Veitshöchheimer Imkerforum 2022 (4): Auswirkungen auf die praktische Imkerei

Bienen-Thermometer

[Da Bildschirmfotografien zum Veitshöchheimer Imkerforum 2022 ausdrücklich verboten waren, stützen wir uns auf unsere Mitschriften und bitten, Unschärfen zu entschuldigen.]

4. Vortrag:  Auswirkungen auf die praktische Imkerei [angekündigt als „Praktische Auswirkungen auf die Imkerei]

Referent: Johann Fischer, Fachberater Imker Schwaben

Überblick der Themen

Neben den mehrfach erwähnten Wetterextremen, den niederschlagsarmen Sommern und seinem Gegenspieler, den Hochwasserrisiken besteht in unseren Breiten außerdem eine erhöhte Waldbrandgefahr.

Wetterextreme

Zum Brutverhalten (besonders das Durchbrüten) und zur vertrackten Trachtsituation (früher Beginn, Lücken, wenig Nektar bei Hitze, Nicht-Nutzung durch Kälteeinbrüche, hoher Futterverbrauch, Fruchtsafteintrag durch Fruchtschäden bei Hagel) kommen Erschwernisse bei der Klimatisierung des Stockes und bei der Milbenbehandlung hinzu. Diese sind: eine wenig effektive Rest-Entmilbung, die bekanntlich einhergeht mit mangelnder Brutfreiheit sowie Verdunstungsproblemen bei den Säurebehandlungen.

Fischer ging mittels Grafiken detailliert auf die Temperaturentwicklung in Schwaben ein.

Ratschläge für die Praxis

Starke Völker

Völker müssen, um mit den Wetterextremen zurecht zu kommen, stark sein. Es gilt also, schwache Völker im Spätherbst oder Frühjahr zu vereinen und eine züchterische Auslese [Red.: Siehe dazu auch Vitalitätstest] auf einen hohen, sogenannten Winterindex nahe 1,0 zu halten. Dieser Index errechnet sich aus dem Verhältnis von eingewinterten Bienen zu ausgewinterten Bienen.

Gezählt werden die bienenbesetzten Waben oder die Volksstärke wird mit der Liebefelder Schätzmethode erfasst,  zum Stand Oktober und im April. Hier unsere redaktionelle Ergänzung aus der Quelle: Methodenhandbuch / Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht – AGT. 2013. S. 27.

Völker, bei denen weniger als 30% der eingewinterten Bienen überleben, werden mit 1 Punkt beurteilt. Werte unter 70% stehen für eine geringe, Werte zwischen 70-90% für eine mittlere Winterfestigkeit. Bei guter Winterfestigkeit, entsprechend 4 Punkten, sollten über 90% der eingewinterten Bienen bis zum Frühjahr überleben. Gelegentlich kommt es sogar zu einem Stärkezuwachs, also einem Überwinterungsindex größer 1,0.

Die stärksten Völker werden also vermehrt, die schwachen nicht aufgepäppelt, sondern ggf. vereint.

Standort

Zu heiße Standorte können mittels Sonnenschutz (Sichtschutzzäune, Matten auf dem Blechdeckel) beschattet werden. Helle Beuten bieten Reflektionsfläche. Die Wanderungen mit Bienen soll natürlich nur bei kühleren Temperaturen erfolgen.

Hochwasserfreier Standort auch an kleinen Bächen! Welche immensen Flächen überschwemmt werden könnten, ist in der Hochwassergefahrenkarte des Landesamt für Umwelt in Bayern eindrücklich dargestellt.

Material / Hilfsmittel

  • Styroporbeuten bieten keine kühlere Wohnung
  • Ein offener Gitterboden sorgt für Belüftung
  • Bienentränken in der Nähe aufstellen, nicht jedoch direkt vors Einflugloch, da durch Verkoten die Wasserqualität leidet
  • Smoker darf in Bayern selbst bei Waldbrandgefahr benutzt werden. Um so wichtiger ist ein feuersicherer Umgang. (Frisches Gras gegen Funkenflug, nicht am Standort ausleeren, in Blecheimer mit Deckel verstauen)

Tracht / Melezitose

Auf die Gefahr durch Melezitoseentwicklung im Waldhonig aufgrund Trockenheit und Hitze wurde bereits eingegangen. Die Anbaukulturen müssen sich ändern.

Hier können die Imker/innen nur prophylaktische Vorratshaltung von Rähmchen und Mittelwänden betreiben, die die blockierten Betonhonigrähmchen ersetzen.

Abschließend der Appell: Flexible Völkerführung nur möglich, wenn Imker/innen gut aus- und fortgebildet sind.

Veitshöchheimer Imkerforum 2022 (3): Bienenweide in Zeiten des Klimawandels

Gehörnte Mauerbienen bei der Paarung[Da Bildschirmfotografien zum Veitshöchheimer Imkerforum 2022 ausdrücklich verboten waren, stützen wir uns auf unsere Mitschriften und bitten, Unschärfen zu entschuldigen.]

3. Vortrag: Bienenweide in Zeiten des Klimawandels

Referentin: Dr. Ingrid Illies, stellv. Leiterin des Instituts für Bienenkunde

Situation

Die phänologische Uhr kennen wohl die meisten Imker/innen. Für Bayern dauerte der Winter im vieljährigen Mittel 106 Tage. Demgegenüber steht das Jahr 2020 mit 83 Tagen. Der Vorfrühling, gekennzeichnet durch den Blühbeginn der Hase, erfolgte 10 Tage früher als gewöhnlich. Der Hochsommer konnte die „Mitteluhr“ in etwa wieder zum chronologisch angeglichenen Ticken bringen. Dafür setzte der Frühherbst um 5 Tage früher ein. Also zollte das frühe Verblühen dem frühen Blühbeginn seinen Tribut.

