Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (2): Bienengesundheit

Unser zweiter Berichtsblock zum Veitshöchheimer Imkerforum steht im Zeichen der Bienengesundheit. [1. Beitrag: Versuchsbereiche].

Oxalsäure verdampfen – Anwenderschutz (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Die Firma Andermatt BioVet bemüht sich um eine Zulassung in Deutschland für ihr Produkt VARROX EDDY, einen mit Akku betriebenen Verdampfer für Oxalsäure. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens untersucht das Institut für Bienenkunde und Imkerei in Zusammenarbeit mit der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, mögliche Gefährdungen des Anwenders beim Verdampfen der Oxalsäure. Ergebnisse liegen noch keine vor. Dr. Berg stellte jedoch einen Abschluss des Zulassungsverfahrens für das Jahr 2021 oder 2022 in den Raum.

Hintergrund: Das Verdampfen von Oxalsäure, wie das Sublimieren von Oxalsäuredihydrat umgangssprachlich genannt wird, hat in Deutschland keine Zulassung. Anders als in elf weiteren EU-Ländern sind die in Deutschland derzeit erlaubten Anwendungsformen von Oxalsäure zur Varroabehandlung das Träufeln und (seit Anfang 2017) auch das Sprühen. Hierzulande scheiterte eine Zulassung bisher am Anwenderschutz. Eine mögliche Gefährdung der Gesundheit bestehen beim Hantieren mit dem kristallinen Oxalsäuredihydratpulver sowie durch Einatmen und Kontakt mit den Dämpfen und Gasen während der Anwendung. Neue Darreichungsformen wie das Blistern oder Verdampfer mit Akkubetrieben könnten Abhilfe schaffen.

Die Dauer einer Oxalsäureverdampfung wurde auf Nachfrage mit etwa 10 Minuten pro Volk angegeben, inklusive einer zweiminütigen Abkühlphase. Die Sprühbehandlung im Winter mit Milchsäure wird nicht (mehr) empfohlen. Wer dies dennoch vorzieht, behandelt bei Temperaturen unter der Flugfähigkeit der Bienen, also etwa 10-12° C bis zu wenigen Graden über Null.

Wespenfallen in Weinbergen (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Für die Regierung von Unterfranken wurde eine Datengrundlage zur Effektivität von Wespenfallen erarbeitet. Dazu wurden unterschiedliche Lochgrößen (4,5 mm versus 5 mm) in Kombination mit zwei Lockstoffen („Boller & Bauer“ versus „VespaCatch“) verglichen. Die besten Ergebnisse hinsichtlich Anzahl eingefangener Wespen im Verhältnis zum unerwünschten Beifang anderer Insekten, wurden mit einem Lochdurchmesser von 5 mm und dem Lockstoff VespaCatch erreicht. Der Beifang dieser Kombination lag bei rund 90%.

Hintergrund:

Vespa velutina (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: 65% der räuberischen Vespa velutina konnten mit einem Fangnetz, welches um die Bienenbeuten ausgelegt wurden, eingefangen werden, im Gegensatz zu 35% ohne Netze. Auch selbstgebaute Hornissenfallen mit einem Gebräu aus Fruchtsaft und Dunkles Bier (Aus dem Chat kam die Empfehlung: Bier, Limo und Essig) halfen, jedoch mit Beifang anderer Insekten, leider auch die Königinnen der Vespa crabro.

Hintergrund: Mit einem Besuch in Südfrankreich eruierte das Institut, wie dort die Imker mit der Vespa velutina zurecht kommen: Und zwar recht unspektakulär mit selbstgebauten Hornissenfallen aus PET-Flaschen. Die Forscher aus Deutschland interessierten sich außerdem dafür, inwieweit durch die Fallen eventuell auch die in Europa heimische und geschützte Vespa crabro als Beifang vorkommt. Da dies voraussichtlich der Fall ist, kommt diese Methode für unsere Breiten nicht in Frage. Bienen wurden nicht beigefangen.

Neue Varroa-Flyer (Dr. Stefan Berg)

Ergebnis: Das Institut für Bienenkunde und Imkerei hat den Flyer zum Bayerischen Varroakonzept (in Anlehnung an die Hessischen) überarbeitet und jetzt neu als Serie von drei Flyern bei einer Auflage von 10.000 Stück herausgebracht. Wir haben sie natürlich gleich zur Auslage in der Bienen-InfoWabe und für unsere Imkerkursteilnehmenden bestellt.

   

  • Varroa 1: Schadschwellenorientierte Maßnahmen
    Der erste Flyer enthält Anweisungen zu zwei Verfahren der Befallsermittlung der Bienen mit Varroen: „Gemülldiagnose“ und „Puderzuckemethode“. Auf den Ergebnissen der Diagnoseverfahren aufbauend, werden in einem Ampelsystem Maßnahmen zur Varroabekämpfung empfohlen. Diese richten sich am Bienenjahr aus, nämlich in „Trachtzeit“, „Beginn der Sommerpflege“, „Ende der Sommerpflege“, „Reinvasionsphase“ und „Restentmilbung“.
  • Varroa 2: Biotechnik
    Im zweiten Flyer werden verschiedene biotechnische Maßnahmen zur Varroareduktion vorgestellt: „Drohnenbrutschneiden“, „Komplette Brutentnahme“, „Teilen und Behandeln“, „Künstliche Brutunterbrechung“ und „Bannwabenverfahren“. Das praktische Vorgehen wird erläutert und jeweils eine Bewertung der Maßnahme vorgenommen.
  • Varroa 3: Medikamentöse Standardverfahren
    Der dritte Flyer behandelt den Einsatz von Tierarzneimitteln mit den Wirkstoffen Oxalsäure, Ameisensäure und Thymol.

