*1* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2024

Der internationale Bestsellerautor Thomas D. Seeley gibt mit dem Buch Das Leben wilder Bienen einen Überblick über das gesamte Wissen, das wir über die wildlebenden Honigbienenvölker haben. Er untersucht die Nestarchitektur, Nahrungsbeschaffung, Fortpflanzung und Krankheitsresistenz wilder Bienen im Vergleich zu domestizierten Völkern.

Seeley präsentiert seine jahrelangen Forschungsergebnisse, „wie Honigbienen in der Natur überleben“ (Untertitel) und befürwortet die sogenannte darwinistische Imkerei, eine Wortschöpfung Seeleys (?). Der Fokus liegt auf den Unterschieden zwischen wildlebenden und bewirtschafteten Bienen und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Imkerei.

Das Buch zeichnet sich durch einen informativen und gut verständlichen Stil aus. Seeley kombiniert wissenschaftliche Erkenntnisse mit anschaulichen Anekdoten und persönlichen Erfahrungen, was das Lesen unterhaltsam macht. Die zahlreichen Illustrationen und Fotos unterstützen die Erklärungen und machen die komplexen Themen greifbar. Vorkenntnisse zur Imkerei sind nicht zwingend, jedoch empfohlen.

Darwinistische Bienenhaltung kritisch betrachtet

Auf das letzte Kapitel 11 zur darwinistischen Bienenhaltung soll hier näher eingegangen werden. Seeley will in einer Art Schlussfolgerung mittels praktischen Anleitungen einen Weg aufzeigen, um die Lebensbedingungen der Bienen zu verbessern. Eine 21-Punkte-Liste vergleicht dabei die früheren Lebensbedingungen von Honigbienen in freier Natur mit moderner Bienenhaltung.

Kritisch ist anzumerken, dass einige Punkte nicht generell auf alle Imkereien zutreffen, beispielsweise die Wanderimkerei. Außerdem wird die Praxis bewirtschafteter Völker grundsätzlich negativ konnotiert. Äußerst bedenklich erscheint der Rat, auf die Varroa-Behandlung komplett zu verzichten. In der Folge kann das allerdings zu hohen Verlusten von Völkern führen.

Um ohne Varroabehandlung Bienen zu führen, empfiehlt Seeley dringlich ein engmaschiges Erfassen von Befallsdaten und bei schlagartig hohem Anstieg die Völker präventiv zu vernichten, oder dann doch zu behandeln, außerdem die Königin mit einer milbenresistenten Thronfolgerin zu ersetzen. Bei einem Großteil der Imker dürfte dies jedoch misslingen und es ist die Frage erlaubt, ob dies nicht letztendlich Tierquälerei bedeutet, die mit einem etablierten Varroamanagement vermeidbar wäre. Und Ja, darüber darf gestritten werden.

Fazit

Abgesehen vom letzten Kapitel über die „Nicht-Behandlung“ ist „Das Leben wilder Bienen“ ein umfassendes und detailreiches Werk, das sowohl für Imker als auch für Naturliebhaber wertvolle Erkenntnisse bietet. Seeleys Forschungsergebnisse verdeutlichen die erstaunlichen Fähigkeiten von Honigbienen und zeigen Wege auf, wie wir durch eine naturnahe Bienenhaltung zu ihrem Wohlergehen beitragen können. Ein Standardwerk für jede Imkerbibliothek.


Das Leben wilder Bienen: wie Honigbienen in der Natur überleben / Thomas D. Seele. Stuttgart (Hohenheim) : Eugen Ulmer. 2021. 352 S. ISBN 978-3-8186-1335-8.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*15* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2022

[Werbung] „Die Funktion und die Bedeutung des Schwänzeltanzes werden […] überschätzt“, so auf der Einstiegsseite zu lesen. Hoppla! Stellt der habilitierte Bienenforscher Jürgen Tautz etwa die Bedeutung der nobelpreisgekrönten Entdeckung der Tanzsprache der Bienen in Frage?! Ist sie am Ende gar nicht wirklich „Die Sprache der Bienen“, mithin der Buchtitel des renommierten Professors aus Würzburg?!

Der Forschungsansatz

Tatsächlich beantwortet Tautz in der Publikation aus dem Knesebeck-Verlag nicht die Frage im eigentlichen Sinne, also ob Bienen eine Sprache haben, beziehungsweise, ob der Terminus „Tanzssprache“ innerhalb der Kommunikations-Biologie der richtige ist. Vielmehr macht er sich (bei weit über 1000 Publikationen) in über 500, davon rund 300 Literaturstellen am Ende in einem Register aufgelistet, auf eine Spurensuche nach dem zweiten, unbekannteren Anteil an „Sprache“, nach der die Bienen einen Futterplatz finden. Also nicht in den von der Sammelbiene im Inneren des Stockes angezeigten Tanzbewegungen selbst, sondern außerhalb des Stockes, mithin auf dem Weg in die ungefähre Richtung, in der die Tänzerin sie geschickt hat.

