Varroabehandlung und Wabenhygiene (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK21, Modul 9)

Im Modul 9 des Imkerkurses für Anfänger (AK21) standen zwei Arbeitsschritte an: Varroabehandlung und Wabenhygiene. Sie lassen sich ohne Weiteres in einem Arbeitsgang bewerkstelligen. Wir stellen hier zunächst die Theorie der Behandlung vor und im Anschluss die Wabenhygiene. In der Praxis erfolgt natürlich erst die Wabenhygiene, um eine leere Zarge für die Behandlung freizubekommen.

Oxalsäurebehandlung

Zunächst erläuterte Reinhold Burger die Oxalsäurebehandlung, die allerdings erst im Winter stattfinden wird. Die Theorie dazu lässt sich doch etwas netter im Warmen erklären als frierend vor den Beuten. Entscheidend für eine optimale Wirkung der Behandlung ist der richtige Zeitpunkt. Die Bienen sollen aus der Brut gegangen sein, was immer dann geschieht, wenn es ein paar Tage hintereinander gefroren hat. Außerdem sollte es auch am Behandlungstag selbst richtig kalt sein, möglichst 0 °C und kälter, damit die Bienen in einer kompakten Wintertraube sitzen. So verteilt sich die Säure durch den engen Kontakt der Bienen untereinander besser.

Ferner müssen die Gerätschaften (siehe Checkliste in der Kursorganisation) parat stehen, denn vor Ort sollte angesichts des dann engen Zeitfensters – meist steigen die Temperaturen gegen Mittag – alles reibungslos verlaufen.

Übrigens: An den Arbeitsschutz in Form von säurefesten Einmal-Handschuhen ist auch zu denken, wenn die Windel kontrolliert wird. Denn die verabreichte Oxalsäure tropft natürlich auch nach unten durch die Wabengassen hindurch und landet auf dem Schieber. Beim Abputzen gerät man dann unweigerlich in Kontakt mit der Säure.

Ameisensäurebehandlung

Im gesamten 12-moduligen Kursverlauf gehen wir immer wieder auf den gefürchteten Bienenschädling ein, die Varroa destructor. So im Modul 2 zur Bienenkrankheiten und Modul 5 zur Varroakunde und -kontrolle. Im Modul 9 wird die Theorie durch die praktische Anwendung abgerundet. Vorgestellt werden die beiden gebräuchlichsten Säurespender, nämlich der Liebig-Dispenser und der Nassenheider Verdunster professional.

Der Liebig-Dispenser besticht durch seine einfache Handhabung, wobei die zu ermittelnde wetter- und volksstärkenabängige Dosierung Voraussetzung für das Gelingen der Behandlung ist.

Der Dispenser besteht aus drei Teilen: Einer Plastikflasche mit zwei Skalen, die es ermöglichen, die Mengenangabe auch dann abzulesen, wenn das Fläschchen bei seinem Einsatz auf den Kopf zu stehen kommt. So hat man die angepeilte Verdunstungsmenge gut im Blick und kann ggf. nachsteuern. Der zweite Teil besteht aus einer viereckigen, gelben Grundplatte aus Plastik. Nummer 3 ist ein sogenannter Docht, der in die Grundplatte gemäß Größenempfehlung eingelegt wird. Darauf wird später der Dispenser mittels der Grundplattenstifte aufgedrückt.

Auf diesen viereckigen Papierdochten ist – mit ein bisschen Nachdenken – herauszulesen, wie groß der Docht bleiben kann und wieviel Ameisensäure (AS) verwendet werden soll, und zwar in Abhängigkeit vom 1. jeweiligen Beutensystem, 2. der im Varroa-Wetter prognostizierten Wetterlage bzw. Verabreichungsempfehlung und 3. dem beabsichtigten Säurewert, also 60% bzw. 85% ad us. vet. Wobei letzterer in Deutschland nur als „Behandlungsnotstand“ via Verschreibung durch einen Tierarzt verabreicht werden darf.

Wir verwenden in der Regel 150 ml, wobei auch 200 ml möglich wären. Die Verdunstungsrate pro Tag sollte bei etwa 30 – 49 ml liegen. Zu wenig Verdunstung wirkt nicht, dann muss wiederholt werden. Bei zu schneller Verdunstung kann mit einer Verkleinerung des Dochtes gegengesteuert werden.

Bei dem alternativ möglichen Dispenser, dem Nassenheider Professional, muss man beim Aufbau geduldig sein. Seine vielen Einzelteile sind in der Handhabung aufwändiger. Sein Vorteil gegenüber dem Liebig-Dispenser liegt im doppelten – vertikal wie horizontal angebrachten – Dochtsystem, der für einen konstanten Flüssigkeitsstrom sorgt. Er ist daher für eine Langzeitbehandlung (bspw. bei Urlaubsplänen denkbar), doch insbesondere bei kühleren Temperaturen durchaus eine gute Wahl.

Funktionsprinzip
Der vertikale Docht saugt die Ameisensäure an und transportiert sie über den U-förmigen Schenkel nach unten auf den horizontalen Docht, wo sie abtropft und verdunstet. Der gelochte Fuß stellt dabei sicher, dass sich die beiden Dochte nicht berühren (Verhinderung von Kapillaritätseffekten). So wird immer ein nahezu konstanter Volumenstrom an Ameisensäure transportiert und verdunstet. [via Bienen-Weber.de]

Modul 9 Wabenhygiene und Varroabehandlung

Die Menge der AS ist höher als beim Liebig-Dispenser (siehe hierzu die Anwenderempfehlungen!). Achtgeben muss man, wenn auf einer kühlen Witterung noch einmal heiße Tage folgen. Eventuell „badet“ der horizontale Docht in der Schale in zu viel Säure, die schlagartig verdunstet und dann auf die Bienen zu heftig einwirkt. Dann gegebenenfalls die Schale (mit Schutzhandschuhen!) tagsüber entnehmen und in den kühlen Stunden wieder einsetzen.

Sicherheit und Kontrolle

Nach der Theorie ging es direkt an unseren Lehrbienenstand Bienenweg. Unser Kursneuzugang durfte sich am Smokerentfachen erproben und hat dies gleich auch gut hinbekommen.

Nach der Wabenhygiene (siehe Kapitel weiter unten) wird unser verwendeter Liebig-Dispenser an der mit der Dochtauflage ausgestatteten Grundplatte angebracht und waagrecht in eine leere, obenaufgesetzte Zarge platziert werden. Vom Handling her ist es sicherer, wenn die gelbe Grundplatte auf das aufrechte Fläschchen gesetzt wird.

Geht man umgekehrt vor, also setzt man stattdessen den Dispenser auf die Platte, müsste man ihn kippen. Doch dabei kann vorzeitig Säure ausfließen. Ganz übel, falls man beim Befüllen des Fläschchens vergessen hatte, den Tropfaufsatz wieder anzubringen und dabei im Worstcase ohne Handschuhe und über der Beute vorging – alles denkbar!

