Wachsverarbeitung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK25, Modul 10)

Imker-Anfängerkurs, Modul 10, Wachsverarbeitung BLIB-Imkerkurs für Anfänger / Bienen-leben-in-Bamberg.deModul 10 des Imkeranfängerkurs fand am 16.08. bei strahlend-heißem Sonnenschein im Bienengarten statt. Die 5 Stationen mit Anschauungsobjekten und Praxisübungen greifen den Bearbeitungsablauf folgender Ausgangsmaterialien auf:

  1. Wachs allgemein
  2. Entdeckelungswachs
  3. Drohnenwachs
  4. Altwaben
  5. geschmolzenes Wachs (weiterverarbeiten)
  6. Mittelwandwaben

Die Phasen der Wachsbearbeitung lassen sich in einem früheren und sehr ausführlichen Blogbeitrag mit Checklisten nachlesen. Daher nachfolgend nur Ergänzungen.

Station 1: WACHSKUNDE (Wachs allgemein)

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Die Bedarfsanforderungen bei der Wachsverarbeitung erklären sich aus dem Verhalten des Grundstoffs Wachs, beispielsweise seines Schmelzgrades (60-64°) und seines zuweilen verzögerten Siedepunkts, mithin seiner tückisch-leichten Entflammbarkeit, erkärte Reinhold eingangs.

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Des Weiteren wurden Umarbeitung, Lagerung und ein mögliches Outsourcing erläutert. Anforderungen sind:

  • hoher Zeitbedarf
  • einen (Außen-)Raum mit Strom- und Wasserversorgung, dies vor allem, um der Geruchsbildung beim Drohnenwachsschmelzen Rechnung zu tragen
  • Ein Schutz vor Insekten ist sehr wichtig
  • Bereich, in dem Drohnen und Altwachse kühl und trocken aufbewahrt werden kann
  • Ein schwieriger Punkt ist das Finden einer vertrauenswürdigen Firma, die (vorgereinigte) Wachse so umarbeitet, dass man sein Eigenwachs fälschungssicher wieder zurückerhält, um beste Qualität für die Bienenaufzucht und den Honiggenuss garantieren zu können

Station 2: WACHSSCHMELZEN (Entdeckelungswachs und Drohnenwachs)Imker-Anfängerkurs, Modul 10, Wachsverarbeitung BLIB-Imkerkurs für Anfänger / Bienen-leben-in-Bamberg.de

Bei unserem Ausgangswerkstoff 1 und 2, also Entdeckelungswachs und Drohnenwachs, lässt sich je nach persönlichen Vorlieben der Geräteeinsatz variieren: Topf im Topf mit Wasserbad oder Wachs mit heißem Wasser auflösen.

Imker-Anfängerkurs, Modul 10, Wachsverarbeitung BLIB-Imkerkurs für Anfänger / Bienen-leben-in-Bamberg.deImker-Anfängerkurs, Modul 10, Wachsverarbeitung BLIB-Imkerkurs für Anfänger / Bienen-leben-in-Bamberg.deAls Sieb dienen praktischerweise Feinstrumpfhosen (Beine abschneiden, Knoten machen und man erhält gleich 3 Siebe auf einmal). Ein Kartoffelstampfer hilft beim Ausdrücken des Wachses.

Achtung: Die für die Wachsbearbeitung benutzten Teile nicht in die Spülmaschine geben. Das Wachs verstopft schnell die Düsen.

Station 3: ALTWABEN SCHMELZEN

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Zum kostengünstigen Einschmelzen mehrerer Altwaben dienen:

  • drei Zargen
  • mit Plastikfolie umwickelter Holzdeckel
  • Edelstahlgitter
  • wattstarker Tapetenablöser (besser noch zwei) zur Dampferzeugung
  • Plastikschlauch
  • Plastiktopf
  • Edelstahltrichter

Station 4: REINIGEN UND GIESSEN von geschmolzenem Wachs

WachsschmelztopfFür das seuchenfreie Reinigen des Wachsmaterials dient ein elektrischer Wachsklärbehälter mit Ölmantel. Er ist sehr teuer in der Anschaffung, garantiert jedoch einwandfreies Wachs, welches sogar für Kosmetika und Haushaltsmittel eingesetzt werden könnte, vor allem natürlich hier das Entdeckelungswachs.

Mittelwandgießform der Firma GRAZEManche teure Geräte lohnen sich daher nur für größere Mengen oder nach einer längeren Amortisationszeit, so auch die Mittelwand-Gießanlage. Zum Mittelwandwachsgießen und Einlöten bieten wir daher einen eigenen Workshop an. Nächster Termin ist 31.01.2026, 14.30-16.30 Uhr.

Da beide Geräte sehr schwer sind, brachten wir sie nicht von unserer Stadtwohnung im 3. Stock aus in die Bienen-InfoWabe, doch die Fotos sollten einen Eindruck verschaffen,

Und beide Geräte sind ein Fall für das Abrufen von Fördermittel! Doch, Achtung – bereits vorhandene Imkergeräte sind nicht förderfähig! Hingegen ist es mittlerweile möglich, gleich nach Antragstellung den Kauf zu tätigen. [Für Bayern -> Förderwegweiser -> MayMBL], s. a. Blogbeitrag Amtliches und rechtliches zur Bienenhaltung].

Station 5: PRAXISÜBUNGEN MITTELWAND: Draht spannen und Rähmchen einlöten

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Bei den Übungseinheiten wurden lockere Rähmchendrähte mittels eines Drahtspanners gefestigt. Sind die Drähte danach immer noch zu locker, lässt sich auch ein kleiner Keil am Rahmen einklemmen, um dann die Wabe einzulöten. Sitzt die Wabe fest, kann der Keil wieder entfernt und der überstehende Draht mit einem Reisnagel an den Rahmen fixiert werden.

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Zum Befestigen der Mittewland ins Rähmchen, also auch an die Drähte, dient ein Trafo-Einlöter. Er ist zwar ebenfalls nicht gerade billig, doch unverzichtbar.  Eventuell kann man sich diesen mit anderen Imker(inn)n teilen. Alte Klingeltrafos sind häufig noch in Gebrauch, doch aus Sicherheitsgründen dürfen wir sie nicht empfehlen.

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Die Mittelwände sollten beim Einlöten leicht angewärmt sein. Als typische Winterarbeit kann man sie (verpackt in Papier) eventuell auf die Heizung legen und danach in einer Decke eingewickelt neben sich zum Bearbeiten platzieren.

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Lediglich die richtige Andockstelle der beiden Drahtenden müssen gefunden und mit je einem Pol unter Strom gesetzt werden. Und natürlich muss der richtige Schmelz-Zeitpunkt gefunden werden, damit der Draht nicht durch die Mittelwand durchschmilzt. Doch auch das kann wieder repariert werden.

Dieser Vorgang ist auch Teil des o. g. Workshops Mittelwandwachsgießen und Einlöten.

Das Modul 11 zum Einfüttern fand am selben Tag statt und wird im kommenden Weblog erläutert.

Varroabehandlung und Wabenhygiene (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK25, Modul 9)

Übersicht:

Im Modul 9 des Imkerkurses für Anfänger am 09.08.25 standen zwei Arbeitsschritte an: Varroabehandlung (mit Ameisensäure und mit Vorschau Oxalsäure im Winter) sowie Wabenhygiene.

Sie lassen sich optimal in einem einzigen Arbeitsgang zusammenfassen. Wir stellen hier zunächst die Theorie der Varroabehandlung vor, da wir einen Vorgriff auf die Oxalsäurebehandlung im Winter (Träufelbehandlung und Sublimation / „Verdampfen“) nehmen. Im Anschluss dann die Theorie zur Wabenhygiene.

In der Praxis, die wir am Lehrbienenstand zeigen, erfolgt natürlich erst die Wabenhygiene, um eine leere Zarge für die Behandlung freizubekommen, um darin den Dispenser zur Ameisensäurebehandlung aufzustellen.

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und Wabenhygiene

Grundsätzliches zur Oxalsäurebehandlung (im Winter)

Zunächst erläuterte Reinhold Burger die Oxalsäurebehandlung, die allerdings erst im Winter stattfinden wird. Doch im Sommer lässt sich der Theorie doch angenehmer lauschen als später im Kalten.

Entscheidend für eine optimale Wirkung der Behandlung ist der richtige Zeitpunkt. Die Bienen sollen aus der Brut gegangen sein, also dann, wenn es ein paar Tage lang hintereinander gefroren hat und drei Wochen später dann brutfrei sind. Außerdem sollte es auch am Behandlungstag selbst (bei der Träufelbehandlung) richtig kalt sein, möglichst 0 °C und kälter, damit die Bienen in einer kompakten Wintertraube sitzen. So verteilt sich durch den engen Kontakt der Bienen untereinander die Oxalsäure besser.

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und WabenhygieneFerner müssen die Gerätschaften (siehe Checkliste in der Kursorganisation) parat stehen. Denn vor Ort sollte angesichts des dann meist engen Zeitfensters – oft steigen die Temperaturen gegen Mittag – alles reibungslos verlaufen.

Bei der Sublimierung („Verdampfung“) spielt die Temperatur am Behandlungstag indes keine so große Rolle.

Träufelbehandlung Oxalsäure – Arbeitsschritte im Winter

  1. Windel einschieben
  2. (Schutz-)Brille aufsetzen
  3. Handschuhe überziehen
  4. Mit Spritze Oxalsäure aus angewärmter Flasche aufziehen
  5. Kanüle aufstecken
  6. Obere Zarge ankippen
  7. Errechnete Oxalsäuremenge gleichmäßig zwischen den Wabengassen verteilen
  8. Kontrolle, ob zu viel von der Oxalsäure auf der Windel landete

Alles weitere im Blogbericht zu Modul 12 zur gegebener Zeit.

Übrigens: Nicht nur beim Aufziehen der Spritze, auch bei der Windelkontrolle muss an den Arbeitsschutz in Form von säurefesten Einmal-Handschuhen gedacht werden. Denn die verabreichte Oxalsäure tropft natürlich auch durch die Wabengassen hindurch und landet auf der Windel. Beim Säubern der Windel gerät man dann unweigerlich in Kontakt mit der Säure.

Sublimation („Verdampfen“) Oxalsäure – Arbeitsschritte im Winter

Das Verfahren des Sublimierens durch Erhitzen der kristallinen Oxalsäure(dihydrat), die sodann „verdampft“, gilt als eine sehr bienenschonende und hochwirksame Behandlung gegen die Varroamilbe.

Reinhold stellte zwei verschiedene Gerätschaften zur Sublimierung vor:

1. Den von uns vom Handling her bevorzugten InstantVap, gekauft in Österreich, aus Ungarn importiert. Die Österreicher haben eine längere Erfahrung mit Sublimation, da diese dort schon viel früher als bei uns zugelassen wurde.

2. Varrox Eddy mit Varroxal-Pulver, der im eigentlichen Gebrauch zwar genau so umstandsfrei ist, jedoch das Hantieren mit dem kleinen Töpfchen für das Pulver uns – gerade im Winter und mit Handschuhen – weniger anspricht.

Historie: Seit September 2023 ist das Tierarzneimittel Varroxal – 0,71g/g Pulver für den Bienenstock in Deutschland zugelassen. Varroxal unterliegt nicht der Verschreibungspflicht, kann also frei erworben werden. Zulassungsinhaber ist die Firma Andermatt Biovet GmbH. Bei Varroxal handelt es sich um kristallines Oxalsäuredihydrat, das zum Träufeln, Sprühen sowie zur Sublimation, in Imkerkreisen umgangssprachlich als „Verdampfen“ genannt, angewandt werden darf.

Der Begriff „Sublimation“ bezeichnet den direkten Übergang eines Stoffes vom festen in den gasförmigen Zustand unter Auslassung einer flüssigen Phase. „Verdampfen“ hingegen bezeichnet den Übergang von flüssig zu gasförmig, was als ein minimaler Unterschied gesehen werden könnte, jedoch in punkto Zulassungsbedingung entscheidend war und ist.