Hier also noch einmal die Botschaft vom Vorredner: die Winter sind kürzer, beginnen spät und enden früh, die Wild- und Kulturpflanzen passen sich mit früherem Blühbeginn bei kürzeren Blühphasen an, und zwar im historischen Verlauf seit 1971 im Mittel auf 2,7 Tage bei anhaltendem Trend. Beobachtbar ist dies im Fall der Roten und Gehörnten Mauerbienen und der Küchenschelle.

Rote Mauerbiene in Küchenschelle

Honigproduktion

Trachtlücken entstehen, was Auswirkungen auf die Honigernte und besonders in der Sortenproduktion hat. Die Grafik zeigte für die letzten drei Jahre 2019-2021 eine Durchschnittsernte von 23 / 23 / unter 15 Kilo Honig pro Volk auf. Im Jahr 2011 (?) lag sie bei ca. 43 Kilo, wobei die weiteren Jahre in einem steten Auf- und Ab von Früh- und Sommertrachteinträgen „hüpfen“.

Dr. Berg kann in ihren Grafiken dennoch keinen einzeln verantwortlichen Urheber ausmachen. Ob durchschnittliche Maximumtemperatur, Niederschlagsmenge oder Hitzetage (über 30 Grad) – es ist wohl eine Mischung aus verschiedenen Faktoren in nicht immer nachvollziehbarer Wechselwirkung.

Was auch wir bereits in Bamberg festgestellt hatten, ist, dass sich immer höhere Anteile an Honigtau (Waldhonig) in unseren (nicht sortenreinen) Ganzjahrestrachten befinden. Uns selbst ist es deshalb ziemlich egal, ob dies die Sortendeklaration erschwert und die damit einhergehende Sensorik. Würden die Verbraucher/innen von diesen Sortenfokussierung ablassen, hätten die Berufsimker/innen mit dieser Veränderung kein Problem.

Doch dies allein ist nicht der Weisheit letzter Schluss in Sachen „Boten des Klimawandels“. Problematisch wird es in der Imkerei, wenn Melezitose (Betonhonig) auftritt. Der Dreifachzucker, der damit verbunden ist, ist vor allem bei Hitze und Trockenheit ein Problem. Dänische Kolleg(inn)en waren erstmals davon betroffen und konnten – im Gegensatz zu ihren südlichen Nachbarländern – erst einmal gar nichts mit dem Phänomen des nicht aus den Waben herauslösbaren Honigs anfangen.

„Schuld“ an diesem für die Imkerei unschönen Kristallisierungseffekt sind die veränderten Ausscheidungen der Honigtauerzeuger, also verschiedene Arten von Läusen. Für die Bienen ist das Festbacken nicht so schlimm. Mit Wasser lässt sich der „Kuchen“ wieder verflüssigen. Das ginge auch in der Produktion, nur, dass natürlich die Qualität des Honigs darunter leidet.

Abhilfe und Ausblick

Gibt’s nicht wirklich, nur Veränderungen. Diese betreffen den Waldumbau (Tannen statt Fichten) und neue, durchaus auch nicht-heimische, dafür hitzetolerante Laubbäume, aber auch in der Pflanzenzucht. Es steht die Frage im Raum: hat das Auswirkungen auf die Lebenszeit der Honigbienen? Auf die Wildbienen trifft dies wohl zu.

Neu gezüchtete oder aus anderen Ländern eingeführte Trachten bringen indes neue Schädlinge mit. Wie sich unsere Flora und Fauna hier noch anpassen wird, ist eine Frage der Zeit. Den Umbruch erleben wir derzeit bereits.

Veitshöchheimer Imkerforum 2022 (2): Imkerei und Klimawandel

[Da Bildschirmfotografien zum Veitshöchheimer Imkerforum 2022 ausdrücklich verboten waren, stützen wir uns auf unsere Mitschriften und bitten, Unschärfen zu entschuldigen.]

2. Vortrag: Imkerei und Klimawandel

Referent: Dr. Stefan Berg, Leiter des Instituts für Bienenkunde

Faktenlage

Der weltweite Klimawandel ist Fakt und geschieht – betrachtet an einem grafischen Panel (IPPC) aus dem Jahr 2001 – über den Zeitraum von 1000 Jahren seit 1991 so schnell wie nie zuvor. Auch in ausgewählten bayerischen Städten ist der rasche Anstieg überdeutlich erkennbar. Wie bereits in vergangenen Vorträgen des Imkerforums erwähnt, muss beispielsweise Würzburg in Bälde im Jahresmittel mit einem Anstieg auf 50 Hitzetagen gegenüber 14 im Jahr 2010 rechnen. Zudem wird es höhere Minusgrade bei weniger Frosttagen und eine größere Trockenheit im Sommer geben. Wetterexzesse werden ebenfalls häufiger.

Auswirkungen in Wechselwirkung

Da das Trachtangebot sich demzufolge anders entwickelt, spielt das auch für Biene und Bienenvolk eine Rolle, natürlich ebenso für den Honig (Qualität und Quantität). Vergangenes Jahr erfolgte die geringste Honigernte, die je errechnet wurde.

Die gute Nachricht: Da Bienen in geschützten Nisthöhlen (bzw. Beuten) leben, außerdem ihre Temperaturen regeln können [und Vorratshaltung betreiben], gelten sie von je her als Überlebenskünstlerinnen beinahe auf der ganzen Welt, mit Ausnahme von ant/arktischen Zonen und Wüsten.

Nicht also die Witterung ist für Bienen das Problem – sie passen sich durchaus an ihr Land an –, vielmehr wird die Vorratshaltung zum Problem. Die Anpassungsleistung der Honigbienen an die Klimaveränderung lässt sich übrigens gut beobachten. So ist bspw. der Zeitpunkt ihres Reinigungsflugs tendenziell vorverlegt, im Vergleich von 1980 bis 2010 um knapp einen Monat.

