*10* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

 Cover Schlörholz Bienenwachs und Wachskreislauf Kosmos[Werbung] Wer denkt, mit nur 10 Bienenvölkern kann kein Eigenwachs aufgebaut werden, sollte sich das Werk Bienenwachs und Wachskreislauf von Matthias Schlörholz zu Gemüte führen. Als Imker und Chemiker stellt er sein „Umfassendes Wissen“ zur Verfügung und gibt „praktische Anleitung zur wachsautarken Imkerei“.  Der Hauptteil des Buches erläutert, wie man praktisch „In vier Schritten zum eigenen Wachs“ gelangen kann.

Er wäre jedoch kein Wissenschaftler, würde er nicht auch der Theorie Raum geben und damit für ein tiefergehendes Verständnis vom „Wunder“-Rohstoff Wachs sorgen. Beginnen wir doch gleich damit.

Theorieteil

Vorneweg: Nein, ich würde das Kapitel „Bienenwachs“ nicht auslassen, auch, wenn sich manche beim Wort „Theorie“ schütteln mögen. Auch in unserem eigenen Imkeranfängerkurs beginnen wir das Modul 10 zum Wachsmanagement mit einer Einführung in dieses für Bienen wie Honig so essenzielle „Betriebsmittel“, quasi mit den Decken und Wänden ihrer Wohnung, Brutstätte und Vorratskammer. Soviel Zeit muss sein, um in fünf Unterkapiteln mehr über „Inhaltsstoffe, Eigenschaften des Bienenwachses, Wachsproduktion, -bau und -struktur“ zu erfahren.

Okay, unter uns … die eine oder andere typische Chemiker-Grafik zu Struktur-Formeln oder Wasserlöslichkeit von Wachs im Hinblick auf die Verwendung von Säuren, wie wir sie für die Varroabehandlung benötigen, betrachte ich eher höflich-flüchtig als genau (nun, ich hatte in Chemie nicht ohne Grund eine Fünf). Doch die Ableitung daraus, dass Wachs in kaputten Emailtöpfen oxidiert, also unansehnlich braunschwarz wird, und dass das Verseifen beim Wachswaschen mittels Zugabe einer ausreichend hohen Säurestärke, z. B. durch geringe Mengen von Salzsäure, vermieden werden kann, die im Texteil zu überlesen wäre unklug. Von Zank- bzw. Streitschicht ist hier die Rede, und die haben wir doch schon alle mal am Boden eines Wachsblockes entdeckt, zwischen Wachs und Wachswasser. Also eine durchaus praktisch nutzbare Erkenntnis aus der Theorie zur Länge der Kohlenwasserstoff-Kette einer Carbonsäure. Oder so.

Mit Spürgin (s. a. Rezension vom 03.12.23) und vielen, vielen anderen Imker*innen,  Schüler*innen und, ach, eigentlich allen Menschen, teilt der Hobbyimker aus dem niedersächsischen Rethmar sein Staunen über den präzisen, synchronisierten, immergleichen Wabenbau, der den fleißigen Bienen zu eigen ist. Auch er kann nur mutmaßen, wie das ohne Bauplan, Zirkel und Taschenrechner vonstatten geht. Schlörholz nimmt an, dass die einzelne Biene zwar „keinen Masterplan über das große Ganze“ im Kopf hat, sondern lediglich den kleinen Teil, der vor ihr liegt nach einem „universellen Mechanismus“ bearbeitet, „den die Biene an jeder beliebigen Stelle einer Wabe umsetzen kann“. Wirklich wissen tun wir’s alle nicht, wie die das schaffen.

Hauptteil: Wachskreislauf

Die Gründe für einen [eigenen, geschlossenen wie offenen] Wachskreislauf, um mit dem ersten Unterkapitel zu beginnen, liegen auf der Hand. Im besten Falle bieten wir unseren Bienen von Schadstoffen unbelastete, selbst gefertigte Mittelwandwaben an, so dass sie vor allem in kälteren Lagen oder bei kürzeren Wärmeperioden durch diese Unterstützung einen guten, schnellen Start gewinnen und vor allem die Brut bei guter Gesundheit bleibt.

Kostenersparnis … nun ja, kommt auf den Fuhrpark an, den man sich gönnen mag. Wir selbst müssten beispielsweise noch den Wachsklärtopf mit 800 Euro einbeziehen, von dem bei Schlörholz nicht die Rede ist – was zu erwähnen sich jedoch auf S. 87 im Kasten zu „Entseuchen von Bienenwachs“ durchaus angeboten hätte. Ebenso kein Wort von der genialen Wachsschleuder, die zugegebenermaßen bei über 5.500 Euro Kosten allerdings nur durch Fördermittel finanzierbar war. Klar, muss nicht, aber kann, etwas Fundraising-Geschick vorausgesetzt. Immerhin erspart sie das 8-fache der Zeit und die Ressourcenausbeute liegt bei 99%, sprich: krümelig-trockener Restwachsanteil, der kaum der Rede wert ist. Da darf man den Vereinen ruhig den Mund wässrig machen, finde ich.

In einem grauen Kasten nennt Schlörholz weitere, für mich sehr nachvollziehbare, da geteilte Gründe für einen eigenen Wachskreislauf: Freude an der handwerklichen Verwandlung von unansehnlich gewordenem Wabenwerk in einen hell leuchtenden Rohstoff und ein gewisses Erfolgserlebnis, aber auch Respekt vor der Arbeit der Bienen. Ich füge hier noch den sattsam bekannten, doch absolut berechtigt ausgesprochenen Nachhaltigkeitsgedanken hinzu.

Geschickt in der aufklappbaren vorderen Umschlagseite aufgemacht, sind die Entwicklungsschritte der verschiedenen Wachskreisläufe – vom einfachen Wachskreislauf (unter Zukauf von Fremdwachs, aber mit Vorbereitung zum Eigenwachs-Kreislauf durch getrenntes Sammeln von Jungwachs), offenen Eigenwachs-Kreislauf (Fremdwachs wird ausgeschleust) und dem geschlossenen Eigenwachs-Kreislauf (nur noch Eigenwachs) ist die Rede.
Zu kompliziert? Nun, generell werden komplexe Sachverhalte von übersichtlichen Tabellen und Grafiken begleitet und sind damit besser nachvollziehbar.

Tipp: Während Schlörholz für Mittelwände das gesamte Jungwachs verarbeitet, geben wir immer auch einen Anteil Altwachs (aus Eigenbestand) bei, um so mehr Wabenstabilität zu erreichen. Die Bruchrate wird dadurch deutlich reduziert.

Die nun folgenden Kapitel in vier Schritten, also Sammeln, Rohwachsgewinnung, Feinreinigung und Wachs verarbeiten bzw. auch ausschleusen, gehen konform mit unserem eigenen Unterrichtsmodell, wobei wir als erste Lerneinheit in unserer „Wachsverarbeitung an fünf Stationen“ die Wachskunde mit einbeziehen, also das, was hier den Theorieteil ausmacht. Bedeutet für uns erfreulicherweise, dass wir nun den Kursteilnehmenden ein (Lehr)Buch empfehlen können, welches in keinem Widerspruch zu unserem eigenen Vorgehen steht.

Schlussteil

Mit den Kapitel „Praktische Hilfestellungen“, mit dem der Zwei-Phasen-Dampfreiniger und das Sichere Arbeiten gemeint ist (sehr löblich und unabdingbar!), sowie dem Serviceteil, bestehend aus einer Seite Glossar und einem ebenso kurzen Register, dafür jedoch einem umfangreichen Literaturverzeichnis als Quellennachweis mit etlichen nichtdeutschen Publikationen im Innenteil des ausklappbaren Rückumschlags, endet das bilderstarke Werk.