Ausblick auf unseren dritten Berichtsblock

  • Varroa-App (Renate Feuchtmeyer)
  • Projekt Bee Warned (Dr. Nicole Höcherl)
  • Neue Lehrfilme für Anfänger und Fortgeschrittene (Gerhard Müller-Engler)
  • Bericht aus der Fachberatung mit Schwerpunkt CBPV (Johann Fischer)

Alle Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2021

 

Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (1): Versuchsbereiche

Es war einmal … 2019 noch offline, das Imkerforum in Veitschöchheim

Es war einmal … 2019 noch offline: Das Imkerforum in Veitschöchheim in 2021 per Video-Chat.

Zum diesjährigen Veitshöchheimer Imkerforum am Sa., 06.02.2021¹ musste niemand anreisen. Bequem von zu Hause aus konnten von rund 850 Angemeldeten die wie immer spannenden und inhaltsreichen Vorträge per Video-Chat verfolgt werden. Organisatorisch hat diese Prämiere weitestgehend sehr gut geklappt. Institutsleiter Dr. Stefan Berg hatte – neben den Vortragenden – die Fachberaterin für Unterfranken, Gabi Läbisch, an seiner Seite, die perfekt durch das Programm moderierte. Vermisst hatten wir die Büchertische und den Austausch unter den Kolleg(inn)en in den dafür natürlich ausreichender bemessenen Pausen.

Wie immer widmet sich der erste Themenblock den letztjährigen Versuchen und ihrer Ergebnisse, vorgetragen von unterschiedlichen Fachkolleg(inn)en. Hier unsere stark verkürzte Zusammenfassung unter Auslassung der jeweiligen Versuchsanordnungen. (Hinweis: Die Überschriften folgen nicht immer exakt den Folientitel der Beitragenden.)

Maßnahmen gegen den Schwammspinner (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Dem Abtötung von Schwammspinnerraupen durch ein Präparat mit dem Wirkstoff Tebufenozid, welches auf B4 und damit als bienenungefährlich eingestuft wird, konnten keine Effekte auf die Volksentwicklung nachgewiesen werden. Gleichwohl ist er bei Flugbienen wie auch im Frischpollen nachweisbar, nicht jedoch im Honig. Auf Nachfrage aus dem Chat: Rückstände im Wachs und Langzeitschäden nicht bekannt, jedoch nicht ausschließbar.

Hintergrund: Der Wirkstoff, der im Frühjahr zum Schutz des Kahlfraßes von Eichen(misch-)wäldern in Bayern auch mittels Hubschrauber ausgebracht wird, führte zu häufigen Nachfragen, ob auch Bienen darunter leiden könnten.

Empfohlen wird trotz Entwarnung ein Verschließen der Fluglöcher während einer Behandlung bei offenem Gitterboden.

Traurig stimmt die Tatsache, dass der Wirkstoff auch anderen Schmetterlingsarten als „nur“ dem Nachtfalter Lymantria dispar gefährlich wird. Diese Problematik wird allerdings derzeit an der TUM in Freising untersucht.

Zur Verkaufsrentabilität von aufbereiteten Melezitosehonig (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Dem als „Betonhonig“ bekannte, stark kristallisierte und daher nicht unter normalen Umständen ernte- und vermarktungsfähige Dreifachzucker-Honig, unter dem besonders Waldhonigimker/innen leiden, ist leider nicht „rentabel“ beizukommen.

Hintergrund: Die Methode „Deckelwachsschmelzer“ führt zu Qualitätsverlusten (Wärmeschaden, geringe Invertaseaktivität), so dass die Methode der Rückfütterung des Melezitosehonigs in der Verdünnung 1:1 an die Bienen attraktiver erscheint. Hierbei besteht jedoch die Gefahr der Verhonigung des Brutraumes.

Antwort auf Chatfrage: Mit Deckelwachsschmelzer (rück)gewonnener Melezitosehonig ist zwar verkehrsfähig und überwiegend als Waldhonig deklariert, der Invertasegehalt ist dabei unterschiedlich, jedoch zufriedenstellend. Dr. Illies rät zur Vorsicht bei Mischabsichten mit normalen Honigen.

Welche Farbanstriche sind bienenfreundlich? (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Es gibt sie wohl, die akzeptablen Lasuren, Lacke und Öle, mit denen sich die Anstriche von Bienenwohnungen vornehmen lassen. Doch Herstellerfirmen und Produktnamen wurden nicht genannt, stattdessen auf die Märzausgabe der Zeitschrift Biene & Natur sowie auf den im Mai zu erwartenden Jahresbericht des Instituts für Bienen verwiesen.