Ein Bienenvolk benötigt im Jahr ca. 150 Kg Nektar und 25 Kg Pollen. Da sich Bienen polylektisch ernähren, sind sie sozusagen „Allesfresser“ in Sachen Blütenangebot. Doch wie sieht es nun im Zeichen des Klimawandels mit diesem Angebot aus?

Trachtpflanzenangebot

Der Endbericht [Abschlussbericht] des Projekts „Honigbienen im Klimawandel Projekt „BIENE“ liegt als PDF vor.¹ Er behandelt die „Modellierung von Bienenflugdaten, Blühphänologien wichtiger Trachtpflanzen und Entwicklung durch den Klimawandel“.

Eine daraus gezogene Erkenntnis betrifft den Blühbeginn, untersucht und dargestellt anhand dreier Trachtpflanzen (Salweide, Süßkirsche, Robinie) mit unterschiedlicher Blühzeit in Hessen. Trachtbeginn der Salweide ist seit den 1990-er Jahren im Mittel ab dem 75. Tag (zwischen Tag 60 und Tag 95). Doch bereits jetzt, also am 28. Tag des Jahres, wurden in Bayern erste aufgeblühte Salweiden gesichtet!

Für die Honigbienen ist das nicht so sehr das Problem. Die großen Verlierer sind hingegen die Wildbienen (im Beispiel Andrena vaga und florea), die sich auf einzelne Blühpflanzen spezialisiert haben. Wenn Schlupf und Blühzeit nicht miteinander getaktet sind, geht das schlecht aus. Da dann auch immer weniger Blüten bestäubt werden, reduziert sich in der Folgezeit auch der Pflanzenbestand. Ein verhängnisvoller Kreislauf entsteht.

Bedeutung für die Imkerei

Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Krankheitsbekämpfung, auf Zucht und Selektion und auf den Honigertrag durch Trachtverschiebung.

Wir selbst stellen das fest an der Varroabekämpfung, die durch den Mitteleinsatz von temperatur- und luftfeuchtigkeitsabhängigen organischen Säuren punktgenau und genau kontrolliert vorgenommen werden muss. Der (Be-)Handlungsspielraum wird immer mehr eingeengt bei gleichzeitig immer flexibler werdender Vorgehensweise.

Ist es zu heiß, kann die Ameisensäure, verabreicht über den Liebig-Dispenser, bei nicht sachgerechter Dochtgröße zu schnell und damit schädigend aufs Volk vonstatten gehen. Ist es hingegen zu nass, ist die Verdunstung nicht gewährleistet. Hier kann die Verwendung des Nassenheider-Professional-Verdunsters gute Dienste leisten.
Auch die Oxalsäurebehandlung bei ausbleibenden Brutpausen aufgrund zu warmer Winter ist wenig von Erfolg gekrönt. Der Zeitpunkt der Behandlung bei Minusgraden/0-Grad-Temperatur eine terminliche Herausforderung, da vor Jahresende abzuschließen. Richtig kalt wird’s bei uns, wenn überhaupt, erst später.

Dr. Berg sprach außerdem die neu auf uns zukommenden Probleme an, die Schädlinge aus den wärmeren Ländern und eingeschleppt durch den globalen Reiseverkehr mit sich bringen. Darüber wurde in früheren Imkerforum-Vorträgen (z. B. zur Asiatischen Hornisse und dem Kleinen Beutenkäfer) mehrfach ausführlich berichtet.

Wir empfehlen abschließende die Seite der LWG zu Bienenkrankheiten: https://www.lwg.bayern.de/bienen/krankheiten/index.php


¹ Institutionen: Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Professur Agrarklimatologie und das Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e. V. ; Auftraggeber und Projektbetreuung: Fachzentrum Klimawandel und Anpassung im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. [2019]. 51 S.
https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/klima/INKLIM__A/land-und-forstwirtschaft/honigbiene_endbericht.pdf

Veitshöchheimer Imkerforum 2022 (1): Aktuelle Versuchsberichte des IBI

[Da Bildschirmfotografien zum Veitshöchheimer Imkerforum 2022 ausdrücklich verboten waren, stützen wir uns auf unsere Mitschriften und bitten, Unschärfen zu entschuldigen.]

1. Vortrag: Berichte aus dem Institut für Bienenkunde und Imkerei (IBI) /
Aktuelle Versuchsprojekte

Referent: Dr. Stefan Berg, Leiter des Instituts für Bienenkunde und Imkerei

Wie immer widmet sich der erste Themenblock den letztjährigen Versuchen und ihrer Ergebnisse. Hier unsere stark verkürzte Zusammenfassung.

Prüfhöfe

Der Prüfhof Achelesschwaig wurde nach Pachtvertragsende 2021 nach Guglhör verlegt. Bis zur Fertigstellung des Neubaus im September 2022 finden die Leistungsprüfungen ausschließlich an den Prüfhöfen Kringell und Schwarzenau statt.

Neubau IBI

Der Neubau des Institut für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöcheim an der LWG wurde begonnen. Für 2023 ist die Eröffnung geplant.

Personal

Wegen anstehenden Ruhestands der bisherigen Fachberaterin, Barbara Barsch, ist die Fachberatung Oberfranken neu zu besetzen. Auch die Prüfhofleitung in Guglhör ist vakant.

