*21* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Cover Kullmann Garten-Projekte zum SelbermachenUnter 50 Euro kosten laut Autor Folko Kullman die meisten seiner Garten-Projekte für Selbermacher und selbst Projekte im XXL-Format dauern höchstens ein Wochenende. Könnte realistisch sein, ausgehend von den vier- bis sechs Erklärfotos je Projekt, die die wesentlichen Schritte zeigen. Von Ordnungshelfern wie Regale und Tische über alles rund um Pflanzen bis hin zu Vertikalgärtnern oder Nützliches für die Tierwelt – in diesem als Spiegel-Bestseller ausgezeichneten BLV-Buch wird man fündig.

Paletten, Beton & Co.

Als Baustoffe werden die üblichen Verdächtigen verwendet, beispielsweise Leimholz, Tonware, Ziegelsteine, Weinkisten, Draht und Beton und insofern auch leicht zu beschaffen.

Eine besondere Vorliebe hat der promovierte Gartenbauwissenschaftler und u. a. Lektor für Europaletten, wie bereits unschwer auf der Buchvorderseite zu erkennen ist. Und tatsächlich hat er auch darüber bereits ein Werk verfasst. Im vorliegenden Buch sind die Ideen eher für Anfänger inspirierend. Wer bereits Erfahrung mit diesem auch heute noch sehr beliebten Universalmaterial gemacht hat, wird wenig Ungewöhnliches oder Neues entdecken.

Anleitungen, Layout und Lesbarkeit

Die bezifferten Schrittabfolgen der klar formulierten Anweisungen werden in der Regel von vier bis sechs Fotos begleitet, die das Geschehen gut illustrieren. Überhaupt sind die Fotos sehr ansprechend und das Layout übersichtlich gehalten, dank auch der abgesetzten Checklisten.

Erfreulich ist das gut lesbare Schriftbild mit einer etwas großzügiger bemessenen Fontgröße und höherem Durchschuss (Zeilenabstand). Ideal, sollte man durch die Schutzbrille linsen müssen. Apropos …

Darf’s ein bisschen mehr sein?

… der Sicherheit wird ein eigenes Kapitel gewidmet nebst Auflistung der Inhalte eines Verbandskastens. Nun ja, warum nicht.

Vielleicht etwas langatmig und – wie ich persönlich empfinde – überflüssig sind die eingangs erläuterten Einkaufs- und Fundmöglichkeiten zur Materialbeschaffung. Da hätte eine einfache Listenaufzählung durchaus genügt.

Ein Register,  6 Links und 11 hilfreiche (Kauf-)Adressen sowie Literaturtipps ergänzen den Ratgeber. In Anbetracht der Themenbandbreite hätten es gerne ein wenig mehr oder auch mal speziellere sein dürfen. Drei von sieben Büchern stammen vom Autor selbst, doch das kreide ich nicht an. Aber klar, dass ich hier Paul Westrich mit seiner Wildbienennisthilfe-Literatur vermisse.

Kapitel „Projekte für Tiere“

Das Tierprojekt-Kapitel hat mich als Gestalterin des Bamberger Bienengartens natürlich besonders interessiert. Ob Insektenhotels – ich hätte stattdessen treffender von Nisthilfen gesprochen –, Sandarium für Wildbienen, Spatzenvilla, Vogelfutterhaus, Vogeltränke, Igelhaus oder Eidechsenversteck: alles sinnvoll in der Ausführung und ohne zu viel Schnickschnack.

Neu war für mich die Idee einer Nistmaterialstation für Vögel, die sich dort sehr bequem ihr Baumaterial zusammensuchen können. Ich würde diese charmante Theke um Felder mit Wildbienenbaumaterial erweitern. Allerdings räumlich getrennt aufgehängt, damit die Wildbienen nicht direkt in die Schnäbel ihrer Fressfeinde fliegen.

Fazit

„Über 60 Ideen für Anfänger“ heißt es auf der Titelseite, und dem kann ich zustimmen mit der Ergänzung: solide, hilfreich, budgetsparend und optisch wertig gestaltet. Das aktualisierte und mit noch mehr Projekten als die Vorgängerauflage versehene Buch scheint sich auch gut zu verkaufen. Doch für die ebenfalls angegebene Zielgruppe „Fortgeschrittene“ empfinde ich es als eher wenig inspirierend.

Trotz einiger Kritikpunkte bietet dieses Buch eine Fülle von praktischen Ideen und Anleitungen, die Verschönerung des Gärtleins mit eigenen Händen zu bewerkstelligen und auch der Tierwelt etwas Gutes zu tun.


Garten-Projekte für Selbermacher : vollständig aktualisiert und jetzt mit noch mehr Projekten / Folko Kullmann. 1. Aufl. München : BLV. 2022. 158 S. ISBN 978-3-96747-100-7

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*20* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Cover Die kleine Hummel Bommel feiert Ostern (Rezension)Die kleine Hummel Bommel feiert Ostern … und natürlich Weihnachten, doch das ist eine andere Geschichte! Der Bestseller im Großformat ist hier für die Kleinsten auf 26 Hardcover-Seiten vom kongenialen Dreiergespann Britta Sabbag, Maite Kelly und Joe͏̈lle Tourlonias komprimiert. Gerne hätten es natürlich auch die vom Verlag arsEdition angegebenen 32 Seiten sein dürfen.

Textinhalt

Zum ersehnen Osterfest gibt’s allerlei aus Honig, wie es sich für die Spezies anbietet, und das auch, wenn’s Hummeln statt Honigbienen sind. Na klar, Mama Hummels Oster-Honigzopf kann im fast schon obligatorischen Rezeptteil gerne nachgebacken werden. Als Reminiszenz an die kleinen Leser spielt natürlich auch Schokolade und Eier eine Rolle,

Und ebenso natürlich sind auch wieder altbekannte Insekten mit von der Partie: Marie Marienkäfer, Beate Biene, Fiona Floh, Gisella Grille … außerdem Pastor Fliege, um dem Kinderbüchlein einen religiösen Anstrich zu verleihen, selbstredend. Er läutet die Osterglocke. UND die Pusteblumenkanone! Und los geht’s mit dem munteren Suchen nach Ostereier, ganz so, wie bei den Menschen.

Wenn da nicht die beiden Ostereierdiebinnen die erfolgeiche Suche vermasseln! Ausnahmsweise haben sich eine Wespe und eine Honigbiene verbündet. Wie die Geschichte um Schadenfreude, freundschaftlicher Zusammenhalt und Wiedergutmachung – naja, mit ein bisschen Ausreden verknüpft – ausgeht, lest am besten selbst.

