht zum ersten und letzten Male „Stachel“ im Flechtgewebe der Bienenwissenschaft sein.

Doch nicht nur die Tanzsprache der Bienen ist Gegenstand dieses 252 Seiten starken Buches. Einen erklecklichen Anteil hat die Wissenschaftsgeschichte. Sie erinnert mich ein wenig an Randolf Menzels „Die Intelligenz der Bienen“. Tautz spannt seinen Bogen in der Kommunikationsforschung von den Anfängen bei Aristoteles bis Maeterlinck und hört bei Riley, Selley und Gilley noch lange nicht auf.

Insgesamt besehen: Mag der Mitelteil sich für manche etwas schwerer erschließen, so lohnt sich das Durchbeißen bis ins letzte Drittel. Spätestens bei den RoboBee-Versuchen sollten alle wieder elektrisiert sein.


Tautz, Jürgen: Die Sprache der Bienen. München : Knesebeck Verl. 2021. 252 S.
ISBN 9783957285034.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*14* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

Cover Die kleine Hummel Bommel feiert WeihnachtenWie bei vielen Kindern auf der Welt geht auch für Hummel Bommel die Zeit einfach nicht herum, bis der Weihnachtsabend endlich da ist. Die kribbelige Vorfreude auf alles, was zu einem ordentlichen Fest gehört, ist hoch. Doch wie in der Menschenwelt hin und wieder, so lassen die Autorinnen Britta Sabbag und Maite Kelly auch in der Insektenwelt so einiges gehörig schief gehen. „Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten“ also unter denkwürdigen Umständen.

Protagonist(inn)en und Zielgruppe

Ob Erkältung und volles Wartezimmer, verbrannte Kekse und fehlende Worte für die Weihnachtsansprache oder die windschiefe Auswahl eines übrig gebliebenen Weihnachtsbäumchen …  Mama und Papa Hummel, Doktor Weberknecht, Bino Biene, Walpurga Wespe, Gisela Grille, und all die anderen müssen gehörig Abstriche ob ihrer Erwartungshaltung machen. Und doch sind sie am Ende glücklich und haben alles, was sie brauchen.

Auf meine Frage an die Zweitklässlerin, die im Zug vor mir saß, als ich ihr spontan das Rezensionsexemplar zum Lesen und Beurteilen auslieh, was ihr denn an der Geschichte am besten gefallen hätte, antwortete sie ohne zu zögern: „Dass alle zusammen gefeiert haben.“ Hummel Bommel sieht das ebenso: „Hauptsache, wir haben uns!“ Und Pastor Fliege fand es die beste Weihnachtsansprache, die sie je hatten.

Damit wäre die Zielgruppe also erfasst – Menschenkinder bis etwa Anfang der dritten Klasse zum Selberlesen und für Vorschulkinder zum Vorlesen oder Selbsterkunden.

Grafische Gestaltung

Zum Herumblättern auch ohne Lesen sind die liebevollen Zeichnungen von Joëlle Tourlonias bestens angetan. Ob türkis, rosé, orange-gelb, braun oder rot – stets wirken die Farben harmonisch und freundlich inmitten weiß-bläulicher Winterlandschaften mit Schneemann und -bär.

Die Figuren sind nicht überzeichnet, sondern eine gelungene Mischung aus mal schlanken, mal moppeligen Körperteilen mit stets filigranen Flügelchen, Antennen oder Füßchen samt Sprungfedern wie bei Fiona Floh. Obwohl die Gesichtszeichnungen immer sehr zurückhaltend gestrichelt sind, sieht man es den kleinen Patienten beim Doktor sofort an, dass sie kränklich sind – bewundernswert!

Kein Wimmelbilderbuch, jedoch detailverliebt geht es von der Umschlaginnenseite zu – man beachte die netten Söckchen der bäuchlings auf den Händchen gestützte, sehnsuchtsvoll ins Nichts blickende Hummel Bommel – bis zur letzten Seite, wo sie (diesmal nicht verbrannte) Kekse knuspert. Ach, wo kommen DIE denn auf einmal her? Lasen wir nicht, die wären verbrannt gewesen?!