Der Verhaltensforscher, Soziobiologe und Bienenexperte bezeichnet seine Forschungsfrage als einen „bescheidenen Ansatz“ und baut dabei, wie es in der Wissenschaft usus ist, auf ältere Forschungsfragen auf. Hier beispielsweise von Edward O. Wilson, eine kritische Stimme zum Nobelpreisträger Karl von Frisch. Jener, der die Tanzsprache in jedes Schulbuch und in jede Imkeranfängerlektüre gebracht hat.

Nach rund 50 Jahren Füße-still-halten in Sachen „Wie finden die Bienen zur Trachtpflanze?“ kommt wieder Bewegung in die Choreographie. Tautz setzt hierfür seinen gar nicht so bescheiden erscheinenden Forschungsbaustein durch eingehende Literaturrecherche und auf der Basis eigener Studien.

Wegweisend

Wer jetzt bereits „Ich bin raus“ sagt, dem sei versichert: Ja, es geht ums „draußen sein“. Nur dort kann der Weg zur Blüte „der Nase nach“, vielmehr natürlich, den Fühlern nach, errochen werden. Wegweisend ist die Nassanov-Drüse derjenigen Sammelbiene(n), die vorausfliegend die Spur gelegt haben. Die aus ihr hervortretenden Düfte riechen nach Geranien. Tatsächlich ist es Geraniol, eine Alkoholverbindung.

Ebenfalls wegweisend ist, vor allem auf den letzten Metern, der Duft der Blüten an sich. Diesen hatten sie an der Tanzbiene bereits als Kostprobe feststellen können und spüren ihn sodann auf. By the way: Die angeflogenen Blüten verraten durch Pheromone der Vorgängerbienen, ob sie den Nektar oder die Pollen bereits abgeerntet haben, es sich der Mühe also nicht mehr lohnt.

Kurz gesagt macht Tautz drei Phasen aus, die es zum Teil jedoch noch wissenschaftlich genauer zu erforschen gilt:
1. Die Sammelbienen im Stock werden von den „Trachtentdeckerinnen“ mittels Tanzsprache zum Zwecke der ersten Zielfindung (Nahorientierung, Einstieg in die Fernorientierung) geschult.
2. Sie werden zum Areal durch Duftreize geführt – und am Rande sei angemerkt: bei Spurbienen zum Zwecke der Suche nach einer neuen Heimat auch mittels optisch erkennbarer Korridore aus hin- und herfliegenen Bienen, wie wir aus Martin Landauer und Thomas D. Seeleys Forschungen erfahren durften.
3. Die Fernorientierung bzw. die Suche endet am Trachtfeld mit Hilfe von ortsfesten Duftstoffen aus der Blüte und / oder den Düften aus früheren Besuchen vorangegangener Bienen mittels der nassanov’schen Duftdrüse.

Lese- und Verständnishilfen

Bei der Komplexität der Wissensaufbereitung ist es beinahe erstaunlich, dass sich keine Fußnoten finden lassen. Hätte nahegelegen. Eine weitere Besonderheit: Alle 54 Abbildungen sind detailliert beschrieben und somit gut verständlich von ihrer Aussage her einzuordnen. Eingestreute Zitate – die englischsprachigen netterweise übersetzt – geben Anlass zur (weiteren) Auseinandersetzung mit der historischen wie neueren Tanzsprachenforschung.

So stellt Tautz beispielsweise fest: „Die Daten der Forschenden sind umfangreicher als die der Bienen“ und weist damit auf ein Missverständnis in den Annahmen hin. So stünden den Nachtänzerinnen tatsächlich nur ein Bruchteil der Daten- und Analysemengen von Forschenden zur Verfügung, die diese bei ihren Studien zu einer viel zu hoch bewerteten Aussagekraft der Tanzsprache verleiten würden. Nur im Kontext weiterer „Spracheinheiten“, hier die duftenden und optischen Spuren, können Bienen ihr Ziel tatsächlich finden. Es würde helfen, so Tautz, würden die Forschenden sich besser in die Bienen hineindenken. So einfach, so schwer.

Schwer könnte es für den einen oder die andere sein, dem inhaltlichen Fluss zu folgen. Zu einer echten Orientierungshilfe und zu mehr Lesefreundlichkeit verhelfen aber Zwischenüberschriften.

