*6* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

[Werbung] „Die Honigbiene. Vom Bienenstaat zur Imkerei“ ist ein bewährtes Einsteigerbüchlein für beginnende Imker/innen und andere Bienenfreund(inn)e(n). Der Ulmer-Verlag hält mit der 6. Auflage treu zu seinem versierten Fachautor Armin Spürgin, bekannt auch durch zahlreiche Beiträge und eigene Rubriken in Imkerzeitschriften. Da sich der neue Auflagenband wesentlich dicker und wertiger anfühlt, bin ich auf Ursachenforschung gegangen. Was hat sich getan? Mehr Fotos, mehr Illustrationen, mehr Text?! Mitnichten!

Cover Spürgin, Die Honigbiene, UlmerK(l)eine Änderungen?!

Über das neue Cover, ein paar ausgetauschter Fotos, die Richtigstellung von 29 statt wie bislang fälschlich 39 (!) gezählter Zeichnungen, marginale Textänderungen sowie gründliche Adress- und Literaturaktualisierungen – schön die Erweiterung in Sachen Wildbienen! – hinaus ist bei diesem Basic-Bändchen tatsächlich alles beim bewährten Alten geblieben, und zwar seit der bekannten 4. Auflage in 2008. Da hat der Ulmer-Verlag wohl einfach ein hochwertigeres Papier verwendet – und das, wie ich meine, ganz zu recht!

Für die 7. Auflage, die aufgrund weiterhin steigender Attraktivität der Hobbyimkerei sicherlich angepeilt ist, hätte ich da ein paar kleine Vorschläge, ohne das als Abwertung verstanden zu wissen.

So zum Beispiel betreffend der Übersicht der „Kosten für den Anfang“ (S. 76) und „jährliche Kosten einer Imkerei“ (S. 105), die seit 2008 bei Wachs und Völkern gut um das Doppelte gestiegen sind. Der ehemalige Fachberater könnte auch die neuen Erkenntnisse im Bezug auf den Jungfernflug einarbeiten. So entdecke das Bieneninstitut in Veitshöchheim 2017 in einer Feldstudie zu Drohnensammelplätzen, dass nicht nur „bis zu 12 Drohnen“ eine Königin begatten, sondern meist mehr und bis zu 30 Verpaarungen (unveröffentlichter Mitschrieb aus dem Imkerforum 2019).

Und wäre er schon mal am Aktualisieren, so könne er den Rat aus S. 80, Imkerhandschuhe aus Leder zu verwenden, streichen. Denn wir empfehlen aus der Erfahrung heraus, sogar Lederarmbänder und -gürtel abzunehmen, da Bienen aus Tieren verarbeitete Produkte sehr gut riechen können, den vermeintlich „tierischen“ Eindringling anfliegen und mitunter auch drauf los stechen.

Biologie der Biene und des Biens

Doch das sind nur Marginalien in einem ansonsten weiterhin sehr empfehlenswerten Ratgeber, der die Imkerei kurz und knackig für Anfänger/innen auf den Punkt bringt. Mit diesem Klassiker von Spürgin hat 2011 sogar unsere eigene imkerliche Laufbahn begonnen, die bei Reinhold schließlich bis zum Meister führte.

Ohne die Honigbiene in ihrem Einzelwesen und ohne den Bien als Superorganismus zu begreifen, lässt sich all die Theorie in der Imkerei nicht vollständig in die Praxis umsetzen. Denn oft genug verlassen Bienen unsere Lehrbuchpfade und machen einfach ihr eigenes Ding. Wie gut, wenn man sich in diversen „Dumm-guck-Kopfkratz-Fällen“ auf der Bienen Triebe und Verhaltensspezifika rückbesinnen kann. Das Kapitel „Biologie der Biene“ sollte also gründlich gelesen und verinnerlicht werden.

Anhang

Die Auflösung des „Imkerlateins“, also Fachausdrücke von A-Z, helfen den Anfänger/innen, sich rasch zurecht zu finden. Wem hier Begriffe fehlen, wird im Register fündig, das auf entsprechende Seitenzahlen verweist. In beiden Fällen vermisste ich allerdings die Larve und die (in alter Imkergewohnheit, doch streng genommen falsch bezeichnete) Made.

Nach wie vor freut mich die Auflistung der Bienenmuseen des In- wie benachbarten Auslandes, die wir längst noch nicht alle durch haben. Aber nach Corona gehen wir’s gezielt an, unbedingt! Ach ja … noch eine Aktualisierung: Das Zeidelmuseum in Feucht hat seit einiger Zeit (zumindest, wenn nicht gerade eine Pandemie allem Treiben eine Pause verordnet) zusätzlich zum Sonntag auch am Sa., und zwar von 12.30 bis 17.00 geöffnet.

Empfehlung

Und nach wie vor liebe ich es, dieses nur 126 Seiten umfassende, doch tatsächlich UMFASSENDE und – wie man heute so schön sagt: – UNFASSBAR konzentrierte, dennoch leicht lesbare Büchlein unseren Imkerkursanfänger/innen und sonstigen an Bienen interessierten Menschen regelrecht aufzudrängen. Los, ab damit auf den Weihnachtstisch – und nicht wundern, wenn im darauffolgenden Jahr die erste Bienenbeute auf dem Wunschzettel steht!


Spürgin, Armin: Die Honigbiene : vom Bienenstaat zur Imkerei. 6. Aufl. Stuttgart : Ulmer. 2020. 126 S. : Ill. ISBN  978-3-8186-0974-0

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*5* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020 – und eine Bienenpatenschaft!

Auch ein Brief darf sich zur Literatur zählen, finden wir. Vor allem dann, wenn er so positiv und motivierend geschrieben ist wie der von unserer neuen Bienenpatin Diana Martin! Natürlich kann und will ich ihn nicht rezensieren, doch sehr wohl möchten wir mit ihm auf die Möglichkeit einer Spende durch Bienenpatenschaften hinweisen. Viel Freude beim Lesen wünschen wir euch!

Bienenpatenurkunde BeispielZu meiner Bienenpatenschaft kam es, weil …

… die Mitarbeiter dieses Jahr ein etwas anderes Weihnachtsgeschenk haben sollten. In diesem Jahr habe ich mich sehr viel mit der Natur, dem Bodenaufbau, den natürlichen Kreisläufen usw. beschäftigt, und ich habe mich erinnert, dass eine Freundin bereits vor Jahren eine Bienenpatenschaft zum Geburtstag erhielt. Das wäre doch eine gute Idee!
Nach Recherche im Internet war mir BLIB sofort ins Auge gesprungen. Zum einen, weil es für uns Erlanger noch als regional bezeichnet werden kann, vor allem aber wegen der großartigen Aktionen. Die Jugendarbeit, die Aufklärungsarbeit, die Aktivitäten zum Schutz der Wildbienen, das alles hat mich überzeugt.

Meine Lieblings-Honig-Sorte …

(Um ehrlich zu sein, mag ich selbst keinen Honig, ich esse nur selten etwas Süßes). [Anmerkung: Liebe Diana, bitte probiere ihn trotzdem. Wir hatten schon viele, die genau das selbe sagten wie du und zu ihrer eigenen Verblüffung echte Fans unseres Bamberger Lagenhonigs wurden!]

Dabei hat die Honiggewinnung keine Priorität, sondern vielmehr der Erhalt und die Unterstützung der Bienen als lebenswichtiger und zu wenig gewürdigter Faktor zum Erhalt unseres Lebensraums.

