Menschen und Bienen in ihrem Element

Self-made-Frau und Bienenpatin Gabriele Loskarn Ob Malern, Gärtnern oder Imkern – wenn Menschen zueinander kommen, die die selben oder artverwandte Leidenschaften pflegen, ist der Kontakt schnell geschlossen und der Übergang zum „Du“ (welches den Fränkischen ohnehin leichter als anderen über die Lippen kommt, sofern die Chemie stimmt) fließend. So jedenfalls erging es unserer Bienenpatin Gabriele Loskarn, als wir zum Honigraumaufsetzen mit unserem Besuch, Jeannette Frank, zu unserem Volk an der Weide kamen.

Bienenvolk an der Weide, BambergGabi ließ sich gerne vom Malern abhalten, denn zwei Dinge machen ihr mindestens genau so viel Vergnügen. Dem Bienenvolk zuzusehen, wie es sich in seiner Behausung tummelt, und Gartenarbeiten. Für ersteres entnahmen wir ein paar Rähmchen, um den Zustand des Volkes, dessen Pate Jakob Janßen (i. m.) aus Emden ist, näher in Augenschein zu nehmen. Trotz des verschatteten Gartens sind auch hier die Arbeiterinnen emsig am Ausbauen mit frischem Pollen, so dass wir überstehende Wildbauten entfernen sowie zwei alte Futterwaben mit blanken Mittelwänden ersetzen mussten.

Jeannette Frank und Gabriele Loskarn beim RosenschneidenFür zweiteres, dem Garteln, brachten wir Jeannette Frank ins Spiel, ihres Zeichens Rosenexpertin. Im Gegensatz zum vorherigen Besuch unseres Erba-Volkes (wir berichteten) konnte sich Jeannette voll einbringen und zeigte gerne tatkräftig, wie kurz man Rosen schneiden könne, auch, wenn sie bereits schon kräftig getrieben haben. Zu den Bienen kommen wir schließlich noch öfter und so ermunterten wir gerne unsere Freundin Gabi, sich „abzuseilen“.

Entfernen des Wachsüberbaus am Bienenvolk an der Weide, BambergBei der Durchsicht des Volkes stießen wir auf eine vereinzelte schwarze Biene. Da an diesem Standort im vergangenen Jahr das Akute Bienen-Paralyse-Virus auftrat, allerdings das Volk ihn (im Gegensatz zum Standort Buger Wiesen) gut überstanden hat, hoffen wir, dass das kranke Bienchen ein Einzelfall bleibt. Da das Volk stark wirkt, könnte es sich ganz bei einem hohen Arbeiterbienenumsatz von selbst gesund erhalten. Wir können lediglich den Infektionsdruck durch die Varroa-Milbe verringern, indem wir Drohnenbrutrahmen einsetzen und schneiden und sie ansonsten wenig stressen. Das bedeutet, dass wir den Standort als Lehrbienenstand vorerst noch nicht nutzen werden, wie ursprünglich beabsichtigt.

Ein Weidenkätzchenstrauß treibt neu ausMit der Aussicht, im Juni einen Ausflug zu unserer neuen Bienenfreundin nach Altendorf-Seußling und in ihren Schaugarten Galarosa zu unternehmen, verabschieden wir uns nach dem Kaffeetrinken von Gabriele Loskarn und Jeannette Frank, um die Honigraum-Aufsetzrunde fortzusetzen. Er ist gleich ums Eck‘ ‚rum am Schiffbauplatz in sonniger Lage, so dass uns trotz der Nähe wieder ein völlig anderes Volk erwarten könnte.

Volk am Schiffbauplatz

Da wir am Schiffbauplatz ausnahmsweise alleine werkelten und es – außer einem toppfitten Volk unserer Bienenpatin Ruth Vollmar – keine besonderen Vorkommnisse gab, nachfolgend einfach ein paar Impressionen aus dem idyllischen Garten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Regnitz.

Idyllischer Sitzort bei Bienenpatin Ruth Vollmar im Garten am Schiffbauplatz Reinhold entfacht den Smoker Reinhold Burger begutachtet eine Wabe Eingelagerter Pollen in einer Wabe Bienenpatenvolk von Ruth Vollmar

 

Rosenexpertin besucht unsere Erba-Bienen

Jeannette Frank auf der Erba-Insel mit ClematistopfJeannette Frank, eine intime Kennerin und Vertreiberin vor allem englischer Rosen, hat sich extra einen Nachmittag frei genommen, um uns eine bienenfreundliche Clematis vorbei zu bringen (und uns letztendlich sogar zu schenken!), die wir uns spontan via Facebook-Kontakt gewünscht hatten. Da wir mit Jeannette über das soziales Netzwerk schon länger befreundet waren, war jetzt endlich der richtige Zeitpunkt gekommen, sich persönlich kennenzulernen.

