Veitshöchheimer Imkertag 2017 (5): Stand zur Varroa

Vortragender Dr. Stefan BergFolie Populationsentwicklung aus Vortrag Dr. Stefan Berg zum Stand der Varroa„Und, haben Sie schon gezählt, wieviele Varroa haben Ihre Völker?“ Die Trachtzeit war in weiten Teilen Bayerns bereits am 26./27.06. vorbei und somit wird es Zeit, die Milben zu zählen, mahnte Dr. Stefan Berg einrdringlich und stellte sodann den aktuellen Stand zur Varroabehandlung dar.

Es sind die Biotechnik, die Sommerbehandlung (Ameisensäurebehandlung mit Nassenheider professional, Liebig-Dispenser sowie MAQs) und Winterbehandlung (Oxalsäure) anzuwenden. Außerdem empfiehlt er entgegen früherem Anratens aktuell KEINE Einfütterung vor der Behandlung. (P. S.: Aumeier/LIebig hatten dies immer schon propagiert.)

Zugelassene Behandlungsmethoden, Folie Vortrag Dr. Stefan Berg zum Stand der Varroa.Berg offerierte eine kompakte Übersicht zugelassener Mittel, bevor er einzelne neue bzw. geänderte daraus näher vorstellte.

Neu sind:

  • Oxuvar in der Dosierung 5,7% (Biovet). Sie ist für die Sommer- und Winterbehandlung geeignet und zwar in Form von Träufeln oder Sprühen.
  • Varromed. Oxalsäure für Frühjahr/Herbst/Winterbehandlung
  • Polyvar Yellow Flumethrin für Spätsommer/Herbstbehandlung, wobei hier Resistenzen möglich sind.

Nicht besonders gut funktioniert seinen Erkenntnissen nach Apitraz mit nur 2 Streifen. In den restlichen nicht bestreiften Wabengassen verliert es die Wirkung, außerdem neutralisiert der Kontakt mit dem Wachs den Wirkstoff.

Nach der gefühlt zehnten Ankündigung von HopGuard®, auf dem große Hoffnungen ruhen, ist leider immer noch keine Markteinführung erfolgt.

Ein Tipp zum Schluss: Keine kühle Ameisensäure in den Verdunster geben, da sich die Säure beim Erwärmen ausdehnt und sich somit aus dem Dispenser zu stark herausdrückt.

Wie immer gab es aus dem Publikum zur Varroa etliche Fragen, die Dr. Berg geduldig wie immer beantwortete. Es ist einfach das uns alle bewegendste Thema, bei dem viel falsch gemacht werden kann. Sich alleine mit Methoden wie dem Muller-Brett oder Thermobehandlungen (Bienensaune) zu behelfen ist laut dem Leiter des Fachdienstes Bienen der LWG nicht ratsam, obwohl eine gewisse Wirksamkeit nicht zu bestreiten ist.

Letzte Winterarbeit vor Neujahr: Gemülldiagnose

Buger-Wiesen-Völker im WinterDie nachfolgenden Fotos der Windeln (ja, so heißen diese flachen Plastikwannen tatsächlich!) stammen aus den vier Völkern der Buger Wiesen und zeigen den Gemüllabfall. Die Windelkontrolle gibt Aufschluss über so einiges, was wir hier nur in Teilen wiedergeben, also die Volksstärke der Bienen, ihren Sitz im Beutenraum und natürlich als Wichtigstes, den Varroamilbenabfall.

Gemülldiagnose Volksstärke und -sitz

Windeldiagnose, Varroaauszählung Buger Wiesen

Über 7 Wabengassen starkes Volk

Zählt ihr die bräunlichen Streifen, so könnt ihr sehen, wie stark ein Volk in den Winter gegangen ist. Mindestens vier Reihen sollten es schon sein, sonst ist das Volk definitiv zu klein, um sich in der Traube auf Dauer genügend zu erwärmen. Ihr könnt am Abfall erkennen, an welcher Stelle die Bienenwintertraube sitzt, und zwar meistens (nicht immer!) vor dem Einflugschlitz – auf den Bilden die rechte Seite.