Zur Eingangsfrage

Nochmals zur Eingangsfrage: Hat denn nun Karl von Frisch unrecht mit seinen Forschungsergebnissen? Nein, genau so wenig wie sein Gegenspieler Adrian Wenner, und doch andererseits auch schon. Denn beide sahen nur eine Seite der Medaille als die einzig Wahre an, so im Fazit zu erfahren.

Die dritte Phase, also die Einengung des Ziels mittels der nassanov’schen Duftdrüse, bleibt bei von Frisch im Ungefähren und auch weiterhin unklar, da nicht genügend erforscht. Ein blinder Fleck, der aufgrund mangelnder, doch inzwischen weit besser geeigneter Methoden, entstand. Doch ist die Phase eins im dunklen Inneren des Bienenstocks vollkommen geklärt, wie es uns seit 1965, also zum Zeitpunkt der Vergabe des Nobelpreises an von Frisch suggeriert wird?

Ja, weil alle Forschungen den Ansatz, mit dem Schwänzeltanz in der Phase 1 würden Orts- und Entfernungsangaben gemacht, bestätigt. Und: Ja, weil in der Phase 3 die Duftsprache entscheidend ist. Doch auch Nein, weil in beiden Fällen die Gegenwart der (Rekruten-)Bienen nicht genügend als Handlungsmotiv erfasst ist. Die drei Komponenten – Tanzsprache, Duft und Bienenanwesenheit – sind Möglichkeiten der Bienen, ihr erklärtes Ziel zu erreichen. So weit, so gut. Doch welche Gesetzmäßigkeiten stecken dahinter? Zufall, Freiheit der Wahl oder doch eher ein strenger oder instinktgesteuerter Ablauf?

Sympathisch ist, dass Tautz nicht dem selben Fehler unterliegt, wie er so häufig (auch ihm selbst gegenüber!) passiert: Dass Auseinandersetzungen sich „festfressen oder sogar persönlich werden“ (vgl. S. 74).

Fazit nach Zielgruppen-Relevanz

Kein Buch für Laien, das steht fest. Dennoch werden auch sie fündig, beispielsweise im Zwischenkapitel „Wie sich Bienen orientieren“ (S. 74 f).

Für Feld-, Wald- und Wiesenimker(inn)en sicherlich aber hochinteressant, da sich aus den Details der vorgestellten Forschungsarbeiten hilfreiche Erkenntnisse für die eigene Arbeit mit Bienen ableiten lassen.

Für ältere Imkerkolleg(inn)en ein Wiederaufleben von Erinnerungen an „heiße Phasen“ der Auseinandersetzungen der unterschiedlichen „Schulen“. Aber natürlich mehr noch ein Impuls, eigene alte Zöpfe abzuschneiden und sich darüber bewusst zu werden, dass oft Gehörtes/Gelesenes zweilen doch nur kolportiertes Wissen ist, das hin und wieder auf den Prüfstand gestellt werden muss.

Für Erstsemester und Jung-Forschende der Naturwissenschaften (hier v.a. Biologie) mag das Buch ein überzeugendes Beispiel davon sein, was Forschung bedeutet und voran bringt. Nämlich vor allem ein gründliches und kritisches Literaturstudium. „Die Sprache der Bienen“ macht zudem Lust darauf, alte Pfade zu verlassen und neue Blickwinkel zuzulassen, und in der Folge die Versuchsdesigns gründlicher zu hinterfragen und durchdachter zu konzipieren.

Schlussendlich gelingt es dem erfahrenen Vielschreiber Tautz wie immer, aus wissenschaftlichen, schwer zugänglichen Stoffen und dem „Ringen um Erkenntnis“ (Kap. 2), eine unterhaltsame, spannende Lekktüre zu generieren. Er nimmt dabei „neue Blickwinkel“ ein, so dass „neue Interpretationen und Einsichten“ entstehen können. Das wünsche ich ebenso den Lesenden. Der durchaus kritisch beäugte Wissenschaftler Tautz will dabei nicht zum ersten und letzten Male „Stachel“ im Flechtgewebe der Bienenwissenschaft sein.

Doch nicht nur die Tanzsprache der Bienen ist Gegenstand dieses 252 Seiten starken Buches. Einen erklecklichen Anteil hat die Wissenschaftsgeschichte. Sie erinnert mich ein wenig an Randolf Menzels „Die Intelligenz der Bienen“. Tautz spannt seinen Bogen in der Kommunikationsforschung von den Anfängen bei Aristoteles bis Maeterlinck und hört bei Riley, Selley und Gilley noch lange nicht auf.