By the way: Wir selbst dürfen Firmen nennen. Und schwören dabei auf Koralan® (Kora) (ein Nachfolgeprodukt von Pigrol® farbnatur). Es besteht es aus einer restmonomer-befreiten Acrylat­dispersion und modifizierten Wachsen auf pflanzlicher Basis (Baumwachse). Beim Streichen ist es nahezu geruchlos, was uns das Verarbeiten im Winter in geschlossenen Räumen ermöglicht.

[Nachtrag siehe Kommentar]

Welche Bienen (über-)leben bei Käfigversuchen unter welchen Rahmenbedingungen am besten? (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Um forschen zu können, benötigt es Käfigversuche, da beißt die sprichwörtliche Maus keinen Faden ab. Unterschiedliche Rahmenbedingungen wie die Anzahl der Bienen bei bestimmten Temperaturen konnten keine Unterschiede bis zum 10. Tag der Käfighaltung feststellen. Nur die ab 34°C gehaltenen Versuchsbienen wiesen eine erhöhte Sterblichkeit auf.

Sind Pflanzenschutzmittel gegen Erdflöhe im Weißkohl bienenschädlich? (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Der Wirkstoff Maltodextrin im Pflanzenschutzmittel Eradicoat®, wirkend auf Erdflöhe, Spinnmilben und Blattläusen, hat keine Auswirkung auf Bienen und Florfliegen.

Auswirkungen von Spättrachten auf die Ein- und Überwinterung von Honigbienenvölkern (Dr. Ina Heidinger)

Ergebnis: Spättrachten verhonigen weder den Brutraum, noch arbeiten sich Winterbienen (eindeutig feststellbar) vorzeitig ab und auch die Varroamilbe vermehrt sich nicht ungebührlich. Beim Gelbsenf ist der Überwinterungsindex allerdings ein wenig schlechter ausgefallen.

Am Rande: Nicht immer wird eingetragen, was ausgebracht ist. So wurden bei einer Ausbringung von Gelbsenfsaat ein hoher Pollenertrag vom Hedera-Typ (Efeu) gemessen.

Übrigens: Gesucht werden Versuchsflächen mit Phacelia (Büschelschön). Bitte melden!

Wildpflanzenmischungen zur energetischen Nutzung – wem bringt das was? (Dr. Ina Heidinger)

Ergebnis: Zwar sind Wildpflanzenmischungen bis zur Hälfte weniger gas(energie)ertragreich im Vergleich zu Mais, liefern jedoch Nahrung und Lebensraum für kleine Lebewesen, also auch für Insekten. Einsparung von Winterfutter ist möglich. Ein höherer Honigertrag ebenso. [Doch ist dieser Zeitraum für unseren imkerlichen Praxisalltag nicht mehr relevant.]

Der Förderung via KULAP (Greening) von Hanfmix (Blüte Ende Mai bis zur trachtärmeren Zeit Anfang Juli) sollte ergänzend die Ausbringung von Präriemixsaaten folgen, zumal dieser eine Trachtlücke Mitte Juli bis Ende September schließt. Daher wird das Bieneninstitut einen entsprechenden Antrag an das Ministerium stellen. Eine Kombination zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist allemal erstrebenswert!

Kein Verkaufsangebot als Bio-Saatgut bekannt.

Das war’s im ersten Teil …

In unserem nächsten Vortragsmitschrieb geht es um die Bienengesundheit, speziell um Oxalsäureverdampfung, Wespenfallen in Weinbergen, die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) und neue Varroaflyer des Institut. Bis bald!

Alle Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2021


¹Das Abbilden von Vortragsfolien war ausdrücklich untersagt, daher hier nur ein paar Impressionen aus Veitshöchheim als „Lückenbüßer“.

03.02. Anmeldeschluss für Imkerforum Veitshöchheim 2021

Imkerforum VeitshöchheimFür das Veitshöchheimer Imkerforum am Sa., 06.02.2021, welches von 13.00-16.30 Uhr online und kostenlos stattfindet, ist der Anmeldeschluss am Mi., 03.03.2021.

Programm

  • Aktuelle Versuchsberichte des Institutes für Bienenkunde und Imkerei
  • Neue Lehrfilme für Anfänger und Fortgeschrittene
  • Bericht aus der Fachberatung mit Schwerpunkt CBPV
  • Vorstellung der Varroa-App
  • Projekt „Bee Warned“

*23* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Dank des praktischen Diagnosekreis Bienenkrankheiten vom Imker und Bienensachverständigen Gerd Molter aus Marbach in Baden-Württemberg lassen sich Bestimmungen direkt am Stock vornehmen. Die Innenseite des kartonierten Wickelfaltblattes im Format DIN A5 offeriert einen in gelbschattierungen gehaltenen Kreis mit Beobachtungskriterien zu den gängigsten Krankheitsverdachtsmomenten. Die jeweils beigefügte Nummer findet sich in der nebenstehenden Liste wieder, die sodann die Erreger und mögliche Ursachen wie auch Abhilfe- und Vorbeugemöglichkeiten aufzählt. Uns hat für die Praxis lediglich der (Chronische) Paralyse-Virus gefehlt, dem wir hin und wieder begegnen.