Was ich im Leben besonders wichtig finde

Das MR ACQ Team als ein Entwicklungsteam der Siemens Healthineers ist engagiert, die bestmöglichen MRT (Magnetresonanz-Tomografie-) Systeme und Anwendungen für die Gesundheitsversorgung zu schaffen. Und gerade die MRT ist eine Methode, die zur systemischen Diagnostik und auch Therapieunterstützung hervorragend eingesetzt werden kann.

Mit der Bienenpatenschaft können wir wiederum systemisch wirken und einen Beitrag für das Wohlergehen der Menschen tun. Daher freuen wir uns, die Initiative „Bienen-leben-in-Bamberg“ auf diese Weise unterstützen zu können.

Vielen Dank und herzlich Willkommen, Diana & MR ACQ, in unserem Bienenpatenkreis!

*4* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Cover Kremer, Blütengeheimnisse, HauptBarbaratag, heute geht es um wundersame Blüten mitten im Winter. Mit ein bisschen Wärme bringen wir die Knospen zum Schwellen. Apropos … gibt es eigentlich noch Geheimnisse zum Thema S6x? Wurde nicht längst alles schon entdeckt, erforscht und als Wikipediabündel mundgerecht entzaubert? Nicht ganz! Im Bildband „Blütengeheimnisse. Wie Blumen werben, locken und verführen“ von Bruno P. Kremer lässt sich in Wort und Bild der „Blümchen-6 hinter Kelch und Krone“ tief und hautnah nachgehen.

Ein sehr erhellendes unter vielen weiteren Kapiteln entlarvt beispielsweise, dass die Staubblätter ganz und gar nicht als „männliche Geschlechtsorgane“ bezeichnet werden dürften, und nur die Gesamtheit aller Staubbläter die sinngemäße Übersetzung von Andrözeum, also „Männerhaus“ verdienen. Es geht also so richtig ins Eingemachte, da kommt kein Wiki-Eintrag mehr mit.

Fotos und Illustrationen

Wem der text- und kenntnisreiche „Voyerismus“ so rein von der Menge ger zu viel sein sollte, hat dennoch sein Vergnügen an den tollen, meist großformatigen, professionellen Fotografien, die überraschende Einblicke per Makroaufnahmen ins Innerste der Blüten, Samen und Früchte gewähren. Begleitet von zahlreichen Illustrationen erfährt Wissenschaft die durchaus verständliche Übersetzung in unsere Alltagssprache und unser eher im Ungefähren und Allgemeinen gehaltenen Verständnis von der Natur.

Dass es heute NOCH perfektere Kameraaufnahmen gibt, tut dem bereits 2013 erschienen Band absolut keinen Abbruch. Wer ohnehin eine Wespe gerade noch so von einer Biene unterscheiden kann, dem wird es wenig ausmachen, wenn er nicht jede einzelne Ommatidium in den Facettenaugen einer Gartenschwebfliege zählen kann, die frontal im Anflug auf einen ergiebigen Futterplatz abgelichtet wurde (Doppelseite 194/195). Wenn ich jemals ein Flügelpaar im Schwirrflug bei einer Frequenz von 300 Hz so toll ablichten könnte wie hier geschehen … ne, echt, ich bin schwer beeindruckt!

Geheimnisse gelüftet

Der Bildband scheint alle Geheimnisse zu lüften, die die Pflanzenwelt in Sachen „Bestäubung und Befruchtung“ bislang vor uns verborgen hielt. So stellt ein Kapitel die durchaus berechtigte Frage: „Zauber oder Entzauberung?“ und in einem anderen die Überlegung, ob es gar um einen „geheimen Code“ ginge. Bebildert und beschrieben wird in letzterem der Versuch, der „erstaunlichen Ausgewogenheit von Formen und Proportionen“ mittels der Konstruktion einer logarithmischen Spirale aus der „fast ein wenig zahlenmystischen Fibonacci-Reihe“ erklärend beizukommen.

Der „Schlüssel zum Verständnis“ liegt in den „niederen Pflanzen“ und ihrer jeweils vorhandenen (eher wenigen) Zellsorten. Farne beispielsweise, die „interessante Stadien aus der Entwicklungsgeschichte der Landpflanzen darstellen“, wobei der Königsfarn zellenmäßig an der Oberkante ist. Was, wie und warum, das liest sich richtig spannend, und ich tauche hinein in eine Zeitreise, die mich tiefer auch in die Systematik der Botanik führt, die ich so unterhaltsam wie tiefschürfend bislang vermisst habe, ohne es allerdings geahnt zu haben. Das führt uns direkt zu den möglichen Zielgruppen …

Zielgruppen

Ehrlich gesagt … ich will mich da gar nicht festlegen. Von Berufs- oder Laienbotaniker(inn)en über Lehrkräfte bis zu naturinteressierten Hobbygärtner(inn)en, aber auch als „Beifang“ für Imker/innen und sonstige Insektenkundige kann ich mir viele vorstellen. Für alle gibt es Abstecher wie das zu „Meilenrekorde im Honigglas“, welches ich mit Zufriedenheit, weil erkennbar gut recherchiert, gelesen habe. Für die Grundschule, wie es in einer Kritik hieß, kann allerdings nicht die Rede sein. Obwohl … vielleicht könnte der Bildband sogar hier den Anreiz geben und Pfad ebnen für künftige und dringend benötigte Botaniker/innen?!

Die 247 Seiten – für erstaunlich günstige 19,90 Euro! – enthalten kein Fastfood, aber auch keine allzu schwere Kost, ein bisschen Konzentration zur besseren Verdauung vorausgesetzt. Vergnügliche Überschriften zu Unterkapiteln lauten bspw: „Erschütternde Szenen“, „Süße Verführung“, „Ausflugslokal mit Tankstelle“, „Dessertschale oder Nektartütchen“ und „Die eigene Ölquelle“, und so werden auch im Text mit einigen Metaphern durchaus launig schwere Erklärseeklippen elegant umrundet.

Es ist ein wenig so, als hätte ich vor dieser Buchentdeckung das Fernglas auf die Natur verkehrt herum gehalten und nun sehe ich, richtig herum gedreht, ausschnittsweise alles klar und groß(artig). Unseren Bamberger Bienengarten werde ich ganz sicher neu entdecken. Es geht jedoch nicht so sehr darum, sich danach „wissend“ zu wähnen, vielmehr steigt der Respekt und das Staunen vor den Wundern der Natur noch einmal gehörig an.

Und – nein, Herr Kremer, Ihr Buch entzaubert daher ganz und gar nicht, und als geheimnisoffenbarendes Wunderwerk gehört es unbedingt auf den Weihnachtsgabentisch! Wie wäre es bald mit einer 2. Auflage, lieber Haupt-Verlag in Bern?


Blütengeheimnisse : Wie Blumen werben, locken und verführen / Bruno P. Kremer. 1. Aufl. Bern : Haupt. 2013. 247 S. : Ill.
ISBN 978-3-258-07782-6

In unserer Imker-Bibliothek enthalten.

*3* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Cover Vincent Albouy, Das Wunder der BestäubungKeine Frage – die Bestäubungsleistung der Bienen ist das, was unserer Generation mittlerweile wichtiger ist als der Honigertrag. Wer sich einmal etwas näher damit befassen möchte, ohne erneut die zweite Klasse besuchen zu müssen, in der das normalerweise Unterrichtsstoff ist, greife zu diesem schlanken Büchlein über „Das Wunder der Bestäubung“ aus dem Ulmer Verlag. „Warum die Arbeit von Bienen und Co. im Garten lebenswichtig ist“ (Untertitel), kann man sich ja eigentlich gut denken. So ist „eine gute Bestäubung die unersetzliche Grundlage für eine reiche und qualitiativ gute Ernte“.