Anhang und Fazit

Des Rätsels Lösung … das Rezept im Anhang. Nicht nur irgendeines, nein, nein. Es sind die berühmten süßen Honigkekse mit Blütenstaubpuder von Marie Marienkäfer. Man nehme für 20 Kekse 1 1/2 Tasse Honig …

… ach, das lest ihr doch selbst nach, indem ihr eurem Nachwuchs oder dem Patenkind dieses trotz beschriebener „Katastrophen“ so zauberhafte Buch „Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten“ aus der bekannten Hummel-Bommel-Reihe schenkt, und am besten auch gleich noch mit ihm oder ihr gemeinsam die Kekse backt. Denn ihr wisst ja – das Schönste ist das Zusammensein, nicht wahr?!


Die kleine Hummel Bommel – nur Mut! / Britta Sabbag ; Maite Kelly ; Joe͏̈lle Tourlonias. München : arsEdition. 2016. [32] S. ISBN 978-3-8458-1645-6

*13* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

[Werbung] Undine Westphal baute in der Nähe von Hamburg an der Grund- und Stadtteilschule Bergstedt eine Schulimkerei auf und betreute diese über 14 Jahre lang. Heute unterrichtet sie Imkeranfängerkurse und bietet speziell für Frauen Crash-Kurse an der Imkerschule Bad Segeberg an. Frau Westphal verlegte bereits im Selbstverlag eine Reihe von Imkerbüchern. Nun, im Frühjahr 2021, veröffentlichte sie im Verlag Ulmer ihr bisher neuestes Werk „Der Imkerkurs für Einsteiger: nachhaltige Bienenhaltung Schritt für Schritt“. Sie schreibt über sich selbst „Dort wo ich bin, sind Bienen“.

Das Buch

Diese Faszination für die Bienenwelt durchzieht das ganze Buch. Die Autorin bedient sich dabei einer bildreichen Sprache, unterlegt mit einer Prise Humor und ist damit nah am/an der Leser/in. Kostprobe: „… haben schon sehr viele Haare verloren, wie Opas, die eine Glatze haben.“

Apropos Leser/in. Das Buch richtet sich an Neulinge, die mit einem Einstieg in die Imkerei liebäugeln. Entsprechend gliedert sich sein Aufbau. Zunächst wird die Biologie der Honigbienen vorgestellt, wobei die Wildbienen nicht vergessen werden. Daran schließt sich ein Kapitel über Grundlagen an, in dem Fragen behandelt werden, die sich  Anfänger/innen vor einem Einstieg in die Imkerei üblicherweise stellen. Interessant fand ich, weil so von mir noch in keinem Imkerbuch gefunden, die Frage, inwieweit denn Bienen und Haustiere kompatibel seien. Der dritte Block beleuchtet die Praxis, angefangen von der Einkaufsliste für den Start, geht weiter mit den Bienenerzeugnissen, stellt die wichtigsten Bienenkrankheiten dar und schließt mit praktischen Tipps ab, wie zur Dokumentation, zur ergonomischen Arbeitsweise sowie den Umgang mit dem Smoker. Der vierte Abschnitt gibt Schritt für Schritt einen Einblick über die notwendigen Arbeiten an den Bienen im Lauf eines Jahres. Abgerundet wird mit einem Kapitel zu häufig gestellten Fragen (FAQs) und einem Stichwortverzeichnis.

Das Buch ist modern aufgemacht und mit zahlreichen Fotos ansprechend gestaltet. Schon das Umschlagbild macht Lust und Laune, in das Thema der faszinierenden Bienenwelt einzutauchen.

Fachliche Kritik

In Anbetracht der langjährigen Erfahrung der Autorin bin ich (Rezensent Reinhold Burger) etwas erstaunt, dass zur Varroabehandlung lediglich die Schwammtuchmethode vorgestellt wird. Diese hat zwar in speziellen Situationen ihre Berechtigung, doch gerade für Anfänger/innen empfiehlt sich die Verwendung von Verdunstern als Applikatoren. Diese sind sicherer in der Anwendung und die Gefahr von Königinnenverlusten sind erheblich geringer.