Voraussetzung zur Wirksamkeit der Sublimation

Voraussetzung für eine gute Wirkung dieser Methode ist natürlich die Brutfreiheit, da Oxalsäure nicht in die Waben hineinwirkt und somit eben nicht auf die in den Brutzellen versteckten Milben, die die Mehrzahl in einem Volk bilden. Außerdem sollte die  Außentemperatur zwischen 2 °C und 10 °C betragen.

Varroxal ist standardmäßig ebenfalls für eine einmalige Behandlung im Herbst/Winter vorgesehen. Eine zweite Verdampfungsbehandlung ist – im Gegensatz Träufelbehandlung  mit Oxalsäure – möglich, wird jedoch nur bei stark befallenen Bienenvölkern und bei Völkern mit kleinen Flächen verdeckelter Brut im Winter empfohlen.

Die Dosierung liegt bei 2 Gramm pro Volk und Anwendung, unabhängig von der Größe des Magazins und der Anzahl Zargen.

Zur Sublimation ist eine FFP3-Maske unerlässlich. Beachten Sie unbedingt die Sicherheitshinweise!

Soweit die winterliche Vorausschau. Kommen wir zu dem, was im Zeitraum August aktuell notwendig wird.

Ameisensäurebehandlung

Im gesamten 12-moduligen Kursverlauf gehen wir immer wieder auf den gefürchteten Bienenschädling Varroa destructor ein, besonders im Modul 3 zur Bienenkrankheiten. Im heutigen Modul 9 wird die Theorie durch die praktische Anwendung abgerundet. Vorgestellt werden die beiden gebräuchlichsten Säurespender, nämlich der Liebig-Dispenser und der Nassenheider Verdunster professional. Punktuell vertieft werden die einzelnen Schritte im Kapitel „Zur Praxis – Sicherheit und Kontrollen“.

Liebig-Dispenser

Verwendungshinweise, Skala auf dem Liebig-Dispenser zur VarroabehandlungDer Liebig-Dispenser besticht durch seine einfache Handhabung. Voraussetzung für das Gelingen der Behandlung ist die zu ermittelnde wetter- und volksstärkenabängige Dosierung (Hinweise dazu auf dem Plastikfläschchen wie auch auf dem Docht). Zur Veranschaulichung teilten wir die entsprechend zu verwendenden Materialien aus. Dabei finden sich zwei verschiedene Produktausführungen mit etwas unterschiedlichen Skalen.

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und Wabenhygiene

Der Liebig-Dispenser besteht aus drei Teilen:

  1. Plastikflasche (Dispenser) mit zwei Skalen, die es ermöglichen, die Mengenangabe auch dann abzulesen, wenn das Fläschchen bei seinem Einsatz auf den Kopf zu stehen kommt. So hat man die angepeilte Verdunstungsmenge gut im Blick und kann ggf. nachsteuern.
  2. Viereckige (gelbe) Grundplatte aus Plastik.
  3. Ein sogenannter Docht in Form eines quadratischen Papiervlieses, das in die Grundplatte gemäß Größenempfehlung eingelegt wird. Auf den Docht wird später der Dispenser an die Grundplattenstifte aufgesteckt.

Papierdocht des Liebig-Dispensers zur VarroabehandlungAuf diesen viereckigen Papierdochten ist – mit ein bisschen Nachdenken – herauszulesen, wie groß der Docht bleiben kann und wieviel Ameisensäure (AS) verwendet werden soll, und zwar in Abhängigkeit vom 1. jeweiligen Beutensystem, 2. der im Varroa-Wetter prognostizierten Wetterlage bzw. Verabreichungsempfehlung und 3. dem beabsichtigten Säurewert, also 60% bzw. 85% ad us. vet. Wobei letzterer in Deutschland nur bei „Behandlungsnotstand“ via Verschreibung durch einen Tierarzt verabreicht werden darf.

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Grundregel zur Dosierung

Je wärmer die Außentemperatur, desto kleiner sollte der Docht sein. Doch bei 60% AS wird ohnehin der gesamte Docht (für zwei Zargen) benötigt. Wir verwenden in der Regel 150 ml, wobei auch 200 ml möglich wären. Die Verdunstungsrate pro Tag sollte bei etwa 50 ml liegen¹. Zu wenig Verdunstung wirkt nicht, dann muss wiederholt werden. Bei zu schneller Verdunstung kann mit einer Verkleinerung des Dochtes gegengesteuert werden.

Bei zu kühlem, nassen Wetter können auch zwei Dispenser eingesetzt werden. Oder die Alternative, den …

Nassenheider Professional

Beim Nassenheider Professional muss man beim Aufbau sehr geduldig sein. Seine vielen Einzelteile sind in der Handhabung aufwändiger. (Im Kurs ersparten wir uns die Zeit, da wir heuer mehr auf das Sublimieren mit Oxalsäure eingegangen sind.)

Der Unterschied des Nassenheider Professional gegenüber dem Liebig-Dispenser liegt im Dochtsystem, der für einen konstanten Flüssigkeitsstrom sorgt. Er ist daher für eine Langzeitbehandlung (bspw. bei Urlaubsplänen denkbar) und insbesondere bei kühleren Temperaturen durchaus eine gute Wahl.

Funktionsprinzip
Der vertikale Docht saugt die Ameisensäure an und transportiert sie über den U-förmigen Schenkel nach unten auf den horizontalen Docht, wo sie abtropft und verdunstet. Der gelochte Fuß stellt dabei sicher, dass sich die beiden Dochte nicht berühren (Verhinderung von Kapillaritätseffekten). So wird immer ein nahezu konstanter Volumenstrom an Ameisensäure transportiert und verdunstet. [via Immenschuur.de]

Die Menge der AS beim Nassenheider ist höher als beim Liebig-Dispenser (siehe hierzu entsprechende Anwenderempfehlungen im Beiblatt des Produkts!). Achtgeben, wenn auf einer kühlen Witterung noch einmal heiße Tage folgen! Eventuell „badet“ der horizontale Docht in der Schale in zu viel Säure, die schlagartig verdunstet und dann auf die Bienen zu heftig einwirkt. Dann gegebenenfalls die Schale (mit Schutzhandschuhen!) tagsüber entnehmen und in den kühlen Stunden wieder einsetzen.

Alternativ können bei schlechter Witterung auch zwei Liebig-Dispenser mit einigem Abstand zueinander in die Zarge gestellt werden.

Zur Praxis – Sicherheit und Kontrollen

Nach der Wabenhygiene (siehe Kapitel weiter unten) wird die mit 150 ml Ameisensäure gefüllte Vorratsflasche des Liebig-Dispensers auf die mit der Dochtauflage ausgestatteten Grundplatte aufgesteckt. Beides wird waagrecht in eine leere, oben aufgesetzte Zarge platziert. Vom Handling her ist es sicherer, wenn die gelbe Grundplatte auf das aufrechte Fläschchen gesetzt wird.

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und Wabenhygiene

Geht man umgekehrt vor, also setzt man stattdessen den Dispenser auf die Platte, müsste man ihn kippen. Doch dabei kann vorzeitig Säure ausfließen. Ganz übel, falls man beim Befüllen des Fläschchens vergessen hatte, den Tropfaufsatz wieder anzubringen und dabei im Worstcase ohne Handschuhe und über der Beute vorging – alles denkbar!

Schutzhandschuhe verwenden. Das Handschuhmaterial muss gegen den verwendeten Stoff ausreichend undurchlässig und beständig sein. Vor Gebrauch Dichtheit prüfen. Handschuhe vor dem Ausziehen vorreinigen, danach gut belüftet aufbewahren. Hautpflege beachten.
Hautschutzsalben bieten keinen ausreichenden Schutz gegen diesen Stoff. Völlig ungeeignet sind Stoff- oder Lederhandschuhe. [Auszug aus GESTIS Stoffdatenbank]

Die Platte des Liebig-Dispensers besitzt in der Mitte eine leichte Vertiefung. Dort wird eventuell zu viel ausgetretene Säure aufgefangen, vorausgesetzt, die Beute steht tatsächlich waagrecht und die Oberträgerleisten der Rähmchen weisen keinen Wachsüberbau auf. Vorher also gegebenenfalls Propolis oder Wachs vom Oberträger abkratzen.

Ameisensäurebehälter sollten möglichst in einem kühlen Raum (Keller) aufbewahrt werden. Denn eine mögliche Zersetzung der Flüssigkeit mit einhergehender Kohlenmonoxidabspaltung kann geschlossene Gefäße platzen lassen.

Wirksamkeitskontrolle

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und WabenhygieneUm später kontrollieren zu können, ob die Varroabehandlung wirksam war, wird eine Windel eingeschoben. Vor allem bei der Oxalsäurebehandlung im Winter empfiehlt sich das Einsetzen VORAB der Behandlung. Denn so lässt sich erkennen, ob die Träufelbehandlung eventuell nutzlos durch die Wabengassen lief.

Nach drei Tagen sollten Varroen gefallen sein. Um hingegen den „natürlichen“ Milbenbefall festzustellen, steht nach 14 Tagen eine erneute Zählung an, da dann die bislang noch verdeckelten Bienen geschlüpft sind – und mit ihnen die Milben.

Wabenhygiene (die VOR der Ameisensäure durchgeführt wird)

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und WabenhygieneZiel ist es, alte Waben loszuwerden und die Bienen auf „neue“ bzw. unbebrütete Waben zu bekommen. Dazu muss man wissen:

Die Bruttätigkeit und Größe von Wirtschaftsvölkern nimmt im Spätsommer ab. So ist Mitte August bei Völkern, die auf zwei Bruträumen geführt werden, die unterste Zarge in der Regel bereits brutfrei. Die Bruttätigkeit konzentriert sich also auf den zweiten Brutraum. Das kann man gut nutzen und das alte Wabenwerk des unteren Brutraumes entnehmen.

Das Hochziehen des Volkes in den oberen Brutraum wird unterstützt durch das Aufsetzen einer Zarge mit leergeschleuderten Waben, die nach der Honigernte (bei uns im Juli) anfallen. Diese ehemaligen Waben des Honigraums sind unbebrütet (bei Verwendung eines Absperrgitters) und aus frischem, unbelastetem Wachs.

Wird auf eine Fütterung unmittelbar nach der Honigernte verzichtet, so begünstig das den Vorgang des Hochziehens der Bienen. Es sei denn natürlich, die Bienen sitzen wirklich auf dem Trockenen. Dann muss vorher etwas gefüttert werden. Fünf Kilo (entspricht 2 volle Waben) sollten auf alle Fälle im Volk verbleiben!

Was gegen eine sofortige und vollständige Einfütterung spricht, ist außerdem, dass der Feuchtigkeitsgehalt in der Beute steigt. Dadurch wird die Wirksamkeit der AS-Behandlung durch eine schlechtere Verdunstung beeinträchtigt.

Schritt-für-Schritt-Anleitung Wabenhygiene

Im folgenden Video seht ihr die Schritte 1 bis 6. Im Anschluss die Schritte zum Nachlesen ein wenig ausführlicher als im Film aus dem Kurs AK22.

Schritt 1
Die obersten beiden Zargen werden zunächst beiseite gestellt. Man kann sie hochkant auf die schmale  Seite kippen. Natürlich geht das nur, wenn die Rähmchen fest sitzen. Bei Beuten mit Blechkanten oder bei vorab gelockerten Waben würden die verrutschenden Rähmchen so manche Biene zerquetschen. In diesem Fall stellt man sie am besten waagerecht auf einen vorsorglich mitgebrachten zweiten Blechdeckel.

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und Wabenhygiene

Schritt 2
Die nun zugängliche unterste Zarge wird ebenfalls auf die Seite gestellt, am besten quer auf die Kanten des umgedrehten Blechdeckels. Diese Zarge wird später wieder oben aufgesetzt.

