*23* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

Der Autor

Cover-Foken-Bamberg-KlimawandelThomas Foken ist Professor im Ruhestand für Mikrometeorologie an der Universität Bayreuth am Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wechselwirkung zwischen der Erdoberfläche und der Atmosphäre sowie die Messung und Modellierung von Energie- und Stoffflüssen. Den Bamberger Bürger(inne)n ist er als Vortragender sowie geschätzter Gast von Podiumsdiskussionen bekannt und wird gern als Spezialist für Klima und Klimawandel in Nordbayern eingeladen, nicht nur zu seinem Buch „Bamberg im Klimawandel“.

Lokaler Fokus und Intention

Der Fokus auf Bamberg und sein Umland unterscheidet das Buch von zahlreichen anderen Publikationen zum Thema Klima und Klimawandel. Es gibt nur für wenige Städte in Deutschland gezielte Studien, die bereits eingetretene Klimaänderungen der jeweiligen Stadt betrachten und einen Blick in die Zukunft richten. Bamberg darf sich mit dem vorliegenden Buch glücklich schätzen.

Absicht des Buches ist es, ein Bewusstsein zu schaffen, dass der Klimawandel auch in der Bamberger Gegend schon zu beträchtlichen Änderungen von Wetter und Klima geführt hat. Es will zu Klimaschutzmaßnahmen ermutigen, um unsere lebenswerte Umgebung zu erhalten.

Inhalt

Das Buch ist gut strukturiert und logisch aufgebaut. Das erste Kapitel führt verständlich ein in die komplexe Materie der Klimakunde. Daran schließt sich ein auch unter geschichtlichem Gesichtspunkt interessanter Abschnitt zur Wetterbeobachtung und -messung in Bamberg an. Darin wird der Weg nebst seinen Schwierigkeiten dargestellt, wie man zu einer homogenisierten Klimareihe für die Jahre 1836 bis heute kommt.

Das nächste Kapitel befasst sich mit dem Bamberger Klima im Speziellen, wie beispielsweise dem Stadtklima, dem Parkklima, dem Waldklima oder dem Biergarten bzw. „Keller-Klima“, um nur einige zu nennen. Ab circa der Hälfte des Buches wird der Wandel des Klimas für Bamberg detailliert beschrieben und diskutiert.

Der Schluss geht auf die Frage ein, was denn jede/r Einzelne zum Klimaschutz beitragen könne. Abgerundet wird das Buch durch ein Glossar und Quellenverzeichnis.

Fazit

Ein rundum gelungenes Werk. Der Autor versteht es gut, die komplexen Zusammenhänge der Klimatologie verständlich zu vermitteln. Der Leserin bzw. der Leser wird mitgenommen auf dem Weg von der Analyse hin zur Interpretation und welche Bedeutung die „nackten“ Klimamessungen für das Leben in der Stadt haben können. Ein populärwissenschaftliches Buch, das durch seine Quellenangaben den Bezug zu seinen wissenschaftlichen Grundlagen herzustellen vermag. Es sollte Pflichtlektüre für alle am Wohlergehen Bamberg Interessierten, vor allem aber der politischen Entscheidungsträger sein.


Foken, Thomas: Bamberg im Klimawandel. Bamberg : Erich Weiß. 2021. 128 S. ISBN 978-3-940821-85-0.

Im Bestand unserer Imker-Bibliothek.

*15* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

[Werbung] „Die Funktion und die Bedeutung des Schwänzeltanzes werden […] überschätzt“, so auf der Einstiegsseite zu lesen. Hoppla! Stellt der habilitierte Bienenforscher Jürgen Tautz etwa die Bedeutung der nobelpreisgekrönten Entdeckung der Tanzsprache der Bienen in Frage?! Ist sie am Ende gar nicht wirklich „Die Sprache der Bienen“, mithin der Buchtitel des renommierten Professors aus Würzburg?!

Der Forschungsansatz

Tatsächlich beantwortet Tautz in der Publikation aus dem Knesebeck-Verlag nicht die Frage im eigentlichen Sinne, also ob Bienen eine Sprache haben, beziehungsweise, ob der Terminus „Tanzssprache“ innerhalb der Kommunikations-Biologie der richtige ist. Vielmehr macht er sich (bei weit über 1000 Publikationen) in über 500, davon rund 300 Literaturstellen am Ende in einem Register aufgelistet, auf eine Spurensuche nach dem zweiten, unbekannteren Anteil an „Sprache“, nach der die Bienen einen Futterplatz finden. Also nicht in den von der Sammelbiene im Inneren des Stockes angezeigten Tanzbewegungen selbst, sondern außerhalb des Stockes, mithin auf dem Weg in die ungefähre Richtung, in der die Tänzerin sie geschickt hat.

Der Verhaltensforscher, Soziobiologe und Bienenexperte bezeichnet seine Forschungsfrage als einen „bescheidenen Ansatz“ und baut dabei, wie es in der Wissenschaft usus ist, auf ältere Forschungsfragen auf. Hier beispielsweise von Edward O. Wilson, eine kritische Stimme zum Nobelpreisträger Karl von Frisch. Jener, der die Tanzsprache in jedes Schulbuch und in jede Imkeranfängerlektüre gebracht hat.

Nach rund 50 Jahren Füße-still-halten in Sachen „Wie finden die Bienen zur Trachtpflanze?“ kommt wieder Bewegung in die Choreographie. Tautz setzt hierfür seinen gar nicht so bescheiden erscheinenden Forschungsbaustein durch eingehende Literaturrecherche und auf der Basis eigener Studien.

Wegweisend

Wer jetzt bereits „Ich bin raus“ sagt, dem sei versichert: Ja, es geht ums „draußen sein“. Nur dort kann der Weg zur Blüte „der Nase nach“, vielmehr natürlich, den Fühlern nach, errochen werden. Wegweisend ist die Nassanov-Drüse derjenigen Sammelbiene(n), die vorausfliegend die Spur gelegt haben. Die aus ihr hervortretenden Düfte riechen nach Geranien. Tatsächlich ist es Geraniol, eine Alkoholverbindung.

Ebenfalls wegweisend ist, vor allem auf den letzten Metern, der Duft der Blüten an sich. Diesen hatten sie an der Tanzbiene bereits als Kostprobe feststellen können und spüren ihn sodann auf. By the way: Die angeflogenen Blüten verraten durch Pheromone der Vorgängerbienen, ob sie den Nektar oder die Pollen bereits abgeerntet haben, es sich der Mühe also nicht mehr lohnt.

