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Spezialporträt Imkereibedarf Josef Muhr
[Hinweis: Werbung, unbeauftragt! Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt durchaus eine werbende Wirkung beim Leser haben könnte, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt wurde!]
Ihr erinnert euch an den Wachsskandal 2016? Wir konnten uns damals vor Anfragen kaum retten, wer denn nun unverfälschtes Wachs liefern bzw. das Eigenwachs zuverlässig umarbeiten würde. Denn gute Waben sind elementar wichtig für eine gesunde Brut.
Schon damals ergab unsere Recherche, dass wohl die „Qualität aus dem Bayerischen Wald“ kommen würde. Tatsächlich hat sich diesen Slogan der Betrieb „Imkereibedarf Josef Muhr“ auf die Fahnen geschrieben. Denn eines seiner zentralen Dienste in Sachen Imkereibedarf ist seit 2009 die Wachsumarbeitung, die man – sehr selbstbewusst – die „Oberpfalzwabe“ nennt.
Umstieg auf Eigenwachs zur Qualitätssicherung des Honigs
Da wir nicht zuletzt wegen der extremen Unsicherheiten im Wachshandel auf Eigenwachs umgestiegen sind, wissen wir über den unglaublich hohen Aufwand, der das Sammeln, Schmelzen, Klären und Gießen und nicht zuletzt das Reinigen aller Gerätschaften bedeutet, von den enormen Geräteanschaffungskosten ganz zu schweigen.
Zu alledem kommt die Mühe in Sachen Nachweisführung und Qualitätskontrolle hinzu, wenn man, wie die Imkerei Muhr, bio-zertifiziert ist. Mit ein Grund, warum wir als „Hobbyimkerei“ keine Zertifizierung für unsere Wachswaben anstreben. Wir nutzen allerdings die seit 2017 mögliche Förderung zur Analyse von Wachs, um Stichproben zu ziehen. Aber wir verkaufen schließlich auch keine Waben, sondern verwenden sie für unser eigenes Dutzend Bienenvölker, um eine hohe Qualität unseres Bamberger Lagenhonig zu erlangen. Denn das erste Gefäß für das wertvolle Gold der Bienen ist nun mal die Honigwabe – und Honig verkaufen wir durchaus.
Wer aber mindestens ganz Bayern mit Wachs und über 2000 weiteren Artikel (auch im Online-Versand) beliefert sowie 400 Bienen unter dem Siegel „Bioland“-Imkerei pflegt sowie Hausmessen und Imkertage veranstaltet, kann dies natürlich niemals alleine stemmen. Senior wie Junior Muhr, mithin ein Familienbetrieb aus drei Generationen, stehen 13 Mitarbeiter/innen im Ort Prackenbach zur Seite.
Begegnungsanlässe
Einen kleinen Ausschnitt ihres Sortiments sehen wir übrigens regelmäßig zum Veitshöchheimer Imkertag, wo wir auch schon das eine oder andere, vor allem aber Bücher, erstanden hatten.
Josef Muhr Junior lernten wir im Februar 2018 anlässlich seines Vortrags innerhalb des Imkerforum-Schwerpunktes „Wachs“ am Institut für Bienenkunde und Imkerei kennen. Dort gab er einen Einblick in die Problematik aus seiner Sicht eines erwerbsmäßigen Wachsverarbeiters. Er stellte fest, dass es noch immer keine offiziellen Richtlinien zu Standards bei der Wachsqualität gerade im Hinblick von Wachszusammensetzungen und -rückstanden gibt. Davon war dann ein halbes Jahr später zum Imkertag erneut die Rede, dem wir zwei ausführliche Beitragsteile – Qualitätssicherung Wachs und Mittelwanderstellung aus Eigenwachs – folgen ließen.
Auf dem Prüfstand
Seit einer geraumen Weile nun beschäftigten wir uns also intensiv mit dem Thema „Wachs“. In logischer Konsequenz kann man im Modul 9 unseres BLIB-Imkerkurses (Di., 25.08.19 | 16.00-19.00 Uhr) alles Elementare darüber lernen. Selbstverständlich werden wir dabei der Frage nachgehen, wohin mit dem „Anfängerwachs“, das ja noch nicht sehr üppig ausfällt, dennoch aber gesammelt werden mag. Bei lediglich 10 kg ist die Adresse „Frankenwachs“, doch hier fehlen uns noch eigene Erfahrungswerte. Aber bereits ab 20 Kg ist die Umarbeitung auch im „Imkereibedarf Josef Muhr“ möglich. Da kann man sich auch zusammenschließen.