Windeldiagnose, Varroaauszählung Buger Wiesen

Gemüll über die ganze Beutenbreite verteilt

Zuweilen verteilt sich ein Volk auch über die ganze Beutenbreite. Eines der Vöker hing mit seiner Traube bis zum Gitterboden herab, was der Blick durch den Einflugschlitz verriet, bei welchem kontrolliert wird, ob Totenfall eventuell den Ausgang verstopfen könnte.

Das Herabhängen kann auf zweierlei hindeuten: Erstens auf ein zahlenmäßig sehr starkes Volk, und zweitens auf eine hohe Futtereinlagerung, welches den Bienen dann natürlich den Wohnraum einengt. Na, so haben sie’s wenigstens schön kuschelig.

Gemülldiagnose Varroabefall

Windeldiagnose, Varroaauszählung Buger WiesenWas so schwer auf dem Foto identifizierbar ist, ist auch in der Realität nicht so ganz einfach. Will man nun die Varroamilben finden, dann richtet sich das geschulte Imkerauge auf dunkelbraune, kreisrunde und glänzende Teile. Zwischen 15 und weit über 250 abgefallene Varroen 2 Wochen nach der Oxalsäurebehandlung zählten wir an unseren 8 Standorten.

Natürlich ist die Gemülldiagnose in der Kälte nicht wirklich erquicklich. Und die Ergebnisse auch nicht immer 100%-ig folgerichtig einordenbar. Fallen recht wenig Milben im unteren zweistelligen Zahlenbereich herab, besteht der Verdacht, dass die Oxalsäurebehandlung nicht gut gewirkt hat.

Fallen Hunderte herab, hat die Behandlung offensichtlich gewirkt. Doch wie viele Milben weiterhin im Volk verbleiben, ließe sich nur durch eine Lebendprobe definitiv feststellen. Diesen Aufwand tun wir uns nicht an. Eine regelmäßige Kontrolle des natürlichen Milbenfalls mittels Gemülldiagnose gibt uns jedoch ebenfalls ein verlässliches Bild über den Zustand unserer Völker. Hat ein Volk im Herbst, nach den Ameisensäurebehandlungen,  noch einen natürlichen Milbenfall von mehr als 1 Milbe pro Tag, dann ist ein entsprechend hoher Milbenfall durch die Oxalsäurebehandlung im Winter zu erwarten.

Tja, und wüssten wir um einen zu hohen Befall mit Milben, dann könnten wir jetzt im Winter nicht mehr viel ausrichten. Denn ein zweites Mal mit Oxalsäure könnten wir nicht behandeln, das würde die Völker zu sehr schwächen. Bei milden Temperaturen käme noch eine Sprühbehandlung mit Milchsäure in Frage. Und dennoch … um im kommenden Bienenjahr konsequent weitere Maßnahmen zu ergreifen, wie beispielsweise das Entnehmen der Drohenenbrut, ist es unerlässlich, sich über die Enwicklung jedes Volkes gut zu informieren und darüber Buch zu führen (via Stockkarte oder wie wir via Google-docs-Tabellen).

Heuer ist nun alles getan, was getan werden musste. Wir sind zuversichtlich, dass es alle Völker (bis vielleicht bis auf einen schwachen Ableger) gut über den Winter schaffen werden. Frohe Weihnachten nun auch für unsere Bienen!

Veitshöchheimer Imkerforum (3): Berichte, die es in sich haben

Dem Veitshöchheimer Untersuchungsbericht zur physikalischen Hyperthermiebehandlung bei Varroabefall anlässlich des Veitshöchheimer Imkerforums folgt nun die Nachricht über eine „chemische“ Keule auf dem Fuße:

Amitraz-Behandlungsstreifen erhielten Zulassung

Ab Februar bis März sollen sie erhältlich ein, die mit Amitraz imprägnierten Streifen unter dem Markennamen „Apitraz“ zur Behandlung gegen die Varroamilbe, die nun auch in Deutschland zugelassen wurden. Und dies, obgleich bereits Resistenzen bei Bienen vorliegen (in anderen EU- und Nicht-EU-Ländern ist das Mittel im Einsatz) und der Verdacht im Raume steht, dass das Nervengift Amitraz krebserregend sein soll. Es wirkt ähnlich wie Bayvarol und Perizin (letzteres ist aktuell, laut Hersteller Bayer, nicht mehr im Handel erhältlich).