Gestaltung

Wer die Figuren und den Malstil aus all den anderen Titeln der Hummel-Bommel-Reihe kennt, kann sich wieder über den liebevoll detaillierten und munterfarbigen Pinselstrich auf passend grünem Hintergrund von Joëlle Tourlonias freuen.

Wie immer geht es bei den Insekten äußerst divers zu, Dafür sorgen nicht nur die unterschiedlichen Ausrüstungen wie Flügel, Springspiralen, Fühler oder Stacheln. Denn auf einer Doppelseite ist sogar nicht nur EINE Stellvertreterin von IoC („Insect of Colors“) abgebildet. Nein, mit vier zu zwei bilden sie die eindeutige Überzahl!

Fazit

Unbedingt rechtzeitig für die kleinen menschlichen Krabbler kaufen. Denn ihr wisst ja … nach Weihnachten kommt Ostern immer so überraschend!


Die kleine Hummel Bommel feiert Ostern : Der Bestseller jetzt für die Kleinsten! / Britta Sabbag ; Maite Kelly ; Joe͏̈lle Tourlonias. München : arsEdition. 2020. [26] S. ISBN 978-3-8458-3305-7.

Im Bestand unserer Imker-Bibliothek.

*19* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Cover "Im Cockpit der Biene" Lars ChittkaLars Chittka möchte mit seinem Buch „Im Cockpit der Biene“ „zu der Überzeugung beitragen, dass Bienen ein Bewusstsein haben“. Das gelingt ihm bereits auf den ersten Seiten, indem er uns auffordert, sich vorzustellen, gleich einer Biene zu denken, deren Körpereigenschaften er vorab erläutert. Er vergleicht dabei den ersten Ausflug der Bienen mit dem eines sechsjährigen Kindes. Für die noch junge Biene gibt es in kurzer Zeit sehr viel Neues zu lernen und überstehen, und vieles davon ist nicht angeboren, etwa das Zurückfinden in den Stock.

Intellektuelle Riesen mit vertrauten Mustern

Ob diese „intellektuellen Riesen der Insektenwelt“ tatsächlich mit Frustration umgehen lernen müssen, beispielsweise, weil andere Nahrungskonkurrenten das Blütenangebot bereits abgeerntet haben (S. 15), wage ich zwar zu bezweifeln. Doch kann ich einem Professor für sensorische Ökologie widersprechen? Vielleicht könnten wir die menschliche Emotion mit einer Entsprechung erklären, einem elektrischen Reiz oder Impuls, vielleicht sind sie einfach nur nüchterne, effiziente Wesen, die sich eben nicht von Emotionen, sondern ausschließlich von angeborenen Verhalten und einer Ratio leiten lassen.

Dennoch ist es verlockend und faszinierend, in diesem „Cockpit“ auf die wundersame Lebensreise der Biene mitgenommen zu werden. Viele Situationen werden geschildert, die uns Menschen üblicherweise nicht so bewusst sind, mit denen Bienen jedoch umgehen müssen und sie bewältigen, obwohl sie so winzige Wesen sind.

Beispielsweise, indem sie Regeln und Konzepte anwenden, Vermeidungs- und Problemlösungsstrategien entwickeln, beobachten, sich erinnern und kontextuell, räumlich und voneinander lernen, flexibel reagieren, individuelle und nicht nur instinktgesteuerte Entscheidungen, Vergleiche und Auswahlen treffen, kommunizieren, Gewohnheiten an- und wieder ablegen, komplexe Aufgaben erfüllen und dabei Instrumente nutzen, sogar rechnen können und das Prinzip der Null verstehen, die träumen, vorausschauend denken und Gesichter erkennen können, … kurzum, es sind dies uns Menschen durchaus vertraute Muster, weit über den bloßen Instinkt oder Reflexe hinausgehend.

Spielt es da noch eine Rolle, wie viele Anzahl von Neuronen (Nervenzellen ein Bienengehirn aufweist (1 Mio. : 86 Mrd. beim Menschen, jedoch den Pilzkörper der Bienen außer acht gelassen) oder wie hoch die Lerngeschwindigkeit ist? All das sind noch keine Indizien für Intelligenz oder das Fehlen von Emotionen.

Zugang zur Psyche der Biene durch Imagination

Der gebürtige Bad Homburger und bei niemand Geringeren als dem bekannten Bienenforscher Randolf Menzel promovierte Verhaltensbiologe stellt trotz alledem heraus, dass die Sinneswelt der Bienen sich völlig von unseren Menschensinnen unterscheidet, sie sogar übertrifft (beispielsweise Flugdistanzen messen, Radarortung oder UV-Licht und polarisiertes Licht sehen) – und das alles bei einem „Mini-Nervensystem“ und einem Gehirn(knoten), der auf einen Stecknadelkopf passt.

Immer wieder appelliert Chittka an unsere Vorstellungskraft und bemüht Entsprechungen aus der Erfahrungswelt des Menschen. Das erleichtert den Zugang zur Biene, aber auch zu diesem in die Tiefe gehenden, populärwissenschaftlichen Wälzer leichter und durchaus unterhaltsam. Der Wissenschaftler möchte uns beweisen, dass es unter Bienen (und anderen wildlebenden Tieren) gefühlsartige Zustände, also Emotionen gibt. Er macht uns auf psychologische Aspekte aufmerksam bis hin zu Persönlichkeitsunterschieden in ihrer als sozial bezeichneten Lebens- und Lernweise. Dies vor allem bei den Referenzarten Honigbiene und Hummel.

Haben Bienen denn auch ein Bewusstsein? Spoileralarm. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sie ein elementares Gefühlsleben, so Chittka, der folglich zwingend ethische Fragen des Bienenschutzes damit verbindet.

Literaturarbeit und Register

Kann die Geschichte von Alice im Wunderland kritisiert werden? Nein, sicher nicht, sie muss auch nicht geglaubt oder verbessert werden. Sie könnte natürlich umgeschrieben werden.
Kann das Wunderland „Biene“, so, wie es Chittka darstellt, kritisiert werden? Nein, weil die Rezensentin dazu sicher nicht die notwendige Kompetenz hat und es niemals wagen würde, ein Urteil über die immense Forschungsarbeit zu erlauben, die für die Herleitung und Zusammenfassung notwendig ist, um dieses Werk zu erstellen.
Doch möglicherweise werden Teile des Buches eines Tages umgeschrieben werden, wenn noch mehr oder anders geforscht werden würde, was dem Autor bewusst ist. „Denn kein Wissenschaftler arbeitet in einem Vakuum: Sowohl zu entscheidenden Entdeckungen wie eminenten Irrtümern haben die Zeit und die Umstände beigetragen, unter denen sie jeweils gearbeitet und die sie beeinflusst haben.“

Die Literaturarbeit ist dabei mindestens genau so spannend, wie neue Erkenntnisse zu generieren. Chittka entdeckte laut seiner Aussage einen Schatz. Eenn offenbar ist ein Teil der von ihm aufgestöberten historischen Literatur den heutigen Wissenschaftlern kaum bekannt. Daher soll sein Werk in diesem Kontext gesehen werden, was es auch deutlich von anderen, ähnlich populärwissenschaftlichen Büchern wie „Die Intelligenz der Bienen“ (Randolf Menzel; Matthias Eckoldt), „Die Sprache der Bienen“ (Jürgen Tautz) oder „Bienendemokratie“ (Thomas D. Seeley) unterscheidet.