Fazit

Einziger Kritikpunkt ist die schwer lesbare ausgegraute Schrift in den ebenfalls grau hinterlegten Kästen. Wirklich jetzt?! So wenig Farbe zur Nicht-Wahl im Tank? Bedenken wir, dass das Durchschnittsalter der Imker*innen in die Zeit der beginnenden Kurzsichtigkeit fällt, so ist das durchaus ein Manko.

Dessen ungeachtet überzeugt Bienenwachs & Wachskreislauf sowohl Imkeranfänger*innen wie auch alte Hasen, die endlich ihren eigenen, geschlossenen Wachskreislauf realisieren wollen, vor allem mit dem Hauptteil. Das Vorgehen ist ausreichend genau und flüssig beschrieben und wirkt weder selbstgefällig und geschwätzig, noch zu sachlich-trocken. Ich sehe immer sofort nach dem Wort „muss“, das Schlörholz wohltuend vermeidet. Bei ihm „soll“ man nur, also keine Spur von Dogmatik und nur selten ein erhobener Zeigefinger.

Immer wieder wird zwar der Erklärfluss durch Rück- oder Vorverweise auf andere Seiten unterbrochen, doch liegt es am Verständnis der Leserin bzw. des Lesers, ob dem auch gefolgt werden muss. Die Querverweise sind durchaus nütztlich. Schlörholz‘ zwar im ersten Teil wissenschaftlich geprägter, doch im Hauptteil angenehm pragmatischer Ansatz lässt niemanden am Wachsmanagement verzweifeln, sondern mutig ausschreiten in Richtung Eigenwachsumstellung – und damit zu mehr Qualität in der Hobbyimkerei. Empfehlenswert!


Schlörholz, Matthias: Bienenwachs und Wachskreislauf : Umfassendes Wissen und praktische Anleitung zur wachsautarken Imkerei. In vier Schritten zum eigenen Wachs. 1. Aufl. Stuttgart : Kosmos. 2023. EAN 9783440174005.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*9* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

[Werbung] Cover Teinzer, Honig für dich. Darum-Verl.„Honig für dich“ ist ein aus 12 dicken Pappseiten bestehendes Bilderbuch für die Kleinsten. Es beantwortet in zumeist vier- bis sechszeiligen Reimen (Antje Teinzer) und anhand realistischer Fotos (Antje van Hamann), wo denn eigentlich der Honig herkommt.

Die Arbeiten der Imkerkollegin Sabrina Lamm (Honigmanufaktur mit Herz) sowie ihre Bienen veranschaulichen jeweils auf einer Doppelseite kurz und knapp, doch völlig ausreichend, das Geschehen rund um die Honigentstehung.

Ab dem Kleinkinderalter wärmstens zu empfehlen. „Honig für dich“ schließt eine Themenlücke für diese Altersstufe. Doch selbst Vorschulkinder könnten sich für die gestochen scharfen Fotos und den sachlichen Inhalt sicherlich erwärmen.


Honig für dich / Antje Teinzer; Ill. Antje van Hamann; in Koop. mit Sabrina Lamm. Würzburg : Darum Verl. 2022. ISBN 978-3-947692-05-7

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*8* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

Cover Miller, Das Sense-Handbuch, HauptDas Sense-Handbuch von Ian Miller erläutert in zehn Kapiteln, wie das geht: „richtig dengeln, wetzen, mähen und ernten“. Hier müsste der Untertitel noch um das Schmieden (Kap. 7) und Getreideanbau (Kap. 9) ergänzt werden. Wir ahnen: Es geht ans Eingemachte!

Wer für Letzteres wenig Verwendung hat und weder Zeit noch Bedarf hat für Techniken, die er ohnehin nicht braucht, dem sei gesagt: Das Buch lohnt sich aufgrund der Kapitel 1-6 dennoch, studiert zu werden.

Mehr als „nur“ ein Sachbuch

Dabei wird schnell klar, dass es weit mehr als nur ein Sachbuch sein will. Denn wie bereits im ersten Kapitel betont wird: „Die Arbeit mit der Sense verändert das Leben“, indem wir mit ihr beispielsweise „Das Beste aus dem Körper herausholen“ (Kap. 2). Auch gibt uns Miller eine Meditationsübung an die Hand und philosophiert über den Spaß, den man beim gemeinsamen Sensen haben kann. Zuweilen wird es regelrecht poetisch. Ein Beispiel aus der Einleitung zu Kapitel 3:

„Die Dinge, die wir im Alltag tun, lassen sich mit Tanzen vergleichen. Wenn wir laufen, tanzen wir einen bestimmten Tanz, wenn wir sitzen, einen anderen usw. Mit einer Sense zu mähen, ähnelt dem Versuch, mit ihr zu tanzen und zwar so perfekt, dass am Ende ein großer Grashaufen hinter uns liegt und es sich trotzdem so anfühlt, als hätten wir kaum etwas getan.“

Trotz all seiner durchaus auflockernden Tiefgänge sind die Tätigkeitsbeschreibungen sehr exakt ausgeführt, so dass man schon beim Lesen das Gefühl bekommt, die Bewegungen bereits ausgeführt zu haben. Begleitet sind die Vorgänge von etlichen Zeichnungen, Grafiken und auch Fotos … alles in Sepiabraun gehalten, was einen leicht altmodischen Eindruck macht. Doch dreht es sich nun mal um uralte Handwerkskunst, insofern passt es ja – und natürlich geizt Ian Miller dabei auch nicht mit historischen Abrissen.

Mehr über Verlag und Autor

Und wer bedient das alles besser als ein britischer Verlag? In Sachen Gartenkultur und Landwirtschaft macht den Engländern kaum jemand etwas vor. Die Londoner Filbert Press, in der das Werk 2016 im Original verlegt wurde, beschreibt sein Verlagsprogramm folgendermaßen:

Jedes Buch ist ein Unikat und vereint eine reiche Destillation von Wissen mit einer Menge Begeisterung, so dass selbst Nicht-Gärtner zugeben, es von Anfang bis Ende zu lesen.

Und doch ist der Autor kein Engländer, sondern ein amerikanischer Umweltwissenschaftler, der heute ein Gehöft in Iowa bewirtschaftet, zwei Jahre auf biodynamischen Höfen in Österreich arbeitete und dort ein Zertifikat als Sensenlehrer erlangte. Diesem geweiteten Blickwinkel verdanken wir ein höchst bemerkenswertes Handbuch, welches inspirierend und zugleich praktisch ist.

Mehr Rundumblick und am Rande

Wer’s also wirklich wissen will und sich nicht nur auf die Technik, sondern auch auf die Begeisterung und Detailgenauigkeit einlassen möchte, mit der das Buch aufwarten kann, gewinnt mit Millers Sense-Buch einen ausführlichen Rundumblick auf 143 Seiten inklusive Quellenverzeichnis, Hersteller- und Lieferantenangaben für den deutschsprachigen Raum und Register.

Am Rande sei bemerkt, dass ich dieses und Bernhard Lehnerts Buch „Einfach mähen mit der Sense“ (später mehr dazu) in meinem Artikel „Uralte Tradition und moderner Klimaschutz – Teil 2: Jetzt ist aber Sense!“ (auf S. 8f in BlattGrün, H. 4-2023) empfohlen habe. Der Markt ist nicht gerade gesättigt mit Literatur zu diesem Thema, doch sind weder Miller noch Lehnert Lückenbüßer, sondern eher schwer zu toppen.


Das Sense-Handbuch : richtig dengeln, wetzen, mähen und ernten / Ian Miller ; Übers. aus dem Engl.: Angela Letmathe. Bern : Haupt. 2017. ISBN 978-3-258-07997.