Also, eigentlich fehlt er ja nicht uns, denn Reinhold ist selbst Gesundheitswart, Bienensachverständiger und Imkermeister. Doch wir empfehlen den Diagnosekreis sehr gerne unseren Imkerkursteilnehmenden zum entsprechenden Modul „Bienenkrankheiten / Bienengesundheit“. Eine gute Beobachtungsgabe ist noch mehr wert, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten sollte. Auch dann, wenn man sich als Jungimker/in zunächst noch verunsichert fühlt. Denn nur mit einer exakten Beschreibung des Verdachtsfalls kann eine erste Ferndiagnose erstellt werden, falls man nicht sofort zum Standort rausfahren kann oder will.

Fortgeschrittene schlagen nach nach der Konsultation in vertiefender Literatur nach, wo sie über die Register rascher fündig werden sollten, da die Krankheit schon mal eingeengt wurde. Manches wie die Maikrankheit lässt sich auch schnell klären und wieder gut machen, indem man dem verursachenden Wassermangel abhilft. Doch sobald die Amerikanische Faulbrut oder die Tropilaelaps-Milbe – in Europa NOCH nicht angekommen, aber im Zuge des Klimawandels durchaus noch drin – ins Spiel kommt. Hier muss das zuständige Veterinäramt informiert werden, so auch im Faltblatt der ganz richtige Hinweis.

Fazit:

Gerd Molters Diagnosekreis Bienenkrankheiten ist ein handliches und von Julia Wrage übersichtlich gestaltetes Instrument, um zu einer ersten, schnellen Einschätzung des Schadensfall zu kommen und daher breit zu empfehlen.


Diagnosekreis Bienenkrankheiten / Gerd Molter; Gestaltung Julia Wrage. 1. Ausgabe. 2014. Bezugsquelle Gerd Molter, http://diagnosekreis.de/

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek

Faulbrut-Sperrbezirke Bamberg-Bug und Hohenhäusling aufgehoben

Mit AFB befallene WabeNach amtlicher Mitteilung im Rathaus-Journal, Ausg. 12 vom 19.06.2020, ist der im letzten Jahr eingerichtete Sperrbezirk rund um den Schadensfall Bug, An der Warth, aufgehoben worden. Es dürfen also wieder Völker aus diesen Bezirken verbracht werden.

Außerdem wurde im Landkreis der Sperrbezirk für Hohenhäusling aufgehoben (Amtsblatt Lkrs. Bamberg Nr 8/2020 | 29.05.2020).

Teilweise wurde Reinhold als Bienensachverständiger und Gesundheitswart mit in die Entnahme der Futterkranzproben involviert und arbeitete Hand in Hand mit dem Veterinäramt. Falls also noch Fragen bestehen, können diese gerne an ihn oder Frau Dr. Bayer gerichtet werden.

Derzeit noch eingerichtete Sperrbezirke im Landkreis Bamberg:

Welche Sperrbezirke eingerichtet sind erfährt ihr auf auf TSIS, dem Tierseuchen-Informationssystem des Friedrich-Loeffler-Instituts. Karten der Sperrbezirke werden in den jeweiligen Amtsblättern von Stadt und Landkreis Bamberg veröffentlicht.

11.04.20: BLIB-Imkerkurs für Anfänger, Modul 3

Sa., 11.04.20  |  10.00 – 12.30 Uhr

3. Modul: Bienengesundheit / -krankheiten

Totenfallkontrolle, verkürzter Hinterleib; Diagnose: VarroaschadenWas? Auch Bienen können krank werden. Wir lernen die gängisten Krankheiten erkennen und erfahren, wie wir vorbeugen und zum Teil heilen können. Im darauf folgenden kurzen (virtuellen) Praxisteil kontrollieren wir einen Drohnenrahmen als Maßnahme der Varroaprophylaxe.
Wo? Bienen-InfoWabe (BIWa) – Adresse und Daten unter dem angegebenen Link.
Online-Kurs. Sie erhalten einen Link nach Ihrer Anmeldung bei uns.
Kosten, Anmeldung und Programm? Siehe BLIB-Imkerkurs-Anfänger2020 sowie Zusatzprogramm Honigschleudertage-Termine20. Einstieg jederzeit nach Zahlungseingang des Kursbeitrags möglich.
Dieses Modul ist auch als Einzelmodul für Fortgeschrittene buchbar. Kosten € 30.
Und sonst? Dieses Modul ist Pflichtmodul für eine Teilnahmebescheinigung über den Gesamtkurs.
Bitte installieren Sie auf Ihrem Computer den Browser Chrome bzw. auf ihren Mobilgeräten die App Jitsi Meet.

Frühjahresdurchsicht am Schiffbauplatz: Beobachtung, Analyse, Diagnostik, Maßnahmen

Gewichtskontrolle, ohne Deckel vornehmenEin zur Zeit der Winterbehandlung Anfang Dezember noch sehr starkes und problemloses Volk am Schiffbauplatz fühlte sich bei der ersten Gewichtskotrolle Ende Februar als viel zu leicht an. Wir vermuteten, dass die Bienen durch starkes Brüten oder auch vermehrte Flugaktivitäten bei milden Wintertemperaturen mehr verbraucht hat als sonst. Daher bekam es eine Futterwabe aus einem unserer anderen Völker.

