Veitshöchheimer Imkerforum (5): KULAP und Greening

Folie @ Kornelia Marzini, Eingangsfolie Vortrag Imkerforum VeitshöchheimPerfekt für die Honigbiene wäre es, wenn das Angebot an Nektar und Pollen zeitgleich mit ihrem Bedarf daran bestünde. Doch leider ist das nicht immer zu erreichen. Mit „Schuld“ daran sind auch unterschiedliche Förderungsbedingungen der EU- und Landesmittel, die sich teils überschneiden, teils sich zu widersprechen scheinen.

Den Förderungsbedingungen unterliegen beispielsweise Aussaattermine, Listen bestimmter zugelassener Anbauarten, die Mindestgrößen der Nutzflächen sowie weitere Auflagen wie Pflanzenschutz und Düngung bzw. das Vermeiden derselben.

Folie @ Kornelia Marzini, Brache: Angebot und NachfrageDie „Lebensraumförderung im Greening*“, bewertet aus Sicht der Honigbiene war ein sehr gehaltvoller und (er)kenntnisreicher Vortrag von Dipl.-Biol. Kornelia Marzini aus Würzburg. Sie stellte grafisch sehr aufwändig und eingängig dar, in welchem Monat welche Saat aufgeht und blüht (beispielsweise Feldrandstreifen, Zwischenfrüchte, Niederwald mit Kurzumtrieb etc.), und ob das für die Honigbiene ein sinnvoller Zeitpunkt ist oder nicht.

Eine wunderbare Arbeit, deren Veröffentlichung unseres Erachtens ein echter Gewinn für uns Imker bzw. für Landschaftsgärtner und Landwirte wäre. Wir hoffen, darüber bald noch mehr lesen zu dürfen. Dennoch – einige Fragen, die Rahmenbedingungen betreffend, mussten in der Kürze der Zeit und der Komplexität wegen wohl offen bleiben. Wir versuchten nun, sie durch eigene Recherchen für uns (und unsere Leser) zu beantworten. Daher ist diese Aufarbeitung des Vortrags zum Veitshöchheimer Imkerforum etwas von uns angereichert.

Eingangs ging Frau Marzini auf das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) ein. Hier in Kürze, was es beinhaltet:

Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)

Mit dem Kulturlandschaftsprogramm gewährt Bayern bereits seit 1988 den Landwirten Ausgleichszahlungen für umweltschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen. Um den gesellschaftlichen Herausforderungen Rechnung zu tragen, wurde das Programm noch gezielter auf Gewässer-, Boden- und Klimaschutz, auf Biodiversität und auf den Erhalt der Kulturlandschaft ausgerichtet. Vielfältige Kombinationsmöglichkeiten sorgen dafür, dass maßgeschneiderte Lösungen für die unterschiedlichsten Betriebstypen möglich sind. Darüber hinaus sind zahlreiche Angebote auf die für alle Direktzahlungen zu erbringenden ökologischen Vorrangflächen anrechenbar.

(Förderwegweiser Agrarumweltmaßnahmen. Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten)

Die Prioritäten innerhalb des KULAPs

Folie @ Kornelia Marzini, KULAP-PrioritätenDer Vortrag stellte nun die 7 Prioritäten des KULAPs vor. Fünf davon dürfte unseren Bienen im Bezug auf Nektar- und Polleneintrag interessieren.

  • Priorität 1:
    • Ökologischer Landbau im Gesamtbetrieb
    • Erneuerung von Hecken und Feldgehölzen
    • Struktur- und Landschaftselemente
  • Priorität 3:
    • Gewässer- und Erosionsschutzstreifen
  • Priorität 4
    • Umwandlung von Acker in Grünland
  • Priorität 5
    • Blühflächen an Waldrändern und Feldflur
  • Priorität 6
    • Heumilch-Extensive Futtergewinnung

Das Greening

Nun kommt das Greening ins Spiel, also eines von mehreren Bestandteilen der Reform der EU-Agrarpolitik, welche im Rahmen der „jüngsten Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in Bayern umgesetzt wird“. (Die Reform der EU-Agrarpolitik ab 2015. In: Agrarpolitik. Staatsministerium für Ernährung und Landwirtschaft)

Aus bayerischer Sicht ist wichtig, dass Vorleistungen der bayerischen Landwirte im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen (KuLaP und VNP) beim Greening berücksichtigt werden.

(Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Einigung erzielt. In: Agrarpolitik. Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.)

Soweit also zu den Rahmenbedingungen. Die Landwirte sind zu bewundern, die sich mit all diesen Prozessen auskennen müssen, um zu ihren Förderungen zu gelangen bzw. zu erfahren, was sich lohnt, aufs Feld zu bringen oder auch nicht. Ich jedenfalls verbrachte mehrere Stunden, um die Hintergründe halbwegs zu verstehen, unter dem der Vortrag lief.

Folie @ Kornelia Marzini, Drei Säulen des GreeningsWie gesagt: Eine der Bestandteile¹ der GAP ist das Greening². Frau Marzini stellt drei Säulen (eigentlich: „Auflagen“) vor.

  1. Anbaudiversifizierung beinhaltetdie Vielfalt beim Anbau von Kulturen auf Ackerflächen“, also eine breite Fruchtfolge ist gefordert.
    Klingt nett, interessiert jedoch die Biene wenig. Von den mindestens drei geforderten Kulturen ist nämlich fraglich, welche (bienenfreundliche) Kultur zur Aussaat kommt.
  2. Grünlanderhaltung, bei der lediglich 5% des bestehendes Dauergrünlands (in Ackerland) umgebrochen werden darf. Auch das tangiert die Biene nicht besonders.
  3. Ökologische Vorrangflächen. Ab einer Fläche von 15 ha Ackerfläche sollen 5% aus ökologischen Vorrangflächen bestehen. Aus welchen Kulturen sie bestehen könnten, und welche davon für die Bienen interessant sind, darauf ging Frau Marzini explizit ein.

zu 3. Ökologische Vorrangflächen, die für Bienen interessant sind:

  • Hektarstreifen an Waldrändern*
  • Pufferstreifen*
  • Landschaftselemente (z. B. Hecken, Baumreihen, Feldgehölze, Tümpel, Dolinen, geschützte Einzelbäume, Trocken- und Natursteinmauern, Lesesteinwälle etc.)
  • Feldrand (Streifen)*, z. B. mit Malven, Kornblumen und Klatschmohn
  • Stickstoffbindende Pflanzen
  • Brachen

* s. a. Streifenmaßnahmen

Folie @ Kornelia Marzini, Ökologische Vorrangflächen, Bewertung aus BienensichtKlingt nett, doch hat es einen Haken. Denn die beiden letztgenannten – Stickstoffbindende Pflanzen, beispielsweise Klee, Soja, Erbsen etc. sowie  Brachen – erfahren lediglich einen Umsetzungsanteil von 14% bzw. 13% im Greening.