Pflicht zur Dokumentation aller angewendeten Bienenmedikamente
nach EU-Verordnung

Ab dem 28.1.2022 besteht nach dem neuen Tierarzneimittelgesetz (TAMG) zusammen mit Der EU-Verordnung 2019/6 eine Pflicht zur Dokumentation aller angewendeten Bienenmedikamente im Bestandsbuch. Das gilt sowohl für die freiverkäuflichen, als auch für die apotheken- sowie verschreibungspflichtigen Tiermedikamente. Die Aufbewahrungsfrist der Aufzeichnungen beträgt 5 Jahre. Zudem verlieren die Standardzulassungen für Bienenmedikamente ihre Gültigkeit, die nunmehr für jedes Produkt inklusive Verfahren von den Firmen einzeln zu beantragen sind. 

Versuche zur Ameisensäure

Im Zusammenhang mit dem vorangegangenem Punkt finden Versuche zur Dosisfindung und Wirksamkeit von Ameisensäure statt. Denn der Anspruch an die Wirksamkeit von 90% ist eine Voraussetzung einer Medikamentenzulassung.

Bereits jetzt steht fest, dass die Wirksamkeit, gemessen an den Völkerausfällen, bei den bisherigen Einsätzen durchaus erreichbar ist. Allerdings muss unterschieden werden, ob es sich um Einzel- oder Gesamtmaßnahmen handelt. So kann eine AS-Behandlung den Anspruch nur im Tandem mit der Nachfolgebehandlung betrachtet werden. Ob dies auch in der Zulassungsverordnung seinen Niederschlag findet, wird sich noch herausstellen.

Monitoring im Rahmen der Notzulassung von Thiametoxam in der Zuckerrübe

Zu diesem Thema verweisen wir auf einen späteren Blogbericht, im Zusammenhang mit diesem hier.

Auswirkungen von Spättrachten auf die Ein- und Überwinterung von Honigbienenvölker

Weiterhin wurden die Auswirkungen von Spättrachten auf die Ein- und Überwinterung von Honigbienenvölkern untersucht, und zwar unter Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum Triesdorf und dem Bayerischen Staatsgut Kringell, siehe auch unser Bericht von 2021.

Die möglichen Folgen schildert Dr. Berg in Form von Verhonigen des Brutnestes, einem frühen Abarbeiten von Winterbienen, in der Folge ein Manko fürs Überwintern des Volkes und natürlich kann’s auch mehr Milben geben. Dies galt es, nachzuweisen.

Dazu wurde an verschiedenen Versuchsstandorten Mischungen mit Gelbsenf, Pacelia, Springkraut und Luzerne ausgebracht und mit Regionen ohne späten Trachteintrag verglichen.

Da es 2019 und 2020 extrem trocken war, sind signifikante Ergebnisse bzw. allgemeingültige Aussagen zu den Auswirkungen noch nicht möglich, der Versuch wird heuer fortgesetzt.

Varroa-Flyer, Varroa-App,
Bienenweide -> Fachbericht und Broschüre

Zusätzlich zum dreiteiligen Varroa-Flyer (Varroa 1: Schadschwellenorientierte Maßnahmen | Varroa 2: Biotechnik | Varroa 3: Medikamentöse Standardverfahren ) und der Varroa-App wurde die Playlist zur Imkerpraxis vorgestellt, die über 60, meist nur wenige Minuten lange Filme, zur Verfügung stellt.

Neue Publikationen, einmal ein Fachbericht Bienenweide sowie eine Broschüre für insektenfreundliche Gärten und Balkone sind ebenfalls veröffentlicht. Diese Broschüre wird zum Download im Laufe der nächsten zwei Wochen auf den Seiten der LWG bereitgestellt.

Veitshöchheimer Imkerforum 2022 online

Dr. Stefan Berg, Leiter des Instituts für Bienenkunde und ImkereiDas jährliche Veitshöchheimer Imkerforum findet am Sa., 05.02.2022 von 13.00-16.30 Uhr via Webex statt.

Programm

  • Aktuelle Versuchsberichte des Institutes für Bienenkunde und Imkerei
  • Imkerei und Klimawandel (Dr. Stefan Berg)
  • Bienenweide in Zeiten des Klimawandels (Dr. Ingrid Illies)
  • Praktische Auswirkungen auf die Imkerei (Johann Fischer)
  • Varroabehandlung der Zukunft (Gaby Läbisch)

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, Anmeldung hier.

Für die Teilnahme notwendig:

  • aktueller Browser
  • gute Internetverbindung
  • Rechner (am besten ein neueres Modell) mit Lautsprecher.

Nicht erforderlich sind Mikrofon und Kamera. Fragen an die Referenten sind über Textnachrichten (Chat) möglich.

Die Zugangsdaten und eine kurze Anleitung werden am Do., 3.2. bzw. Fr., 4.2. zugesandt.

Vertiefungsseminare für Imker 2022 mit dem BLIB-Team

Logo BLIB Vertiefungsseminar für ImkerZur Ergänzung unseres Imkeranfängerkurses und der Fortgeschrittenenkurse finden online oder analog in Bamberg zwei bis dreistündige Vertiefungsseminare für Imkerinnen und Imker statt. Je nach Inhalten sind sie auch für Jungimker/innen geeignet. Die Kosten betragen zwischen 20,- und 35,- Euro. Eine Teilnahmebescheinigung wird ausgestellt.

Themen in diesem Jahr sind bislang:

Sa., 12.02.22 – Workshop Wachsgießen (Mittelwand)

Sa., 12.03.22 – Beutensysteme, was steckt dahinter?

Sa., 21.05.22 – Völkerführung „Schieden mit Zander“

Sa., 11.06.22 – Was tun bei …?! Spotlights in der Imkerei

Fr., 07.10.22  – Geräteüberblick und Fördermöglichkeiten für Jungimker/innen und Schul-Imkereien

Der nächste Termin im Detail:

Mittelwandgießform der Firma GRAZESa., 12.02.22 – Workshop Wachsgießen (Mittelwand)

Wann? 14.00 – 17.00 Uhr
Wo? 96047 Bamberg, Obstmarkt 10, 3. Stock (nicht barrierefrei)
Für wen? Dieses Vertiefungsseminar der Imkerei wendet sich an Imker/innen ohne Praxiserfahrung in der Wachsverarbeitung.
Was? Mittelwandwaben gießen in der Praxis. Input zu Geräten und Material.
Referent? Reinhold Burger, Bienenwirtschaftsmeister
Nicht ganz zur Hälfte, das Wachs verteilt sich auf Druck über die untere Hälfte.Kosten und Anmeldung?

