Honigschleudertag 2022 mit letztmaliger Ernte „Villa-Dessauer“

In ihrem zehnten und letzten Jahr am Standort Villa Dessauer gaben die Völker noch einmal alles. Als wüssten sie, dass ihre Tage hier, am Rande des Skulpturengartens der Stadtgalerie, apart umschmeichelt von einer Blühwiese, gezählt sind. Den letzten Besuch erhielten sie von unserer Bienenpatin Anja Krause mit Gatte Moritz und Tochter Charlotte, von FKBB-Gründungsmitglied Dr. Peter Ruderich mit Gattin Gabriele, und von Jeanette Dillje, einer Studentin der Universität Bamberg.

Niemand davon hatte eine nähere Bekanntschaft mit Bienen oder der Imkerei gemacht. Und dennoch wagten sich alle an die Ernte heran, ganz ohne Verschleierung. Warum das gut gehen kann, erfuhren sie zur Begrüßung, die ein wenig verregnet war. Doch der (durchaus ersehnte) Schauer währte nicht allzu lange und wir legten los.

Die Ernte

Vorsichtig wurden die propolisverklebten Rähmchen mit dem Stockmeißel gelockert und senkrecht herausgezogen … schnell hatten alle den Bogen raus. Manche nur wenig verdeckelte Waben wurden einer Spritzprobe unterzogen. Tropft Nektar heraus, sind sie noch nicht erntereif und verbleiben im Volk.

Das Bienenabkehren vors Flugloch war nach ein paar Wiederholungen ebenfalls schnell absolviert. Nicht zu langsam, um die Bienen nicht zu rollen, aber flott genug, dass sie die Berührung heil überstanden. Es waren ohnehin nur noch wenig ansitzende Bienen anzutreffen, die nicht in der Bienenflucht „hängen“ geblieben waren.

 

Heikel ist eher der Moment, die gezogenen Waben sicher in der Box zu verstauen. Nicht nur die Bienen fliegen dem süßen Geruch nach, auch die hungrigen Wespen nehmen die Verfolgung auf. Zwischen dem raschen Deckel-auf–Deckel-zu bleiben nur wenige Sekunden, die Waben sorgfältig aneinander zu lehnen, damit die weiche Wachsschicht von den kantigen Rahmenhölzern nicht verletzt wird und der Honig seine klebrig-duftige Spur ziehen kann.

Bienenflucht

Die Bienenflucht indes versorgte Reinhold selbst. Im Gegensatz zum vorhergehenden Besuch, der aus Imkerkursteilnehmenden bestand, musst hier niemand mehr Mut beweisen, als unbedingt notwendig. Doch allen interessierte die Funktionsweise, die nach Art einer Einbahnstraße angelegt ist. Die Arbeitsbienen gelanten aus dem Honigraum hinunter in den Brutraum und zu ihrer Königin, doch nicht mehr zurück. Daher ist der Honigraum am Tag nach der Anbringung der Flucht beinahe frei von Bienen.

Beobachtung: Das Sterzeln

Sieht man sich die Bienen genauer an, lässt sich erkennen, das sie eine geniale Ventilation erzeugen können. Sie strecken ihre sechs Beinen und das Hinterteil möglichst hoch und vibrieren mit ihren Flügeln derart stark, dass regelerecht ein kleiner Wind erzeugt wird. Dieser Vorgang wird „Sterzeln“ genannt. Doch nicht nur wird Wind erzeugt, sondern auch durch die Nassanoffsche Drüse, die durch die Beugung des letzten Gliedes hervortritt (siehe Foto, das Weiße zwischen den Ringen), ein Duft (Pheromon) erzeugt und verteilt. Er hat je nach Situation eine bestimmte Aussagefunktion und steuert das Zusammenleben und -arbeiten des Volkes.

Sterzelnde Bienen

Honigschleudertage mit Ernte und Verarbeitung am Standort "Villa Dessauer", 23.07.02022 / Bienen-leben-in-Bamberg.deDie Verarbeitung

Nachdem die „Schatzkisten“ in den dritten Stock gewandert sind, gab es ein stärkendes Mittagsmahl. Obwohl noch viel Süßes anstand, konnten wir es allerdings doch nicht ohne Rote Grütze mit Joghurt und Eis aushalten. Der Sommer darf gefeiert werden!