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und WabenhygieneImkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und WabenhygieneSchritt 3
Nach dem Entfernen der untersten Zarge mit den alten Waben werden die beiseite gestellten Zargen wieder zurück gestellt. Also auf dem Boden der Brutraum, darüber der ehemalige Honigraum mit den ausgeschleuderten Waben. Die Folie kann nun entfernt werden.

Schritt 4
Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und WabenhygieneDie vormalige untere (zwischenzeitlich auf dem Blechdeckel abgestellte) Zarge wird oben aufgesetzt. Daraus werden die alten Waben entnommen und dabei die Bienen IN die Zarge abgeschüttelt bzw. gekehrt. Also die Bienen NICHT VOR das Einflugloch kehren, denn auf den Waben könnte möglicherweise die Königin sitzen. Wer sich bei diesem Vorgang einen Hut oder Schleier aufsetzt, muss sich nicht genieren.

Die Altwaben werden Stück für Stück in Boxen gestellt bzw. in leere Zargen gehängt oder in einen Plastiksack gesteckt. Später werden sie ausgeschmolzen und das (Alt-)Wachs zur Kerzenherstellung verwendet. (Darauf gehen wir im Modul 10 näher ein.)

Schritt 5
Da wir jetzt eine leere Zarge oben auf haben, kann nun die Varroabehandlung erfolgen (siehe im obigen Kapitel).

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und Wabenhygiene

Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und WabenhygieneSchritt 6
Zum Schluss werden Folie und Holzdeckel wieder aufgelegt. Um den Schraubverschluss des Liebig-Dispensers nicht zu verlegen oder zu verlieren, kann er einfach zwischen Holzdeckel und Blechdeckel geparkt werden. Es ist dies auch ein Zeichen, falls z. B. die Urlaubsvertretung die Beute öffnet, dass hier eine Behandlung stattfindet.

Fehlervermeidung und Sicherheitsaspekte

In diesem Kurs wurde immer wieder auf Strategien der Fehlervermeidung und Sicherheitsaspekte eingegangen. Tatsächlich sind durch die zahlreichen kleinen Handlungsvorgänge viele Fallstricke möglich, die sich für Mensch und Tier sehr unangenehm, ja, sogar gefährlich auswirken könnten.

Seid also organisatorisch und mental gut vorbereitet, geht konzentriert und umsichtig vor und überlegt lieber einmal zu viel als zu wenig, wenn ihr ans Werk geht. Ihr habt es nachgerade zu DIESEM Zeitpunkt in eurer Hand, dass ihr als gesunde Imker/innen auch im nächsten Jahr gut gepflegte Bienen zu besitzen und qualitätsvollen Honig zu ernten.

Wenn ihr dann noch gewissenhaft und ausreichend einfüttert, was wir euch im Modul 11 zeigen werden, dann könnt ihr euch einer gelungenen Imkerei erfreuen. Unsere Bienen sind all unserer Mühen wert!Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de, Modul 9 zur Varroabehandlung und Wabenhygiene

 


¹Pia Aumeier (2023): Ameisensäure sicher einsetzen mit Sachverstand. Bienenzucht 08/2023, S. 350.

Wachsschleudern in der Nordflur

175 Altwachs-Rähmchen konnten wir innerhalb von 6 Stunden (inklusive Rüstzeit und Pausen) mit unserer Wachsschleuder, auch Dampfwachsschmelzer genannt, verflüssigen. Es ist erleichternd, noch vor den steigenden Frühlingstemperaturen die nicht wirklich so appetitlichen Waben, denen teilweise Larvenreste anhaftet, für eine schimmel- und bakterienfreie Lagerung vorbereitet zu wissen.

Durch geschicktes Bestücken des Wachsschleuderkorbs erhöhten wir heuer die Füllmenge auf 18 (statt 15) Zanderwaben. Etwa 15-20 Minuten dauerte diesmal ein Schmelzvorgang, also doppelt so lang wie sonst.

Das lag daran, dass wir die Schleuder auf der Palette beließen und die dadurch bedingten Unwuchtbildung keine volle Drehzahl zuließ. Außerdem war der Topfabbau ein wenig wackelig, was wir nächstes Jahr durch ein entsprechend passenderes Untergestell perfektionieren werden.

Doch während der Wartezeit konnte bereits der zweite Korb vorbereitet werden. Die ausgeschmolzenen Rähmchen wurden vom Trester befreit und dieser in einen Sack geschüttet. Ein paar frühe Bienchen wurden vom Resthoniggeruch angelockt, wobei die menschliche Nase eher nicht ganz so lecker duftende Bestandteile wahrnimmt.

 

Der letzte Schritt zu verwertbarem Wachs, beispielsweise für Mittelwandwaben, ist das erneute Einschmelzen bei hohen, desinfizierend wirkenden Temperaturen in einem Wachsklärbehälter. Doch das können wir zuhause machen, da es dazu nicht viel Platz braucht.

14 Kg Eigenwachs (das Fremdwachs ist noch nicht desinfiziert und gewogen) gewannen wir fürs nächste Jahr … ein Ende der imkerlichen Winterarbeiten ist in Sicht. Letzter Akt für heuer: Einlöten der Mittelwände, die sich gestapelt in unserer Küche aufs Abarbeiten freuen.

Veitshöchheimer Imkerforum 2025 (3) – ZuFI, Zukunftsfähige Imkerei

Einstiegsfolie Artur Kammerer, Projekt ZuFi anlässlich Imkerforum des Instituts für Bienenkunde und Imkerei, IBI, Veitshöchheim 2025

Artur Kammerer vom Institut für Bienenkunde und Imkerei (IBI) öffnete mit seinem Vortrag zum Stand des Projekts „ZuFI – Zukunftsträchtige Imkerei Bayern“ anlässlich des Imkerforums in Veitshöchheim so manchem der rund 500 Teilnehmenden (170 vor Ort und 330 online) die Augen.

Denn: Auch Hobbyimker tun gut daran, die Wertschätzung eines qualitätsvollen Honigs aus Deutschland zu steigern, indem sein Preis den realen Kosten entspricht. Zwar werden wir niemals den wahren Betrag der immensen Bestäubungsleistung der Bienen in Rechnung stellen können, doch wenigstens die eigenen betriebswirtschaftlichen und produktionstechnischen Ausgaben und mindestens ein Taschengeld sollten finanzierbar sein.

Mit den aktuell in der Entwicklung befindlichen Werkzeugen kann eine „nachhaltige Imkerei und die Erhöhung der regionalen Lebensmittelproduktion“ erreicht werden, ist gleich zu Beginn auf der Folie des Diplomwirtschaftsingenieurs zu lesen.

Auch stellen sich in jeder Imkerei Fragen nach den Entwicklungsmöglichkeiten (zum Beispiel räumlich), müssen Anschaffungsentscheidungen getroffen (zum Beispiel Wachsschleuder) und sich (neuen) Anforderungen (zum Beispiel Völkerverluste durch invasive Schädlinge) gestellt werden. Für all das ist die Antwort aus einer ausreichend gefütterte Datenbank hilfreicher als nur das eigene Bauchgefühl.

ZuFI-Projekt: Datenbank und Prozessabläufe

Das bayerische ZuFI-Projekt unter der Leitung von Dr. Ingrid Illies läuft seit April 2023 und wird im Mai 2026 beendet (s. a. Blogbeitrag 2024). Die Datenbank ist bereits konzipiert und getestet und die den üblichen Imkerbetrieben zugrunde liegenden Prozesse wie Honiggewinnung und -verarbeitung, Wachsmanagement und Königinnenvermehrung erstellt. Die im Projektzeitraum gesammelten Daten werden zu Kalkulationshilfen und –vorlagen aufbereitet und der Imkerschaft zur Verfügung gestellt.

Folie Artur Kammerer, Literatur BWS Imkerei; Projekt ZuFi anlässlich Imkerforum des Instituts für Bienenkunde und Imkerei, IBI, Veitshöchheim 2025Ein Beispiel eines Prozesses ist die Ermittlung des Verkaufspreises, neudeutsch das „Pricing“. Damit tut sich schwer, wer noch nie mit Betriebswirtschaft in Berührung kam oder es versäumt hat, das Sonderheft des Deutschen Bienenjournals „Imkern für Profis“ zu studieren (vorhanden in unserer Imker-Bibliothek). Oder eine der Publikationen aus der Schlussfolie. Weitere imkerliche Prozesse stellte Kammerer als Prozesslandkarten dar, die Management- wie Kernprozesse bildhaft machten, ähnlich dem Inhaltsverzeichnis eines Buches.

Wem dies zu theoretisch war, konnte mit den Beispielen zur Auswertung des Raumbedarfs und des Equipments vielleicht mehr anfangen. Die Folienabbildungen waren naturgemäß stellenweise zu klein und überfüllt, um sie einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Doch sollten sie auch nur die Projektbestandteile illustrieren, um einen ersten Eindruck gewinnen zu können.

Die über verschiedene Kanäle bestückte Datenbank soll nun noch weiter gefüllt und getestet werden, um so eine praktische Toolbox zur Optimierung des Imkereibetriebs zu erhalten. Diese realisiert sich beispielsweise in der Kenntnis von Varianten optimaler Bestellmengen von Honigglasetiketten, die auch irgendwo zwischen einem Minimal- und Maximum-Szenario angesiedelt sein kann.

Im 4. Teil unserer Beitragsreihe zum Imkerforum 2025 erfahren wir durch Dr. Illies mehr zu Nahrungsergänzungsmittel für Bienen und Schmelzverfahren im Vergleich. Bleibt dran!

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*10* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

 Cover Schlörholz Bienenwachs und Wachskreislauf Kosmos[Werbung] Wer denkt, mit nur 10 Bienenvölkern kann kein Eigenwachs aufgebaut werden, sollte sich das Werk Bienenwachs und Wachskreislauf von Matthias Schlörholz zu Gemüte führen. Als Imker und Chemiker stellt er sein „Umfassendes Wissen“ zur Verfügung und gibt „praktische Anleitung zur wachsautarken Imkerei“.  Der Hauptteil des Buches erläutert, wie man praktisch „In vier Schritten zum eigenen Wachs“ gelangen kann.

Er wäre jedoch kein Wissenschaftler, würde er nicht auch der Theorie Raum geben und damit für ein tiefergehendes Verständnis vom „Wunder“-Rohstoff Wachs sorgen. Beginnen wir doch gleich damit.

Theorieteil

Vorneweg: Nein, ich würde das Kapitel „Bienenwachs“ nicht auslassen, auch, wenn sich manche beim Wort „Theorie“ schütteln mögen. Auch in unserem eigenen Imkeranfängerkurs beginnen wir das Modul 10 zum Wachsmanagement mit einer Einführung in dieses für Bienen wie Honig so essenzielle „Betriebsmittel“, quasi mit den Decken und Wänden ihrer Wohnung, Brutstätte und Vorratskammer. Soviel Zeit muss sein, um in fünf Unterkapiteln mehr über „Inhaltsstoffe, Eigenschaften des Bienenwachses, Wachsproduktion, -bau und -struktur“ zu erfahren.

Okay, unter uns … die eine oder andere typische Chemiker-Grafik zu Struktur-Formeln oder Wasserlöslichkeit von Wachs im Hinblick auf die Verwendung von Säuren, wie wir sie für die Varroabehandlung benötigen, betrachte ich eher höflich-flüchtig als genau (nun, ich hatte in Chemie nicht ohne Grund eine Fünf). Doch die Ableitung daraus, dass Wachs in kaputten Emailtöpfen oxidiert, also unansehnlich braunschwarz wird, und dass das Verseifen beim Wachswaschen mittels Zugabe einer ausreichend hohen Säurestärke, z. B. durch geringe Mengen von Salzsäure, vermieden werden kann, die im Texteil zu überlesen wäre unklug. Von Zank- bzw. Streitschicht ist hier die Rede, und die haben wir doch schon alle mal am Boden eines Wachsblockes entdeckt, zwischen Wachs und Wachswasser. Also eine durchaus praktisch nutzbare Erkenntnis aus der Theorie zur Länge der Kohlenwasserstoff-Kette einer Carbonsäure. Oder so.