Zusatz einer Futterwabe

Für die Frühjahresdurchsicht am 28.03. im Rahmen der Frühjahrsarbeiten brachten wir vorsichtshalber erneut eine Futterwabe mit, denn am vorab durchgesehenen Volk an der Weide war ohnehin eine überflüssig. Beim Anheben der Beute am Schiffbauplatz konnte sodann tatsächlich keine Gewichtszunahme festgestellt werden.

Beim Einhängen der Futterwabe war zu erkennen, dass das Volk kaum Nektar eingetragen hatte. obwohl die Salweide und die Schlehe mittlerweile in voller Blüte steht und auch das Volk des Nachbarstandortes (Weide) bereits viel eingetragen hatte. Es waren auch nur sehr wenige Bienen in der Beute zugange, die zudem ein unruhiges Verhalten an den Tag legten. Also untersuchten wir den unteren Brutraum.

Durchsicht unterer Brutraum – Beobachtungen

Tja, das Ergebnis war nicht erfreulich – viel zu wenig Bienen und nur handtellergroßee Brutnester. Zwar war keine Buckelbrut, angelegt von Drohnenmütterchen als Anzeichen einer Weisellosigkeit zu erkennen. Auch konnte vereinzelte Bestiftung entdeckt werden, die Königin ist also noch aktiv.

Insgesamt stellten wir bei der Durchsicht eine ziemliche Unruhe fest. Doch Kampfspuren von Räuberei waren nicht auszumachen. Räuberei findet größtenteils im Herbst statt, wenn Trachtmangel herrscht und ungefütterte Völker auf die Suche „gehen“. Gegen eine ausnahmsweise im Frühjahr stattgefundene Räuberei, angelockt durch noch nicht verdeckelte Honigwaben, sprach, dass kaum nennenswerte Wachsabfälle zu entdecken waren, ebenso wenig, wie es eben vermehrt tote Bienen gab.

Dafür zeugten etliche gelblich und bräunliche Kotspritzer – gut zu sehen an den Oberkanten der Rähmchen – von einer Verkotung des Stockes.

Analyse der Beobachtung

Könnte die Durchkotung Anzeichen einer Ruhr sein, vom Waldhonig kommen, der im vergangenen Jahr nach der Ernte noch im Brutraum zurückblieb? Aber durch Auffüttern mit Zuckerwasser hätte sich das doch quasi „verdünnt“. Und warum erst jetzt, also nach zu erwartbaren diversen Reinigungsflügen und gutem Nektarangebot? Hatten die Bienen es womöglich durch die vielen zusammenhängenden Kältetage doch nicht rechtzeitig geschafft, „aufs Töpfchen“ zu fliegen? Dies würde auch erklären, warum wir an den Außenseiten des Volkes keine auffälligen Kotspuren gesehen hatten.

Das eher ausgebliebene Frühjahr mit zu wenig Wärmetagen und damit einem witterungsbedingtem Brut- und Flugstop könnte auch auf eine Amöbenruhr hinweisen. Sie ist allerdings seltener und lässt sich erst nach einer mikroskopischen Analyse festmachen.

Eher ist wohl an Nosemose zu denken. Die Bienen entwickeln bei dieser Infektion ziemlich viel Appetit und überfressen sich sozusagen. Schuld daran ist ein Erreger, der den Mitteldarm bzw. die Darmepithel befällt und damit den Stoffwechsel stört. Die Bienen gehen an Schwäche ein. Sie werden von den noch gesunden Bienen aus dem Stock geworfen. Das könnte auch ein Indiz dafür sein, dass sich im Stock selbst weniger tote Bienen befanden.

Bei einem uneinheitlichen bzw. nicht klar zu diagnostizierenden oder bei mehreren Krankheitsbildern wie in unserem Falle kann angenommen werden, dass sich in der Folge der Schwächung durch dem Ersterreger gleich mehrere Krankheiten hinzugesellt haben. Wir tippen daher auf Ruhr in Einheit mit Nosemose, vormals als „Frühjahresschwindsucht“ bezeichnet.

Alles in allem empfiehlt es sich bei dieser Diagnose, das schwache Volk aufzulösen, um eine weitere Verbreitung von Parasiten zu vermeiden. Die Waben sollen nicht mehr verwendet werden, sondern eingeschmolzen oder entsorgt werden. Zur Sicherheit werden wir zudem das Wachs in einem Wachsklärbehälter durch Erhitzen entseuchen.

Unsere Bienenpatin Ruth Vollmar wird in Kürze ein neues Volk erhalten, versprochen!

Fortbildungsangebot

Wer sich für das Thema Bienenkrankheiten interessiert, kann an unserem kommenden Online-Kurs am Sa., 11.04.2020 teilnehmen. Es findet als Modul 3 im Rahmen des kürzlich gestarteten Imkerkurs für Anfänger statt. Als Einzelbuchung kostet es € 30.

Anmeldung und Überweisung bis zur Mittagszeit des Fr., 10.04.20 erbeten. Ein kurzer technischer Checkup findet am selben Abend um 17 Uhr statt. Details hierzu erhalten Sie nach Kontaktaufnahme mit uns.