Doch was ich kritisieren darf, ist, dass ich genau aus diesem Grund gerne die üblicherweise alphabetisch aufgelistete verwendete Literatur vorgefunden hätte. Hat Chittka beispielsweise die o. g. Werke mit verwendet? Dies herauszufinden, war mühsam (aber ja, zwei davon wurden zitiert).
Alle überwiegend englischsprachigen Publikationen sind nämlich verwoben in den 248 Fußnoten, die am Ende des Buches aufgeführt sind. Was für mich ein weiteres Manko darstellt, denn Fußnoten lesen sich einfach viel angenehmer, wenn sie sich auf der gleichen Seite wie der Fließtext befinden.

Auch das Register mit dem Verweis auf Seitenzahlen und (in Kursiv) auf Abbildungen geht interessanterweise über die übliche Form hinaus. So wird beispielsweise unter „G“ wie „Gehirn der Biene“ weiter differenziert z. B. nach „Als zentraler Ort der Nahrungssuche“, Hirnentwicklung der Hautflügler“ oder „wie der Honig die Evolution angeheizt hat“. Auch hier also bietet sich eine weitere Art des Buchzugangs an.

Illustrationen

Begleitet wird der überwiegend recht flüssig geschriebene und von Karin Fleischanderl aus dem Englischen übersetzte Text von einigen Fotos und Grafiken. Diese sind jeweils – relativ ausführlich – mit einem Auszeichnungstext versehen, dem ich ein schöneres Schriftbild gewünscht hätte, aber das ist jetzt etwas spitzfindig und meiner Leidenschaft für Typografie geschuldet.

Im Grunde fungieren diese Texte wie ein Buch im Buch, was eine weitere Art des Zugangs bietet. Zuweilen werden in den Bildunterschriften Versuchsanordnungen und -ergebnisse beschrieben wie jenes, das gut nachvollziehbar bewies, dass Hummeln sozusagen „querlesen“ können, aber für komplexere Szenarien genauer „scannen“ müssen, also so, wie wir Menschen es für gewöhnlich ebenfalls machen (S. 138).

Fazit

In einer Zeit, in der drei Wörter ein ausreichend erscheinender Satz sind, besser noch in Hashtags gesplittet, und in der Leichte Sprache die beinahe schon neue Norm darstellt, werden Leseungeübte sicher nicht „Im Cockpit der Biene“ mitfliegen wollen. Sie werden es versäumen, sich in den weiten Mikrokosmos der Bienengehirne zu verlieren und das Staunen zu lernen.

Für alle anderen sind Chittkas kenntnis- und detailreichen Ausführungen eine spannende Reise zu neuen Kontinenten, beziehungsweise auch zu altbekannten Ländern, diese jedoch unter neuen Aspekten besehen und zuweilen von manchen Irrtümern befreit. Der Autor knüpft dabei in angenehm zu lesender Weise an die von ihm verehrten lebendigen Sprachstile historischer Bienenforscher an. Wissenschaft muss nicht trocken sein, das hat Lars Chittka definitiv bewiesen. Ein wenig Geduld braucht es aber schon.


Im Cockpit der Biene. Wie sie denkt, fühlt und Probleme löst / Lars Chittka ; aus dem Englischen übersetzt von Karin Fleischanderl. Wien. Folio Verlag. 2024. ISBN  978-3-85256-897-3.

Im Bestand unserer Imker-Bibliothek.

*16* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Cover Katrin Wiehle: Mein kleiner Garten (Rezension)Das Pappbilderbuch Mein kleiner Garten von Katrin Wiehle (Beltz & Gelberg) ist für die Kleinen ab 2 Jahren gedacht und kommt auf den sieben Doppelseiten mit wenig Text aus. Ein paar Zeilen nur führen die Minis darauf ein, was auf der Scholle kreucht, fleucht und wächst.

Zum Beispiel „Das sind wir“ (Igel, Maus und Spatz) und „Bei uns leben noch viele andere Tiere“ (Ameisen, Maulwurf, Regenwurm, etc.) und natürlich „Auch in der Luft“, womit das Kleinkind erfreulicherweise hier eine Biene kennenlernen darf.

Die Bienen sind nämlich wichtig, denn sie bestäuben ziemlich viel (was jetzt nicht drinstand, das habe ich gerade hinzugedichtet). Doch sie sind es, warum es das Kapitelchen „In den Bäumen hängen Früchte“ (Kirschen, Äpfel, Birnen) überhaupt geben kann, jawohl! Und darum endet es – nach einem Ausflug ins Beet (von der Kartoffel bis zur Möhre) – mit „Guten Appetit!“

Bei einem aus 100 % Recyclingpapier hergestellten und mit Ökofarben gedruckte Büchlein (Reihe 100% Naturbuch) können Mama und Papa sorglos sein, falls das Kindlein – trotz der zurückhaltenden Zeichnungen und Farben – Lust bekommen hat, kräftig reinzubeißen. Der Maus auf der letzten Seite hat der Apfel jedenfalls gut geschmeckt.


Wiehle, Katrin: Mein kleiner Garten. Beltz & Gelberg. 2013. (100% Naturbuch). ISBN 978-3-407-79497-0.

*14* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Cover Lugerbauer Bienenfreundlich GärtnernKatrin Lugerbauer: Bienenfreundlich Gärtnern : „attraktive Pflanzideen für alle Standorte“, die „auch abgestimmt auf Wildbienen“ sind.

Ein Grundstück, das man einfach nur sich selbst überlässt, wie so häufig vorgeschlagen wird, würde nur für kurze Zeit ein wertvoller Lebensraum sein, macht die Grazerin Katrin Lugenbauer im Kapitel „Naturnahes Gärtnern – was ist das?“ klar. Es gehört also ein Konzept her, und im Hauptteil wird man dazu fündig.

Er befasst sich mit „Gestaltungsideen für verschiedene Standorte“ und geht hier beispielsweise auf die Anforderungen bei der Anlage von Blühwiesen ein. Einfach irgendwas irgendwohin aussähen ist nicht. Es gehört schon ein wenig Planung dazu, um eine optisch wie wildbienenattraktive Fläche zu schaffen.