Der Wirkstoff Amitraz war früher kaum nachzuweisen, da er in sogenannte Metaboliten zerfällt. Mittlerweise sind Metaboliten zwar besser aufspürbar, doch wird das nicht gerne untersucht, da das Versuchsgeschirr (Gaschromatographen) kaum mehr zu reinigen ist.

Im Gegensatz zu Kontaktgiften wirkt Amitraz systemisch. Die Wirksamkeit soll deutlich über 90% liegen. Amitraz zerfällt innerhalb weniger Tage in sogenannte Metaboliten. Amitraz selbst kann daher als Rückstand im Honig schwer nachgewiesen werden, jedoch seine Metaboliten, die eine lange Lebensdauer aufweisen (siehe im Forum „Landlive“ von Austeja am 26.11.2009 mit folgender Literaturangabe: „Gesamt-Amitraz-Rückstände in Bienenhonigen“ Ch. Hemmerling, B. Augustyniak und Ch. Risto. Erschienen in: Die Nahrung 35 (1991) 10,1047-1052. Herausgegeben vom Hygieneinstitut Frankfurt (Oder) (Leitende Chefarztin: MR Dr. Klinkenstein), Frankfurt (Oder), Bundesrepublik Deutschland).

Das Arzneimittel, Medikament oder auch Gift (je nach Einstellung wählen Sie sich bitte einen Begriff aus) ist vorerst verschreibungspflichtig. Eine Packung mit 10 Streifen soll unter € 30 kosten.

Eine persönlich geprägte, subjektive Meinung können wir uns hier nicht verkneifen. In Zeiten immer lauteren Rufens nach Bio-Honigen sehen wir die Zulassung neuer Medikamente, die Rückstände in Wachs und Honig hinterlassen als kontraproduktiv und schlicht „aus der Zeit gefallen“. Uns jedenfalls erscheint ein eigener, von Rückständen möglichst unbelasteter Wachskreislauf immer dringlicher zu werden.

Doch noch sind „Hopfen und Malz“ nicht verloren.

Zulassung eines Hopfenpräparats

Wiki Hopfen

Kadereit at the German language Wikipedia [GFDL 1.3 (www.gnu.org/licenses/fdl-1.3.html), via Wikimedia Commons

Das Hopfenpräparat HopGuard® auf Basis einer Hopfensäure soll voraussichtlich 2016 auf den Markt kommen, nachdem es als EU-Zulassung beantragt wurde. Die Sommer- und Winterbehandlung soll, 14-tägig in Streifenform eingebracht, als sehr erfolgreich bei brutfreien Völkern gelten. Dass Betasäure unbedenklich ist, sei schließlich in jahrhundertelangen Menschenversuchen erfolgreich getestet worden, so Dr. Berg schmunzelnd. Wobei natürlich der Alkohol dran schuld ist, wenn’s beim Bierkonsum doch zu Nebenwirkungen kam. 😉

Wer mehr und ernsthaftes über das alte neue Wundermittel erfahren möchte, welches in den USA bereits erhältlich ist, der hole seinen „Imkerfreund“ heraus. H. 11 (S. 10-11) und 12 (S. 20) von 2015 berichten über die in Deutschland getesteten Völker und klingen sehr optimistisch, zumal die Vitalität der Völker – im Gegensatz zu den Säurebehandlungen – erhalten bleibt.

Folie zum Kleinen Beutenkäfer 2015Aktueller Stand zum Kleinen Beutenkäfer

Leider noch keine Enwarnung kann zum Kleinen Beutenkäfer gegeben werden. Der in der Gegend um Süditalien und Sizilien aufgetauchte Aethina tumida hat sich zwar nicht weiterverbreitet, ist jedoch immer noch aktiv. (Siehe dazu auch unser Blogbeitrag vom 17.07.2015).

2014 wurde der Kleine Beutenkäfer 61-mal gefunden, 2015 noch 29-mal. Die Böden müssen ausgehoben und mit Insektiziden behandelt werden, um eine weitere Ausbreitung der gefräßigen Käfer, die sich von Honig, Pollen und Bienenbrut ernähren, zu verhindern. Im Radius von 15-30 Km um das Befallsgebiet untersuchte man vorsorglich 1.200 Bienenstände, doch glücklicherweise mit negativem Befund.