Kurz gesagt macht Tautz drei Phasen aus, die es zum Teil jedoch noch wissenschaftlich genauer zu erforschen gilt:
1. Die Sammelbienen im Stock werden von den „Trachtentdeckerinnen“ mittels Tanzsprache zum Zwecke der ersten Zielfindung (Nahorientierung, Einstieg in die Fernorientierung) geschult.
2. Sie werden zum Areal durch Duftreize geführt – und am Rande sei angemerkt: bei Spurbienen zum Zwecke der Suche nach einer neuen Heimat auch mittels optisch erkennbarer Korridore aus hin- und herfliegenen Bienen, wie wir aus Martin Landauer und Thomas D. Seeleys Forschungen erfahren durften.
3. Die Fernorientierung bzw. die Suche endet am Trachtfeld mit Hilfe von ortsfesten Duftstoffen aus der Blüte und / oder den Düften aus früheren Besuchen vorangegangener Bienen mittels der nassanov’schen Duftdrüse.

Lese- und Verständnishilfen

Bei der Komplexität der Wissensaufbereitung ist es beinahe erstaunlich, dass sich keine Fußnoten finden lassen. Hätte nahegelegen. Eine weitere Besonderheit: Alle 54 Abbildungen sind detailliert beschrieben und somit gut verständlich von ihrer Aussage her einzuordnen. Eingestreute Zitate – die englischsprachigen netterweise übersetzt – geben Anlass zur (weiteren) Auseinandersetzung mit der historischen wie neueren Tanzsprachenforschung.

So stellt Tautz beispielsweise fest: „Die Daten der Forschenden sind umfangreicher als die der Bienen“ und weist damit auf ein Missverständnis in den Annahmen hin. So stünden den Nachtänzerinnen tatsächlich nur ein Bruchteil der Daten- und Analysemengen von Forschenden zur Verfügung, die diese bei ihren Studien zu einer viel zu hoch bewerteten Aussagekraft der Tanzsprache verleiten würden. Nur im Kontext weiterer „Spracheinheiten“, hier die duftenden und optischen Spuren, können Bienen ihr Ziel tatsächlich finden. Es würde helfen, so Tautz, würden die Forschenden sich besser in die Bienen hineindenken. So einfach, so schwer.

Schwer könnte es für den einen oder die andere sein, dem inhaltlichen Fluss zu folgen. Zu einer echten Orientierungshilfe und zu mehr Lesefreundlichkeit verhelfen aber Zwischenüberschriften.

Zur Eingangsfrage

Nochmals zur Eingangsfrage: Hat denn nun Karl von Frisch unrecht mit seinen Forschungsergebnissen? Nein, genau so wenig wie sein Gegenspieler Adrian Wenner, und doch andererseits auch schon. Denn beide sahen nur eine Seite der Medaille als die einzig Wahre an, so im Fazit zu erfahren.

Die dritte Phase, also die Einengung des Ziels mittels der nassanov’schen Duftdrüse, bleibt bei von Frisch im Ungefähren und auch weiterhin unklar, da nicht genügend erforscht. Ein blinder Fleck, der aufgrund mangelnder, doch inzwischen weit besser geeigneter Methoden, entstand. Doch ist die Phase eins im dunklen Inneren des Bienenstocks vollkommen geklärt, wie es uns seit 1965, also zum Zeitpunkt der Vergabe des Nobelpreises an von Frisch suggeriert wird?

Ja, weil alle Forschungen den Ansatz, mit dem Schwänzeltanz in der Phase 1 würden Orts- und Entfernungsangaben gemacht, bestätigt. Und: Ja, weil in der Phase 3 die Duftsprache entscheidend ist. Doch auch Nein, weil in beiden Fällen die Gegenwart der (Rekruten-)Bienen nicht genügend als Handlungsmotiv erfasst ist. Die drei Komponenten – Tanzsprache, Duft und Bienenanwesenheit – sind Möglichkeiten der Bienen, ihr erklärtes Ziel zu erreichen. So weit, so gut. Doch welche Gesetzmäßigkeiten stecken dahinter? Zufall, Freiheit der Wahl oder doch eher ein strenger oder instinktgesteuerter Ablauf?

Sympathisch ist, dass Tautz nicht dem selben Fehler unterliegt, wie er so häufig (auch ihm selbst gegenüber!) passiert: Dass Auseinandersetzungen sich „festfressen oder sogar persönlich werden“ (vgl. S. 74).

Fazit nach Zielgruppen-Relevanz

Kein Buch für Laien, das steht fest. Dennoch werden auch sie fündig, beispielsweise im Zwischenkapitel „Wie sich Bienen orientieren“ (S. 74 f).

Für Feld-, Wald- und Wiesenimker(inn)en sicherlich aber hochinteressant, da sich aus den Details der vorgestellten Forschungsarbeiten hilfreiche Erkenntnisse für die eigene Arbeit mit Bienen ableiten lassen.

Für ältere Imkerkolleg(inn)en ein Wiederaufleben von Erinnerungen an „heiße Phasen“ der Auseinandersetzungen der unterschiedlichen „Schulen“. Aber natürlich mehr noch ein Impuls, eigene alte Zöpfe abzuschneiden und sich darüber bewusst zu werden, dass oft Gehörtes/Gelesenes zweilen doch nur kolportiertes Wissen ist, das hin und wieder auf den Prüfstand gestellt werden muss.

Für Erstsemester und Jung-Forschende der Naturwissenschaften (hier v.a. Biologie) mag das Buch ein überzeugendes Beispiel davon sein, was Forschung bedeutet und voran bringt. Nämlich vor allem ein gründliches und kritisches Literaturstudium. „Die Sprache der Bienen“ macht zudem Lust darauf, alte Pfade zu verlassen und neue Blickwinkel zuzulassen, und in der Folge die Versuchsdesigns gründlicher zu hinterfragen und durchdachter zu konzipieren.

Schlussendlich gelingt es dem erfahrenen Vielschreiber Tautz wie immer, aus wissenschaftlichen, schwer zugänglichen Stoffen und dem „Ringen um Erkenntnis“ (Kap. 2), eine unterhaltsame, spannende Lekktüre zu generieren. Er nimmt dabei „neue Blickwinkel“ ein, so dass „neue Interpretationen und Einsichten“ entstehen können. Das wünsche ich ebenso den Lesenden. Der durchaus kritisch beäugte Wissenschaftler Tautz will dabei nicht zum ersten und letzten Male „Stachel“ im Flechtgewebe der Bienenwissenschaft sein.

Doch nicht nur die Tanzsprache der Bienen ist Gegenstand dieses 252 Seiten starken Buches. Einen erklecklichen Anteil hat die Wissenschaftsgeschichte. Sie erinnert mich ein wenig an Randolf Menzels „Die Intelligenz der Bienen“. Tautz spannt seinen Bogen in der Kommunikationsforschung von den Anfängen bei Aristoteles bis Maeterlinck und hört bei Riley, Selley und Gilley noch lange nicht auf.