Insgesamt besehen: Mag der Mitelteil sich für manche etwas schwerer erschließen, so lohnt sich das Durchbeißen bis ins letzte Drittel. Spätestens bei den RoboBee-Versuchen sollten alle wieder elektrisiert sein.


Tautz, Jürgen: Die Sprache der Bienen. München : Knesebeck Verl. 2021. 252 S.
ISBN 9783957285034.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Imkerforum Veitshöchheim 2018 – ein Muss für bayerische Imker

Bahnhofsschild Veitshöchheim.Das traditionelle Veitshöchheimer Imkerforum¹ zum Jahresanfang gab Einblicke in laufende Forschungsprojekte und informierte über aktuelle Themen und Entwicklungen. Wie auch die letzten Jahre war das Imkerforum bis auf den letzten Platz besetzt. Ein Pflichttermin für bayerische Imker. Der nächste Schritt wären die Mainfranken-Säle, so Institutsleiter Dr. Stefan Berg angesichts der vielen Stehenden positiv „besorgt“.


Grußwortauswahl mit positiven Aussichten

# Peter Maske, Präsident Deutscher Imkerbund (DIB)

  • Bericht zum Stand des DIB auf der „Grünen Woche“. Positive Signale seitens der Politik zur Unterstützung der Dropleg-Technologie, die Unterblütenspritzung im Rapsanbau bspw. gegen die Sklerotinia (Weißstengeligkeit) oder den Rapsglanzkäfer. Vorteil: Spritzmittel werden dabei nicht direkt in die Blüte eingebracht.

# Eckard Radke, Präsident Landesverband Bayerischer Imker (LVBI)

  • Haushaltsberatung Landwirtschaftsministerium Bayern. Für die Fachberatung Oberpfalz soll eine Projektstelle befristet für 2 Jahre zur Unterstützung von Fachberater Werner Zwillich geschaffen werden. Für die Fachberatung Mittel- und Unterfranken soll eine zusätzliche Fachberaterstelle zur Entlastung für Fachberater Müller-Engler eingerichtet werden.

Berichte aus dem Institut für Bienenkunde und Imkerei,
Aktuelles aus der Fachberatung

# Dr. Stefan Berg, Leiter Institut für Bienenkunde und Imkerei an der LWG

  • Institut für Bienenkunde und Imkerei. Das Fachzentrum Bienen wurde zum 1.11.2017 organisatorisch umstrukturiert und umbenannt in Institut für Bienenkunde und Imkerei, abgekürzt IBI. Dem Fachbereich Bienengesundheit, Praktische Imkerei und Zucht steht Institutsleiter Dr. Stefan Berg vor, dem Fachbereich Produkte und Bestäubung die stellvertretende Institustsleiterin Dr. Ingrid Illies.
  • Rückblick und Prognose Überwinterungsverluste. Hohe Überwinterungsverluste 2016/2017 mit 15-20% der Bienenvölker. Anhand der Varroasituation im Herbst 2017 werden ähnlich hohe Überwinterungsverluste 2017/2018 mit 18-22% der Völker prognostiziert.
  • Bienenweide Beet und Balkon. Franz Härtl vergleicht in seiner Bachelor-Arbeit die Blütenbesuche von Bestäuberinsekten. Wie ist die Zusammensetzung der Insektenwelt und die Häufigkeit der Besuche an Blühbereichen auf dem Boden im Gegensatz zu Balkon- und Dachbepflanzung? Die endgültigen Ergebnisse stehen noch aus.
  • Projekt „Winterbiene“. Im Projekt werden spätblühende Präriestauden auf ihre Eignung als Trachtquelle für Bienen und als Biogassubstrat geprüft. Ein interessantes Ergebnis ist, dass bei Bienenstöcken in der Nähe der Versuchsfelder die Neigung zur Räuberei im Herbst sehr viel geringer ausgeprägt ist, da die Bienen mit dem Einbringen der Tracht beschäftig sind. Damit leisten die spätblühenden Stauden einen wichtigen Beitrag zur Bienengesundheit. Außerdem erleichtert eine geringe Räubereigefahr dem Imker die Bearbeitung der Völker.
  • Varroabehandlung mit Hyperthermie (I). Mit dem Varroa-Kill 2 wurde erneut ein Versuch am gesamten Volk durchgeführt mit dem Ergebnis, dass für einen guten Behandlungserfolg eine ausreichende Isolation der Beute entscheidenden Einfluß hat.
  • Varroabehandlung mit Hyperthermie (II). In einem Projekt wurde untersucht, inwieweit eine hyperthermische Behandlung erwachsener Drohnen und Königinnen sich auf die Fertilität auswirkt. Als Ergebnis läßt sich festhalten, dass Übertemperaturen, wie sie zur Varroabehandlung eingesetzt werden, die Beweglichkeit der Spermien reduziert – bis hin zur Unfruchtbarkeit. Das gilt gleichermaßen für die Spermien der Drohnen als auch für die Spermien in der Spermathek der Königin. Nebenbei bemerkt hat eine Unterkühlung erwachsener Drohnen und Königinnen den gleichen negativen Effekt.
  • Varroabehandlung mit Hyperthermie (III). Arne Kablau untersucht in seiner noch nicht veröffentlichten Master-Arbeit (Universität Würzburg) die Auswirkungen der Hyperthermie auf Arbeitsbienen mit folgenden Ergebnissen:

