Wespen suchen Süßes und Fleischiges, das kennt man zur Genüge. Bedingt durch die sommerlichen Trachtlücken, die vor allem in den Städten zumeist mit Ende der Lindenblüte beginnt – die klimawandelbedingt sehr früh vorbei war – tut sich aber auch die Honigbiene mittlerweile sehr schwer, genügend Tracht zu finden und folgt der süßen Spur in die Gebäude.
Unser Bienenunterstützer Lecker-Bäcker Thomas Loskarn bat uns darum, doch einmal Möglichkeiten aufzuzeigen, wie er und seine Kolleg(inn)en vorgehen könnten, um die Nerven des Personals und der Kunden zu schonen, ohne der Biene weh zu tun.
Sehr löblich! Machen wir gerne!
Gehen Bienen tatsächlich an Industriezucker?
Grundsätzlich gilt: Die Honigbiene wird frischen Nektar und Pollen immer bevorzugen, bevor sie – im Gegensatz zur Wespe – an süße Naschereien und Teigwaren geht (siehe dazu Tipp 2: Ablenken). Doch wo findet sie in den abgeernteten, trachtarmen Sommermonaten nektarreiche Blüten in größeren Mengen? Sie sind ja blütenstet, die Kleinen, was heißt, sie fliegen dasjenige an, wovon es in der Nähe des Bienenstockes am meisten gibt. Zur Not eben auch eine Thekenauslage voller „Bienenstich“. Fatalerweise gibt sie ihre Erfolgsmeldung den „Kolleginnen“ bekannt. Was bedeutet, nach Sichtung der ersten Bienen – Spurbienen genannt – nimmt im Laufe der Stunden unweigerlich die Anzahl an Sammelbienen zu.
Vorneweg: wir kennen keinen 100%-igen Schutz vor oder eine Abwehr gegen Bienen. Mehrere Maßnahmen müssten ausprobiert werden. Denn auch Bienen sind Wesen, die mal mehr, mal weniger so reagieren, wie wir uns das vorstellen, und jedes Volk hat so seine Verhaltensmuster. Wir kennen Bienen, die bei Nelkenduft Reißaus nehmen, andere stört es nicht die Bohne. Wobei wir also bereits den ersten Tipp abgegeben haben: Nelkenduft versprühen, verdünnt auch auf nackte Hautstellen.
Drei grundsätzliche Möglichkeiten – vom nicht erlaubten (!) und nicht erwünschten Töten einmal abgesehen – lassen sich für Bäckereien oder sonstige süße Läden ausprobieren:
- Aussperren bzw. Abwehr
- Ablenken
- Einfangen
1. Aussperren bzw. Abwehr von Bienen und Wespen
PVC-Lamellen, wie sie in Kühlhäusern, in der Tierhaltung (Pferde) oder in Botanischen Abteilungen (Schmetterlingshäuser) verwendet werden. Da Kunden ein- und ausgehen, muss er stabil und flexibel genug angebracht werden. Ein Schnurvorhang reicht also allenfalls für den Personaleingang.
Geruchliche Abwehr mit Nelken- und Zitronenöl. Bienen besitzen einen unglaublichen Geruchssinn. An den Eingängen und Fenstern daher Duftöle freisetzen. Entweder feuchte Tücher, die immer wieder einmal damit eingesprüht werden, oder Raumbestäuber installieren. Irgendjemand schrieb davon, dass sogar Spülmittel mit Zitrusduft geholfen hätte. Ausprobiert haben wir’s noch nicht. Ob das gegen Wespen ebenfalls hilft, wissen wir nicht.
Wichtigster Tipp: NIEMALS fuchteln! Heftige Bewegungen können sie gut orten, langsame Bewegung schreiben sie einer „Pflanze im Wind“ zu. Denn fühlen sie sich bedroht, ist ein Stich die unausweichliche Folge. Das gilt für Wespen wie für Bienen gleichermaßen. Also, auch wenn’s schwer fällt: RUHIG bleiben und langsame Bewegungen. Im Falle das Gesicht angesteuert wurde: Hände von unten dicht vors Gesicht heben und sich gleichmäßig ruhig wegdrehen, dabei langsam die Handrücken gegen die Zudringlinge richten.