Zustimmen kann ich der Autorin auch nicht mit ihrer Einschätzung: „… wenn sie mit Holzbeuten imkern möchten, benötigen sie einen regensicheren Unterstand“. Magazinbeuten aus Holz halten im Freien Jahrzehnte. Dagegen erschweren Unterstände, wie sie auf den Fotos gezeigt werden, ein ergonomisches und rückenschonendes Arbeiten an den Bienen, da die Bienenstöcke nur von hinten zugänglich sind.

Im Kapitel „Steuerfreie Bienenhaltung?“ stehen schlichtweg falsche Informationen. Die angegebene Grenze von 25 Bienenvölkern bezieht sich nicht, wie im Text angegeben, auf die Steuer, sondern richtigerweise auf die Beitragspflicht zu landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Die steuerliche Grenze liegt richtigerweise bei 30 Bienenvölkern. Weiterhin benötigt man auch keinen Gewerbeschein, wenn man seinen eigenen Honig auf einem Markt oder im Supermarkt verkaufen will. Hier sollte bei einer Neuauflage nachgebessert werden.

Fazit

Undine Westphal richtet sich mit ihrem Buch an Einsteiger/innen in die Imkerei, die Orientierung brauchen, bevor sie loslegen. Mit Informationen zum Start und Tipps zur Praxis motiviert das Buch zur Haltung von eigenen Honigbienen. Anders als im Umschlagtext suggeriert wird „So können Sie gleich loslegen“ empfiehlt es sich dennoch, die praktische Erfahrung zuerst einmal in einem qualifizierenden, einjährigen Anfängerkurs  zu erlernen.


Westphal, Undine: Der Imkerkurs für Einsteiger: nachhaltige Bienenhaltung Schritt für Schritt. Stuttgart (Hohenheim) : Ulmer. 2021. 158 S. ISBN 9783818613143.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*9* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

[Werbung] „Seit 1822 mit Kosmos mehr entdecken“ ist auf dem Umschlag auf einem runden Siegel gedruckt. Tatsächlich sollte man Veröffentlichungen aus diesem erfahrenen Hause kaum mehr rezensieren müssen. Dennoch … der Adventskalender will gefüllt werden und somit sehe ich mir den Kosmos-Naturführer „Welche Wildbiene ist das? des promovierten Biologen Hannes Petrischak etwas näher an.

Führende Fragen

Ob das Versprechen des Untertitels „Einfach erkennen und bestimmen“ tatsächlich eingehalten werden kann, ist natürlich die wichtigste Frage einer Bestimmungshilfe. Doch bei rund 850 europäischen und „mindestens 570“ in Deutschland heimischen Wildbienen würde ich mich ohnehin erst einmal fragen, welche ich für ein handliches Format überhaupt näher beschreiben solle.

Wie entschied sich unser Autor? Nun, er vereinte in seinem schmalformatigen, hosentaschengeeigneten Band mit seinem typischen rückseitig angebrachten Lineal genau 100 häufig vorkommende, zuweilen auch seltene Arten. Diese sollten allesamt für Einsteiger/innen im offenen Feld aufgrund ihrer besonderen Merkmale oder Verhaltensweisen gut erkennbar sein. Inklusive Einführung „Faszination Wildbiene“, Artenregister, Literaturempfehlungen und Sidestepps zu Blüten, Nisthilfen und Autorenvita nebst Danksagung entstanden so handliche 143 Seiten.

Letzteres, die Danksagung, ist ein „Who-is-who“ der Wildbienen- und Insektenspezialisten, beginnend mit dem omnipräsenten Paul Westrich (Rezension hier und hier) über Christoph Saure (Kompetenzzentrum Wildbienen gGmbH) bis zu Jan Haft (Die Wiese [Film] -> in unserer Imker-Bibliothek).

