Veitshöchheimer Imkerforum 2021 (1): Versuchsbereiche

Es war einmal … 2019 noch offline, das Imkerforum in Veitschöchheim

Es war einmal … 2019 noch offline: Das Imkerforum in Veitschöchheim in 2021 per Video-Chat.

Zum diesjährigen Veitshöchheimer Imkerforum am Sa., 06.02.2021¹ musste niemand anreisen. Bequem von zu Hause aus konnten von rund 850 Angemeldeten die wie immer spannenden und inhaltsreichen Vorträge per Video-Chat verfolgt werden. Organisatorisch hat diese Prämiere weitestgehend sehr gut geklappt. Institutsleiter Dr. Stefan Berg hatte – neben den Vortragenden – die Fachberaterin für Unterfranken, Gabi Läbisch, an seiner Seite, die perfekt durch das Programm moderierte. Vermisst hatten wir die Büchertische und den Austausch unter den Kolleg(inn)en in den dafür natürlich ausreichender bemessenen Pausen.

Wie immer widmet sich der erste Themenblock den letztjährigen Versuchen und ihrer Ergebnisse, vorgetragen von unterschiedlichen Fachkolleg(inn)en. Hier unsere stark verkürzte Zusammenfassung unter Auslassung der jeweiligen Versuchsanordnungen. (Hinweis: Die Überschriften folgen nicht immer exakt den Folientitel der Beitragenden.)

Maßnahmen gegen den Schwammspinner (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Dem Abtötung von Schwammspinnerraupen durch ein Präparat mit dem Wirkstoff Tebufenozid, welches auf B4 und damit als bienenungefährlich eingestuft wird, konnten keine Effekte auf die Volksentwicklung nachgewiesen werden. Gleichwohl ist er bei Flugbienen wie auch im Frischpollen nachweisbar, nicht jedoch im Honig. Auf Nachfrage aus dem Chat: Rückstände im Wachs und Langzeitschäden nicht bekannt, jedoch nicht ausschließbar.

Hintergrund: Der Wirkstoff, der im Frühjahr zum Schutz des Kahlfraßes von Eichen(misch-)wäldern in Bayern auch mittels Hubschrauber ausgebracht wird, führte zu häufigen Nachfragen, ob auch Bienen darunter leiden könnten.

Empfohlen wird trotz Entwarnung ein Verschließen der Fluglöcher während einer Behandlung bei offenem Gitterboden.

Traurig stimmt die Tatsache, dass der Wirkstoff auch anderen Schmetterlingsarten als „nur“ dem Nachtfalter Lymantria dispar gefährlich wird. Diese Problematik wird allerdings derzeit an der TUM in Freising untersucht.

Zur Verkaufsrentabilität von aufbereiteten Melezitosehonig (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Dem als „Betonhonig“ bekannte, stark kristallisierte und daher nicht unter normalen Umständen ernte- und vermarktungsfähige Dreifachzucker-Honig, unter dem besonders Waldhonigimker/innen leiden, ist leider nicht „rentabel“ beizukommen.

Hintergrund: Die Methode „Deckelwachsschmelzer“ führt zu Qualitätsverlusten (Wärmeschaden, geringe Invertaseaktivität), so dass die Methode der Rückfütterung des Melezitosehonigs in der Verdünnung 1:1 an die Bienen attraktiver erscheint. Hierbei besteht jedoch die Gefahr der Verhonigung des Brutraumes.

Antwort auf Chatfrage: Mit Deckelwachsschmelzer (rück)gewonnener Melezitosehonig ist zwar verkehrsfähig und überwiegend als Waldhonig deklariert, der Invertasegehalt ist dabei unterschiedlich, jedoch zufriedenstellend. Dr. Illies rät zur Vorsicht bei Mischabsichten mit normalen Honigen.

Welche Farbanstriche sind bienenfreundlich? (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Es gibt sie wohl, die akzeptablen Lasuren, Lacke und Öle, mit denen sich die Anstriche von Bienenwohnungen vornehmen lassen. Doch Herstellerfirmen und Produktnamen wurden nicht genannt, stattdessen auf die Märzausgabe der Zeitschrift Biene & Natur sowie auf den im Mai zu erwartenden Jahresbericht des Instituts für Bienen verwiesen.

By the way: Wir selbst dürfen Firmen nennen. Und schwören dabei auf Koralan® (Kora) (ein Nachfolgeprodukt von Pigrol® farbnatur). Es besteht es aus einer restmonomer-befreiten Acrylat­dispersion und modifizierten Wachsen auf pflanzlicher Basis (Baumwachse). Beim Streichen ist es nahezu geruchlos, was uns das Verarbeiten im Winter in geschlossenen Räumen ermöglicht.

[Nachtrag siehe Kommentar]

Welche Bienen (über-)leben bei Käfigversuchen unter welchen Rahmenbedingungen am besten? (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Um forschen zu können, benötigt es Käfigversuche, da beißt die sprichwörtliche Maus keinen Faden ab. Unterschiedliche Rahmenbedingungen wie die Anzahl der Bienen bei bestimmten Temperaturen konnten keine Unterschiede bis zum 10. Tag der Käfighaltung feststellen. Nur die ab 34°C gehaltenen Versuchsbienen wiesen eine erhöhte Sterblichkeit auf.

Sind Pflanzenschutzmittel gegen Erdflöhe im Weißkohl bienenschädlich? (Dr. Ingrid Illies)

Ergebnis: Der Wirkstoff Maltodextrin im Pflanzenschutzmittel Eradicoat®, wirkend auf Erdflöhe, Spinnmilben und Blattläusen, hat keine Auswirkung auf Bienen und Florfliegen.

Auswirkungen von Spättrachten auf die Ein- und Überwinterung von Honigbienenvölkern (Dr. Ina Heidinger)

Ergebnis: Spättrachten verhonigen weder den Brutraum, noch arbeiten sich Winterbienen (eindeutig feststellbar) vorzeitig ab und auch die Varroamilbe vermehrt sich nicht ungebührlich. Beim Gelbsenf ist der Überwinterungsindex allerdings ein wenig schlechter ausgefallen.

Am Rande: Nicht immer wird eingetragen, was ausgebracht ist. So wurden bei einer Ausbringung von Gelbsenfsaat ein hoher Pollenertrag vom Hedera-Typ (Efeu) gemessen.

Übrigens: Gesucht werden Versuchsflächen mit Phacelia (Büschelschön). Bitte melden!

Wildpflanzenmischungen zur energetischen Nutzung – wem bringt das was? (Dr. Ina Heidinger)

Ergebnis: Zwar sind Wildpflanzenmischungen bis zur Hälfte weniger gas(energie)ertragreich im Vergleich zu Mais, liefern jedoch Nahrung und Lebensraum für kleine Lebewesen, also auch für Insekten. Einsparung von Winterfutter ist möglich. Ein höherer Honigertrag ebenso. [Doch ist dieser Zeitraum für unseren imkerlichen Praxisalltag nicht mehr relevant.]

Der Förderung via KULAP (Greening) von Hanfmix (Blüte Ende Mai bis zur trachtärmeren Zeit Anfang Juli) sollte ergänzend die Ausbringung von Präriemixsaaten folgen, zumal dieser eine Trachtlücke Mitte Juli bis Ende September schließt. Daher wird das Bieneninstitut einen entsprechenden Antrag an das Ministerium stellen. Eine Kombination zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist allemal erstrebenswert!

Kein Verkaufsangebot als Bio-Saatgut bekannt.

Das war’s im ersten Teil …

In unserem nächsten Vortragsmitschrieb geht es um die Bienengesundheit, speziell um Oxalsäureverdampfung, Wespenfallen in Weinbergen, die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) und neue Varroaflyer des Institut. Bis bald!

Alle Beiträge zum Veitshöchheimer Imkertag 2021


¹Das Abbilden von Vortragsfolien war ausdrücklich untersagt, daher hier nur ein paar Impressionen aus Veitshöchheim als „Lückenbüßer“.

Transparenzbericht 2020

Der 1.321-te Weblogbeitrag spannt in Form unseres jährlichen Transparenzbericht einen Bogen über unsere wichtigsten Ziele, Aufgaben und Ergebnisse in 2020. Er endet in einer Vorschau unserer Pläne für das laufende Jahr.

Die Highlights 2020

Urkunde / Imkermeisterbrief für Reinhold Burger 2020Abschluss Meister Bienenwirtschaft für Reinhold Burger

Natürlich unser größtes Highlight: Reinhold darf sich seit Februar „Meister Bienenwirtschaft“ nennen, wie der „Imkermeister“ in Österreich offiziell heißt. In Deutschland lautet die offizielle Bezeichnung „Tierwirtschaftsmeister, Fachrichtung Imkerei“.  Nur wenige Wochen nach den Abschlussprüfungen in Graz schloss Österreich pandemiebedingt seine Grenzen. Glück gehabt!

Imkerkurs für Anfänger und Fortgeschrittene trotz Corona-Pandemie

Wabenziehen üben und analysierenAm Lehrbienenstand Bienenweg, Modul 9 Wabenhygiene und VarroabehandlungTrotz Lockdowns und der Gebote des Abstandhaltens konnte der geplante Imkerkurs für Anfänger stattfinden. Zehn Teilnehmende (6 Männer, 4 Frauen) erhielten innerhalb eines Kalenderjahres bei 12 Modulen – 3 davon online – einen grundlegenden theoretischen wie praktischen Unterricht in die Bienenpflege und Honigverarbeitung. Eine Sondergenehmigung verhalf den Teilnehmenden im April zur (für manche) allerersten direkten Berührung mit den Bienen.

STADTRADELN 2020, Bamberg Ergebnisliste Erstplatzierte und Rangeinordnung für unser Team "Bienen-leben-in-Bamberg.de"Unsere hupende bzw. quietschende Fahrrad-BienenSTADTRADELN – Team „Bienen-leben-in-Bamberg.de“

Unsere 13 Teammitglieder von „Bienen-leben-in-Bamberg.de“ strampelten sich 3 Wochen lang beim STADTRADELN ab, um auf Rang 30 (Stand 05.07.2020 um Mitternacht) unter den 94 gemeldeten Bamberger Teams zu kommen. Tolles Mittelfeld! Und noch besser: Wir konnten damit über 400 Kilo CO2 vermeiden!

Neuanlage eines Schau-Pfingstrosenbeetes nach Exkursion

Anlegen eines Schau-Pfingstrosenbeetes im Bamberger BienengartenPaeonien, Pfingstrosen-StraußEine Exkursion nach Obermarchtal zur Päonien- und Iridenspezialistin Andrea Köttner brachten die notwendigen Beobachtungen, welche der zahlreichen Sorten tatsächlich bienenfreundliche Blüten hervorbringen. Diese wurden sodann im Herbst geliefert und landeten in unserem neu angelegten Schaubeet.