Weitere Bepflanzungsvorschläge sind gegliedert nach den Standorten „Trockenheit und Sonne“, „Halbschatten und „Nährstoffreiche Böden“ und enden jeweils mit den im Text erwähnten Pflanzen als Bildporträts mit Kurzbeschreibung.

Eine mehrseitige Tabelle am Ende des Buches stellt Bienenpflanzen mit ihrem Trivialnamen samt botanischen Namen nach ihrer Blütezeit zusammen, wobei Angaben zu Standortbedarf, Wuchshöhe und -farbe sowie Besonderheiten (z. B. „wintergrün“, „Bodendecker“ „toller Duft“ etc.) gute Entscheidungsdienste leisten. Des weiteren helfen ein knapp, doch sinnvoll bestücktes, überwiegend auf Deutschland bezogenes Verzeichnis zu Bezugsquellen, Internetadressen und Literatur weiter. Das Register führt ausschließlich Sachtermini und Pflanzen nach Trivialnamen auf.

Besonders gefallen

Besonders als Imkerin hat mir hier das farbig hinterlegte Zwischenkapitel „Sonderfall Honigbiene“ gefallen. Auf einer Seite wird fundiert dargelegt, was Honigbienen brauchen und was es mit der Problematik eines reichlichen Herbstblüherangebots auf sich hat. Da kennt sich jemand aus!

Aber auch das Kapitel zu Wildbienen-Nisthilfen ist löblich sinnvoll, wie es leider nicht in jedem Ratgeber gelingt. Lugenbauer macht dabei durchaus keinen Hehl daraus, warum der Nutzen von Nisthilfen eher überschaubar ist. Sie benennt kurz und bündig die Konstruktionsfehler vieler dieser „Deko-Elemente“ und verschafft mit ihrem Kapitel „Die Natur als Vorbild“ ein grundlegendes Verständnis für die Bedarfe von Wildbienen, die allerdings nicht alle dasselbe wollen.

Fazit

Mit seinen vielen Pflanzenfotos, eingestreuten Zeichnungen zu Pflanzengruppierungen und Pflanzlisten, z. B. „Bienenpflanzen für Blumenwiesen, die sich selbst erhalten (zweijährige und ausdauernde Arten)“ oder „Attraktive heimische Wildstauden“ macht es Laune, sich durch den Ratgeber zu blättern und inspirieren zu lassen.

Wer mit längeren Texten zurecht kommt, erhält eine Fülle von Wissenswertem, welches jedoch wirklich toll extrahiert wurde und umstandslos auf den Punkt kommt. Der BLV als Marke des Gäfe-und-Unzer-Verlags mag optisch zwar eher zurückhaltend und schnörkellos erscheinen, doch die Inhalte sind erfreulich zeitgemäß und zeichnen sich durch hohen Sachverstand aus. Lugenbauers schmales Büchlein ist ein kompakter Ratgeber für jene, die es ernst meinen mit der Bienenfreundlichkeit.


Lugerbauer, Katrin: Bienenfreundlich Gärtnern : attraktive Pflanzideen für alle Standorte. 2. Aufl. München : BLV. 2023. 143 S. ISBN 978-3-96747-112-0

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*13* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Cover Kuhn SOS Mission Blütenstaub Magellan VerlagEsther Kuhns SOS – Mission Blütenstaub ist ein spannender und einfühlsamer Roman für Kinder ab 11 Jahren, die lesegewohnt sind. Auf 254 Seiten verbindet die Autorin geschickt Themen wie Naturschutz, Freundschaft und Selbstfindung und vermittelt wichtige Werte auf eine Weise, die nicht belehrend wirkt.

Die Geschichte dreht sich um Hugo, einen jungen Imker, und Merle, die plötzlich die Sprache der Bienen versteht – eine Fähigkeit, die die Handlung mit fantastischen Elementen bereichert. Die Charaktere sind lebendig und vielschichtig.

Hugo und Merle, zwei ungleiche Freunde, stellen kapitelweise abwechselnd ihre  Sicht auf die Mission, Hugos Bienenvolk zu retten, dar. Dabei spielt die Dynamik zwischen ihnen und die Bedeutung von Freundschaften, aber auch das Verhältnis zur jeweiligen Familie und von (manchmal fragwürdigen) Freundschaften eine zentrale Rolle. Trotz aller erlebter Krisen kommen die humorvollen Momente nicht zu kurz.

Das Buch aus dem Bamberger Magellan Verlag erläutert dabei auf unterhaltsame Weise die Welt der Imkerei, ohne in zu viele Details abzudriften. Ein gewisses Maß an Mystik ist dabei, doch ohne die fesselnde Geschichte sonderlich unrealistisch wirken zu lassen. Ich glaube, das hat mich am meisten erstaunt, die „schreibende“ Biene und Pollenstaub sehende Fähigkeit Merles einfach als gegeben annehmen zu können.

„SOS – Mission Blütenstaub“ ist ein charmantes und nachdenklich stimmendes Abenteuer, das nicht nur junge Leser begeistert, sondern durchaus auch Erwachsenen gefallen könnte,


Kuhn, Esther: SOS – Mission Blütenstaub. Ein Kinderbuch ab 11 Jahren über Naturschutz. Bamberg. Magellan Verl. ISBN 978-3-7348-4724-0.

Im Bestand unserer Imker-Bibliothek.

*11* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Cover Clark Natur-PräriegartenWelche Gartenbesitzer in Zeiten der Klimaerwärmung wünscht sich das nicht: „pflegeleicht, trockenheitsresistent und vielfältig“ und möglichst ohne Gießen, so soll „der Garten für die Zukunft“ sein. Anke Clark hat mit dem BLV-Ratgeber Natur-Präriegärten die passende Antwort in Form von Garten- und Pflanzenporträts und ein Kapitel der besten Pflanzen für Schmetterlinge, Wildbienen & Co. Also genau die richtige Lektüre für unser Bienen- und Insektenanliegen hier.

Weise Worte vorab

Die Autorin beginnt mit einer pragmatischen Beschreibung, warum unser Land neue Gärten benötigt. Klimawandel, dadurch trockene Sommer, verbunden mit Hitzestress, und milde Winter, die Pflanzenschädlingen zum Überleben verhelfen. Das voranschreitende Artensterben in großem Ausmaß benötigt Gegenmaßnahmen. Denn es ist das eine, sich für die Klimakrise zu rüsten, doch das andere, weil nachhaltigere, ist, die Biodiversität wieder herzustellen. Sprich: Unseren Insekten und anderen heimischen Tierarten ein Schlaraffenland zu bieten, um Ökokreisläufe zu sichern.