Wie auch immer … für den Ver- und Zukauf von Wachs benötigen unsere Teilnehmer/innen eine verlässliche Adresse, für die wir bürgen möchten. Nach unserem derzeitigen Stand werden wir auf den mit dem regionalen Arber-Preis bedachten „Imkereibedarf Muhr GbR“ bauen und unser Vertrauen in sie immer wieder auf den Prüfstand stellen.
Aktualisierung am 1.12.2019
Apropos Prüfstand: Wir hätten uns gerne selbst persönlich vom Wachsbearbeitungsbetrieb, speziell im Rahmen des notwendigen Praktikums von Reinhold zum Imkereimeister, überzeugt, doch lässt Familie Muhr lediglich zum Imkereibetrieb ein Praktikum zu. Wachsverarbeitung bleibt sein Betriebsgeheimnis, so Josef Muhr junior nach einer entsprechenden Anfrage.
Kenndaten
Imkereibedarf Josef Muhr GbR
Hagengruber Straße 1
94267 Prackenbach
Öffnungszeiten:
Mo-Fr: 09:00 Uhr – 18:00 Uhr
Sa: 09:00 Uhr – 12:00 Uhr
Henrik Arndt zu Bio- versus konventioneller Imkerei
Wie geht was und wo liegen die Unterschiede zwischen Bio- Imkerei und Konventioneller Imkerei? Henrik Arndt, Fachwart Lichtenfels (Schönsreuth), ehemaliger Bienengesundheitswart sowie Tierwirt, Fachrichtung Imkerei, gab den rund 20 Anwesenden in seinem in freier Rede gehaltenen Vortrag Erkenntnisse aus der Praxis als Zertifizierer der Naturland-Imkerei weiter.
Bereits seit Längerem lägen Richtlinien zur Konventionellen Imkerei in der Schublade, so Henrik, die nie das Licht der Imkerwelt erblickt hätten. Mittlerweile jedoch wurden EU-Richtlinien sowie Richtlinen der Verbände zur Bio-Imkerei veröffentlicht, die teils sehr ausgefeilt, teils aber auch in ihren Vorgaben schwammig sind. In Qualitäts- und Zertifizierungsverfahren werden unterschiedliche Parameter bewertet, z. B.
- Das Produkt, also Honig
- Der Herstellungsprozess
- Das Tierwohl
Die Frage, ob es Bio-Richtlinien braucht, ist nicht eindeutig zu beantworten, und ganz sicher nicht mit Antworten aus der sogenannten „Fachlichen Praxis“. Denn für jeden Imker und jede Imkerin und Betriebsweise oder Intention erhält man eine andere Antwort. Stichworte waren hier Flügelstutzen der Königin, knappes Einfüttern aus Sparsamkeit heraus, dunkle alte Waben.
Wer auf einen Biobetrieb umrüsten möchte, benötigt zunächst eine Qualifikation, um zu wissen, was „gut“ für die Biene ist (wobei sich auch hier die Geister durchaus scheiden und wir je nach Wissens- und Forschungsstand widersprüchliche Antworten erhalten werden. Man muss überlegen, was man will – nun ja, das ist ja wohl immer so, egal, was man tut.
Was sind nun die großen Unterschiede zwischen Bio- und Konventioneller Imkerei?
Auch diese sind uneinheitlich je nach Verband und auch Bundesland. Beispielsweise existieren in Bayern keine Gebietsausschlüsse. Man könnte also theoretisch Bienen neben einer Mülldeponie oder dem Abluftschacht einer U-Bahn halten. In Sachsen-Anhalt hingegen gibt es Ausschlussgebiete. Bei der Völkeraufstellung muss ein 3 km-Abstand zu Feldern mit gentechnisch veränderten Pflanzen einhalten. Anmerkung: Gleichwohl muss der Imker sein Produkt zurückziehen, wenn im Honig Pollen aus gentechnisch bearbeiteten Pflanzen nachweisbar ist. Und da Bienen bis zu 10 km weit nach Nahrung suchen, wirkt dieses Abstandsgebot als eine Farce.