Gießen und Pflegemaßnahmen am Schau-Staudenbeet 2Lavendelkauf bei Stauden StroblerEs dürfte für einige Zeit das letzte Beet sein, welches im Bamberger Bienengarten entsteht. Denn alle wollen in den viel zu trocken gewordenen Sommern schließlich gegossen und gepflegt werden. Zu einem Gießdienst konnte sich noch niemand auf Dauer und verlässlich verpflichten. Jemanden hierfür zu finden ist unser großer Wunsch für 2021.

Ausgestaltung des Innenraums der Bienen-InfoWabe

Farbcodierung der Innenwände Bienen-InfoWabeBlaue Wand für neue Innenraumgestaltung der Bienen-InfoWabeBienen Honig Imkerei Natur sind unsere Schwerpunktthemen in der Bienen-InfoWabe. Entsprechend dieser Aufteilung erfolgte eine Farbcodierung plus Weiß (für die Wand mit Kinderzeichnungen) an Wänden und Regalen.

Ein neuer Fahrradanhänger wird geschreinertFahrradanhänger streichenBau eines Fahrradanhängers

Der aus den 50er Jahren stammende Anhänger, der uns eine CO2-freie, da autolose Bienenpflege ermöglicht, hat endgültig ausgedient. Daher bauten wir in Schlammersdorf mit Hilfe von Zimmerer Thomas, dem Erbauer unserer Bienen-InfoWabe, aus einem Lärchenbrett einen neuen Aufsatz. Eine schöne Erfahrung!

Materialien AFB-MaßnahmeAbschluss der Faulbrutsanierung in Bamberg-Bug

Oft bestehen Sperrbezirke anlässlich des Auftretens der gefürchteten Amerikanischen Faulbrut viele Jahre, da behördlicherseits kein besonders hoch empfundender Druck besteht, sich der Aufhebung nach erfolgter Sanierung zeitnah zu widmen. Die Hauptertrags-Landwirtschaft – und damit verbunden z. B. allfällige Rinder-, Schweine-, oder Geflügelseuchen – fordern die personalschwachen Veterinärämter über Gebühr. Daher wissen wir es zu schätzen, dass unseren intensiven Bemühungen um zeitnahe Sachbearbeitung durch eine gute Zusammenarbeit von Bienensachverständigen Reinhold und hiesigem Veterinäramt von Erfolg gekrönt war. Der Sperrbezirk Bamberg-Bug konnte somit ein Jahr nach Auftreten eines Falles aufgehoben werden, die Imkerei in diesem Bereich wieder aufatmend und vollumfänglich weitergehen.

Vortragsthema Bienen, Honig, Imkerei zum Sommerprogramm von "Grünes Bamberg" / Bienen-leben-in-Bamberg.deBemalter Stein mit lachendem Gesicht, gefunden an unserer Schwengelpumpe im Bamberger BienengartenFazits zum Jahr 2020

  • Das Schicksal besteht aus zwei Komponenten: dem objektiven Ereignis und der Art des Betroffenen, damit umzugehen. (Galileo Galilei)
  • So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem. (Rosa Luxemburg)

Unsere sechs Kern-Aktivitäten im Einzelnen

Vortrag im Bamberger Bienengarten am 10.08.20201. Die „Bamberger Schulbiene“

Alle Aktivitäten der Bamberger Schulbiene sind auf einer eigenen Tagebuchseite nachzulesen. Insgesamt waren es trotz Einschränkungen durch die Corona-Krise:

  • Honig verarbeiten mit der Bamberger Schulbiene29x Unterricht / Führungen / Vorträge
    • 24x Schulbienenunterricht:
      • 2x BUND, Ortsgruppe Bamberg (für Kinder am Sommerprogramm)
      • Grünes Bamberg (für Kinder am Sommerprogramm)
      • 3x Infoabende zu den Imkerkursen (für Imkerinteressierte)
      • 12 Module an 18 Terminen (davon 4 als Video-Chat und 1 Hybrid) BLIB-Imkerkurs für Anfänger, wobei uns für die Präsenzveranstaltungen im noch kontaktbeschränkten April eine Sondergenehmigung vorlag, unter der Prämisse niedriger Gruppengröße
    • Teilnehmende der Honigernte Fünferlessteg5 Vorträge
    • 2 Honigernte- und -schleudertage

2. Bienenpatenschaften

  • Beitrag der Bamberger Schulbiene bei Amtswechsel Anton Hepple (ALE)Unsere Bienenpatenschaften werden für den Zeitraum von zwei Jahren abgeschlossen. Wir freuten uns über 7 Neuzugänge!
  • 5. Runde für dienstälteste Bienenpatin Elisabeth BurgerUnsere „dienstälteste“ Bienenpatin – und seit 2012 dabei – verlängerte ihre Patenschaft zum 5. Mal, weitere sechs Pat(inn)en verlängerten zum 4. Mal, zwei Pat(inn)en zum 3. Mal und sechs Pat(inn)en zum 2. Mal ihre Mitgliedschaft. Mit Stand Dezember 2020 waren es 33 Bienenpat(inn)en. Vielen DANK allen Treugebliebenen, und wenngleich ein paar wenige wegen Coronaeinbußen den Geldbeutel etwas zuhalten mussten und nicht mehr verlängerten  – wir verstehen das! Vergesst die Bienen nicht!
  • Unsere Bienenpat(inn)en wurden mit 4 Bienenpaten-Newslettern (je ca. 5 Seiten) und 19 (13) E-Mails auf dem Laufenden gehalten sowie zu besonderen Ereignissen eingeladen. Aufgrund der Corona-Pandemie waren das rund 50% mehr E-Mails als üblicherweise, dem organisatorischem Hin- und Her geschuldet.

Bienen-InfoWabe (Vorderansicht) im Erba-Park3. Bienen-InfoWabe

  • Zum 5. Mal wurde in der Bienen-InfoWabe im Erba-Park ein Jahresprogramm aufgestellt, welches allerdings nicht im vollen Umfang durchgeführt werden konnte.
  • Alle geplanten 12 Sonntagsöffnungen für die Bevölkerung mussten pandemiebedingt ausfallen, wie auch die Saison-Abschlussfeier mit Rahmenprogramm und Verleihung des Bienenstadt-Bamberg-Umweltpreises 2020.
  • Boden der Bienen-InfoWabe einlassenDoch wir nutzten die Zeit: Die Bienen-InfoWabe wurde grundgereinigt, insbesondere der Fußboden, der abschließend frisch imprägniert wurde. Immerhin hatten seit Programmstart 2016 rund 2000 Fußpaare ihre Spuren hinterlassen.
  • Zur farblichen Ausgestaltung der Wände und Regale nach Themenbereichen siehe unter „Highlights“.
  • Um die Beleuchtung im Innenraum auch ohne Stromanschluss zu verbessern, wurden 10 LED-Leuchten in Buchform angeschafft.

4. Bamberger Bienengarten

Erweiterung Rosenrondell mit Lavendelpflanzungen der Züchtung 'Rosea'Ramblerrose "Golden Age" im Bamberger BienengartenNeben der obligatorischen Bienengartenpflege und dem alljährlichen Neuanstrich verschiedener Sitzbänke sowie Pflanzennachkäufen bei den Stauden gab es folgende Neuerungen:

5. (Lehr-)BienenstandorteRingelblumen am Lehrbienenstand 'Bienenweg'

  • Mit Stand Dezember wurden 19+10* (2019: 15) Völker an 8+1* (7) Bienenstandorten geführt, die neben ihrer Aufgabe als Lehrbienenstände auch den Bamberger Lagenhonig hervorbringen. Einige davon sind Ableger und reserviert für unsere Imkerkurs-Teilnehmenden, sobald sie sich als Jungimker/innen qualifiziert haben.

*10 Pflegevölker einer erkrankten Imkerkollegin stehen seit Juli in unserer Obhut, so dass wir interimsweise den Standort Bughof als Nr. 9 mitbedienen.Unser Bienenvolk im "Welterbe-Garten"

6. Medien- und Öffentlichkeitsarbeit

Journalistin Antonia Wild (FT) zum Interview im Bamberger BienengartenUm das Bienenthema in der Bevölkerung breit zu verankern, setzen wir auf eine kontinuierliche Medien- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie nimmt vor allem Bezug auf unsere Aktivitäten und Termine, über die wir auf verschiedenen Kanälen umfassend berichten.

Medial setzen wir dabei auf eine breit gestreute Pressearbeit, außerdem auf Weblog-Beiträge und zeitgleich erfolgende Postings via Social-Media-Plattformen Facebook: Bamberger Schulbiene https://www.facebook.com/bamberger.schulbiene und Twitter: https://twitter.com/HalloSchulbiene sowie Vorträge unsererseits, die wir überwiegend in der Region Bamberg anbieten. Hier mussten wir heuer leider einige absagen.

Im Einzelnen:

a) Aktivitäten / Termine

  • Gründungstreffen Bienenfreun(d)eGründung der Transitiongruppe „Bienenfreu(n)de“ mit Stammtisch im Februar
  • Insgesamt 6 Stammtische mit (Online-)Kurzvorträgen von geladenen Gästen sowie von uns selbst zu Honigwein (Cathrin Beyer VOM FASS), Wildblumenstreifen (Melissa Biedermann), bienenfreundlichen Pflanzen (Ilona) und 2x Wildbienen (Ilona), Honig verarbeiten (Reinhold und Ilona); s. a. unter 1. Die Bamberger Schulbiene
  • Gabi und Ilona am Stand des HonigadventsmarktsPopup-Honigadventsmarkt am Bienenweg für unsere Bienenpat(inn)en zum BAmbrosiustag
  • 42 (2019: 37) Artikelabdrucke (Pressespiegel) von 15 (15) Pressemitteilungen, darunter 2 Fachartikel. 
  • 1 Interview (Fränkischer Tag) und 1 Foto-/Interviewtermin (Projekt eines Regionalflyers der FH Coburg) trugen dazu bei, die Bevölkerung auf das Bienenthema aufmerksam zu machen.
  • 160 (2019: 163) Weblog-Beiträge, veröffentlicht unter „Bienen-leben-in-Bamberg.de“ mit 40.388 (39.133) Besucher/innen, die 71.549 (66.599) Seiten ansahen (Steigerung um 7% zum Vorjahr). Die Beiträge dienen neben der Öffentlichkeitsarbeit auch uns selbst als Reflexions- und Lernmöglichkeit sowie als Archiv. Alle Beiträge werden verantwortungsbewusst auf der Grundlage eigener Erfahrungswerte und im Abgleich mit sorgfältiger Recherche in geeigneten Quellen verfasst sowie fast ausschließlich mit eigenen Fotos bestückt.
  • Neuzugang für Imker-Bibliothek 2019Pflege der Webseiten des Imker und Bienenzuchtverein Bamberg Stadt und Land e. V. (IBZV).
  • Pflege der Imker-Bibliothek mit rund 200 Einzeltitel, davon 22 Rezensionsexemplare.

b) Background – unterstützende Aktivitäten im Hintergrund

  • Teilnahme an Fortbildungen

Up-to-date-bleiben ist uns selbstverständlich. Kontinuierliche Fort- und Weiterbildung wird aber auch im Hinblick auf die ehrenamtliche Tätigkeit von Reinhold Burger als Bienensachverständiger eingefordert und nachzuweisen. In aller Regel teilen wir unser neu erworbenes Wissen freimütig, denn es ist Teil unseres Selbstverständnisses von Öffentlichkeitsarbeit.