Hingegen geschieht die Umsetzung im Greening bei Zwischenfrüchten, also etwas, was für Bienen nicht sonderlich bedeutend ist, zu 70%. Gerade zum Ende des Sommers, also vor der Wintersaat, nutzt den Bienen das höhere Futterangebot der Zwischenfrucht nun gar nichts mehr, da sie sich eigentlich auf die Winterpause vorbereiten sollen.

Dennoch, so Frau Marzini in ihrem Fazit, sind Greeningmaßnahmen ökologisch hoch wirksam und fördern – mit wenigen Ausnahmen – auch die Honigbiene.

Folie @ Kornelia Marzini, Blühende BracheEindeutige Erkenntnis: Brachemischungen und Leguminosensaaten wären das Festmahl für die Bienen. Der Nutzen für die biologische Vielfalt und für die Umwelt ist hoch, so die Vortragende. Um hier zu einer Förderung zu gelangen, muss die Fläche mindestens 0,1 ha betragen, es darf kein Pflanzenschutz und kein Dünger ausgebracht werden und es besteht Mulchverbot zwischen dem 1.4. und 30.6.

Wir meinen …

… den Umsetzungsanteil dieses Bienenfestmahls etwas zu erhöhen könnte durchaus von Privatpersonen, durch Kommunen und den Landkreis erreicht werden – auch ohne entsprechende Fördermittel. Wer also eine Brachfläche sein eigen nennt, kann sich hier über empfehlenswerte Saatgutmischungen für Blühflächen informieren: Netzwerk Blühende Landschaft.

Für die fränkische Landschaft empfehlen wir beispielsweise SaatenZeller, die über das Konzept Regionsaatgut auch Mischungen speziell für Ihre bayerische Region erstellt.

Dr. Ingrid Illies und Referentin Kornelia MarziniFußnoten

¹ Frau Marzini stellte in ihrem Vortrag die drei Auflagen des Greenings vor, die sie als „Säulen“ bezeichnet. Ihre Säulen sind nicht zu verwechseln mit den zwei Säulen der „Reform der EU-Agrarpolitik ab 2015“, von denen das Greening der dritte wesentliche Bestandteil der ersten Säule ist. Vergleiche auch: http://www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/092679/index.php

² Ausgestaltung des Greenings (siehe http://www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/006008/index.php)

Für die Greening-Komponente (30 % der nationalen Obergrenze) müssen Landwirte zukünftig folgende Bedingungen erbringen:

  1. Anbaudiversifizierung
    Gefordert ist eine Diversifizierung der Kulturen mit grundsätzlich mind. drei verschiedenen Kulturen wobei keine Kultur weniger als 5 % und mehr als 70 % der Ackerfläche umfasset.
  2. Erhalt des Dauergrünlands
    Der Umbruch von Dauergrünland muss gegenüber 2012 auf nationaler, regionaler oder sub-regionaler Ebene auf 5 % begrenzt werden. Die Mitgliedstaaten haben die Möglichkeit, eine einzelbetriebliche Verpflichtung vorzuschreiben.
  3. Bereitstellung ökologischer Vorrangflächen (öVF)
    Landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als 15 ha Ackerfläche (inkl. Dauerkulturen) müssen ab 2015 5% ökologische Vorrangflächen ausweisen. Nach einer Prüfung der Maßnahme im Jahr 2017 kann eine Erhöhung auf 7% erfolgen. Mögliche Kulturen sind Brache, Landschaftselemente, Pufferstreifen, Aufforstungsflächen, Zwischenfrüchte (mit Gewichtungsfaktoren), Leguminosen und Kurzumtriebsplantagen ohne mineralischen Dünger und Pflanzenschutzmittel.

Übersicht aller Beiträge zum Imkerforum:

Die Buger Wiesen im Gespräch

Gesprächsrunde Buger Wiesen

v.l.n.r. Reinhold Burger, Dr. Jürgen Gerdes, Georg Spörlein

Wie geht es den Buger Wiesen im Süden Bambergs? Täuscht es, oder nahm die Zahl der Blüten in den vergangenen Jahren ab? Wird der Damm zu beiden Seiten des Rhein-Main-Donau-Kanals nicht zu oft oder auch zu früh im Jahr gemäht? Lässt es sich bewerkstelligen, dass Landwirte einen Blühstreifen ansäen, um den Insekten mehr Lebensraum zu bieten? Wie steht es um den Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln? Könnte er Schuld daran sein, dass wir im vergangenen Jahr drei unserer (noch im Frühjahr prächtig entwickelten) Völker verloren?

Die Spezialisten für Natur und Wasser

Diese und weitere Fragen erörterten wir In einer nachmittäglichen Gesprächsrunde am 16.11.15 mit Dr. Jürgen Gerdes, dem Naturschutzbeauftragten der Stadt Bamberg sowie Georg Spörlein, dem Wasserexperten der Stadtwerke Bamberg.

Gesprächsrunde Buger WiesenNur mit Fach- und Sachverstand können wir als Initiative die Situation in den Buger Wiesen besser einschätzen lernen, um gegebenenfalls in einem weiteren Schritt aktiv zu werden. Von daher war uns der Besuch der beiden Spezialisten sehr wichtig und wir freuten uns, dass beide der lange im Voraus geplanten Einladung zu folgen vermochten.