Im Bestand unserer Imker-Bibliothek.

*7* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

Cover Von Bienen und Beuten Deutsches Bienenmuseum Weimar Zum heutigen Jahrestag der Bischofsweihe des Heiligen Ambrosius (den wir urlaubsbedingt heuer ausnahmsweise nicht mit euch feiern) kommt die Rezension über den Museumsführer „Von Bienen und Beuten“ aus dem Deutschen Bienenmuseum Weimar, genauer gesagt, aus dem Stadtteil Oberweimar, gerade richtig.

Stülper (Bienenkorb) mit Heiligem Ambrosius im Deutschen Bienenmuseum WeimarIm vergangenen Jahr fotografierten wir dort anlässlich einer Vorexkursion einen Bienenkorb, der als Bauch des Schutzpatrons der Imker, Bienen, Lebküchner, Wachsgießer, Haustüre und des Lernens dient. Eines von zahlreichen Beutenobjekten, wie es auch schon im Titel des Heft 61 der „Weimarer Schriften“ anklingt.

Kapitel zum Haus und Thüringens Imkervätern

Es ist, um es mit dem ersten Beitrag, dem von Walter Steiner, zu sagen: „Ein ganz besonderes Museum“, dessen Besuch sich vor allem auch dann lohnt, wenn man etwas mehr über die Betriebsweise der neuen Bundesländer, insbesondere in Thüringen, in Erfahrung bringen möchte, aber auch über die lange, gesamtdeutsche Geschichte der Imkerei vor und nach der Abspaltung als DDR.

Das Museum selbst ist bald eineinviertel Jahrhunderte alt. Theodor Küllertz (†) geht auf die Geschichte des Deutschen Bienenmuseums und seiner Vorläufer in den Jahren 1907 bis 2007 ein. Das Museum war in den ersten 50 Jahre nach seiner Gründung mitten in der Stadt – und damit wenig naturnah – als Abteilung mit mehreren Räumen im Naturwissenschaftlichen Museum untergebracht.

Detailliert und durchaus faszinierend wird der teils holprige, teils enthusiastische Werdegang des „Spezialmuseums der Bienen und der Imkerei“, in Trägerschaft des Landesverbandes der Thüringer Imker beschrieben.

Eng verbunden mit dem Haus sind die Thüringer Pfarrer Ferdinand Gerstung als Gründungsvater und sein Schüler und Wegbegleiter, August Ludwig, deren weit über die Landesgrenzen hinausgehenden Forschungen, Publikationen und imkerlichen Revolutionen durch Renate Häselbarths Porträts ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Hauptkapitel zur Sammlung

Der Titel auf S. 29 „Einzigartige historische Schaustücke von Ambrosius bis Afrika“ wird im Inhaltsverzeichnis ergänzt zu einem „Rundgang durch die Dauerausstellung des Deutschen Bienenmuseums“, der sich über mehrere Häuser und Schauräume zieht.  Etwas redundant zum vorangegangenen Kapitel, doch nun mehr mit dem Schwerpunkt nicht auf das Haus, sondern auf die Sammlung selbst, beginnt das Kapitel zur Sammelpraxis mit ihrem damals schon überregionalen Akzent.

Bemerkenswert sind die historischen Figurenbeuten, darunter auch ein „Neger“, wie er im Büchlein – noch ungeachtet der mittlerweile geächteten Bezeichnung – benannt ist.

Alleine für die zahlreichen lustigen bis bieneneinflugsfrivolen und für ihren Zeitgeist stehenden Figurenbeuten lohnt es sich schon, das Museum anzusteuern. Der Führer hält eine Auswahl an Fotos der interessantesten Figurenbeuten in Menschengestalt parat.

Die Bibliothek mit über 1.000 Bänden an den Wänden entlang ist in einem eigenen, für Veranstaltungen nutzbaren Raum untergebracht. Diesem wurde leider vor wenigen Jahren von einem über die Ufer getretenen Bächlein, das zum reißenden Strom wurde, enormer Schaden zugefügt.

Der Führer nun geht mehr auf die Publikationen selbst ein, zählt auch einige neu verlegte Zeitschriften auf, denen nicht selten unvereinbare Ansichten bzw. Streitigkeiten vorausgingen. Na, das mit dem Streit unter Imker*innen bzw. Vereinen ist leider auch heute keine Seltenheit. Offenbar färbt die Stichigkeit von Bienen ungut auf manche Zeitgenossen ab. In diesem Falle aber – es lebe die Vielfalt! Was gäbe ich darum, einmal den ganzen Tag Zeit zu haben, mich im Museumshof sitzend in alle Schriften vertiefen zu dürfen, die nämlich leider nicht ausleihbar sind.

Weitere Kapitel zu Ausstellungs- und Sammlungsgegenständen

Im Kapitel „Vom ‚Bienenraub‘ zur Bienenhaltung“ (Irmgard Jung-Hoffmann) erfahren wir mehr zur Historie der Imkerei bzw. Bienenzucht und in welchen (menschengemachten) Gefäßen die Bienen gehalten wurden.

Und auch hier zeigt das Büchlein in Wort und Schrift nach regionalen Gebieten auf, was im Deutschen Bienenmuseum alles zu bestaunen ist – von Klotzbeuten über Strohkörbe und den bereits erwähnten Figurenstöcken bis hin zu vielfältig gemaßten Einfachbeuten und gar ganzen Bienenhäusern nebst eines im Museumshof bzw. -garten stehenden Wanderwagens sowie zahlreiche imkerliche Gerätschaften.

Das Highlight stellt hierbeit ein historischer Wachshammer dar. Dessen Funktionsweise erkärt im Übrigen sehr anschaulich ein kleines, liebevoll konstruiertes, elektrifiziertes Modell.

All das macht natürlich Lust, sich mehr noch mit der Honigbiene selbst zu beschäftigen. So gewährt Kaspar Bienefeld (Nomen est Omen!) Einblick in „das Familienleben der Honigbiene“. Dieses leichtfüßig daherkommende Kapitel mit Basiswissen ist sogar für erfahrene Imker*innen noch lesenswert. Wo sonst konnten wir schon einmal diese anschauliche Entsprechung lesen:

Es ist nicht direkt vergleichbar, aber eine Frau müsste etwa 20 Babys gebären, um hier [Anm.: mit der Königin] gleich zu ziehen. Wohl gemerkt – 20 Babys pro Tag über einen längeren Zeitraum und nicht insgesamt.

Dabei spart Bienefeld nicht mit deutlichen Worten, wenn es um wenig romantische Dinge geht.

Bekommen die Arbeitsbienen den Eindruck, dass ihre Mutter zu alt, krank und damit nicht mehr leistungsfähig ist, so wird sie „umgeweiselt“, dies ist der freundlichere Ausdruck für umbringen.

Auch schwierige Sachverhalte wie die Erklärung des Schwänzeltanzes gelingen ihm mit wenigen Sätzen sehr anschaulich.

Weimar, Garten des Deutschen BienenmuseumsAnschaulich und sehenswert ist auch „Der Bienenweidegarten – ein Kleinod an Kultur- und Wildpflanzen“, also sowohl in Echt als auch im Kapitel von Waldemar Endter. Ein Areal zum Flanieren und Träumen, und ganz nebenbei zum Lernen, auf was es für die Bienen und Insekten ernährungstechnisch ankommt.

Übrigens wird im Bienengarten so gut wie nicht gegossen, wie uns bei unserem letztjährigen Besuch eine Ehrenamtliche, die sich zur Gartenpflege einfand, mitteilte. Man vertraue auf die richtige Mischung der Pflanzen, die sich gegenseitig Schatten spenden, und auf den richtigen Boden.