  1. Ralf Haupt und Sabine FrankViertes Modul in der Weiterbildung zum Imkermeister in Graz für Reinhold Burger
  2. Prüfungen und erfolgreiche Beendigung der Meisterausbildung in Graz für Reinhold Burger
  3. Teilnahme am Vortrag „Lichtverschmutzung – Lichtimmission“ von Sabine Frank in Gundelsheim
  4. Online-Vortrag LBV: „Wie geht es der Biologischen Vielfalt in Bayern?“ von Andreas Segerer
  5. Fortbildung (Online) „Verpollung des Brutnestes vermeiden …“ von Jürgen Binder
  6. Teilnahme an der jährlichen Multiplikatorenschulung für Bienensachverständige und Fachwarte (Online) zum Thema „Varroa“ vom Bieneninstitut Veitshöchheim für Reinhold
  • Kooperations- / (politische) Kontaktarbeit / Netzwerken / Pressetermine

Teilweise nehmen wir von uns aus Kontakt auf und oft werden wir zu bestimmten Treffen unterschiedlicher Organisationen eingeladen, um über unsere Initiative bzw. unser Thema zu sprechen. In 2020 geschah das aufgrund der Corona-Pandemie – und damit verbunden der Kontakteinschränkungen bis hin zum Lockdown im eingeschränkten Umfang. Im Einzelnen:

  1. Versand von Wahlprüfsteinen an Oberbürgermeisterkanditat(inn)en
  2. Teilnahme an Vorstandssitzung IBZV e. V. in Breitengüßbach
  3. Mitgliederversammlung IBZV e. V. und Vortrag „Jahresbericht Bienen-InfoWabe“, Breitengüßbach
  4. Teilnahme an Transition-Plenum zum Thema „Kooperation“
  5. Planungstreffen des Transition-Plenums für Februar
  6. Sitzung mit (ehem.) Transition-Gruppe „Welterbegarten“
  7. Mitwirkung am World Café des Februar-Plenums Transition Bamberg (Gruppenstand und Moderation)
  8. Bienenpatin Lisa BadumTeilnahme am Traditionellen Honigmarkt am Faschingsdienstag in Bamberg
  9. Teilnahme am Treffen „Grünes Bamberg“ (vormals GAL), Thema: „Klimastadt Bamberg“
  10. Treffen mit der Lebenshilfe Bamberg bzgl. einer Kooperation zur Wachsverarbeitung, die leider nicht zustanden kommen kann
  11. Besprechung FSJ-Einsatz mit BUND Kreisgruppe Bamberg in Kooperation
  12. Ilona in Buger Wiesen mit dem RadPlatz 30 beim STADTRADELN Bamberg mit Team „Bienen-leben-in-Bamberg.de“ – eine wunderbare Aktion, an der 13 begeisterte Radler/innen – überwiegend Bienenpat(inn)en! – mit Verve teilnahmen!
  13. Treffen mit Mitgliedern des Welterbe-Gartens
  14. Treffen mit (interner) Preisverleihung an unsere Teamsieger des STADTRADELNS, die Bienenpaten Hans Zirkel, Bernd Pillipp und Martin Bloeß mit Partner/innen
  15. Treffen mit Mitgliedern des Welterbe-Gartens
  16. Honigstand am „Honigmarkt und Herbstmarkt“ im Kreislehrgarten Oberhaid
  17. Klimasondersitzung Bamberg am 13.10.2020Teilnahme an der Klimasondersitzung des Stadtrats Bamberg

Lehrtafel Lebenstage Bienentätigkeiten für Schulbienenunterricht @ Ilona MuniqueBeratung / Besondere Hilfeleistungen

    • Verschiedene Standortberatungen und -überprüfungen (Bamberg und Umgebung)
    • Einsätze zur Beseitigung der Amerikanischen Faulbrut (AFB) in Bamberg
    • Bienensachverständigen-Einsätze (Reinhold Burger) in Bamberg und Umgebung
    • Einfangen eines Bienenschwarms
    • Telefonische Beratungen und Vermittlungen von gesichteten Bienenschwärmen

Geld- und Sach-Spenden

Heuer fielen diese verständlicherweise geringer aus, sowohl von der Anzahl als auch der Höhe her. Da wir glücklicherweise bei den Fixkosten auf unsere Bienenpatinnen und -paten zählen dürfen, konnten außerdem Ausgaben für bienenförderliche Taten, wie wir sie größtenteils hier im Transparenzbericht beschrieben, gestemmt werden.

Cathrin Beyer vom VOM FASS Bamberg beim HonigweinverkostenSabine Gründler, Gärtnerei BöhmerwieseDankeschön an …

…  allen anderen Unterstützer/innen, die sich mit kleineren Beiträgen und in jeglicher Weise um Bambergs Bienenwelt bemühen. Eure Hilfe stärkt unsere Region nachhaltig!

Die (unerwartet) anforderungsstärksten Vorkommnisse in 2020

  1. Ein weiterer trockener und heißer Jahrhundertsommer mit hohem Gießaufwands im Bamberger Bienengarten.
  2. Die hohe Lernzeitbelastung durch den Imkermeisterkurs für Reinhold, der jedoch erfolgreich „mit Auszeichnung“ abgeschlossen werden konnte.
  3. Der neue Bienenstandort, welcher mit Hoffnungen und Versprechungen verbunden im Welterbe-Garten bezogen wurde, erwies sich durch verschiedene Umstände als nicht dauerhaft nutzbar.
  4. Doppelt- und dreifach abgehaltene identische Imkerkurse, da wir nur Kontakt zu 5 Teilnehmenden haben durften.
  5. Schulbienenunterricht war nur im geringen Umfang möglich, alle bereits vereinbarten Termine mussten storniert werden.
  6. BIWa-Sonntagsöffnungen waren wegen Corona nicht möglich. Dennoch standen wir häufig in unserem Bienengarten als Ansprechpartner zur Verfügung.

Die elementarsten Vorhaben von 2020 – und was daraus wurde

  1. Wahlprüfsteine erstellen und versenden für OB-Wahl 2020 (erreicht)
  2. 8-seitige Jahresbroschüre erstellen mit allen Terminen (erreicht)
  3. Pflege (Einölen) des BIWa-Fußbodens (erreicht)
  4. Reparieren (Neuaufbau) des Fahrradanhängers (erreicht)
  5. Reparieren und Streichen der Sitzbänke (erreicht)
  6. Beenden des Imkermeister-Lehrgangs in Graz mit Meisterarbeit für Reinhold (erreicht)
  7. Erfahrungen sammeln mit Bienenstockluft, ggf. im Nachgang Gründung einer Selbsthilfegruppe Apitherapie (ausstehend wg. Corona)
  8. Angebot eines Jungimker-Kompaktkurses (Wochenendkurs im Oktober) (erreicht, Durchführung jedoch wg. Corona abgesagt)
  9. Durchführung eines Imkeranfängerkurses als Jahreskurs (erreicht)
  10. Erste Planungen für Photovoltaik-Anlage BIWa (vorerst nicht umsetzbar, stattdessen 10 LED-Leuchten angeschafft; Nachtrag: In 2024 erreicht)
  11. Wahlprüfsteine zur Oberbürgermeister(inn)enwahl 2020 (erreicht)

Pläne für 2021

  1. Fertigstellen (Schweißen) des neu gebauten Fahrradanhängers, unserem „Bienentraktor“
  2. Anschaffung von Pedelecs zur Erleichterung der Bienenpflege an unseren 8 Standorten
  3. Errichten einer Naturmauer und Einbringen von Biotopholz für ein Wildbienen- und Insektenreservat des Bienengartens
  4. Ausarbeiten des Themas „Nachtaktive Pflanzen“ (Infoblatt, Beschilderung im Bienengarten, Weblog)
  5. 15 Beutenböcke bauen
  6. Außenfassade der Bienen-InfoWabe streichen
  7. Mitwirkung am Europäischen Volksbegehren „Bienen und Bauern retten“
  8. Kontaktarbeit mit Schul-Imkereien Bambergs im Rahmen unseres Unterstützungsprojekt „Supply my Schul-Imkerei!“
  9. Aktualisierung der Info-Tafeln des Bamberger Bienengartens
  10. Durchführung eines Imkeranfängerkurses als Jahreskurs

Unser übergeordnetes Ziel

Reinhold und Ilona im Bamberger Bienengarten (Bienenweg 2, Erba-Park)Der Erhalt der Bienenwelt in Bamberg ist unsere Leitschnur.
Wir legen dabei den Fokus auf die Honigbiene, da wir hier die weitreichendsten Qualifikationen haben. Dennoch haben wir bei unserem Tun auch ein Augenmerk auf die Artenvielfalt bei Wildbienen und anderen Insekten und schließen die entsprechende Flora mit ein.

Wie gehen wir dabei vor?
Wir sehen weiterhin und speziell durch coronabedingt ausfallende Kurse den hohen Bedarf an Fortbildungen und Imkerkursen innerhalb der Stadt Bamberg. Daher bleiben wir unseren Bemühungen treu, nachhaltige Perspektiven zu eröffnen. Den dabei zu leistenden Spagat zwischen Ehrenamt und Brotberuf sollten wir heuer leichter bewältigen können, da zumindest Reinhold Burger durch seinen erfolgreichen Imkermeisterabschluss den Entschluss gefasst hat, sich nebenberuflich stärker einzubringen.

Was wir nicht wollen: Immer mehr Jungimker/innen mit immer weniger Einsicht in eine verantwortungsvolle Bienenhaltung.

13.01. „Verwirkliche-Deine-Träume-Tag“ und die Bamberger Schulbiene

Die Bamberger Schulbiene in der HainschuleUnterricht an der LernbienenbeuteHeute am Verwirkliche-Deine-Träume-Tag – dem amerikanischen Make Your Dreams Come True Day – ging ich in unserem Fotoalbum zurück, um zu entdecken, welche Träume wir verwirklichen konnten. Vor 8 Jahren im Februar 2013 fand ich Fotos zu den Vorbereitungen für die Crowdfunding-Aktion zur Bamberger Schulbiene. Diesen Traum, für Bambergs Schulen in Sachen Bienen Unterricht zu halten, konnten wir tatsächlich noch im selben Frühjahr verwirklichen.