Kapitel

Erwartungsgemäß befasst sich das erste Kapitel eingehender damit, wie Bestäubung genau funktioniert und welche Insekten den Pollen transportieren. Fliegen, Schmetterlinge, Wildbienen und Honigbienen erhalten dabei eigene Unterkapitel. Im Groben erfährt man, wie ein bestäuberfreundicher Garten eingerichtet werden kann, bevor in zwei eigenen Kapiteln explizit auf die Bestäubung von Obstblüten und Gemüsepflanzen eingegangen wird.

Fotos

Auf jeder Seite finden sich mehrere Abbildungen einzelner Früchte oder Blüten, mal mit oder ohne Insekten. Dass dabei offenbar lediglich ein solider Fotoapparat und das „normalsterbliche“ Auge des Verfassers selbst, also Vincent Albouy, zum Einsatz kamen, reicht zumindest mir zur Veranschaulichung der Sachverhalte völlig aus. Dieser kleine, 64 Seiten umfassende broschürte Leitfaden benötigt sicherlich keine hochprofessionellen Makroaufnahmen.

Fragen

Vielmehr braucht es gute Antworten auf der vom Autor aufgeworfene Fragen, beispielsweise: Wie bekommt man mittels Selbst- wie Fremdbestäubung ’schön(st)e‘ Tomaten, Paprika und sonstige Früchte? und „Manuelle Bestäubung – rückständig oder modern?“ und „Ein Bienenvolk im Garten?“ Ah, jetzt war ich gespannt!

Natürlich sah ich mir die Doppelseite (links Text, rechts Fotos) mit imkerlich geprägten Argusaugen näher an. Kurz gesagt: Der höchste Informationsgehalt befindet sich im gelben Kasten zu „Bienen und Bienenrecht“. Der Rest ist … nun ja, … ist eher sparsam und trägt gerade mal dazu bei, sich in Sachen Bienenhaltung zwischen „neugierig und abgeschreckt“ zu fühlen. Das hauseigene Fotoarchiv war ebenfalls offenbar schnell ausgereizt und kann zur Entscheidung nicht allzu viel beitragen.

Immerhin … es wird im Zusammenhang mit einer Bildbetitelung empfohlen, sich mit den „Grundlagen der Imkerei vertraut zu machen“. Und im Textteil heißt es, sich „die ganze warme Jahreszeit hindurch intensiv zu kümmern“. Was natürlich sofort die nächste, leider nicht beantwortete Frage aufwirft: Was versteht der Autor unter intensiv?

Der erschrockene Leser denkt sich bei „intensiv“ womöglich: „Kann ich da überhaupt noch nebenbei Arbeiten? (Aber ja doch!) Muss ich auf Urlaubsfahrten verzichten?“ (Nein, nur gut in den zeitlichen Ablauf integrieren). Ich verrat’s mal ganz grob: Es sind etwa 15 Besuche im – mal mehr, mal weniger – wöchentlichen Abstand, bei welchen durchaus einzelne Maßnahmen zusammengefasst werden können.¹

Zielgruppe

Wer soll das Büchlein nun kaufen? Jedenfalls keine Imker/innen. Oder doch?! Also, für unsere Imker-Bibliothek halte ich es als Ergänzung des Bestandes in Sachen „Bienennahrung“ durchaus als gerechtfertigt. Doch mehr noch kann man es insektenfreundlich gesinnten Menschen, die einen Garten ihr Eigen nennen, als kleines Schmankerl zu Weihnachten schenken. Den großen Bruder dazu, den gewichtigen Bildband „Blütengeheimnisse“ von Bruno P. Kremer (Haupt Verl.), rezensiere ich dann morgen.


Albouy, Vincent: Das Wunder der Bestäubung. Warum die Arbeit von Bienen und Co. im Garten lebenswichtig ist. Stuttgart : Ulmer. 2020. 64 S.
ISBN 978-3-8186-1240-5


¹Zwischen April und Juni wöchentlich einmal zur Weiselkontrolle, sodann Jungvölker bilden, biotechnische Varroaprophylaxen, Ernte(n), Einfüttern und zwei Varroabehandlungen.

*2* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Cover Braun/Koch: Bienen, TessloffAus der Tessloff-Reihe „Was ist Was? Erstes Lesen“ stammt der informative Band 5 zu „Bienen“ von Christina Braun. Als ehemalige Biologie-Grundschullehrerin weiß sie, welchen Stoff sie dieser Altersgruppe zumuten kann. So sind allzu komplizierte Sachverhalte wie der Bienentanz, an dessen Erklärung selbst ein Erwachsenenverstand mal scheitert, hinlänglich knackig dem Sinn nach erläutert. Zusätzlich werden außerhalb des Textflusses, der in der braven, jedoch für Schüler/innen bekannten und gut lesbaren Fibelschrift gehalten ist, ein paar Detailinformationen zu passenden Abbildungen beigefügt.

Themembreite

Es geht also um Bienen, und damit sind auch die Wildbienen mit erfasst. Sie erhalten ein eigenes Kapitel, nachdem über die Honigbiene und die Tätigkeiten in der Imkerei informiert wurde. Dem schließt sich passend das Kapitel „Bienen sind unverzichtbar“ an, was sowohl für die Honig- wie auch die Wildbienen und weitere Insekten gilt. Warum es Bienen heute schwer haben, ist perfekt in einfache Botschaften verpackt, deren Klarheit wie eine Checkliste wirkt, mit der man auch Erwachsene kriegen könnte. Genau so wie die anschließenden Tipps, was man selbst für Bienen tun kann.

Identifikationsfigur „Biggi“

Aufgelockert und vertiefend wirkend sind die kapitelabschließenden „Bibbis Quizfragen“. Bibbi ist übrigens eine in Kinderbüchern übliche Identifikationsfigur, die die jungen Leser/innen mit auf die Reise durch ihre (Honigbienen)Welt nimmt. Eine ganz und gar nicht albern gezeichnete, vielmehr auf jedes Lebensalter und für diverse Geschlechter sympathisch wirkende Honigbiene, die ziemlich stolz auf sich und ihre Kolleginnen ist und die am Ende als souveräne Interviewpartnerin („Sag mal, Biggi …“) zur Verfügung steht.

Sachinformationen mit kleinen Abstrichen

Die Mär vom beruhigenden Rauch

Ganz klar, als Imkerin lese ich das Büchlein mit kritischem Sachverstand, der prompt kleinere Erklärfehler ausfindig macht. Also nicht, weil etwas wegen der gebotenen Kürze  weggelassen oder sehr vereinfacht werden muss, sondern weil die Aussage schlicht nicht richtig ist. Auch, wenn noch so oft sogar von Imker/innen selbst behauptet wird, der Rauch aus dem Smoker würde die Bienen „beruhigen“ und sanftmütiger machen, so ist das nur eine Mär, oder weil sich die vielfach gestellte Frage simpler abhandeln lässt.

Doch wie müsste es dann heißen? Abgekürzt: Der Rauch verhindert die Stechbereitschaft, weil die Bienen weder Zeit noch Interesse am Verteidigen haben.

Denn sobald sie den Rauch riechen, versetzt er sie in akute Alarmbereitschaft. Als ehemalige Waldbewohner/innen müssen sie mit dem Schlimmsten rechnen, eben einen vernichtenden Waldbrand. Also ziehen sie sich flugs nach innen zwischen die Wabengassen zurück, um schleunigst ihre Honigblase voll zu füllen. Denn müssten sie tatsächlich ihren Stock verlassen, brauchen sie unbedingt Reiseproviant, um die ersten Tage auf der Suche nach einer geeigneten Behausung und der Neubildung von Waben zu überleben. Einerseits sind sie also mit der Honigaufnahme beschäftigt und andererseits verteidigen sie das vermeintlich ohnehin aufzugebende „Nest“ nicht mehr sonderlich. Ungestörtes imkerliches Arbeiten ist also ziemlich garantiert, solange man sich nicht direkt vor das Flugloch stellt.