Vier wesentliche Bereiche lassen sich ausmachen, die die grundlegenden Unterschiede beinhalten: 1. Bienenfütterung 2. Bienenwachs 3. Säurebehandlung 4. Dokumentationspflicht – so jedenfalls haben wir es verstanden.
1. Bienenfütterung
Fütterung aber ist eines der großen Hauptthemen, neben Wachsmanagement, Behandlungen der Krankheiten und einer Dokumentationspflicht.
Zum Thema ausländischer Bio-Rohrzucker in unterschiedlichen Reinigungsgraden (dunkelbraun über „light“ bis fast weiß) oder aus deutschen Zuckerrüben raffinierter weißer Haushaltszucker, darüber hatten wir bereits einmal ausführlich geschrieben. Hier die Links dazu, mit der Bitte, aufmerksam auch die angegebene weiterführende Literatur zu konsultieren:
Alle Artikel zum Thema Bienenauffütterung mit Zucker
- Bio/logische Sommer-Bienenpflege mit Henrik Arndt
- Bienenauffütterung (I): Bio-Zucker versus konventioneller Zucker
- Bienenauffütterung (II): Weitere Zuckerarten
- Bienenauffütterung (III): Brauner versus weißer Zucker
Ergänzender Einschub unsererseits: Winterbienen brauchen Kohlenhydrate als Energiequelle, um sich wärmen zu können. Dabei spielt es nicht die große Rolle, aus welchem Ausgangsstoff dieser – zusammen mit den Enzymen der Biene – in Honig umgewandelt wurde. Chemisch gesehen ist der Haushaltszucker in Bio-Qualität identisch mit konventionellem Haushaltszucker. Für die Gesundheit wichtige Eiweißstoffe sind vor allem im Pollen enthalten, der ohnehin im Volk verbleibt.
Die sich entwickelnden Bienenlarven des Frühjahres werden über das Fettpolster der Winterbienen gefüttert, welches aus dem normalen Trachtpflanzenangebot des Vorjahres zustande gekommen ist. Wenn wir also auf Raffinadezucker verzichten würden, dann überwiegend aus dem Aspekt heraus, dass unsere Zuckerrübenfelder großflächig mit Pflanzenschutzmittel, z. B. Glyphosat, behandelt werden. Für die Bienen selbst macht das Ausgangsprodukt „den Kohl nicht fett“.
2. Bienenwachs
Vorbemerkung: Das erste Gefäß des Honigs ist die Wabe. Für die Qualität des Lebensmittels Honig (und nur um diesen geht es hier, nicht um eine Zertifizierung des Wachses!) spielt es durchaus eine Rolle, wie „sauber“, „rückstandsfrei“ oder „100%“ das Wabenwerk ist. Siehe dazu auch das Kapitel „Was ist reines Wachs?“ im Blogbericht zum Veitshöchheimer Imkertag 2017 (4) Wachs.
Henrik Arndt wies auf die Notwendigkeit eines offenen Wachskreislaufes hin. (Anmerkung: auch: Wachsstraße genannt). Also altes Wachs rausnehmen, neues Wachs reingeben bzw. selbst von den Bienen herstellen lassen. Somit kann die Anreicherung von Rückständen verhindert werden.
Er empfiehlt sich außerdem, nur rückstandsanalysiertes Wachs und dies nur von zertifizierten Händlern zu kaufen. Der Kilopreis beträgt dabei ungefähr 43 Euro. Eine gewährleistete Umarbeitung von Eigenwachs hält er erst ab 25 Kilo für realistisch. Wer Wachs zum Kilopreis von 12 Euro ersteht, handelt sich bei diesem Dumpingpreis Probleme ein. Wachs wird in zwei Kategorien angeboten: Nr. 1 ist das hochwertige Deckelwachs und das Wachs des Baurahmens, Nr. 2 bereits einmal bzw. mehrmals bebrütetes Wachs.