Entstanden daraus ist ein weiterer Traum, nämlich der Bau eines eigenen, gut erreichbaren „grünen“ Klassenzimmers, die Bienen-InfoWabe. Auch dieses ließ sich mit dem Willen und der Kraft vieler Menschen vom Herbst 2015 bis zum Frühjahr 2016 verwirklichen. Dem folgte ein Bienengarten-Traum, der 2017 seinen ersten Spatenstich zeitigte und in Coronazeiten ein wahrer Zufluchtsort auf der Erba-Insel wurde.

2. Treffen des Aktionskreises zum Volksbegehren "Naturschönheiten in Bayern erhalten – Rettet die Bienen", am 10.01.2019Statementgeber/innen zur Auftaktveranstaltung des VolksbegehrensDen Traum, Bienen nachhaltig zu schützen und zu unterstützen, träumen indes viele Menschen weiter. Kleine Meilensteine, die nicht auf „unserem Mist gewachsen“ sind, sondern von anderen kamen, wie das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“, unterstützten wir nach Kräften. So hoffen wir auf die Wirksamkeit des nächsten Schrittes, dem Europäischen Volksbegehren, welches bis zum 30.06.2021 läuft.

Bienenzeichnung auf dem Maximiliansplatz in BambergMit den Träumen Einzelner, die viele andere zu motivieren wissen, können gemeinsam tolle Ziele erreicht werden. Manchmal sofort, manchmal in Etappen, manchmal über Umwege. Verliert nie den Mut, den ersten Schritt zu gehen! Am heutigen Tag seid dankbar für alles, was geschehen konnte und haltet Ausschau nach einem guten neuen Ziel. Und nicht vergessen: „Tue Gutes und berichte darüber!“ Denn Motivation ist eine Superkraft! In diesem Sinne … happy „Verwirkliche-Deine-Träume-Tag“!

ID-Logics – eine praktische App zur Artbestimmung von Tieren und Gehölzen am Beispiel der Hummeln

Die App id-Logics ist ein tolles Hilfsmittel zur Artbestimmung für unterwegs. Beispielsweise 45 Hummelarten (dabei auch Wildbienen, die nur wie Hummeln aussehen oder fälschlich so bezeichnet werden) lassen sich prima identifzieren, neben Muscheln und Schnecken, Bäume, Sträucher und Frühblüher sowie Ameisen. Weitere Artengruppen sollen folgen. Wobei wir natürlich wild auf die Wildblumen sind, die es demnächst geben soll, aber auch auf Wildbienen, die leider noch nicht geplant sind. Kein Wunder, bei über 560 Arten!

Die Honigbiene selbst ist in Deutschland ja nur mit einer Art vertreten, der Apis mellifera, die wir auch ohne Hilfmittel jederzeit erkennen können. Wir hoffen, Sie auch!

Artengruppen der Bestimmungs-App ID-LogicsWas die Bestimmungsapp sehr sympathisch macht:

  • Weitestgehend kostenfrei und unabhängig von einem Netz
  • Plattform- und endgeräteunabhängig
  • Universitätsangebot mit Datenschutzgarantie
  • Der Entwickler dieser App, Prof. Dr. Jorge Gross und Institutsleiter innerhalb der Fakultät Humanwissenschaften und hier zur „Didaktik der Naturwissenschaften“ an der Uni Bamberg, ist uns persönlich bekannt (s. Bericht). Es ist cool, hinter dem Produkt das Gesicht zu kennen! 😉

Und so geht’s:

  1. Suchen Sie in Ihrem Appstore (z. B. Google Play) nach dem App-Namen, also id-Logics.
  2. Klicken Sie auf „Installieren“
  3. Sodann installieren Sie diejenige Artengruppe, die Sie auf Ihrem Gerät vorrätig halten möchten. Nur die Artengruppe „Bäume und Sträucher“ kostet € 2,99, alle anderen sind (bislang) frei erhältlich.
  4. Die installierten Enddaten sind dann tatsächlich unabhängig von einem Internetzugang auf Ihrem privaten Speicherplatz vorrätig, so dass Sie jederzeit auch in der Pampa auf Bestimmungsjagd gehen können. Doch wer seinen eigenen Speicherplatz nicht verwenden möchte, kann die Daten auch auf dem universitätseigenen Server hosten. Dazu muss man sich allerdings natürlich erst registrieren und anmelden.
  5. Nachdem die Artengruppe installiert ist, klickt man auf das App-Symbol und sieht sodann, welche Gruppe man installiert hat, und welche noch auf einen warten. Mit einem weiteren Klick auf die installierte Gruppe folgt eine Begrüßung, die einen auffordert, bestimmte Fragen zu beantworten, um sodann die gesuchte Art zu finden.
  6. Weitere Funktionen sind sehr übersichtlich, simpel und selbsterklärend bzw. mit Erklärtexten ausstaffiert, die erläutern, wie man vorgehen kann. Einfach mal ausprobieren!
  7. Auch ohne etwas zu suchen macht die App Laune. Bei Klicken auf die aufgelisteten Arten, z. B. „Bluthummel“, erhält man eine Vergrößerung des Bildes und darunter kurze Informationen, hier beispielsweise, dass sie „Von Ungarn auf dem Weg zu uns“ ist, die augenfälligsten Details zu körperlichen Merkmalen, ihren Verbreitungsgrad und die Flugzeiten. Der Reiter dazu nennt sich „Wissenswertes“.
  8. Weitere Informationen sind über die Reiter „Merkmale“, „Vorkommen“ (Text und Karte) und „Verwechslung“ ansteuerbar.
  9. Sehr gut kommt bei mir das Glossar an, und überhaupt poppt im Text bei Fremdwörtern eine Begriffserläuterung auf.
  10. Eine eigene Sichtungsliste mit Datum und Ort hilft, sich an seine Funde zu erinnern. Diese können auch gemeldet werden.

Kritik

Vorbehaltlich eines allerersten Eindrucks und noch ohne Geländeerfahrungen kann ich schon mal folgende Kritikpunkte anmerken, die allerdings „auf hohem Niveau“ stattfinden.

  • Es wäre mir lieb, würde ich vor der jeweiigen Artengruppen-Installation eine Info zum erwartbaren Datenvolumen erfahren.
  • Ich vermisse grundsätzlich Angaben zu genaueren Paarungs- und Schlupfzeiten, in denen man ja gerade besonders viele Exemplare sehen und bestimmen könnte.
  • Der Informationsgehalt ist unterschiedlich ausführlich. Für heutige Verhältnisse mögen kurze Texte ja genügen, mir selbst sind sie ein bisschen zu knapp gehalten. Aber ein Abgleich mit anderen Informationsquellen aus dem Internet steht mir schließlich offen. Immerhin kann ich schon mal die Art benennen, und genau dafür ist die App schließlich gedacht. Aaaaber …
  • … es sind nicht immer Weibchen UND Männchen abgebildet, die ja doch unterschiedlich aussehen können. Bei einer Einzelabbildung hätte zumindest die Geschlechtszuordnung Sinn gemacht.
  • Die Karte unter dem Reiter „Vorkommen“ ist toll und wäre noch besser, hätten zur groben Orientierung ein paar bekannte Städtenamen Eingang gefunden. Wir älteren Semester mögen aus der Erfahrung heraus gute geografische Kenntnisse besitzen. Doch wenn die App auch für Schulklassen genutzt werden soll, was wir planen, so wäre das eine echte Hilfe für die Kiddies.

Fazit

Must have! Wir wünschen der App eine möglichst rasche Verbreitung! Denn wie wir immer so schön sagen:

Was wir kennen,
lernen wir schätzen.

Was wir schätzen,
lernen wir lieben.

Was wir lieben,
lernen wir schützen.

Was wir schützen,
bleibt uns erhalten.

 

Monatsbetrachtungen Januar 2021 zu Bienen und Imkerei

Übersicht:

Was passiert im Januar im Bereich der Bienen und in der Imkerei?

OxalsäurebehandlungNicht viel, möchte man meinen. Doch hier irrt der Mensch in seiner mollig-warmen Wohnung, die er derzeit nur ungern verlässt. Doch bis zum Ende des Januar erhalten wir eine Stunde mehr Sonnenlicht, was auch die Tiere bereits seit 21. Dezember spüren und rege werden. Honigbienen gehen dann bereits wieder in die Brut, was eine Behandlung gegen die Varroamilbe schwieriger macht. Diese sollte eigentlich bereits im November/Dezember erfolgt sein. Hat man das verpasst, so kann in der ersten Januarwoche noch Oxalsäure eintröpfeln. Doch das nur im Notfall, nur wenn noch keine Oxalsäure-Träufelbehandlung erfolgte, nachdem man durch die Windelkontrolle den Milbendruck ausgezählt hat.

Totenfall

Totenfallkontrolle am Bienenvolk WildensorgAußer nachzusehen, ob eventuell ein zu starker Totenfall das Mäusegitter versperrt, ist jetzt an den Bienen selbst also nicht viel zu tun. Wir legen unser Ohr dicht ans Holz der Beute, am besten rechts oder links über der Fluglochseite. Ein gleichmäßiges Summen sollte zu hören sein – den Bienen geht’s gut in ihrer Wintertraube, in der sie sich gegenseitig wärmen.

Futterkontrolle

Geräuschkontrolle zur Winterkontrolle der Bienenvölker in den Buger WiesenKurz anheben zur Futterkontrolle kann ebenfalls nicht schaden – wenn öffnen, dann nur kurz unter die Folie sehen! Für Anfänger ist das Gewicht manchmal schwer einzuschätzen. Daher raten wir, immer mit zwei Völkern das Imkern zu beginnen, des besseren Vergleichs wegen. Muss nachgefüttert werden, dann am besten mit einem Schälchen unterhalb der Rähmchen, was nur bei einem hohen Boden geht. Oberhalb angebracht wird das Futter oft nicht angenommen. Dann hilft nur das Einhängen einer Futterwabe, so vorhanden. Bitte keine fremden Futterwaben von Imkerkollegen verwenden, da hier die Gefahr besteht sich die Faulbrutkrankheit einzuhandeln. Wer im Frühherbst gut eingefüttert hat und es keine größeren Störungen, z. B. durch Spechtklopfereien gegeben haben, sollte keine Sorge haben.

Bestellungen

Farbschema KöniginzeichnenEs bleibt also viel Zeit, die Bestellung für die bald beginnende Außensaison vorzubereiten. Sind genügend Mittelwände und Rähmchen da? Ist die neue Jahresfarbe zum Markieren einer neuen Königin da? Heuer ist es die Farbe Weiß. Auch Milchsäure könnte gleich mitbestellt werden, um frühe Schwärme damit zu behandeln.