Das kann man den Kunden allerdings nur schwer vermitteln, und das müsste man ja den ganzen Tag lang ständig tun …
2. Ablenken der Bienen
Ein bienenfreundliches Blühbeet, angelegt in der Nähe der Bäckerei, könnte die Bienen noch vor den Toren zum vermeintlichen Paradies ablenken. Mit Sommerflor besetzt bietet es vor allem den ersehnten frischen und eiweißhaltigen Pollen, den Bienen für die Aufzucht ihrer Brut benötigen. Süßes dient schließlich nur als Kohlenhydrat, also Brennstoff, aus dem sie Honig (und im Winter Energie zum Sich-Warm-Halten) machen. Das ist aber nur ein Teil ihres Begehrs. Hohe Wahrscheinlichkeit also, dass sie das Blühangebot noch vor den Kuchenstückchen annehmen möchten. Gilt allerdings nicht für Wespen.
Diese Pflanzen empfehlen sich für die Trachtlückenmonate ab Juli – und am besten von einer Sorte gleich mehrere Stückzahlen pflanzen:
- Artischocke (siehe beeinruckendes Video!)
- Afrikanischer Basilikum (erhältlich bei unserer (ehemaligen) Bienenpatin Carmen Dechant, Hofstadtgärtnerei, Heiliggrabstraße 37a)
- Weitere Küchenkräuter und Heilpflanzen, besonders Thymian, Oregano, (Muskateller-)Salbei, Echinacea … (eine besondere Auswahl in Bio-Qualität bietet die Bamberger Kräutergärtnerei Mussärol, Nürnberger Straße 86).
- Schmuckstauden wie Lavendel, Herbstastern oder duftende (!) englische Rosensorten (Letzteres zu beziehen über Jeannette Frank, Altendorf-Seußling, Sandwehr 4 – wir berichteten.) und Heckenrosen (Hundsrosen).
- Im Kosmos-Buch „Bienenweide“ des Autors Günter Pritsch finden sich weitere 200 Trachtpflanzen mit Fotos, Blühzeiten und Nektar-/Pollenwerten. Eine tabellarische Zusammenstellung erleichtert die Kaufentscheidung. Das Buch können sich Bäckereien gerne bei uns entleihen.
- Unser im Jahr 2017 angelegter Bamberger Bienengarten zeigt in Schaubeeten, was Honig- und Wildbienen lieben. Pflanzlisten zum Runterladen.
3. Einfangen der Bienen
Eine UV-Lampen mit Ventilator, allerdings ohne Todesfalle, sondern mit einem Auffangbehältnis hinter dem saugenden Ventilator, wie sie die modernen Geräte besitzen, scheint am Wirksamsten zu sein, haben sich die Bienen bereits in die Bäckerei begeben. Diesen Tipp gab ein ehemaliger Bäckermeister:
[…] Wenn man ein netter Bäcker ist, lässt man die Insekten 1-2 mal am Tag frei. Andernfalls vertrockenen sie in dem Behälter. […] Anders als bei alten UV-Lampen werden die Bienen hierbei nicht in der Lampe verbrannt.
Wenn die Bienen nichts zu fressen bekommen, bevor sie zum UV-Licht kommen, sagen sie ihren Kolleginnen auch nicht Bescheid, dass es in der Bäckerei lecker Kuchen gibt also nach Möglichkeit das Licht weit vor den Schnittchen platzieren.
(Quelle: http://www.wer-weiss-was.de/t/wie-werde-ich-bienen-in-der-baeckerei-los/7766298/3)
Wir hegen allerdings drei Bedenken. Erstens lockt UV-Licht erst recht an, also sollte es nicht in der Nähe der Türen und Fenster platziert werden. Zweitens melden die freigelassenen Sammelbienen den Fundort womöglich trotz negativer Ventilatorerfahrung an die Kolleginnen. Und drittens gehen neben den Bienen ebenso die Wespen in die Falle. Und die beiden Spezies vertragen sich nicht. Diese Beobachtung hatte übrigens auch unser Nachbar, die Conditorei Riffelmacher gemacht. Seit in ihrer rückwärtigen Backstube am Obstmarkt mehr Bienen einkehren, finden sich weniger Wespen. Heiner Wohlfahrt sieht das Bienenproblem ganz entspannt, denn er kennt die Regel: NICHT FUCHTELN!
P. S.: Unsere Notfall-Fibel finden Sie hier. Sie haben ebenfalls einen Tipp? Lassen Sie ihn uns wissen!
Durchgesehen und aktualisiert: 11.08.2018