Was ist eine Prärie?

Wer jetzt Karl May im Kopf hat, hat nicht verkehrt gedacht. Und da kommen sie auch schon ins Bild, die Bisons (S. 27)! Die Prärie (vom Französischen für Weide oder Wiese) ist tatsächlich die nordamerikanisch-typische Ausprägung einer Steppe. Im Grunde Ödland, wie wir sie auch hierzulande auf landwirtschaftlich übernutzten Flächen antreffen.

Seit den frühen 80er Jahren hat sich der „New German Style“ entwickelt. Ähnliche Entwicklungen sind „Dutch Wave“ und „New American Garden“, die allesamt die Verwendung von Stauden propagieren. (Übrigens auch die bevorzugte Bepflanzung in unserem Bamberger Bienengarten im ErBA-Park). In diesem Kapitel „Naturpräriegarten“ werden auch Gehölze und Hecken als nicht zu unterschätzende, wesentliche Bestandteile des Gartens definiert.

Hauptteil Planen und Anlegen

So ziemlich jedwede denkbare Gartennutzung für das Planen und Anlegen wurde bedacht. Die üblichen Ansprüche von beispielsweise normalen, sandigen, trockenen, windreichen, feuchten oder lehmigen Standorten, aber auch Refugien oder Reihenhausgarten … alles dabei.

Nach dem einführenden Teil zur jeweiligen Standortgegebenheit folgen jeweils die Profile der dafür geeigneten Pflanzen, also Zwiebelgewächse, Stauden, Wildstauden, Gräser, Gehölze …außerdem wird in einem (Unter)Kapitel (das zum trockenen Standort gehört), auf Schmetterlinge und deren Raupen eingegangen. In einem weiteren (Unter-)Kapitel (das zum normalen Standort gehört) auf Lang- und Kurzrüssler und es wird beispielhaft die Entstehung eines Präriegartens in Schleswig-Holstein gezeigt (was zum Überthema feuchte Standorte zählt).

Ich hätte diese, sich nicht unbedingt selbsterklärende, Kapitelaufteilung augenfälliger systematisiert. Beim ersten Durchblättern erschloss sich es nicht für mich, warum die Steckbriefe scheinbar wahllos eingestreut waren, zumal alle Kapitel- und Unterkapitel-Überschriften gleich formatiert waren. Auch die verschieden pastellig eingefärbten Hintergründe halfen für den Moment nicht. Das konnte ich erst nachvollziehen, als ich das System durchschaut hatte. Der fragende Blick in das Verzeichnis machte es mir auch nicht leichter. Hier wäre eine dritte Untergliederungsebene praktisch gewesen. Soviel zur einzigen Kritik.

Durchblättern macht Freude

Sei’s drum … das Durchblättern macht Freude und vertreibt gerade jetzt im Winter jeden wolkenbehangenen Tag … Schnee gibt’s ja bei uns im Bamberger Raum praktisch nicht mehr.

Viel eigene Erfahrung, und dabei durchaus der eine oder andere Verlust, lässt die Gartenplanerin mit einfließen. Ebenso wie in unserem Bienengarten „verabschiedeten“ sich übrigens auch Clarks „Mädchenaugen“. Seltsam. Na, dafür entwickelt sich so manche Kümmerling-Pflanze erst mit den Jahren, was ich gleichfalls beobachten konnte, und zwar, als sich die sonst so blühfreudige Herbstannemone nach fünf Jahren plötzlich wild entschloss, gleich mehr als den ihr zugedachten Raum einzunehmen.

Ein Ratgeber also von einer ehrlichen Insiderin. Doch mein Eindruck ist, sie schrieb ihn eher für Fortgeschrittene, indem ihr Lebenswerk (Jahrgang 1945) seinen Niederschlag fand. Beispielsweise wird sich im beschreibenden Text nicht lange mit Trivialnamen aufgehalten, wie das bei Gartenprofis gemeinhin der Fall ist.

Obwohl mir viele botanische Namen inzwischen bekannt sind, muss ich in den Gärtnereien oft mein Handy bemühen, weil konsequent auf „Ausdeutschung“ verzichtet wird. Es ist, als ob man den gemeinen Bürger zu Gartenfachkräften erziehen wolle, was ein wenig herablassend wirkt. Die Autorin macht es jedoch wieder wett mit Zweisprachigkeit bei Pflanzenporträts und Registereinträgen. Womit wir schon beim Anhang wären.

Anhang

Adressen und Bezugsquellen aus überwiegend nord- und mitteldeutschen Landen verraten den Lebensmittelpunkt der in Süderbrarup (Schleswig-Holstein) aufgewachsenen und gebürtigen Flensburgerin, die laut Impressum in Kiel ihre Wirkungsstätte hat. Also mitnichten eine Engländerin, wie es der Name vermuten lässt, doch mindestens mit dem gleichen „Garten-Gen“ ausgestattet, um die man die Inselbewohner fast schon ehrfürchtig beneiden muss.

Ach ja … und unsere sehr gute Bamberger Staudengarten, der Strobler, von der auch wir u. a. unsere Bienengarten-Pflanzen bezogen haben, ist ebenfalls dabei. Das wird dich, Johann, sicherlich freuen. Baumschulen, Rosen und Staudenkulturen Patzelt, Memmelsdorf, hingegen fehlte, aber dafür ist sie jetzt hier zu finden.

Die angeführte Literatur mit 12 Titeln zeigt ihre Vorliebe für Schmetterlinge, was  zu den meist überwiegend trockenen Präriegärten gut passt. Aber auch Marie-Luise Kreuter mit ihrem Bio-Garten, die Bibel aller Gartenliebhaber, und Paul Westrich mit seinen „anderen Bienen“, mithin das Standardwerk für Wildbienen, haben es in die übersichtliche Liste geschafft. Da gute Bücher ohnehin immer wieder neu aufgelegt werden, ist der Verzicht auf Jahresangaben verständlich.

Fazit

Ein Ratgeber für erfahrene und anspruchsvolle Gartenliebhaber, die zwar in eine veränderte Klimazukunft sehen (müssen), jedoch ihr ebenso eine Verbesserung angedeihen lassen wollen. Für Neulinge wunderbar zum Durchblättern und zur Inspiration durch viele schöne Fotos geeignet. Wobei der mit einem Dutzend Seiten eher kurze, jedoch fürs Erste ausreichende Praxisteil (S. 163 f), aber auch die beiden ersten Kapitel beim Anfangen helfen sollten. Die restlichen Tipps lassen sich dann ja noch peu a peu im Hauptteil nachlesen. Anke Clarks ‚Natur-Präriegärten‘ hat durchaus das Zeug dazu, unsere Gärten zu revolutionieren.