Zuckerschwellwert (Rüsselreflex): Die Geschmacksempfindlichkeit nimmt ab, d.h. die Bienen reagieren erst auf einen höhere Zuckerkonzentration. Die Bienen werden wählerischer. Als These wurde formuliert, dass Hyperthermie einen geringeren Nektareintrag zur Folge hat?
Lebensdauer: Die mit Hyperthermie behandelte Gruppe lebte länger als die Kontrollgruppe.
Morphologie: Der Intertegular-Abstand, das ist der Abstand der beiden Flügelansätze, als Maß für die Bienengröße, wurde bei hyperthermisch behandelten Bienen und einer Kontrollgruppe bestimmt: Bienen aus hyperthermisch behandelter Brut sind kleiner.
Flugverhalten: Keine signifikanten Auswirkungen auf Häufigkeit und Flugdauer von Sammelflügen.

  • Varroabehandlung mit Ultraschall. Das Produkt Varroa-Killer-Sound hat laut einer Untersuchung keinerlei Effekt.
  • Varroabehandlung mit Lithiumchlorid. Lithiumchlorid ist (noch) kein zugelassenes Tierarzneimittel. Zur Wirksamkeitsprüfung wurden bisher Käfigtests und Versuche mit Kunstschwärmen unter Laborbedingungen durchgeführt. Weitere Informationen im Bericht auf der LWG-Website: https://www.lwg.bayern.de/bienen/krankheiten/181858/index.php
  • Projekt „Bee Warned“. In dem Projekt wird ein bayernweites Monitoringsystem aufgebaut. Es dient zur frühzeitigen Feststellung eines Erstbefalls mit dem Kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida) sowie dem Auftreten der Asiatischen Hornisse (Vespa Velutina). Die Daten der Monitoringimkereien werden online über das Wildtierportal Bayern erfasst.
    Für die am Monitoring teilnehmenden Imker wurde ein „Rundum-Sorglos-Paket“ zusammengestellt. Es beinhaltet Beutenkäferfallen und diverse Verbrauchs- und Kleinmaterialien. Mit den zwei Bestimmungskärtchen zum Kleinen Beutenkäfer und der Asiatischen Hornisse, die durch ihre Scheckkartengröße in jedem Geldbeutel Platz finden, lassen sich verdächtige Vorkommen rasch überprüfen. (Anmerkung: Die Bestimmungskärtchen sind bei uns in der Bienen-InfoWabe einsehbar.)

Unterfränkischer Tag der Bienen zur Landesgartenschau Würzburg

# Dr. Rudolf Behl, 1. Vorsitzender Bienenzuchtverein Würzburg e.V


Bienenwachs – Lebensraum – Rohstoff – Werkstoff

Bienenwachs war bereits Thema auf dem Imkerforum 2017, siehe unseren Bericht. Daher nachfolgend nur kurze Ausführungen zu den Vorträgen.

Folie Müller-Engler: Funktionen WachsIn einem launigen Vortrag beleuchte Fachberater Gerhard Müller-Engler die Bedeutung des Werkstoffes Wachs, und zwar aus der Sicht der Biene. Seine „menschlichen“ Vergleiche (Telefonnetz, Stoffwechselorgan Leber, Kinderstube etc.) verdeutlichten die vielfältigen Funktionen von Wachs. „Wir haben es bei den Bienen schließlich mit Frauen zu tun, was Rückschlüsse auf den Harmoniebedarf zulässt“, so Müller-Engler augenzwinkernd.

Als einer der Autoren der Wachsbroschüre des Deutschen Imkerbundes und Teilnehmer des seit 2017 erstmalig einberufenen Arbeitskreises „Runder Tisch zum Bienenwachs“ stellte Fachberater Johann Fischer den hohen Wert des Wachses für den Imker als Betriebsmittel heraus. Das Vortragsthema ist nicht zuletzt wegen des Dauerproblems von Wachsverfälschungen ein Muss für jede/n Imker/in.