Systematik / Ordnungsprinzip

Doch zurück zur Eingangsfrage. Welcher Wildbiene wir begegnen können, ist fotografisch auf jeweils einer Drittelseite erfasst. Die Porträts zeigen weibliche oder männliche Wildbienen in verschiedenen Situationen. Die Steckbriefe beginnen mit dem Trivialnamen, darunter die zoologische Bezeichnung und – (kleiner Schönheitsfehler: mal geklammert, mal nicht) – welche Bio- oder Zoolog(inn)en sie wann erstmals bestimmt bzw. benannt hatten. Das liest sich dann so:
Blauschwarze Holzbiene Xylocopa violacea (Linnaeus 1758).

Es folgen gut lesbare Ausführungen zu Aussehen (mit Hinweisen zu ähnlichen Arten und regionalem Vorkommen), zur Nistweise, dem Blütenbesuch, Lebensraum und der Flugzeit und ob die Art durch Kuckucksbienen „bereichert“ bzw. parasitär heimgesucht wird. Bei den Kuckucksbienen hingegen findet sich eine Wirtsangabe. Hier wird also quasi querverwiesen. Hin und wieder sind farblich abgesetzte Textkästchen mit Besonderheiten oder Tipps eingestreut.

Aufgeteilt wurden die Wildbienenarten in verschiedenfarbig am Kopfende markierte Familien: Urbienen, Sandbienen, Schmal- und Furchenbienen, Sägehornbienen, Bauchsammlerinnen und Echte Bienen.
Besieht man die in diesen Kontexten (nicht erkennbar weiter geordneten) Abbildungen konzentrierter, so könnte man die in der Natur ansichtig gewordene Wildbiene doch immerhin schon mal einer dieser Familien zuordnen. Na ja, ich schätze, am schnellsten gelingt uns das bei den Schmal- und Furchenbienen. Die Bauchsammlerinnen müssten schon genauer beobachtet werden, ob sie nicht doch mit ihren Hinterbeinen statt der Bauchseite den Abtransport von Pollen oder Nistmaterial bewerkstelligen.

Fazit

Als erster, etwas tiefer gehender Einstieg ist der Kosmos-Naturführer „Welche Wildbiene ist das?“ für Naturliebhaber/innen bestens geeignet. Denn statt mit 900 Seiten wie beim Jahrhundertwerk, dem sogenannten „Taschenlexikon der Wildbienenarten Mitteleuropas“ von Schachl/Willner, be- und vergnügen wir uns gerne mit einer kleineren Auswahl, die offenbar eine Mischung aus häufigen wie (regional) selten gewordenen Wildbienen darstellt. Ich sehne nach dieser Lektüre bereits wieder das Frühjahr herbei, um die Bestimmungshilfe ausgiebig anwenden zu können. Ein anregender, weil fotografisch-bunter Zeitvertreib unter dem Weihnachtsbaum, zumal auch die Sachinformationen sprachlich leicht und inhaltlich spannend zu lesen sind.


Petrischak, Hannes: Welche Wildbiene ist das? einfach erkennen und bestimmen: Extra: Nisthilfen für Bienen. Stuttgart : Kosmos. 2021. 144 S. Kosmos-Naturführer. EAN 9783440168936.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

BAmbrosiustag 2022 unterm Vollmond

Vollmond am BAmbrosiustag, 7.12.2022 auf dem StephansbergUnsere heitere kleine BAmbrosius-Runde zur Feier des Heiligen Ambrosius bzw. „Tag des Honigs“ auf dem Spezial-Keller lernte am 07.12.2022 allerhand dazu. Entzückt ließen wir uns von Stefan in eine Sternenhimmel-App mitnehmen und bewunderten die Vollmond-Nacht auf dem Stephansberg an der Sternwarte. Bei Glühwein, Pfefferminztee und Bockbier nebst Linsensuppe ließ es sich knappe zwei Stunden lang gut aushalten.

BLIB-Team am BAmbrosiustag
Als aber die Füße allzu kalt wurden, stiegen wir den Hügel doch lieber wieder herab. Leider war der Spezi-Keller durch zwei Weihnachtsfeiern voll besetzt. Nächstes Jahr suche ich uns eine wärmere Location. Aber dann ist ja auch die Pandemie hoffentlich vorüber, so dass uns Indoor wieder eine Option ist.