Die Frage aus dem Publikum kam, wie sich der Kauf der notwendigen Apparaturen zum Wachsschmelzen, Klären/Desinfiszieren und Mittelwandgießen von rund 2.000 Euro bei Hobbyimkern mit nur wenigen Völkern rechnen kann, war verständlich. Würden wir Honig wie hochwertigen Qualitätswein teurer verkaufen können, wäre die Antwort einfach. Nun, wir von Bienen-leben-in-Bamberg.de sind tatsächlich diesen Schritt gegangen und haben uns die Gerätschaften gekauft. Berichte dazu folgen noch. Wir würden sogar gerne andere Imker in Bamberg und Umgebung davon profitieren lassen, doch stellt sich sich die Frage – und dabei haben wir ins Schwarze getroffen – der Seuchenverbreitung.
3. Säurebehandlung
Henrik Arndt lehnt die Oxalsäurebehandlung kategorisch ab. Er präferiert Milchsäurebehandlung, natürlich neben der noch immer nicht von anderen Methoden ablösbaren Ameisensäurebehandlung. Das tun wir allerdings nicht, denn noch immer können wir uns mit dem dabei verbundenen Akt, die Wintertraube auseinander zu reißen, um sie dann zu besprühen, nicht anfreunden.
Ökologisch orientierte Imker betonen gerne, wie schädlich die Durchsicht des Volkes für das Mikroklima der Bienen sei, um dann andererseits dieses für die Winterbehandlung zu empfehlen, also zu einer Jahreszeit, die es noch schwerer macht, das einmal hergestellte (Warm-)Klima zu halten bzw. wieder herzustellen.
Also auch hier wieder: Man kann es so oder so sehen. Letztendlich gibt einem der Erfolg, seine Bienen möglichst weitgehend varroabefreit durch den Winter zu bringen, recht. Wir mögen uns kein endgültiges Urteil anmaßen. Doch von Zertifizierern wird selbstverständlich eine bestimmte Haltung zum Thema erwartet und / oder vom Verband in den Richtlinien vorgeschrieben.
4. Dokumentationspflicht
Zur Umstellungsdauer (1 Jahr) in die Bio-Imkerei und dem speziellen Prozedere der Dokumentation sowie den Kosten gab es noch jede Menge zu hören, bei langsam schwindenden Publikum, das doch weitestgehend die doppelte Zeit anwesend war, als die, die wir eingeplant hatten. Wer hier nacharbeiten bzw. einen guten Einstieg möchte, kann sich die Broschüren der LWG herunterladen. Für die Anwesenden besteht die Möglichkeit, sich bei uns die eingescannten Unterlagenbeispiele (Formblätter) anzufordern.
- Erklärung / Betriebsbeschreibung Imkerei
- Betriebsinspektion Imkerei
Wir danken Henrik Arndt herzlich für seinen erneutes Kommen, bei dem wir mehr als reichlich mit Informationen versorgt wurden, die nun jede/r für sich selbst versuchen kann, in die eigene Betriebsweise einzubauen – ob nun mit der Absicht einer Umstellung, oder einfach, um etwas „besser“ bzw. anders als bisher zu machen.
Vortrag 29.04.2018: Henrik Arndt zur Bio- und Konventionellen Imkerei
Mal ehrlich – Bio-Imkerei, muss das sein? Ist gute konventionelle Imkerpraxis nicht ausreichend, um qualitätsvollen Honig bei sorgfältiger Bienenpflege zu betreiben? Worin bestehen die prinzipiellen Unterschiede? Was bedeutet „bio-zertifiziert“ genau? Wie muss ein Imker vorgehen und kalkulieren, falls er auf Bio umstellt? Nützliche Tipps und Adressen zum Imkern nach Biorichtlinien speziell aus und für die oberfränkische Region ergänzen den Vortrag „mit Bodenhaftung“.
Ein spannender Vortrag für interessierte (Jung-)Imker/innen anlässlich der BIWa-Sonntagsöffnung mit dem erfahrenen Referenten Henrik Arndt, Bienenfachwart Lichtenfels, Schönsreuth.
Der Vortrag findet von 16.00 – 17.00 Uhr statt unter dem Titel Bio-Imkerei oder Konventionelle Imkerei? Erkenntnisse aus der Praxis.
Vorab des Vortrags stehen wir wie jeden zweiten Sonntag für Fragen zur Verfügung, und zwar von 14.00 – 16.00 Uhr unter dem Motto: Offenes Haus für alle … rund um Bienen, Honig, Imkerei und Natur.