Die Mär vom sehr hilfreichen Insektenhotel

Dass Insektenhotels allenfalls nett sind und man sich dadurch eingehender mit Wildbienen beschäftigt, sie sozusagen Gesprächsanlass bieten, hat sich noch nicht überall  herumgesprochen. Als „sehr hilfreich“, wie zu lesen ist, kann man sie im Grunde nicht bezeichnen. Doch vermutlich würde man etwas vermissen, kämen diese meist überflüssigen und zu oft falsch bestückten Goodwill-Objekte nicht vor. Immerhin wurde nicht eines der üblichen „Tannenzapfen-Schneckengehäuse-Flohfliegenschlitz-Ziegelsteine-Grauen“ abgelichtet. Die meisten der sehr gefährdeten Wildbienenarten sind ohnehin Bodenbrüter, was leider nicht weiter thematisiert wird. Denn ungestörte, offene Böden und dies unbedingt in Kombination mit Blüten im geringen Flugradius von 30 bis 500 Metern werden immer mehr zur Mangelware in unserer intensiv bewirtschafteten,  bebauten oder verkehrsbequem ausgeteerten Welt.

Die Mär von „je größer desto besser“

Blumen bzw. Blüten müssen „nicht groß genug“ sein, um „von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen umschwärmt“ zu werden. Honigbienen wie auch die häufig minikleinen, oft nur 2-4 mm großen Wildbienen, auch die zarten Saugrüssel von Schmetterlingen ziehen ebenso aus kleineren Blüten wie denen von Kräuterpflanzen (Minze, Thymian, Rosmarin, Ysop etc.) reichlich Nahrung. Aber das ist jetzt wohl eher (m)eine Spitzfindigkeit.

Illustration und Layout

Von den zahlreichen, mal kleineren, mal formatfüllenden Fotos her – mit Ausnahme von Bibbi, die gezeichnet wurde – sind alle Sachverhalte sehr schön begleitet. Die Illustrationen hatte Ruth Koch inne. Das Bändchen macht richtig etwas her, wenngleich bei ein paar der Fotos das Farbklima und die Belichtung hätte perfekter sein können. Aber es sind einige bestechend gelungene Nah- und Detailaufnahmen von Bienen und Waben – sehr schön der Umschlageinband! – zu entdecken und werden ganz sicher staunende Kinderaugen zeitigen.

Fazit

Wild- wie Honigbienen, das muss man einfach sagen, bilden ein hochkomplexes, weites Feld, zumal auch der Imkerei, dem Honig und der Ökologie auf nur 64 Seiten Raum gegeben wurde. Das alles wurde inhaltlich wie zielgruppensprachlich sehr gelungen aufbereitet. Der flüssig lesbare Text erläutert Fachsprache (Larve statt „Made“  … prima!, Gelée royale, Zarge …) einfach und kindgerecht, das Verhältnis Text zu Illustration lässt keine Langeweile aufkommen. Das Gesamtlayout spricht sicher auch noch Jugendliche an – na ja, bis auf die Fontwahl, aber die ist völlig passend für die zweite Klasse plus/Minus einem halben Jahr. Vom Lehrplan her, der zumindest in Bayern die Bienen zeitlich in der zweiten Jahrgangsstufe verortet, ein „Must-have“ für jeden Gabentisch!

Und natürlich für unsere Imker-Bibliothek.


Bienen / Christina Braun ; Illustrationen: Ruth Koch. Nürnberg : Tessloff. 2019. 64 S.
ISBN 978-3-7886-2643-3

*1* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2020

Den diesjährigen Adventskalender beginnen wir mit einer Rezensionsreise zu einem „duften“ Kalender unserer Bienenpatin Ina Kudlich von Mokka makan, die diesen zusammen mit ihrer Barista-Kollegin Sonia Al-Kass gestaltet hat. Die Fotos stammen von ihren Reisen nach Wayand, Kerala, der Wiege des Pfeffers. Denn nicht nur „östlich-westlichen“ Kaffee und Tee kann man in deren Laden erstehen, sondern auch exquisite Gewürze, Accessoires und Naschereien rund um die edlen Gebräue.

Der Kalender wurde mit eigenen Fotos zusammengestellt, jeder Monat dabei mit Sprichwörtern und Erzählungen sowie Nacherzählungen des bekannten Wahl-Bamberger Autors, Kritiker, Moderators und Dozenten, Dr. phil. Rolf-Bernhard Essig versehen. Ein bisschen wie in 1001 Nacht liest sich das und sehr vergnüglich. Die Geschichten lassen schmunzeln und die Gesamtkomposition hat mir eine richtig gute Laune verpasst – bis auf die nachdenklich machende Tatsache, wie fragil und gefährdet dieses Paradies ist.

Mir dem Kauf dieses erlesen gestalteten Kalenders, der ganz sicher ein Sammlerstück werden will, unterstützt man „nicht nur die Anstrengungen zum Erhalt einer einzigartigen Biodiversität“ (zu lesen auf der Website), sondern auch die landwirtschaftliche Kooperative Vanamoolika Herbals, die indischen Kleinbauern Arbeit ermöglicht und schulische Projekte fördert. Ganz nebenbei hilft man auch der eigenen Region, nämlich unsere lieben Bienenfreundinnen über die schwere Zeit der Schließungen und Absatzreduzierungen hinweg.

Ich kann den Kauf nur befürworten, denn ich kenne die beiden Damen und ihr persönliches Engagement für ihre Produkte und den Betrieben, die dahinter stehen, sehr gut und schenke ihnen mein vollstes Vertrauen. Trotz aler Unbill lassen sie es sich nehmen, auch unsere Bieneninitiative zu unterstützen, und wir sind das beste Beispiel dafür, niemals den Kopf hängen zu lassen, sondern uns mit der gesamten Frauen- und Mannpower für unsere Welt einzusetzen.

Zu kaufen: Dienstag bis Samstag von 10 – 17 Uhr, Vorderer Graben 4 (hinterm Rathaus), 96047 Bamberg.
Bestellbar auch per E-Mail (Info [at] mokka-makan [dot] de) oder telefonisch (0591-20876990) für € 20 zzgl. Versandkosten.

Rezension zu Spürgin: „Bienenwachs“

Cover Spürgin: Bienenwachs. Ulmer. 2. Aufl.[Werbung] „Wachs war wertvoller als Honig“, so beginnt der erste Beitrag zum Standardwerk „Bienenwachs“ des langjährigen Fachberaters für Imkerei, Armin Spürgin. „Die Wertschätzung des Bienenwachs zu heben“ ist sein erklärtes Ziel, und so erfahren wir eingangs, wo das Bienenwachs denn eigentlich her kommt, wie eine Wabe entsteht und was sich alles damit anfangen lässt.

Bedeutung des Wachses

Menschen konnten seit je her allerhand mit Wachs anstellen – vom Ritzen verkleiden über Schreibtafeln bis hin zu regulierbarem Licht. Es war gültiges Zins- und Zahlungsmittel und begehrtes Tauschobjekt bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Seit dem 19. Jahrhundert und mit Beginn der Herstellung synthetischen Kerzenwachses Stearin und Paraffin war die Stunde des Wachses als Wertmittel allerdings gezählt. Dem Honig ging es auch nicht viel besser, er wurde von der Zuckerrübe verdrängt.