Weitere Informationen s. a. Ritter, Wolfgang: Was tun, wenn der Käfer kommt? In: Imkerfreund. Fachmagazin für Imker. 2015. H. 12. S. 3 sowie Was tun, wenn der Beutenkäfer bleibt? auf S. 10-11.

Wie geht’s der Asiatischen Hornisse?

Präparat von Vespa velutinaVespa velutina, die vorzugsweise ihre Nester in Bäumen anlegt, die höher als 10 Meter sind, wurde in 2015 nur einmal gesichtet. Nester hat man bislang keine gefunden. Doch da die Asiatische Hornisse sich bereits in Europa befindet – in Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien und Italien – ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch bei uns landet und hohe Völkerverluste auslöst. In Kashmir, so Dr. Berg, waren das bis zu 30%. (Siehe auch unser Bericht vom 19.07.2015 https://bienen-leben-in-bamberg.de/veitshoechheimer-imkertag-2015-3-asiatische-hornisse-gelandet/)

Ob es bei derartigen Zahlen hilft zu sagen: (Bitte) Keine Panik! (Siehe Ruff, Heike In:  Imkerfreund. 2015. H. 3. S. 27-29)? Zur Risikobewertung wird in diesem Artikel ein französischer Imker folgendermaßen zitiert: „Gegenüber der Wirkung vieler Insektizide ist der Einfluss der Asiatischen Hornisse auf Honigbienen ein Witz.“

Das Thema Insektizide wird im kommenden Weblog vertiefend mit dem nächsten Referenten des Imkerforums, Dr. Andreas Schierling, behandelt, der eine Bilanz der Untersuchungen in 2015 innerhalb des Bienengesundheitsdienst des Tiergesundheitsdienstes Bayern e. V. zieht. Bleiben Sie dran!

Übersicht aller Beiträge zum Imkerforum:

Veitshöchheimer Imkerforum (2): Versuchsergebnisse (2) des Fachzentrums Bienen

Funktioniert Hyperthermie gegen die Varroa? Mit Spannung wurde am Imkerforum in Veitshöchheim die Antwort erwartet. Das Fazit also vorneweg: Die Wärmebehandlung scheint grundsätzlich eine wirksame Methode gegen den Varroabefall zu sein, so Dr. Stefan Berg vom Fachzentrum Bienen.

Welche Variante der verschiedenen angebotenen Hyperthermieverfahren die bessere ist, wurde vergangenes Jahr getestet, und zwar der Varroa Controller und der VarroaKill II, die beide vor allem in Österreich zum Einsatz kommen, sowie der VarroaEliminator (Prototyp? Ich konnte leider nichts dazu nachrecherchieren). Die Bienensauna (der Name fiel übrigens von Seiten des Vortragenden kein einziges Mal, doch lag es nahe, was gemeint war) hätte auch getestet werden sollen, doch passte den Herstellern das beabsichtigte Versuchsdesign wohl nicht so recht.

Bei drei Brutbehandlungen und zusätzlich einer Volkbehandlung wurden der Milbenabfall, die Brutmortalität und die Brutmilbenmortalität untersucht. Die Untersuchung zeigte die Verteilung der Milben vor Behandlungsbeginn im Volk auf: 50% bis 90% der Milben hielten sich in der Brut auf und nur 10% bis 50% auf den Bienen. Die Wirksamkeit der Hyperthermie-Behandlung lag bei über 60% bis 85% Reduzierung des Vorrobefalls. Dabei schnitt die Behandlung am gesamten Volk am schlechtesten ab.

Als Reaktion bei der Volkbehandlung konnte beobachtet werden, dass die Bienen vor der Wärme sozusagen flohen, indem sie die Beute verließen (die Behandlung fand bei offenem Flugloch statt) bzw. sich an den Wabenrändern aufhielten. Im Grunde könnte man sagen, so unser Gedanke, dass dies ebenfalls einer Brutbehandlung gleich kommt. Bei bei 500-600 Watt hörten die Bienen auf, mit ihren Flügeln zu fächeln. Bei der Volkbehandlung war der Knackpunkt im Versuch das unterschiedliche Equipment der Beuten, also zum Beispiel Bausperren.