Schlussendlich geht der Museumsführer ein auf die kostbare Erzeugung von „Honig – konservierter Sonnenschein“ und auf „Vielfältige Bienenprodukte und ihre heilsame Wirkung“ (Birgit Pottchull), die da sind Propolis, Blütenpollen, Gelee Royal, Bienenwachs und Bienengift – fast alles erhältlich im kleinen, doch feinen Museumshop.

Des weiteren gibt es noch etliche andere, „vielfältige Nutzungsmöglichkeiten des Deutschen Bienenmuseums“ (Kapitel „Markttreiben …“ von Annette von Wolffersdorff).

Gasthaus "Bienenstock" im Deutschen Bienenmuseum WeimarDiese sind neben dem Restaurant „Bienenkorb“ ein Adventsmarkt am 2. Adventswochenende, dem sommerlichen Bienenmarkt am ersten Samstag im Juli, außerdem Fachvorträge und Anfängerkurse für Imker, Vermietung von Veranstaltungsräumen und ein Angebot zur Museumspädagogik. Nebenbei bemerkt … das Museum mag jetzt nicht gerade mit modernster Museumspädagogik aufwarten. Das wird aber von einer überwiegend ehrenamtlich geführten Institution auch nicht erwartet. Mich wundert ohnehin, wie die Imkerkolleg*innen dort das große Areal und die Häuser in Schuss halten können!

Anhang

Eine Zeittafel rundet ab – angefangen mit „Vor 14.000 Jahren: Mesolithische Felsenmalereien“ über Eckdaten der Imkerei, z. B. Gründungen von Zeitschriften, imkerliche Erfindungen und Ersterwähnungen, bis hin zum 7.-15. Juli 2007, den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Bienenmuseums, mithin dem Erscheinungsjahr des Rezensionsgegenstands.
Die „Weiterführende Literatur“ mit 16 Titeln ist sicherlich vor Ort in der Bibliothek einsehbar-. „Die Autoren“ des Bändchens erhalten jeweils ein Kurzporträt.

Fazit

Der Band zum Deutschesn Bienenmuseum ist mehr als ein „nur“ ein anschaulicher Museumsführer, der trotz seiner mittlerweile 16 Lenze vergnüglich und spannend zugleich viel (historischen) Fundstoff bietet, um sich entweder die Reise nach Oberweimar zu ersparen (was sehr schade wäre), oder aber eben ein starker Anreiz ist, es sich endlich einmal vorzunehmen.

Wir von der Initiative würden nach wie vor gerne eine Exkursion unternehmen, was wir heuer aufgrund der allzu vielen Großprojekte, die uns beschäftigten, verschoben hatten. Wer Interesse hat, einen Tagesausflug von Bamberg nach Weimar zu unternehmen, möge sich bitte gerne melden! Nehmt Kontakt mit uns auf.

Ansonsten – ihr wisst ja, wo ihr diesen hübschen und mit Liebe und Sachverstand publizierten Führer zum Deutschen Bienenmuseum in Weimar einsehen könnt – in unserer Imker-Bibliothek!


Von Bienen und Beuten : das Deutsche Bienenmuseum Weimar ; [Jubiläumsschrift zum 100jährigen Bestehen des Deutschen Bienenmuseums Weimar] / [hrsg. vom Stadtmuseum Weimar in Verbindung mit dem Landesverband Thüringer Imker e. V. Red.: Alf Rößner …]. Weimar : Stadtmuseum. 2007. 79 S. ISBN 978-3-910053-41-0.

*6* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

Cover Bone / Claude / Webb: Aufklappen und Entdecken – Die Bienen„Was sind Bienen?“ Die erste Frage, mithin eines von acht Themen, durchaus anspruchsvoll untergebracht auf sieben Doppelseiten, die die jungen Leser*innen Aufklappen und Entdecken“ können – so der Buch- wie gleichzeitig auch der Reihentitel. Das Bilderbuch „Die Bienen“, getextet von Emily Bone und illustriert von Jean Claude, gewinnt durch 50 Klappen verblüffend an Volumen und Tiefenschärfe. 

Die Aufmachung

… ist, wie oben angeklungen, ziemlich aufwändig. Denn nicht nur wird beim Öffnen der verschiedenformigen Klappen der Blick auf Detailinformationen frei, sondern es sind auch jeweils die Innenseite der Türchen bedruckt. Daher ist es wenig verständlich, dass bei all der offenkundigen Arbeit die Gestalterin derselben, Katie Webb, nicht namentlich auf der Verlagsankündigung genannt wird. Nun, ich finde, sie hat es mehr als verdient.

Dass das Bilderbuch suggeriert, es wäre für ab Dreijährige, liegt wohl an der verwendeten starken Pappe, den wenigen Seiten und seiner beinahe quadratischen, kleinformatigen Aufmachung. Doch das täuscht. Denn vom Anspruch her, sowohl inhaltlich wie haptisch, ist es tatsächlich – wie vom Verlag vorgeschlagen –, für über Fünfjährige gedacht. In den ersten beiden Grundschuljahren lockt das Bilderbuch sicher ebenfalls noch begeisterte Entdecker*innen an.

Die Illustration

Im Gegensatz zu den aufwändigen Klappen erscheinen die Zeichnungen selbst recht schlicht und könnten mit vielen anderen Bilderbuch-Illustrationen, die uns aus England kommend begegnen, verwechselbar sein. Doch bezieht man das Schriftbild mit ein, das schließlich einen mitentscheidenden optischen Anteil am Layout hat, ist der Eindruck denn doch ein runder und positiver.

Die beiden gewählten Fonts sind kindgerecht und vermögen Emotionen zu transportieren. Dem Hauptfont für die fett modifizierten serifenlosen Überschriften und einem regularen Fontsatz für die Aussagetexte – teils für Fakten, teils für Fragestellungen – wird punktuell ein feinerer, noch lebendigerer Schriftzug beigefügt. Dieser greift übermütig die Rundungen der jeweiligen Grafik auf. Er steht für die Ich-Aussagen der Biene(n) wie der anderen Tiere, die ebenfalls zu Wort kommen dürfen.

Die Kapitel

Nachdem geklärt wurde, was Bienen sind – was sich ja nicht ganz so einfach darstellt, wie viele meinen möchten –, werden die Fragen beantwortet, warum wir Bienen brauchen, wie Honig entsteht, wer im Bienenstaat lebt und wo die Wildbienen leben.

Doch auch andere Tiere sind wichtig – ohne Frage! Dass die weiteren Statements klar benennen, dass Bienen in Gefahr sind und sie gerettet werden müssen, ist ein durchaus  logischer Schluss. Um versöhnlich zu bleiben, finden sich direkt ein paar Tipps, wer wie mit was helfen kann, und auch die jungen Leser/innen werden hier angesprochen.

Fazit

Grund- und erweitertes Wissen, dargeboten in pfiffigen kleinen Häppchen hinter bunten, sicher nicht mehr lange verschlossenen Türchen, … gerade Insekten neigen schließlich dazu, sich zu verstecken, und die Biene in ihren Waben sowieso. Daher passt es gestalterisch grad noch mal so gut. „Die Bienen“ mal anders entdecken ist eine geniale Idee, die sich abhebt von anderen Bilderbüchern.

Für grobe Fingerchen allerdings eine Herausforderung, und für Bibliotheken eher eine Zumutung. Die Klappen könnten reißen, obgleich sie nicht allzu zart erscheinen. Na, Kinder schaffen bekanntlich alles! 😉
Jedoch: Ein Buch, von Kinderhand zerlesen, ist ein gutes Buch gewesen! – behaupte ich jetzt einfach, um eine Lanze für das (im besten Falle!) Gebrauchsgut „Literatur“ zu brechen. Als beeindruckendes, inhaltsreiches wie spannendes Weihnachtsgeschenk für rund 11 Euro ist das im Usborne Verlag in Regensburg (der deutschen Niederlassung) erschienene Bildersachbuch auf alle Fälle wärmstens zu empfehlen.