Clark, Anke: Natur-Präriegärten : der Garten für die Zukunft: pflegeleicht, trockenheitsresistent und vielfältig. 1. Aufl. München : BLV. 2023. 192 S. ISBN 978-3-96747-124-3

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*10* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

DIB Verbandsmitteilungen vom 02.12.2024Es brodelt (nicht nur) in der Imkerschaft! Diese Rezension wird nicht für alle eine leichte Kost sein, muss jedoch in Anbetracht der aktuellen Veränderungen beim Kampf gegen die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax, kurz: Vv) auf den Tisch kommen.

Um was geht es?

Die geplante Herabstufung der Vespa velutina nigrithorax (Asiatischen Hornisse) von §16 auf §19 der EU-Verordnung¹ bedeutet, dass die Art in Deutschland nicht mehr der sofortigen Beseitigung unterliegt, sondern künftig dem Management² zugeordnet wird.

Der hier rezensierte Artikel des Deutschen Imkerbundes (DIB) kommentiert das Management- und Maßnahmenblatt zur Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 zur Regulierung invasiver Arten. Er thematisiert die Herausforderungen und notwendigen Änderungen im Umgang mit Bienen, die Bedeutung von Bienen für die Landwirtschaft und die Biodiversität, insbesondere in Bezug auf die Bestäubung und den Schutz von Wildbienen. Der DIB fordert spezifische Anpassungen in der Verordnung, die bald in Kraft treten soll.

Hintergrund und Kritik an der Verordnung

Zur Einordnung der Problematik eine Anmerkung der Rezensentin: Der Vespa velutina n. wird durch die geplante Herabstufung ab Januar 2025 faktisch der Weg ins leckere Schlaraffenland der Honigbienen (80% ihrer Nahrungsquelle) und Wildbienen nebst weiterer Insekten geebnet. Damit wird die Verantwortung ihrer Beseitigung und deren Kosten werden letztendlich auf die Bevölkerung (sprich: die Imker und Landwirte) abgewälzt. Das wird zurecht von der Mehrzahl der Imkervereine und -verbände als der falsche Weg gesehen. Ein Aufruf zur Stellungnahme ist mittlerweile abgeschlossen, es wird noch der Ergebnisse geharrt.

Der DIB kritisiert in seinem Artikel eingangs, dass „mancherorts […] bis heute nicht die notwendigen Strukturen von einem effektiven Monitoring, über eine Meldeplattform bis hin zur Ausbildung von Multiplikatoren und Nestentfernern aufgebaut [wurden]. Die Umstufung erfolgt daher zur Unzeit – die Hausaufgaben wurden noch nicht überall gemacht. Der vorliegende Textvorschlag gibt die Situation teilweise nicht korrekt wider. Zudem sehen wir einige Passagen nicht im Einklang mit der VO.“

Forderungen nach Änderungen im Einzelnen³

Der DIB kommentiert und kritisiert das Management- und Maßnahmenblatt und fordert umfassende Änderungen. Hier einige der relevantesten Punkte:

  1. Imkerverbände und auch der DIB wurde nicht in die Erstellung des Maßnahmenblattes einbezogen.
  2. Unvollständige Anhörung aufgrund fehlender länderspezifischer Anlagen.
  3. Die Umstufung der Vespa velutina zu einer „weit verbreiteten Art“ ist abzulehnen, da der Nachweis der weiten Verbreitung nicht erbracht wurde.
  4. Es muss auf die Notwendigkeit frühzeitiger und gezielter Bekämpfung hingewiesen werden, um eine rasante Ausbreitung der Art zu verhindern.
  5. Die Darstellung der negativen Auswirkungen der Art auf die Biodiversität, die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft muss erweitert und mit aktuellen Forschungsergebnissen untermauert werden.
  6. Monitoring muss auch in Naturschutzgebieten stattfinden, da dort die Honigbienen als Nahrungsquelle und die Imker als Beobachter fehlen.
  7. Neben der Öffentlichkeitsarbeit ist ein bundesweit einheitliches Meldeportal für die Bevölkerung notwendig. E-Mail-Adressen oder Telefonnummern als alleinige Meldemöglichkeit haben sich als unzureichend erwiesen.
  8. Beim Fang von Königinnen müssen heimische Arten geschützt werden, indem zeitliche Vorgaben für das Ausbringen von Fallen festgelegt werden.
  9. Die Beschreibung der Nestanlage muss präziser und vollständiger sein.
  10. Der Einsatz von Wärmebildkameras bei der Nestlokalisierung sollte als zusätzliche Maßnahme aufgenommen werden.
  11. Die Ausführungen zur Nestbeseitigung müssen um alternative Methoden wie Einfrieren über einen längeren Zeitraum oder Verbrennen erweitert und die Erforschung nachhaltiger Tötungsmethoden gefordert werden.
  12. Es muss sichergestellt werden, dass genügend sachkundige Personen für die Nestentfernung zur Verfügung stehen und diese entsprechend geschult und ausgerüstet sind.
  13. Das Datum für das Ausfliegen der Geschlechtstiere sollte flexibler gestaltet werden, da es vom Wetterverlauf abhängt.
  14. Der Satz „Eine Bekämpfung der Asiatischen Hornisse aus Gründen der Gesundheitsvorsorge oder der Abwendung von wirtschaftlichen Schäden fällt nicht in die Zuständigkeit der Naturschutzbehörden“ ist ersatzlos zu streichen, da er der EU-Verordnung widerspricht.
  15. Es muss klargestellt werden, dass die Umstufung der Vespa velutina nur einen Wegfall der Ausrottungspflicht bedeutet, die EU-Verordnung aber weiterhin eine Bekämpfung zur Schadensabwehr und Eindämmung der Art vorschreibt.

Statt eines Fazits

Der DIB betont, dass die Bekämpfung der Vespa velutina nicht allein auf unentgeltlicher Arbeit der Imkerschaft beruhen darf. Es müssen finanzielle Mittel und personelle Ressourcen für ein effektives Management der invasiven Art bereitgestellt werden.

Das klare Statement am Ende des Artikels: „Wir befürworten klar die Unterstützung durch andere Ministerien und Behörden. Die Verantwortung muss jedoch in einer Hand bleiben. Müsste erst geklärt werden, welche Behörde bei einer Meldung zuständig ist, ist dies kontraproduktiv. Zudem wird eine Übersicht der Situation, der getroffenen Maßnahmen und deren Wirkungen auf diese Weise nahezu unmöglich – auch dies würde dem Sinn der VO widersprechen.“


Vespa velutina – Maßnahmenblatt zur VO (EU) Nr. 1143/2014. [Kommentierung]. In: Deutscher Imkerbund e. V. unter https://deutscherimkerbund.de/kommentierung-des-management-und-massnahmenblatts-zu-vo-eu-nr-1143-2014-durch-den-d-i-b – Letzter Aufruf am 06.12.2024.