Die Veröffentlichung der genauen Werte ist geplant, sobald die Hersteller der Hyperthermiemethoden Gelegenheit zu einer Stellungnahme hatten.

Kein Versuchsergebnis des Fachzentrums, jedoch eine Meldung zu einer weiteren Methode gegen die Varroa ist chemischer Natur. Die erfahrt ihr morgen von uns.

Übersicht aller Beiträge zum Imkerforum:

Von der Zeidlerei bis zur Faulbrut – Bienennachrichten in Bamberg

Bienennachrichten zum FrühstückZum Frühstück gab’s heute gleich zwei Nachrichten in Sachen Bienen. Keine davon erfreut uns so richtig, wenngleich wir durchaus auch die positiven Seiten gewillt sind, zu erkennen.

Nachricht im „Fränkischen Tag“ (FT): „Freiheit für die Honigbienen“.

„Naturschützer im Steigerwald wollen die Bienen zurück in den Wald bringen …“, so der Teaser des Artikels. Ja, interessant ist das alte Zeidlerhandwerk sicherlich. Auch als Rückblick in die Geschichte der Honig- und Waldwirtschaft ein löbliches Unterfangen. Doch ob Bienen in Holzbäumen oder in Holzbeuten ohne Mittelwände leben, macht kaum Unterschied – Holz ist Holz. Und selbst Mittelwände sind nicht wirklich künstlich, sondern ebenfalls aus (in Form gebrachtes) Bienenwachs, die von den Völkern, ergänzt mit neuem Wachs, umgebaut werden. Fürs Wohlergehen der Bienen spielt das, wenn überhaupt, eher eine untergeordnete Rolle. Eher schon für das Ökosystem „Wald“.

Etwas anderes treibt uns viel mehr um. Wir leben in einer globalen Welt mit einhergehenden Schrankenlosigkeit gegenüber Seuchen, die unsere menschlichen und tierischen Organismen ohne jahrhundertelange Gewöhnung aneinander nicht ohne Weiteres überstehen können. Die wichtige Frage heute ist: Wie lassen sich Völker in Baumhöhlen rein technisch gesehen gegen die Milbe behandeln? Wie lassen sich Seuchenausbrüche beobachten und wirkungsvoll behandeln?

Wild und frei sind zweierlei

Zeidelwesen – Tafel im Zeidelmuseum FeuchtWas man bei allem „Goodwill“ ebenfalls gerne übersieht: Baumvölker in der Zeidlerei von früher (also bis etwa 1800) waren sogenannte „Totvölker“. In einem Jahr trugen sie ein, im nächsten wurde der Honig komplett entnommen und somit das Volk vernichtet. Das war das übliche Verfahren und ist keineswegs romantisch oder im Sinne „Zurück zur Natur“. Der Vorteil war, es gab immer nur junge, frische Völker. Frei in ihrer Lebensentscheidung waren sie dabei sicher nicht. (s. a. Zeidelmuseum Feucht bei Nürnberg.)

Verwilderte Bienen, wild schwärmende Bienen (richtig muss es heißen: „Honigbienen ohne imkerliche Pflege“), sind definitiv eine Gefahr für alle Völker. Wir können das nicht gut heißen. Wildbienen sind es ohnehin nicht, das ist eine andere, solitär lebende Art. Ein wirklich und wahrhaft freies Volk besteht im Übrigen ebenfalls aus „Massetieren“, sucht sich selbständig eine Höhle* – und geht heutzutage ziemlich sicher an der allüberall auftauchenden asiatischen Varroa destructor ein.

Das Fatale: Vorher hat das ungepflegte Volk diesen Schädling sowie Seuchen, zum Beispiel die (Amerikanische) Faulbrut, noch hübsch verbreitet. Womit wir bei der nächsten Meldung sind.