Mit Spürgin (s. a. Rezension vom 03.12.23) und vielen, vielen anderen Imker*innen,  Schüler*innen und, ach, eigentlich allen Menschen, teilt der Hobbyimker aus dem niedersächsischen Rethmar sein Staunen über den präzisen, synchronisierten, immergleichen Wabenbau, der den fleißigen Bienen zu eigen ist. Auch er kann nur mutmaßen, wie das ohne Bauplan, Zirkel und Taschenrechner vonstatten geht. Schlörholz nimmt an, dass die einzelne Biene zwar „keinen Masterplan über das große Ganze“ im Kopf hat, sondern lediglich den kleinen Teil, der vor ihr liegt nach einem „universellen Mechanismus“ bearbeitet, „den die Biene an jeder beliebigen Stelle einer Wabe umsetzen kann“. Wirklich wissen tun wir’s alle nicht, wie die das schaffen.

Hauptteil: Wachskreislauf

Die Gründe für einen [eigenen, geschlossenen wie offenen] Wachskreislauf, um mit dem ersten Unterkapitel zu beginnen, liegen auf der Hand. Im besten Falle bieten wir unseren Bienen von Schadstoffen unbelastete, selbst gefertigte Mittelwandwaben an, so dass sie vor allem in kälteren Lagen oder bei kürzeren Wärmeperioden durch diese Unterstützung einen guten, schnellen Start gewinnen und vor allem die Brut bei guter Gesundheit bleibt.

Kostenersparnis … nun ja, kommt auf den Fuhrpark an, den man sich gönnen mag. Wir selbst müssten beispielsweise noch den Wachsklärtopf mit 800 Euro einbeziehen, von dem bei Schlörholz nicht die Rede ist – was zu erwähnen sich jedoch auf S. 87 im Kasten zu „Entseuchen von Bienenwachs“ durchaus angeboten hätte. Ebenso kein Wort von der genialen Wachsschleuder, die zugegebenermaßen bei über 5.500 Euro Kosten allerdings nur durch Fördermittel finanzierbar war. Klar, muss nicht, aber kann, etwas Fundraising-Geschick vorausgesetzt. Immerhin erspart sie das 8-fache der Zeit und die Ressourcenausbeute liegt bei 99%, sprich: krümelig-trockener Restwachsanteil, der kaum der Rede wert ist. Da darf man den Vereinen ruhig den Mund wässrig machen, finde ich.

In einem grauen Kasten nennt Schlörholz weitere, für mich sehr nachvollziehbare, da geteilte Gründe für einen eigenen Wachskreislauf: Freude an der handwerklichen Verwandlung von unansehnlich gewordenem Wabenwerk in einen hell leuchtenden Rohstoff und ein gewisses Erfolgserlebnis, aber auch Respekt vor der Arbeit der Bienen. Ich füge hier noch den sattsam bekannten, doch absolut berechtigt ausgesprochenen Nachhaltigkeitsgedanken hinzu.

Geschickt in der aufklappbaren vorderen Umschlagseite aufgemacht, sind die Entwicklungsschritte der verschiedenen Wachskreisläufe – vom einfachen Wachskreislauf (unter Zukauf von Fremdwachs, aber mit Vorbereitung zum Eigenwachs-Kreislauf durch getrenntes Sammeln von Jungwachs), offenen Eigenwachs-Kreislauf (Fremdwachs wird ausgeschleust) und dem geschlossenen Eigenwachs-Kreislauf (nur noch Eigenwachs) ist die Rede.
Zu kompliziert? Nun, generell werden komplexe Sachverhalte von übersichtlichen Tabellen und Grafiken begleitet und sind damit besser nachvollziehbar.

Tipp: Während Schlörholz für Mittelwände das gesamte Jungwachs verarbeitet, geben wir immer auch einen Anteil Altwachs (aus Eigenbestand) bei, um so mehr Wabenstabilität zu erreichen. Die Bruchrate wird dadurch deutlich reduziert.

Die nun folgenden Kapitel in vier Schritten, also Sammeln, Rohwachsgewinnung, Feinreinigung und Wachs verarbeiten bzw. auch ausschleusen, gehen konform mit unserem eigenen Unterrichtsmodell, wobei wir als erste Lerneinheit in unserer „Wachsverarbeitung an fünf Stationen“ die Wachskunde mit einbeziehen, also das, was hier den Theorieteil ausmacht. Bedeutet für uns erfreulicherweise, dass wir nun den Kursteilnehmenden ein (Lehr)Buch empfehlen können, welches in keinem Widerspruch zu unserem eigenen Vorgehen steht.

Schlussteil

Mit den Kapitel „Praktische Hilfestellungen“, mit dem der Zwei-Phasen-Dampfreiniger und das Sichere Arbeiten gemeint ist (sehr löblich und unabdingbar!), sowie dem Serviceteil, bestehend aus einer Seite Glossar und einem ebenso kurzen Register, dafür jedoch einem umfangreichen Literaturverzeichnis als Quellennachweis mit etlichen nichtdeutschen Publikationen im Innenteil des ausklappbaren Rückumschlags, endet das bilderstarke Werk.

Fazit

Einziger Kritikpunkt ist die schwer lesbare ausgegraute Schrift in den ebenfalls grau hinterlegten Kästen. Wirklich jetzt?! So wenig Farbe zur Nicht-Wahl im Tank? Bedenken wir, dass das Durchschnittsalter der Imker*innen in die Zeit der beginnenden Kurzsichtigkeit fällt, so ist das durchaus ein Manko.

Dessen ungeachtet überzeugt Bienenwachs & Wachskreislauf sowohl Imkeranfänger*innen wie auch alte Hasen, die endlich ihren eigenen, geschlossenen Wachskreislauf realisieren wollen, vor allem mit dem Hauptteil. Das Vorgehen ist ausreichend genau und flüssig beschrieben und wirkt weder selbstgefällig und geschwätzig, noch zu sachlich-trocken. Ich sehe immer sofort nach dem Wort „muss“, das Schlörholz wohltuend vermeidet. Bei ihm „soll“ man nur, also keine Spur von Dogmatik und nur selten ein erhobener Zeigefinger.

Immer wieder wird zwar der Erklärfluss durch Rück- oder Vorverweise auf andere Seiten unterbrochen, doch liegt es am Verständnis der Leserin bzw. des Lesers, ob dem auch gefolgt werden muss. Die Querverweise sind durchaus nütztlich. Schlörholz‘ zwar im ersten Teil wissenschaftlich geprägter, doch im Hauptteil angenehm pragmatischer Ansatz lässt niemanden am Wachsmanagement verzweifeln, sondern mutig ausschreiten in Richtung Eigenwachsumstellung – und damit zu mehr Qualität in der Hobbyimkerei. Empfehlenswert!


Schlörholz, Matthias: Bienenwachs und Wachskreislauf : Umfassendes Wissen und praktische Anleitung zur wachsautarken Imkerei. In vier Schritten zum eigenen Wachs. 1. Aufl. Stuttgart : Kosmos. 2023. EAN 9783440174005.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Wachsschleuder im Einsatz

Lieferkontrolle WachsschleuderHeuer schafften wir uns eine Wachsschleuder der Firma HAMAG Elektromaschinenbau Buchloe an (s. a. Bericht). Dieses zeit- und ressourceneffiziente Imkereigerät kostete inklusive Stromablesegerät etwas über 5.500 Euro. Ohne die Fördermittel durch den Unterstützungsfonds IV der Stadt Bamberg bliebe unser Wachsmanagement im Sinne einer qualitätssichernden Eigenwachsverarbeitung weiterhin vom Handling her mühsam und würde das achtfache der Zeit bei weitaus weniger Ausbeute veranschlagen. Bedeutet: zeitliche Effizienz von 45 Min. statt 8 Stunden für die Gewinnung von etwa 3 kg Wachs. Wachs-Workshops ermöglichen es angehenden Imker*innen, das Equipment bedienen zu lernen und zu nutzen. Danke, Stadt Bamberg!

Die Details:

1. Wachsproblematik

Wachs ist DER elementare Baustoff im Bienenstock. Aus Wachs errichten die Bienen ihr Wabenwerk. Die Wachswaben dienen als Vorratsbehältnis für Honig und Pollen und als Kinderstube. Wachs ist in der Imkerei also ein sehr wertvolles Betriebsmittel. Pro Jahr erzeugt ein Bienenvolk davon nur rund 1 Kilogramm. Die meisten Imkereien kaufen daher Wachs zu.
Das Problem dabei ist: Bereits seit dem Mittelalter wurde zur Profitsteigerung mit Paraffinen, Stearinen und Fetten gepanscht. Die negativen Auswirkungen: Absterbende oder geschwächte Brut und mit Fremdstoffen verunreinigter Honig.

2. Die Lösung heißt „Eigenwachs“

Für gesunde Bienen und sauberen Honig stellten wir unsere Imkerei auf sogenanntes Eigenwachs um. Wir kaufen kein fremdes Wachs zu. Reines Wachs, hergestellt von den eigenen Bienen, bedeutet Sicherheit und fördert das Vertrauen in eines der wunderbarsten Ur-Produkte der Erde. So garantieren wir zu 100% die Reinheit und hohe Qualität unseres „Bamberger Lagenhonigs“.

3. Anforderung der Wirtschaftlichkeit

Die Eigenwachsverarbeitung erfordert neben der Bienenhaltung und Honigverarbeitung einen eigenen Betriebszweig. Anfallende Alt-Wachse aus den Bienenstöcken müssen zeitnah zu Wachsblöcken umgearbeitet werden. Bisher erfolgte der Schmelzvorgang mit einem wenig leistungsfähigen, selbstgebauten Dampfwachsschmelzer unter Verwendung eines Tapetenablösers. Die Wachsausbeute liegt dabei lediglich bei 50-70% – und das bei einem wirtschaftlich nicht zu vertretenden, unbezahlten (!) Zeitaufwand von 8 Stunden für etwa 3 Kilogramm Wachs! (Hier das Verfahren)

4. Maßnahme und Partizipation

Die Wachsausbeute soll mittels einer Wachsschleuder der Firma HAMAG Elektromaschinenbau Buchloe auf nahezu 100% gesteigert werden. Der wirtschaftliche Hauptnutzen liegt in der zeitlichen Effizienz von 45 Min. statt 8 Stunden. Durch Workshops partizipieren angehende Imker/innen, indem sie das Equipment nutzen dürfen. Im Zusammenhang mit dem Ehrenamt der Bamberger Schulbiene kann das Thema Wachs innerhalb einer Unterrichtseinheit anschaulich gemacht werden.

5. Aufbau des Equipments

Zum ersten Mal ausprobiert hatten wir die Wachsschleuder im Wirtschaftsraum des Obst- und Gartenbauvereins Wildensorg. Die Fotofolge zeigt die einzelnen Schritte. Nach dem Aufbau des Equipments (Anschluss von Steuerung und Anschluss von Dampfschlauch an Schleuder und Dampfgenerator) wird Wasser in den Vorratskessel am Dampfgenerator eingefüllt und der Dampfgenerator an den Starkstrom angeschlossen. Ratsam ist das Ummanteln der Gerätebeine und ein Abdecken des Bodens in unmittelbarer Nähe des Auslasses, um sich das spätere Putzen zu ersparen.

Der Wachsschleuderkorb wird mit den Altwachswaben bestückt. Die Füllmenge beträgt regulär 13 Zanderwaben und evtl. in zweiter Lage noch einmal vier Waben.

6. Wachsschleudern durchführen

Der Deckel wird geschlossen, ein Eimer unter den Auslasshahn gestellt und der Dampfgenerator mittels Tastschalter aktiviert und sehr schnell entwickelt sich der Dampf. Bereits nach fünf Minuten beginnt das erste Wachs-Wasser-Gemisch zu fließen. Dies ist der Zeitpunkt, um den Motor über das Steuerkästchen zu aktivieren.