Insgesamt besehen: Mag der Mitelteil sich für manche etwas schwerer erschließen, so lohnt sich das Durchbeißen bis ins letzte Drittel. Spätestens bei den RoboBee-Versuchen sollten alle wieder elektrisiert sein.


Tautz, Jürgen: Die Sprache der Bienen. München : Knesebeck Verl. 2021. 252 S.
ISBN 9783957285034.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Arbeitstreffen „Unsere Ernährungslandschaft gestalten“ der Genussla-Mitglieder

[Nachtrag 26.01.2024: s. a. Rezension zur Machbarkeitsstudie, Ilona Munique, in: BlattGrün 2024, H. 1]

Am 17.11.22 fand im Landratsamt Bamberg ein Arbeitstreffen mit Workshop „Unsere Ernährungslandschaft gestalten“ der Genussla-Mitglieder bzw. Lizenznehmer/innen statt. Ziel war eine verstärkte Zusammenarbeit, um in diesen stürmischen Zeiten stabil, vielfältig und produktiv zu bleiben und an den und von den richtigen Stellen Hilfestellungen zu bekommen, so in der Einladung zu lesen. Auch an jenem zweiten Termin sollten wir voneinander lernen und Lösungswege gemeinsam gehen. Die Ergebnisse der beiden Workshops werden nunmehr in eine Studie wie auch in einen Bericht an die Stadt und den Landkreis fließen.

Zielführende Fragen waren:

  • Was brauchen Sie, um gut arbeiten zu können?
  • Welche Herausforderungen haben Sie zu meistern?
  • Wie können Sie unterstützt werden?
  • Wie lässt sich die Zusammenarbeit der Menschen in unserer‚Ernährungslandschaft’ stärken und ausbauen?
  • Welche Rolle kann dabei die Stadt und der Landkreis übernehmen?

Moderator Werber Burghart, Arbeitstreffen Genussla-Mitglieder/Lizenznehmer

Die gut vorbereitete Veranstaltung wurde von Werner Burghart und Co-Moderator Matthias Schöring vom Ernährungsrat Oberfranken begleitet.

Agenda30-Büro, Arbeitstreffen Genussla-Mitglieder/LizenznehmerDie Fotos sprechen für sich, daher will ich im Einzelnen nicht weiter auf die Ergebnisse eingehen. Wir fanden neben den Inhalten natürlich auch die Begegnungen in den Pausen und danach (bei open end) sehr fruchtbar. Diese kamen aus Stadt und Landkreis Bamberg.

Von 13 Teilnehmenden nahmen immerhin vier Imker/innen teil! Wow! Uns eint, dass die Vermarktung von Honig und Bienennebenprodukten nicht den üblichen Marketinggepflogenheiten folgen. Dennoch hatten wir uns nicht „außen vor“ gefühlt. Ob Schweine- oder Zuckerrübenbauer, ob Studierende für ihr Masterarbeitsthema oder aus der Katholischen Kirche … die Teilnehmenden waren bunt gemischt, doch in der Sache einig. Ohne eine gute Kommunikation, Vernetzung und sich helfen lassen, geht es einfach nicht.

An das Orga-Team, namentlich Silke Michel und (leider nicht da, um ihn endlich persönlich mal kennenzulernen) Thomas Klostermann vom Agenda-2030-Büro der Stadt Bamberg, unseren herzlichsten Dank für den erfüllten, richtungsweisenden und motivierenden Nachmittag!

 

Monatsbetrachtungen Oktober 2022 zu Bienen und Imkerei

Übersicht

Phänologie und Bienen

Hummel-und-Bienen-Stelldichein an PhaceliaIm Oktober blühen noch Spättrachten von Efeu und Springkrautgewächsen und als Gründüngung ausgebrachte Senfsaat, Ölrettich und Phacelia. Solche späten Nektar- und Pollenquellen werden in der Imkerschaft häufig als problematisch angesehen. Zu unrecht, wie ein jüngst abgeschlossenes Forschungsvorhaben des Instituts für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim (IBI) nachwies. Die Ergebnisse der Untersuchung „Auswirkung von Spättrachten auf die Ein- und Überwinterung von Bienenvölkern”¹ zeigen, dass späte Trachten nicht zwangsläufig zu einem Verhonigen des Brutnestes, zu einem Abarbeiten der Bienen durch Sammelflüge und zu Problemen bei der Über- und Auswinterung von Bienenvölkern führen. Bei gutem Trachtangebot im Herbst empfiehlt es sich allerdings, je nach Nektareintrag die Menge der Auffütterung entsprechend anzupassen.

Erfolgsfaktoren für die Überwinterung

Der Winterruhe können wir beruhigt entgegensehen, wenn unsere Völker …Völker in Bamberg, Wildensorg-Rinnersteig

  1. ausreichend stark sind,
  2. mit möglichst wenig Varroamilben belastet sind,
  3. mit genug Futter versorgt sind,
  4. von jungen Königinnen zusammengehalten („regiert”) werden und
  5. auf frischem Wabenwerk sitzen.

Mit der Spätsommerpflege im August und September legten wir bereits den Grundstein für eine gute Überwinterung und ein erfolgreiches kommendes Bienenjahr. Mit der Wabenhygiene im August sorgten wir für saubere Waben (Punkt 5), mit anschließender Varroabehandlung befreiten wir unsere Völker weitgehend vom Milbenbefall (Punkt 2) und mit der Einfütterung kümmerten wir uns um einen ausreichenden Futtervorrat (Punkt 3).

Die Arbeiten im Oktober widmen sich abschließend der Volksstärke mittels Auflösung und Vereinigung von Völkern (Punkt 1) und der Versorgung mit Jungköniginnen durch Umweiselung (Punkt 4). Falls erforderlich, wird bei den Jungvölkern noch fehlendes Winterfutter ergänzt (Punkt 3).

Auflösung und Vereinigung von Völkern

Völker benötigen zur sicheren Überwinterung mindestens 5.000 bis 6.000 Bienen. Je weniger Bienen ein Volk aufweist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass das Volk den Winter nicht übersteht – natürlich abhängig von Kälte und Dauer der winterlichen Jahreszeit. Begutachtet man im Oktober und November ein Volk an einem kühlen Tag in den Morgenstunden, sollten 5 Wabengassen besetzt sein. Sind nur 4 Wabengassen belegt, ist die Überwinterung bereits mit einem Risiko behaftet. Bei 3 Wabengassen besteht bereits ein hohes Sterberisiko.