Schutzhandschuhe verwenden. Das Handschuhmaterial muss gegen den verwendeten Stoff ausreichend undurchlässig und beständig sein. Vor Gebrauch Dichtheit prüfen. Handschuhe vor dem Ausziehen vorreinigen, danach gut belüftet aufbewahren. Hautpflege beachten.
Hautschutzsalben bieten keinen ausreichenden Schutz gegen diesen Stoff. Völlig ungeeignet sind Stoff- oder Lederhandschuhe. [Auszug aus GESTIS Stoffdatenbank]

Modul 9 Wabenhygiene und VarroabehandlungDie Platte des Liebig-Dispensers besitzt eine leichte Vertiefung in der Mitte. Dort wird eventuell zu viel ausgetretene Säure aufgefangen, vorausgesetzt, die Beute steht tatsächlich waagrecht und die Oberträgerleisten der Rähmchen weisen keinen Wachsüberstand auf. Vorher also abkratzen.

Ameisensäurebehälter sollten möglichst in einem kühlen Raum (Keller) aufbewahrt werden. Denn eine mögliche Zersetzung der Flüssigkeit mit einhergehender Kohlenmonoxidabspaltung kann geschlossene Gefäße platzen lassen.

Wirksamkeitskontrolle

Um später kontrollieren zu können, ob die Varroabehandlung wirksam war, wird eine Windel eingeschoben. (Vor allem bei der Oxalsäurebehandlung im Winter empfiehlt sich das Einsetzen VORAB der Behandlung. Denn so lässt sich erkennen, ob die Träufelbehandlung eventuell nutzlos durch die Wabengassen lief.) Nach drei Tagen sollten Varroen gefallen sein. Um hingegen den „natürlichen“ Milbenbefall festzustellen, steht nach 14 Tagen eine erneute Zählung an, da dann die bislang noch verdeckelten Bienen geschlüpft sind – und mit ihnen die Milben.

Da unsere Teilnehmenden bislang noch keine Varroamilbe zu Gesicht bekommen haben, hatte Reinhold das Übungsvolk einen Tag vorab mit einer Windel präpariert. Und tatsächlich konnten wir drei Milben – zwei dunkle Ältere und eine helle Jüngere – zählen, die für die meisten viel kleiner aussah, als sie es sich vorgestellt hatten. Die Lage zeigten wir mit einem Feuerzeug an.)

Wabenhygiene

Ziel ist, alte Waben loszuwerden und die Bienen auf „neue“ bzw. unbebrütete Waben zu bekommen. Dazu muss man wissen:

Die Bruttätigkeit und Größe von Wirtschaftsvölkern nimmt im Spätsommer ab. So ist Mitte August bei Völkern, die auf zwei Bruträumen geführt werden, die unterste Zarge in der Regel bereits brutfrei. Die Bruttätigkeit konzentriert sich also auf den zweiten Brutraum. Das kann man gut nutzen und das alte Wabenwerk des unteren Brutraumes entnehmen.

Das Hochziehen des Volkes in den oberen Brutraum wird unterstützt durch das Aufsetzen einer Zarge mit leergeschleuderten Waben, die nach der Honigernte im Juli anfallen. Diese ehemaligen Waben des Honigraums sind unbebrütet (bei Verwendung eines Absperrgitters) und aus frischem, unbelastetem Wachs.

Außerdem begünstigt der Verzicht einer Fütterung unmittelbar nach der Honigernte diesen Vorgang des Hochziehens. Es sei denn natürlich, die Bienen sitzen wirklich auf dem Trockenen. Dann muss vorher etwas gefüttert werden. Fünf Kilo sollten auf alle Fälle im Volk verbleiben!

Was gegen eine allgemeine Fütterung spricht, ist, dass der Feuchtigkeitsgehalt in der Beute steigt und damit die AS-Behandlung in der Wirksamkeit durch schlechtere Verdunstung beeinträchtigt.

Schritt-für-Schritt-Anleitung Wabenhygiene

Schritt 1
Die obersten beiden Zargen werden zunächst beiseite gestellt. Am besten quer auf die Kanten des umgedrehten Blechdeckels.

Schritt 2
Die nun zugängliche unterste Zarge wird auf die Seite gestellt (und später wieder oben aufgesetzt) und dabei auf die schmale Seite gekippt. Natürlich geht das nur, wenn die Rähmchen fest sitzen. Bei Beuten mit Blechkanten oder bei vorab gelockerten Waben geht das also nicht, sonst würden die verrutschenden Rähmchen so manche Biene zerquetschen. Also stellt man sie am besten waagerecht auf einen vorsorglich mitgebrachten zweiten Blechdeckel.

Schritt 3
Nach dem Entfernen der untersten Zarge mit den alten Waben werden die beiseite gestellten Zargen wieder zurück an den Platz gestellt. Also auf dem Boden der Brutraum, darüber der ehemalige Honigraum mit den ausgeschleuderten Waben.

Schritt 4
Die vormalige untere (zwischenzeitlich gekippte) Zarge wird oben auf gesetzt. Daraus werden die alten Waben entnommen und dabei die Bienen IN die Zarge abgeschüttelt bzw. gekehrt. Also die Bienen NICHT VOR das Einflugloch kehren, denn auf den Waben könnte möglicherweise die Königin sitzen. Wer sich bei diesem Vorgang einen Hut oder Schleier aufsetzt, muss sich nicht genieren.

Die Altwaben werden Stück für Stück in Boxen gestellt bzw. in leere Zargen gehängt oder in einen Plastiksack gesteckt. Später werden sie ausgeschmolzen und das (Alt-)Wachs zur Kerzenherstellung verwendet. (Darauf gehen wir im Modul 10 näher ein.)

Schritt 5

Da wir jetzt eine leere Zarge oben auf haben, kann nun die Varroabehandlung erfolgen (siehe oben).

Schritt 6
Zum Schluss werden Folie und Holzdeckel aufgelegt. Um den Schraubverschluss des Liebig-Dispensers nicht zu verlegen oder zu verlieren, kann er einfach zwischen Holzdeckel und Blechdeckel geparkt werden. Es ist dies auch ein Zeichen, falls z. B. die Urlaubsvertretung die Beute öffnet, dass hier eine Behandlung stattfindet.

Fehlervermeidung und Sicherheitsaspekte

In diesem Kurs wurde häufig auf Strategien der Fehlervermeidung und Sicherheitsaspekte eingegangen. Tatsächlich sind durch die zahlreichen kleinen Handlungsvorgänge viele Fallstricke möglich, die sich für Mensch und Tier sehr unangenehm, ja, sogar gefährlich auswirken könnten.