Es hat viel Spaß gemacht mit euch, liebe Bienenpaten – Rita, Stefan und Gabi – und mit den Förderkreismitgliedern Yaneth, Nikolaus (ja, aber nicht DER, den ihr jetzt meint! und nochmals Gabi in Personalunion nebst Reinhold … und na ja, hoffentlich auch mit meiner Wenigkeit! Die im Übrigen einen kurzen Überblick über die Finanzlage zu unseren beiden Projekten (PV-Anlage und Bio-Toilette) gab. Stefan stellte uns daraufhin seine Geburtstagsgabe in Aussicht, so dass sich die noch fehlende Deckungssumme auf 15.430 Euro verringert. DANKE dafür … und an alle fürs Kommen!Deko auf dem Spezi-Keller

*8* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

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Das Buch zu den Lehrvideos oder Lehrvideos zum Buch?

Der Autor Michael Ullmann betreibt seit 2018 seinen Youtube-Kanal „Imkerei Michael Ullmann“ mit zahlreichen Lehrvideos zur Imkerei. Im März 2022 erschien sein Buch Einräumig Imkern auf Zander“, ergänzt mit dem Untertitel Im angepassten Brutraum“. Das Besondere an diesem Buch ist die mediale Verknüpfung von Buch zum Video. Ein QR-Code im Buchumschlag verlinkt auf eine Playlist von 36 Lehrfilmen seines Youtube-Kanals zu speziellen Themen. Die Videos ergänzen das Buch. Aber auch ohne Youtube-Gucken sind die textlichen Ausführungen gut verständlich.

Inhalt und Aufmachung

Die Themen decken die Bandbreite des Imkerns ab, angefangen von den drei Bienenwesen Königin, Arbeitsbiene und Drohn, über Beuten und Betriebsmittel bis hin zu einem knappen Abriss der häufigsten Bienenkrankheiten. Der Schwerpunkt liegt auf der Betriebsweise des einräumigen Imkerns mit dem Zandermaß. Ein extra Kapitel geht auf die Phänologie und spezielle Zeigerpflanzen und ihre Bedeutung für die Bienenhaltung ein.

Das Buch hat ein handliches Format und ist ansprechend bebildert. An passender Stelle wird auf die Videos der Playlist auf Youtube verwiesen.

Kleine Kritik

Bei der Beschreibung der Varroabehandlung mit Ameisensäure wird nicht sauber zwischen den Applikationen Schwammtuch auf der einen Seite und Verdunster auf der anderen Seite unterschieden. Für Anfänger/innen könnte das etwas verwirrend sein. Aus den Mengenangaben der verwendeten Ameisensäure und der Tatsache, dass gekühlte Ameisensäure empfohlen wird, lässt sich jedoch schließen, dass der Autor die Schwammtuchmethode präferiert.

Fazit

Das gut verständliche und ansprechend aufgemachte Buch ist geeignet für Einsteiger/innen und Imker/innen mit Grundkenntnissen. Fortgeschrittene macht die Kombination aus einräumiger Zander-Betriebsweise mit Anpassung des Brutraums mittels Schieden sicherlich neugierig. Inwieweit das Schieden bei einzargigem Brutraum im Zandermaß Vorzüge bietet und den erhöhten Aufwand bei der Völkerführung rechtfertigt, darüber werden die imkerlichen Meinungen sicherlich auseinander gehen.

Die Kombination aus Buch und Video ist interessant. Das Buch gibt einen Überblick und verknüpft die ansonsten solitär nebeneinanderstehenden Einzelkapitel der Lehrvideos. Zur Ergänzung empfohlen.


Ullmann, Michael: Einräumig imkern auf Zander : im angepassten Brutraum. Stuttgart : Komsos. 2022. 128 S. EAN 9783440173046.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*7* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

Nicht nur, dass heute ein nahes Familienmitglied Geburtstag hat. Auch der Honig darf am 7. Dezember feiern, und zwar sich selbst. Es ist Internationaler Tag des Honigs und somit BAmbrosiustag für uns!