Und doch … heute schätzt man reines Wachs wieder in seinem ursprünglichen Sinne, nämlich als adäquates, qualitätsvolles und kontrollierbares Betriebsmittel für die Imkerei und die Honigproduktion. Denn wer einen eigenen, kontrollierten Wachskreislauf sein Eigen nennen kann, dessen Völker sind gut geschützt vor Krankheitskeimen aus anderen Stöcken und / oder unlauteren oder unbeabsichtigten Wachsverpanschungen – und damit vor Schäden in der Bienenhaltung durch ungeeignete Brutbehältnisse. Auch der Honig schmeckt einfach besser, wenn er aus frischen Waben geerntet wird.

Faszinosum trifft unterhaltsames Faktenwissen

Spürgin lässt Faszinierendes mit Faktenwissen und technischen Daten abwechseln. So erfahren wir, dass die Ausrichtung bzw. Form des Wabenverlaufs nach dem Erdmagnetfeld unter Nutzung der Schwerkraft verläuft oder dass die Wandstärke einer Wabenzelle „ziemlich genau“ 0,073 mm bemisst und die Zellweite von 6,2-6,4 mm für Drohnenzellen um 1 mm größer als die der Arbeiterinnenzellen ist. Damit kann man beim Unterrichten oder in Führungen ruhig ein wenig für Staunen im Publikum sorgen. Wirklich wichtig fürs Imkern ist es nicht zwingend.

Nur wer Imkermeister oder Bibliothekarin oder Erwachsenenbildnerin ist und damit zu den Korinthenkackern zählt, könnte sich daran ergötzen. Daher wird die Erläuterung zur Wachsschüppchenproduktion in der nächsten Auflage eine genauere Beschreibung erhalten. Das stellte Spürgin nach unserem kurzen Mailwechsel in Aussicht. Hier gab es nämlich bei mir eine „kleine Irritation“ hinsichtlich der Anzahl der Wachsschüppchen im Verhältnis zu den genannten Bauchschuppen. Die acht Schüppchen treten streng genommen bereits zwischen dem 2. (und nicht erst wie im Buch beschrieben dem 3.) Bauchsegment hervor, beziehungsweise, wenn vom Wachsspiegel ausgegangen wird, „von der 3. bis zu 6. Bauchschuppe inklusive“.

Ja, Bienen, ihr Leben und das Imkern kann zuweilen kompliziert bzw. komplex anmuten. Um so löblicher, dass man mit allzu vielen Details verschont bleibt, wobei Unschärfen in Kauf genommen werden müssen. Schon mal auch, um die Seitenzahl trotz Megaumfang der Themen reduziert zu halten. Das ist Spürgin absolut ausgewogen gelungen!

Wie in all seinen Werken ist seine Schreibweise sachlich und kompakt – jeder Satz ein Treffer! – dabei jedoch angenehm unterhaltsam, da ohne größere Ausschweifungen, erhobene Zeigefinger. Die Leser/innen werden direkt angesprochen, und so fühlte ich mich denn auch in jedem Absatz mitgenommen. Neben Zeichnungen, Fotos und Tabellen lockern Tipps und Hinweise in hellroten Kästchen die Beschreibungen auf und richten das Augenmerk auf hilfreiche oder bemerkenswerte Details.

Wabenmanagement und Wachsernte

Nachvollziehbar auch für Jungimker/innen ist beschrieben, wie das Wabenmanagement funktioniert und wie mit dem bei der Honigernte anfallenden Entdeckelungswachs umgegangen wird sowie die Altwaben vor der Wachsmotte geschützt sind. Basiswissen gepaart mit Erfahrungswissen lässt das Gefühl von informeller Sicherheit aufkommen.

Doch durch das Aufgreifen von aktuellen Diskussionen zu bestimmten Betriebsweisen lässt Spürgin auch Spielraum für eigene Überlegungen. Manches könnte hier gerne etwas weiter ausgeführt werden. So wirft die Textstelle mit den lautwerdenden Forderungen, die „Ausstattung des Honigraumes ausschließlich mit hellen Waben und Mittelwänden vorzunehmen“, – also so, wie wir selbst es bevorzugen –, einige Fragen auf. Das Verhonigen des Brutraumes zu verhindern kann durchaus mit Schieden erfolgen und bedarf keiner „braunen Waben“, wie es mehr oder weniger empfohlen wird. Doch sind das nur Marginalien und fachen die unter Imker/innen üblichen Diskurse an, ohne die wir niemals weiterführende Erkenntnisse gewinnen würden.

Wachsgewinnung

Eines der Hauptkapitel befasst sich erwartungsgemäß mit der Gewinnung von Wachs. Wobei damit natürlich nicht der eigentliche Prozess des Wachsproduzierens gemeint ist. Denn diesen haben nach wie vor die Arbeitsbienen zu leisten, die die reinweißen Wachsplättchen aus ihrer Körperunterseite schwitzen und mit ihren Mandibeln zerkneten und baufertig machen. Über 300 Einzelstoffe sind nachweisbar, die wenigsten betragen dabei mehr als 5%. Eine Rolle spielen außerdem Propolis, körpereigene Enzymen, (Mandibeldrüsensekret) sowie Zellen des Fetteiweißkörpers der Biene und natürlich Honig.

Mit „Gewinnung“ also sind die Möglichkeiten des Extrahierens von reinem Wachs mittels Trennung von (Brut-)Rückständen sowie das Reinigen zu verstehen. Spürgin geht dabei auf die bekanntesten Schmelzmöglichkeiten (z. B. Sonnenwachs-, Wasser-, Dampf-, Infrarotschmelzer) sowie Pressverfahren ein, aber auch auf die Einfriermethode, das Zentrifugieren und außerdem allerlei denkbare Arten, Wachs wie Rähmchen zu reinigen. Wer hier unsicher war, kann nun schön Vergleiche ziehen und zu einer Entscheidung für sich gelangen.

Wachsprodukte herstellen

Wer imkerlich fortgeschritten ist oder einfach gerne handwerkt, wird sich von gekauften Mittelwänden und Rähmchen oft schnell verabschieden wollen. Dann bietet dieses Hauptkapitel genau das Richtige an. Der Geräteeinsatz zu Gieß- und Walzverfahren und zur Rähmchenherstellung nebst Gerätepflege werden jeweils mit Nennung von Vor- und Nachteilen sowie Sicherheitsaspekten erläutert.

Last but not least folgen die Kapitel Bienenwachs in Handwerk und Kunst, Kosmetik und Naturmedizin und die interessante Frage, ob die Wachserzeugung ein lohnendes Produktionsverfahren sei.

Summa summarum: ein Standardwerk!

Nicht nur die im Buch verstreuten Materiallisten tragen erheblich zu einem sicheren Start in das einzelne Vorhaben bei, was gerade für Jungimker/innen vorteilhaft ist. Auch der Serviceteil am Ende des 128-seitigen, inhaltsstarken Bändchens sollte begeistern. Er besteht hauptsächlich aus einem umfangreichen, sehr speziellen Adressenteil für den deutschsprachigen Raum (D-A-CH) nebst Ausreißer I und DK, der beispielsweise auch Bezugsquellen für Kerzen-Tauchgestelle, Holzschutzzubehör oder Lippenstifthülsen und -formen aufführt, also von grundsätzlichen bis zu speziellen Betriebs- und Hilfsmittel finden sich bekannte Firmen wie auch den Internet-Suchdiensten eher verborgen gebliebene Spezialisten, zu finden ab Seite 3 und damit quasi nicht vorhanden. Spürgin hat da dankenswerterweise einen Schatz gehoben.