Die zweckmäßige Einstellung beträgt zwischen 240 und 270 Umdrehungen pro Minute. Je nach Wabenart (bebrütet oder unbebrütet) dauert der Schleudergang etwa sechs Minuten. Während dieser Zeit kann bereits der zweite Korb mit Waben bestückt werden.

Der Trester des ersten Korbs wird entfernt, während der Schmelzvorgang des zweiten Korbs erfolgt. Der Trester ist wunderbar trocken-krümelig und kann im Kompost vergraben werden. Euer Bienensachverständige rät: Bitte den Trester niemals offen auf den Kompost liegen lassen, damit eventuelle Faulbrutsporen nicht über anfliegende Bienen aufgenommen werden können!

Wachsschleuder im Einsatz

Aufruf

Wir benötigen weiterhin einen unkompliziert zugänglichen (Neben-)Raum mit Starkstromanschluss. Falls dieser nachzurüsten ist, was in der Regal ohne Weiteres machbar wäre und von uns übernommen würde. Ein Wasseranschluss wäre ebenfalls nett, jedoch nicht zwingend. Notfalls bringen wir einfach ein paar Flaschen selbst mit. Außerdem wäre es super, wenn uns hin und wieder kleine Gruppen von angehenden Jungimker*innen bei der Ausführung über die Schulter schauen dürfen. Wir würden uns freuen, zumindest sachdienliche Hinweise zu bekommen, wo eine Nische für uns bereit stünde. Neben einem guten Karma ließe sich ein Honigdeal aushandeln. By the way: Den Strom würden selbstverständlich wir bezahlen.

[Aktualisierung 31.12.2024: Dankenswerterweise hat uns seit 2024 Andreas Emmerling einen Unterstand gewährt.]

Wachsverarbeitung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK23, Modul 10)

Im Rahmen des Imkeranfängerkurses trafen wir uns am Samstag, den 19.08., bei strahlend-heißem Sonnenschein im Bienengarten zum Doppelmodul 10 und 11. Berichtet wird hier zunächst zum Modul 10, der Wachsverarbeitung, die an 5 Stationen umfassend erläutert wurde. Vorausgeschickt gab’s Hinweise zum Ausgangsstoff Wachs und auf die Bedarfsanforderungen bei der Wachsverarbeitung. Sie erklären sich aus dem Verhalten des Grundstoffs Wachs, beispielsweise seines Schmelzgrades und (zuweilen verzögerten) Siedepunkts, mithin seiner tückisch-leichten Entflammbarkeit.

Des Weiteren wurden Umarbeitung, Lagerung und ein mögliches Outsourcing erläutert. Anforderungen sind: hoher Zeitbedarf, einen (Außen-)Raum mit Strom- und Wasserversorgung, dies vor allem, um der Geruchsbildung beim Drohnenwachsschmelzen Rechnung zu tragen. Ein Schutz vor Insekten ist sehr wichtig, außerdem ein Bereich, in dem Drohnen und Altwachse kühl und trocken aufbewahrt werden können. Auch wir sind immer noch auf der Suche danach. Wer uns in Bamberg mit einem Nebengebäude dabei helfen kann – bitte gerne Kontakt aufnehmen.

Ein schwieriger Punkt ist das Finden einer vertrauenswürdigen Firma, die (vorgereinigte) Wachse so umarbeitet, dass man sein Eigenwachs fälschungssicher wieder zurückerhält, um beste Qualität für die Bienenaufzucht und den Honiggenuss garantieren zu können.

Wachsverarbeitung an 5 Stationen

Die Reihenfolge der aufgebauten fünf Stationen mit Anschauungsobjekten folgt der  Bearbeitungsabfolge der Ausgangsmaterialien:

1. Entdeckelungswachs
2. Drohnenwachs

Bei Entdeckelungs- und Drohnenwachs lässt sich je nach persönlichen Vorlieben der Geräteeinsatz variieren. Topf im Topf mit Wasserbad oder mit heißem Wasser auflösen.

3. Altwaben
4. geschmolzenes, gereinigtes Wachs zum Gießen der Mittelwände
5. Mittelwände einlöten

Die Phasen der Wachsbearbeitung lassen sich in einem früheren und sehr ausführlichen Blogbeitrag mit Checklisten nachlesen. Daher nachfolgend nur Ergänzungen.

Geräte und Hilfsmittel

AK23, M10, Wachsverarbeitung an fünf Stationen im Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.deVieles lässt sich im Haushalt finden – natürlich erst nach Absprache mit den Küchenverantwortlichen! Allerdings raten wir davon ab, für die Wachsbearbeitung benutzte Teile in die Spülmaschine zu geben, denn das Wachs verstopft dauerhaft die Düsen. Auch Feinstrumpfhosen mit Laufmaschen lassen sich prima als feinmaschiges Sieb Zweitverwerten.

Zum kostengünstigen Einschmelzen mehrerer Altwaben dienen drei Zargen, ein Tapetenablöser (besser noch zwei) zur Dampferzeugung, einen Plastikschlauch und einen Plastiktopf sowie einen Edelstahltrichter. Letzterer ist der Teuerste des Equipments. Die Fotofolge (aus dem Kurs AK21) zeigt den Aufbau.

WachsschmelztopfAK23, M10, Wachsverarbeitung an fünf Stationen im Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.deManche teure Geräte lohnen sich nur für größere Mengen, so die Mittelwand-Gießanlage oder ein elektrischer Wachsklärbehälter mit Ölmantel. Letzterer ist so schwer, dass wir ihn nicht zur Anschauung mitbringen konnten (s. Foto).

Die besonders teuren Geräte sind allerdings förderfähig. Doch Achtung: Erst anschaffen, wenn man die (länderspezifischen) Fördermöglichkeiten überprüft hat! Denn das Rechnungsdatum ist entscheidend! Bereits vorhandene Imkergeräte sind nicht förderfähig. Hingegen ist es mittlerweile möglich, gleich nach Antragstellung den Kauf zu tätigen. Man muss also nicht mehr auf den Bescheid warten. [Für Bayern -> Förderwegweiser -> MayMBL], s. a. Blogbeitrag Amtliches und rechtliches zur Bienenhaltung].

Hier noch der Tipp für die Jungimkerförderung. Sie ist bis zu drei Jahre nach Erhalt der Teilnahmebescheinigung eines Imkerkurses möglich.

Einlöten

Andere Geräte wie ein Trafo-Einlöter sind zwar ebenfalls nicht gerade billig, doch unverzichtbar. Eventuell kann man sich manches mit anderen Imker(inn)n teilen. Alte Klingeltrafos sind häufig noch in Gebrauch, doch aus Sicherheitsgründen möchten wir sie nicht empfehlen.

Das Einlöten konnten wir mangels Strom nicht direkt ausprobieren lassen. Das Löten selbst setzt aber im Grunde keine allzu großen Feinheiten voraus. Tipp: Die Mittelwände sollten leicht angewärmt sein. Als typische Winterarbeit kann man sie eventuell auf die Heizung legen und danach in einer Decke eingewickelt neben sich zum Bearbeiten platzieren. Lediglich die richtige Andockstelle der beiden Drahtenden müssen gefunden und mit je einem Pol unter Strom gesetzt werden. Und natürlich muss der richtige Schmelz-Zeitpunkt gefunden werden, damit der Draht nicht durch die Mittelwand durchschmilzt. Doch auch das kann wieder repariert werden.

Wir bieten jährlich einen eigenen Workshop zum Mittelwandwachsgießen und Einlöten als Vertiefungsseminar an. Dieser findet wieder am Sa., 10.02.2024 mit bis zu 4 Teilnehmern statt, so dass alle genügend Zeit zum Üben haben.

Mittelwand einlöten

Praxisübung Draht nachspannen

Eine kleine praktische Übung stellte das Nacharbeiten der Rähmchendrähte mittels eines Drahtspanners dar. Ergänzender Tipp: Sind die Drähte danach immer noch zu locker, lässt sich auch ein kleiner Keil am Rahmen einklemmen, um dann die Wabe einzulöten. Sitzt die Wabe fest, kann der Keil wieder entfernt und der überstehende Draht mit einem Reisnagel an den Rahmen fixiert werden.

AK23, M10, Wachsverarbeitung an fünf Stationen im Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.deAK23, M10, Wachsverarbeitung an fünf Stationen im Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.deAK23, M10, Wachsverarbeitung an fünf Stationen im Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de

Das Modul 11, das Einfüttern, wird im kommenden Weblog erläutert.

Varroabehandlung und Wabenhygiene (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK23, Modul 9)

Im Modul 9 des Imkerkurses für Anfänger am 12.08.23 standen zwei Arbeitsschritte an: Varroabehandlung und Wabenhygiene. Sie lassen sich optimal in einem einzigen Arbeitsgang zusammenfassen. Wir stellen hier zunächst die Theorie der Varroabehandlung vor, da wir einen Vorgriff auch auf die Oxalsäurebehandlung im Winter nehmen. Im Anschluss dann die Theorie zur Wabenhygiene. In der Praxis erfolgt natürlich erst die Wabenhygiene, um eine leere Zarge für die Behandlung freizubekommen.

Oxalsäurebehandlung (im Winter)

Zunächst erläuterte Reinhold Burger die Oxalsäurebehandlung, die allerdings erst im Winter stattfinden wird. Doch im Sommer lässt sich der Theorie doch angenehmer lauschen als später im Kalten.

Entscheidend für eine optimale Wirkung der Behandlung ist der richtige Zeitpunkt. Die Bienen sollen aus der Brut gegangen sein, also dann, wenn es ein paar Tage lang hintereinander gefroren hat. Außerdem sollte es auch am Behandlungstag (bei der Träufelbehandlung) richtig kalt sein, möglichst 0 °C und kälter, damit die Bienen in einer kompakten Wintertraube sitzen. So verteilt sich durch den engen Kontakt der Bienen untereinander die Oxalsäure besser.

Ferner müssen die Gerätschaften (siehe Checkliste in der Kursorganisation) parat stehen. Denn vor Ort sollte angesichts des dann meist engen Zeitfensters – oft steigen die Temperaturen gegen Mittag – alles reibungslos verlaufen.

Arbeitsschritte der winterlichen Oxalsäurebehandlung (Träufeln)

  1. Windel einschieben
  2. Handschuhe überziehen
  3. Mit Spritze Oxalsäure aus angewärmter Flasche aufziehen
  4. Kanüle aufstecken
  5. Obere Zarge ankippen
  6. Errechnete Oxalsäuremenge gleichmäßig zwischen den Wabengassen verteilen
  7. Kontrolle, ob zu viel von der Oxalsäure auf der Windel landete

Alles weitere im Blogbericht zu Modul 12 zur gegebener Zeit.

Übrigens: Nicht nur beim Aufziehen der Spritze, auch bei der Windelkontrolle muss an den Arbeitsschutz in Form von säurefesten Einmal-Handschuhen gedacht werden. Denn die verabreichte Oxalsäure tropft natürlich auch nach unten durch die Wabengassen hindurch und landet auf der Windel. Beim Säubern der Windel gerät man dann unweigerlich in Kontakt mit der Säure.

Present Day: Ameisensäurebehandlung

Im gesamten 12-moduligen Kursverlauf gehen wir immer wieder auf den gefürchteten Bienenschädling Varroa destructor ein, insbesondere im Modul 3 zur Bienenkrankheiten (siehe Skript in der Kursorganisation). Im heutigen Modul 9 wird die Theorie durch die praktische Anwendung abgerundet. Vorgestellt werden die beiden gebräuchlichsten Säurespender, nämlich der Liebig-Dispenser und der Nassenheider Verdunster professional. Punktuell vertieft werden die einzelnen Schritte im Kapitel „Zur Praxis – Sicherheit und Kontrollen“.