Wachs einschmelzen

Wachs einschmelzen, erster DurchgangIst es unter 10° C kalt, so kann im Freien noch nicht verarbeitetes Altwachs eingeschmolzen werden. So vorbereitet lassen sich vielleicht auch schon die eine oder andere Mittelwandwabe gießen.

Reparaturen

Vogelschaden an der BienenbeuteSind die Temperaturen höher, lassen sich Beutenreparaturen durchführen. Oftmals müssen Spechtlöcher gestopf oder abgesplittertes Holz an den Außenseiten verkittet werden. Um die Innenseiten der Beuten kümmern sich die Bienen mit ihren Spezialkitt, dem Propolis, allerdings schon selbst.

Mittelwände herrichten

Praxis des Einlötens, Modul 10 Imker-AnfängerkursFür die Rähmchen lassen sich die Drähte nachziehen, falls ihr alte verwendet – was wir selbst allerdings nicht tun. Doch auch die neu gelieferten lassen hin und wieder zu wünschen übrig.

Schmökern

Ansonsten empfehlen wir das Lesen von Fachliteratur. In unserem letztjährigen Adventskalender haben wir einige rezensiert, schaut doch einfach mal durch, was euch interessiert und bestellt diese eventuell über eure Büchereien. Während des Lockdowns haben diese dann die Zeit, sie für euch zu kaufen oder aus anderen Büchereien zu ordern. Schreibt eine Mail und fragt nach. Ihr könntet jetzt auch endlich Zeit finden, die letzten Ausgaben eurer Imkerzeitschrift gründlicher zu lesen. Oder euch die Monatsausgabe des Vorjahres nochmal durchzusehen.

Fortbildung

Gerade im Bereich der Fortbildungen gibt es in der kalten Jahreszeit einige Angebote. Informiert euch über die Webseiten eures örtlichen Imkervereins oder anderer überregional agierender Vereine wie dem DIB, Deutscher Imkerbund.
Solltet ihr besondere Fortbildungswünsche haben, könnt ihr euch gerne an uns wenden. Wir vermitteln entsprechende Referent(inn)en oder bieten euch etwas eigenes an.

Einen erfolgreichen Start ins neue Jahr wünschen wir euch!

*19* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] Cover Westrich, Die Wildbienen Deutschlands, Ulmer„Die Wildbienen Deutschlands“ in der 2. Auflage des Ulmer Verlags ist fürwahr keine leichte Kost, immerhin wiegt der Band satte drei Kilo. Bei 1700 Bildern auf 821 Seiten kann man getrost von einem Lebenswerk reden. Der Biologe Dr. rer. nat. Paul Westrich ist einer der renommiertesten Wildbienenspezialisten Deutschlands und Verfasser zahlreicher Sachbücher, die zu meinen Top-Empfehlungen zählen.

Der Preis von 99 Euro ist sehr gut angelegt, falls man einen Faible für Hautflügler wie die Wildbienen hat. Derer gibt es in Deutschland sagenhafte, doch im Rückgang betroffene 566 Arten nebst einigen Arten, deren Status umstritten oder ungeklärt ist und auf deren Auflistung Westrich sodann verzichtet hat. Ich meine, auch der große Rest wird uns vollauf genügen.

Kapiteleinteilung – von hinten aufgezäumt

Man sollte meinen, bei der großen Anzahl porträtierter Wildbienen müssten für die jeweiligen Steckbriefe sämtliche rund 800 Seiten benötigt werden. Doch nein, erst zur Mitte des Prachtbandes hin geht es los mit dem Kapitel „Die Gattungen und Arten“.

Wir erfahren dort zunächst einiges zur Stellung der Bienen unter der großen Ordnung der Hymenoptera, über ihren Körperbau und die für den Laien so verwirrend erscheinende Systematik und Taxonomie, sodann, welche Methoden es für das Sammeln und Präparieren von Bienen gibt, wie wir Wildbienen erkennen und bestimmen können und so einiges mehr. Im Anschluss dürfen wir uns fasziniert den einzelnen Steckbriefen zuwenden, wo keine Biene der anderen zu gleichen scheint in Kennzeichen, Verbreitung, Lebensraum, Nistweise, Blütenbesuch etc. Die Steckbriefe sind in der Reihenfolge der Gattungen bzw. Familien und innerhalb dieser alphabetisch nach Arten gehalten, bestückt mit tollen Fotos von Männchen wie Weibchen, die sich sehr unterscheiden können.

Doch was nun hält Westrich für uns in der ersten Hälfte des „Schinkens“ an weiteren Leckerbissen bereit? Das erste Kapitel bei rund 60 Seiten widmet er den „Lebensräumen der Wildbienen“. Das finde ich persönlich sehr spannend, denn mit einigem Nachdenken könnte ich für Deutschland vielleicht ein Dutzend Landschaftsräume aufzählen, wobei in wenigen Jahren die 13. dann die Steppenlandschaft wäre, wenn das hier – speziell im ohnehin immer etwas zu trockenen Franken – so weiter geht mit den hintereinander gereihten Dürrejahren.

Nun, Westrichs Auflistung der Landschaftsräume beträgt rund 40 Nennungen bei 25 zusammenfassenden Lebensräumen, angefangen in den Mooren und Schilfröhrichten über Weinberge, Felder und Abwitterungshalden bis hinein in die Hohlwege, hinauf auf die Trockenmauern und eingetaucht in die Siedlungsbereiche, also die Dörfer und Städte. Genau dieses Kapitel ist das, was mir immer schon ein wenig für eine praktische Anwendung von lexikalischen Werken gefehlt hat, ohne es wirklich hätte benennen zu können.

Mit den Augen einer Biene

Mit Westrichs „Anleitung“ kann ich die beschriebenen Landschaftsräume gezielt aufsuchen, die sich in meiner Nähe befinden, beispielsweise die Auwälder am Main bei Kemmern oder Oberhaid im Landkreis Bamberg, um auf Spurensuche zugehen. Dass mir dort unsere Honigbienen begegnen werden, ist mir ohnehin klar. Denn Apis mellifera (die letzte übrigens, die in den Steckbriefen beschrieben wurde) findet hier als eine ihrer ersten und wichtigsten Nahrungsquellen des Frühjahres Strauch- und Baumweiden, also Salix-Arten vor.

Dort wird sie auf ihre „Cousine“ treffen, für die die Pflanzen in den Überflutungsbereichen ebenfalls eine wichtige Rolle als „unverzichtbare Pollenquelle“ spielen, neben Stieleichen und Ahornarten. Im vorangegangenen Kapitel zu „Wälder allgemein“ erfahre ich genauer, welche Arten mir dort – und warum – begegnen werden: „Kleine Vernässungen oder vom Wasser überieselte Böschung und Gräben sind die Wuchsorte des Pfennig-Gilbweiderichs […], der in Waldgebieten fast ausschließlich Futterpflanze der Schenkelbienenart Macropis fulvipes.“

Durch Hinweise wie diese kann ich viel gezielter noch wenigstens ein paar Arten stolz auseinanderhalten. So oder so … allein das Lesen dieser Kapitel sensibilisiert für die Welt um uns herum, und noch viel mehr als bisher schon werde ich die Welt mit den Augen einer Biene sehen, die auf hoffentlich erfolgreiche Nistplatz- und Nahrungssuche geht – oder doch eher, fliegt.

Zwischen den beiden Kapiteln „Die Lebensweise der Bienen“ und „Bienen und Blüten“, auf die ich, ohne sie abwerten zu wollen, findet sich das dritte Kapitel, das es mir ebenfalls besonders angetan hat:

„Nutznießer und Gegenspieler“ statt Feindbild

Ich habe ja nun so einige Wildbienenbücher besprochen und durchforstet, um so gut wie möglich für unseren selbstgewählten Informationsauftrag als Bieneninitiative gerüstet zu sein. Denn als Bienenpfleger/innen ist es Reinhold und mir ein Anliegen, die zuweilen doch recht von der Natur entfernte Stadtbevölkerung die unterschiedlichen Wesen näher zu bringen. Doch in keinem Buch fand ich eine tiefergehende bzw. in einem Kapitel zusammenfassende und dabei höchst differenzierte Auflistung wie im vorliegenden.

Von den 12 genannten Nutznießenden und … nein, Feinden, das Wort hat Westrich löblicherweise vermieden! – Gegenspielern wie Mikroorganismen, Milben, Käfern, Wirbeltieren etc. wird als letztes, und das auch nur sehr kurz, der Homo sapiens genannt. Hinter den fast schon dürren Worten vermutet man niemals, dass hier ein Mann schrieb, der fast sein ganzes Leben lang diesen Winzlingen gewidmet hat und sie alle beim Namen nennt. Was für eine unglaubliche Selbstbeherrschung – doch lesen Sie selbst:

„Der bedeutenste Gegenspieler der Wildbienen ist heutzutage der Mensch. Während er über Jahrhunderte hinweg durch seine extensive und vielfältige Landnutzung Wildbienen unbeabsichtigt mehr oder weniger gefördert hat, ist er inzwischen durch die industrialisierte Landwirtschaft sowie groß- und kleinräumige Veränderungen der Landschaft der Hauptverursacher des Artenschwundes geworden.“

Punkt. Keine Zeile mehr. Wo Westrich berede wird, um die Abwehr eines Buntspechtes mit Hilfe eines Maschendrahtzaunes um Totholz zu bewerkstelligen, um die Wohnstätte einer Schwarzen Holzbiene (Xylocopa) – die im Übrigen auch in Bamberg permanent anzutreffen ist– zu schützen wird er beim Gegenspieler Mensch wortkarg.

Es gibt keinen „Hummelhonig“

Aufgeräumt hat Westrich in diesem Kapitel übrigens mit der Mär vom Hummelhonig. Tatsächlich sind es nur kleine, mit Nektar gefüllte Wachstöpfchen. Was Nektar zu echten Honig werden lässt, der diesen Namen verdient, wird vorab ausführlich geschildert. Warum dieses Thema in jenem Kapitel behandelt wird? Weil es hier überleitet in die Futtersuche und damit für die wichtige Unterscheidung nach „belohnenden und nicht belohnenden Blüten.“ Saß vorher bereits eine (bestimmte) Bienenart auf der Blüte, wird sie unter Umständen nicht mehr angeflogen … oder aber gerade deshalb! Sehr spannend!

Kaufempfehlung: Buch trotz Wikipedia & Co.