Hingegen enttäuscht der mit lediglich zwei Werken angeführte Literaturteil und eine vereinzelte Videoangabe gehörig. Das wäre schon sehr ausbaufähig, doch kommt es mir nachgerade zupass, um überhaupt einen wesentlichen Kritikpunkt einbringen zu können, wie es sich für eine möglichst objektive Rezension gehört. Jedoch …

… insgesamt ein in Theorie und Praxis absolut überzeugendes Standardwerk für Macher/innen, ob Imkeranfänger/innen oder Fortgeschrittene, welches zwar bereits 2014 erschienen ist und natürlich nach sechs Jahren im Adressteil punktuell aktualisiert werden müsste, doch immer noch in jede Imkerbibliothek Eingang finden sollte! Wir freuen uns auf eine aktualisierte Auflage und bitten Autor wie Ulmer-Verlag um eben jene!


Bienenwachs. Gewinnung, Verarbeitung, Produkte / Armin Spürgin. 2. Aufl. Stutttgart : Ulmer. 2014. Die Imker-Praxis. ISBN 978-8001-8097-4


Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Rezension zu Bellmann: „Welches Insekt ist das?“

Cover zu Bellmann: Welches Insekt ist das? Kosmos[Werbung] Wer Bienen zu seinen erklärten Lieblingen zählt, interessiert sich über kurz oder lang auch für ihre Verwandten und „Pflanzenmitbewerbern“. Die Insektenwelt Europas erschließt seit vielen Jahren der promovierte Bio- und Zoologe, Heiko Bellmann, (nicht nur) für den Kosmos-Verlag. Der in 3. Auflage neu erschienene Naturführer „Welches Insekt ist das?“ wartet mit über 200 bildschönen Fotos von 400 Insektenarten auf, sehr übersichtlich mit je vier Arten auf je einer Doppelseite. Die Fotos sind z. T. mit Beschriftungen zu besonderen Erkennungsmerkmalen ergänzt. Weitere Detailaufnahmen wie beispielsweise von Kopf, Augen oder dem Leuchtorgan der Glühwürmchen lassen staunen. Beschrieben werden das Vorkommen der jeweiligen Art und in Stichworten Prägnantes zur Larve.

Hübsche Burschen, gefährliche Damen

Außerdem sind die augenfälligsten Unterscheidungsmerkmale von Männlein und Weiblein jeder Art im Vergleich abgebildet. Wie viele sicher wissen, sind die Burschen im Tierreich ja häufig viel hübscher, die Weibchen hingegen meist eher unscheinbar, dafür „gefährlicher“. Denken wir an die stechfreudigen Schnaken. Sucht man diesen Begriff allerdings im Register, welches den deutschen sowie den wisssenschaftlichen Namen im Alphabet ineinander ordnet, dann wird man, hm, tja, erst einmal nicht fündig.

Da wäre es schon gut, zu wissen, dass es sich hierbei um einen Vertreter der Zweiflügler handelt und kann sodann näheres zu den verschiedenen Schnakenarten (z. B. Holz-, Kohl-, Schneeschnake oder gemeine Stechmücke etc.) im grau gekennzeichneten Hauptteil erhalten.

Ordnung im System

Der handliche Führer ist nämlich mittels bunter Balken nach einem Farbcode in Ordnungen (zoologische Rangstufen) sortiert, die die Unterarten von z. B. Libellen, Käfer, Hautflügler oder Schmetterlinge etc. zusammenfasst. 31 dieser Ordnungen gibt es, wobei diese auf lediglich 9 Farben aufgeteilt werden. Klingt kompliziert, doch erschließt sich das durchaus, wenn man das Bestimmungsbuch erst mal in Händen hält. Ehrlich gesagt … der Insektenkosmos ist ja wohl wirklich das Komplizierteste in der Welt der Tiere, von den Virenstrukturen mal abgesehen … ne, ich will jetzt mal nicht schon wieder auf Corona hinaus 😉

Ziel und Zweck

Also keine Bange – Verwirrung ist nicht Ziel des Buches, sondern bestimmt das Gegenteil davon. Daher erfasst es auch nicht die vollständige Insektenwelt, das wäre denn doch zu viel des Guten. So wurden Arten, die ohnehin nur Spezialisten bestimmen können, weitgehend außen vor gelassen. Kriterium der Auswahl war es auch, dass sich das gefundene Insekt gut nach Fotos bestimmen lässt.

Es ist tatsächlich sehr unterhaltsam, sich einfach nur die Fotos anzusehen, die außergewöhnlich gut gelungen bzw. ausgewählt sind. Und das erste, wenige Seiten lange Kapitel zu Körperbau und Entwicklung ist wikipediaähnlich für Laien geschrieben und gut verständlich. Wer mehr wissen möchte, kann sich (nicht nur diesen) zugehörigen Erklärfilm im Internet ansehen.

Praxiseinsatz

Für den Praxiseinsatz ist es ohnehin ratsam, sich zunächst mit den Merkmalen der Insektenordnungen vertraut zu machen. Die dafür formulierten Beschreibungen, die dem Hauptteil vorangehen, sind kurz und bündig, daher sehr gut verständlich und mit je einem Foto einer Beispielart versehen. Eine Strichzeichnung des entsprechenden Beispiel-Insektenkörpers hilft durch seine aufs Wesentliche reduzierte Veranschaulichung zu einer allerersten Bestimmung. Wer also ein wenig Konzentration auf diesen Zeichencode verwendet, kommt am weitesten.

Diese Zeichnungen sind nämlich auch den im Hauptteil beschriebenen Porträts beigefügt. Im praktischen Einsatz sah das auf der grünen Wiese bei mir also folgendermaßen aus:

Ich erblicke ein Insekt, merke mir seine Grundform von oben gesehen (z. B. länglicher Körper, lange Fühler, keine abgestreckten Flügel sichtbar, zwei kurze Arme und Haxen), blättere in Art eines Daumenkinos durch die Seiten und stoppe im farbcodierten Kapitel bei der optisch entsprechenden Art.

Danach heißt es, sich auf gut Glück „durchzuzappen“, bis eines der supertollen Fotos auf das Fundobjekt passt. Bei mir war es die (grün codierte) Heuschrecke (ab S. 42), im Besonderen der „Nachtigall-Grashüpfer“. Oder vielleicht doch der „Braune Grashüpfer“? Die etwas schwierig zu erkennenden Unterschiede sind zwar ausführlich beschrieben, doch würde ich dazu das Pendant benötigen.

Egal – interessant fand ich den Hinweis, dass der Gesang jenes Nachtigall-Grashüpfers – so er es denn ist – ein „kurzer Schmettervers“ wäre (daher wohl der Name), der „zur typischen Geräuschkulisse einer sommerlichen Trockenwiese gehört“. Nun, auf eben so einer lag ich schließlich, insofern dürfte er es doch gewesen sein. Und nun lausche ich intensiver hinein in den Sommer und verblüffe meine Begleitung, indem ich trocken konstatiere: „Ah, die Kuckucks-Heuschrecke ruft!“

Das Haar in der Suppe, oder: Kritik zum Schluss

Ach ja, um zum Schluss zu kommen … im mehrfach gefältelten Umschlagteil findet sich in einer dadurch herausgestellten Beschreibung die Honigbiene wieder, mit Fotos des Entwicklungsstadien der Larve. Zur dort vorgefundenen Seitenangabe geblättert lese ich (mit Imkeraugen!) die knappe Beschreibung und finde natürlich prompt ein „Haar in der Suppe“. Dort nämlich steht u. a.:

„Im Frühjahr entstehen Drohnen, die männlichen Bienen, deren einzige Aufgabe in der Befruchtung der gleichzeitig schlüpfenden neuen Königin besteht.“

Nun ja, die Drohnen schlüpfen natürlich bereits vorher und auch laufend, so dass sich streng genommen ein „gemeinsamer Zeitpunkt“ nur im Sinne eines längeren Zeitraums ergibt. Außerdem begatten die Drohnen eines selben Volkes niemals ihre eigene Königin, sondern sammeln sich an Drohnenplätzen, um Königinnen anderer Völker zu beglücken. Doch wer über Bienen schreibt, muss schon sehr viel mehr Platz haben, als es in diesem Bestimmungsbuch möglich ist, die Knappheit lässt nicht allzu viel Raum für Spitzfindigkeiten – es sei denn, sie dienen der Beschreibung der jeweiligen Art, da wird das Buch doch sehr viel mehr ausführlich. Und das ist gut so, denn das ist ja sein Ziel: Zu bestimmen, nicht übermäßig zu belehren.