Stapel Mittelwände für die ImkereiUnd sonst?

  • Derzeit gilt lt. Beschluss:
    2G+, Doppelt geimpft oder genesen
  • plus offiziellen Test (wenige Schritte entfernt vom Veranstaltungsort befindet sich ein Corona-Schnelltestcenter in der Langen Straße 17)
  • plus FFP2-Maske oder eine Maske mit mindestens gleichwertigem genormten Standard

Oxalsäurebehandlung, Restentmilbung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK21, Modul 12)

Zum letzten Modul im Fortbildungsjahr 2021 erschienen am Samstag, den 11.12.2021 ab 8 Uhr unsere Kursteilnehmer/innen des BLIB-Imkerkurs für Anfänger.

Die Temperatur lag mit 2-3 °C etwas über dem Gefrierpunkt. Nach unserer Erfahrung mit dem Handling der Restentmilbung hätte es aber gerne etwas kälter sein dürfen.

In drei kleinen Gruppen pro halber Stunde lernten die frisch gebackenen Jungimkerinnen und Jungimker – Herzlichen Glückwunsch! – am Lehrbienenstand „Bienenweg“ und am „Fünferlessteg“ in Bamberg die Praxis der Oxalsäurebehandlung kennen. Die Theorie brachten wir in Kombination mit dem Modul 9 zur Wabenhygiene und Varroabehandlung im August bereits zu Gehör.

Oxalsäure ist eine organische Säure, wie sie auch im Rhabarber, in schwarzem und grünem Tee und sogar in Schokolade zu finden ist. Sie ist zwar keine „Wellness-Behandlung“ für die Bienen, doch gegen die Varroamilbe hilft sie recht effizient. Richtig angewandt liegt ihr Wirkungsgrad bei über 95%.

Die Oxalsäure wirkt – im Gegensatz zur Ameisensäure – nicht in die verdeckelten Brutzellen hinein. Als Kontaktgift erreicht sie nur die Varroamilben, die auf den Bienen selbst sitzen. Für den Erfolg der Träufelbehandlung ist daher die (weitgehende) Brutfreiheit Voraussetzung.

Spätestens drei Wochen nach den ersten Frösten sind die Völker in der Regel brutfrei. Jetzt im Winter  bis etwa vor Weihnachten ist also die richtige Zeit für die Behandlung. Bereits um die Wintersonnenwende am 21.12. nämlich fangen Bienen oftmals wieder zum Brüten an.

Oxalsäurebehandlung Schritt für Schritt:

1. Bei einer Temperatur von 0 Grad, erfahrungsgemäß besser sogar noch ein wenig darunter, kann die Behandlung erfolgen. Am besten wäre es, es bliebe auch ein paar Tage später noch kalt. So kuscheln sich die Bienen zusammen und geben damit die Säure untereinander gut weiter. Seid ihr euch unsicher, dann befragt die Varroawettervorhersage.

2. Zuhause: Die in der Apotheke, im Imkerfachhandel oder über den Imkerverein erstandene Oxalsäurelösung (genaue Bezeichnung Oxalsäuredihydratlösung 3,5 % (m/V) ad us. vet.) vorbereiten, d. h. entsprechend der jeweiligen Gebrauchsinformation mit Zucker versetzen, falls sie nicht bereits schon als fertiges Produkt gemischt ist. Zur Menge siehe unter Punkt 7.

3. Die Oxalsäure muss bei der Verabreichung handwarm sein. Also entweder gut verpacken oder in einer ausrangierten Thermoskanne transportieren, der vorsorglich ein Totenkopfzeichen aufgeklebt werden sollte.

4. An der Beute: Jetzt gleich mal die Windel einlegen. An ihr werden wir direkt im Anschluss der Behandlung ablesen, ob zu viel Säure wirkungslos durch die Gassen abgeflossen ist, oder ob die Flüssigkeit die Bienen direkt erreicht hat. Circa eine Woche nach der Behandlung lässt sich anhand des Milbenfalls der Befallsgrad mit Varroen bzw. der Behandlungserfolg abschätzen.

5. An die Spritze einen Plastikschlauch befestigen und eine Pipettenspitze am Schlauchende aufstecken.

6. Säurefeste Einmalhandschuhe überziehen und Schutzbrille aufziehen.

7. Spritze aufziehen.

Menge: Bei kleinen, auf einer Zarge sitzenden Völkern ca. 30 ml, bis sehr starken, auf zwei Zargen überwinternden Völker ca. 50 ml Oxalsäurelösung. Pro besetzte Wabengasse entspricht das ca. 5-6 ml.
Hilfreich ist auch die Faustformel: Anzahl besetzter Wabengassen, ohne Mitzählen der schwach besetzten Gassen links und rechts der Wintertraube, daran eine 0 hängen, ergibt die Menge der erforderlichen Säure in ml. Beispiel 4 besetzte Wabengassen (ohne die Randwabengassen), eine 0 dranhängen, ergibt also 40 ml.

Behandlungsvorgang bei zwei Zargen: Obere Zarge vorne (Fluglochseite) ankippen und gleichmäßig in die geöffnete Wintertraube träufeln. (Die Wintertraube sitzt meist vorne über dem Flugloch, da sie ihre Wintervorräte entgegengesetzt vom Eingang einlagern.)
Es ist ausreichend, nur den unteren Teil der Traube zu behandeln. Die Bienen also nur in der unteren Zarge, je zweimal in jede Wabengasse träufeln. Den Rest kreuz und quer obenauf verteilen.