Jungvölker

Jungvölker werden bei uns auf einer Zarge geführt. Jeweils zwei Völker können daher durch Aufsetzen leicht miteinander vereinigt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass beide als zu schwach beurteilte Völker gesund sind. Wie geht man vor? Zwei Möglichkeiten: Man kann einem der zwei Völker die Königin entnehmen und sie zur Umweiselung nutzen (siehe nächstes Kapitel.) Die Variante ist, beiden Völkern jeweils die Königin zu belassen. In der Regel wird dann die Königin im aufgesetzten oberen Volk überleben. Die Vereinigung erfolgt ohne zwischengelegtes Absperrgitter und ohne Zeitungspapier. Beim Aufsetzen darauf achten, dass der Sitz der Bienen in den beiden Völkern in etwa in übereinanderliegenden Wabengassen liegt.

Altvölker

Zu schwach befundene, jedoch ansonsten gesunde Altvölker werden durch Vereinigung mit einem Jungvolk „aufgelöst“. Dazu baut man eine Rampe vor das Einflugloch des Jungvolkes auf, auf welche die Bienen des Altvolkes abgestoßen und abgekehrt werden. Als Rampe eignet sich gut der Innendeckel einer Beute. Die Bienen betteln sich in das Jungvolk ein. Die Königin wird von den Wächterbienen abgewehrt. Will man auf Nummer sicher gehen, kann man vorher die Königin aus dem Altvolk entnehmen oder man stellt ein Absperrgitter vor das Einflugloch des Jungvolkes.

Umweiselung von Völkern

Bienenkönigin inmitten ihres Hofstaates
Der Oktober und der November sind für eine Umweiselung gut geeignet. Auf der einen Seite pflegen die Völker zu dieser Jahreszeit meist keine offene Brut mehr. Andererseits sind die Jungköniginnen in der Regel bereits seit einigen Monaten in Eilage. Sie produzieren entsprechend in ausreichender Menge und Zusammensetzung Königinnenpheromone, was ihre Annahme in einem neuen Volk fördert. Also beste Voraussetzungen für einen Königinnentausch.

Je älter eine Königin ist, desto eher kann es vorkommen, dass ein Volk die alte Regentin durch Umweiselung ersetzen möchte. Im Oktober sind allerdings die Witterungsbedingungen in der Regel ungünstig für einen Hochzeitsflug. Ganz abgesehen davon, dass zu dieser Jahreszeit Drohnen in ausreichender Menge als Paarungspartner fehlen.

Aus diesen Gründen weiseln wir alte Königinnen mit Jungköniginnen um, die wir bei der Vereinigen von Jungvölkern gewinnen (siehe obiges Kapitel). Die alte Königin wird im Altvolk gesucht und entnommen. Die Jungkönigin wird direkt im Anschluss in einem Zusetzkäfig unter Futterteigverschluss in die Bienentraube zugehängt.

Termine

  • Logo BVM, Bürgerverein Bamberg-MitteLogo FKBB e. V.Sa., 01.10.22 | 9.00 – 17.00 Uhr
    FKBB-Bildungsexkursion „Handthal“
    Nähere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden sich auf der Seite Aktivitäten und Termine.
  • Fr., 07.10.22 | 16.00 – 18.00 UhrLogo BLIB Vertiefungsseminar für Imker
    Geräteüberblick und Fördermöglichkeiten für Jungimker/innen und Schul-Imkereien (online)

    Anmeldung per Mail an hallo [at] bienen-leben-in-bamberg [dot] de bis spätestens Di., 04.10.22. Sie erhalten sodann die Überweisungsdaten und die Online-Einwahl.

    Weitere Informationen zum Inhalt finden sich auf der Seite Aktivitäten und Termine.

¹Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Institut für Bienenkunde und Imkerei (Hrsg.) (2022): Auswirkung von Spättrachten auf die Ein- und Überwinterung von Bienenvölkern (Späte Trachten). Endbericht zum Forschungsvorhaben. Projektlaufzeit: 01.09.2019 bis 30.04.2022. Projektleitung Dr. Ingrid Illies, Projektbearbeitung Dr. Ina Heidinger.

Aktionszählung Insektensommer 5.-14. August 2022

Entspannt mal für eine Stunde Insekten zählen und melden. Das geht auch im Urlaub. Zwischen 05.-14.08.2022, egal, wo immer ihr euch befindet und am besten an einem sonnigen, windstillen Tag bei einem Radius von etwa 10 Metern.

Trichodes apiarius, Buntkäfer an Ziersalbei

Trichodes apiarius, Buntkäfer an Ziersalbei

Nun ist ja nicht jeder Mensch ein Insektenkenner. Daher gibt es Tipps für Einsteiger, beispielweise, sich nur auf eine Art zu fokussieren. Für Fortgeschrittene ist eine Zählhilfe mit den acht am häufigsten vorkommenden Arten downloadbar. Profis melden ihre Beobachtungen direkt.

Hirschkäfer in den Buger Wiesen

Hirschkäfer in den Buger Wiesen

Gebänderte Pinselkäfer in Paeonia 'Nosegay' Pfingstrose im Bamberger Bienengarten

Gebänderte Pinselkäfer in Paeonia ‚Nosegay‘ Pfingstrose im Bamberger Bienengarten

Vielleicht entdeckt ihr sogar eine seltene Art? So ist es uns heuer ergangen, als wir mit stolzgescwellter Brust den in Bayern bislang nicht vermeldeten Glattschienigen Pinselkäfer (Trichius gallicus) in unserem Pfingstrosenfeld fanden! Inzwischen meldeten wir ihn auf naturgucker.de, und so wird der nette Käfer zumindest für Bayern für immer mit uns namentlich verbunden bleiben. Und wir wurden um eine Naturerfahrung reicher.

Der Insektensommer ist eine Gemeinschaftsaktion von NABU und LBV und ihres Partners naturgucker.de und findet zweimal im Jahr statt, und zwar in Juni und August.

Wildbiene, Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) an Paeonia lactiflora Hybride 'Gedenken', Pfingstrose im Bamberger Bienengarten

Wildbiene, Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) an Paeonia lactiflora Hybride ‚Gedenken‘, Pfingstrose im Bamberger Bienengarten

 

EU-Kommission: Stellungnahmen zum Bestäuber-Schutz gesucht!

Biene an Kirsche (Sauerkirsche)

Nur noch bis 08.06.2022 möglich – Stellungnahmen zum Bestäuberschutz bei der EU-Kommission zweckst Überarbeitung. Sprich:

Die Kommission möchte Ihre Meinung einholen

Zu dieser Sondierung können Sie sich jetzt äußern. Ihr Feedback wird bei der Entwicklung und Erarbeitung dieser Initiative berücksichtigt. Die eingegangenen Rückmeldungen werden auf dieser Website veröffentlicht.

Um was geht es?

Die EU-Initiative für Bestäuber war eine erste Reaktion auf den starken Rückgang von Bestäuberinsekten in Europa, doch muss die EU ihre Anstrengungen nun verstärken. Die Kommission wird daher die Initiative überarbeiten und unterstützende Instrumente und Maßnahmen einführen, um den Hauptursachen dieses Rückgangs zu begegnen.