Wo? Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1, 96047 Bamberg (Erba-Park)
Bienenauffütterung (III): Brauner versus weißer Zucker
[Forts. der Beiträge „Bio/logische Sommer-Bienenpflege mit Henrik Arndt“ | Bienenauffütterung (I): Bio-Zucker versus konventioneller Zucker | Bienenauffütterung (II): Weitere Zuckerarten]
Die Wintereinfütterung von Bienen ist ein elementares, immer wieder diskutables Thema und von hoher Wichtigkeit für den Erhalt und die adäquate Pflege von Bienen. Sie ist von jedem Imker für sich selbst zu lösen.
Wir versuchen so eingängig wie möglich, doch auch so differenziert wie nötig über den „State of the art“ zu informieren. Die Vorlage zu unserem auf insgesamt vier Teilen angelegten Beitrag bot der Tierwirt und Bienenfachwart Henrik Arndt in seinem Vortrag in Bamberg zum Thema „Sommer-Bienenpflege aus bio/logischer Sicht“ am 10.07.2016 in der Bienen-InfoWabe.
Wir gehen der Frage nach, worin der Unterschied zwischen braunem und weißem Zucker als mögliche Einfütterungsquelle besteht.
Hintergrund
Beide Zuckerarten – also sowohl der weiße als auch der braune – werden aus dem Zuckerrohr oder der Zuckerrübe hergestellt. Die Pflanzen werden gewaschen, zerkleinert, gekocht und gepresst. Durch Eindicken entsteht einen Sirup, der zu braunem Zucker und flüssiger Melasse auskristallisiert. Durch mehrmaliges Aufbereiten des Zuckers – man spricht vom Aufreinigen – wird dem Zucker die noch enthaltene Melasse entzogen, und zwar so lange, bis man weißen Raffinadezucker erhält.
Brauner Zucker ist also eine Art Zwischenprodukt. Die braune Farbe kommt von den noch enthaltenen Melasseresten. Je dunkler der Zucker, desto mehr Melasse enthält dieser. Die Melasse ist mineralstoffhaltig. Daher gilt die Farbe des Zuckers als ein Gradmesser für den Gehalt an Mineralstoffen: je dunkler, desto mehr Mineralstoffe.
Weißem Zucker
Zur Winterauffütterung von Bienenvölkern wird nach wie vor weißer (raffinierter) Zucker bevorzugt. Weißer Zucker ist reiner Zucker ohne Mineralstoffe. Und das ist auch beabsichtigt. Denn: Ist das Winterfutter mineralstoffreich, kann dies zu einer ruhrartigen Krankheit des Bienenvolkes führen, da die Mineralstoffe die Kotblasen der Bienen belasten. Vor allem in strengen Wintern, die keine Möglichkeiten zu Reinigungsflügen bieten, wirkt sich das negativ aus. Weißer Zucker dienst folglich der Prophylaxe vor Durchfall und kann somit ein Beitrag zur Unterstützung der Bienengesundheit sein.
Brauner Zucker
Die Verwendung von hellbraunem, also mineralstoffarmen Zucker zur Winterauffütterung ist im Grunde eine reine Frage des Preises. Brauner Zucker ist in der Regel (vom geringeren Produktionsaufwand her gesehen unlogischerweise) teurer als weißer Zucker. Stichworte: Marktregulierung, Preisabsprachen, Verbraucherbedarf. Man beachte: Brauner Zucker ist nicht automatisch auch Bio-Zucker! Zu dem kommen wir jetzt deshalb noch einmal in einem extra Absatz.
Brauner versus weißer Bio(!)-Zucker
Interessant ist der Vergleich weißer zu braunem Zucker im besonderem Maße für zertifizierte Bio-Imkereien. Dann aber natürlich nur im Vergleich ‚brauner Bio-Zucker zu weißem Bio-Zucker‘.
Der braune Bio-Zucker in der Qualität „extra light“ (zum Beispiel von Hipp) ist erheblich preisgünstiger als weißer Bio-Zucker. Die Qualität „extra light“ ist ein hellbrauner Zucker. Die helle Farbe verrät, dass der Mineralstoffgehalt gering ist (relativ gesehen zu dunkelbraunem Zucker). In Anbetracht dessen, dass in Mitteleuropa die Winter tendenziell eher milder werden und somit die Bienen auch mitten im Winter reichlich Gelegenheit zu Reinigungsflügen haben, spricht also nichts gegen die Aufütterung mit hellbraunem (Bio-)Zucker.