Folie Andreas Schierling: Rückstände Wachs

Folie Andreas Schierling (TGD) zum Thema Rückstände im Wachs 2017

Institutsleiter Dr. Stefan Berg berichtete stellvertretend für Dr. Andreas Schierling vom Tiergesundheitsdienst Bayern über deren Laborergebnisse 2017 zu Rückständen im und Verfälschungen von Bienenwachs.

30% der eingereichten Proben zeigten Verfälschungen. Da es sich jedoch vorwiegend um Verdachtsproben handelt, also Einsendungen von Imker, die an den Waben Auffälligkeiten feststellten, kann das Ergebnis nicht generalisiert werden.

Folie Andreas Schierling: Authentizität Bienenwachs 2017

Folie Andreas Schierling (TGD) zum Thema Wachsverfälschung 2017

Zum Abschluss gab Firmeninhaber Josef Muhr (Muhr-Imkereibedarf) einen Einblick aus der Sicht eines erwerbsmäßigen Wachsverarbeiters. Er stellte fest, dass es noch immer keine offiziellen Richtlinien zu Standards bei der Wachsqualität gerade im Hinblick von Wachszusammensetzungen und -rückstanden gibt.


Fazit zum Imkerforum 2018

Eine perfekte Mischung aus wiederholenden, doch weiterhin relevanten Informationen (Wachs), dazu ergänzende sowie etliche brandneue Erkenntnisse zu Standard- und Zukunftsthemen in der Bienenkunde und Imkerei. Ein gern absolviertes Pflichtprogramm, sicher auch für die engagierten Veranstalter!

Siehe auch: Nachbericht Veitshöchheimer Imkerforum 2018

¹Das Institut für Bienenkunde und Imkerei (IBI) an der der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) und die Freunde des Fachzentrums Bienen Veitshöchheim e. V. am 03.02.2018.

Verhaltener Optimismus in Sachen Varroabekämpfung

Schon ein Durchbruch oder noch ein weiteres von vielen Heilsversprechen? Eine Lithiumchloridanwendung, die im Zuge einer anderen Versuchsanordnung zufällig entdeckt wurde, könnte in wenigen Jahren den jahrezehntelange Gratwanderung beim Kampf gegen die Varroamilbe beenden und Bienen und Mensch auf sicherere Pfade führen. „Lithium […], als Lithiumchlorid-Salz findet es sich in Salzlaugen, Salzseen und Heilquellen“, so ist es nachzulesen in der Pressemitteilung der Universität Hohenheim von Barsch / Klebs.

Doch schon mehrmals hoffte man auf schnelle Abhilfe, seit einigen Jahren immer wieder neu aufflammend in der Diskussion um die Möglichkeiten einer Hyperthermiebehandlung („Bienensauna“) oder um die Betasäure des Hopfenpräparats HopGuard® (Hersteller Vita Europe Lt.), welches immer noch nicht auf dem europäischen Markt zugelassen worden ist (s. a. unser Bericht vom Imkerforum zu Varroabehandlungsmethoden vom 02.03.2017).

Wir werden wie immer ein – nein, Millionen! – (Facetten-)Augen drauf haben und hier Bericht erstatten. Mit bedächtigen, realistischen Kopf und einem hoffenden, wachsweichen Herzen.Drohnenbrut in Form zweier Herzen

Vortrag Jürgen Tautz in Würzburg zur „Honigfabrik“

Der Bienenforscher Jürgen Tautz, emeritierter Professor der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und Leiter des interdisziplinären HOBOS-Projekts, hielt am 29.10.2017 einen Vortrag zu seinem jüngsten Werk „Die Honigfabrik“.
Vortragender Prof. Dr. Jürgen Tautz "Die Honigfabrik"Ilona und Gabi auf dem Weg nach WürzburgEingang zum Theater zum Vortrag Tautz "Honigfabrik"Sturm Herwart zum Trotz machten wir uns mit Bienenpatin Gabriele Loskarn, die die Idee dazu hatte, nach Würzburg ins „Theater am Neunerplatz“ auf und trafen auf rund 100 weitere Matineegäste. Mitveranstalter waren die Akademische Buchhandlung Knodt und der Unterfränkische Bienenzuchtverein Würzburg e. V.

Signierstunde mit Jürgen TautzWährend der Signierstunde zeigte sich Tautz bei unserem kurzen Gespräch interessiert an unserer „Bamberger Schulbiene“. So ist der mit dem Communicator-Preis der DFG ausgezeichnete Tautz doch selbst ein eifriger Botschafter an und für Schulen mit zahlreichen gesponserten Projekten. Von einem davon waren wir bereits selbst Nutznießer.