Diese Initiative wird dazu beitragen, das Ziel des europäischen Grünen Deals zu erreichen, den Rückgang von Bestäubern bis 2030 umzukehren und sicherzustellen, dass diese auch weiterhin wesentliche Nutzen für Mensch und Natur erbringen können.¹

¹Überarbeitung der EU-Initiative für Bestäuber. In: Europäische Kommission. Recht.

Mini-Parzellen mit Wildblumen bescheren doppelte Anzahl von Hummeln

Einer Studie¹ zufolge sind gerade mal 4 qm Blühwiesenfläche notwendig, um 111% mehr Hummeln anzuziehen als auf den beobachteten Kontrollflächen ohne Blüten. Aber auch 87% mehr Wild- bzw. Solitärbienen und -wespen wurden nachgewiesen.

Gebänderte Pinselkäfer fasciatus an Paeonia Hybride 'Lemon Chiffon'

Auch in unserem seit 2017 angelegten und kontinuierlich erweiterten Bienengarten, selbstverständlich mit Blühwiese, konnten wir feststellen, dass die Anzahl der Arten und Populationsstärken von allerlei Insekten angestiegen war. Sogar ein eher seltener Gast wie Trichius fasciatus, der Gebänderte Pinselkäfer aus der Familie der Blatthornkäfer fand sich letztes Jahr ein. Ob er heuer wohl wieder kommt?

Ab Pfingsten könnt ihr ihn im Schau-Pfingstrosenbeet suchen gehen. Doch bereits ab Ostersonntag, 17.04.22, nimmt die Bienen-InfoWabe im Bamberger ERBA-Park ihren Betrieb wieder auf. Jeden 3. Sonntag, 14-17 Uhr und bis September sind wir vor Ort. Der Garten ist hingegen jederzeit betretbar. Wir freuen uns auf interessierte Besuchende! Und wer weiter weg wohnt … wie gesagt, 4 qm reichen, um sich selbst und den Insekten ein kleines Paradies zu verschaffen!


¹ Griffiths-Lee, J. / Nicholls, E. / Goulson, D.: Sown mini-meadows increase pollinator diversity in gardens. J Insect Conserv (2022). Open Access unter https://link.springer.com/article/10.1007/s10841-022-00387-2

[Korr.: 01.04.2024]

Bamberger Bienengarten von Bienen-leben-in-Bamberg.de

11.04. Tag der Haustiere – mit Update zur Langen Nacht der Bienenwissenschaft

Am 11.04. ist „Tag der Haustiere“. Wir nehmen den amerikanischen „National Pet Day“ zum Anlass, auf unsere Kurzfazits zu den Vorträgen aus Der langen Nacht der Bienenwissenschaft hinzuweisen. Diese fand online mit gesamt über 4000 – bei knapp 1000 gleichzeitig – Teilnehmenden am 8. April 2022 statt und umfasste folgende Themen und Referent(inn)en:

  1. Winterfutter und Überwinterung (Dr. Hannes Beims, Bezirk Oberfranken)
  2. Larvengeruch und Bienenkrankheiten (Silvio Erler, Julius Kühn-Institut)
  3. Varroa destructor ist ein biologischer Vektor für DWV-B (Dr. Sebastian Gisder, Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen-Neuendorf)
  4. Vitalbiene – Ein Projekt zur innovativen Bienenhaltung (Lena Frank, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bieneninstitut Kirchhain)
  5. Paarung im Mondschein (Dr. Jakob Wegener, Länderinstitut für Bienenkunde Hohen-Neuendorf)

Moderatorin war Dr. Marina Meixner (Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung e. V. und Veranstalterin), der Deutsche Imkerbund, DIB, war Mitveranstalter. Eine leicht gekürzte Fassung des Originalstreams wurde im Youtube-Kanal des Deutschen Imkerbundes veröffentlicht: DLNDB | Die lange Nacht der Bienenwissenschaft

1. Vortrag: Winterfutter und Überwinterung (Dr. Hannes Beims, Bezirk Oberfranken)

Hier ist das Fazit, dass die Erfahrungsberichte, die in der Imkerei gemeinhin die Runde machen, zutreffen. Die Überwinterung auf dunklem Honig gelang schlechter. Und: In Zuckerwasser konnte kein Hydroxymethyllfurfural (HMF) nachgewiesen werden. Im Rübensirup war er am höchsten, jedoch noch unter einer gefährlich werdenden Schadstoffgrenze. Dr. Beims antwortete auf die Frage nach der Überwinterungsfutter mit der eigenen guten Erfahrung einer klassischen Zuckerwassergabe im Verhältnis 3:2 (Zucker/Wasser).

Winterfutter und Überwinterung

2. Vortrag: Larvengeruch und Bienenkrankheiten (Silvio Erler, Julius Kühn-Institut)

Wie Bienen es schaffen, die auf Krankheiten oder Tod ausgehenden Geruchssignale zu identifizieren und als auslösendes Signal für ein Hygieneverhalten mit Entfernung der geschädigten Larven oder toten Bienen zu verstehen, ist nicht klar zu beantworten. Trotz oder durch verschiedene wissenschaftliche Ansichten haben sich die Wissenschaftler darauf verständigt, dass die Fähigkeit eines „krankheitsassoziiertes Hygieneverhaltens“ wohl angeboren sein muss. Es scheint einen Mechanismus zu geben, der Bienen wissen lässt: Dieser Geruch ist bekannt und jener ist uns fremd, so die Antwort Dr. Erlers auf Fragen aus dem Chat.

Larvengeruch und Bienenkrankheiten

3. Vortrag: Varroa destructor ist ein biologischer Vektor für DWV-B (Dr. Sebastian Gisder, Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen-Neuendorf)

Totenfallkontrolle, verkürzter Hinterleib; Diagnose: Varroaschaden, vermutlich DWV, Deformed wing virus, FlügeldeformationsvirusDas Fazit aus wissenschaftlichen Untersuchungssettings, die in diesem Falle über 15 Jahre andauerten, ist gemessen am erbrachten Aufwand denkbar einfach. Ja, Varroa destructor ist tatsächlich ein biologischer Vektor für das Flügeldeformationsvirus (DWV, Deformed wing virus), vor allem der gefährlicheren B-Mutante, erkennbar an verkürztem Hinterleib, schwärzliche Verfärbungen und unkontrollierte Bewegungsabläufe (Zittern). Daher verringert eine erfolgreiche Varroabehandlung die Gefahr von Winterverlusten.