Das Fazit …
… aus allen unseren vier Beiträgen zur Sommerpflege und Wintereinfütterung, Thema Zucker, darf und muss jede/r Imker/in für sich selbst ziehen.
Bei Diskussionen ist in aller Regel argumentationsführend bzw. gewichtend:
- die eigene Einstellung zu „Bio“, die ihrerseits viel diskutables aufweist (ökologischer Fußabdruck, Fairtrade, Fundamentaleinstellung etc.)
- der Kosten-/Nutzen-/Ermöglichungsfaktor (Was will ich minimal, maximal erreichen?)
- die Rahmenbedingungen (Einkaufsmöglichkeiten, Anzahl der Stöcke, Erreichbarkeit, Mobilität, körperliches Befinden, schulischer Einsatz, Personalressourcen, …)
Weniger diskutabel ist die Bienengesundheit. Denn davon gehen wir aus, dass deutsche Imker/innen sie immer im Blick haben. Wir jedenfalls kennen keine/n Imker/innen, der seine bzw. ihre Völker nicht achten oder gar lieben würde. Doch was genau für Bienen gesund und ungesund ist, ist noch lange nicht ausreichend erforscht. Und genau vor diesem Hintergrund machen wir uns alle das Thema absolut nicht leicht. Toll, dass Sie uns lesend bis hierher gefolgt sind. Falls Sie jetzt noch einen ganz eigenen Aspekt einbringen möchten … nur zu!
Alle Artikel zum Thema Bienenauffütterung mit Zucker
- Bio/logische Sommer-Bienenpflege mit Henrik Arndt
- Bienenauffütterung (I): Bio-Zucker versus konventioneller Zucker
- Bienenauffütterung (II): Weitere Zuckerarten
- Bienenauffütterung (III): Brauner versus weißer Zucker (diese Seite hier)
Bienenauffütterung (II): Weitere Zuckerarten
[Forts. der Beiträge „Bio/logische Sommer-Bienenpflege mit Henrik Arndt“ und Bienenauffütterung (I): Bio-Zucker versus konventioneller Zucker]
Selbst angerührtes und industriell gefertiges Zuckerwasser bzw. -sirup
Ein Volk mit einem bereits vorgefertigten, flüssigen Bienenfutter wie Apiinvert® lässt sich vor allem Zeit sparen, so der Tierwirt und Bienenfachwart Henrik Arndt in seinem Vortrag in Bamberg zum Thema „Sommer-Bienenpflege aus bio/logischer Sicht“ am 10.07.2016 in der Bienen-InfoWabe
Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu selbst angerührtem Zuckerwasser verdirbt die angerissene Packung nicht, so dass das mühselige Ausrechnen der vorzubereitenden Menge einem Schätzwert weicht. Vor allem, wer viele Stöcke und/oder an unterschiedlichen Standorten hat, wird diese Arbeitserleichterung gerne annehmen. Wer mehr Wert auf sparsames Imkern legt, dem wird das „teure Wasser“ eher nicht taugen.
Den Vergleich mit vorgefertigtem flüssigen Zucker aus der Packung braucht das Self-made-Verfahren nicht zu scheuen. In Versuchen hätte das selbstgerührte Zuckerwasser am besten abgeschnitten [Anmerkung: unbelegte Quelle].
Futterteige
Eine weitere Einfütterungsmöglichkeit ist der Futterteig (z. B. Apifonda®), der als Hauptbestandteil – wie auch der weiße Industriezucker – Saccharose (=Zweifachzucker) beinhaltet. Allerdings brauchen sie zur Aufnahme viel Wasser, die Völker sollten also nicht gerade in trockenen und / oder sehr winterkalten Gegenden aufgestellt sein.
Für und Wider der Anreicherungen
Dass zu viel Inhaltsstoffe, wie Mineralien, ungewollt Durchfall bei Bienen bewirken kann, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Daher auch dier Appell, Bienen keinesfalls auf Waldhonig, der sehr mineralstoffhaltig ist, über den Winter sitzen zu lassen.
Das Anreichern mit wohlmeinenden Stoffen ist eine imkerliche „Haltungsfrage“. Zusätze wie „Bienentee“ (der Blogger „Imkerpate“ hat dazu etwas in seinem Beitrag „Flüssigfutter für Bienen“ beschrieben) oder auch eine 0,5-prozentige Salzbeigabe sieht Henrik Arndt als eher unnötig, jedoch wohl nicht als schädlich an.