Anhörung im Petitionsausschuss zur Risikoüberprüfung von Pestiziden

Bild von <a href="https://pixabay.com/de/users/RichardLey-631221/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=1749721">Richard Ley</a> auf <a href="https://pixabay.com/de/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=1749721">Pixabay</a>

Bild von Richard Ley auf Pixabay – Danke!

Um was geht es?

Schnellversion: Mit Hilfe der Petition soll die Abschwächung einer nachträglich geänderten EU-Leitlinie (Bee Guidance), die zu Lasten der Bienengesundheit stattgefunden hat, wieder rückgängig gemacht werden.
Details:
In der öffentlichen Anhörung der Petition am 21.10.2019 ging es um die geänderte Risikoüberprüfung von Pestiziden zum Schutz insbesondere von Wildbienen und Hummeln und im allgemeinen von Insekten. Genauer gesagt darum, dass unsere politischen Vertreter auf EU-Ebene für eine „tatsächlich wirksame“ Bee Guidance eintreten.
So soll das gesamte Ausmaß der Schäden durch Pflanzenschutzmittel und Pestizide nebst den daraus resultierenden „Cocktails“ mit geeigneten Methoden ermittelbar sein, um die darauf hin notwendigen Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Eine entsprechende Leitlinie (Bee Guidance) auf EU-Ebene, die moderne Prüfverfahren vorschreibt, nach denen sich auch die Industrie verlässlich richten kann, scheiterte am Widerstand einzelner EU-Staaten, so in der Pressemeldung zu lesen.
Deshalb entstand eine abgeschwächte Version dieser Leitlinie. Sie ermöglicht derzeit, dass auch weiterhin hochproblematische Wirkstoffe zum Einsatz kommen dürfen. Mit Hilfe der Petition soll diese Abschwächung der geänderten Bee Guidance rückgängig gemacht werden.

Wer war an der Anhörung beteiligt?

Die Petitionseingeber (Petenten), Imkermeister Thomas Radetzki und Vorstand der Aurelia-Stiftung sowie Prof. Dr. Dr. h. c. Randolf Menzel, Zoologe und Neurobiologe mit Schwerpunkt Gedächtnisleistung der Bienen, hatten ihr Anliegen in Berlin unseres Erachtens nach sehr kompetent und verständlich vertreten.

Radetzki stellt die Petition (s. u. im Video ab Minute 5) dar. Menzel äußert sich (ab Minute 9) zur den Auswirkungen von Insektiziden im Allgemeinen und speziell am Beispiel von Thiacloprid auf die Honigbiene. Es folgen zwei Folien bis Minute 11:15.

So manche themenabweichende Anmerkung oder unglücklich ausgedrückte Frage der anwesenden Fraktionsvertreter(inne)n hatten die Petenten sachlich und freundlich auf den Wesenskern der Petition zurückgeführt. Dennoch sind sie dabei in ihren denkbar knappen Ausführungen auf die jeweiligen Befindlichkeiten verständlich eingegangen. Respekt!

Im Folgenden (fast vollständig) die Beteiligten der Anhörung:

Hinter den Namen stehen nicht nur Politiker/innen mit den jeweils spezifischen Fraktionshintergründen, sondern auch berufserfahrene Menschen, die mit ihren jeweiligen Lebens- und Erfahrungshintergrund als Referenzquelle versuchen, wirtschaftliche und naturwissenschaftliche Sachverhalte nachzuvollziehen – was manchem mehr, manchen weniger gut gelangt.

War die Petition erfolgreich?

Ja – Die Hürde von 50.000 Petitionszeichner wurde um über 20.000 übertroffen.
Ja – Eine öffentliche Anhörung fand statt, was nicht immer für jede Petitonseingabe der Fall ist, egal, wie hoch die Unterzeichneranzahl ist.
Ja – Während der Anhörung zeigte man „Bienenbewusstsein“ und befand sich im Großen und Ganzen in Übereinstimmung „Pro Biodiversität“.
Jaein – Beim Problembewusstsein gegenüber des eigentlichen Petitionsgegenstandes bin ich mir bei einzelnen Vertretern (m) nicht so ganz sicher.
Ja – Denn nun können weitere Schritte folgen.

Wie geht es weiter?

Natürlich konnte in diesem Rahmen noch keine Entscheidung getroffen werden, für oder gegen was auch immer. Ein anschließender Petitionsausschuss wird darüber befinden, ob er sich hinter die Forderungen der Petition stellt.
Falls ja – und das scheint uns doch der Fall zu sein, allem Fraktionsgeplänkel zum Trotz – wird er eine entsprechende Empfehlung an den Deutschen Bundestag geben. Denn in der umfassenden Sache des Biodiversitätserhalts ist man sich größtenteils einig. Was den Punkt des Verfahrens einesr wissenschaftlichen, unabhängigen Risikoüberprüfung bzw. deren Änderung bzw. der Änderung der Änderung anbelangt, ist freilich noch Informationsbedarf erkennbar.
Entscheidet sodann auch das Bundestagsparlament zugunsten der Unterstützung dieser Petition, übermittelt er einen entsprechenden Beschluss mit Empfehlungen an die Bundesregierung.
Ob und vor allem wann sich danach etwas ändern wird, steht derzeit noch in den Sternen. Wir bleiben dran, und wir geben die Hoffnung nicht auf.
Vielen, herzlichen Dank an die Petenten Thomas Radetzki und Prof. Randolf Menzel für alles, was sie im Namen von Biene und Mensch bis zu diesem Punkt  – und an ungezählten anderen Stellen! – bisher geleistet haben!