Nachricht im Rathaus-Journal Nr. 23/2014: Vollzug des Gesetzes zur Vorbeugung und Bekämpfung von Tierseuchen … Amerikanische Faulbrut der Bienen

Die Befürchtungen, die wir vor einigen Wochen bei der ersten Bekanntgabe des Ausbruchs der Amerikanischen Faulbrut in Bamberg bereits hegten, sind (fast) eingetroffen. Ja, der Sperrbezirk hat sich in die Nähe unserer Standorte hin verschoben. Aber nein, wir liegen, wenn auch denkbar knapp, immer noch außerhalb des Kreises. Jetzt kann uns im Grunde nur ein einbrechender Winter helfen, denn unter 10 Grad fliegen Bienen nicht. Somit wäre eine Verbreitung durch Verflug (also wenn fremde Bienen es schaffen, in andere Völker einzudringen), gebannt.

Wir hatten Überlegungen angestellt, unsere Bienenvölker zu versetzen (siehe auch hier), doch uns aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden. Nun mag das Schicksal entscheiden.

Wir hoffen, mit dem Bau der „Bienen-InfoWabe“ im nächsten Jahr ein Podium zu schaffen, in der der Austausch über die Geschehnisse, über Risiken und Nebenwirkungen jeglicher Art der Bienenhaltung, gesittet möglich ist. Niemand von uns hat die Weisheit mit Löffeln gegessen. Die Komplexität der Zusammenhänge ist größer, als es in ein paar Zeitungszeilen passt. Glaubt nicht alles, was zu lesen ist, aber bleibt im Dialog und vorveruteilt nicht. Um das bitte ich alle Bienen- und Honigliebhaber/innen, die es gut mit der Natur meinen, wie wir sie heute kennen. Als Kulturraum, in der Mensch und Tier miteinander auskommen können, wenn wir bedachtsam und wachsam vorgehen.

* Eine nette Geschichte am Rande: Ein Altimker in Oberkotzau, der seine Völker durch natürliche Schwarmbildung vermehrte, jagte, als es wieder einmal soweit war, einen Schwarm hinterher, der sich aus seinem Bienenhaus (Hinterbehandlung) heraus erhob. Dieser Schwarm flog letztendlich wieder zurück, wohl, weil ihm die Unterkunft am geeignetsten erschien. Und warum auch nicht? Warm, gemütlich und geschützt – viele Jahre Versuch und Irrtum im Beutenbau können nicht ganz umsonst gewesen sein.

Neujahrsspaziergang nach Bienenhausen

Milbenauszählung Buger Wiesen

Milbenauszählung Buger Wiesen

Klar drängte es uns, im neu gestarteten Jahr nach unseren Völkern zu schauen. „Alles ruhig in Bienenhausen, Ortsteile Bug und Wildensorg“ konnten wir erleichtert feststellen. Die Hörprobe ergab ein feines, sehr leises Grundsummen, unterbrochen von etwas lauter zu vernehmenden Einzel“stimmchen“.

Milbenauszählung HeiligGrab/Hofstadtgärtnerei

Milbenauszählung am Standort HeiligGrab/ Hofstadtgärtnerei

Die Windeln aus der letzten Oxalsäurebehandlung ergaben wie erwartet einen hohen Befall an Varroen. Zwischen 50 und über 100 winzig-runde, braunglänzende Pünktchen zählten wir auf dem weißen Plastikeinschub. Dass die Völker während der Behandlung damals tatsächlich brutfrei waren, sahen wir daran, dass wir nur dunkle Milben und keine hellen Tochtermilben zu finden waren. Ein gutes Zeichen!

Die Oxalsäurebehandlung erfolgte übrigens am 17.12.13. In der ersten Woche fallen 80% der Milben. Die Säure wirkt allerdings noch vier Wochen nach.

Windel mit Varroamilbenfall, Wachsteilchen und Kot

Windel mit Varroamilbenfall, Wachsteilchen und Kot

Gut zu sehen auch, wo genau das Volk zusammenhockt. Hellgelbe Wabenteilchen erzählen außerdem davon, dass die eine oder andere Honigwabe aufgebrochen wurde, um den Hunger zu stillen. Einige wenige dunkle Kotflecken (am linken Rand) zeugen wohl davon, dass die Säurenbehandlung auch anstrengend für unsere Bienen sein kann und sie durchaus mit Durchfällen zu kämpfen haben. Aber das ist weniger schlimm, als sich durch die Varroen das Blut absaugen zu lassen. Wie gut auch, dass unsere Bienen diese milden Wetterlage hin und wieder nutzen können, um außerhalb des Stockes ihr Geschäft zu verrichten.