Was kann ich noch hinzufügen, um sowohl die Bienensachkundigen, die die 1. Auflage ohnehin bereits gekauft haben, auch für die 2. Auflage erneut zu begeistern, aber auch den interessierten Laien zur Geldausgabe zu bewegen? Im ersten Falle dieses, dass es keine Neuauflage, sondern eine gründlich aktualisierte und korrigierte Auflage ist. Denn wie wir ja wissen – hier auch unser Bericht – erschien 2017 das Taschenlexikon der Wildbienen und weitere „bemerkenswerte Veröffentlichungen“ (Westrich im Vorwort), die zu einer zeitnahen Überarbeitung animierten.

Im zweiten Falle, also die Motivation an „Hinz und Kunz“, ist die, dass kein Wikipedia und auch keine Datenbank ein solch in sich abgerundetes Werk wie dieses zu ersetzen vermag. Denn erst mit der Zeit und durch mehrmaliges haptisches Hin- und Herblättern vernetzt sich so langsam eine innere Landkarte, die es schafft, sich der unglaublichen Vielfalt von nur einer einzigen Spezies, nämlich der Wildbiene, samt der ihnen eigenen, spezifischen Lebensräume anzunähern, ohne in ein Gefühl der absoluten Überforderung zu verfallen.

Selbst das Lesebändchen will da eine kleine Hilfe sein, ganz abgesehen vom erkennbaren roten Faden, der alle Artikel prägt und alle Teile verbindet, nämlich einer gut herauslesbaren, authentisch geschilderten persönlichen Forschungarbeit, beschrieben in klarem Sprachduktus trotz notwendiger Fachlichkeit. Während man ziemlich hilflos und rasch übersättigt im Internet hin und herspringt, gar bald die Lust verliert in augenüberlaufender Verwirrung, empfängt uns im aufgeschlagenen Band ein lesefreundlicher Dreispaltentext mit Einzügen, aufgelockert von wunderbaren Fotos mit intimen Einblicken ins Reich der „wilden“ und doch so freundlichen Bienen, … und ja, wer noch nicht genug bekommt, den erwartet eine 67 (!) Seiten lange Literaturliste mit sage und schreibe rund 2.800 Referenzen.

Fazit

„Die Wildbienen Deutschlands“ – ein phänomenaler, textlich wie fotografisch schön gelayouteter Prachtband aus dem Hause „Westrich“, der sicher nicht im Vorzeigebuchregal verstauben wird und sein Geld ohne Abstriche wert ist! Und wer sich’s nicht leisten kann oder mag – Büchereien werden bzw. sollten dieses Standardwerk sicherlich anschaffen. In unserer Imker-Bibliothek ist es Dank des Rezensionsexemplar aus dem Ulmer-Verlag auf alle Fälle vorzufinden!


*Nichts ist doch so lebendig wie Holz in seiner letzten Lebensphase, von mir aus nennt es Altholz oder Schrumpelholz oder Schwundbiotopholz oder … aber doch bitte nicht TOTHolz!

Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands. Stuttgart : Ulmer. 2019. 824 S. : Ill.
ISBN 978-3-8186-0880-4

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek

*14* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] „Wildbienen entdecken & [und] schützen“ ist Buchtitel, Kapiteleinteilung und offenbar seit rund 15 Jahren das „Lebensmotto“ des Agraringenieurs und -ökologen sowie bekennenden „Wildbienenverrückten“, Dr. Nicolas J. Vereecken, mit Professur an der FU Brüssel mit weltweiter, besonders jedoch europäischer Forschungsumtriebigkeit.

Zwar stammen nicht alle der wunderbaren Fotos von Wildbienen aus der eigenen Kamera, doch dürfte sein Archiv immens sein. Denn Vereecken ist (neben rund 250 weiterer Publikationen nicht nur zur Wildbiene) Mitverfasser des 2020 erschienenen ersten Bandes von „Bees of Europe – Hymenoptera of Europe“, welches auf fünf bis sechs Werke angelegt ist und einen Meilenstein auf dem Sektor der Wildbienenliteratur darstellt.

Doch so tief müssen wir gar nicht einsteigen. Wir sind auch mit dem 191 Seiten starken Taschenbuch gut bedient, um uns auf Spurensuche der überwiegend solitär, aber auch gesellig lebenden Wildbienen zu machen. Wo und wie leben sie? Wie geht es Ihnen? Mag das Buch im Schwerpunkt auf Wildbienen abzielen, so wird im Kapitel „Räuber, Parasiten und Krankheitserreger“ auch auf die Honigbiene eingegangen. Ansonsten spielt sie eher keine Rolle und wird vom Autor auch eher als Konkurrenz eingestuft. Doch dazu später mehr.

Aufräumen mit Falschinformationen

Wie der Untertitel bereits ankündigt, teilt sich das Buch in die Kapitel „Wildbienen entdecken“ und „Wildbienen schützen“ auf, dazwischen gleichermaßen umfänglich erfahren wir außerdem viel zu den „Lebensgewohnheiten der Wildbienen“.

Der Schwerpunkt meiner Rezension liegt auf dem dritten Teil, also dem Schutz der Wildbienen. Hier gefällt mir, dass der Verfasser den Einstieg findet über das weltweit verbreitete angebliche Zitat Albert Einsteins, wir Menschen würden nur noch vier Jahre Leben, wenn die Bienen aussterben.Gesagt hat er es in dieser Form sicher nicht. Der Autor erläutert eingehend und sehr interessant, wie es zu diesem Irrtum kam. Auch wir sind es nicht müde, darauf hinzuweisen, dass nur die heute mit dem Falschzitat verbundene Kernbotschaft als richtig anzusehen ist, nämlich, sich um eine bessere Ökologie zu bemühen. Ohne Bestäubung wird es viele Pflanzen nicht mehr geben, die Welt wäre eine andere. Apropos Bestäubung …

Vereecken räumt auch auf mit der Mär, die Handbestäubung der Obstbäume in Nanxin in der Provinz Sichuan wäre notwendig, weil es dort keine Bienen oder Insekten mehr gäbe. Was beileibe nicht stimmt, wie der Autor bei seinem eigenen Besuch, zusammen mit seinem Mentor, Amots Dafni, feststellen konnte. Wer den Film „More than Honey“ kennt, reibt sich jetzt verwundert die Augen. Derweil hatten wir selbst auch immer wieder auf das Begleitbuch des Films hingewiesen, in welchem ebenfalls von einem anderen Aspekt, nämlich der Effizienz der Handbestäubung in Hochgebirgslage zu lesen war. Klar, der Film sollte schließlich aufrütteln, da nahm man mit, was man gut abbilden und begründen konnte. Die in den 60er Jahren von der Regierung aufgrund einer Hungersnot angezettelte Insekten- und Sperlingsvernichtungsaktion gab es aber tatsächlich.
55 Hummelarten sind übrigens in dieser Region kartographiert worden. Zum Vergleich: In Europa existieren derzeit 68 Arten.

Kritischer Autor

Wildbienenrückgang – ist das so?

Kritisch hinterfragt der Autor auch die Lesart vom „weltweiten“ Rückgang der Wildbienenarten und beschreibt uns ein differenziertes Bild von den teils mangelhaften oder ungenügenden, teils grundsätzlichen Herangehensweisen in der Forschung. Klar ist lediglich, dass „rund jede 10. Wildbienenart in Europa vom Aussterben bedroht ist, vor allem wegen menschengemachter Probleme (intensive Landwirtschaft, Umweltverschmutzung unterschiedlicher Art, zunehmende Verdichtung, Flächenversiegelung) im Zusammenspiel mit dem Klimawandel.“ Doch vielerorts fehlen belastbare Untersuchungen.

Wildbienenhotels – notwendig?

Während die Schweizerische Gruppe „Wildbee.ch“ Wildbienenhotels – die gut gemachten, versteht sich! – erst propagierte, dann nur noch eingeschränkt als pädagogisches Mittel empfahl, zum Schluss noch nicht einmal dieses mehr unterschreiben wollte – seit dem 30.11.2020 ist der Verein nunmehr aufgelöst –, und was auch die in Deutschland bekannten Vertreter wie Dr. Paul Westrich, Dr. Christian Schmid-Egger, Volker Voggenberg, David Werner immer wieder anprangern, nämlich die vielen, völlig unnützen, da falsch präparierten Behausungen, treibt auch Vereecken um.

Jedoch geht er sofort am Kapitelanfang ohne „Murren und Knurren“ auf den Hunger der Lesenden nach eigenem hilfreichem Tun ein und gibt knapp, doch präzise diverse Anleitungen zum Bau von Wildbienenhotels und Hummelunterkünften. Dabei versäumt es der Verfasser nicht, darauf hinzuweisen, dass nur weniger als 10% der in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten derlei Behausungen tatsächlich besiedeln. Und es sind dies nicht die gefährdeten.

Ergänzt wird das Kapitel mit Hinweisen zu geeigneten Pflanzenarten, die – das wird an verschiedenen Stellen betont – natürlich in der unmittelbaren Umgebung der Wildbienenunterkünfte zur Verfügung stehen müssen. Schließlich haben Wildbienen nicht den selben großen Flugradius wie Honigbienen!

Etwas unglücklich

Nein, der Autor spart nicht mit „Enttarnungen und Ermahnungen“, doch dies sehr fachkundig und nachvollziehbar begründet. Ich hätte mir allerdings mehr Quellenangaben zu Forschungsergebnissen gewünscht. Nun ja, immerhin finden sich im Anhang auf zwei Seiten weiterführende Literatur sowie Adressen, die französisch-belgischen Angaben (bis 2017 zum Erscheinen des Originals) angereichert mit wenigen deutschen und schweizerischen Pendants bis 2019, wobei erstaunlicherweise das „Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas“ (Scheuchl / Willner 2016) fehlt.

Ewas unglücklich bin ich über das Kapitel „Rettung durch Bienenstöcke – eine gute Idee?“ Denn neben den sicher nicht zu Unrecht aufgeführten möglichen Bedrohungen der Wildbiene durch von Apis mellifera verursachenden Faktoren wie Nahrungskonkurrenz, Krankheitsübertragungen und Pflanzenvermehrungseinfluss reitet der Autor darauf herum, dass die Honigbiene eben nicht „unerlässlich für die pflanzliche Artenvielfalt oder deren Erhaltung“ wäre.

Natürlich ist sie das nur zu einem kleineren Teil, ich würde nichts anderes behaupten wollen. Denn ihr Hauptauftrag ist definitv in ihrer Kulturleistung zu sehen, die sie durch ihre Blütenstetigkeit und ihre Populationsmenge uns Menschen in Form von Obst, Gemüse, Beeren und Honig verschafft. Doch wir sind uns mit dem Wildbienen-Fürsprecher einig: Wir alle, auch und gerade wir Imker/innen, müssen und wollen auf ein Gleichgewicht achten, selbstverständlich!