Empfehlung

Also, ich kann den neuen Insektenführer guten Gewissens empfehlen, und je mehr wir unsere Augen für diese unfassbar großartige und vielfältige Welt erfahren, desto mehr werden wir sie achten und hoffentlich auch pfleglich behandeln! Oder wie wir von der Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de immer so schön sagen: „Denn was man kennt, schützt man.“
Zeit, den Naturführer zur Insektenwelt näher kennenzulernen! Kaufen!


Welches Insekt ist das? Kosmos-Naturführer. Über 450 Insekten Europas. Extra: Mit Kosmos-Erklärfilmen zur einfacherne Bestimmung / Heiko Bellmann. Stutttgart : Kosmos. 2020. ISBN 978-3-440-16447-1


Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Rezension zu Franke: „Mein Garten fürs Leben“

Cover Franke, Mein Garten fürs Leben, BLVWenn der Journalist und Gartenbautechniker Wolfram Franke von seinerm Gewächshaus, der Konzertmuschel oder dem Badeteich schreibt, dann darf man sich das nicht „groß“ vorstellen, doch ganz bestimmt „großartig“, weil genial durchdacht und zweckmäßig gemacht, unter Zuhilfenahme meist gebrauchter Materialien bei bewusstem Sichtbarmachen derselbigen. Was nicht nur des Frankens recyclingbewussten Herzens erfreuen mag, sondern alle, die meist viel zu viel Geld in lebenszeitverschlingende Baumarktfahrten und Fehlkäufe nebst Umtauschaktionen stecken.

Es geht auch anders – nämlich ökologisch

Dass es auch anders geht, nämlich mit Phantasie, Liebe und – vor allem! – ökologisch, doch ohne erhobenen Zeigefinger, das lässt sich nachgerade miterleben im dem über 300 Seiten starken, reichlich bebilderten und biografisch geprägten Gartenratgeber „Mein Garten fürs Leben“. Dabei werden auch Fehlschläge – die Dachwurz und der Kürbis will nicht, die Mäuse und Bienen hingegen mehr, als einem lieb sein kann – nicht verheimlicht. Sehr sympathisch und authentisch geschildert, so dass die geneigte Rezensentin sofort mehr über die Hintergründe des Autors recherchieren möchte. Hier nur kurz angerissen:

Stationen

Nach mehreren Stationen und großen wie kleinen Anläufen und Verläufen privater, beruflicher wie auch flächennutzender Art landete der ehemalige Herausgeber der Zeitschrift „Mein schöner Garten“ und später von „kraut&rüben“ vom Balkon über Pfarrgarten zu Reihenmittelhaus-Handtuchgarten und schließlich zum 800 qm großen Traumgarten, dem Reitsbergerhof in Vaterstetten. Ehemals eine brachliegende „Wüste“, verwandelte der gebürtige Bad Saarower mit Stationen u. a. in Siegen, Hannover, Osnabrück, Essen und Oldenburg – und dem von daher der Begriff „Porree“ statt unseres bayerischen „Lauchs“ nun einmal näher liegt – in ein naturnahes Paradies mit allem, was das Hobbygärtnerherz höher schlagen lässt.

Freiheit und Lust, Inspiration und Praxis

Mag auch das Kapitel über die Imkerei – denn natürlich braucht es bei all den vielfältigen Pflanzen auch Bienen! – mit fünf Seiten etwas dünn und auch inhaltlich nur an der Oberfläche kratzend geraten sein, und möge auch die eine oder andere Planzeichnung zum bessern Verständnis des Kapitels über den Bau des Gartenhauses und der „kleinen Elbphilharmonie“ für ein besseres Verständnis sorgen, so sind doch alle anderen Kapitel sehr ausführlich und nachvollziehbar gelungen. Es sollte ja auch jede/r selbst die innere Freiheit und Lust verspüren, nach eigenem Ermessen vorzugehen, wozu der Band eine sehr gelungene, äußerst anregende Inspiration darstellt.

Behandelt werden erwartungsgemäß und (berufs-)fachlich fundiert die Klassikerthemen wie Boden, Gehölze, Gemüse, Stauden und Kräuter. Dies sowohl allgemein mittels eingewobener Zwischenkapitel „Praxiswissen“ oder grafischer Darstellungen (zum Beispiel zu Trockenmauerbau, Gehölzschnitt oder Mischkulturen), wie auch im besonderen. Beispielsweise, wenn Franke über die unbeabsichtigte Ersteigerung einer Ramblerrose oder seine Gewissenskonflikte beim Ansetzen vom Brennessel als Flüssigdünger reflektiert, aber auch ausführliche, teilweise annotierte Listen mit verwendeten Pflanzen wie zu Rosensorten oder für den Badeteich beifügt. Selbst das sich mit entwickelnde Tierreich erhält sein eigenes, ansehnliches Kapitel!

Hat man so noch nicht gelesen

Und immer wieder lassen sich Einschübe entdecken, die man eben so noch nicht in anderen Ratgebern gelesen hat. Wer also für einen „alten Gartler“ oder eine „g’standene Kräuterhex'“ nach einem weiteren unter den bereits hundertundeinem geschenkten Gartenbuch sucht, ist mit diesem biografisch-persönlich gefärbten, geschichtenreichen und dennoch praxisfundierten Ratgeber bestens bedient und sollte seine Freude am kreativen Gestalten von großen wie kleinen Flächen (neu) entfacht bekommen.

Letztendlich … ein Vermächtnis

Letztendlich … „Die viele Arbeit“ – um Frankes letztes Kapitel zu zitieren – geschah nicht ohne die Beihilfe von „Schorsch“, dem Besitzer des Grundstücks, oder den vielen anregenden Begegnungen im Laufe eines umtriebigen Gärtner- und Journalistenlebens, und geschah sicher nicht ohne seine Frau Gisela, die deshalb hier besonders von mir erwähnt werden sollen. Hinter jedem leidenschaftlichen Menschen stehen leidensfähige Partner/innen und Begleiter/innen, die zum Gelingen kleiner wie großer Ziele beitragen.

Erwähnt sei noch Frankens Redaktionsvorgängerin, Marie-Luise Kreuter, deren Standardwerk „Der Bio-Garten“ auch der Rezensentin seit den 90ern hilfreich war. Es stellt in der -zigten Auflage zu Frankes „Mein Garten fürs Leben“ eine ideale Ergänzung auch heute noch dar. So werden denn manche Bücher wie Vermächtnisse eines prallen Lebens geadelt, die generationenverbindend ein „Must have“ darstellen. Möge auch Wolfram Frankes Kreativgarten im Reitsbergerhof mit Hilfe und im Sinne dieses Buches eines Tages seine gedeihliche Fortsetzung erfahren.