 

Pressespiegel zur Varroa

FT am 4.12.2012 / infranken.de:

Varroa: Imker müssen jetzt handeln. Bedrohung. Milben sind der Hauptgrund für das Aussterben ganzer Bienenvölker. Jetzt ist die richtige Zeit für die Winterbehandlung mit der für die parasiten tödlichen Oxalsäurelösung.

Ein ganzseitiger Artikel über die Bienengesundheit – das freut das Imkerherz! Wenn es nicht ein gar so trauriger Anlass wäre. Erst gestern sprach ich mit einem erfahrenen Imker aus Kemmern, von dessen sechs Völker heuer nur eines noch lebt. Wir hoffen mit ihm, dass er es gut über den Winter bekommt, um im neuen Jahr seinen Bestand mittels Ableger wieder neu aufzubauen.

Alle, die sich nicht mit Imkern auskennen: es herrscht ohne Übertreibung (!)  Alarmstimmung auf der Welt. Wer mithelfen will, die für die Bestäubung so bitter notwendigen Bienenvölker zu unterstützen, der kann sich hier auf unserer Seite „Wie helfen?“ erkundigen, wie. Am effektivsten ist – neben der eigenen Imkerei – allerdings immer noch der Umweltschutz. Aber auch eine Bienenpatenschaft über Bienen-leben-in-Bamberg.de wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk, inklusive Honigglas zum Unter-den-Baum-legen.

Varroabehandlung: Petition gegen Pestizide

Zu brisant, um nur als Kommentar stehen zu bleiben: „gänseblümchen“ verweist auf eine Petition gegen die Verwendung der vom staatlichen Veterinäramt Tschechiens empfohlenen Behandlung gegen die Varroamilbe. Ich nehme das zum Anlass für die sich aufdrängende Frage:

Wie wird gegen die Varroamilbe (Varroa destructor) in Deutschland vorgegangen?

Ein komplexes Thema … ich versuche eben mal, unseren eigenen Kenntnisstand zusammen zu fassen. Bitte erkundigt euch aber selbst noch einmal ganz genau!

In Deutschland werden unterschiedliche organische Methoden wie Ameisensäure, Thymol, Oxalsäure und Milchsäure in unterschiedlicher Dosierung empfohlen, die als purer Grundstoff oder unter verschiedenen Namen verkauft werden (Apiguard, Thymovar, Oxuvar, u. a.). Ein Mittel wie Perizin ist nicht mehr empfehlenswert. Ebenso wenig wie die Anwendung per Schwammtuch. Aber der Reihe nach.

Unterschieden wird bei den Varroa-Mitteln zwischen:

  • der Sommer- und Winterbehandlung
  • Dosierung und Anwendungsweise (Träufeln, Sprühen, Verdunsten, Kurz- und Langzeitbehandlung)
  • Behandlungsanlässe (Vorbeugen, akuter Notfall, Ablegerbildung …)

Ein Beispiel, wie komplex sich die Varroabekämpfung für die Imker darstellt:

Die 65-prozentige Ameisensäure hat im Sommer (nach dem Honigschleudern!) gute Erfolge, da sie auch in die Brutzelle, die sich Biene und Varoamilbe „teilen“, hineinreicht.

Die 85-prozentige Ameisensäurebehandlung ist (derzeit) nur für den Notfall erlaubt. Sie könnte, unsachgemäß durchgeführt, die Brut und die Jungbienen schädigen. Bei der Ameisensäure kommt es vor allem auf die gleichmäßige Verdampfung bei optimalen Temperaturen an.

Brütet das Volk, ist Ameisensäure die Wahl. Brütet es nicht mehr, ist Oxalsäure oder Milchsäure angezeigt. Oxal- und Milchsäure wirken ohnehin nicht in die Brut hinein, sondern befreit lediglich Erwachsenenbienen von ihren Plagegeistern. Folglich sind Oxal- oder Milchsäure das perfekt wirkende Mittel, wenn es mehrere Tage frostig-kalt war und ist. Das heißt: ein Frosttag allein genügt nicht, ist allenfalls ein Zeichen, dass das Volk das Brüten (vorerst) eingestellt hat. Bleibt es hingegen länger kalt, kann behandelt werden.