Liebig-Dispenser

Verwendungshinweise, Skala auf dem Liebig-Dispenser zur VarroabehandlungDer Liebig-Dispenser besticht durch seine einfache Handhabung. Voraussetzung für das Gelingen der Behandlung ist die zu ermittelnde wetter- und volksstärkenabängige Dosierung (Hinweise dazu auf dem Plastikfläschchen wie auch auf dem Docht). Zur Veranschaulichung teilten wir die entsprechend zu verwendenden Materialien aus.

Der Liebig-Dispenser besteht aus drei Teilen:

  1. Plastikflasche (Dispenser) mit zwei Skalen, die es ermöglichen, die Mengenangabe auch dann abzulesen, wenn das Fläschchen bei seinem Einsatz auf den Kopf zu stehen kommt. So hat man die angepeilte Verdunstungsmenge gut im Blick und kann ggf. nachsteuern.
  2. Viereckige (gelbe) Grundplatte aus Plastik.
  3. Ein sogenannter Docht in Form eines quadratischen Papiervlieses, das in die Grundplatte gemäß Größenempfehlung eingelegt wird. Auf den Docht wird später der Dispenser an die Grundplattenstifte aufgedrückt.

Papierdocht des Liebig-Dispensers zur VarroabehandlungAuf diesen viereckigen Papierdochten ist – mit ein bisschen Nachdenken – herauszulesen, wie groß der Docht bleiben kann und wieviel Ameisensäure (AS) verwendet werden soll, und zwar in Abhängigkeit vom 1. jeweiligen Beutensystem, 2. der im Varroa-Wetter prognostizierten Wetterlage bzw. Verabreichungsempfehlung und 3. dem beabsichtigten Säurewert, also 60% bzw. 85% ad us. vet. Wobei letzterer in Deutschland nur als „Behandlungsnotstand“ via Verschreibung durch einen Tierarzt verabreicht werden darf.

Grundregel: Je wärmer die Außentemperatur, desto kleiner sollte der Docht sein. Doch bei 60% AS wird ohnehin der gesamte Docht (für zwei Zargen) benötigt. Wir verwenden in der Regel 150 ml, wobei auch 200 ml möglich wären. Die Verdunstungsrate pro Tag sollte bei etwa 30 – 49 ml liegen. Zu wenig Verdunstung wirkt nicht, dann muss wiederholt werden. Bei zu schneller Verdunstung kann mit einer Verkleinerung des Dochtes gegengesteuert werden.

Nassenheider Professional

Bei dem alternativ möglichen Dispenser, dem Nassenheider Professional, muss man beim Aufbau sehr geduldig sein. Seine vielen Einzelteile sind in der Handhabung aufwändiger. Sein Vorteil gegenüber dem Liebig-Dispenser liegt im doppelten – vertikal wie horizontal angebrachten – Dochtsystem, der für einen konstanten Flüssigkeitsstrom sorgt. Er ist daher für eine Langzeitbehandlung (bspw. bei Urlaubsplänen denkbar), doch insbesondere bei kühleren Temperaturen durchaus eine gute Wahl.

Funktionsprinzip
Der vertikale Docht saugt die Ameisensäure an und transportiert sie über den U-förmigen Schenkel nach unten auf den horizontalen Docht, wo sie abtropft und verdunstet. Der gelochte Fuß stellt dabei sicher, dass sich die beiden Dochte nicht berühren (Verhinderung von Kapillaritätseffekten). So wird immer ein nahezu konstanter Volumenstrom an Ameisensäure transportiert und verdunstet. [via Immenschuur.de]

Die Menge der AS beim Nassenheider ist höher als beim Liebig-Dispenser (siehe hierzu entsprechende Anwenderempfehlungen im Beiblatt des Produkts!). Achtgeben, wenn auf einer kühlen Witterung noch einmal heiße Tage folgen! Eventuell „badet“ der horizontale Docht in der Schale in zu viel Säure, die schlagartig verdunstet und dann auf die Bienen zu heftig einwirkt. Dann gegebenenfalls die Schale (mit Schutzhandschuhen!) tagsüber entnehmen und in den kühlen Stunden wieder einsetzen.

Zur Praxis – Sicherheit und Kontrollen

Nach der Wabenhygiene (siehe Kapitel weiter unten) wird der bei uns überwiegend verwendete Liebig-Dispenser an der mit der Dochtauflage ausgestatteten Grundplatte angebracht und waagrecht in eine leere, obenaufgesetzte Zarge platziert werden. Vom Handling her ist es sicherer, wenn die gelbe Grundplatte auf das aufrechte Fläschchen gesetzt wird.

Geht man umgekehrt vor, also setzt man stattdessen den Dispenser auf die Platte, müsste man ihn kippen. Doch dabei kann vorzeitig Säure ausfließen. Ganz übel, falls man beim Befüllen des Fläschchens vergessen hatte, den Tropfaufsatz wieder anzubringen und dabei im Worstcase ohne Handschuhe und über der Beute vorging – alles denkbar!

Schutzhandschuhe verwenden. Das Handschuhmaterial muss gegen den verwendeten Stoff ausreichend undurchlässig und beständig sein. Vor Gebrauch Dichtheit prüfen. Handschuhe vor dem Ausziehen vorreinigen, danach gut belüftet aufbewahren. Hautpflege beachten.
Hautschutzsalben bieten keinen ausreichenden Schutz gegen diesen Stoff. Völlig ungeeignet sind Stoff- oder Lederhandschuhe. [Auszug aus GESTIS Stoffdatenbank]

Die Platte des Liebig-Dispensers besitzt eine leichte Vertiefung in der Mitte. Dort wird eventuell zu viel ausgetretene Säure aufgefangen, vorausgesetzt, die Beute steht tatsächlich waagrecht und die Oberträgerleisten der Rähmchen weisen keinen Wachsüberstand auf. Vorher also die Oberträger abkratzen.

Ameisensäurebehälter sollten möglichst in einem kühlen Raum (Keller) aufbewahrt werden. Denn eine mögliche Zersetzung der Flüssigkeit mit einhergehender Kohlenmonoxidabspaltung kann geschlossene Gefäße platzen lassen.

Wirksamkeitskontrolle

Um später kontrollieren zu können, ob die Varroabehandlung wirksam war, wird eine Windel eingeschoben. (Vor allem bei der Oxalsäurebehandlung im Winter empfiehlt sich das Einsetzen VORAB der Behandlung. Denn so lässt sich erkennen, ob die Träufelbehandlung eventuell nutzlos durch die Wabengassen lief.) Nach drei Tagen sollten Varroen gefallen sein. Um hingegen den „natürlichen“ Milbenbefall festzustellen, steht nach 14 Tagen eine erneute Zählung an, da dann die bislang noch verdeckelten Bienen geschlüpft sind – und mit ihnen die Milben.

Wabenhygiene

Ziel ist, alte Waben loszuwerden und die Bienen auf „neue“ bzw. unbebrütete Waben zu bekommen. Dazu muss man wissen:

Die Bruttätigkeit und Größe von Wirtschaftsvölkern nimmt im Spätsommer ab. So ist Mitte August bei Völkern, die auf zwei Bruträumen geführt werden, die unterste Zarge in der Regel bereits brutfrei. Die Bruttätigkeit konzentriert sich also auf den zweiten Brutraum. Das kann man gut nutzen und das alte Wabenwerk des unteren Brutraumes entnehmen.

Das Hochziehen des Volkes in den oberen Brutraum wird unterstützt durch das Aufsetzen einer Zarge mit leergeschleuderten Waben, die nach der Honigernte (bei uns im Juli) anfallen. Diese ehemaligen Waben des Honigraums sind unbebrütet (bei Verwendung eines Absperrgitters) und aus frischem, unbelastetem Wachs.

Wird auf eine Fütterung unmittelbar nach der Honigernte verzichtet, so begünstig das den Vorgang des Hochziehens der Bienen. Es sei denn natürlich, die Bienen sitzen wirklich auf dem Trockenen. Dann muss vorher etwas gefüttert werden. Fünf Kilo sollten auf alle Fälle im Volk verbleiben!

Was gegen eine sofortige und vollständige Einfütterung spricht, ist außerdem, dass der Feuchtigkeitsgehalt in der Beute steigt. Dadurch wird die Wirksamkeit der AS-Behandlung durch eine schlechtere Verdunstung beeinträchtigt.

Schritt-für-Schritt-Anleitung Wabenhygiene

Im folgenden Video seht ihr die Schritte 1 bis 6. Im Anschluss die Schritte zum Nachlesen ein wenig ausführlicher als im Film aus dem Kurs AK22.

Schritt 1
Die obersten beiden Zargen werden zunächst  beiseite gestellt. Man kann sie hochkant auf die schmale  Seite kippen. Natürlich geht das nur, wenn die Rähmchen fest sitzen. Bei Beuten mit Blechkanten oder bei vorab gelockerten Waben würden die verrutschenden Rähmchen so manche Biene zerquetschen. In diesem Fall stellt man sie am besten waagerecht auf einen vorsorglich mitgebrachten zweiten Blechdeckel.

Schritt 2
Die nun zugängliche unterste Zarge wird ebenfalls auf die Seite gestellt, am besten quer auf die Kanten des umgedrehten Blechdeckels. Diese Zarge wird später wieder oben aufgesetzt.

Schritt 3
Nach dem Entfernen der untersten Zarge mit den alten Waben werden die beiseite gestellten Zargen wieder zurück gestellt. Also auf dem Boden der Brutraum, darüber der ehemalige Honigraum mit den ausgeschleuderten Waben. Die Folie kann nun entfernt werden.

Schritt 4
Die vormalige untere (zwischenzeitlich auf dem Blechdeckel abgestellte) Zarge wird oben aufgesetzt. Daraus werden die alten Waben entnommen und dabei die Bienen IN die Zarge abgeschüttelt bzw. gekehrt. Also die Bienen NICHT VOR das Einflugloch kehren, denn auf den Waben könnte möglicherweise die Königin sitzen. Wer sich bei diesem Vorgang einen Hut oder Schleier aufsetzt, muss sich nicht genieren.

Die Altwaben werden Stück für Stück in Boxen gestellt bzw. in leere Zargen gehängt oder in einen Plastiksack gesteckt. Später werden sie ausgeschmolzen und das (Alt-)Wachs zur Kerzenherstellung verwendet. (Darauf gehen wir im Modul 10 näher ein.)

Schritt 5
Da wir jetzt eine leere Zarge oben auf haben, kann nun die Varroabehandlung erfolgen (siehe oben).

Schritt 6
Zum Schluss werden Folie und Holzdeckel wieder aufgelegt. Um den Schraubverschluss des Liebig-Dispensers nicht zu verlegen oder zu verlieren, kann er einfach zwischen Holzdeckel und Blechdeckel geparkt werden. Es ist dies auch ein Zeichen, falls z. B. die Urlaubsvertretung die Beute öffnet, dass hier eine Behandlung stattfindet.

Fehlervermeidung und Sicherheitsaspekte

In diesem Kurs wurde immer wieder auf Strategien der Fehlervermeidung und Sicherheitsaspekte eingegangen. Tatsächlich sind durch die zahlreichen kleinen Handlungsvorgänge viele Fallstricke möglich, die sich für Mensch und Tier sehr unangenehm, ja, sogar gefährlich auswirken könnten.

Seid also organisatorisch und mental gut vorbereitet, geht konzentriert und umsichtig vor und überlegt lieber einmal zu viel als zu wenig, wenn ihr ans Werk geht. Ihr habt es nachgerade zu DIESEM Zeitpunkt in eurer Hand, auch im nächsten Jahr gesunde Bienen zu besitzen und leckeren Honig zu ernten.

Wenn ihr dann noch gewissenhaft und ausreichend einfüttert, was wir euch im Modul 11 zeigen werden, dann könnt ihr euch einer gelungenen Imkerei erfreuen, die aller Mühe wert ist.