Für und Wider brauner Zucker
Siehe dazu im nächsten Beitrag „Bienenauffütterung (III): Brauner versus weißer Zucker“
Alle Artikel zum Thema Bienenauffütterung mit Zucker
- Bio/logische Sommer-Bienenpflege mit Henrik Arndt
- Bienenauffütterung (I): Bio-Zucker versus konventioneller Zucker
- Bienenauffütterung (II): Weitere Zuckerarten (diese Seite hier)
- Bienenauffütterung (III): Brauner versus weißer Zucker
Bienenauffütterung (I): Bio-Zucker versus konventioneller Zucker
Nicht zuletzt, damit auch wir selbst endlich Klarheit erlangen, wie sich das mit der Zuckerauffütterung von Bienen tatsächlich verhält, luden wir den Tierwirt und Bienenfachwart aus Schönsreuth bei Lichtenfels, Henrik Arndt, zu uns nach Bamberg zum Thema „Sommer-Bienenpflege aus bio/logischer Sicht“ in die Bienen-InfoWabe ein.
Hier unser zweiter Mitschrieb zum Vortrag vom 10.07.2016 des erfahrenen Naturland-Erwerb-Imkers, der außerdem als Zertifizierer tätig ist. Da überwiegend mit konventionellem Zucker eingefüttert wird (weitere Zuckerarten im Teil 2), stellen wir es aus der Sicht von Pro und Contra Bio-Zucker dar. Das alles kann natürlich auch andersherum gelesen werden, was nichts an den Tatsachen ändert.
Hintergrund
- Nach der Honigernte im Juli muss einem Bienenvolk ausreichend Nahrung für den Winter durch Auffütterung zugeführt werden. [siehe dazu Blogbericht Teil 1.]
- Klassische Methode: Verwendung von (raffiniertem) Haushaltszucker
- Alternative: Verwendung von (raffiniertem) Haushaltszucker in Bio-Qualität.
- Erfahrungen und Versuche [Anm.: vom Vortragenden unbelegt] zeigen, dass es den Bienen egal ist, ob bio oder nicht-bio.
- Chemisch gesehen ist der Haushaltszucker in Bio-Qualität identisch mit konventionellem Haushaltszucker.
Verwendung von Bio-Zucker – PRO
- Für die Verwendung von Bio-Zucker spricht, dass damit eine Landwirtschaft unterstützt wird, die nach bio- bzw. ökologischen Grundsätzen arbeitet, die zudem ohne oder mit weniger Pflanzenschutzmittel auskommt, Monokulturen vermeidet und Äcker eventuell mit Blühstreifen angelegt sind. Dies alles kommt auch den Bienen zugute!
Verwendung von Bio-Zucker – CONTRA
- Gegen die Verwendung von Bio-Zucker spricht der Preis. Bio-Zucker kostet das ca. 1,5- bis 2-fache des konventionellen Zuckers. Für den Endverbraucher ist das Zustandekommen des Zuckerpreises wenig transparent, da der Zuckermarkt mit Produktionsquoten stark reguliert ist (siehe Europäische Kommission, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung zum Thema „Zucker“)
- Sofern Bio-Zucker nicht aus heimischer Ernte lieferbar ist, sind die sozialen Bedingungen bei der Produktion zu hinterfragen, Stichwort: fairetrade.
Weiterführende Literatur
„Zuckerrübe oder Zuckerrohr – Wer gewinnt das süße Rennen?“ – Bedenkenswertes (PDF)
Über weitere Zuckerarten siehe nachfolgenden Beitrag.