Aufklappen und Entdecken – Die Bienen : mit 50 Klappen / Illustrationen von Jean Claude ; Text: Emily Bone ; Übersetzung aus dem Englischen: Andrea Reinacher. London : Usborne. 2021. 14 S. ISBN  978-1-78941-556-8

Im Bestand unserer Imker-Bibliothek.

*5* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

[Werbung] „Wildbienen artgerecht unterstützen“ ist das erklärte Ziel des „Ratgebers für die Gartenpraxis“ der Biologin Angela Niebel-Lohman, der es nach Angaben des Haupt Verlags „besonders die Interaktionen zwischen Bienen und Blüten angetan hat“.

Cover Niebel-Lohman, Wildbienen artgerecht unterstützen. HauptHauptteil Wildbienen-Artenporträts

Dabei geht die Pflanzenwissenschaftlerin in ihren Wildbienen-Artenporträts nach Kalendermonaten vor, beginnend mit dem Februar und endend mit dem September. Systematisch, wie die Wissenschaft nun einmal ist, wird innerhalb der Monate alphabetisch geordnet, selbstverständlich nach dem Anfangsbuchstaben der zoologischen Nomenklatur.

Während für den Februar lediglich die Weiden- oder Auensandbiene aufgeführt ist und auch der September nur mit der Efeu-Seidenbiene aufwarten kann, bietet der März mit 8 Nennungen die meisten Arten. Darunter die mittlerweile auch der allgemeinen Bevölkerung bekannten Rostroten und Gehörnten Mauerbiene.

Insgesamt werden 30 Wildbienenarten beschrieben. Na, eigentlich 60 (plus Verwechselbare plus Kuckuck), denn Männchen und Weibchen unterscheiden sich meist stark voneinander, sowohl im Aussehen als auch im Verhalten. Kennen wir Menschen, gell?!

Hinzu kommen bei jeder Artbeschreibung die entsprechend aufgesuchten Blüten  – und das nicht zu knapp! Endlich einmal (auf S. 79) die „Butterblumen“ nebeneinander gestellt zum optischen Vergleich: Scharfer, Wolliger und Kriechender Hahnenfuß, wie die hübschen gelben Blumen aus der Familie der Ranunculus mit Trivialnamen heißen. Und wer begehrt diese Futterpflanze? Es ist die … na?! … genau! … Hahnenfuß-Scherenbiene! Sie ist streng oligolektisch und sammelt ihren Pollen ausschließlich von Hahnenfuß-Gewächsen, wie wir aus ihrem Porträt erfahren.

Okay, ich persönlich erkenne Pflanzenarten leidlich gut, im Gegensatz zu den über 600 europäischen Wildbienenarten. Warum nicht also den Umweg über die Pflanzenwelt gehen und nachsehen, wer diese hauptsächlich heimsucht? Für mich könnte das Buch durchaus botanisch geordnet sein. Wobei es bei manchen Arten doch recht viele Futterpflanzen wären, etwa bei der Polylektikerin „Rostrote Mauerbiene“.

Der „Speisezettel“ dieser unspezialisierten und daher häufig vorkommenden Wildbienenart zählt zunächst die Pflanzenfamilien auf (z. B. Asparagaceae, also Spargelgewächse) und anschließend die Pflanzenart, in unserem Beispiel die Garten-Hyazinthe, die Traubenhyanzinthe oder die Übersehene/Weinbergs-Traubenhyazinthe, mitsamt natürlich ihren botanischen Bezeichnungen. Der jeweils anschließende Absatz „Was man tun kann“ gibt Tipps u. a. zur Anpflanzung.

Doch an sich ist das zugrunde liegende Ordnungsprinzip einerlei. Denn beim Blättern fallen mir die verschiedenen Blüten ohnehin gleich auf, und meist zeigen die zahlreichen klein- wie großformatigen Fotos zugleich eine sie heimsuchende Wildbiene, deren offenkundige Erkennungsmerkmale nach Gemeinsamkeiten und dann geschlechtsspezifisch getrennt beschrieben werden. Logisch, dass bei der großen Vielfalt an Wildbienenarten Verwechslungen vorkommen können, und so erhalten wir Hinweise zu ähnlichen Arten. In fast allen Wildbienenbüchern wie auch in diesem werden die entsprechenden  Kuckucksbienen benannt.

Sehr nützlich ist außerdem der phänologische Kalender, der die doch zeitlich immer recht kurzen Auftritte von Männchen und Weibchen zeigt. So ausgerüstet dürfte die Bestimmung unserer deutschen Wildbienenarten zum spannenden Vergnügen werden, wenngleich es auch nicht das Hauptanliegen des Ratgebers ist, wie wir der Einleitung entnehmen können.

Weitere Kapitel (Auswahl)

Die zweiseitige Einleitung erklärt die Intention des Ratgebers und wartet mit ein paar interessanten Erläuterungen auf, beispielsweise, dass es bivoltine Arten gibt, also Wildbienen, die zweimal im Jahr, sprich: mit zwei Generationen die Natur bereichern.

Ebenfalls mit zwei Seiten kurz, doch als ein eigenes Kapitel werden die Ursachen des Insektensterbens erläutert und dabei auch nicht mit knackigen Tipps und Kritik gespart, die da heißen „Änderung der Agrarförderung, durch die der Pestizideintrag reglementiert werden könne“ und dass Baumarkt-Nisthilfen, Samentütchen und Blühstreifen am Feldesrand nur Scheinhilfen wären. Meine Rede …

Am Buchende finden wir neben dem obligatorischen Glossar ein umfangreiches Literatur- und Internetquellenverzeichnis, einem „Who is Who der Wildbienenspezialist*innen“, vom Schweizer Felix Amiet über den Österreicher Pater A. W. Ebmer bis hin zum deutschen Vertreter Paul Westrich, aber auch Honigbienen-Forscher wie Menzel, Seeley und Tautz. Die Autor*innen des Verlags mit Sitz in der Schweiz begreifen in der Regel in Sachen Natur und Umwelt den deutschsprachigen Raum als landesgrenzenüberschreitend, so dass Bücher aus dem Berner Verlag Haupt einen festen Platz – zumindest in unserer Imker-Bibliothek – erobert haben.

Eine umfangreiche Liste wichtiger Pollenfutterpflanzen kann als Einkaufswegweiser verwendet werden. In ihr sind Lebensform (also ob ein- oder zweijährig, Staude oder Baum etc.), Blütenmonat und -farbe, Wuchshöhe und Boden- wie sonstige Ansprüche in Tabellenform aufgelistet, auch hier wieder nach Pflanzenfamilien und innerhalb dieser im Alphabet der botanischen Namen (mit Trivialnamen) geordnet.

Fazit mit einem weinenden Auge

Trotz 50 Medien zu Wildbienen, die unsere rund 280-bändige Imker-Bibliothek mittlerweile besitzt (= 18%), darf dieser Ratgeber von Angela Niebel-Lohmann nicht fehlen. Er überzeugt durch seine praktische Nutzbarkeit für Laien („Wie kann ich Wildbienen unterstützen? Was soll ich pflanzen? Wer tummelt sich auf meinen Pflanzen?“), ohne dabei ins Oberflächliche zu verfallen. Die konzentrierte und sehr anschauliche Auswahl von 30 von über 600 Wildbienenarten ist gezielt auf interessierte Laien gerichtet.