Wachsmanagement: Wachsschleuder für gesunde Bienenbrut und sauberen Honig

Wer Imker/in ist weiß um den hohen Aufwand, der fürs Wachsmanagement betrieben werden muss. Wir freuen uns daher riesig über unsere neue Wachsschleuder, die uns eine enorme Erleichterung bringen wird. Es geht schließlich bei der Wachsverarbeitung um nicht weniger als um eine gesunde Heimat der Bienenbrut und um sauber eingelagerten Honig. Für jene, die erst wenig Ahnung von Imkerei haben, oder für jene, die nicht genau wissen, was eine Wachsschleuder leisten kann, hier die Details.

AK21, M10, Wachsverarbeitung an fünf Stationen im Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.deWelche Funktion hat Wachs im Bienenstock?

Wachs ist DER elementare Baustoff im Bienenstock. Bienen errichten damit ihr Wabenwerk. Die Wachswaben dienen als Vorratsbehältnis für Honig und Pollen und als Kinderstube. Ergo ist Wachs in der Imkerei ein sehr wertvolles Betriebsmittel.

Stellenweise mit Nektar gefüllte HonigwabeDoch pro Jahr erzeugt ein Bienenvolk davon nur rund 1 Kilogramm. Daher kaufen die meisten Imkereien Wachs zu. Die Problematik: Zur Profitsteigerung wird bereits seit dem Mittelalter mit Paraffinen, Stearinen und Fetten gepanscht. Die negativen Auswirkungen sind absterbende oder geschwächte Brut und mit Fremdstoffen verunreinigter Honig.

EntdeckelungswachsDie Lösung heißt „Eigenwachs“

Für gesunde Bienen und sauberen Honig stellten wir unsere Imkerei auf sogenanntes Eigenwachs um. Wir kaufen seit vielen Jahren kein fremdes Wachs zu. Denn reines, also  von den eigenen Bienen hergestelltes Wachs bedeutet für uns, die Bienen und unsere Honigabnehmer/innen die gewünschte Sicherheit und fördert das Vertrauen in eines der wunderbarsten Ur-Produkte der Erde. Nur so können wir zu 100% die Reinheit und hohe Qualität unseres Bamberger Lagenhonigs garantieren.

Man könnte sich nun fragen, warum nicht ALLE Imkereien so verfahren. Nun, wie so oft ist es eine Gratwanderung zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Alle wollen gesunde Bienen und reinen Honig, doch darf der Preis dafür nicht zu hoch sein. Wer soll das bezahlen?

Das Problem der Wirtschaftlichkeit

Wachsblock, RohwachsFür Eigenwachs benötigt es – klar, die Bienen selbst, und wie gut, dass sie nichts für ihren enormen Fleiß verlangen. Doch zur Umarbeitung des Rohstoffes, um ihn für Mittelwände, also den Ausgangsstoff fürs Wabenwerk wiederzuverwenden, muss ein hoher Aufwand betrieben werden.

Die Eigenwachsverarbeitung erfordert neben der Bienenhaltung und Honigverarbeitung daher einen eigenen Betriebszweig. Anfallende Alt-Wachse aus den Bienenstöcken müssen zeitnah zu sauberen Wachsblöcken umgearbeitet werden, bevor sich die Schimmelpilze und Wachsmotten darüber hermachen, einhergehend mit der entsprechenden Geruchsbildung.

Tresterabfall nach dem EinschmelzenBisher erfolgte der Schmelzvorgang mit einem sehr begrenzt leistungsfähigen, selbstgebauten Dampfwachsschmelzer unter Verwendung eines Tapetenablösers. Die Wachsausbeute liegt dabei bei lediglich 50-70% – und das bei einem wirtschaftlich nicht zu vertretenden, unbezahlten (!) Zeitaufwand von 8 Stunden für etwa 3 Kilogramm Wachs! (Wer mehr wissen mag: Wachsverarbeitung an 5 Stationen).

Das geht nicht nur uns so, sondern vor allem den Hobbyimkereien und Kleinbetrieben. Mithin gut 90% derjenigen, die Bienen halten und für gesundes Essen durch Bienenbestäubung sorgen.

Was kann die neue Wachsschleuder besser?

Lieferkontrolle Wachsschleuder Die Wachsausbeute kann mittels der Wachsschleuder (Firma HAMAG Elektromaschinenbau Buchloe) auf nahezu 100% gesteigert werden. Das heißt, das Wachs von Altwaben wird durch Dampf und das Schleudern weitgehend von Larvenhäutchen und Pollen, in der Imkersprache Trester genannt, getrennt. Im Trester verbleibt so gut wie kein Wachs. Er ist trocken und kann als feinkrümelige Masse in den Kompost gegeben werden.

Das Schmelzen des Wachses und seine Trennung vom Trester geht schnell vonstatten. Der wirtschaftliche Hauptnutzen liegt in der zeitlichen Effizienz von 45 Min. statt 8 Stunden für die Gewinnung von etwa 3 kg Wachs.

Da wir beim Honigpreis allerdings nicht die Arbeitsstunden umlegen, können wir die (fiktive) Kostenersparnis leider nicht weitergeben. Stattdessen müssten wir die Kosten der Anschaffung aufschlagen. Und die liegt bei rund 5.500 Euro! Frohe Botschaft: Es ist nicht nötig. Ihr bekommt den Honig weiterhin zum selben Preis. Ihr fragt euch jetzt vielleicht …

Wieso konnten wir uns die Wachsschleuder leisten?

Wir erhielten dankenswerterweise den Zuschlag für eine Förderung aus dem Unterstützungsfond IV der Stadt Bamberg und mussten daher nur geringe Eigenmittel aufbringen. Der Deal:

Durch Workshops partizipieren angehende Imker/innen, indem sie das Equipment nutzen dürfen. Im Zusammenhang mit dem Ehrenamt der Bamberger Schulbiene soll das so wichtige und meist nicht beachtete Thema Wachs innerhalb einer Unterrichtseinheit anschaulich gemacht werden. Es kommt also zu einem Teil der interessierten Öffentlichkeit zugute.

Also alles paletti!? Nun, nicht ganz. Wir haben das „Luxus“-Problem, dieses wunderbare neue Teil gut unterzubringen und in Betrieb zu nehmen. Wir waren und sind zuversichtlich, dass es eine dauerhafte Lösung geben wird.

Was ist unser nächster Schritt?

Lieferkontrolle Wachsschleuder Dankenswerterweise dürfen wir das Equipment zunächst beim Obst- und Gartenbauverein Bamberg-Wildensorg unterbringen und in Betrieb nehmen. Dafür vereinbarten wir mit Gärtnermeister Jürgen Brendel, dem 1. Vorsitzenden des Vereins, im Gegenzug Vorträge und Bienenunterricht für die Vereinsmitglieder zu leisten, denen wir im Übrigen selbst angehören.

Allerdings muss die Wachsschleuder mehrere Male von der Halle in ein anderes Gebäude gebracht werden, die eine Obstbrennerei enthält und nicht immer frei für uns sein wird. Das ist personalaufwändig und der Maschine bekommt das möglicherweise auch nicht unbedingt.

Auf lange Sicht brauchen wir also eine unkompliziertere Betriebsstätte. Auch hier: Jeder Cent, den wir Miete zahlen müssten, wäre auf den Honigpreis umzulegen. Tja, würde „Manukahonig“ drauf stehen, wäre das eher kein Problem! Hierfür werden irrsinnige Preise gezahlt. Doch für guten, regionalen deutschen Honig sind nur wenige bereit, den Geldbeutel aufzumachen. Und auch die Schulbienen-Unterrichte könnten nicht kostengünstig bleiben.

Wer also hier einen (Neben-)Raum mit Starkstromanschluss, den man meist unkompliziert nachrüsten kann, für unseren Neuzugang anbieten kann, möglicherweise mit Wasseranschluss, und wer nichts dagegen hat, dass uns hin und wieder interessierte Gruppen über die Schulter schauen, nehme doch bitte Kontakt zu uns auf. Wir würden uns freuen, zumindest sachdienliche Hinweise zu bekommen. Für dieser Art Altruismus wäre der Gegenwert – außer einem guten Karma und einem Platz im Himmel – sicherlich in einigen Honiggläsern auszahlbar. By the way: Den Strom würden selbstverständlich wir übernehmen.

Doch nun freuen wir uns einfach nur, dass uns die Stadt Bamberg so toll unterstützte und danken dabei namentlich Jonas Glüsenkamp, der diese Unterstützungsfonds initiiert hatte. Und wir danken Jürgen, Helmut und Liesl Brendel für die unkomplizierte Hilfe und Organisation bei der Lieferung unseres Powergerätes, das wir am Freitag, den 13. – womit für mich wieder einmal der Tag als Glückstag bestätigt wurde! – unter die Lupe nehmen konnten.

Equipmentübersicht für Technikinteressierte

  1. HAMAG Wachsschleuder komplett mit Frequenzumrichter,
    Kessel 730mm, Trägerplatte mit Lochblechkorb und Wasserwanne 3.485,- €
  2. HAMAG Dampfgenerator 6kW mit Vorratsbehälter 1.298,- €
  3. Dampfschlauch 1m 52,- €
  4. Speditionskosten 178,- €
  5. Elektroinstallation CEE-Steckdose für Starkstrom 500,- €

Quelle: https://www.hamag-maschinenbau.de/imkereitechnik/preisliste (Zugriff 13.01.2023)

Varroabehandlung und Wabenhygiene (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK22, Modul 9)

Im Modul 9 des Imkerkurses für Anfänger standen zwei Arbeitsschritte an: Varroabehandlung und Wabenhygiene. Sie lassen sich optimal in einem Arbeitsgang bewerkstelligen. Wir stellen hier zunächst die Theorie der Varroabehandlung vor und im Anschluss die Wabenhygiene. In der Praxis erfolgt natürlich erst die Wabenhygiene, um eine leere Zarge für die Behandlung freizubekommen.

AK22, Modul 9, Varroabehandlung und Wabenhygiene, Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de

Oxalsäurebehandlung

Zunächst erläuterte Reinhold Burger die Oxalsäurebehandlung, die allerdings erst im Winter stattfinden wird. Doch im Sommer lässt sich der Theorie doch angenehmer lauschen als später im Kalten.

Oxalsäure in Flasche mit SpritzeEntscheidend für eine optimale Wirkung der Behandlung ist der richtige Zeitpunkt. Die Bienen sollen aus der Brut gegangen sein, was immer dann geschieht, wenn es ein paar Tage hintereinander gefroren hat. Außerdem sollte es auch am Behandlungstag selbst richtig kalt sein, möglichst 0 °C und kälter, damit die Bienen in einer kompakten Wintertraube sitzen. So verteilt sich die Oxalsäure durch den engen Kontakt der Bienen untereinander besser.

Ferner müssen die Gerätschaften (siehe Checkliste in der Kursorganisation) parat stehen, denn vor Ort sollte angesichts des dann engen Zeitfensters – meist steigen die Temperaturen gegen Mittag – alles reibungslos verlaufen.

AK22, Modul 9, Varroabehandlung und Wabenhygiene, Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.deÜbrigens: Nicht nur beim Aufziehen der Spritze, auch bei der Windelkontrolle muss an den Arbeitsschutz in Form von säurefesten Einmal-Handschuhen gedacht werden. Denn die verabreichte Oxalsäure tropft natürlich auch nach unten durch die Wabengassen hindurch und landet auf der Platte. Beim Putzen der Windel gerät man dann unweigerlich in Kontakt mit der Säure.

Ameisensäurebehandlung

Im gesamten 12-moduligen Kursverlauf gehen wir immer wieder auf den gefürchteten Bienenschädling ein, die Varroa destructor. So im Modul 2 zur Bienenkrankheiten und Modul 5 zur Varroakunde und -kontrolle. Im Modul 9 wird die Theorie durch die praktische Anwendung abgerundet. Vorgestellt werden die beiden gebräuchlichsten Säurespender, nämlich der Liebig-Dispenser und der Nassenheider Verdunster professional.