Blume in den Buger WiesenDer Interessensmix der Buger Wiesen

Nicht auf alle unserer Fragen gab es eindeutige oder zufriedenstellende Antworten. Das erklärt sich aus der Viegestaltigkeit der Nutzung bzw. Nicht-Nutzung sowie der Eigentümer und mithin der Zuständigkeiten.

Bei den Buger Wiesen handelt es sich dabei um …

  • ein ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet (das Baumanpflanzungen untersagt), welches allerdings gerade in den vergangenen Jahren zu hoher Trockenheit neigte (viele Aussaaten sind daher nicht angegangen)
  • sowohl landwirtschaftlich genutzte als auch brachliegende Flächen
  • zwei kommunale Gebiete (Bamberg und Strullendorf)
  • verschiedene Wasserschutzzonen
  • Bundeswasserstraßen-Begleitgrün in der Obhut des Wasserschifffahrtsamt Nürnberg

Dieser Interessensmix macht das Gebiet spannend, aber auch kompliziert in seiner Pflege und Hege bzw. Nicht-Pflege. Und nun auch noch die Bienen.

Die Bienen als Zeiger

Buger Wiesen-BienenFür uns sind sie Zeiger eines – nach unserem Verständnis – intakten Natur-Kulturraums, an deren Wohl wir zu erkennen glauben, ob es auch für andere Insekten eine funktionierende Lebenswelt gibt, mithin dem Menschen Nutzen und Segen bringt. Geht es den Bienen schlecht, so lässt sich daraus nicht allzu Gutes ableiten. Oder der Imker hat versagt. Hat er das wirklich, wenn andererseits an anderen Standorten Bambergs alles soweit im Rahmen des üblichen Bienenpflege-Auf-und-Ab verläuft?

Buger Wiesen, Weizenfeld 2014Hundertausende der kleinen Zeigerlein in den Buger Wiesen machten uns in den vergangenen Jahren große Sorgen. Während unsere sehr häufigen Besuche (die sich gerne auch bis zum Schwanenkeller nach Strullendorf erstrecken) vermeinten wir, dass es um die Blühkraft der Wiesen nicht so toll bestellt ist, wie es von Fotos oder vom Hörensagen her eigentlich sein sollte. Auch die Zunahme von trockenen Getreidefeldern statt nektartragenden Trachtpflanzen (beispielsweise Buchweizen, Rotklee, Bohnen, Raps oder auch Kartoffeln) konnten wir beobachen. Der Sorge nachzugehen statt einfach den Standort zu wechseln schien uns – für uns, die Bienen und Bambergs/Strullendorfs Menschen – erstrebenswerter.

Die Pflanzenwelt im Fokus

Wie es tatsächlich um den Pflanzenreichtum in den Buger Wiesen bestellt ist, wird die Neuauflage der Kartierung zeigen, die derzeit von Nürnberg aus im Zuständigkeitsbereich der obersten Naturschutzbehörde (Augsburg) vorgenommen wird, so Dr. Gerdes. In zwei Jahren ist dann auch mit einer Neuauflage der Broschüre „Biotope in Bamberg“¹ zu rechnen. Eine neuere Auflage liegt uns vor zur „Biodiversitätsstrategie – Bamberger Strategie für Biologische Vielfalt“². Beide sind beim Herausgeber erhältlich und können auch über uns entliehen werden.

Wasserschutzgebiet und Südflur

Ob unsere Völker wegen ausgebrachter Pestizide Schaden gelitten haben, lässt sich nur durch eine Laboruntersuchung feststellen. Wir hätten sie dieses Jahr vorgenommen, doch glücklicherweise war das heuer unnötig. Laborproben wurden dennoch gemacht, allerdings vom Trinkwasserbrunnen. Ein Wasserschutzgebiet unterliegt natürlich strenger Vorschriften, die auch überwacht werden. Zwar gäbe es teilweise immer wieder Pflanzenproben, entnommen landwirtschaftlich genutzter Flächen, die auf einen hohen Stickstoffgehalt hinweisen, so Georg Spörlein, doch sei man ansonsten sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Leider ist ein Flächenzukauf durch die Stadtwerke nicht mehr möglich, um noch mehr Felder brach liegen zu lassen.

Der RMD-Kanal böte für Bienen keine Sperre, um zur Südflur zu gelangen, überlegte Herr Spörlein und berichtete über die dortige Nutzung mit Kupsumtriebsplantagen und ihrer Wegränder, die reichlich blühen würden. Dr. Gerdes hatte ja bereits in seinem Vortrag vom 20.09.2015 für die Naturforschende Gesellschaft „Die Stadt als Lebensraum für Tiere und Pflanzen – Biologische Vielfalt in Bamberg“ vom Auftauchen der Mohnbiene, die bisher nur in Kemmern heimisch war, berichtet. Ob man jedoch einen künstlich erzeugten Lebensraum durch Ansaat von Mohn- und Kornblumen für ihre Verbreitung sorgen könnte, bezweifelte er. Also, wir würden es gerne darauf ankommen lassen.

Buger WiesenVielen Dank an Herrn Dr. Gerdes und Herrn Spörlein für die Bereitschaft, unsere Sorgen ernst zu nehmen, für die interessanten Ausführungen und Hinweise über die herrschenden Rahmenbedingungen und wie damit umgegangen werden kann – und natürlich für die Aussicht auf eine Mai-Exkursion!

Wir werden darüber hinaus das Gespräch mit dem Wasserschifffahrtsamt und den Landwirten suchen – und natürlich weiterhin mit den Vertretern der Stadt Bamberg und seinen Töchtern. [Ergänzung am 08.07.2016: Bamberger Buger Wiesen bleiben im Fokus]

Fußnoten:

¹ Hrsg. Umweltreferat der Stadt Bamberg. 3., erw. u. vollst. aktualis. Aufl. 2002.
² Hrsg. Stadt Bamberg, Referat 5, Amt für Umwelt, Brand- und Katastrophenschutz. 2014.