Anlass ist die Bischofsweihe des Heiligen Ambrosius, Schutzpatron der Bienen, Imker/innen, Lebküchner/innen, Wachszieher/innen, Haustiere und des Lernens. Unsere Buchrezensionsreihe fällt also heute ausnahmsweise aus. Stattdessen hier eine Einladung zum Spezial-Keller an der Sternwarte in Bamberg, um gemütlich miteinander zu feiern. Ab 17 Uhr sind wir im überdachten Außenbereich zu finden und bleiben sicherlich bis 20 Uhr zusammen.

Wer mag, darf ein (Bienen-)Wachskerzchen mitbringen u./o. ein Zweiglein zur Tischdeko. Wir freuen uns auf frische Luft, Glühweinduft und auf unsere Bienenfreund(inn)en natürlich!

Damit es aber dennoch literarisch zugeht, hier mein BAmbrosiusgedicht, veröffentlicht erstmals am 10.12.2016 nach einer Adventskalenderaktion des Stadtgebiets „Mayersche Gärtnerei“ an der Erba-Insel.

Ambrosius, der Schutzpatron

Wer schützt die Bienen, winzigklein
Und sorgt für süßen Honig fein?
Das muss ein echter Heil’ger sein.

In manchen Kirchen siehst du ihn,
mit Buch und Bienenkorbe steh’n,
mit Geißel oft, und ernst drein seh’n.

IHN rufen dann die Imker an,
ist’s ihnen um die Bienen bang’,
wenn Krankheit, Not und Winter lang.

„AMBROSIUS, tu’ sie uns retten,
die fleißigen und ach, so Netten –
wär’ traurig, wenn wir sie nicht hätten!“

Die vielen Haustierchen! – ob kleine,
ob große, wilde oder feine –
beschützt er ALLE, dein’ und meine.

Den Lebküchnern, den steht er bei,
wenn sie verwandeln klebrig’ Brei
in lecker schmeckend Nascherei.

Die Wachszieher, die bitten ihn,
wenn sie die bunten Kerzen zieh’n,
vor denen Nachtmahrschatten flieh’n.

Die Krämersleut’ in Stadt und Land,
verkaufen Nahrung und hübsch’ Tand
sind froh um seine helfend’ Hand.

Das Lernen auch, das kümmert ihn,
er findet’s wichtig – wie die Bien’,
die klug von Blüt’ zu Blüte ziehn’.

Wer ist er, und wo lebte er?
Ihr wollt es wissen? Bitte sehr!
Erzähl’ euch von dem Heil’gen mehr …

Bologna ist die eine Stadt,
die des Patronens Segen hat,
nebst Mailand, wo gewirkt er hat.

AMBROSIUS, der Schutzpatron,
vom rheinisch’ Trier ein großer Sohn,
Milano bracht‘ im Brot und Lohn.

Er wirkte einst als ein Jurist,
als Präfekt auch, dann Bischof ist,
ein Kirchenvater, wie ihr wisst.

Der Schutzpatron von manchem Tier,
von all dem, was du hörtest hier!
Ein Freund in Not, d’rum feiern wir!

Wir laden ein zu Küchlein klein,
Natürlich auch zu etwas Wein!
(Ein bisschen Spenden wären fein …)

Oh, fast vergessen, welch’ ein Schreck –
wer HONIG braucht: Steht hier ihm Eck!
Wir wünschen fröhliches: „Schleck-schleck“!

Ilona Munique
CC BY ND*

Ihre BAmbrosius-Spende

Ihre Spende verwenden wir für die beiden Projekte zur Ertüchtigung der Bienen-InfoWabe (Photo-Voltaik-Anlage und Bio-Toilette).

Kontoinhaber: Förderkreis Bienenleben Bamberg e. V. | Sparkasse Bamberg | IBAN DE74 7705 0000 0303 5218 27
Verwendungszweck: „Bienen-InfoWabe“
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