Bei einzargiger Beute bzw. Ableger nur den Deckel öffnen und die Oxalsäurelösung auf die Bienen in den Wabengassen träufeln. Nach Möglichkeit vermeiden, die Säure auf die Rähmchen zu bringen. Dort ist sie für die Behandlung wirkungslos. Falls die Traube weiter unten sitzt, ist eine Taschenlampe hilfreich, um die besetzten Gassen zu finden.

8. Nach einer Woche die Windelkontrolle durchführen. Etwa 80% der Milben fallen in den ersten sieben Tagen nach der Behandlung. Insgesamt hält der Milbenfall drei bis vier Wochen lang an.

Allerdings kann man ohnehin nicht mehr viel ausrichten, egal, welches Ergebnis man vorfindet. So die vorherigen Ameisensäurebehandlungen erfolgreich waren und keine Reinvasion den mühsam errungenen Erfolg zunichte machte, sollten sich nur wenige Milben zwischen den Wachsstückchen abzeichnen. Fallen mehr als 500 bis 1000 Milben, dann ist bei der Spätsommerbehandlung etwas schief gelaufen.

9. Die Träufelbehandlung sollte auf keinen Fall wiederholt werden! Eine zweite Behandlung verursacht einen stark erhöhten Bienenabgang, was die Überwinterung des Volkes gefährdet. Eine zu geringe Population schafft es nicht mehr, sich warm zu halten.

Übrigens: Seit Anfang 2017 ist auch eine Sprühbehandlung zulässig und seit 01.10.2018 ist die Oxalsäure ad. us. vet. nicht mehr apothekenpflichtig, sondern freiverkäuflich. Wir haben uns dennoch gegen das Sprühen entschieden, um die Wintertraube nicht mehr als ohnehin nötig auseinander zu reißen.

Sa., 09.10.21 – Geräteüberblick und Fördermöglichkeiten für Jungimker/innen und Schul-Imkereien

Honig verarbeiten mit der Bamberger SchulbieneSa., 09.10.21 – Geräteüberblick und Fördermöglichkeiten für Jungimker/innen und Schul-Imkereien

Wann?  16.00 – 18.00 Uhr
Wo? Online, Start bei 4 Anmeldungen
Für wen? Interessierte Imker/innen und Schul-Imkereien
Was? Welche Großgeräte zur Imkerei sind notwendig und welche Anforderungen sollen sie erfüllen? Auf was kann ausgewichen oder gar verzichtet werden? Welche Fördermöglichkeiten für Jungimker/innen und Schul-Imkereien kommen (in Bayern) in Betracht? Welche Formulare werden benötigt, wie werden sie richtig ausgefüllt und welche Fristen sind zu beachten? Welche Käufe werden gefördert und welche nicht? Zeit für spezifische und vertiefende Fragen ist eingeplant.
Referenten? Ilona Munique, Imkerin und Reinhold Burger, Bienenwirtschaftsmeister
Kosten und Anmeldung?

  • € 20,- inkl. MwSt., 10% Rabatt für Bienenpat(inn)en und (ehemalige) Imkerkursteilnehmende
  • Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung per Mail bis spätestens Mo., 04.10.21. Sie erhalten sodann die Überweisungsdaten und die Online-Einwahl.

Einfüttern (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK21, Modul 11)

Vorletztes Modul des 12-teiligen Imkerkurs für Anfänger 2021 bei Bienen-leben-in-Bamberg.de. Im Praxisteil am 21. und 22.08. erfuhren die Teilnehmenden, welche Materialien für den Vorgang des Einfütterns (Darreichungsformen) praktisch sind, wann der richtige Zeitpunkt ist und wie bzw. in welcher Dosierung eingefüttert wird.

Vorarbeiten

Da vor Kurzem erst eine Varroabehandlung vorgenommen wurde, ziehen wir heute die Windel und inspizieren den Milbenbefall. Der oberen Leerzarge wurde sodann der Dispenser entnommen. Achtung, es kann immer noch etwas Säure austreten, also vorher Handschuhe überziehen!

A. Darreichungsformen beim Einfüttern

1. Futterbehältnis mit Aufstieghilfe

Einfüttern der Bienenvölker

  • Die vom Dispenser befreite Leerzarge wird zunächst auf die Seite gestellt. Auf die oberste Zarge wird eine Folie aufgelegt und an der Rückseite der Beute einen Spalt breit umgeschlagen (siehe Fotogalerie unten). So gelangen die Bienen in die nun wieder aufgesetzte Leerzarge und zu den Futterkübeln.
  • Als Futterbehältnisse dienen gereinigte, runde oder (am mengenergiebigsten) eckige Joghurtkübel oder Stapelboxen (Baumarkt), die natürlich lebensmittelecht sein müssen (erkennbar am Messer/Gabel-Symbol).
  • Das mengendokumentierte Zuckerwasser wird – bis auf einen kleinen Rest – in die Kübel gegossen.
  • Die Aufstiegshilfe in Form von Stroh wird auf das eingegossene Zuckerwasser wie ein Polster oder Nest aufgelegt.
  • An einer Kübelinnenseite wird außerdem eine Handvoll Stroh hochkant bis zum Boden eingeführt. Das Material kann nach erfolgreicher Fütterung später einfach auf dem Kompost landen.
  • Zum Schluss legt man mit der zurückbehaltenen Futtemenge eine zuckrige Spur, gießt also ein wenig zwischen und auf die Rähmchen hin zu den Behältern.