Einzig ist es überaus bedauerlich, dass Niebel-Lohmann von der Haltung von Honigbienen strikt abrät („Es gäbe schon zu viele …“), angeblich, da für Wildbienen nur noch wenig Futter übrig bliebe und sie somit als Konkurrenz gebrandmarkt wurde. Doch …

„Einen natürlichen (oder auch vor Jahrzehnten vorherrschenden, historischen) Nahrungskonkurrenz-Druck zu bestimmen, ist schwierig bis unmöglich.“, so Gratzer & Brodschneider (2023)¹. Und: „Honigbienen können die Pflanzengemeinschaften einer Landschaft verändern. Dies kann positive Effekte auf die Bestäuber-Pflanzen-Netzwerke haben (Aizen et al. 2008), zum Beispiel in Form verbesserter Verfügbarkeit von Nahrungspflanzen für native Bienen.“ Ja, klar, ich zitiere hier einseitig ‚pro Honigbiene‘, doch das darf ruhig das Gegengewicht zur deutlichen Absage der Autorin an die Bienenhaltung bilden.

In der Darstellung dieses Themenaspekts „Honigbiene versus Wildbiene“ fehlen mir also die ansonsten erkennbar wissenschaftsbasierenden Informationen bzw. sind nicht aktuell bzw. einseitig voreilig getroffen. Denn … „Bereits Paini (2004) hat in seinem Review-Artikel einige methodische Mängel bei Studien zur Konkurrenz von Honigbienen und Wildbienen identifiziert, […].

Solange die Beweislage nicht eindeutig ist, sollten Honig- und Wildbienen (und -freunde)  nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das bringt die Natur keinen Deut weiter, sondern verhärtet nur unnötig die Fronten. „In dem renommierten wissenschaftlichen Journal „Science“ gab es 2018 ebenfalls einen Diskurs zum Schutz von Wildbestäubern, etwa wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln, und durchaus widersprüchlich, diskutiert ob eine Einschränkung der Imkerei das Problem lösen könnte (Geldmann & González-Varo 2018, González-Varo & Geldmann 2018, Saunders et al. 2018, Kleijn et al. 2018). Eine für alle gültige Einigung konnte auch diese Diskussion nicht liefern.“

Also, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Da er Ratgeber bereits 2022 erschien, der Artikel von Boecking „Die Konkurrenz von Honigbienen und Wildbienen im kritischen Kontext und Lektionen für den deutschsprachigen Raum“ jedoch erst im März 2023, sei der Autorin ihre mängelbewerte Beurteilung und wissenschaftlich derzeit nicht haltbare Absage an die Honigbiene als eindeutig identifizierbare Konkurrentin halbwegs verziehen.

Versöhnliche Worte zum Schluss: Bis auf die S. 30 (!) kann ich – Honigbienen wie Wildbienen- wie Gartenfreundin – den Ratgeber „Wildbienen artgereicht unterstützen“ als „Ratgeber für die Gartenpraxis“ breit empfehlen.


¹Boecking, Otto. „Konkurrenz zwischen Honig-und Wildbienen.“ LAVES–Institut für Bienenkunde, Celle (2013). In: Entomologica Austriaca, Bd. 30,  S. 247–285.


Wildbienen artgerecht unterstützen: der Ratgeber für die Gartenpraxis / Niebel-Lohman, Angela. Bern : Haupt. 2022. ISBN 978-3-258-08239-4.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*4* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

Cover Kessel Die Biene - Sachbuch für Kinder. Schwager & SteinleinDie Biene – Ein Sachbuch für Kinder ist als Titel fast ein wenig zu kurz gegriffen. Denn neben Honigbienen und Wildbienen erfahren sie außerdem über Wespen und wie Menschen von der Biene profitieren. Der stolze Umfang von 160 Seiten und auch die inhaltlichen Ausführungen und Wordings sind eher für ältere Grundschulkinder geeignet. Die Empfehlung des Verlags Schwager & Steinlein, nämlich „ab dem sechsten Lebensjahr“, halte ich für sehr ambitioniert.

Inhaltsreich

Die im Buch seltsamerweise nicht erwähnte Autorin, Carola von Kessel, hat ganze Arbeit geleistet. Thematisch vollumfänglich hat sie das Sachbuch mit allen Facetten gefüttert, die zum Bienengrundwissen meines Erachtens dazu gehören: Nützlichkeit von Bienen, ob Bienen gefährlich sind, die Sprache der Bienen und welche Krankheiten und Schädlinge auf sie lauern, was den Bienen schmeckt, welche natürlichen Feinde sie haben, wie sie leben und sich ihr Jahreslauf gestaltet, wie sie schwärmen etc.

Doch mehr noch. Während andere Kindersachbücher eher die imkerlichen Vorgänge ins Visier nehmen – was hier mehr beiläufig eingestreut ist –, bestückte sie die Kapitel „Familien der Bienen“ und „Wie Wespen leben“ mit insgesamt 14 Steckbriefen zu einzelnen Arten und Unterarten. Beschrieben werden Größe, Merkmale, Lebensraum, Nest, Nahrung, Lebensweise und Beobachtungszeit. Den Vorgang des Beobachtens erläutert sie den kleinen Forscher/innen im letzten Kapitel „Tipps & Tricks“.

Zwischendrin finden sich Rezepte und Anleitungen, zum Beispiel für selbst gemachte Wachstücher und Kerzen, ein Bienenspiel und – oh, Wunder! – lediglich eine kurze Anleitung für eine Nisthilfe mittels Strohhalmen. Ich finde das prima. Denn ich hege eine Abneigung gegen all die vielen Wildbienen-Nisthilfen, die meistens falsch konzipiert und im Großen und Ganzen ohnehin überflüssig sind. Die meisten, vor allem viele gefährdete Wildbienenarten, sind ohnehin Bodenbrüter und benötigen einfach nur Freiflächen mit genügend passenden Blumenarten. Kleine Kritik dennoch: Den erwähnten „Vielfältigen Nisthilfen“ hätte ich dennoch ein paar Fotos hinzugefügt.

Jedes Kapitel endet mit einem Bienen-Rätsel als Multiple-Choice-Fragen, um den Lerneffekt zu überprüfen. Immer wieder mal zwischendrin kleinen Faktenhäppchen auf den Seiten, die mit „Kleine Biene ganz groß“ überschrieben sind.

Überprüfen würde ich allerdings auch die Aussage auf Seite 19 hinsichtlich der genannten „bienenfreundlichen Blumen“ wie Erika und Sonnenblumen. Hier muss sehr darauf geachtet werden, das die Züchtungen noch Pollen oder Nektar enthalten.

Aufmachung

Vom Layout her passt eigentlich alles. Der Font ist angenehm zu lesen und endlich mal wieder ein Buch mit einer genügend großen Schrift bei gutem Kontrast. Die Anzahl und Verteilung der gut gewählten, meist hochwertigen Illustrationen samt passenden Bildunterschriften ist im Wesenlichen gelungen. Eingeschobene Farbfelder mit Textblöcken lockern auf. Und das wollen wohl auch die comicartigen Figuren, die als Sympathieträger gedacht sind: Eine immer wieder auftauchende Biene mit Honigtöpfchen sowie ein Mädchen und ein Junge als Biene verkleidet. Sicherlich Geschmackssache und ohnehin sollte das letzte Wort die Zielgruppe haben. Der die rosa, blauen und gelben (und grauen?) Pastelltöne gefallen dürfte.

Fazit

Die Sachverhalte sind inhaltlich richtig, entsprechen dem aktuellen Wissensstand und sind bei aller Komplexität durchaus verständlich formuliert. Die lockere Aufteilung von Text und Bild entspricht dem Zeitgeist und dürfte das Lesekind bei der Stange halten. Allerdings ist es reichlich Stoff, und für ein Grundschulkind kommen etwas zu viele Fremdwörter und Fachbegriffe vor. Doch deren Bedeutung wird zum Teil im Glossar aufgelöst.