Thymol verwenden wir zum Beispiel nicht, er riecht doch recht intensiv und seine Wirkung ist auch ein wenig umstritten. Wobei bei mir persönlich Thymian recht gut gegen erste Anzeichen von Erkältung wirkt und ich diesem Mittel eigentlich sogar vertraut hätte. 😉

Zur Häufigkeit: Milchsäure kann mehrfach angewandt werden, Ameisensäure bis zu zweimal, Oxalsäure nur einmal pro Bienenjahr (ab letztem Mal Honigschleudern, also Juli/August).

Windelkontrolle am 2.10.12 – die dunklen Punkte sind die „erlegten“ Varroamilben. Links unten gut zu erkennen die Lage des  darüber liegenden Brutnestes. Hier befindet sich der meiste Abfall. (Windel: ein extra für die Kontrolle konstruierter Plastikeinschub unterhalb des Beutenbodens.)

Grundsätzlich gilt es, die Winterbienen fit zu machen, damit im Frühjahr möglichst wenig Milben im Stock ihr Unwesen treiben. Denn sobald man in die Zeit der Honigproduktion gelangt, darf rückstands- und geschmacksbedingt keine Behandlung mehr erfolgen. Es sei denn natürlich, man verzichtet auf den Honig, etwa, weil man die Bienen als reine Bestäubungsleisterinnen hält.

Links zur Varroabehandlung (subjektiv von uns empfohlen):

Wenn ihr selbst noch eine Seite zur praktischen Behandlung gegen Varroatose, aktuell Varroose genannt, also den Varroamilbenbefall empfehlen wollt, die euch plausibel, aktuell und hilfreich vorkommt, dann gerne als Kommentar senden.

Willkommen im Blog „Bienen-leben-in-Bamberg“

Bamberger JungimkerWir lieben Bamberg. Wir lieben Obst, Gemüse und alles, was blüht. Wir lieben das Leben. Und wir sind seit 2011 begeisterte Jungimker.

Die Zeiten ändern sich. Imkern ist längst kein „Altherren-Hobby“ mehr, sondern ist und war schon immer eine ernstzunehmende Landwirtschaft und Nutztierhaltung. Das beweisen die Zuwachszahlen an jungen und immer häufiger auch weiblichen Imker.

Die Zeiten ändern sich. Imkern ist längst kein „Sich-selbst-überlassen-der-Völker“ mehr, unterbrochen nur von der Honigentnahme. Denn ohne unsere systematische und vor allem zuverlässige Pflege ist die heimische Biene machtlos gegen die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe.

Die Zeiten ändern sich. Das Bienensterben ist längst nicht nur der Varroamilbe geschuldet. Neue Forschungen aufgrund alarmierender Nachrichten aus der ganzen Welt weisen auf die vernichtende Wirkung von Pestiziden im Gebrauch der Agrarwirtschaft hin. Die Biene scheint ihre Orientierung zu verlieren, findet nicht mehr in den Stock zurück, und das Volk ist verloren.

Die Zeiten ändern sich. Der Kontakt unter den Imkern und Bienenfreunden beschränkt sich nicht mehr nur über Honig-Verkaufsstände und innerhalb – voneinander mehr oder weniger – abgeschotteter Vereine. Der Austausch, das Voneinander-Miteinander-Lernen und sich informieren via Social Networking, beispielsweise über diesen Weblog hier, macht Sinn. Denn wir sitzen alle in einem Boot. Ohne ausreichend Bienenvölker sind auch Menschenvölker für die Zukunft verloren. Klingt übertrieben, ist es aber nicht.

Die Zeiten ändern sich. Nicht nur der Naturschutz ist uns ein Anliegen, sondern auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen. Alles, was man gerne tut, gelingt. Deshalb werden wir uns in unseren Beiträgen jedweder Facette rund um die Imkerei und das Bienenerleben annehmen, ganz nach Lust und Laune.

Anregungen, Kommentare und Mitautor(inn)en sind herzlich willkommen!