Franke, Wolfram: Mein Garten fürs Leben. Praktische und kreative Wege zum naturnahen Traumgarten. 1. Aufl. München. BLV im Graefe und Unzer Verl. 2020. ISBN 9783967470024

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Zum Internationalen Tag zum Schutz der Biene eine Rezension zu Kearney: „Die Bienenkönigin“

Cover Kearny, Die Bienenkönigin, Haupt Verl.[Werbung] Natürlich geht es in diesem außergewöhnlichen, da mit 48 Klappseiten versehenen 128-seitigen Buches nicht ausschließlich nur um Die Bienenkönigin. Der Sachtitelzusatz verheißt mehr, nämlich, „Was jeder Hobbyimker wissen muss“. Würde er bzw. sie, der/die Imkerin, nur Kenntnis von „Ihrer Durchlaucht“ haben, wäre es schnell Schluss mit der gelungenen Bienenhaltung.

Um was es außerdem geht

Tatsächlich ist die Bienenkönigin nur eine Größe bzw. ein Faktor unter weiteren. Und so werden wir von Hilary Kearney beispielsweise mit einer Widmung eingeführt, die da lautet: „Für meine Freunde und meine Familie! Es tut mir leid wegen all der Bienenstiche. Ihr wisst, wer gemeint ist. Herzlichen Dank, dass ihr dabei cool geblieben seid.“

Darint ist schon einmal sicher nicht die Königin beteiligt gewesen. Das Stechen von Menschen obliegt gemeinhin den Arbeitsbienen, vor allem den Wächterbienen unter ihnen. Doch tatsächlich könnte die Königin ebenfalls stechen, beispielsweise, wenn ein Stock oder ein Schwarm eine überzählige Königin hat.

Das erste Kapitel führt uns also erst einmal in alle männlichen Bewohner (die Drohnen und – je nun, den „Geist“) und in alle weiblichen Bewohnerinnen (die Arbeiterinnen und die Königin) eines Bienenstocks ein, außerdem in dessen Bestandteile (Waben, Nektar, Honig) und grob in die Geschehnisse der Nahrungssuche – hm, ich stutze über den Flieder, der kein guter Pollen- oder Nektargeber ist! –, über Honigentstehung und dem Lebenszyklus eines Volkes.

Geheimnisse, Anekdoten und Thesen

Dann aber dreht sich in den folgenden beiden Hauptkapiteln tatsächlich alles um die Bienenkönigin, natürlich weiterhin im Kontext ihres Volkes oder der Arbeiten des Imkers. So manches hoheitliche Geheimnis wird dabei gelüftet, aber auch die eine oder andere gewagte, nicht immer ganz ernst gemeinte oder zu nehmende These aufgestellt. Überhaupt beweist die Autorin eine erstaunliche Beobachtungsgabe, doch auch eine hohe Vorstellungskraft, gepaart mit viel Humor und Offenheit.

Verstreut über das ganze Buch hinweg finden sich zahlreiche Anektdoten aus dem Leben der berufsmäßig imkernden und darüber schreibenden Amerikanerin sowie Gründerin von Girl Next Door Honey, einem Ausbildungsbetrieb zur Bienenzucht (eher zur -haltung, möchte ich dem Innenklappentext widersprechen.) Dem typisch amerikanischen, immer etwas überbordenden Schreibstil (fein übersetzt von Franz Leipold) mag so manch älteren und / oder männlichen Imker, gemeinhin eine eher zurückhaltende Spezies, etwas verschrecken. Frauen und junge Menschen hingegen finden es sicherlich erfrischend und lassen sich von Aussagen mitreißen wie „faszinierend, erstaunlich, hypnotisch, überraschend, verblüffend, befriedigend, einzigartig, wundervoll, verzaubernd, …“ – und das alles beileibe nicht nur zu finden auf den beiden Seiten der Einleitung!

Such-Wimmelbilder, Erfahrungsberichte, Märchenstunde

Mitreißend ist aber auf alle Fälle das Angebot, sich auf die Suche nach den Bienenköniginnen zu machen. Natürlich hat sich auch die Rezensentin den Spaß erlaubt, ihr auf den vielen ausklappbaren Wimmel-Doppelbildseiten nachzuspüren – mit Erfolg. Nach zehn Jahren Imkerei und ebenfalls berüchtigt für den „Königinnenblick“ hätte es mich auch verwundert, wäre es anders gewesen. Immerhin halten die Bienen auf den hochwertigen Fotos wenigstens still. Doch allen Anfänger/innen und besonders jetzt während des Lockdowns der Coronakrise, wo Imkerkurse an Lehrbienenständen derzeit nicht möglich sind, kann diese Übung nur breit empfohlen werden.

Manche Erfahrungen aus San Diego allerdings werden wir in unseren Breiten nicht erleben. Dennoch ist es spannend zu lesen, wie sich das Imkern dort gestaltet. Während sich die Autorin im Kapitel „Eine Überraschung“ noch überlegt, ob man das übermäßige wilde Schwärmen der Afrikanischen Honigbiene (genauer: Afrikanisierte europäische Honigbiene – aber solche Spitzfindigkeiten sind eher nicht anzutreffen) durch Aussortieren von Weiselzellen kontrollieren sollte, ist es in Deutschland und Europa beinahe durchgängig Praxis, vor allem in Städten. So manches ist ein wenig zu idealisiert dargestellt, einige Überlegungen (siehe „Königin zusetzen“ oder …) erscheinen mir ein wenig blauäugig bis „mystisch“ (O-Ton), manches ist nur grob bis ungenau angedeutet – aber das kann auch den Rahmenbedingungen eines anderen Kontinents bzw. der Einengung des Themas geschuldet sein. Genau so, wie die zierliche Imkerin offenbar nur mit Handschuhen und Kopfschutz zu arbeiten scheint.

Das wird verständlich vor dem Hintergrund, dass nicht Zuchtvölker „ihr Ding“ sind, sondern das Einsammeln wilder Schwärme, die, verglichen mit unseren meist sanftmütigen heimischen Arten, wohl wenig an Temperament gemein haben. Dass das Züchten trotz oder gerade wegen ihrer offensichtlich großen Zuneigung zur „royalen Biene“ nur eine geringe Rolle in diesem Buch spielt, ebenso wenig wie Abhandlungen über die sattsam beschriebene böse Varroa destructor, hat seinen besonderen Reiz. Ja, nachgerade entspannt es sogar, ist es fast wie ein altmodisches Märchenbuch aus „1000 und einem Schwarm“ mit einem klaren Schema aus Gut und Böse – wobei wir es hier überwiegend mit dem „Gut“ zu tun bekommen.

Fazit

Empfohlen als Lese- und Bildernahrung für Bienenschwärmereien und Mittel gegen den Imkerblues, der einen regelmäßig überfällt ob der vielen Doe’s and Dont’s und der ständigen Thematisierung des Bienensterbens und der Bienenkrankheiten in anderen Sach- und Fachbüchern. Obwohl – ich bin mir nicht sicher, ob ich „Die Bienenkönigin“ aus dem Haupt-Verlag überhaupt in jene Kategorie einordnen möchte. Autobiografie oder Roadmovie (durch den kalifornischen Norden oder durch den Bienenstock) träfe es weit besser. Ganz sicher aber führt der Untertitel uns ein wenig an der Nase herum! Kein „Muss-ich-wissen“, doch das soll einem nicht am Kauf dieses enthusiastischen, sehr wertigen und ungewöhnlich gestalteten „Liebhaberobjekts“ hindern. Lust aufs Bienen(er)leben macht es auf alle Fälle – also gerne den Noch-Nicht-Imker/innen ans Herz bzw. auf den Gabentisch gelegt!


Kearney, Hilary: Die Bienenkönigin. Was jeder Hobbyimker wissen muss. 1. Aufl. Bern. Haupt Verl. 128 S. Haupt Natur. ISBN 978-3-258-08171-7.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.