Originalquelle:

Nach Vorbemerkungen zum Ablauf geht es los ab der 5. Minute.

Pressemeldungen

Weiterführende Informationen

Neues in Sachen Faulbrut in Bamberg und Umgebung

Soeben meldet einer der Bienensachverständigen für den Landkreis Bamberg, dass all seine von ihm zur Untersuchung gegebenen Proben ebenfalls die Amerikanische Faulbrut aufweisen. Sperrbezirke gibt es also um die Faulbrut-Sekundärquelle in Bamberg-Bug / An der Warth (wir berichteten), und um die Primärquellen in Vorra sowie Erlach und Hohenhäusling.

Auch dort gilt: Keine Völker mehr hinaus- oder hereinbringen! Auf die zu erwartende Strafe bei Nichteinhaltung dieser höchst wichtigen Prophylaxe, die uns vor einer Seuchenausdehnung bewahren sollte, weisen wir vorsorglich hin. Bitte informiert euch gegenseitig, damit das alles nicht zu einem jahrelangen Problemfall wird, wie es bereits in anderen Gegenden der Fall ist. Welche Sperrbezirke eingerichtet sind erfährt ihr auf auf TSIS, dem Tierseuchen-Informationssystem des Friedrich-Loeffler-Instituts. Karten der Sperrbezirke werden in den jeweiligen Amtsblättern von Stadt und Landkreis Bamberg veröffentlicht. Hier das Rathaus Journal Nr. 12 vom 28.06.19 der Stadt Bamberg, S.17, mit der Bekanntmachung des Sperrbezirkes in Bamberg-Bug. Für den Landkreis erscheint die Bekanntmachung voraussichtlich im nächsten Amtsblatt (Nr. 7).

TSIS, TierSeuchenInformationsSystem, Faulbrutfälle Bamberg Stand 3.7.19

TSIS, TierSeuchenInformationsSystem, Faulbrutfälle Bamberg, Stand 3.7.19

Die positive Nachricht: Jetzt können Gesundheitszeugnisse innerhalb der Stadt Bamberg nunmehr auch über die Bienensachverständigen laufen. Bislang war das nur für den Landkreis vorgesehen. Demnächst soll es ein Formular dazu geben.

 

Faulbruteinsatz im Sperrbezirk Bamberg, Ortsteil Bug

Streichholzprobe einer mit AFB befallenen Wabe

Eine Demonstration der Streichholzprobe, die jedoch keinen Fadenschleim mehr anzeigte, da die AFB-befallene Waben inzwischen vertrocknet ist.

Ausgehend vom Ortsteil Bug (zentral) und angepasst an die Straßenzüge ist aktuell ein Faulbrut-Sperrbezirk von einem Kilometer Radius eingerichtet. Mit Erscheinen des Rathaus-Journals (voraussichtlich in der KW 26, 2019) gilt er als offiziell angezeigt. Bedeutet:

Das Heraus- und Hereinbringen von Völkern ist bis auf Weiteres verboten. Doch auf die Details zur Amerikanischen Faulbrut (AFB) gingen wir auf diesem Blog bereits mehrfach ein. Stattdessen soll nun berichtet werden, wie der Einsatz des Bienensachverständigen – hier Reinhold Burger – in der Praxis abläuft. In diesem Falle mit einer kompletten Standortabräumung, die – Glück im Unglück – in Bug nur zwei Völkern betraf.

Achtung: Die geschilderten Maßnahmen sind nicht zur Nachahmung für Laien gedacht! Bitte überlassen Sie dies IMMER den von Amts wegen zuständigen Mitarbeiter/innen bzw. eingesetzten Bienensachverständigen. Alles andere ist unverantwortlich und strafbar.

Was war geschehen?

Reinhold wurde von einem Jungimker darüber informiert, dass eines seiner beiden Völker eingegangen wäre und viele tote Bienen davor lägen. Ein weiteres Volk hatte ebenfalls bereits gesundheitlich zu kämpfen. Um diese Jahreszeit ist es sehr ungewöhnlich, wenn ein Volk stirbt. Daher schrillten unsere Alarmglocken und Reinhold sah sich die Sache sofort an.

Die Waben wiesen ein lückiges Brutnest mit rissigen und eingesunkenen Zelldeckeln auf. Eine Streichholzprobe in der Brutwabe ergab den typischen bräunlichen Faden. Der Besonnenheit und dem Vertrauen des Jungimkers ist es zu verdanken, dass nun relativ (will heißen: trotz Urlaubs- und Vertretungsdefiziten) rasch gehandelt werden konnte. Da der Einkauf in Vorra erfolgte, wurde auch dieser Imker sowie das Landratsamt informiert. Eile tat Not, da bereits weitere Völker verkauft wurden und nun alle untersucht werden mussten.