Die Jugend, die Bienen, Frankfurt und die Kunst

Bienenzeichnung von NicolaiSage einer, die Jugend könne keinen Stift mehr halten, sondern nur noch Tasten drücken. Diese Tage erreichte uns Post, die uns stolz wie Oskar machte! Auf die Jugend aus Frankfurt am Main, genauer gesagt: Heddernheim. Dort fertigten fünf junge Künstlerinnen und Künstler, die zwischen 10 und 14 Jahre alt sind, detailreich gezeichnete Bienenkunstwerke an, fernab jeglicher Maja-und-Willi-Romantik, doch mit genauem Blick für Details und Freude am Fabulieren. In jedem Bild erwacht die spontane Lust, sich in die sich „abzeichnende“ Geschichte hineinzutauchen.

Bienenzeichnung von FelixStolz sind wir auch darauf, dass unsere Initiative die Adressatin dieser Kunstwerke wurde und wir sie hier ausstellen dürfen. Für immer im weltweiten Netz, sozusagen als virtuelle Dauerausstellung zu bewundern. Aber nicht nur hier in diesem Tagebucheintrag sind sie zu sehen, sondern auch als Headerbilder, die immer wieder überraschend auftauchen werden, wenn man nur genügend oft unsere Blogseiten wechselt oder sie erneut lädt.

Bienenzeichnung von JaelDie Bienenzeichnungen könnten als Fortsetzung von Malaktivitäten früherer Werke zu sehen sein, die sich mit Insekten und Kleinstlebewesen befasste. Aber auch mit Menschen in ihren beruflichen Tätigkeiten, den Umgang mit der Natur und den Gedanken zur Nachhaltigkeit. Dies von den jungen Künstlerinnen und Künstler als Einladung an die politische Führungsriege in Form von Postkarten versandt. Leider ohne Rückmeldung, wie man dem Artikel „Ausgezeichneter Protest“ entnehmen kann. (Doch wer weiß, ob sie nicht sogar kurz an eure Botschaft denken, sobald sie einer Spinne in ihrem Büroalltag ansichtig werden.)

Nun also Bienen. Gezeichnet nur für uns – und nun auch für euch da draußen! Wie kommt das alles?

Bienenzeichnung von PaulMein „Brotberufsleben“ als lernbegleitende Erwachsenenbildnerin gewährt mir die Gunst, viele Menschen in Deutschland und darüber hinaus kennenlernen zu dürfen. So kam ich eines Tages zusammen mit der ehemaligen Leiterin der Fachhochschulbibliothek Frankfurt am Main. Eine vielseitig interessierte Kollegin, der es nach ihrer Pensionierung gelang, den Leidenschaftsfaden zum Mitgestalten der Wissens- und Kulturräume nicht abreißen zu lassen. Im Gegenteil – endlich hatte sie Zeit, ein Buch zu schreiben („Wissensmanagement bei Führungswechsel“, noch nicht veröffentlicht), Ausstellungen zu konzipieren und  der gestaltenden Kunst zu frönen. Letzteres zum Beispiel im Atelier 13 in den Kursen von Susanne Köhler.

Bienenzeichnung von LiaHier nun verbindet sich die gemeinsame Geschichten von Brigitte Nottebohm – so heißt die agile Bibliothekarin – mit mir persönlich und meinem ehrenamtlichen Leben als „Bamberger Schulbiene“ und Mit-Initiatorin der Privatinitiative „Bienen-leben-in-Bamberg.de“. Denn die geschätzte Kollegin und ich blieben über unsere verbindendenden Fortbildungen (ob als Teilnehmerin, als Dozentin oder als Veranstalterin) hinaus weiterhin in Kontakt.

Bienenzeichnung von PhilippSo lassen wir uns wechselseitig an unseren wichtigsten Erfahrungen teilhaben, und so erfuhr Brigitte von unserem Bamberger Engagement für die Bienen. Sie wäre nicht sie, wenn sie daraus nicht etwas Neues anregen, etwas Verbindendes schaffen und etwas Nachhaltiges entstehen lassen würde.

Herzlichen Dank an Brigitte Nottebohm für diese wundervolle Idee, die Frankfurter-Heddernheimer Jugendlichen die Welt der Bienen für uns einfangen zu lassen, und an diese selbst, dass ihr das so bezaubernd, aber auch eindringlich umgesetzt habt! – und an Susanne Köhler, die es aufgegriffen hatte und uns ihre Grußworte zukommen ließ. Ihr habt uns alle sehr berührt und uns motiviert, mit unserer Initiative weiterzumachen – für Bamberg und (ja, man staune!) weit darüber hinaus!

Bienen-Widmung-Atelier13Aktualisiert am 19.11.2015

Bauen und Bewahren oder: ein Dank zu Erntedank

Kreuzzeichen zur Weihe der Bienen-InfoWabe am 20.09.2015

Die Weihe der Bienen-InfoWabe durch Pfarrer Mathias Spaeter und Pfarrer Solomon Sahayaraj anlässlich der Haussegnung am 20.09.2015 © Foto: Joseph Beck

Die Weihe anlässlich unserer Eröffnung der Bienen-InfoWabe am 20.09.2015 begann Pfarrer Mathias Spaeter den Gottesdienst mit dem folgenden biblischen Wort:

Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. (Gen. 2,15)

Haussegnung der Bienen-InfoWabe am 20.09.2015, hier durch Pfarrer Solomon Sahayaraj

Pfarrer Mathias Spaeter und Pfarrer Solomon Sahayaraj © Foto: Joseph Beck

Bebauen. Das können die Menschen ganz gut. Uns eingeschlossen. So bauten wir die Bienen-InfoWabe als grünes Klassenzimmer des Erba-Parks, der von vielen im Sinne einer (Natur-)Bildungsstätte genutzt werden kann. Um das Bewahren zu lernen.