Rosenspalier mit IlonaAuch, wenn Rosen gemeinhin – bis auf die Rambler und alte, halb-und nichtgefüllte Sorten – keine Pollen- und häufig nur mäßige Nektarlieferantinnen sind, so erfreuen sie doch unser Auge und öffnen die Sinne für die schöne (Garten-)Natur. Ihre beliebten Begleitpflanzen hingegen – allen voran der läusefernhaltende Lavendel, aber auch der Storchschnabel, Rittersporn und Salbei – sind für Honigbienen und/oder Hummeln sehr attraktiv.

Jeannette Frank und Reinhold Burger bei den Patenbienen von Meike WinnemuthUnserer beider Interessensgebiete – (Garten-)Pflanzen und Bienen – wollten wir bei einem Spaziergang zur Erba-Insel erörtern und vertiefen. So trugen wir die Clematis zu ihrem künftigen Blühort, den Interkulturellen Garten, den Jeannette ohnehin schon länger einmal einen Besuch abstatten wollte. Sie selbst wohnt in Altendorf (Buttenheim), wo sie einen öffentlichen Schaugarten („Galarosa“) pflegt – neben ihrem Hauptjob als Industriekauffrau.

Reinhold Burger an der Patenbeute von Meike Winnemuth auf der Erba-InselMeike Winnemuth mit Fiete an ihrem Bienenpatenvolk, Bamberg, Erba-InselIm Anschluss ging es zu den Patenbienen von Meike Winnemuth, um den fälligen Honigraum aufzusetzen. Schließlich soll die Hamburger Journalistin und Autorin auch in diesem Jahr wieder ihren „Patenzins“ erhalten – echten Bamberger Lagenhonig aus dem von ihr unterstützten Volk. Vielleicht schreibt sie ja auch einmal eine Stern-Kolumne darüber, wie sie auf die Biene gekommen ist, wer weiß. Dann soll sie das entspannt bei einem honiggewürzten Tee oder Rotwein tun können.

Jeannette Frank betrachtet ein Wabenrähmchen mit ansitzenden BienenDas Erba-Volk ist mit seinem „ausgesetzten“ Standort prädestiniert für spannende menschliche wie tierische Konakte. Im Mai finden beispielsweise zwei VHS-Kurse statt, für die wir die Beuten dann öffnen werden. Auch heute darf unser Besuch einen ausgiebigen Blick hineinwerfen, denn wir müssen uns ohnehin vom Zustand des Volkes ein Bild machen, um allfällige Pflegemaßnahmen terminlich abschätzen zu können.

Bienenkönigin des Patenvolk von Meike Winnemuth ("Friedhofsschwarm")Bienen vor dem EinfluglochDabei freuten wir uns, auf Anhieb die noch ungezeichnete Königin fit und munter entdeckt zu haben. Das Volk, das als „Friedhofsschwarm“ sogar in den Fränkischen Tag eingegangen ist, hat sich ganz gut entwickelt. Freilich nicht so prächtig wie das Volk aus der Gärtnerstadt, über das wir gestern berichteten, doch in Anbetracht dessen, dass die Bienen im zeitigen Frühjahr kaum Pollen eintrugen – es fehlten die leider gekappten Salweiden entlang des Fischpasses – doch besser als erwartet. Zumindest rechtfertigt es das Aufsetzen des Honigraumes.

Was unserem Besuch bei den Bienen am Standort „Weide“ und „Schiffbauplatz“ erwartete, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag.

Weiselzellen und Drohnenmütterchen– zwei Enden einer Bienenskala

Fangen wir mit der guten Nachricht an.