Seid also mental und organisatorisch gut vorbereitet, geht konzentriert und umsichtig vor und überlegt lieber einmal zu viel als zu wenig, wenn ihr ans Werk geht. Ihr habt es nachgerade zu DIESEM Zeitpunkt in eurer Hand, auch im nächsten Jahr gesunde Bienen zu besitzen und lecker Honig zu ernten. Wenn ihr dann noch gewissenhaft und ausreichend einfüttert, was wir euch im Modul 11 zeigen werden, dann könnt ihr euch einer erfolgreichen Imkerei erfreuen, die aller Mühe wert ist.

So wie Emily aus AK19, die uns ein Glas Honig brachte, als sie das Kursmodul nachholte, das ihr bislang noch fehlte. Sie machte es richtig, gab nicht gleich auf, weil’s im ersten Jahr noch nicht so klappen wollte, sondern blieb dran. Bravo!

 

Monatsbetrachtungen Juli 2021 zu Bienen und Imkerei

Übersicht

Honigernte

Trachtschluss

Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Honigernte? Trachtschluss ist in unserer Region Bamberg in der Regel spätestens im Juli um die Monatsmitte mit der Lindenblüte. Gut verfolgen lässt sich das Ende der Tracht mittels der Bienen-Waagen im Projekt TrachtNet. Dort können die Gewichtswerte von Bienenvölkern kumuliert für Regionen oder auch für einzelne Standorte eingesehen werden: https://dlr-web-daten1.aspdienste.de/cgi-bin/tdsa/tdsa_client.pl

Bienenflucht

Reinhold erläutert Funktion BienenfluchtFür eine entspannte Ernte verwenden wir eine Bienenflucht. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Königin nicht im Honigraum aufhält. Mit ein Grund, warum wir Bruträume und Honigräume mittels Absperrgittern trennen.

Die Bienenflucht wird am Vortag der Ernte morgens unter die Honigräume und über das Absperrgitter eingelegt. Am nächsten Tag sind dann die Honigräume weitgehend frei von Bienen. Das ist schonender als mit Abkehrbesen zu arbeiten.

Ausgeschleuderte Honigwaben

Jedes Volk bekommt nach dem Schleudern eine Zarge aufgesetzt, gefüllt mit zehn ausgeschleuderten Waben. Vorher wird das Absperrgitter entnommen. Die Zarge bildet also sozusagen die dritte Brutraumzarge. Damit beginnen wir mit dem ersten Schritt zur Wabenhygiene. Mehr dazu in den Monatsbetrachtungen im August.

Foliennutzung beim Einfüttern der BienenvölkerDie restlichen leeren Honigwaben werden einigen unserer anderen Völkern zum reinigenden Ausschlecken gegeben. Dazu wird eine Folie auf die oberste Zarge so aufgelegt, dass ein schmaler, wenige Zentimeter breiter Spalt frei bleibt. Darauf kommt eine Leerzarge. Hierauf werden dann die Zargen mit den ausgeschleuderten Honigwaben aufgestapelt. Diese Zargen werden nur mit 8 Waben bestückt. Nach ein paar Tagen bis spätestens einer Woche sind die Waben trocken geputzt und fertig für die Aufbewahrung über den Winter. So behandelt können die Waben nicht gärig werden und bei der Wiederverwendung im nächsten Jahr den frisch eingetragenen Nektar mit unerwünschten Hefen impfen.

Um Räuberei zu vermeiden geschieht das Aufsetzen der ausgeschleuderten Waben grundsätzlich in den Abendstunden.

Futterversorgung sicherstellen

Bei der Honigernte muss darauf geachtet werden, dass den Völker noch mindestens fünf Kilogramm Futter als Vorrat bleibt.  Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Bienen hungern. Sie stellen dann das Brutgeschäft ein und räumen bereits angelegte Brut wieder aus. Gegebenenfalls belässt man noch nicht gänzlich gefüllte Honigwaben im Honigraum oder es muss gefüttert werden.

Varroabehandlung – jetzt oder später?

Gemülldiagnose

Grundlage für jede Varroabehandlung bildet immer die Feststellung des aktuellen Varroabefalls. In der Praxis hat sich dazu die Gemülldiagnose mittels Einlegen einer Windel gut bewährt. Die Windel wird nur zur Diagnose eingeschoben und danach wieder entfernt. Die Erfassung des Milbenabfalls über drei Tage liefert zuverlässige Werte. Bleibt die Windel länger eingeschoben, erschweren Wachskrümel das Auszählen der Milben. Zudem werden Ameisen angelockt. Wegen der Wachskrümel empfiehlt es sich, während der Gemülldiagnose auch keine frisch ausgeschleuderten Honigwaben von den Bienen reinigen lassen.

Windel mit eingezeichneten VarroamilbenAusgewertet werden die Windeln am besten vor Ort. Gezählt werden sowohl die dunkelbraunen Muttermilben, als auch die helleren Tochtermilben. Um keine Milben zu übersehen, kann eine Lupe oder Lupenbrille sehr hilfreich sein. Aus Umweltschutzgründen verzichten wir auf ölgetränkte Papierauflagen auf den Windeln. Die Gemülldiagnose führen wir kurz vor oder spätestens zur Honigernte durch.

Jetzt oder später?

Basierend auf den Ergebnissen der Gemülldiagnose entscheiden wir, ob umgehend eine Varroabehandlung durchgeführt werden muss. Dabei orientieren wir uns an den für Juli geltenden Grenzwerten des Milbenfalls von fünf  Milben pro Tag für heuer gebildete Ableger und von zehn Milben pro Tag für die bereits über einem Jahr alten Wirtschaftsvölker. Liegen die Werte unterhalb dieser Grenzen, können wir mit der standardmäßigen Sommerbehandlung mittels Ameisensäure noch bis August bei den Wirtschaftsvölkern und bis September bei den Ablegern zuwarten.

Bei der Behandlung mit Ameisensäure gilt, dass je mehr Bienen und Brut in den Völkern (noch) sind, desto schwieriger ist ein ausreichender Behandlungserfolg zu erzielen und desto höher fallen die Brutschäden aus. Die Ableger befinden sich nämlich noch im Aufbau und eine (zu) frühe Behandlung hemmt deren Entwicklung. Die Wirtschaftsvölker werden natürlich immer erst nach dem Abräumen des Honigs behandelt!

Fazit

Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass die Varroabehandlung am individuellen Befall eines Volkes mit Milben ausgerichtet sein soll. Dazu ist eine Diagnose unerlässlich. Eine vorbeugende Behandlung zu einem festgesetzten Termin, wie immer wieder mal gefordert wird, halten wir nicht für den richtigen Weg. Bestätigt wurden wir unlängst in der Fortbildung des Instituts für Bienenkunde zur „Varroabehandlung mit Biotechnik“.