Der Vortrag

Folie Historische Aufnahme der BienenbeobachtungTautzens Vortrag war für Laien gut verständlich, doch konnte er auch Imkern manch überraschende Erkenntnis bieten, falls man das Buch noch nicht gelesen haben sollte. Im Wesentlichen ging es um Bienen und ihre Lebens- und Kommunikationsweisen, doch unternahm er auch historische Ausflüge in die Imkerei, deren Vertreter und ihren Beobachtungen, z. B. die von Karl von Frisch zum Bienentanz, der eher eine „schlampige“ Botschaft denn genaue Zieldefinitionen ausendet; oder zu Chrstian Konrad Sprengel und seinem wegen der Darstellung von „Blümchensex“ erst posthum akzeptierten Werk „Entdecktes Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ aus dem Jahre 1793.

Folie Wachsschwitz-BieneGegenstand von Tautzens Ausführungen waren ferner die Gedächtnisleistungen von Bienen (Labyrinth-Lernen, Mengenlehre, Schwarmintelligenz, Entscheidungen treffen) und die verschiedenen wohlgeordneten Arbeitsabläufe im Bienenstock. Er strich dabei vier Aspekte besonders heraus: Wachs, Klima, Bauen und Heizen. Kurz auf Letzteres eingegangen:

Heranwachsende Bienen, welche nur ein halbes Grad mehr an Heinzwärme durch die Heizerbienen erhält, reagieren später verändert sensibel auf die Umwelttemperatur. Sie beginenn also aufgrund eines veränderten Wärmeempfindens früher oder später als andere mit dem Fächeln. Diesem Phänomen geht man in der Epigenetik nach. (Anmerkung: Grob gesagt also, die Aktivierung von Genen aufgrund von Umwelteinflüssen.)

Doch nicht so sehr die Details des Vortrags, sondern vielmehr widme ich mich mit meinen Blogbericht den Fragen aus dem Publikum.

Publikumsfragen

Seit wann befassen Sie sich mit Bienen?
Durch ein von Martin Lindauer (Schüler des Nobelpreisträgers Max von Frisch) geschenktes Bienenvolk habe ich Blut geleckt und mein Forschungsgebiet verändert. (Anmerkung: Fachgebiete Tautz‘ sind Biologie, Geographie, Physik, Zoologie und Neurobiologie.)

Wie erhalte ich einen bienenfreundlichen Garten?
AW: Beispielsweise mit der Veitshöchheimer Bienenweide über die LWG. (Unser Linktipp.)

Werden Bienen von Neo-Nikotinoiden geschädigt? Verlieren sie ihren Orientierungssinn?
AW: Menzel hat bewiesen, dass Bienen durch Schädungen ihres „Gehirns“ (Anm. Es handelt sich um das Oberschlundganglion) tatsächlich die Orientierung verlieren können und nicht in ihren Stock zurückfinden. (Anmerkung: … und wenn sie zurückfinden, eine eingeschränkte Kommunikationsleistung aufweisen.) Es ist auch nicht vorstellbar, dass Insektenvernichter nicht auch die Biene schädigen kann, da diese eben auch ein Insekt ist. Die Darstellung der Industrie von „Bienenfreundlichkeit“ kann nicht korrekt sein.

Gibt es das Bienensterben wirklich?
AW: Bienen können nachgezüchtet werden, es besteht also keine Sorge, dass wir eines Tages keine Honigbienen mehr hätten. Doch hat ganz allgemein das derzeitige Insektensterben dramatische Ausmaße angenommen. Oder wie viele Schmetterlingsarten haben Sie heuer schon gesehen? (AW aus dem Publikum: Drei Arten). Oder wie dreckig ist Ihre Windschutzscheibe nach mehrstündiger Autobahnfahrt?

Gibt es bei uns noch wilde Bienenvölker?
AW: Es gibt mehr, als man denkt. Für ein aktuelles Projekt sind wir über Meldungen von verwilderten Honigbienenvölker dankbar. (Anmerkung: Wir selbst kennen ebenfalls zwei Stellen in Bamberg, wo wir über die Jahre emsiges Win- und ausfliegen von wildlebenden Honigbienen beobachten. Unsere Theorie jedoch ist, dass es immer wieder neue Schwärme sind, die sich einnisten. Denn eines von sechs Entscheidungsfaktoren bei der Wohnungssuche sind laut T. D. Seeley, ob der Bau bereits Waben aufweist.)

Sprechen Bienen verschiedene Sprachen?
AW: Es wurden tatsächlich Unterschiede in der Tanz“sprache“ festgestellt. Asiatische Bienen lernen dabei leichter eine europäische Sprache als andersherum.