Denn den zweiten Teil des Satzes vergessen die Menschen allzu häufig. Das meinte auch Pfarrer Spaeter, als er in seiner Predigt ausführte:

Bebauen – gestalten nutzen, davon leben, das ist Teil unseres Lebens. Diesen Teil haben wir begriffen, verinnerlicht, und manchmal grenzenlos ausgelebt. Der andere Teil unseres Auftrages – bewahren – ist bisher zu kurz gekommen. Wir entdecken und erleben das, spät, hoffentlich nicht zu spät.

Erntedank-Festzugswagen zur Fürther Michaelis-KirchweihWir freuen uns auf die Entdeckungsreise des Erntedank-Tages, der uns vor Augen führt, wie reich doch unsere Welt ist und weiterhin sein soll. Dafür müssen wir etwas tun. Wir alle. Für unseren Teil sei gesagt: wir tun es sehr gerne!

An Erntedank zu danken allen, die uns dabei mit Rat, Tat und Spenden unterstützen, ist wohl angebracht. Auch dieses tun wir sehr gerne! DANKE euch allen!

Gedenktag Bernhard von Clairveaux, Patron der Imker

Bernhard von Clairveaux in Initiale "B"Einen Platz im evangelischen wie katholischen Namenskalender hat Bernhard von Clairvaux, der im Jahre 1174 heiliggesprochen wurde. Sein Gedenktag ist der 20. August. Er ist unter anderem der Patron der Imker.

Wir feierten bisher den 7. Dezember („BAmbrosiustag“) als den Gedenktag des Heiligen Ambrosius , doch es gibt keinen Grund, nicht gleich zweimal im Jahr die fleißigen Bienen und Imker zu würdigen. Ab 2016 werden wir dazu in der Bienen-InfoWabe einladen, deren Fundament von der Firma Raab in der kommenden Woche gegossen werden wird. Für die Verkündung dieser wunderbaren Nachricht ist der heutige Gedenktag doch ideal, nicht wahr?!

Veitshöchheimer Imkertag 2015 (6): Von Stationen und Menschen

Johann Fischer demonstriert NagelprobeNeben Vorträgen, Ausstellungen und Schauflächen lockte die LWG Veitshöchheim am Imkertag 2015 mit Vorführungen an mehreren Stationen … und natürlich auch mit Menschen!

Imkerkollegen Barbara Bartsch, Heinrich Demmel, Ilona MuniqueAn der Nagelproben-Station von Johann Fischer, staatlicher Fachberater für Bienenzucht im Bezirk Schwaben, trafen wir auf die für uns Oberfranken zuständige Fachberaterin Barbara Bartsch, die zusammen mit ihrer Tochter den Imkertag tatkräftig mitgestaltete. Auch „Ehemalige“ Imker-Koryphäen – hier Heinrich Demmel, Imkermeister der Universität Würzburg und Vorgänger von Dirk Ahrens – finden sich immer wieder gerne ein, um den „Jungen“ so manchen Tipp zu geben, gespeist aus langjähriger Erfahrung.

Demonstration zur Orientierung der Bienen mit Müller-EnglertGerhard Müller-Englert, Fachberater für Mittel- und Unterfranken, demonstrierte eindrücklich die Orientierungsgewohnheiten der Bienen, die ihre Heimatadresse, den „Kirschbaumweg 1“ am besten der Nase nach finden, und erst in zweiter Linie aufgrund unterschiedlicher Farbgebung der Hausfassade und/oder des zentimetergenauen Standortes.

Demonstration zur Orientierung der Bienen mit drei ZargenSein Rat ist daher, nur jeweils zwei Beuten nebeneinander zu stellen und mit einigem Abstand das nächste Paar. Kennzeichnungen mit aufgemalten Formen wie Kreise, Rechtecke und Dreiecke etc. tun ihr übriges, um allzu viel Verflug zu verhindern.

Bienen ohne Gehäuse im Freien, nur überdachtBienen ohne Gehäuse im Freien, nur überdachtAuf dem Weg zu diesem sehr interessanten Experiment kamen wir an einer Bienenkugel vorbei. Damit ist nicht die neue Betriebsweise der HOBOSphere gemeint (die war leider nicht vertreten), sondern ein Volk, das absichtlich im Freien unter einem Baum aufgehängt wurde, lediglich bedacht mit einer von Studierenden selbstgebauten Vorrichtung, eine alte Alu-Druckerplatte, sinnigerweise von der Zeitschrift „Die Biene“.

Bienenweiden in der LGW VeitshöchheimBienen gehörten selbstverständlich ebenfalls zum Inventar. Jede Menge davon gab es auf der Ausstellungsfläche zu sehen, die unterschiedliche Bienenweidepflanzen offerierte.

Leider trafen wir den Berater nicht an, wir hätten uns gerne über die Möglichkeiten für Bamberg unterhalten, das dortige Grün etwas aufzuhübschen, um die Nahrungspalette für unsere Insektenwelt zu verbessern. Wir fotografierten allerdings Stück für Stück alle mit rot markierten Felder, denn sie zeigten Blühmischungen für den Siedlungsbereich „Dörfer und Städte“.

FachsimpeleiMit Imker Johann Machinek und der HEG-Geschäftsführerin, Simone Machinek, hätten wir im Grunde gemeinsam zurückfahren können, da auch sie in unserer Richtung zuhause sind, in Hallstadt, um genau zu sein. Doch da wir schon mal hier waren, wollte ich eine Arbeitskollegin aus Lohr am Main treffen – und, nein, ausnahmsweise keine Imkerin, sondern eine Bibliothekarin. Ja, man führt durchaus noch andere „Leben“, zumal die Berufstätigkeit uns noch eine gute Weile lang belgeiten wird.

Ein toller Tag, viel erlebt, doch sechs Berichte darüber sollten nun ausreichen. Bester Tipp am Schluss: nächstes Jahr selbst hinfahren! Vielleicht zusammen mit uns?!

Unsere Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2015

(Ergänzung 27.07.15)

Veitshöchheimer Imkertag 2015 (5): Vielfalt des Ausstellungsangebotes

Lagerbeute Bienen-LutzIn brütender Hitze standen sie auf dem Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Gartenbau und Weinbau (LGW) und erläuterten geduldig ihre ausgestellten und ausgelegten Stücke. Es ist einfach ein Unterschied, ob wir etwas in einem Buch oder im Internet betrachten, oder ob wir es befühlen und in seinen originalen Dimensionen wahrhaft erfassen können.