Daher meldete Reinhold auch alle Standorte, die uns in der Umgebung von Bug bekannt waren. Wer hiervon bereits seiner Pflicht einer Standortanzeige nachgekommen ist, wurde sofort durch das Amt über die zu erwartenden Untersuchungen und Maßnahmen informiert. Aber auch, wer die Meldung bisher versäumt hat: Kein Grund, sich nicht nachzumelden. Der Kopf bleibt dran, denn alle sind einfach froh, wenn mögliche weitere Quellen ausgeschlossen werden können.

Nachdem der städtische Tierveterinär Dr. Dengler vom Ergebnis der eingereichten Proben informiert war und den Bienensachverständigen „grünes Licht“ für eine Sanierung bzw. Tötung der Völker – was im Falle der Hotspots Bamberg-Bug angezeigt war – gegeben hatte, ging Reinhold seiner traurigen Pflicht nach. Es ist sozusagen der Worst Case in der Ehrenamtsarbeit. Doch wie bei allen Tierhaltungen geht daran zuweilen kein Weg daran vorbei. Zu gefährlich und langwierig ist eine Seuchenausbreitung, als dass das Mitleid überwiegen darf. Die Grundeinstellung muss sein: Weitere Völker in der Gegend gesund erhalten!

Reinholds Abschlussbericht las sich dann so:

Der mit AFB befallene Bienenstand von XXX, [Straße], Bamberg-Bug, ist abgeräumt, alle erforderlichen Maßnahmen wurden gemeinsam mit dem Imker ergriffen.

Diese waren:

  • 17.06.2019: das lebende Volk am Abend abgeschefelt
  • 18.06.2019: Standabräumung von beiden Völkern, anschließend Reinigung

Im Einzelnen:

  • Geflammt wurden Zargen (innen), Beuteninnendeckel, Absperrgitter, Beutenblechdach, Beutenböden und Standortboden nebst Beutenständern.
  • Abgewaschen mit heißer Natronlauge (4,5%) wurden Windeln, Imkerutensilien und Zargenaußenseiten
  • In den Städtischen Müllofen (unter unserer Anwesenheit) befördert wurden die Aufbewahrungskiste sowie alle verseuchten Waben, die wir in Plastiktüten verpackt anlieferten.
  • Herr XXX erhielt die Anweisung, die getragenen Kleider in die Kochwäsche zu geben.

Materialien AFB-MaßnahmeKlingt erstmal simpel, ist in der Praxis dennoch zeitaufwändig.

Mit Hilfe der Fotos soll nun den Bienengesundheitsdienstleister(inn)en eine Hilfestellung gegeben werden, wie im Falle von Faulbrutmaßnahmen verfahren werden sollte. Denn glücklicherweise ist diese Tätigkeit zwar nicht an der Tagesordnung, doch einmal ist immer „das erste Mal“.

Reihenfolge des Einsatzes am 17.06.2019: Abschwefeln des Volkes

  1. Materialien (siehe Foto) bereitstellen
  2. Fluglochkeil anbringen, Windel einsetzen, Leerzarge aufsetzen. Darauf achten, dass die Beute dicht ist
  3. Den Schwefelstreifen mit Draht oder anderen geeigneten Befestigungshilfen in der feuerfesten Form anbringen
  4. Schwefelstreifen anzünden
  5. Schwefelvorrichtung in die leere Zarge eingeben
  6. Dauer des Vorgangs ca. 30 Minuten, der in den Abendstunden erfolgen sollte, damit möglichst viele Flugbienen wieder in der Beute sind
  7. Die Abräumung soll dann am nächsten Tag bzw. so rasch wie möglich folgen

Reihenfolge des Einsatzes am 18.06.2019: Standabräumung, Dekontaminierung, Seuchengutentsorgung

  • Einmalhandschuhe anziehen und AFB-verseuchte Waben in reißfeste Plastikmülltüten verpacken
  • Tüten dicht verschließen und sammeln
  • Zargen von Propolis- und Wachsresten abkratzen
  • Abflammen von Beuten, Werkzeugen und Standort
  • Nicht erhitzbare Gegenstände mit heißer Lauge abwaschen. VORSICHT! Ätzend! Nicht ohne Schutz berühren oder einatmen! Das Ende der langen Ärmel in Stulpen-Gummihandschuhe stecken. Schutzbrille tragen.
  • Lauge von den behandelten Gegenständen mit viel Wasser gut abwaschen
  • Laugenrest mit Essig neutralisieren und im Abfluss entsorgen
  • Abtransport in die städtische Müllverbrennungsanlage
  • Einweiser vom Seuchengut informieren und darauf bestehen, dass die Anlieferung sofort verbrannt werden muss und sie dem Vorgang der Versorgung beiwohnen werden
  • Im Anschluss Kleidung sofort waschen (Kochwäsche)
  • Schuhe ebenfalls sorgfältig reinigen
  • Für die toten Bienen beten und dankbar sein, dass alles Menschenmögliche getan wurde, um weitere Ansteckungen zu vermeiden!
  • In Zukunft nur noch Käufe mit Gesundheitszeugnis, und am besten: Die gemachte Erfahrung teilen! Nur so kann ein erfolgreiches Imkern bei gesundem Bienen(er)leben langfristig allen erhalten bleiben.