Weitere Informationen

Flyer LWG zur VarroaZu Varroabehandlung siehe auch die Flyerserie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Institut für Bienenkunde:

Fortbildungen und Termine

Logo BLIB-Imkerkurs für Anfänger7. + 8. MODUL: Honigernte und -verarbeitung
– Getrennte Gruppen –
Jeweils 10.00-11.30 Uhr und 12.00-16.00 Uhr

Fr., 09.07.21 | Sa., 10.07. | Sa., 17.07. |
Sa., 24.07 | Sa., 31.07.

Gruppeneinteilung mit Terminen sind für Angemeldete in der Kursorganisation zu finden.

  • So., 18.07.21 – BIWa-Sonntagsöffnung

    Logo "Alle Themen" der Bienen-InfoWabe (BIWa)Logo für alle Schwerpunktthemen (= Bienen, Honig, Imkerei, Natur) der Bienen-InfoWabe14.00 – 17.00 Uhr |
    Offenes Haus für alle
    … rund um Bienen, Honig, Imkerei und Natur.
    Was? Informationen für Groß und Klein, Beratung für Jungimker/innen und Fachgespräche für alte Hasen. Nutzung der Imker-Bibliothek.
    Für wen? Ohne Altersbeschränkung
    Kosten? Keine, über Spenden freuen wir uns
    Wo? Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1, 96047 Bamberg (Erba-Park)

  • Logo "Alle Themen" der Bienen-InfoWabe (BIWa)Logo für das Schwerpunktthema Honig der Bienen-InfoWabe11.-23.07.21 – Honigschleudertage 2021 – “Wie kommt der Honig ins Glas?”
    Details und Anmeldung siehe hier: https://bienen-leben-in-bamberg.de/bamberger-lagenhonig/honigernte-und-schleudertermine/

Region Bamberg frei von Faulbrut-Sperrbezirken

Nach Mitteilung im Amtsblatt des Landkreises Bamberg, Ausgabe 18/2021 vom 30.4.2021, wurde der am 28.2.2019 eingerichtete Sperrbezirk Trosdorf (siehe Amtsblatt des Landkreises Bamberg, Ausgabe 2/2019) aufgehoben. Es dürfen also wieder Völker in diesen und aus diesem Bezirk verbracht werden.

Für die Region Bamberg sind aktuell keine Faulbrut-Sperrbezirke ausgewiesen.  (Stand 6.5.2021)

Wie immer hier der Hinweis auf TSIS, das Tierseuchen-Informationssystem des Friedrich-Loeffler-Instituts, auf dem ihr abfragen könnt, welche Sperrbezirke in Deutschland aktuell eingerichtet sind. Karten der Sperrbezirke werden in den jeweiligen Amtsblättern der betroffenen Städte und Kreise veröffentlicht.

Online-Start in den BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK21, Module 1-3

Folie Imkerkurs Bienenkrankheiten (BLIB-AK21)Von 12 Modulen des BLIB-Imkerkurs für Anfänger (AK21) sind bereits ein Viertel absolviert. Im Modul 3 zu Bienengesundheit und Bienenkrankheiten glänzten 20 Teilnehmende mit Anwesenheit, sie hatten sich nicht von einem Online-Kurs abschrecken lassen. Noch lässt sich auch das Meiste in der Theorie erläutern. Doch natürlich muss es für unseren ehemaligen Bienenpaten Marco Rust ein wenig heftig sein, so in die Imkerei einzusteigen – ohne direkten Bienenkontakt und dann auch gleich noch mit so einem ersten Thema. Es wird besser, versprochen!

Frage für Frage … jede zu seiner Zeit

Die Teilnahme im Chat war hoch. Es wurden Fragen gestellt, die mal mehr, mal weniger mit den eigentlichen Kursinhalten zu tun hatten. Das liegt auch daran, dass manche bereits mit eigenen Völkern am Start sind oder bereits imkern und völlig verständlich eine Chance auf Einzelberatung sehen. Entweder, wir mussten dann um Geduld bitten und auf nächste Module verweisen, in denen wir der Frage vollumfänglich gerecht werden können, oder wir konnten sie „schnell mal eben“ im Chat beantworten, oder wir verwiesen auf das Kursende, wenn noch Zeit bleibt (was es tat), oder wir behandelten sie nach Kursende in den 15-20 „Service-Minuten“, die wir speziell dafür einplanten. (@Peter: Deine Frage nach den Beutensystemen und -anbietern vertiefen wir in M4 noch mal.)

Die Frage, ob Krankheiten bei Bienen sehr häufig vorkämen, beantworteten wir natürlich für alle sofort. Wer seine Völker gewissenhaft, hygienisch und minimalinvasiv führt, wessen Königin heil und gut versorgt vom Jungfernflug zurückkam und zwei, drei Jahre Legeleistung erbringt, wo die Standortbestimmungen passen (was auch ein Erfahrungswert sein kann) und die Winter nicht zu lange andauern, kann davon ausgehen, „nur“ die üblichen Varroaprobleme in den Griff bekommen zu müssen.

Screenshot-BLIB-Imkeranfängerkurs-AK21-M3Häufige Bienenkrankheiten und Vorkehrungen

Dennoch … vor dem Erreger der (auch im  Landkreis Bamberg gemeldeten) Amerikanischen Faulbrut (AFB), dem Akuten bzw. Chronischen Paralysevirus und vor Nosemose ist kein Volk absolut gefeit. Weitere Krankheiten wie die Maikrankheit (Wassermangel) oder Kalkbrut (zu kalter, zugiger Standort) können jedoch mit einfachen Vorkehrungen verhindert werden.

Screenshot Online-Kurs, Imkeranfängerkurs, AK21, Modul 3, Bienenkrankheiten (Reinhold Burger)So wurde zwar im ABC der Bienenkrankheiten nicht auf alle dezidiert eingegangen, sondern besonders auf Hilfsmittel hingewiesen, die das Erkennen der Krankheiten und dem Wissen um die Sperrbezirke bei AFB (gemeldet im Tsis, TierSeuchenInformationsSystem und in den örtlichen Amtsblättern) möglich machen. Das A und O – und damit auch der erste Teil des Kurses – ist und bleibt die Gesunderhaltung durch Vorbeugung. Hier ging Reinhold auf die den Bienen innewohnenden Abwehrmechanismen ein und stellte positive wie negative Einflussfaktoren vor:

• Nahrung
• Witterung
• Krankheitserreger(Bakterien, Viren, Pilze, Protozoen)
• Parasiten, Bienenschädlinge, Feinde
• Umweltschadstoffe / Pflanzenschutzmittel
• Imker

Vorbeugende Maßnahmen betreffen die Auswahl gesunder Völker und deren umsichtige Versorgung, wobei die kritische Phase der Unterversorgung im Frühjahr liegt. Also zu einem Zeitpunkt, wenn man meinen könnte: „Juhu, der Winter ist überstanden, mein Volk lebt noch!“ Doch mehrere Kältetage könnten dafür sorgen, dass das sich vermehrende Volk seine allerletzten Reserven anpackt und diese nicht mehr ausreichen, bis die Flugtemperatur bei ca. 10-12° C wieder passt.