Mittags im Spundloch VeitshöchheimMittags im Spundloch VeitshöchheimUnd so war der Veitshöchheimer Imkertag auch an diesem Sonnensonntag am 12.07.2015 eine Art kleine Messe, die vom Fachpublikum genau so gerne besucht wurde wie von Jungimkern und deren Begleitung, noch immer zumeist Frauen. Sie hatten jedoch keine Langeweile, denn ein Einkaufsbummel brachte zumindest jede Menge schöner Pflanzen ein. Und für Kaffe, Kuchen und Snacks war ebenfalls gesorgt. Wobei wir  angesichts der langen Warteschlange, die sich nach dem Ende des letzten Vortrags (zum Varroabekämpfungskonzept von Dr. Berg) bildete, in der Stadt im Gasthaus Spundloch zu Mittag aßen. „Spundloch“ – das klang schattig, und tatsächlich ließ es sich im Wirtsgarten gut aushalten.

Immengarten JaeschSo gestärkt ließen wir uns vom Immengärtner Bernhard Jaesch eine interessante Pflanze erläutern. Ledum palustre (Sumpfporst) soll dafür sorgen, dass die Varroamilbe biologisch-homöopathisch bekämpft wird. Den Ursprungsableger besorgte sich der Gärtner- und Imkereimeister von einem befreundeten Imker aus Norddeutschland, wo sie noch bekannt ist, und vermehrt das Rhododendrongewächs seither mit Erfolg. Ein russischer Imker, der nach dieser Pflanze angefragt hatte, war Stein des Anstoßes. In dessem Land ist es wohl kein Geheimtipp, dass Bienen, die die frische Pflanze verzehren, weniger Milben an sich herumtragen müssen.

Beutenheber JakelKannenheber JakelHilfsmittel für die rückenschonende Imkerei offerierte die Firma Jakel aus Buchen. Sie macht in Sachen Edelstahlverarbeitung und Schweißtechnik mit Spezialisierung auf die Imkereitechnik. Eine geniale Verbindung.

Hohenheimer Beute BergwinkelDen selben Gedanken – also die Schonung des Imkers – hatte Bienen-Lutz mit seiner Lagerbeute, die viel Beachtung erhielt. (Foto oben)

Weitere Beutensysteme fanden sich von der Firma Bergwinkel erstellt im Foyer des Sebastian-Englerth-Saals.

Stand Imkereibedarf MuhrBuchauslage am Stand MuhrAus der Oberpfalz mit einem schicken Wagen angereist kam Imker Josef Muhr. Mich interessierten speziell seine ausgelegten Bücher, denn als Bamberger Schulbiene bin ich immer auf der Suche nach guter Bestückung unseres Medienrucksacks. Da schimmert einfach unverkennbar mein ersterwählter Beruf durch …

Und nicht wirklich überraschend trafen wir dort auch auf Simone Machinek, die Geschäftsführerin der HEG in Eltmann.

Simone und Johann MachinekBeide waren wir besonders angetan von einem wunderschönen Bildband und ehe ich mich’s versah, hatte ich eine Sponsorin für einen Klassensatz an meiner Seite! Herzlichen Dank schon einmal im Voraus, zur Übergabe bzw. zur ersten Ausleihe werden wir sicherlich noch einmal berichten.

Natürlich entspann sich sogleich ein angeregtes Fachsimpeln zwischen ihrem Gatten Johann und Reinhold. Doch darüber im nächsten Beitrag!

Unsere Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2015

Veitshöchheimer Imkertag 2015 (4): Kirschessigfliege etabliert

Dr. Ingried Illies, stv. Leiterin des Fachzentrums Bienen der LWG

Dr. Ingried Illies, stv. Leiterin des Fachzentrums Bienen der LWG

Während die heimischen Taufliegen-Arten (Drosophila) in aufgeplatzten, also überreifen und verletzten Früchte ihre Eier ablegen, schafft es die ursprünglich in Südostasien beheimatete Drosphila suzukii dank ihres säbelzahnartigen Legebohrers am Hinterleib auch bei intakten Früchten, so die Referentin Dr. Ingried Illies, ihres Zeichens stellvertretende Leiterin des Fachzentrums Bienen der Bayerischen Landesanstalt für Gartenbau und Weinbau (LGW).

Folie Kirschessigfliege Drosophila suzukiiTrotz ihres deutschen Namens „Kirschessigfliege“ befällt sie damit nicht nur Kirschen, sondern eben auch Weintrauben und viele weiter Beeren und Früchte. Seit 2009 bevölkert sie den Europäischen Kontinent, zunächst Spanien, Frankreich und Italien. Seit 2011 hat sie u. a. auch Deutschland erreicht.

Und so muss die LWG, mithin Ausrichterin des Veitshöchheimer Imkertags vom 12.07.2015, den Spagat schaffen, sowohl den fränkischen Weinbauern ihr Auskommen sichern zu helfen, als auch der Gartenbauern wichtigste Zuarbeiterinnen, die Bienen zu schützen. Keine leichte Verantwortung. Denn was den einen nützt – nämlich die Bekämpfung mit Insektiziden – schadet den anderen, da diese Mittel zum Teil als bienengefährlich (= B1) eingestuft sind. Nicht nur in der LWG forscht man derzeit in allen Richtungen.

Die schlechte Nachricht

4231-Folie-Kirschessigfliege-Drosophila-suzukiiIhr extrem kurzer Lebenszyklus – zwei bis drei Wochen nach der Eiablage erblickt bereits die nächste Generation das Licht der Welt – macht die rotäugige, gelbbraune Drosophila suzukii, die an der scharzen Bebänderung am Hinterleib erkennbar ist oder am schwarzen Punkt am Flügel der Männchen, schwer bekämpfbar. Denn kurz vor der Ernte dürfen keine Insektizide mehr verwendet werden. Doch befallene Früchte sind für den Weineintrag tabu, Pilze und Bakterien schaden dem Erzeugnis.