Um auf diese fast schon simpel anmutende Antwort zu kommen, mussten vorab drei Fragestellungen erforscht und beantwortet werden. Hier die Fazits der Forschungsarbeiten im Team Gisder:

  • Ja, das DWV verursacht Verkrüppelungen an der Biene, und zwar bereits im Puppenstadium. Allerdings nicht durch eine Immunsuppression, sondern durch aktive Injektion mit einer klaren Dosis-Wirkungsbeziehung. Also je mehr Virenlast, desto stärker die Verkrüppelung. Im Herbst damit infizierte Bienen überstehen in der Regel den Winter nicht.
  • Ja, es gibt verschiedene Varianten – A bis D – beim DWV, wobei nur die A- und die gefährlichere B-Variante verbreitet sind und in Wechselwirkung zueinander stehen, aber nicht, wie auch angenommen werden könnte, in Konkurrenz der Genotypen. Deshalb ist auf ein dynamisches System zu schließen, im Gegensatz zu stabilen Virusstämmen. Des Weiteren geht die Arbeitshypothese von einer Vermehrung von DWV in der Milbe selbst aus. Sie führt zur dritten offenen Frage.
  • Die jahrzehntelange Forschungsarbeit zeigte auf, dass sich das DWV in der Milbe, die als verantwortlicher Verbreitungswirt ausgemacht werden konnte, nicht anreichernd verhält (also akkumulierend), sondern sich in ihrem Darm vermehrt. Zum vektoriellen Übertragungsweg durch den Speichel der Varroa destructor kommt ein „horizontaler“ Weg über das Larvenfutter und ein vertikaler über Ei und Sperma hinzu.

Varroa destructor ist ein biologischer Vektor für DWV-B

4. Vortrag: Vitalbiene – Ein Projekt zur innovativen Bienenhaltung (Lena Frank, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bieneninstitut Kirchhain)

Eine Schwarmbildung verschafft dem Volk eine Brutpause, mithin unterbricht sie die Vermehrung der Varroa destructor. Warum dem Bienenvolk diese Pause nicht künstlich verschaffen mit dem Ziel, vitale Winterbienen zu erhalten?

Dazu wird die Königin Mitte Juni bis Mitte Juli 24 Tage lang gekäfigt. Eine Behandlung mit Oxalsäure ist dennoch assoziiert. Der Vorteil einer späteren Brutunterbrechung mit nachfolgender Behandlung ist das Ersparen der Winterbehandlung. Die Frage aus dem Chat nach einer möglichen Legedepression der Königin im Anschluss ans Käfigen beantwortet Frau Frank mit Nein. [Anmerkung BLIB: Pia Aumeier beobachtet eine Häufung von Nachschaffungszellen (66%). In 10% der Fälle wird die Königin während der Käfigung getötet. Bei 20% der Völker erfolgt nach Freilassung der Königin eine stille Umweiselung.]¹

Im Entstehen ist ein Praxis-Forschungsnetzwerk zur Vitalbiene. Hierbei wird neben der allgemeinen Akzeptanz in der Imkerschaft die Auswirkung der Umstellung auf die Bienengesundheit untersucht, die auch die Mortalität und Fruchtbarkeit der Drohnen sowie ihren Paarungserfolg auf Belegstellen berücksichtigt, außerdem die Virenlast und die Auswirkungen auf das Immunsystem.

Wir schauen gespannt nach Hessen.

Vitalbiene | Ein Projekt zur innovativen Bienenhaltung

5. Vortrag: Paarung im Mondschein (Dr. Jakob Wegener, Länderinstitut für Bienenkunde Hohen-Neuendorf)

Ein altes Konzept neu entdeckt … so unser erster und letzter Eindruck, der dem Vortrag möglicherweise nicht gerecht wird. Doch da wir unseren Tätigkeitsschwerpunkt nicht im  gewiss sehr spannenden und zukunftsweisenden Thema der Bienenzüchtung sehen und uns außerdem der Tag zu lang wurde, wollten wir nicht bis zum Ende dabei bleiben. Daher bleibt unseren Leser(inne)n nur, selbst ins Intro zu sehen, um eventuell angeregt zu werden, sich näher mit den idealen Bedingungen für eine gezielte, doch naturnahe Zuchtbegattung zu beschäftigen. Mondschein inklusive 😉

Paarung im Mondschein

Unser Fazit zu den Vorträgen bzw. des Sendekonzepts: Wer sich, wie wir, auf das jährliche Imkerforum in Veitshöchheim freut, um Neues aus der Bienenwissenschaft zu erfahren, wurde in der Sendung „Lange Nacht …“ (via Deutschlandfunk) bestens bedient. [s. a. Kommentar, Korr. 11.04.22]. Kritisches Mitdenken und Hinterfragen vorausgesetzt, – was auch im begleitenden Chat geschah –, wird tiefere Erkenntnisse gewinnen, um die eigene Praxiserfahrung und den Wissensstand zu überprüfen.

Wir selbst konnten für das eigene praktische Vorgehen im Augenblick nichts „Revolutionäres“ herausziehen – hessische Ergebnisse (via Frank) mal abgewartet. Doch für Reinhold Burgers Aufgabe als Bienensachverständiger war dank Beims, Erler und Gisder jede Menge Stoff dabei, um auf Fragen der Klient(inn)en noch fundierter antworten zu können. Wir würden eine Fortsetzung der Langen Nacht der Bienenwissenschaft sehr begrüßen!

Zum Schluss hier noch ein weiterführender Link zur „Langen Nacht über die Geheimnisse des Honigstaates: Bienen, Immen, Sumseriche“ im Deutschlandfunk von 2019.

Lange Nacht der Bienenwissenschaft, Livestream am 08.04.2022

Am 08.04.2022 ab 20 Uhr lädt die Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung e. V. und der Deutsche Imkerbund zur „Langen Nacht der Bienenwissenschaft“ mit Einblick in angewandte und praxisnahe Forschungsarbeit via Livestream. Die Vortragsthemen reichen von der Gesundheit der Bienenlarven, über die Übertragung von Viruskrankheiten durch die Varroamilbe bis zur Vorstellung von innovativen Behandlungskonzepten, der Bienenernährung und der Überwinterung. Über das Menü „Die Vorträge“ könnt ihr euch vorab des Livestreams zu den jeweiligen Vorträgen und ihrer Referent(inn)en informieren.

Für Fragen und Diskussion steht nach jedem Vortrag ausreichend Zeit zur Verfügung, so die Veranstalter.

Veitshöchheimer Imkerforum 2022 (6): Chatfragen und Antworten

Hitze-Bienenbart vor der Beute in den Buger Wiesen / Bienen-leben-in-Bamberg.de

Den Abschluss unserer Veitshöchheimer Imkerforum-Berichterstattung bildet eine auszugsweise Sammlung von Chatfragen und Kurzantworten, weitgehend geordnet in der Reihenfolge der fünf Vorträge, ungeachtet der Themenbezüge untereinander, aber auch so mancher Themenabweichung. Nicht immer beantwortete dabei der/die momentane Referent/-in selbst die Fragen.