Bienenpatin Carmen Dechant, BambergBau- und brüteifriges BienenvolkDas stark entwickelte Volk am Standort „Gärtnerstadt-Heiliggrab“ bei Bienenpatin Carmen Dechant fing in seiner Platznot damit an, die Zargen an den Unter- und Oberseiten der Rähmchen (für Insider: Zanderrähmchen mit modifizierter Hoffmann-Seitenteilen) mit Brutzellen zuzubauen. Sogar eine Weiselzelle haben sie bereits konstruiert und damit das Schwärmen der alten Königin vorbereitet. Nun, so weit ließen wir es natürlich nicht kommen und bremsten am 20.04. ein wenig den reichlich frühen Vermehrungseifer durch ein Auseinanderziehen der Brut und Einsetzen neuer Mittelwandrähmchen. Zusammen mit dem nun aufgesetzten Honigraum sollten sie für eine Weile genug Platz zum Ausbauen haben.

Küchenschellen in der Hofstadt-GärtnereiBienenpatenvolk von Carmen DechantIn der Hofstadt-Gärtnerei findet das Volk, das hier seit 2013 seine Heimat hat, einen üppigen Nektar- und Pollenspeiseplan vor. Von Küchenschelle über Hornveilchen bis Tulpen … und jede Menge Kräuter, Stauden und Gemüse … ach, kann man gar nicht alles aufzählen, muss man gesehen haben, in der Heiliggrabstraße 37a in Bamberg sowie in den umliegenden weiteren Gärtnereien.

Es hilft nichts – nun zur schlechten Nachricht

1983-Bienenpatenvolk-Regina-HanemannBlick in die Beute. Kaum Bienen vorhanden. Schlechtes Zeichen im April.Bei unserem Volk an der Villa Dessauer schlug die Stunde der Wahrheit. Bereits Anfang Dezember entdeckten wir beunruhigt ein paar Drohnen. Normal ist, dass männliche Bienen ab dem Spätsommer von den Arbeiterinnen aus der Wohnung geworfen werden („Drohnenschlacht“), denn sie werden als überflüssige Fresser im Volk nicht geduldet. Und unser Verdacht erwies sich leider als richtig. Das Volk ist buckelbrütig, die Arbeiterinnen wurden zu sogenannten „Drohnenmütterchen“.

Reinhold sieht besorgt das Volk durch. Es ist drohnenbrütig.Die letzte „gute“ Tat der weiblichen Bienen am Volk, nachdem offenbar die Königin verlustig ging, ist es, für den Fortbestand der Art zu sorgen und Gene weiterzuvererben. Moment … das kann doch nur die Königin?! Stimmt, doch tatsächlich gelingt es den weiblichen Arbeitsbienen in der Not ebenfalls, für Nachwuchs zu sorgen. Nur hat das Volk auf Dauer nichts mehr davon.

Drohnenbrütiges (buckelbrütiges) VolkAufgrund der fehlender Duftstoffe (Pheromene) Ihrer Majestät bilden sich die inaktiven, verkümmerten Eierstöcke von einem Viertel der Arbeiterinnenbienen aus. Das Wachstum des weiblichen Geschlechtsorgans ist normalerweise durch die Pheromene unterdrückt. Die „ungekrönten“ Quasi-Königinnen schaffen es nun tatsächlich, Eier hervorzubringen. Diese sind allerdings unbefruchtet, so dass nur Drohnen schlüpfen. Das Ende des „Bien“, also des Volkes, ist zwar hinausgezögert, doch unausweichlich.

blasenwerfende WabenLeider können wir dieses Volk auch nicht mehr retten, indem wir zum Beispiel eine neue Königin beigeben. Die Bienen wären verwirrt, wer ihre Königin denn nun sei, da die drohnenbrütigen Arbeiterinnen ebenfalls wie eine Königin riechen. Sie würden die neue Königin als Konkurrenz sofort totstechen. Wir müssen das Volk auflösen, hilft alles nichts. Ohnehin sind es nur noch erschöpfte Winterbienen, die am Ende ihres Lebens stehen. Sommerbienen sind ja keine am Start.

Detail der Stadtgalerie Villa Dessauer, Heimat eines unserer BienenvölkerNeubeginn

Nachdem wir bei Carmen in der Gärtnerstadt ein superstarkes Volk vorfanden, werden wir einen Ableger daraus für unsere Bienenpatin Regina bilden. Kurioserweise also geht wieder eine Königin zurück zur Stadtgalerie Villa Dessauer, denn von dort aus hatten wir im Juni 2014 einen Ableger für das Volk in der Gärtnerstadt gebildet. So schließt sich der Kreis, und hoffentlich wird es eine ordentlich runde Sache. Denn Dr. Regina Hanemann, die Hausherrin, will weiterhin Bienenpatin bleiben, was uns sehr freut. In Kürze erfahren sie mehr von ihr!