Hilfreich ist ein luftiger Standort, doch das erhöht den Pflegeaufwand der Weinstöcke, die vom Unterbewuchs freigehalten werden müssen. Auch mit Netzen lässt sich vorgehen sowie mit Fliegenfallen. Jedoch:

Alternative umwelt- und verbraucherfreundliche Bekämpfungsverfahren existieren nicht.

So ist in der gut bebilderten und ausführlichen PDF-Broschüre des Julius-Kühn-Instituts zur Kirschessigfliege zu lesen. Man forsche noch, zusammen mit nationalen und internationalen Partnern. Für unsere Bienen bedeutet das: „Zieht euch warm an, da weht ein eisiger Wind durch euren Bestäubungsvertrag!“

Die gute Nachricht

In der genannten Broschüre heißt es zur Biologie von D. suzukii:

Die Überlebensrate ist gering, wenn es friert oder die Temperaturen über längere Zeit unter 3° C liegen.

Das schaffen wir (noch) mit unseren Wintern. Daher muss die Taufliege, auch Obst- bzw. Essigfliege genannt, jeden Frühjahr aufs Neue einwandern.

Bei Temperaturen über 30 °C nimmt ihre Aktivität ab.

Nun, auch dieses schaffen wir derzeit in Deutschland. Da könnte uns der Klimawandel durchaus in die Taschen spielen, mit seinen vorausgesagten kalten Wintern und heißen Sommern. Hm. Das gehört jedoch streng genommen nicht zu den „guten Nachrichten“. Doch sorry, mehr oder besseres kann ich leider nicht berichten. Vielleicht im nächsten Jahr? Denn der Imkertag ist fest in unserem Terminkalender verankert, wir hängen an euren Lippen, liebes Fachpersonal der LWG!

Unsere Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2015

Veitshöchheimer Imkertag 2015 (3): Asiatische Hornisse gelandet

Dr. Stefan Berg, Leiter des Fachzentrums Bienen der LWGNach den Ausführungen zum Kleinen Beutenkäfer, der uns in Deutschland NOCH nicht erreicht hat, folgte im Teil zwei des Vortrags von Dr. Stefan Berg die Asiatische Hornisse, Vespa velutina. Sie ist bereits in zwei Bundesländern angekommen (die Sichtung ist noch nicht bestätigt), so der Leiter des Fachzentrums Bienen der LWG am Veitshöchheimer Imkertag am 12.07.2015. Globalisierung begünstigt die großräumige Verbreitung nicht-heimischer Arten, der Klimawandel sorgt für von uns Einwohnern nicht immer erwünschte Veränderungen in Flora und Fauna.

Vortrag „Was kommt da auf uns zu? Teil 2: Asiatische Hornisse

In Frankreich hat sich die eingeschleppte Vespa velutina nigrithorax (siehe Wespenbestimmungstafel (aktion-wespenschutz.de)¹ seit 2004 invasionsartig verbreitet. Seit Ende 2008 ist der gesamte Südwesten Frankreichs auf einer Fläche von 130.000 km² von ihr besiedelt. Für Deutschland befürchtet man, dass sie einheimische Hornissen verdrängen könnte, von denen einige unter Artenschutz stehen. Vielmehr jedoch fürchten Imker um ihre Honigbienen. Denn um ihre Brut zu versorgen, geht V. velutina recht rigide vor. Durchaus auch im Verbund mit ihren „Schwerstern“ kidnappt sie die vor dem Flugloch ein- und ausfliegenden Bienen und nutzt das aufgeknackte, um die Gliedmaßen erleichterte Brustfleisch als „Babynahrung“. Ist nicht böse gemeint …

Geschickterweise verzetteln sich die gewandten Jägerinnen, die sogar rückwärts fliegen können, nicht mit dem Angriff auf mehrere Stöcke, sondern beginnen zumeist mit den außenstehenden oder den schwächsten Völkern. Honigbienen gesund erhalten, so die Schlussfolgerung, hat daher oberste Priorität.

Die schlechte Nachricht

Als einzige Maßnahme kommt derzeit in Frage, die Bienenvölker umzusiedeln, sofern man die Offensive rechtzeitig bemerkt. Natürlich forschen unsere Nachbarn intensiv nach weiteren Maßnahmen, die Asiatische Hornisse zu stoppen, doch bislang konnte erst ein Mittel zur Marktreife gebracht werden – zu einem nicht akzeptablen Preis. Dabei ist nicht der monitäre gemeint. Vielmehr würde man beim Einsatz der entwickelten Köderfallen auch andere Insektenarten opfern, darunter Vespa crabro, unsere größte einheimische und sehr friedliche Faltenwespe. Diese Hornissenart steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Folie Asiatische Hornisse, vespa velutina nigrathorax (Dr. Stefan Berg, Fachzentrum Bienen, LGW Veitschöchheim)Ihre Nester baut die Asiatische Hornisse in bis zu zehn Metern Höhe, oft in luftigen Baumwipfeln und damit kaum von unten zu sehen. Die beeindruckenden Bauten von etwa 60 x 80 cm Größe, die an ihrem seitlichen Nestausgang als die der V. velutina zu identifizieren sind – die europäische Bauweise ist unten –, sind zumeist erst im Herbst nach dem Laubfall zu entdecken. Dann jedoch ist es zu spät, sie zu entfernen, das Brutgeschäft und die Aufzucht mehrerer Zehnerschaften Königinnen ist bereits erfolgt.

Ohnehin sollte man niemals selbst Hand an die Nester legen. In Deutschland darf strenggenommen kein Laie (auch kein gewöhnlicher Imker) ein Wespen- oder Hornissennest umsetzen, geschweige denn ab einer bestimmten Größe eliminieren.

Die gute Nachricht

Folie Asiatische Hornisse, vespa velutina nigrathorax (Dr. Stefan Berg, Fachzentrum Bienen, LGW Veitschöchheim)Erst im vergangenen Jahr wurde die Asiatische Hornisse gesichtet, vorerst nur in Waghäusel bei Karlsruhe (Baden-Württemberg) im Garten einer Biologin sowie in Kandel in Büchelberg (Rheinland-Pfalz) auf einem Bienenlehrstand.