Folie-Frühjahrsarbeiten-AK21-M2-BLIB-ImkeranfaengerkursRückschau Modul 2

Darauf gingen wir bereits in Modul 2 am 27.3. ein, das den Frühjahrsarbeiten gewidmet war. Die Durchsicht der Völker sollte über den Futterbestand und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Volkes Auskunft geben – vorausgesetzt, man weiß, auf welche Zeichen man Ausschau halten muss. Anhand Fotos ist das zwar zu erklären, doch lieber wäre uns allen natürlich die direkte Anschauung am Lehrbienenstand gewesen.

Wegen der Pandemie dürfen jedoch alle letzt- und diesjährigen Kursteilnehmenden für zwei weitere Jahre die Gelegenheit nutzen, uns wiederholend zu besuchen. Doch ist davon auszugehen, dass sie bis dahin genügend Erfahrungen gesammelt haben, um sich selbst ein Bild machen zu können.

Folie-Zeitvorschau-AK21-M1-BLIB-ImkeranfaengerkursRückschau Modul 1

Für das erste Modul, das am Abend vor M2 stattfand, erläuterten wir die Imkerei im Jahreslauf, gingen auf die Biologie und den Lebensraum von Honigbiene wie auch Wildbienen ein, wiesen auf Literatur und Medientipps zur Selbstinformation hin und stellten die Strukturen und Ansprechpartner/innen in der Imkerei vor. Fortbildung sollte einer jeden Imkerin und jedem Imker über alle aktiven Jahre hinweg selbstverständlich sein. Gerade zu Beginn seiner Leidenschaft ist man sehr aufnahmefähig und nimmt gerne an weiteren Kursprogrammen teil, die allerdings leider momentan wenig angeboten werden. Wir zeigten auf, wo die Termine zu finden sind und wer als Anbieter fungiert.

Leider sind mittlerweile Fördermittel  und Finanzierungshilfen aus öffentlicher Hand stark reduziert worden. Einige unglückliche Mini-Finanzspritze zu Liebig-Dispensern für Imkervereinsmitgliedern erwähnten wir erst gar nicht, da diese sinnlos wegen Nicht-Organisierbarkeit verpufften. An geförderten Großanschaffungen hingegen bleiben prinzipiell noch die Honigschleuder oder ein Wachsschmelztopf übrig. Um diese vom Land Bayern gefördert zu bekommen, ist eine Betriebsnummer notwendig, die – je nach Landkreis – bei der Anmeldung der Völker erteilt wird. In Bamberg geht das getrennte Wege.

Jetzt hoffen wir nur noch darauf, dass sich UNSERE Wege in einer Woche kreuzen werden und wir uns zu Modul 4, der Honigraumerweiterung und Ablegerbildung, am 17. bzw. 18.04. am Lehrbienenstand am Bienenweg endlich persönlich kennenlernen werden. Das einzig Positive an der Pandemie ist, dass drei kleinen Gruppen zwischen 5 und 7 Teilnehmenden gebildet werden und somit Gelegenheit geschaffen ist, viel Zeit für jede/n Einzelnen zu haben.

Wir freuen uns auf euch!

 

Faulbrut-Sperrbezirke Birkach/Frensdorf und Erlach aufgehoben

Streichholzprobe einer mit AFB befallenen WabeNach Mitteilung im Amtsblatt des Landkreises Bamberg, Ausgabe 7/2021 vom 25.3.2021, wurden die Sperrbezirke Birkach/Frensdorf und Erlach (beide eingerichtet am 31.07.2019) aufgehoben. Es dürfen also wieder Völker in diese und aus diesen Bezirken verbracht werden.

Für die Region Bamberg ist derzeit noch Trosdorf (Amtsblatt Lkrs. Bamberg Nr. 2/2019 | 28.02.2019) gemeldet.

Welche Sperrbezirke eingerichtet sind, erfährt ihr auf auf TSIS, dem Tierseuchen-Informationssystem des Friedrich-Loeffler-Instituts. Karten der Sperrbezirke werden in den jeweiligen Amtsblättern von Stadt und Landkreis Bamberg veröffentlicht.

Rund um das veterinäramtliche Gesundheitszeugnis / Amtstierärztliche Bescheinigung in Sachen AFB in Bamberg und Region

Sollen Völker gekauft oder verkauft und sie deshalb an einen anderen Stand gebracht werden, muss rechtzeitig an ein Gesundheitszeugnis gedacht werden. Das Zeugnis bescheinigt, dass die Bienenvölker eines Standes frei von der Amerikanischen Faulbrut (AFB) sind. Dieses ausstellen zu lassen beruht auf einer Vorschrift der Bienenseuchen-Verordnung, BienSeuchV.

Die Amtstierärztliche Bescheinigung (so der Terminus in der Stadt Bamberg) bzw. ein veterinäramtliches Gesundheitszeugnisses bzw. eine Seuchenfreiheitsbescheinigung wird in den einzelnen Bundesländern und von den Veterinärämtern unterschiedlich benannt und gehandhabt.

Regelungen in Stadt und Landkreis Bamberg

Für Stadt und Landkreis Bamberg gelten derzeit folgende Regelungen – der Einfachheit halber im Folgenden nur „Gesundheitszeugnis“ genannt:

  • Für das Verstellen von Bienenstöcken innerhalb des Landkreises und innerhalb des Stadtgebiets tolerieren die Veterinärbehörden auch ein Verbringen ohne Gesundheitszeugnis.
  • Doch Achtung: Bei Verbringung von Völkern aus dem Landkreis in die Stadt oder umgekehrt ist ein Zeugnis notwendig!

Sorgfältiges Verpacken der AFB-verseuchten WabenAus jüngster Erfahrung heraus empfehlen wir allerdings generell, sich bei Kauf und Verkauf von Bienen grundsätzlich ein Gesundheitszeugnis  vorlegen zu lassen. Und dies auch, wenn „Alt-Imker/innen“ darüber nicht glücklich sind und abwinken. Lasst nicht locker oder geht notfalls woanders Völker einkaufen. Oder würdet ihr euch ein Auto ohne TÜV-Plakette kaufen?! (Kann man ruhig vergleichen: Beides brummt. *LOL*). Okay, überzeugt. Und jetzt?

Wie kommt man an ein Gesundheitszeugnis?