Braucht man noch ein Wildbienenbuch aus dem Ausland?

Eindeutig „Ja“. Gleichwohl das französische Original in der Übersetzung von Dorotee Calvillo und Gabriele Franc̮ois auf deutschsprachige Leser angepasst wurde, ist der Blickwinkel doch ein erfrischend anderer als der gewohnte aus den deutschen Verlagsprogrammen. Die hiesige, nicht allzu üppige Literaturlage mit wirklich GUTEN Wildbienenbüchern wurde durch ein auf wissenschaftlicher Forschungserfahrung gestütztes, dabei sehr eingängig geschriebenes Werk sinnvoll ergänzt. Bei weit mehr als 600 Wildbienenarten überlappen sich zudem die Einzelbeschreibungen nicht zu sehr und ich entdecke immer wieder neue, mir noch unbekannte Aspekte und interessante Details.

Zugegeben: Würde die Honigbiene darin ein klein wenig besser wegkommen, läge uns die Verbreitung des Buches sicherlich NOCH mehr am Herzen.  Da Reinhold und ich Imker/innen mit einem umfassenden Bildungsauftrag sind, der das Beste für die (Bamberger) Bienen- und Kulturökologie erreichen möchte und den kritischen Diskurs sehr schätzen, wird Vereeckens Wildbienenbuch einen guten Platz in unserer Imker-Bibliothek finden und auch empfohlen werden.

Braucht man noch Honigbienen?

Von einem Teilnehmer unseres Online-Vortrags zu Wildbienen wurde uns gesagt, wir wären die ihm bislang einzigen bekannten Imker, die in Sachen „Wildbienen“ Gnade vor seinen (Wildbienenfan-)Augen gefunden hätten. Ist hier etwa ein Grabenkrieg im Gange?! Wildbiene versus Honigbiene, endend in einem „Entweder – Oder?“

Wir sind der Ansicht, dass man eine Art nicht gegen eine andere Art ausspielen sollte, sondern das Beste für beide suchen. Und dafür ist uns jede Information recht, sofern nicht auf Mutmaßungen beruhend, sondern auf belastbaren Forschungsdaten. Genau darum geht es im Wesentlichen auch bei Nicolas Vereecken. Nur die Fragestellung ist ein wenig unterschiedlich.

Fazit: Ein bild- und kenntnisreich aufgemachter Band aus französisch-belgischem Hause, der als sinnvolle Erweiterung der originär in Deutschland verfassten Wildbienen-Literatur angesehen werden kann. Auf dem Gabentisch von Natur- und Wildbienenfreund(inn)en macht er sich gut, Imker/innen jedoch sollten gegenüber den kritischen Anmerkungen zur Honigbiene aufgeschlossen, zumindest aber nicht völlig verunsichert sein. Gute Argumente für den Kauf des Buches sind neben den interessanten Inhalten auch eine abwechslungsreiche Gestaltung von (zwar zu kleinem Font, dafür mit reichlich Zeilendurchschuss versehenen) Textfluss und zahlreichen schönen Fotos.


Wildbienen entdecken & [und] schützen / Nicolas [J.] Vereecken ; Übersetzung: Dorotee Calvillo, Gabriele Franc̮ois. 1. Aufl. München : Gräfe und Unzer Verlag GmbH / BLV. 2019. 191 S.
ISBN 978-3-8354-1926-1

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*4* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Cover Kremer, Blütengeheimnisse, HauptBarbaratag, heute geht es um wundersame Blüten mitten im Winter. Mit ein bisschen Wärme bringen wir die Knospen zum Schwellen. Apropos … gibt es eigentlich noch Geheimnisse zum Thema S6x? Wurde nicht längst alles schon entdeckt, erforscht und als Wikipediabündel mundgerecht entzaubert? Nicht ganz! Im Bildband „Blütengeheimnisse. Wie Blumen werben, locken und verführen“ von Bruno P. Kremer lässt sich in Wort und Bild der „Blümchen-6 hinter Kelch und Krone“ tief und hautnah nachgehen.

Ein sehr erhellendes unter vielen weiteren Kapiteln entlarvt beispielsweise, dass die Staubblätter ganz und gar nicht als „männliche Geschlechtsorgane“ bezeichnet werden dürften, und nur die Gesamtheit aller Staubbläter die sinngemäße Übersetzung von Andrözeum, also „Männerhaus“ verdienen. Es geht also so richtig ins Eingemachte, da kommt kein Wiki-Eintrag mehr mit.

Fotos und Illustrationen

Wem der text- und kenntnisreiche „Voyerismus“ so rein von der Menge ger zu viel sein sollte, hat dennoch sein Vergnügen an den tollen, meist großformatigen, professionellen Fotografien, die überraschende Einblicke per Makroaufnahmen ins Innerste der Blüten, Samen und Früchte gewähren. Begleitet von zahlreichen Illustrationen erfährt Wissenschaft die durchaus verständliche Übersetzung in unsere Alltagssprache und unser eher im Ungefähren und Allgemeinen gehaltenen Verständnis von der Natur.

Dass es heute NOCH perfektere Kameraaufnahmen gibt, tut dem bereits 2013 erschienen Band absolut keinen Abbruch. Wer ohnehin eine Wespe gerade noch so von einer Biene unterscheiden kann, dem wird es wenig ausmachen, wenn er nicht jede einzelne Ommatidium in den Facettenaugen einer Gartenschwebfliege zählen kann, die frontal im Anflug auf einen ergiebigen Futterplatz abgelichtet wurde (Doppelseite 194/195). Wenn ich jemals ein Flügelpaar im Schwirrflug bei einer Frequenz von 300 Hz so toll ablichten könnte wie hier geschehen … ne, echt, ich bin schwer beeindruckt!

Geheimnisse gelüftet

Der Bildband scheint alle Geheimnisse zu lüften, die die Pflanzenwelt in Sachen „Bestäubung und Befruchtung“ bislang vor uns verborgen hielt. So stellt ein Kapitel die durchaus berechtigte Frage: „Zauber oder Entzauberung?“ und in einem anderen die Überlegung, ob es gar um einen „geheimen Code“ ginge. Bebildert und beschrieben wird in letzterem der Versuch, der „erstaunlichen Ausgewogenheit von Formen und Proportionen“ mittels der Konstruktion einer logarithmischen Spirale aus der „fast ein wenig zahlenmystischen Fibonacci-Reihe“ erklärend beizukommen.

Der „Schlüssel zum Verständnis“ liegt in den „niederen Pflanzen“ und ihrer jeweils vorhandenen (eher wenigen) Zellsorten. Farne beispielsweise, die „interessante Stadien aus der Entwicklungsgeschichte der Landpflanzen darstellen“, wobei der Königsfarn zellenmäßig an der Oberkante ist. Was, wie und warum, das liest sich richtig spannend, und ich tauche hinein in eine Zeitreise, die mich tiefer auch in die Systematik der Botanik führt, die ich so unterhaltsam wie tiefschürfend bislang vermisst habe, ohne es allerdings geahnt zu haben. Das führt uns direkt zu den möglichen Zielgruppen …

Zielgruppen

Ehrlich gesagt … ich will mich da gar nicht festlegen. Von Berufs- oder Laienbotaniker(inn)en über Lehrkräfte bis zu naturinteressierten Hobbygärtner(inn)en, aber auch als „Beifang“ für Imker/innen und sonstige Insektenkundige kann ich mir viele vorstellen. Für alle gibt es Abstecher wie das zu „Meilenrekorde im Honigglas“, welches ich mit Zufriedenheit, weil erkennbar gut recherchiert, gelesen habe. Für die Grundschule, wie es in einer Kritik hieß, kann allerdings nicht die Rede sein. Obwohl … vielleicht könnte der Bildband sogar hier den Anreiz geben und Pfad ebnen für künftige und dringend benötigte Botaniker/innen?!

Die 247 Seiten – für erstaunlich günstige 19,90 Euro! – enthalten kein Fastfood, aber auch keine allzu schwere Kost, ein bisschen Konzentration zur besseren Verdauung vorausgesetzt. Vergnügliche Überschriften zu Unterkapiteln lauten bspw: „Erschütternde Szenen“, „Süße Verführung“, „Ausflugslokal mit Tankstelle“, „Dessertschale oder Nektartütchen“ und „Die eigene Ölquelle“, und so werden auch im Text mit einigen Metaphern durchaus launig schwere Erklärseeklippen elegant umrundet.

Es ist ein wenig so, als hätte ich vor dieser Buchentdeckung das Fernglas auf die Natur verkehrt herum gehalten und nun sehe ich, richtig herum gedreht, ausschnittsweise alles klar und groß(artig). Unseren Bamberger Bienengarten werde ich ganz sicher neu entdecken. Es geht jedoch nicht so sehr darum, sich danach „wissend“ zu wähnen, vielmehr steigt der Respekt und das Staunen vor den Wundern der Natur noch einmal gehörig an.

Und – nein, Herr Kremer, Ihr Buch entzaubert daher ganz und gar nicht, und als geheimnisoffenbarendes Wunderwerk gehört es unbedingt auf den Weihnachtsgabentisch! Wie wäre es bald mit einer 2. Auflage, lieber Haupt-Verlag in Bern?


Blütengeheimnisse : Wie Blumen werben, locken und verführen / Bruno P. Kremer. 1. Aufl. Bern : Haupt. 2013. 247 S. : Ill.
ISBN 978-3-258-07782-6

In unserer Imker-Bibliothek enthalten.

*3* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Cover Vincent Albouy, Das Wunder der BestäubungKeine Frage – die Bestäubungsleistung der Bienen ist das, was unserer Generation mittlerweile wichtiger ist als der Honigertrag. Wer sich einmal etwas näher damit befassen möchte, ohne erneut die zweite Klasse besuchen zu müssen, in der das normalerweise Unterrichtsstoff ist, greife zu diesem schlanken Büchlein über „Das Wunder der Bestäubung“ aus dem Ulmer Verlag. „Warum die Arbeit von Bienen und Co. im Garten lebenswichtig ist“ (Untertitel), kann man sich ja eigentlich gut denken. So ist „eine gute Bestäubung die unersetzliche Grundlage für eine reiche und qualitiativ gute Ernte“.

Kapitel

Erwartungsgemäß befasst sich das erste Kapitel eingehender damit, wie Bestäubung genau funktioniert und welche Insekten den Pollen transportieren. Fliegen, Schmetterlinge, Wildbienen und Honigbienen erhalten dabei eigene Unterkapitel. Im Groben erfährt man, wie ein bestäuberfreundicher Garten eingerichtet werden kann, bevor in zwei eigenen Kapiteln explizit auf die Bestäubung von Obstblüten und Gemüsepflanzen eingegangen wird.