1. Vortrag: Berichte aus dem Institut für Bienenkunde und Imkerei (IBI) /
Aktuelle Versuchsprojekte (Referent: Dr. Stefan Berg)

  • Wer prüft zukünftig das Bestandsbuch? [Bezug: Pflicht zur Dokumentation aller angewendeten Bienenmedikamente nach EU-Verordnung]
    Antwort: Veterinärbehörden.
  • Was ist dann die Standardbehandlung? Faktisch wäre ja die Verwendung vom Schwammtuch jetzt verboten? [Bezug: Standardzulassung aufgehoben durch EU-Beschluss]
    Antwort: Kommt auf die Einzelzulassungen an und wie breit gefächert sich die Firmen auf einzelne Verfahren beziehen.
  • Wie hoch ist die Wirksamkeit, die bei der 15%-igen Milchsäure überhaupt erreicht werden kann?
    Ja, sie kann erreicht werden, aber erst nach 2-maliger Behandlung mit einem Abstand von 7 Tagen. Daher muss diese Behandlung als Gesamtanwendung betrachtet werden. Die Fachstellen werden entsprechend auf diesen Umstand einwirken.
  • Wo finde ich nachvollziehbare Begründungen für das Einordnen von Oxalsäure als Tierarzneimittel, wenn die Oxalsäure auf die Varroamilbe wirkt, nicht aber auf die Honigbiene?
    Antwort: Es geht um die pharmakologische Wirksamkeit. [Antwort aus dem Chat: Entwurmung wirkt ja auch auf die Würmer und nicht auf die Träger.]
  • Ist Ameisensäure bei den Wetterkapriolen noch zukunftsträchtig? Werden auch andere Behandlungsmethoden (Biomechanik und Hyperthermie) in die Forschung mit aufgenommen?
    Antwort: Dr. Berg zählt eine ganze Reihe von Forschungsreihen zu den genannten Behandlungsmethoden auf.

2. Vortrag: Imkerei und Klimawandel (Referent: Dr. Stefan Berg)

  • Wie wird sich die extreme Verkürzung der Winterruhe auf die Bienen auswirken?
    Antwort: Sie wird deutliche Veränderungen mit sich bringen -> Mittelmeerraum, hat immense Probleme mit der Varroa, intensive Maßnahmen erforderlich, Völker kaum mehr aus der Brut, Vermehrungsrate der Varroa hoch.
  • Haushälterisches Brutverhalten. Bietet sich hier nicht die dunkle Biene an, die setzt die Brut aus bei Trachtlücken?
    Antwort: Es geht weniger um die Frage, welche Bienenunterarten wir halten sollten. Wir sollten den Schwerpunkt auf Zucht und Selektion setzen; Carnica legt einen langsamen Start hin, Entwicklungspotentiale sind bei allen Unterarten zu sehen.
  • Frühere Blühzeitpunkte führen durch die kürzen Tage auch zu Bestäubungsproblemen?
    Antwort: Ja, die Flugzeiten der Bestäuber sind reduziert.
  • Zum Thema Varroa: Ist die Bekämpfung mittels Bücherskorpionen eine Option bzw. gibt es Daten dazu?
    Antwort: Nein, sie ist keine Option. Es wurden von Schiffer noch keine wissenschaftlichen Daten dazu erbracht. Falsch ist in seinen Darstellungen, der Bücherskorpion wäre ein Symbiont. Vielmehr ist diese Spinnmilbe ein Kommensale, weil das Medium dort geeignet ist, dort zu leben.

3. Vortrag: Bienenweide in Zeiten des Klimawandels (Referentin: Dr. Ingrid Illies)

  • Ist davon auszugehen, dass in Folge der Klimaerwärmung die Population der „Bienenfeinde“ wie der kleinen Beutenkäfer, oder auch der Asiatischen Hornisse begünstigt wird oder sogar auch neue „Bienenfeinde“ sich entwickeln?
    Antwort: Die Natur regelt sich doch immer wieder von selber, sie werden überleben. Wir reden von der Honigbiene, die in der Hand der Imker lebt.
  • Gibt es bei der Sonnenblume Sorten mit höherem Nektarangebot?
    Antwort: Nicht nur heute gibt es einen höheren Nektarunterschied bei der Sonnenblume, es gibt auch bei den alten Sorten Unterschiede. Bei der hohen Sortenentwicklung ist es schwierig, alle zu untersuchen, teilweise fehlen auch die Sortennamen. Planen neue Untersuchung. Sonnenblumenanbau rückläufig, daher fanden kaum Sortenuntersuchungen statt.
  • Bienen leben doch schon Millionen von Jahren und leben noch immer trotz ständiger Naturveränderungen. Spricht doch dafür, dass die Bienen sich auch der jetzigen Situation anpassen werden. Die Natur regelt sich doch immer wieder selber.
    Antwort: Problematisch ist die Schnelligkeit der Klimaveränderung, es geht einfach zu schnell für eine Anpassung.
  • Wie bringt man Landwirte dazu, die Blühmischungen zu verwenden?
    Antwort: Demonstrationsflächen gibt es an 16 Standorten in Bayern. Es gibt viel Aufklärungsbedarf. Für die Blühmischungen ist die Bodenvorbereitung wichtig, es ist alles nicht ganz einfach.
  • Wo kann man die Ansaatmischungen beziehen? Darf der Hanfmix problemlos angebaut werden?
    Antwort: Hanf über Knappkorn, muss man anmelden, Bezugsquelle auf der LGW-Seite.
  • Wildpflanzen: Wurden auch die Bodennister untersucht?
    Blütenbeobachtungen mit Kescher gemacht, aber keine Versuche mit Nisthilfen im Boden.
  • Neue Trachtbäume in der Stadt? Was ist mit Scheinakazie?
    Antwort: Ist gute Trachtpflanze, allerdings ein Neophyt, kann man nicht in der freien Natur pflanzen.
  • Welche Rolle kann die durchwachsene Sylphie spielen? Hat sie invasives Potenzial?
    Antwort: Wichtige Trachtpflanze, liefert viel Pollen, konnten allerdings nicht die (Honig-)Mengen ernten, wie in der Literatur beschrieben wird. Hat kein invasives Potenzial.
  • Sortenentscheidungen liegen nicht in der Hand der Landwirte, sondern werden vorgegeben, wenn man die Förderung für bewirtschaftete Flächen erhalten will. Das ist dann leider kaum die Veitshöchheimer Bienenweide.
    Antwort: Blühmischungen zur Energieversorgung sind frei, Blühmischungen sind vorgegeben, wenn ich Förderung erhalte. Ab 2023 wird das Anpflanzen von Energiepflanzen in einzelnen Bundesländern von der EU gefördert.
  • Das Saatgut „könnte“ man aus dieser Liste auch selbst zusammen stellen?
    Antwort: Davon würde ich bei mehr als 5 Sorten abraten, das ist nicht so einfach. Es sollen schließlich alle Sorten aufeinander abgestimmt sein und nicht eine die andere verdrängen.