Fußnoten

¹Die Herabstufung der Vespa velutina (Asiatische Hornisse) von §16 auf §19 der EU-Verordnung 1143/2014 bedeutet, dass die Art in Deutschland nicht mehr der sofortigen Beseitigung unterliegt, sondern künftig dem Management zugeordnet wird. Diese Änderung erfolgt, weil sich die Asiatische Hornisse trotz umfangreicher Beseitigungsmaßnahmen in Deutschland etabliert hat und sich weiterhin ausbreitet. Sie kann nicht mehr erfolgreich dauerhaft beseitigt werden.

Konkret bedeutet diese Umstufung:

  1. Keine Tilgungspflicht mehr: Die Verpflichtung zur sofortigen Beseitigung entdeckter Nester entfällt.
  2. Übergang zu Managementmaßnahmen: Stattdessen werden Maßnahmen zur Kontrolle und Eindämmung der Population entwickelt.
  3. Anpassung der Strategie: Der Fokus verschiebt sich von der Ausrottung hin zum langfristigen Management der Art.
  4. Zeitpunkt der Änderung: Die Umstufung wird voraussichtlich zum 01.01.2025 erfolgen.
  5. Diese Herabstufung spiegelt die Realität wider, dass die Asiatische Hornisse in Deutschland nicht mehr in einer frühen Phase der Invasion ist, sondern als weit verbreitet gilt.

² Managementmaßnahmen nach Artikel 19 der EU-Verordnung 1143/2014 und der EU-Durchführungsverordnung 2022/1203

Mit der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 wird der Umgang mit invasiven Arten erstmals für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union einheitlich rechtsverbindlich geregelt. Quelle: https://www.anhoerungsportal.de

³Die Zusammenfassung erfolgte mit Hilfe der KI NotebookLM.

*8* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Wildbienen Spezial / Deutsches BienenjournalEs gibt wunderbare und umfängliche Bücher über Wildbienen. Doch wenn es schnell und überzeugend gehen soll, Laien von der Schutzwürdigkeit von Wildbienen zu überzeugen oder Interessierten eine nicht allzu kompliziert wirkende Handreichung zu geben, mindestens dann ist Wildbienen Spezial des Deutschen Bienenjournals eine gute Wahl. Sozusagen Wildbienen-Wissen für Eilige und Eifrige.

Das Sonderheft erschien 2021 zuletzt in der 3. Auflage beim Herausgeber dbv network GmbH und will anlässlich unseres traditionellen Adventskalender endlich einmal rezensiert werden.

Die Protagonistinnen

„So leben die wilden Verwandten der Honigbienen“ lautet der Untertitel, und dabei sind natürlich nicht nur die Wildbienen, sondern auch deren Parasiten, die häufig viel prachtvolleren Kuckucksbienen gemeint. Diese führen „Ein Leben auf Kosten anderer“ (S. 26), haben jedoch nichtsdestotrotz ihre eigene Bestimmung und Daseinsberechtigung. Sie tragen so interessante Namen wie Goldwespe, Schmuckbiene, Blutbiene oder Gichtbiene.

Auch finden die Honigbienen ihren Platz, und zwar in einem Kapitel, welches derzeit wieder in aller Munde ist, mal mehr, mal weniger emotional geführt: „Honigbienen gegen Wildbienen?“ Nichts Genaues weiß man nicht, auch nach der Durchsicht von 146 Veröffentlichungen, und die Antwort zu einer möglichen Konkurrenzsituation ist „Es kommt darauf an“ und ein „entschiedenes Jein“. In Sachen Bestäubungsleistung wird die AG für Institute für Bienenforschung e. V. angeführt, die meint, „man sollte Wildbienen und Honigbienen nicht als Konkurrentinnen betrachten“, denn beide sind unverzichtbar.

Zurück zu den Wildbienen … wobei es schließlich nicht DIE Wildbienen kennenzulernen gilt. Diesen Anspruch, über 600 in Europa vorkommende Wildbienenarten in ihrer unglaublichen Verschiedenheit an Brut-, Paarungs-, Nahrungssucheverhalten etc. nur annähernd zu beschreiben, erhebt das Sonderheft auch gar nicht. Stattdessen werden in den jeweiligen Beiträgen meist nur die am häufigsten vorkommenden Arten zur näheren Betrachtung zur Biologie (S. 6), Lebensweise (S. 12) und zur Ökologie (S. 30) herausgepickt.
Etwas umfassender beleuchtet die Broschüre die Schar der Wildbienen in den beiden Beiträgen zur Bestimmungshilfe (S. 34, S. 65) und hat außerdem „Besondere Arten im Blick“ (S. 36).

Wie helfen?

Doch was die Leser sicher mit am meisten interessiert, ist, wie sie den Wildbienen helfen können. (Siehe dazu auch unsere Seite „Wie helfen?“.) Erst am Heftende (S. 62) wird die Wissbegierde mittels Praxistipps gestillt. Einer kurzen Erläuterung zu einem Sandarium für den Zwei-Drittel-Anteil der Wildbienen, die im Boden brüten, folgt das Alt- und Totholz als wichtiges Nistsubstrat. Das unvermeidliche (?) Wildbienenhotel mit den tatsächlich sinnvollsten Nisthilfematerial findet ebenfalls Platz auf einer Seite. Diese perfekt geraffte Darstellung ist ideal für ungeduldige Aktionisten, also Naturengagierte ohne größere Vorkenntnisse, jedoch mit reichlich gutem Willen.

An praktischen Handreichungen finden sich sodann ein Tischlein-deck-dich mit Steckbriefen zu „Trachtpflanzen“ (S. 58) – ein Begriff, den wir als Imker eher für die Nahrung unserer blütensteten Honigbienen kennen –, außerdem ein Blühkalender (S. 60) und Literaturempfehlungen.

By the way: Von den 8 Buchtipps auf der letzten Seite befinden sich immerhin 6 in unserem Bestand. Eine E-Book-Ausgabe und die Wildbienen Österreichs wären ohnehin nicht relevant für unsere Imker-Bibliothek. Also alles richtig gemacht – die Redaktion des Deutschen Bienenjournals mit seinen fundierten Vorschlägen und wir mit unserer bedachten Auswahl.