1. Ihr vereinbart einen Termin mit eurer/m zuständigen Bienensachverständigen

In Stadt und Landkreis Bamberg stellen Bienensachverständige die Befallsfreiheit von der AFB fest. Bienensachverständige sind speziell fortgebildete und vom Institut für Bienenkunde ernannte Imker/innen (wie z. B. Reinhold Burger in Bamberg), die beim jeweils für sie zuständigen Veterinäramt erfasst sind. Fragt also dort nach, wer derzeit eingesetzt ist, das ändert sich immer wieder einmal.

2. Was passiert vor Ort?

Die (Brut-)Waben werden von der/dem Bienensachverständigen nach klinischen Symptomen untersucht („optische Beschau“) und ggf. werden auch Futterkranzproben vorgenommen. Ihr müsst bei dieser Beschau anwesend sein sowie euer eigenes Werkzeug zur Verfügung stellen. Der Grund: Keine versehentliche Übertragung von Sporen an andere Standorte, die die/der Bienensachverständige besucht.

Die Untersuchungen der Bienensachverständigen sind für euch Imker/innen kostenlos, da sie ehrenamtlich erbracht werden. Die/Der Bienenhalter/in muss lediglich eine Unterschrift über den Besuch leisten. Eine Unterschrift in Vertretung wird leider (in Bamberg) nicht anerkannt.

3. Was passiert danach?

Das Untersuchungsprotokoll des Bienensachverständigen reicht die/der Imker/in selbst an das zuständige Veterinäramt ein. Das Amt stellt schließlich (je nach Region ggf. gegen eine Verwaltungsgebühr) das Gesundheitszeugnis aus. Dieses gilt grundsätzlich für den gesamten Bienenstand. Deshalb werden alle Völker durchgesehen, auch dann, wenn nur einzelne davon verstellt oder verkauft werden sollen.

Gebt eurer/eurem Bienensachverständigen Bescheid, sobald ihr das Gesundheitszeugnis in Händen habt. Das ist zwar keine Pflicht, doch dann weiß eben auch sie/er, ob alles in Ordnung war und ist beruhigt. Und es kann ja nicht schaden, falls ihr für den Verkauf eurer GESUNDEN Völker eine/n Fürsprecher/in braucht.

Das Gesundheitszeugnis gilt in der Regel neun Monate lang ab Ausstellung.

Open-Petition zur Freigabe von Oxalsäureverdampfung

Varroamilbe (Varroa destructor), von untenAm 12.02.2021 wurde eine Online-Petition zur Freigabe der Verdampfung von Oxalsäure via Open-Petition gestartet.

Während die Zulassung zur Verdampfung für die „Rest-Entmilbung“ von Bienenvölkern in elf anderen EU-Ländern¹ zugelassen wurde, ist den Imker(inne)n in Deutschland weiterhin nur das Träufelverfahren oder (auch erst seit 2017) das Sprühverfahren erlaubt.

OxalsäurebehandlungWo liegen die Unterschiede?

Beide – Träufel- wie Sprühverfahren – stören die Bienen in ihrer Wintertraube mehr als beim Verdampfen, da die Beuten geöffnet und die mit Bienen besetzten Rähmchen – besonders beim Sprühen – auseinandergenommen werden müssen. (Wir träufeln, und wie das vonstatten geht, ist hier genau beschrieben.)

Pro und Contra wurden in Deutschland lange diskutiert. Unstrittig ist, dass die Verdampfung schonender für die Bienen ist. Warum also nicht gleich so?!

Grund: Anwenderschutz

Oxalsäure ist ein Kontaktgift und kann über die Haut und Atemwege aufgenommen werden.

Von den Herstellern empfohlene Maßnahmen beim Träufeln wie Sprühen sind säurefeste Einmalhandschuhe und Schutzbrille aufziehen sowie Imkerkleidung anlegen. Was für diese Anwendungen genügen muss, kann ebenso beim Verdampfen ausreichen, zumal man mit dem Dampf nicht in Berührung kommt. Es sei denn, man öffnet nach der zwei, dreiminütigen Abkühlphase zu früh die Beute.

Jedoch dürften Imker/innen bekannt dafür sein, dass sie es gewohnt sich, sich Gefahren auszusetzen und daher „von Natur aus“ doch recht umsichtig bei ihren Verrichtungen vor sich gehen. Sonst kämen sie nicht weit in ihrer Berufung bzw. ihrem Beruf.

Ist der Anwenderschutz für deutsche Imker/innen also zu hoch angesetzt? Muss man Imker/innen sich vor sich selbst schützen? Wir meinen: „Nein“. Also JA zur Petition.

OpenPetition zur OxalsäureverdampfungDie Petition

Daher werden wir die Online-Petition auf Open-Petition zur Verdampfung von Oxalsäure unterschreiben, um es jeder und jedem Imker/in nach besten Wissen und Gewissen selbst zu überlassen, was für sie und ihre Bienen am praktischsten wie auch verträglichsten ist.

Das Quorum für die Petition beträgt 50.000. Wird es erreicht, können die entsprechenden Entscheidungsträger/innen darauf schließen, sich mit der Eingabe gründlicher zu befassen, da diese offensichtlich von hohem Interesse für die Bevölkerung ist.

Der Zeitrahmen für das Unterschreiben beträgt ca. 2 Monate. Der Stand der Unterschriften liegt aktuell nach 2 Tagen bei 246. Da ist also noch viel Luft nach oben!


¹Laut Dr. Stefan Berg anlässlich des Veitshöchheimer Imkertags 2021, zum Thema Oxalsäurebehandlung siehe auch unsere Berichtsfolge 2, Bienengesundheit.

Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (3): Online-Angebote

Varroa-App (Renate Feuchtmeyer)

Die kostenlose Varroa-App „im Kampf gegen die Varroamilbe“ funktioniert am besten, wenn man „Gut vernetzt für gesunde Bienen“ ist. Der Umgebungscheck ist auf 3 km eingestellt. So lässt sich in der mobilen Version direkt am Stand erkennen, wie es den Bienen in der Umgebung geht, also wie hoch der Befall bei den (anonymisierten) Nachbarn ist und was zu tun empfohlen wird.

Natürlich fehlt nicht das Miteinbeziehen des Varroawetters – ihr kennt es längst von unseren Empfehlungen her – und auch nicht die Vernetzung zur nächstgelegenen Trachtnetwaage.

Funktioniert am besten, wenn sich möglichst viele beteiligen und ihre Werte eingeben. Wer sich nicht am Standort mit honig-/pollenverschmierten Fingern und bei blendendem Sonnenschein auf einem unleserlich gewordenen Minibildschirm plagen möchte, kann das auch bequem am PC (auch MacOS) auf der Webversion erledigen.