4. Vortrag:  Auswirkungen auf die praktische Imkerei [angekündigt als „Praktische Auswirkungen auf die Imkerei] (Referent: Johann Fischer)

  • Bei Überwinterung: offener oder geschlossener Boden?
    Antwort: Offen besser bei geeignetem Standplatz, bedeutet Luftaustausch im Winter, Wärmeregulation im Sommer.
  • Beobachtung an den Bienen von Stressbelastung bei großer Hitze?
    Antwort: Erste Hinweise: Viel mehr fächelnde Bienen am Flugloch -> Bienenbärte hängen heraus.
  • Üblich ist die Völkervereinigung im Frühjahr. Wann unter der jetzigen Klimasituation?
    Antwort: Wenn man im Frühjahr vereinigt, müssen zwei Völker überwintern. Der Herbst hat den Vorteil, man muss weniger überwintern, kann aber die Königin verlieren. Hat also Vor- und Nachteile, am besten passend zum Betriebsablauf.
  • Wäre eine stärkere Dämmung der Beuten eine Möglichkeit, den Hitzestress im Sommer zu verringern?
    Antwort: Ja.
  • Was halten Sie von zwei Fluglöchern wie im Balkanraum?
    Antwort: Die AG der Magazinimkerei hat vor Jahrzehnten ein Zargenflugloch als weitere Lüftungsmöglichkeit [untersucht?]. Das Volk muss aber dann auch 2 Fluglöcher verteidigen.
  • Sollte man die Bausperren weg lassen zugunsten besserer Ventilation im Stock?
    Antwort: Bausperre verhindert Wildbau bei hohem Boden, flächige Bretter oder Leisten, letztere ermöglichen bessere Durchlüftung.
  • Haben Styroporbeuten Vorteile im Sommer?
    Antwort: Größeren Einfluss haben eher Fluglochgröße und Gitterboden.
  • Welche Vor- und Nachteile der Klimaänderung hat das Imkern mit Naturwabenbau zu erwarten?
    Bei nicht gedrahteten Waben können sie leichter zusammenfallen.
  • Gibt es durch die vermehrten heißten Tage eine größere „Belagerung“ der Bienen durch Ameisen?
    Antwort: In sehr nassen Jahren war sie größer, da Witterungsschutz suchend.
  • Ruft offener Gitterboden im Winterboden Stress hervor?
    Antwort: Nein, nur der Futterbedarf könnte erhöht sein. Andererseits verhindert er Schimmelwaben.

5. Vortrag: Varroabehandlung der Zukunft (Referentin: Gaby Läbisch)

  • Was halten Sie von Varromed®? Sind da nicht Stoffe drin, die Rückstände verursachen?
    Antwort: Varromed ruft erhöhten Totenfall durch Bienenschäden hervor, wirkt nur zu 80%, würde nach der neuen EU-Verordnung nicht mehr zugelassen werden.
  • Forschung in Richtung anderer Behandlungsmethoden, z. B. Hyperthermie?
    Antwort: Hyperthermie ist zentraler Forschungsgegenstand, kommt auf das Verfahren an. Es muss dabei untersucht werden, wann Mütter [Varroamütter]  absterben, wann Nachkommen [Tochtermilben] absterben, Sterilität von Drohnen, … Die behandelte Bienenbrut hat längere Lebensdauer, ist aber weniger zuckergeschmacksempfindlich … es gibt eine Reihe von Untersuchungen.
  • Wie schaut es mit Lithiumchlorid aus?
    Antwort: Lithiumchlorid hat Nebenwirkung bei der Bienenbrut.
  • Was ist das Mittel der Wahl, die jetzt [Anm. Anfang Februar] 3-5 Milben/Tag verlieren und im Winter durchgebrütet haben? Kunstschwarmverfahren zur Salweidenblüte?
    Antwort: VarroMed® 1-3 Behandlungen lt. Begleitzettel, kann zu erhöhtem Bienentod führen. Nicht optimales Mittel, doch wenn ich in der Not bin, evtl. auch einmalige Behandlung. Kunstschwarmverfahren nach der Salweidenblüte eher nicht, sind noch nicht gut ausgewintert. Völker brutfrei machen und mit Milchsäure behandeln, doch nicht bei Völkern für Honigproduktion.
  • Vor Jahren war auch die Rede von einem Mittel auf Basis von Hopfen. Davon hört man auch nichts mehr.
    Antwort: Hopgard®, EU-Zulassung angestrebt, hat nicht funktioniert, haben Zulassungsbestrebung wieder zurückgezogen, warum auch immer.
  • Wann rechnen sie damit, dass der Varrox Eddy frei gegeben wird?
    Antwort: Das Kirchhainer Institut will Zulassung von Varrox Eddy (Andermatt) für Deutschland erreichen. Es gibt eine Begleituntersuchung zu Wirksamkeit und Anwenderschutz, diese wird durch Untersuchungen des Instituts unterstützt. Zulassung muss jedoch eine Firma beantragen.
  • Teilen und Behandeln, Varroabehandlung ohne Medikamente ist doch am bienenschonensten. Oder?
    Antwort: Drohnenschnitt, biotechnische Behandlung, Teilen und Behandeln ist im Varroa-Konzept mit drin.
  • Wird die Qualität der Drohnen nicht schlechter oder schlechte Begattung einer Königin, wenn alle Imker die Drohnenwaben ausschneiden? Natürlich bei Standbegattung.
    Antwort: Bei uns im Konzept „schadschwellenorientierte“ Maßnahmen, nur bei Völkern mit hoher Milbenlast, nicht bei allen Völkern schneiden, nur schneiden, wo nötig.
  • Gibt es schon Versuche mit Nützlingen zur Milbenbekämpfung (Raubmilben im Gartenbau)?
    Antwort: Hohen Neuendorf hat Aufrufe gestartet, die nach Viren suchen, die auf Milben reagieren. Nematoden und Pilze führten nicht zu einem einschneidenden Erfolg.
  • Der Einfluss der Wabenhygiene im Herbst, ist das mit in den Untersuchungen berücksichtigt?
    Antwort: Alte Waben weisen höhere Belastungen auf.
  • [Frage nicht mehr nachvollziehbar]
    Antwort: Bei Puderzuckermethode, darauf achten, aus welchem Bereich die Proben gezogen wurden, also Randwabe oder mittig.