Fazit

Hm, in welchem Absatz bringe ich jetzt noch die anschauliche Doppelseite zum „Jahreszyklus“ mit seinen „typischen Abläufe[n] im Leben der Wildbienen“ (S. 19) unter? Oder die Vorstellungen und Reportagen zu beispielhaftem Wildbienenschutz in Braunschweig, Berlin und einer Landwirtin mit Herz in Meck-Pomm?
Egal, denn eines ist gewiss … ob in größere Zusammenhänge gestellt, als bildreiche Übersichten oder smarte Praxistipps: Wildbienen Spezial erfüllt alle Bedarfe, die Laien wie Multiplikatoren in Sachen Wildbienen an ein Themensonderheft stellen dürften. Bis auf das Kapitel mit der Konkurrenzdebatte, in der aktuelle Stellungnahmen (z. B. von Mellifera e. V. oder jüngst der Berufsimker) noch keinen Eingang finden konnten, auch in der 3. Auflage von 2022 weiterhin aktuell und empfehlenswert.


Wildbienen Spezial / Deutsches Bienenjournal; Sonderheft. Berlin. dbv network GmbH. 3. Aufl. 2021. ISBN 3-9820760-8-0.

Im Bestand unserer Imker-Bibliothek.

*6* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Cover Die kleine Hummel Bommel entdeckt die Wiese; ars-EditionDas Natur-Sachbilderbuch Die kleine Hummel Bommel entdeckt die Wiese – und sie tut das auf 48 teils gezeichneten, teils mit Fotografien versehenen Seiten und Sachinformationen vom Dreiergestirn Britta Sabbag, Maite Kelly und Joëlle Tourlonias. Ab 3 Jahren bereits geeignet, so die Empfehlung des Verlags ars-Edition. Dann natürlich eher zum Vorlesen und gemeinsam Ansehen.

Illustration – die Mischung macht’s

Gleich zu Beginn gibt’s den Tipp, eine Lupe zu benutzen. Na ja, das wohl eher für Mama oder Papa. Kinder entdecken schließlich jedes Detail, so klein es auch sein mag. Kinder-Superkraft eben.

Die lockere und teils ineinandergreifende Mischung aus Fotos und den gewohnt goldigen Zeichnungen von Joëlle Tourlonias, mit Studium „Visuelle Kommunikation“ mit Schwerpunkt Illustration und Malerei an der Bauhaus Universität Weimar, empfinde ich als sehr gelungen. Zuweilen erkennt man nicht sofort, wo das Foto aufhört und der Zeichenstift bzw. Pinselstrich ansetzt – zauberhaft!

Auch die mehr zart-fröhliche denn laute Farbgebung spricht mich persönlich an. Die gewählten Fonts wie immer passend – Serifenschrift und Handwriting, alles schön deutlich mit genügend großem Zeilenabstand, damit … genau! … auch die Erwachsenen alles lesen können, bzw. die leselernenden Kinder keine Schwierigkeiten haben sollten.

Sachinformation – Konzept und Inhalte 

In den Bilderbüchern über bzw. mit Hummel Bommel werden immer auch die Sinne angesprochen. Hier beispielsweise mit Formulierungen wie „Mmh, was duftet hier so gut?“ oder „Mmmmh, so ein Honigbrot ist lecker!“.

Auch das Prinzip der „Ich stelle dir eine Frage und aktiviere somit dein Hirn, das automatisch nach einer Antwort sucht und ins Denken gerät“ beherrscht Maite Kelly vollendet. Aber sie übertreibt es dabei nicht. Kurze und lange Sätze wechseln einander ab und die Lesenden werden geduzt, also direkt angesprochen, wie das bei Kinderbüchern oft der Fall ist. Zuweilen aber spricht auch mal ein Tier selbst: „Wir Hummeln machen aus dem Nektar keinen Honig“. Was nicht ganz stimmt, aber hier will ich nicht kleinlich sein. Später jedoch mehr Kritik!

Gesamtwerk – Konzept und Inhalte

Ob Britta Sabbag, Sprachwissenschaftlerin, Psychologin und Pädagogin, diejenige ist, die das Konzept und die Inhalte vorgibt, kann ich nur erraten. Falls ja, dann hat sie wie immer ein gutes Händchen, die passenden Themenhäppchen anzubieten. Eine gelungene Idee ist, gleich anfangs den Aufbau einer Wiese (Die Stockwerke) zu beschreiben und etwas weiter hinten eine Wiese in der Nacht quasi zu beleuchten. Natürlich erfahren die Kinder das für sie immer Interessanteste, weil sie sich sehr damit identifizieren können: Die Entwicklungsstadien von Tierkindern.

Vor allem werden die tierischen Wiesenbewohner – und nicht überwiegend die Blumenarten – in einzelnen Kapiteln vorgestellt, also Schmetterlinge, Marienkäfer, Ameisen, Schnecken, Grillen und Heuschrecken, Glühwürmchen, Spinnen, Feldlerche … und viele weitere, die am Ende nur als Foto auftauchen, was gut ist. Denn sonst wäre es zu umfangreich und würde ein „Was-ist-Was“-Tessloff-Wissen-Buch werden. Aber das ist ohnehin nicht miteinander vergleichbar.

Kritik – und wie aus Nektar wirklich Honig wird

Ach ja … und natürlich gehen sechs Seiten ausschließlich auf Hummeln, Bienen und Wespen ein. Da allerdings nun die einzige „echte“ Kritik meinerseits.

Nein, eine Honigbiene hat keinen Magen! Sondern eine Honigblase, und zwar OHNE Magensäfte! Es wird also mitnichten „der Nektar durch Magensaft in Honig umgewandelt“, weil es … genau! … gar keinen Honigmagen gibt.

Stattdessen sind Enzyme am Honigumbau beteiligt, und diese stammen aus der Kopfspeicheldrüse und aus den Drüsen an den Mandibeln, also dem Mund der Bienen. Diese Futtersaftdrüsen sind das Geheimnis, warum aus Nektar Honig wird. Bitte in der neuen Auflage unbedingt ändern, sonst springen die ausnahmweise Honig essenden Veganer uns am Ende auch noch ab, wenn sie das mit den angeblichen Magensäften lesen.

Fazit

Bis auf wenige inhaltliche Schwächen selten so ein liebevolles Sach-Bilderbuch gesehen, das wirklich junge wie ältere Menschen gleichermaßen informiert und mitnimmt auf die große Wiese, die alle hoffentlich in der Nähe besuchen kommen können. Wenn nicht, sollte der Spaziergang „mit den Augen“ ein kleiner, aber feiner Ausgleich sein. Außerdem sieht man ja oft nur das, was  man auch weiß bzw. zu sehen erwartet. Dafür ist das Bildersachbuch allerbestens geeignet!


Sabbag, Britta; Kelly, Maite; Tourlonias, Joëlle: Die kleine Hummel Bommel entdeckt die Wiese : Das Natur-Sachbilderbuch. München. ars-Edition. 2019. ISBN: 978-3-8458-3013-1.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.