Sobald die Bienen das Zuckerwasser riechen, beginnen die Sammelbienen mit ihrem Schwänzeltanz. Da sie jedoch nur schwer die unmittelbare Nähe des Futters anzeigen können, fliegen die Bienen erst einmal vor die Beute, um nach der Quelle zu suchen. Es dauert eine Weile lang, bis sie den Fundort checken. Dabei hilft ihnen die oben beschriebene Zuckerspur.

2. Der Adam-Fütterer

Adam FüttererIm Kursmodul kurz erwähnt wurde der sogenannte „Adam-Fütterer“. Das entscheidende Merkmal an dieser Futterzarge ist eine Aufstiegshilfe in Form eines konischen, etwa handtellergroßen Kegels in einer ansonsten flachbödigen Schale, in die das Zuckerwasser eingegossen wird. Die Bienen klettern im Inneren des Kegels hinauf, dann an der Außenschräge bis zum Flüssigkeitsspiegel hinunter und nehmen das Futter auf.

Da nicht sehr viele Bienen auf einmal durch den Kegel (auch: Dom genannt) gelangen können bzw. Platz auf der Außenfläche finden, geht die Futteraufnahme langsamer als mit der Kübelfütterung vonstatten.

Die Aufstiegshilfen sind übrigens mal als Kegel, mal als seitliche Schale, mal mittig, mal im Eck etc. erhältlich. Beim Kauf darauf achten, dass die Futterzarge von den Maßen zur verwendeten Beute kompatibel ist (Hohenheimer Beute, Frankenbeute, …).

Ein Nachteil ist, dass der Fütterer keine größere Menge aufnehmen kann, man muss also häufiger nachgießen. Zweiter Nachteil: Für den Kauf dieser Futterzargen entstehen Kosten. Es sei denn, man ist handwerklich geschickt und hat ohnehin Holzmaterial übrig.

Bei der Verwendung des Adam-Fütterers ist eine Leerzarge nicht erforderlich.

3. Futtertaschen

Nicht vorgestellt, doch erwähnt wurden die Futtertaschen. Es gibt sie in einfacher und doppelter Wabenbreite, werden also anstelle einer oder zweier Rähmchen neben das Brutnest eingehängt.

Vorteil gegenüber der oben beschriebenen Behältnisse ist, dass der Weg zum Futter für die Bienen recht kurz ist, daher bei kühler Wetterperiode geeignet. Nachteilig ist der geringe Futtermengeninhalt von etwa 3,5 bzw. 7 Litern, was ein häufiges Nachgießen des Zuckerwassers notwendig macht.

Auf Futterteig gehen wir hier nicht ein, da wir diese Art des langsamen Einfütterns um diese Jahreszeit, aber auch ganz generell, nicht favorisieren. Die Nahrungsaufnahme dauert zu lange, so dass zwischen den zwei erforderlichen Varroabehandlungen nicht genug Zeit bleibt. Außerdem halten wir es für widernatürlich, da Fertigtrockenfutter auch in der Natur nicht vorkommt.

B. Zeitpunkt des Einfütterns

  • Das reguläre Einfüttern erfolgt bei den Wirtschaftsvölkerm NACH der ersten Varroabehandlung mit Ameisensäure, also Mitte/Ende August.
  • Manchmal kann eine so genannte „Zwangsfütterung“ auch noch später im Jahr anfallen, wenn erkennbar wenig Zuckerwasser aufgenommen wurde. Das passiert, wenn die Varroabehandlung zu heftig für das Volk ausgefallen ist, bspw. bei einer zu schnellen Verdunstung bei zu warmen Wetter. Das Volk wird dann fressfaul. Siehe hierzu in unserem Beitrag unter der Zwischenüberschrift: „Zwangsfütterung im Herbst sorgt fürs Überleben“.
    Doch häufig ist der Grund ein zu schwaches und / oder krankes Volk, so dass eine Vereinigung bzw. Auflösung ratsam sein kann.
  • Grundsätzlich Abends einfüttern! Verhindert die Räuberei unter den Bienenvölkern. Daher fand unser Modul auch erst am Nachmittag und nicht wie sonst am Vormittag statt.

C. Was wird eingefüttert?

  • Zur Einfütterung verwenden wir eine Zuckerlösung im Mischungsverhältnis 3:2, d. h. 3 Gewichtsanteile Zucker werden in 2 Anteilen Wasser gelöst. Als Zucker verwenden wir Haushaltszucker, also reine Sacharose. Zum Thema „Zucker“ siehe auch folgende Beiträge:
  • Alternativen zum Zucker sind fertige Futterlösungen auf Zucker- oder Getreidebasis. Darauf zu achten ist, dass sie als Bienenfutter deklariert sind. Bienenfutter besitzt ein speziell auf die Bedürfnisse der Bienen abgestimmtes Spektrum von Zuckerarten.
  • Wirtschaftsvölker füttern wir mit 20 Kg Zucker ein, entsprechend rund 33 Kg Futterlösung im 3:2-Mischungsverhältnis. Ableger werden mit 15 Kg Zucker eingefüttert, entsprechend ca. 25 Kg Futterlösung.
  • Tragen Bienen nach der Honigernte (die bei uns nur einmal im Jahr im Monat Juli erfolgt) erneut viel ein, wird entsprechend weniger Zucker eingefüttert. Zusätzlich verbleiben bei unserer Betriebsweise mindestens 5 bis 10 Kg Honig im Brutraum. Daher sollte vor dem Einfüttern eine kurze Kontrolle der Situation erfolgen und die Bedarfsmenge entsprechend angepasst werden.