Fotos

Auf jeder Seite finden sich mehrere Abbildungen einzelner Früchte oder Blüten, mal mit oder ohne Insekten. Dass dabei offenbar lediglich ein solider Fotoapparat und das „normalsterbliche“ Auge des Verfassers selbst, also Vincent Albouy, zum Einsatz kamen, reicht zumindest mir zur Veranschaulichung der Sachverhalte völlig aus. Dieser kleine, 64 Seiten umfassende broschürte Leitfaden benötigt sicherlich keine hochprofessionellen Makroaufnahmen.

Fragen

Vielmehr braucht es gute Antworten auf der vom Autor aufgeworfene Fragen, beispielsweise: Wie bekommt man mittels Selbst- wie Fremdbestäubung ’schön(st)e‘ Tomaten, Paprika und sonstige Früchte? und „Manuelle Bestäubung – rückständig oder modern?“ und „Ein Bienenvolk im Garten?“ Ah, jetzt war ich gespannt!

Natürlich sah ich mir die Doppelseite (links Text, rechts Fotos) mit imkerlich geprägten Argusaugen näher an. Kurz gesagt: Der höchste Informationsgehalt befindet sich im gelben Kasten zu „Bienen und Bienenrecht“. Der Rest ist … nun ja, … ist eher sparsam und trägt gerade mal dazu bei, sich in Sachen Bienenhaltung zwischen „neugierig und abgeschreckt“ zu fühlen. Das hauseigene Fotoarchiv war ebenfalls offenbar schnell ausgereizt und kann zur Entscheidung nicht allzu viel beitragen.

Immerhin … es wird im Zusammenhang mit einer Bildbetitelung empfohlen, sich mit den „Grundlagen der Imkerei vertraut zu machen“. Und im Textteil heißt es, sich „die ganze warme Jahreszeit hindurch intensiv zu kümmern“. Was natürlich sofort die nächste, leider nicht beantwortete Frage aufwirft: Was versteht der Autor unter intensiv?

Der erschrockene Leser denkt sich bei „intensiv“ womöglich: „Kann ich da überhaupt noch nebenbei Arbeiten? (Aber ja doch!) Muss ich auf Urlaubsfahrten verzichten?“ (Nein, nur gut in den zeitlichen Ablauf integrieren). Ich verrat’s mal ganz grob: Es sind etwa 15 Besuche im – mal mehr, mal weniger – wöchentlichen Abstand, bei welchen durchaus einzelne Maßnahmen zusammengefasst werden können.¹

Zielgruppe

Wer soll das Büchlein nun kaufen? Jedenfalls keine Imker/innen. Oder doch?! Also, für unsere Imker-Bibliothek halte ich es als Ergänzung des Bestandes in Sachen „Bienennahrung“ durchaus als gerechtfertigt. Doch mehr noch kann man es insektenfreundlich gesinnten Menschen, die einen Garten ihr Eigen nennen, als kleines Schmankerl zu Weihnachten schenken. Den großen Bruder dazu, den gewichtigen Bildband „Blütengeheimnisse“ von Bruno P. Kremer (Haupt Verl.), rezensiere ich dann morgen.


Albouy, Vincent: Das Wunder der Bestäubung. Warum die Arbeit von Bienen und Co. im Garten lebenswichtig ist. Stuttgart : Ulmer. 2020. 64 S.
ISBN 978-3-8186-1240-5


¹Zwischen April und Juni wöchentlich einmal zur Weiselkontrolle, sodann Jungvölker bilden, biotechnische Varroaprophylaxen, Ernte(n), Einfüttern und zwei Varroabehandlungen.

*2* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Cover Braun/Koch: Bienen, TessloffAus der Tessloff-Reihe „Was ist Was? Erstes Lesen“ stammt der informative Band 5 zu „Bienen“ von Christina Braun. Als ehemalige Biologie-Grundschullehrerin weiß sie, welchen Stoff sie dieser Altersgruppe zumuten kann. So sind allzu komplizierte Sachverhalte wie der Bienentanz, an dessen Erklärung selbst ein Erwachsenenverstand mal scheitert, hinlänglich knackig dem Sinn nach erläutert. Zusätzlich werden außerhalb des Textflusses, der in der braven, jedoch für Schüler/innen bekannten und gut lesbaren Fibelschrift gehalten ist, ein paar Detailinformationen zu passenden Abbildungen beigefügt.

Themembreite

Es geht also um Bienen, und damit sind auch die Wildbienen mit erfasst. Sie erhalten ein eigenes Kapitel, nachdem über die Honigbiene und die Tätigkeiten in der Imkerei informiert wurde. Dem schließt sich passend das Kapitel „Bienen sind unverzichtbar“ an, was sowohl für die Honig- wie auch die Wildbienen und weitere Insekten gilt. Warum es Bienen heute schwer haben, ist perfekt in einfache Botschaften verpackt, deren Klarheit wie eine Checkliste wirkt, mit der man auch Erwachsene kriegen könnte. Genau so wie die anschließenden Tipps, was man selbst für Bienen tun kann.

Identifikationsfigur „Biggi“

Aufgelockert und vertiefend wirkend sind die kapitelabschließenden „Bibbis Quizfragen“. Bibbi ist übrigens eine in Kinderbüchern übliche Identifikationsfigur, die die jungen Leser/innen mit auf die Reise durch ihre (Honigbienen)Welt nimmt. Eine ganz und gar nicht albern gezeichnete, vielmehr auf jedes Lebensalter und für diverse Geschlechter sympathisch wirkende Honigbiene, die ziemlich stolz auf sich und ihre Kolleginnen ist und die am Ende als souveräne Interviewpartnerin („Sag mal, Biggi …“) zur Verfügung steht.

Sachinformationen mit kleinen Abstrichen

Die Mär vom beruhigenden Rauch

Ganz klar, als Imkerin lese ich das Büchlein mit kritischem Sachverstand, der prompt kleinere Erklärfehler ausfindig macht. Also nicht, weil etwas wegen der gebotenen Kürze  weggelassen oder sehr vereinfacht werden muss, sondern weil die Aussage schlicht nicht richtig ist. Auch, wenn noch so oft sogar von Imker/innen selbst behauptet wird, der Rauch aus dem Smoker würde die Bienen „beruhigen“ und sanftmütiger machen, so ist das nur eine Mär, oder weil sich die vielfach gestellte Frage simpler abhandeln lässt.

Doch wie müsste es dann heißen? Abgekürzt: Der Rauch verhindert die Stechbereitschaft, weil die Bienen weder Zeit noch Interesse am Verteidigen haben.

Denn sobald sie den Rauch riechen, versetzt er sie in akute Alarmbereitschaft. Als ehemalige Waldbewohner/innen müssen sie mit dem Schlimmsten rechnen, eben einen vernichtenden Waldbrand. Also ziehen sie sich flugs nach innen zwischen die Wabengassen zurück, um schleunigst ihre Honigblase voll zu füllen. Denn müssten sie tatsächlich ihren Stock verlassen, brauchen sie unbedingt Reiseproviant, um die ersten Tage auf der Suche nach einer geeigneten Behausung und der Neubildung von Waben zu überleben. Einerseits sind sie also mit der Honigaufnahme beschäftigt und andererseits verteidigen sie das vermeintlich ohnehin aufzugebende „Nest“ nicht mehr sonderlich. Ungestörtes imkerliches Arbeiten ist also ziemlich garantiert, solange man sich nicht direkt vor das Flugloch stellt.

Die Mär vom sehr hilfreichen Insektenhotel

Dass Insektenhotels allenfalls nett sind und man sich dadurch eingehender mit Wildbienen beschäftigt, sie sozusagen Gesprächsanlass bieten, hat sich noch nicht überall  herumgesprochen. Als „sehr hilfreich“, wie zu lesen ist, kann man sie im Grunde nicht bezeichnen. Doch vermutlich würde man etwas vermissen, kämen diese meist überflüssigen und zu oft falsch bestückten Goodwill-Objekte nicht vor. Immerhin wurde nicht eines der üblichen „Tannenzapfen-Schneckengehäuse-Flohfliegenschlitz-Ziegelsteine-Grauen“ abgelichtet. Die meisten der sehr gefährdeten Wildbienenarten sind ohnehin Bodenbrüter, was leider nicht weiter thematisiert wird. Denn ungestörte, offene Böden und dies unbedingt in Kombination mit Blüten im geringen Flugradius von 30 bis 500 Metern werden immer mehr zur Mangelware in unserer intensiv bewirtschafteten,  bebauten oder verkehrsbequem ausgeteerten Welt.

Die Mär von „je größer desto besser“

Blumen bzw. Blüten müssen „nicht groß genug“ sein, um „von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen umschwärmt“ zu werden. Honigbienen wie auch die häufig minikleinen, oft nur 2-4 mm großen Wildbienen, auch die zarten Saugrüssel von Schmetterlingen ziehen ebenso aus kleineren Blüten wie denen von Kräuterpflanzen (Minze, Thymian, Rosmarin, Ysop etc.) reichlich Nahrung. Aber das ist jetzt wohl eher (m)eine Spitzfindigkeit.

Illustration und Layout

Von den zahlreichen, mal kleineren, mal formatfüllenden Fotos her – mit Ausnahme von Bibbi, die gezeichnet wurde – sind alle Sachverhalte sehr schön begleitet. Die Illustrationen hatte Ruth Koch inne. Das Bändchen macht richtig etwas her, wenngleich bei ein paar der Fotos das Farbklima und die Belichtung hätte perfekter sein können. Aber es sind einige bestechend gelungene Nah- und Detailaufnahmen von Bienen und Waben – sehr schön der Umschlageinband! – zu entdecken und werden ganz sicher staunende Kinderaugen zeitigen.

Fazit

Wild- wie Honigbienen, das muss man einfach sagen, bilden ein hochkomplexes, weites Feld, zumal auch der Imkerei, dem Honig und der Ökologie auf nur 64 Seiten Raum gegeben wurde. Das alles wurde inhaltlich wie zielgruppensprachlich sehr gelungen aufbereitet. Der flüssig lesbare Text erläutert Fachsprache (Larve statt „Made“  … prima!, Gelée royale, Zarge …) einfach und kindgerecht, das Verhältnis Text zu Illustration lässt keine Langeweile aufkommen. Das Gesamtlayout spricht sicher auch noch Jugendliche an – na ja, bis auf die Fontwahl, aber die ist völlig passend für die zweite Klasse plus/Minus einem halben Jahr. Vom Lehrplan her, der zumindest in Bayern die Bienen zeitlich in der zweiten Jahrgangsstufe verortet, ein „Must-have“ für jeden Gabentisch!

Und natürlich für unsere Imker-Bibliothek.


Bienen / Christina Braun ; Illustrationen: Ruth Koch. Nürnberg : Tessloff. 2019. 64 S.
ISBN 978-3-7886-2643-3