Besuch beim Heiliggrab-Ableger

Volles Rähmchen mit roter KöniginDie rote Königin ist putzmunter! Unser Ablegervolk hat sich bei seiner Bienenpatin Carmen Dechant und ihrem Gatten Michael in der Heiliggrabstraße sehr gut entwickelt. Kein Wunder, blüht es in der Hofstadt-Gärtnerei doch ununterbrochen. Und die Bienenwohnung (Beute) steht zudem an einer Sandsteinmauer, die die Wärme speichert, was sicherlich in den bitterkalten Frühsommerwochen ein großer Vorteil war.

Imkerphilosophien Österreich/Deutschland

Besuch beim Ableger in Heiliggrab

Besuch bei unserem Ableger in Heiliggrab (Hofstadtgärtnerei)

Wir besuchten unser Jungvolk zusammen mit unserem Freund Sieghard Tschofen (genau, der das tolle Bienenschaufenster gezimmert hat!). Er ist Tischler und Imker und stammt aus der österreichischen Bergwelt, dem Montafon. Sieghard und Reinhold fachsimpelten über die Verfahrensweisen bei der Ablegerpflege.

Während Sieghard die Erweiterung mit Wabenrähmchen zu beiden Seiten der Brut bevorzugt, erweitert Reinhold linear durch Ansetzen an das zuletzt eingehängte Rähmchen.

Auch die optimale Fluglochweite wurde diskutiert. Sieghard plädiert dafür, dieses jetzt in der (Noch-)Hochtrachtzeit zu erweitern und erst im Herbst wieder zu verengen. So könnten sie schneller ein- und ausfliegen und würden etwas mehr eintragen. Reinhold hingegen fürchtet Räuberei und lässt es aus Gründen einer leichteren Verteidigung eines noch recht kleinen Volkes lieber eng wie bisher.

Carmen Dechant betrachtet ihr Bienenpatenvolk

Carmen Dechant und ihr Bienenpatenvolk

Carmen Dechant hörte diesen Imkerphilosophien aufmerksam zu. Selbst ein Nebensatz wie „die Bienen tragen gerade sehr wenig Pollen ein“ blieb bei ihr nicht unbemerkt. Sie wollte es schon genau wissen, ob ihr Volk ein echtes Probem hätte. So teilen wir mit unserer Bienenpatin Freud und Leid, und mich würde es nicht erstaunen, wenn sie in ein paar Jahren selbst mit dem Imkern anfangen würde.

Imkertipp: Wasser und Nelkenöl

Wasser sprühen auf Bienenbeute statt Rauch verwendenEin guter Tipp unseres Freundes war das Besprühen unserer nackten Hautflächen mit Nelkenöl, dessen Duft die Bienen wohl nicht mögen. Auch verwendet er Wasser statt Rauch, um den Bienen zu suggerieren: „Es regnet, ab in die Wabengassen!“ Hat auch gut funktioniert. Zumindest bei diesem Völkchen.

Eine Woche später, beim Aufsetzen eines zweiten Honigraumes in Wildensorg, reichte das Nelkenöl nicht mehr. Vier Stiche waren die Quittung, denn wir hatten leider nicht rechtzeitig Wasser versprüht, weil wir Mühe beim Ablösen der fest verkitteten Folie hatten. Dieses Verkitten erfolgt in diesem Jahr ungewöhnlich früh. Aber merkwürdig ist ohnehin einiges, beispielsweise die sehr zeitig begonnene Drohnenschlacht.

Mutige Bienenpatin

Mutprobe BienenstreichelnCarmen Dechant ist mittlerweile schon sehr mutig. Sie streichelte ihre Bienen, ohne mit der Wimper zu zucken, sanft über ihre geringelten Rücken. Mit Argusaugen kontrolliert sie, ob ihren Kleinen auch niemand zu laut daher kommt. Auch bienenschädliche Spritzmittel sind durch hochwertige Alternativen ersetzt.

Wir freuen uns sehr, dass sich wenigstens dieser Ableger so toll gemacht hat. Denn leider hatten es zwei weitere Ableger, die aus den Buger Wiesen gezogen wurden, nicht geschafft. Deren Königinnen flogen wohl witterungsbedingt nicht auf ihre Jungfernreise. Die Völker mussten aufgelöst werden. Um so mehr gönnen wir unserer hoch engagierten Gärtnerin dieses gute Entwicklung!