Wer seine Völker nicht in Massen nebeneinander hält, was in Deutschland zunehmend weniger der Fall ist, kann sich vor Totalverlusten retten. Ohnehin ist die heutige Empfehlung die, lediglich zwei Völker nebeneinander zu stellen und mit deutlichen Abstand das nächste Paar.

Ein gesundes, zahlenmäßig starkes Bienenvolk dürfte einem Angriff begegnen können, engt man das Flugloch ein. Falls das übersehen wurde und der Angriff von Vespa velutina eine gewisse Schärfe hat, bleiben die Bienen vorsorglich zuhause. Haben sie genug Pollen und Honig eingelagert, lässt es sich eine zeitlang aushalten. Allerdings wird das Abkoten zum Problem, der Stock könnte verunreinigen. Ist ein Volk ohnehin bereits geschwächt – durch Krankheiten, Parasiten oder Vergiftungen – schaut es entsprechend schlechter aus.

Aufmerksame Imker/innen beobachten am besten auf dieser Karte (auf der allerdings das zweite gemeldete Vorkommen in Kandel fehlt) die Ausbreitung der Vespa valutina und melden etwaige Vorkommen umgehend an entsprechende Bienenfachstellen. Am besten mit Foto. Zu erkennen ist die Asiatische Hornisse an der auffällig braunschwarzen Färbung mit einem orangefarbenen Glied am unteren Hinterleib.

Unsere Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2015

[Links aktualisiert am 13.02.2023]

Veitshöchheimer Imkertag 2015 (2): Kleiner Beutenkäfer im Anflug

4179-volle-Aula-Imkertag-2015„Muss das jetzt auch noch sein“, so der still vor sich hinseufzende Ausruf auf der Eingangsfolie des ersten Referenten des Veitshöchheimer Imkertages, Dr. Stefan Berg, dem Leiter des Fachzentrum Bienen der LWG. Gar nicht so still war es in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula des Fachzentrums Bienen an der LGW, an einem heißen Sonntag um 10.30 Uhr des 12. Julis. Mit allen nur denkbaren bairische Dialektfärbungen – von nieder-, ober- über altbairisch, aber auch hohenlohisch, oberpfälzisch und hessisch – waren die fränkischen Teilnehmenden umhüllt. Doch egal, von woher – was alle Imker einte, war die Sorge um Gesundheit und Überleben ihrer anvertrauten Bienen.

Vortrag „Was kommt da auf uns zu? Teil 1: Kleiner Beutenkäfer

Dr. Stefan Berg im Interview mit dem BREntwarnung kann Dr. Berg nicht geben. Das teilte er sicherlich auch dem Team des Bayerischen Rundfunks mit, das ihn gleich am Eingangsbereich abpasste. Schreckensmeldungen sind natürlich der Sendeanstalten täglich (und ergiebig) Brot. Von daher verwunderte es nicht, dass der Reporter ziemlich lange in der Aula verweilte. Doch müssen wir wirklich mit dem Allerschlimmsten rechnen, nämlich die Invasion des Kleinen Borkenkäfers, der bereits in Teilen Süditaliens Fuß gefasst hat?

Die schlechte Nachricht

Dr. Stefan Berg, Leiter des Fachzentrums Bienen der LWG

Dr. Stefan Berg, Leiter des Fachzentrums Bienen der LWG

Im September in Kalabrien erstmals in drei Völkern nachgewiesen, verbreitete er sich bis Ende des Jahres 2014 rasant auf 61 Stände aus. 3.200 Bienenvölker mussten abgetötet, der Boden abgetragen und mit Insektiziden behandelt werden. Das ohne Pathos vorgetragene Worstcase-Szenario ließ die Anwesenden Imkerkolleginnen und -kollegen dennoch nicht kalt, uns fröstelte trotz der hohen Temperaturen.

Bestimmungshilfe anhand des Körpers des Kleinen BeutenkäfersAethina tumida, ursprünglich südlich der Sahara beheimatet und von dort aus nach Nordamerika, Australien und nun auch nach Europa eingeschleppt, ist gefräßig, fruchtbar und rasch in seiner Entwicklung. Vom Ei bis zur eigenen Eiablage befähigt dauert das Entwicklungsstadium in den USA nur 6-7 Wochen, in Afrika zwei Wochen weniger. Anders als bei der Amerikanischen Faulbrut, bei der im Radius von einem Kilometer eine Sperrzone errichtet wird, müsste man beim Kleinen Beutenkäfer von einem Verbreitungsradius nicht unter 20 Kilometer, doch vorsorglich bis 100 Kilometer ausgehen.

Wie groß ist gleich noch mal Deutschland?

Die (vorerst) gute Nachricht

Bestimmungshilfe anhand der Larven des Kleinen BeutenkäfersNach dem Abtöten der (von Bamberg aus) nur 1.300 Kilometer weit entfernten befallenen Völker konnten bislang keine Positivbefunde des Kleinen Beutenkäfers mehr nachgewiesen werden. Die Schutzmaßnahmen wurden bis Ende November verlängert, denn jede noch so gut vergrabene Larve wäre der Beginn einer Reinvasion.

Doch über kurz oder lang und bei anhaltendem Klimawandel in Richtung Erderwärmung müssen wir wohl mit dem Kleinen Beutenkäfer rechnen. Und nicht nur mit ihm …

… doch das hebe ich mir für den nächsten Blogbeitrag auf. Nicht, dass uns hier die mühsam angeworbenen Jungimker noch abspringen!

Ach ja … und wer sich trotz der Bestimmungshilfen nicht ganz sicher ist, der kann seine Funde an den Bienengesundheitsdienst nach Grub einsenden. Lieber einmal zu viel als zu wenig überprüft, das hat uns Dr. Andreas Schierling ans Herz gelegt (wir berichteten)!
Und hier das Merkblatt zum Kleinen Beutenkäfer (PDF).

Unsere Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2015