BeeWarned (Dr. Nicole Höcherl)

Seit Jahren wissen wir Imker/innen, dass wir sicher sein können, dass unsere Bienen nicht sicher sein können. Die Varroamilbe ist längst nicht mehr als exotisch einzustufen, die Asiatische Hornisse (Vespa Valutina, s. a. Beitrag) hat Deutschland bereits seit etwa 2015 für sich entdeckt und eines nicht mehr allzu fernen Tages überspringt auch der Kleine Beutenkäfer die Alpen, weil es manche Imker/innen nicht lassen können, Völkerhandel und Trachtfahrten mit und in den Süden zu unternehmen. Aber auch der globale Warenverkehr (Wachs, Obst, Pflanzen, Erde) tragen zur Einschleppung bei.

Zur Vorbereitung wurde ein Frühwarnsystem namens BeeWarned entwickelt, zu welchem 140 Monitoringimker, eingeteilt auf 140 bayerische Quadrate, ihre (Nicht-)Sichtungen mitteileilen, nebst den bekannten staatlichen Institutionen wie Imkerschulen und Prüfhöfe.

Zumindest ist das der Plan. Denn gesucht werden noch rund 10 Imker/innen, besser mehr, die den „Meldepott“ wieder auffüllen sollen. Freiwillige vor!

Was dabei zu tun ist, ist rasch erklärt. Zu drei mal vierwöchigen Beobachtungszeitpunkten jährlich, und zwar April/Mai, Juli/August und September/Oktober sollen die Völker auf einen möglichen Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer und der Asiatischen Hornisse untersucht werden.

Dazu benötigt wird ein Bienenstandort, der mit 5 Völkern dauerhaft belegt ist. Auch Ableger zählen dazu. Für den Beutenkäfer wird eine Ölfalle angelegt und / oder die Ritzen der Beuten auf Käfer und Larven kontrolliert, bei der Hornisse der Fluglochbereich beobachtet.

Sodann sollen die Vorkommnisse, aber auch, wenn man nichts entdecken konnte, via PC oder Handy und E-Mail gemeldet werden. Dazu loggen sich die registrierten Imker/innen in die App ein und meldet für den jeweilig ausgewählten Standort das gesichtete oder auch nicht gesichtete Tierchen mittels eines „Schiebereglers“. Rot für „keine Sichtung“ und Grün für „Sichtung“.

Ganz abgesehen davon gilt der Kleine Beutenkäfer als anzeigenpflichtige Tierseuche und muss ohnehin an das zuständige Veterinäramt gemeldet werden.

Neue Lehrfilme für Anfänger und Fortgeschrittene (Gerhard Müller-Engler)

Die Corona-Zeit gut genutzt hat der Fachberater Gerhard Müller-Engler, der launig und erfrischend offen über seinen Werdegang als Youtuber berichtete. Auf dem Videoportal des Instituts für Bienenkunde entstanden bzw. entstehen noch über 90 Videos mit „Tipps und Tricks für Imker“ innerhalb der Clipserie „Imkerpraxis“ zu den wichtigsten Arbeitsbereichen und Themen.

Ein Beispiel:
Imkerpraxis: Systematische Durchsicht des Bienenvolkes (Übung für Anfänger)

Alle Schritte der Videoplanung (von den Dreharbeiten nebst Ortswahl, Regie und Technik über den Rohschnitt, der SRT-Erstellung (Speach to Text, Untertitel) und den Feinschnitt bis hin zu Tags, Kurzbeschreibungen und der Youtube-Veröffentlichung mit Social-Media-Nutzung) wurden anschaulich dargestellt und bieten für andere Multiplikatoren eine schöne Anleitung zum eigenen Erstellen von Lehrfilmen.

Tagungsbericht der Fachberater/innen mit Schwerpunkt CBPV (Johann Fischer)

Wie immer beschließt ein Bericht über die Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Fachberater/innen für Imkerei (AFI) aus dem deutschen Sprachraum das Veitshöchheimer Imkerforum. Diesmal in Muhr a. S. und zum Thema der Chronischen Bienenparalyse. Denn seit 2020 ist ein verstärktes Auftreten des Virus zu verzeichnen.

Grundvoraussetzung, ob etwas getan werden muss, ist eine konsequente Befallsermittlung mittels Bodeneinlage im 14-tägigen Rhythmus. Behandelt werden sollen nur Völker, deren Befallsgrad erhöht ist. Rein terminorientierte Behandlungen sind nicht erfolgreicher.

Wie erkennt man den Virus? Die Bienen erscheinen durch das ausfallende Haarkleid als schwarz, warum man früher auch „Schwarzsucht“ dazu sagte. Typisch ist das auffällige zittern und die Orientierungslosigkeit der befallenen Bienen.

Was ist zu tun? Absprache mit den Gesundheitsberatern und Fachberatern halten und die Völker auf einen Quarantänestand umsiedeln. Dort lässt man die Bienen sich einfliegen, also an den neuen Standort gewöhnen. Sodann werden sie abseits gestellt, die Königin gekäfigt, in eine frische Beute eingesetzt und diesen an den bisherigen Platz gestellt.

Saniert wird analog drohnenbrütiger Völker, also durch Separieren (Abkehren) der Bienen, diesmal auf ein Bettlaken. Die kranken Bienen bleiben liegen, die anderen finden ihren Weg ins Volk zurück.

Eine weitere Erkenntnis können wir teilen: Mit Online-Schulungen lassen sich Präsenzveranstaltungen allenfalls ergänzen, nicht jedoch ersetzen. Problematisch sind diverse technische Anforderungen und ein zu eingeschränkter Kontakt zu den Teilnehmer(inne)n.

Passend hierzu berichtete Fischer über einen Beitrag von Marcel Straub zur Entstehung eines zeitgemäßen Bienenstandes, den Wallierhof in der Schweiz, während Gerhard Müller-Englert ein Lehrbienenstand-Konzept mit Aufgabengewichtung vorstellte. Das Analoge also wird weiterhin eine Rolle spielen, Pandemien hin oder her … aber sicherlich sind wir alle jetzt einen Schritt weiter und verfügen über einen erweiterten Spielraum!

So, das war’s vom Imkerforum … heuer kamen wir mal wieder zu einer umfassenden Berichtsreihe. Die von 2019 sind wir leider schuldig geblieben. Doch manchmal geht der Brotberuf einfach vor, das Ehrenamt muss zurückstehen. Heuer sparten wir uns hingegen die Reisezeiten. Was nicht heißt, dass wir nur noch per Videochat bedient werden wollen. Uns fehlt trotz allen Lobs über das Format dann doch der Austausch mit unseren Kolleg(inn)en, die wir hoffen, zum Imkertag im Juli (Termin noch nicht veröffentlicht, doch erfahrungsgemäß das 2. Juli-Wochenende) wieder zu sehen.