Alle Artikel zum Thema Bienenauffütterung mit Zucker
- Bio/logische Sommer-Bienenpflege mit Henrik Arndt
- Bienenauffütterung (I): Bio-Zucker versus konventioneller Zucker (diese Seite hier)
- Bienenauffütterung (II): Weitere Zuckerarten
- Bienenauffütterung (III): Brauner versus weißer Zucker
Vorschau BIWa-Sonntagsöffnung mit Vortrag zur Sommer-Bienenpflege am 10.07.2016
In unserem Vortragsangebot von 16 – 17 Uhr geht es diesmal um die Sommer-Bienenpflege aus bio/logischer Sicht. Der Bienenfachwart Henrik Arndt aus Lichtenfels gibt Tipps von der Auffütterung bis zur Zuckerwahl (Haushaltszucker aus der Rübe oder Biozucker aus Südamerika, Futtersirup oder Futterteig?), beantwortet die häufig gestellte Frage, ob man Honig denn nicht einfach im Stock belassen sollte, statt zu ernten, und was es mit Salz im Tee auf sich hat. Was Sie schon immer übers Einfüttern wissen wollten, kommt an diesem Tag auf den Tisch.
Vor dem Vortrag, also von 14 – 17 Uhr, heißt es wie immer: Offenes Haus für alle: Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken, Hören, Fragen, Rätseln, Basteln, Lesen, Spielen, Lernen … rund um Bienen, Honig, Imkerei und Natur.
Für wen? Ohne Altersbeschränkung
Kosten? Keine. Fürs Bastelsmaterial freuen wir uns über einen Spendenbeitrag.
Wo? Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1, Bamberg (Erba-Park, Nähe Schiffsanlegestelle) (Karte).
Ferienbesuch für die Sternwart-Bienen
Ferienkind Lennart und seine Oma, unsere Bienenpatin Gabi Loskarn, statteten den Bienen an der Dr. Karl-Remeis-Sternwarte anlässlich der anberaumten Ablegerumsetzung einen Besuch ab. Auch Prof. Dr. Drechsel gesellte sich an diesem ersten nennenswert warmen Tag des 9. Aprils zu uns und freute sich am Anblick des munteren Völkchens.
Zum ersten Mal also unser Blick in das Ablegervolk, das aus dem Transportkasten in sein neues, wunderhübsches Zuhause umziehen soll. Leider konnte die „Beutenmalkünstlerin“ und für dieses Volk zugeteilte Bienenpatin Conny Kopp nicht dabei sein. Doch wir schicken ihr hiermit einen Gruß von der gesichteten Bienenkönigin, die eine hübsche junge Lady ist!
Lennarts erster tiefergehende Kontakt zu Bienen fand zwar noch größtenteils in voller Imkermontour statt, doch so konnte der 11-jährige entspannt die mit Arbeitsbienen besetzten Waben umsetzen und sogar ein paar Streicheleinheiten auf ihre samtigen Rücken verteilen.
Gabi hingegen ist ja schon ein „alter Hase“, immerhin hat sie ihre Weihen zum letztjährigen Honigschleudertag erhalten, ganz abgesehen davon, dass sie in ihrem Garten an der Weide in Bamberg dem Patenvolk von Jakob Janßen (i. m.) beim fleißigem Sammeln zusehen kann.
Mit Prof. Dr. Horst Drechsel vereinbaren wir für den Frühsommer eine Sonderführung für seine Studierenden. Denn sicherlich ist für Astronomen die unglaublich komplexe Welt der Bienen nicht minder spannend als der Blick in die unendlichen Weiten des Alls.
Finden wir jedenfalls.
Vorträge zur Arbeitsweise in der Imkerei und zur Honigqualität 2015
Am 10.01.2015 stellt die Fachberaterin für Bienenzucht in Oberfranken, Barbara Bartsch, „Biologische oder konventionelle Arbeitsweise in der Imkerei“ einander gegenüber. Im Bootshaus im Bamberger Hain* werden von 14.00 bis 16.30 Uhr die Vor- und Nachteile erörtert.
Der Kurs ist Grundlage für die Veranstaltung des Kreisverband Imker Bamberg e. V. mit Anna Wörl am 25.01.2015 zu „Qualitätskriterien für den Honig“ im Zusammenhang mit der staatlichen Qualitätsoffensive für bayerischen Honig, ebenfalls im Bootshaus. Die Netzwerkkoordinatorin von „Geprüfte Qualität – Bayern (GQB)“ des Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) informiert von 15 – 17.30 Uhr über die erforderlichen Maßnahmen und Bedingungen für eine Zertifizierung.
Für diese Zertifizierung erhalten bayerische Imker eine Förderung in Höhe von jährlich maximal € 200, die bis 30.06. bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft beantragt werden kann.
Ausrichter beider Veranstaltungen ist der Kreisverband Imker Bamberg e. V.