D. Wie wird eingefüttert (Dosierung)?

  • Wichtig: Nichts neben die Beute hinaus kleckern! Sonst werden andere Bienenvölker angelockt und zur Räuberei verleitet. Am besten, man stellt sich einen Kanister mit Wasser zum Säubern bereit.
  • Wirtschaftsvölkern kann (muss man aber nicht) das gesamte Futter in einer großen Portion auf ein Mal verabreicht werden.
  • Ableger werden in mehreren Portionen, also über einen längeren Zeitraum, eingefüttert. Wird ein Ableger zu schnell gefüttert, leidet die Bruttätigkeit, da die Bienen auch das Brutnest mit Futter voll füllen.
  • Grundsätzlich lautet die Devise, lieber etwas mehr einfüttern, als verhungerte Völker im Frühjahr zu riskieren. Überschüssige Futterwaben können im Frühjahr den Völkern entnommen werden und finden bei der Ablegerbildung weitere Verwendung.
  • Manchmal dauert es vor allem bei zu kühlem Wetter zu lange, bis die Bienen das Zuckerwasser aufgenommen haben. Gäriges Zuckerwasser daher entfernen, die Menge abwiegen und die entsprechende Fehlmenge zu einem späteren Zeitpunkt erneut anbieten.

Wachsverarbeitung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK21, Modul 10)

Im Rahmen des Imkeranfängerkurses trafen wir uns am Samstag bei Sonnenschein im Bienengarten (1. Gruppe) und am Sonntag bei gewittrigen Regenwetter in der Bienen-InfoWabe (2. Gruppe ohne Fotos) zum Modul 10, der Wachsverarbeitung. Zu Beginn wurde kurz auf die Bestandteile und das Verhalten von Wachs sowie auf die zu erwartenden Anforderungen und durchaus auch handfeste Probleme bei der Umarbeitung, Lagerung und des Outsourcings eingegangen, als da wären: hoher Zeitbedarf, Ausweichstätten im strom- und wasserführenden Außenbereich aufgrund Geruchsbildung vor allem beim Drohnenwachsschmelzen, hier außerdem mit Schutz vor suchenden Insekten, vertrauenswürdige Umarbeitungsanbieter, geeignete Aufbewahrung von Drohnen- und Altwachs etc.
Ziel ist es, auf Eigenwachs hinzuarbeiten, da fälschungssicher und dadurch beste Qualität für die Bienenaufzucht und den Honiggenuss.

Wachsverarbeitung an 5 Stationen

Die Reihenfolge der aufgebauten Stationen, die allerlei Objekte zur Anschauung bereithielten, ist bestimmt durch die Bearbeitung des Ausgangsmaterials, das da wäre: Entdeckelungswachs, Drohnenwachs, Altwaben, geschmolzenes, gereinigtes Wachs zum Mittelwand gießen und als letztes Mittelwand einlöten.

Die Phasen der Wachsbearbeitung lassen sich in einem früheren und sehr ausführlichen Blogbeitrag mit Checklisten nachlesen. Daher nachfolgend nur Ergänzungen.

Geräte und Hilfmittel

Vieles lässt sich im normalen Haushalt finden – natürlich erst nach Absprache mit den Küchenverantwortlichen! Allerdings raten wir davon ab, benutzte Teile in die Spülmaschine zu geben, denn das Wachs verstopft dauerhaft die Düsen. Altgediente Teile können aber so einer neuen Verwendung zugeführt werden.

Manche teure Geräte lohnen sich nur für größere Mengen, so die Mittelwaben-Wachspresse oder ein elektrischer Schmelztopf. Oft gibt es dafür (nicht ganz so kommoden, aber brauchbaren) Ersatz. Andere Geräte wie ein Trafo-Einlöter sind zwar ebenfalls nicht gerade billig, doch unverzichtbar. Da muss man in den sauren Apfel beißen. Eventuell kann man sich manches mit anderen Imker(inn)n teilen.

Und vor allem: Erst anschaffen, wenn man die (länderspezifischen) Fördermöglichkeiten überprüft hat! Denn das Rechnungsdatum ist entscheidend! Bereits vorhandene Imkergeräte sind nicht förderfähig. Hingegen ist es mittlerweile möglich, gleich nach Antragstellung den Kauf zu tätigen. Man muss also nicht mehr auf den Bescheid warten. [Für Bayern -> Förderwegweiser -> MayMBL], s. a. Blogbeitrag Amtliches und rechtliches zur Bienenhaltung].

Etliches an Infomaterial findet sich in der Kursorganisation. Das ist eine interne, passwortgeschützte Webseite, die unseren Kurs vom ersten Modul an begleitet und in der die Essenz der Kursinhalte auf eingehende Beachtung wartet. Der Zugang dazu ist den Teilnehmer/innen für zwei Jahre (bzw. für Ak20 + AK21 coronabedingt für drei Jahre) möglich.

Fotogalerie AK21, Modul 10

Praxisübung: Mittelwandrähmchen spannen

Das Einlöten konnten wir mangels Strom diesmal nicht direkt ausprobieren lassen. Das Löten selbst setzt aber im Grunde keine allzu großen Feinheiten voraus. Die Mittelwände sollen nicht kalt sein. Lediglich die richtige Andockstelle der beiden Drahtenden müssen gefunden und mit je einem Pol unter Strom gesetzt werden. Und natürlich muss der richtige Schmelz-Zeitpunkt gefunden werden, damit der Draht nicht durch die Wachsschicht durchschmilzt. Doch auch das kann wieder repariert werden.

Eine kleine praktische Übung stellte das Nacharbeiten der Mittelwanddrähte mittels eines Drahtspanners dar. Ergänzender Tipp: Sind die Drähte danach immer noch zu locker, lässt sich auch ein kleiner Keil am Rahmen einklemmen, um dann die Wabe einzulöten. Sitzt die Wabe fest, kann der Keil wieder entfernt und der überstehende Draht an den Rahmen angedrückt werden.

Fotogalerie Waben einlöten

Das Modul 11, das Einfüttern, erfolgte jeweils nach einer Pause und wird im kommenden Weblog erläutert.