Liebig-Dispenser

Verwendungshinweise, Skala auf dem Liebig-Dispenser zur VarroabehandlungDer Liebig-Dispenser besticht durch seine einfache Handhabung, wobei die zu ermittelnde wetter- und volksstärkenabängige Dosierung (Hinweise dazu auf dem Plastikfläschchen wie auch auf dem Docht) Voraussetzung für das Gelingen der Behandlung ist. Der Liebig-Dispenser besteht aus drei Teilen:

  1. Plastikflasche mit zwei Skalen, die es ermöglichen, die Mengenangabe auch dann abzulesen, wenn das Fläschchen bei seinem Einsatz auf den Kopf zu stehen kommt. So hat man die angepeilte Verdunstungsmenge gut im Blick und kann ggf. nachsteuern.
  2. Viereckige (gelbe) Grundplatte aus Plastik.
  3. Ein sogenannter Docht in Form eines quadratischen Papiervlieses, das in die Grundplatte gemäß Größenempfehlung eingelegt wird. Auf den Docht wird später der Dispenser mittels der Grundplattenstifte aufgedrückt.

     

Papierdocht des Liebig-Dispensers zur VarroabehandlungAuf diesen viereckigen Papierdochten ist – mit ein bisschen Nachdenken – herauszulesen, wie groß der Docht bleiben kann und wieviel Ameisensäure (AS) verwendet werden soll, und zwar in Abhängigkeit vom 1. jeweiligen Beutensystem, 2. der im Varroa-Wetter prognostizierten Wetterlage bzw. Verabreichungsempfehlung und 3. dem beabsichtigten Säurewert, also 60% bzw. 85% ad us. vet. Wobei letzterer in Deutschland nur als „Behandlungsnotstand“ via Verschreibung durch einen Tierarzt verabreicht werden darf.

Grundregel: Je wärmer, desto kleiner sollte der Docht sein. Doch bei 60% AS wird ohnehin der gesamte Docht (für zwei Zargen) benötigt. Wir verwenden in der Regel 150 ml, wobei auch 200 ml möglich wären. Die Verdunstungsrate pro Tag sollte bei etwa 30 – 49 ml liegen. Zu wenig Verdunstung wirkt nicht, dann muss wiederholt werden. Bei zu schneller Verdunstung kann mit einer Verkleinerung des Dochtes gegengesteuert werden.

Nassenheider Professional

Bei dem alternativ möglichen Dispenser, dem Nassenheider Professional, muss man beim Aufbau geduldig sein. Seine vielen Einzelteile sind in der Handhabung aufwändiger. Sein Vorteil gegenüber dem Liebig-Dispenser liegt im doppelten – vertikal wie horizontal angebrachten – Dochtsystem, der für einen konstanten Flüssigkeitsstrom sorgt. Er ist daher für eine Langzeitbehandlung (bspw. bei Urlaubsplänen denkbar), doch insbesondere bei kühleren Temperaturen durchaus eine gute Wahl.

Funktionsprinzip
Der vertikale Docht saugt die Ameisensäure an und transportiert sie über den U-förmigen Schenkel nach unten auf den horizontalen Docht, wo sie abtropft und verdunstet. Der gelochte Fuß stellt dabei sicher, dass sich die beiden Dochte nicht berühren (Verhinderung von Kapillaritätseffekten). So wird immer ein nahezu konstanter Volumenstrom an Ameisensäure transportiert und verdunstet. [via Bienen-Weber.de]

Modul 9 Wabenhygiene und Varroabehandlung

Die Menge der AS ist höher als beim Liebig-Dispenser (siehe hierzu die Anwenderempfehlungen!). Achtgeben muss man, wenn auf einer kühlen Witterung noch einmal heiße Tage folgen. Eventuell „badet“ der horizontale Docht in der Schale in zu viel Säure, die schlagartig verdunstet und dann auf die Bienen zu heftig einwirkt. Dann gegebenenfalls die Schale (mit Schutzhandschuhen!) tagsüber entnehmen und in den kühlen Stunden wieder einsetzen.

Sicherheit und Kontrolle

Nach der Wabenhygiene (siehe Kapitel weiter unten) wird unser verwendeter Liebig-Dispenser an der mit der Dochtauflage ausgestatteten Grundplatte angebracht und waagrecht in eine leere, obenaufgesetzte Zarge platziert werden. Vom Handling her ist es sicherer, wenn die gelbe Grundplatte auf das aufrechte Fläschchen gesetzt wird.

Geht man umgekehrt vor, also setzt man stattdessen den Dispenser auf die Platte, müsste man ihn kippen. Doch dabei kann vorzeitig Säure ausfließen. Ganz übel, falls man beim Befüllen des Fläschchens vergessen hatte, den Tropfaufsatz wieder anzubringen und dabei im Worstcase ohne Handschuhe und über der Beute vorging – alles denkbar!

Schutzhandschuhe verwenden. Das Handschuhmaterial muss gegen den verwendeten Stoff ausreichend undurchlässig und beständig sein. Vor Gebrauch Dichtheit prüfen. Handschuhe vor dem Ausziehen vorreinigen, danach gut belüftet aufbewahren. Hautpflege beachten.
Hautschutzsalben bieten keinen ausreichenden Schutz gegen diesen Stoff. Völlig ungeeignet sind Stoff- oder Lederhandschuhe. [Auszug aus GESTIS Stoffdatenbank]

Die Platte des Liebig-Dispensers besitzt eine leichte Vertiefung in der Mitte. Dort wird eventuell zu viel ausgetretene Säure aufgefangen, vorausgesetzt, die Beute steht tatsächlich waagrecht und die Oberträgerleisten der Rähmchen weisen keinen Wachsüberstand auf. Vorher also abkratzen.

Ameisensäurebehälter sollten möglichst in einem kühlen Raum (Keller) aufbewahrt werden. Denn eine mögliche Zersetzung der Flüssigkeit mit einhergehender Kohlenmonoxidabspaltung kann geschlossene Gefäße platzen lassen.AK22, Modul 9, Varroabehandlung und Wabenhygiene, Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de

Wirksamkeitskontrolle

Um später kontrollieren zu können, ob die Varroabehandlung wirksam war, wird eine Windel eingeschoben. (Vor allem bei der Oxalsäurebehandlung im Winter empfiehlt sich das Einsetzen VORAB der Behandlung. Denn so lässt sich erkennen, ob die Träufelbehandlung eventuell nutzlos durch die Wabengassen lief.) Nach drei Tagen sollten Varroen gefallen sein. Um hingegen den „natürlichen“ Milbenbefall festzustellen, steht nach 14 Tagen eine erneute Zählung an, da dann die bislang noch verdeckelten Bienen geschlüpft sind – und mit ihnen die Milben.

Wabenhygiene

Ziel ist, alte Waben loszuwerden und die Bienen auf „neue“ bzw. unbebrütete Waben zu bekommen. Dazu muss man wissen:

Die Bruttätigkeit und Größe von Wirtschaftsvölkern nimmt im Spätsommer ab. So ist Mitte August bei Völkern, die auf zwei Bruträumen geführt werden, die unterste Zarge in der Regel bereits brutfrei. Die Bruttätigkeit konzentriert sich also auf den zweiten Brutraum. Das kann man gut nutzen und das alte Wabenwerk des unteren Brutraumes entnehmen.

Das Hochziehen des Volkes in den oberen Brutraum wird unterstützt durch das Aufsetzen einer Zarge mit leergeschleuderten Waben, die nach der Honigernte (bei uns im Juli) anfallen. Diese ehemaligen Waben des Honigraums sind unbebrütet (bei Verwendung eines Absperrgitters) und aus frischem, unbelastetem Wachs.

Den Vorgang des Hochziehens begünstigt ein Verzicht auf Fütterung unmittelbar nach der Honigernte. Es sei denn natürlich, die Bienen sitzen wirklich auf dem Trockenen. Dann muss vorher etwas gefüttert werden. Fünf Kilo sollten auf alle Fälle im Volk verbleiben!

Was gegen eine allgemeine Fütterung spricht, ist außerdem, dass der Feuchtigkeitsgehalt in der Beute steigt und damit die AS-Behandlung in der Wirksamkeit durch schlechtere Verdunstung beeinträchtigt.

Schritt-für-Schritt-Anleitung Wabenhygiene

Im folgenden Video seht ihr die Schritte 1 bis 6. Im Anschluss die Schritte zum Nachlesen ein wenig ausführlicher als im Film.

Schritt 1
Die obersten beiden Zargen werden zunächst  beiseite gestellt. Man kann sie hochkant auf die schmale  Seite kippen. Natürlich geht das nur, wenn die Rähmchen fest sitzen. Bei Beuten mit Blechkanten oder bei vorab gelockerten Waben würden die verrutschenden Rähmchen so manche Biene zerquetschen. In diesem Fall stellt man sie am besten waagerecht auf einen vorsorglich mitgebrachten zweiten Blechdeckel.

Schritt 2
Die nun zugängliche unterste Zarge wird ebenfalls  auf die Seite gestellt, am besten quer auf die Kanten des umgedrehten Blechdeckels. Diese Zarge wird später wieder oben aufgesetzt.

Schritt 3
Nach dem Entfernen der untersten Zarge mit den alten Waben werden die beiseite gestellten Zargen wieder zurück gestellt. Also auf dem Boden der Brutraum, darüber der ehemalige Honigraum mit den ausgeschleuderten Waben. Die Folie kann nun entfernt werden.

AK22, Modul 9, Varroabehandlung und Wabenhygiene, Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.deSchritt 4
AK22, Modul 9, Varroabehandlung und Wabenhygiene, Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.deDie vormalige untere (zwischenzeitlich auf dem Blechdeckel abgestellte) Zarge wird oben aufgesetzt. Daraus werden die alten Waben entnommen und dabei die Bienen IN die Zarge abgeschüttelt bzw. gekehrt. Also die Bienen NICHT VOR das Einflugloch kehren, denn auf den Waben könnte möglicherweise die Königin sitzen. Wer sich bei diesem Vorgang einen Hut oder Schleier aufsetzt, muss sich nicht genieren.

Die Altwaben werden Stück für Stück in Boxen gestellt bzw. in leere Zargen gehängt oder in einen Plastiksack gesteckt. Später werden sie ausgeschmolzen und das (Alt-)Wachs zur Kerzenherstellung verwendet. (Darauf gehen wir im Modul 10 näher ein.)

Schritt 5
Da wir jetzt eine leere Zarge oben auf haben, kann nun die Varroabehandlung erfolgen (siehe oben).

Schritt 6
Zum Schluss werden Folie und Holzdeckel wieder aufgelegt. Um den Schraubverschluss des Liebig-Dispensers nicht zu verlegen oder zu verlieren, kann er einfach zwischen Holzdeckel und Blechdeckel geparkt werden. Es ist dies auch ein Zeichen, falls z. B. die Urlaubsvertretung die Beute öffnet, dass hier eine Behandlung stattfindet.

Fehlervermeidung und Sicherheitsaspekte

In diesem Kurs wurde häufig auf Strategien der Fehlervermeidung und Sicherheitsaspekte eingegangen. Tatsächlich sind durch die zahlreichen kleinen Handlungsvorgänge viele Fallstricke möglich, die sich für Mensch und Tier sehr unangenehm, ja, sogar gefährlich auswirken könnten.

Seid also organisatorisch und mental gut vorbereitet, geht konzentriert und umsichtig vor und überlegt lieber einmal zu viel als zu wenig, wenn ihr ans Werk geht. Ihr habt es nachgerade zu DIESEM Zeitpunkt in eurer Hand, auch im nächsten Jahr gesunde Bienen zu besitzen und leckeren Honig zu ernten. Wenn ihr dann noch gewissenhaft und ausreichend einfüttert, was wir euch im Modul 11 zeigen werden, dann könnt ihr euch einer gelungenen Imkerei erfreuen, die aller Mühe wert ist.

AK22, Modul 9, Varroabehandlung und Wabenhygiene, Imkerkurs für Anfänger von Bienen-leben-in-Bamberg.de