Definitiv gibt es unter den Sechsjährigen einige „Nerds“, die sich begeistert über das „Bienenfutter“ stürzen werden. Allen anderen empfehle ich, bis zum siebten oder gar achten Geburtstag zu warten. Wer als erwachsene/r Käufer/in Wert darauf legt, dass das beschenkte Kind nicht wieder nur an der Oberfläche der Materie verweilt, sondern tiefer geht, ist mit diesem Sachbuch bestens bedient. Als Abrundung und Ergänzung zu den üblichen Kinderbienenbüchern sehr zu empfehlen.


Die Biene – Ein Sachbuch für Kinder / [Carola von Kessel]. [Köln] : Schwager & Steinlein 2020. 160 S.

Im Bestand unserer Imker-Bibliothek.

*3* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

Cover Spürgin Bienenwachs Ulmer 3. Aufl. 2022[Werbung] Auch in der neuen Auflage bleibt das Buch Bienenwachs von Armin Spürgin ein unerreichtes Standardwerk für den praktischen Bedarf in der Imkerei und wurde in seiner 2. Auflage ausgiebigst von mir besprochen, mit fortbestehender Gültigkeit. Daher widme ich mich lediglich den Änderungen in der 3. zur 2. Auflage des Ulmer Verlags, die naturgemäß nicht schwer ins Gewicht fallen können. Den Wachs ist ein sehr ursprüngliches Bienennebenprodukt, solange man es nicht verpanscht oder von außen Schadstoffe und Medikamente hinzukommen. All dem widmet sich Spürgin natürlich auch in seinem neuesten und punktuell aktualisierten Werk.

Änderungen von der 3. zur 2. Auflage

  • Zunächst: Der Untertitel wirkt aktiver. Statt „Gewinnung, Verarbeitung, Produkte“ nun also „Gewinnen, verarbeiten, vielseitig verwenden“. Und darunter versteht sich natürliich viel mehr, als nur Kerzenmachen. By the way: Als wir einen Förderantrag für eine Wachsschleuder stellten, lautete die verwunderte Frage eines Stadtratsmitglieds: „Braucht es denn so ein teures Teil für ein paar Kerzen?“ Der arme Mann bekam einen konzentrierten Vortrag über Bauerneuerung und Honigqualität durch frisches Wabenwerk und welche Mühen es macht, Wachs (rück-)zugewinnen etc., an dem Spürgin vielleicht seine Freude gehabt hätte.
  • Im neuen Unterkapitel zu „Wabenmanagement und Wachsernte“ hinzugekommen ist eine Seite mit knappen Infos zum „Eigenen, geschlossenen Wachskreislauf“. Dazu gerne auch mehr auf unserem Blogbeitrag.
  • Im Kapitel „Imkerliche Bienenwachsverarbeitung“ spart das neue, kurze Unterkapitel „Streitpunkt Zellgröße“ nicht mit Kritik an der fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnis zur doch recht aufwendigen und fragwürdigen Maßnahme, Bienen an kleinere Zellen zu gewöhnen, um die erhoffte Wirkung nach Varroareduktion zu erzielen.
  • Nicht zuletzt ist es den zusätzlichen, z. T. neuen Fotos zu verdanken, dass die Seitenzahl um 20% wuchs, von 128 auf 156.
  • Vor allem die Kapitel „Bienenwachs in Handwerk und Kunst“ und „… in Kosmetik und Naturmedizin“ profitieren von den 23 eingestreuten, überwiegend vom Autor selbst aufgenommenen Fotos, von denen allerdings lediglich 7 gänzlich neuen Eingang fanden. Sie machen die Theorie, gemeinsam mit den bereits bekannten (und von Helmuth Flubacher hervorragend gezeichneten) Grafiken, gleich viel anschaulicher. Bislang musste man hier ohne Fotos auskommen beziehungsweise etwas umständlich den Druckbogen mit 8 Seiten durchnummerierter Fotos in der Buchmitte konsultieren. So war das aber früher einfach üblich, da kostensparend lediglich der separate Bogen eine bessere Fotopapierqualität erhielt.
  • Im hinteren Serviceteil wird aus dem „Register“ ein „Schnell nachschlagen“. Nun ja … einfache Sprache in einem Sach-/Fachbuch kann, muss man aber nicht. Als Bibliothekarin bin ich vielleicht auch nur empfindlich, was das Vermeiden von eindeutiger (und hier seit dem 14. Jahrhundert eingeführter) Termini anbelangt.
  • Im Inhaltsverzeichnis zwar nicht aufgeführt (?), doch recht praktisch sind im Serviceteil die Untersuchungsstellen. Zu den drei Adressen (Celle, Hohen Neuendorf und Stuttgart) vermisse ich allerdings den Bienengesundheitsdienst in Poing bei München.
    Auf deren Webseiten ist die Möglichkeit zur Wachsanalyse zwar nur kurz erwähnt, geht jedoch aus dem Untersuchungsantrag eindeutig hervor. Pro Jahr ist übrigens in Bayern eine Untersuchung pro Person (bei Auswahl allerdings von nur einer von zwei möglichen Analysearten) komplett gefördert, also kostenfrei.
  • Im Bezugsadressteil fielen drei Anbieter heraus, sieben Anbieter kamen neu hinzu (also 34 statt 30 Bezugsadressen). Jene wurden allerdings – ebenso wie Anbieter mit geänderten Adressdaten – einfach der ansonsten alphabetischen Liste vorangestellt. Da hatte man wohl keine Lust oder Zeit mehr, sie (wieder) ordentlich zu verstauen, oder es wurde von den Lektor*innen möglicherweise schlicht übersehen.
  • Akribisch hingegen wurden vom Autor in den einzelnen Tabellen die Preise aktualisiert, beispielsweise für die Kalkulation der Jahresproduktion von Tafelkerzen. Aber auch in den Texten finden sich neue Berechnungen. Zum Zeitpunkt dieser Rezension dürften sie allerdings bereits schon wieder aufgrund der Inflation wieder hochzurechnen sein.

Neues, das ich vermisse (oder vielleicht auch nur überlese habe?!) ist ein Hinweis auf die geniale, da zeitsparende und wachsergiebige, zugegeben aber auch teure Wachsschleuder. Wir lieben sie und können sie nur empfehlen. Mehr dazu hier. Vielleicht findet sie ja Eingang in der nächsten Neuauflage, die wir uns selbstverständlich wieder vornehmen würden.

Fazit – siehe Eingangstext.


Spürgin, Armin: Bienenwachs : Gewinnen, verarbeiten, vielseitig verwenden. 3., akt. u. erw. Aufl. Stuttgart : Ulmer. 2022.160 S. ISBN 978-3-8186-1285-6.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*2* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

[Werbung] Cover Traynor / Nahaboo, Der große Schwarm Gerstenberg Wenn sich Bienenvölker vermehren möchten, so schwärmen sie aus. Zig-Tausende von Bienen erheben sich dabei in die Lüfte. „Der große Schwarm“, so der Buchtitel aus dem Gerstenberg-Verlag, versucht, „ein neues Zuhause für die Bienen“ (Untertitel) zu finden.

Auf 40 Seiten erklärt Kirsten Traynor den Vorgang, der immer ein tolles Naturschauspiel ist. Eine Ahnung davon erhalten die Kinder ab etwa fünf Jahren, für die das Sachbilderbuch in Erzählform aus der Sicht von Bienen Henrietta gedacht ist, durch die zumeist detailliert ausgeführten Bleistiftzeichnungen von Carim Nahaboo mit wenigen gelb-braunen Farbtupfer allemal.