Schädigen gentechnisch veränderte Pflanzen die Bienen?
AW: Nein, das tun sie nicht. Was aber zum Beispiel schädigt, ist, wenn ein Volk Pollen von nur einer einzigen Pflanze wie Raps einbringt. Sie brauchen unterschiedliche Pollen, um gesund zu bleiben.

Wie hoch ist die Belastung des Honigs in Städten?
AW: Giftstoffe werden vom Körper der Biene (Anmerkung: den Malpighischen Gefäßen) herausgefiltert. Untersuchungen sogar an stark belasteten Flughäfen ergaben keine nennenswerten Rückstände. (Anmerkung: Siehe dazu unser Bericht vom Imkerforum 2017 zu „Rückstände in Honig und Pollen“).

Könnte man am Ringpark in Würzburg nicht auch Bienenvölker aufstellen?
AW: Prinzipiell wäre das möglich. (Anmerkung: Nicht die Abgase dürften das Problem werden, vielmehr einzukalkulierender Vandalismus oder Diebstahl.)

Gibt es Neuigkeiten zur Varroabekämpfung?
AW: Es wird an mehreren Enden geforscht.

Wie wird die Königin gewählt?
AW: Nicht die einzelne Biene entscheidet, wer Königin wird, sondern es ist eine (für uns   nicht nachvollziehbare) Entscheidung aller Bienen. Soll eine Larve Königin werden, wird sie besonders gefüttert. Es werden außerdem mehrere Königinnen herangezogen, wobei nur eine übrig bleibt. Die stärkeren stechen die Schwächeren ab, bzw. die ältere Königin schwärmt vor dem Schlüpfen der Jüngeren aus.

Was passiert, wenn Bienen das giftige Jakobskreuzkraut zu sich nehmen?
AW: Für die Bienen selbst bedeutet es keine Vergiftung. Ist allerdings zuviel davon im Honig, ist es für den menschlichen Verzehr nicht geeignet. Die Imker wissen das aber in aller Regel, dass, wenn es zu viel Jakobskreuzkraut (auch Rhododendron ist giftig) in der Umgebung gibt, ihr Honig belastet ist und vertreiben ihn nicht. Hier in Süddeutschland ist das – im Gegensatz zu Norddeutschland – noch kein Problem.

Haben Bienen Suchtprobleme bei Neonikotinoiden?
AW: Nein, allerdings gibt es Suchterscheinungen bei Koffein und Alkohol. (Anmerkung:  Forschungen ergaben, dass Bienen dummerweise sogar lieber in neonikotinoid belasteten Feldern sammeln als in unbehandelten. Möglicherweise riecht der Nektar attraktiver? Linktipp Zeit-Online.)

Warum sterzeln Bienen, wenn keine Königin im Stock ist?
AW: Es ist eine Art Notruf, um das Volk zsammenzurufen.

Wo übernachten die Bienen, wenn sie zwei Tage lang brauchen, um zu ihrem Stock zurückzukehren? (Der Fragende nahm Bezug auf die Schilderung Tautz’ens zu einem Versuch in Australien mit ausgesetzten Völkern im Bezug auf ihren Orientierungssinn.)
AW: Sie klammern sich an Pflanzenteile an und „hängen ab“.

Beim Beschreiben von möglichen Wohnungen nach dem Ausschwärmen – geschieht diese subjektiv?
AW: Bienen besitzen einen angeborenen Standard, der sie die Qualität einer neuen Behausung für alle Bienen nachvollziehbar beschreiben lässt. (Anmerkung: In aller Ausführlichkeit beantwortet diese Frage T. D. Seeley in seinem Werk „Bienendemokratie“)

Fliegen Bienen über Wasser?
AW: Ja, aber nicht gerne, da sie durch fehlenden Landmarken kein gutes Zeitgefühl mehr haben.

Erhält nur die Königin Gelee Royale?
AW: Alle Eier erhalten in den ersten 2,5-3 Tagen Gelée Royale. Ab dem Larvenstadium erhalten sie einen Brei aus Pollen und Nektar. Soll aus einer Larve (= Made) eine Königin werden, wird diese weiterhin und bis an ihr Lebensende mit Gelée Royale gefüttert.

Wer jetzt Appetit auf weitere Details hat, dem legen wir „Die Honigfabrik“ ans Herz, und wer die Originalsignatur von Prof. Dr. Jürgen Tautz sehen möchte, unsere Imker-Bibliothek, aus der Bienenpat(inn)en der Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de sowie die Mitglieder des Imker und Bienenzuchtvereins Bamberg und Umgebung e. V. gerne etwas ausleihen dürfen.

Signierstunde mit Jürgen Tautz