Bis dahin … gute Bienenzeit und bleibt gesund!

Alle Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2021

Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (2): Bienengesundheit

Unser zweiter Berichtsblock zum Veitshöchheimer Imkerforum steht im Zeichen der Bienengesundheit. [1. Beitrag: Versuchsbereiche].

Oxalsäure verdampfen – Anwenderschutz (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Die Firma Andermatt BioVet bemüht sich um eine Zulassung in Deutschland für ihr Produkt VARROX EDDY, einen mit Akku betriebenen Verdampfer für Oxalsäure. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens untersucht das Institut für Bienenkunde und Imkerei in Zusammenarbeit mit der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, mögliche Gefährdungen des Anwenders beim Verdampfen der Oxalsäure. Ergebnisse liegen noch keine vor. Dr. Berg stellte jedoch einen Abschluss des Zulassungsverfahrens für das Jahr 2021 oder 2022 in den Raum.

Hintergrund: Das Verdampfen von Oxalsäure, wie das Sublimieren von Oxalsäuredihydrat umgangssprachlich genannt wird, hat in Deutschland keine Zulassung. Anders als in elf weiteren EU-Ländern sind die in Deutschland derzeit erlaubten Anwendungsformen von Oxalsäure zur Varroabehandlung das Träufeln und (seit Anfang 2017) auch das Sprühen. Hierzulande scheiterte eine Zulassung bisher am Anwenderschutz. Eine mögliche Gefährdung der Gesundheit bestehen beim Hantieren mit dem kristallinen Oxalsäuredihydratpulver sowie durch Einatmen und Kontakt mit den Dämpfen und Gasen während der Anwendung. Neue Darreichungsformen wie das Blistern oder Verdampfer mit Akkubetrieben könnten Abhilfe schaffen.

Die Dauer einer Oxalsäureverdampfung wurde auf Nachfrage mit etwa 10 Minuten pro Volk angegeben, inklusive einer zweiminütigen Abkühlphase. Die Sprühbehandlung im Winter mit Milchsäure wird nicht (mehr) empfohlen. Wer dies dennoch vorzieht, behandelt bei Temperaturen unter der Flugfähigkeit der Bienen, also etwa 10-12° C bis zu wenigen Graden über Null.

Wespenfallen in Weinbergen (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Für die Regierung von Unterfranken wurde eine Datengrundlage zur Effektivität von Wespenfallen erarbeitet. Dazu wurden unterschiedliche Lochgrößen (4,5 mm versus 5 mm) in Kombination mit zwei Lockstoffen („Boller & Bauer“ versus „VespaCatch“) verglichen. Die besten Ergebnisse hinsichtlich Anzahl eingefangener Wespen im Verhältnis zum unerwünschten Beifang anderer Insekten, wurden mit einem Lochdurchmesser von 5 mm und dem Lockstoff VespaCatch erreicht. Der Beifang dieser Kombination lag bei rund 90%.

Hintergrund:

Vespa velutina (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: 65% der räuberischen Vespa velutina konnten mit einem Fangnetz, welches um die Bienenbeuten ausgelegt wurden, eingefangen werden, im Gegensatz zu 35% ohne Netze. Auch selbstgebaute Hornissenfallen mit einem Gebräu aus Fruchtsaft und Dunkles Bier (Aus dem Chat kam die Empfehlung: Bier, Limo und Essig) halfen, jedoch mit Beifang anderer Insekten, leider auch die Königinnen der Vespa crabro.

Hintergrund: Mit einem Besuch in Südfrankreich eruierte das Institut, wie dort die Imker mit der Vespa velutina zurecht kommen: Und zwar recht unspektakulär mit selbstgebauten Hornissenfallen aus PET-Flaschen. Die Forscher aus Deutschland interessierten sich außerdem dafür, inwieweit durch die Fallen eventuell auch die in Europa heimische und geschützte Vespa crabro als Beifang vorkommt. Da dies voraussichtlich der Fall ist, kommt diese Methode für unsere Breiten nicht in Frage. Bienen wurden nicht beigefangen.

Neue Varroa-Flyer (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Das Institut für Bienenkunde und Imkerei hat den Flyer zum Bayerischen Varroakonzept (in Anlehnung an die Hessischen) überarbeitet und jetzt neu als Serie von drei Flyern bei einer Auflage von 10.000 Stück herausgebracht. Wir haben sie natürlich gleich zur Auslage in der Bienen-InfoWabe und für unsere Imkerkursteilnehmenden bestellt.

   

  • Varroa 1: Schadschwellenorientierte Maßnahmen
    Der erste Flyer enthält Anweisungen zu zwei Verfahren der Befallsermittlung der Bienen mit Varroen: „Gemülldiagnose“ und „Puderzuckemethode“. Auf den Ergebnissen der Diagnoseverfahren aufbauend, werden in einem Ampelsystem Maßnahmen zur Varroabekämpfung empfohlen. Diese richten sich am Bienenjahr aus, nämlich in „Trachtzeit“, „Beginn der Sommerpflege“, „Ende der Sommerpflege“, „Reinvasionsphase“ und „Restentmilbung“.
  • Varroa 2: Biotechnik
    Im zweiten Flyer werden verschiedene biotechnische Maßnahmen zur Varroareduktion vorgestellt: „Drohnenbrutschneiden“, „Komplette Brutentnahme“, „Teilen und Behandeln“, „Künstliche Brutunterbrechung“ und „Bannwabenverfahren“. Das praktische Vorgehen wird erläutert und jeweils eine Bewertung der Maßnahme vorgenommen.
  • Varroa 3: Medikamentöse Standardverfahren
    Der dritte Flyer behandelt den Einsatz von Tierarzneimitteln mit den Wirkstoffen Oxalsäure, Ameisensäure und Thymol.

Ausblick auf unseren dritten Berichtsblock

  • Varroa-App (Renate Feuchtmeyer)
  • Projekt Bee Warned (Dr. Nicole Höcherl)
  • Neue Lehrfilme für Anfänger und Fortgeschrittene (Gerhard Müller-Engler)
  • Bericht aus der Fachberatung mit Schwerpunkt CBPV (Johann Fischer)

Alle Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2021

 

03.02. Anmeldeschluss für Imkerforum Veitshöchheim 2021

Imkerforum VeitshöchheimFür das Veitshöchheimer Imkerforum am Sa., 06.02.2021, welches von 13.00-16.30 Uhr online und kostenlos stattfindet, ist der Anmeldeschluss am Mi., 03.03.2021.

Programm

  • Aktuelle Versuchsberichte des Institutes für Bienenkunde und Imkerei
  • Neue Lehrfilme für Anfänger und Fortgeschrittene
  • Bericht aus der Fachberatung mit Schwerpunkt CBPV
  • Vorstellung der Varroa-App
  • Projekt „Bee Warned“