Überhaupt – die feinen Härchen der Bienen, der Stichregen, Baumrinde, Wiesen und Wälder, und natürlich den aus vielen Leibern bestehenden Scharm selbst – all das ist wunderbar ausgeführt und niemals kitschig.

Am Ende wird das Schwärmen noch einmal kompakt und sachlich auf knapp zwei Seiten erläutert und mit einem Bienenlexikon ergänzt. Weiterführende Tipps zu weiteren Bienenbüchern sowie Webseiten und Filmen stillen die sicherlich entstandene Lust auf Vertiefung des Honig- wie Wildbienen- aber auch Insektenthemas.

Da hat einer seine Werke von Thomas D. Seeley aber gründlich gelesen und für Kinder perfekt heruntergebrochen! Bravo!


Der große Schwarm : Ein neues Zuhause für die Bienen / Kirsten Trayoner (Text); Carim Nahaboo (Ill.): 1. Aufl. Gerstenberg. 2023. 40 S. ISBN 978-3-8369-6190-5.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

*1* Adventskalender der Bamberger Schulbiene 2023

Jahreskalender "Bamberg 2024" von Saskia Schwarzenberger Das erste Türchen unseres traditionellen „Adventskalender der Bamberger Schulbiene“ ist ebenfalls ein Kalender – der bildschöne Jahreskalender „Bamberg 2024“. von Saskia Schwarzenberger. Der Fotokalender im A3-Hochformat offenbart ihre große Liebe zu ihrer Heimatstadt, von der wir über Saskias Blog, dementsprechend betitelt als „Bamberg lieben“, bereits viel schon erfahren haben. Um es im O-Ton widerzugeben:

Bamberg ist unfassbar schön. Und es macht mir so viel Freude euch auf Instagram und dem Blog durch meine Fotografien zu zeigen, wie ich Bamberg sehe und was ich dort entdecke.

So entstand fast schon zwangsläufig die Idee, auch andere dorthin mitzunehmen und sich durch ein ganzes Jahr begleiten zu lassen.

Er ist für Liebhaber*innen, Heimkommende, Vermissende, Neuanfangende – einfach für alle, die gerne ein Stück Bamberg zuhause haben möchten und die Stadt so sehr lieben wie ich.

Jahreskalender "Bamberg 2024" von Saskia SchwarzenbergerDie Fotoauswahl als matter Bilderdruck zeigt – und das ist durchaus erfreulich – „Must-have“-Motive, wie sie jede*r Tourie erwarten und nach Hause tragen möchte, also Klein-Venedig, und zwar im Januar und dementsprechend schneeüberzuckert, dann das Alte (Brücken)Rathaus im noch blassen Licht des Märzens, der Eingang zur Altenburg mit oktoberlich verfärbtem Herbstlaub und die Sandstraße bei Sonnenuntergang.

„Wo bin ich?“ – Bekannt, doch unerkannt

Letzteres Abbild gibt sich jedoch nicht sofort als DIE Schlenkerla- und Partymeile zu erkennen. Da muss man schon Insider*in sein. um sich nicht gar in Südtirol oder Spanien zu wähnen.

Jahreskalender "Bamberg 2024" von Saskia SchwarzenbergerWeitere Motivtitel, die auf dem letzten Blatt in der Übersicht verraten werden, dürften zwar ein Kopfnicken hervorrufen, doch eint die Fotos die gespannte Frage der Betrachter*in nach dem „Wo bin ich?“.

So der Blick von der Altenburg im Februar auf eine hier in der Region eher seltene weiße Stadtlandschaft, oder die schneckenförmige Treppe im Historischen Museum am Domberg und gar die Friedrichstraße, die sicher von einigen mit der Langen Straße verwechseln wird, da naheliegender.

Ein paar natürliche statt steinerne Bambergvertreterinnen sind auch dabei. Natürlich könnten die zarten Büschelblüten der Japanischen Zierkirsche überall aufgenommen worden sein. Doch Bamberger*innen und Studierenden im neuen Campus brauche ich den Ort der passend für das Aprilblatt ausgewählten Frühjahrsvertreterin kaum verraten, ebenso wenig wie den des Rosenmotivs im Juli – wunderbar, das fast schon laszive Farb- und -formenspiel! –, den wirklich JEDE*R kennen muss! Na?!

Als ehemalige Fährfrau der ersten Stunde spricht mich natürlich die Chance-Jugend-Fähre über die Regnitz an, wie sie ruhig und würdevoll über den glatten Wasserspiegel gleitet und es augenscheinlich dabei vermeidet, die hübsche Spiegelung des Ufers am Mühlwörth – und Achtung, eben nicht das Ufer des Unteren Leinritts wie auf den meisten Fotos – zu zerstören.

Überraschungsmotiv

Hab ich jetzt alles?
Ach, nein, da ist ja noch ein Überraschungsmotiv, nämlich die Bamberger Staudengärtnerei im Mai. Ehrlich, ich hätte Bayerns größte Staudengärtnerei von dieser Perspektive her nicht sogleich erkannt. Und das, obgleich ich die mosaikhaften Felder in der Nordflur öfter schon besuchte, nämlich, um unseren Bienengarten mit Stroblers Angeboten zu bestücken. Gar unser „Schau-Staudenbeet2“ besteht rein nur aus deren Erzeugnissen und für unsere Lavendel- und Honigmesse kommen wir ebenfalls jährlich vorbei.

Lieblingsmotiv und Stimmungsbild

Das Dezembermotiv habe ich zu meinem Lieblingsmotiv erkoren. Alle Jahre wieder erfreue ich mich daran, wenn ich durch „unser Wohnzimmer im Freien“ gehe. Nur ein paar Fußmeter von unserer Adresse Obstmarkt 10 entfernt erstrahlt jene Weihnachtbeleuchtung, ein ganzjährig angebrachter, doch nur zur Weihnachszeit funkelnder Sternenhaufen, den ich schon so oft selbst fotografierte. Nur nicht so aus der Nähe wie Saskia. (Im Foto seht ihr meine Alternative, die andere müsst ihr schon selbst kaufen!)

Also, auf das nächste bildschöne Jahr freue ich mich Dank Saskias feinfühliger Fotoauswahl bereits jetzt schon. Die Fotos sind nicht die gestochen scharfen Aufnahmen, wie sie sonst der übliche Standard sind. Was keine Kritik ist. Stattdessen liegt über fast allen Bildern der ihr so eigene, leichte und verträumte, Sepiaton. Mehr noch als ein besonders herausragender Blickwinkel sind es eher die eingefangenen Stimmungen, die berühren. Nichts wirkt gewollt oder schnappschussartig, aber auch nicht beiläufig oder gar beliebig. Eher behutsam und fragend nähert sich die Fotografin ihrer Objekte, so, als würde sie um Erlaubnis bitten wollen, um den Augenblick nicht zu verschrecken. Dieser dankt es ihr mit vertrauensvoller Offenheit unter dem zarten Schleier altehrwürdiger Patina oder der Vergänglichkeit.

Gekauft hatte ich den Jahreskalender „Bamberg 2024“ bei Saskia (und Christian) Schwarzenberger. Ihr könnt ihn exklusiv im Allerliebst im Hinteren Graben, Bamberg, erstehen – nebst vieleicht ein paar weiteren Handmade-Feinheiten. Und ich verlinkte ausnahmsweise nicht direkt, sondern auf den Blogbeitrag von Saskia, die lobende Worte für das „Feine von Hand“ fand.

Ja, so sind wir hier in der Domstadt – oft untereinander bekannt und voller Hochachtung für die kleinen und großen Gaben und Aufmerksamkeiten, die wir alle unserer Lieblingsstadt Bamberg entgegenbringen. So wie Saskia Schwarzenberger.