Entdeckeln

Nach ausgiebig Hände waschen und desinfizieren wurde das Entdeckelungsgeschirr zusammengebaut und in den Vorgang des Wachsabhebens eingeführt. Ein leichter Druck mit der Entdeckelungsgabel nach oben und nach vorne, am besten in einer zügigen, fließenden Bewegung, lässt den duftenden Honig frei. Mal ging es gut, mal wurde eher gezupft, je nach Konsistenz der Wabe bzw. des flüssigen bis klebrigen Inhalts. Der zwölfjährigen, bereits beim Ernten recht geschickten Charlotte wurde die Ehre des Beginnens erwiesen, dem sich rasch ihr Vater anschloss.

Schleudern

Nebendran stand die Honigschleuder bereit. Die entdeckelten Waben wurden in die Trommel und senkrecht in die Haltelöcher bugsiert. Die ersten zwei Schleuderrunden langsam, die nächsten dann schneller durften alle abwechselnd an der Kurbel drehen. Das macht in jedem Lebensalter Spaß!

Messen

Die goldene Pracht ergoss sich sodann über ein feinmaschiges Sieb in den Honigtopf. Das war auch der Zeitpunkt, den Wassergehalt mit dem Refraktometer zu messen. Heuer gibt es keinerlei Probleme, die Werte lagen bei all unseren Völkern zum Teil weit unter dem von der Honigverordnung vorgegebenen Wert von 20%, aber auch denen des Deutschen Imkerbundes von 18%.

Honigschleudertage mit Ernte und Verarbeitung am Standort "Villa Dessauer", 23.07.02022 / Bienen-leben-in-Bamberg.de

Verkosten

Eine Kostprobe durfte natürlich auch genommen worden. Geruch, Konsistenz, Mundempfinden, Geschmack und Abgang – genau wie beim Wein überprüften und bewerteten wir den Honig eingehend. Ein Vergleich mit vorher geerntetem Honig ergab unterschiedliche Vorlieben unserer Gäste, die außerdem zu den verschiedenen Honigfarben, Konsistenzen und Inhaltsstoffe viele Fragen hatten. Bei Kaffee und einem Päuschen versuchten wir, alles Wissenswerte zusammenzufassen.Honigschleudertage mit Ernte und Verarbeitung am Standort "Villa Dessauer", 23.07.02022 / Bienen-leben-in-Bamberg.de

Abfüllen

Vorletzter Akt – das Abfüllen aus dem Topf ins Glas. Genau 250g sollten gezapft werden, doch wer schlau war, nahm sich einfach ein paar Tropfen mehr heraus. Die meisten jedoch waren stolz darauf, auf den exakten Wert zu kommen.Honigschleudertage mit Ernte und Verarbeitung am Standort "Villa Dessauer", 23.07.02022 / Bienen-leben-in-Bamberg.de

Honigschleudertage mit Ernte und Verarbeitung am Standort "Villa Dessauer", 23.07.02022 / Bienen-leben-in-Bamberg.de

Etikettieren

Jeder in Verkehr gebrachte Honig, ob verkauft oder verschenkt, muss nach der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung nach bestimmten Vorgaben etikettiert werden. Die vorbereiteten Etiketten wurden also fertig mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum beschriftet, die Lage „Villa Dessauer“ angekreuzt und als „Jahrgangshonig“ (also Honig aus dem gesamten Sammeljahr) gekennzeichnet und schließlich möglichst gerade aufgeklebt.

Honigschleudertage mit Ernte und Verarbeitung am Standort "Villa Dessauer", 23.07.02022 / Bienen-leben-in-Bamberg.de

Dankesporträts

Nun durften alle ihr selbst geimkertes Honigglas unserer Honigbiene an der Wand hinhalten, die auf den Porträts mit verewigt sein soll. Denn nicht WIR machen den Honig, sondern ihre Artgenossinnen! Dafür unser herzlicher Dank!

Dass unsere Gäste Honig mit neuer Aufmerksamkeit und Achtung erstehen werden, aber auch ein besonderen Respekt für die fleißigen Bienen (und nicht minder fleißigen Imker/innen) entstanden ist, war und ist Ziel unserer Öffentlichkeitsarbeit, zu der die jährlichen Honigschleudertage zählen.

Wir hoffen, ihr hattet Spaß daran, die Bienenwelt zu erleben und die Verbindung zu uns (neu) zu knüpfen. Danke, dass ihr mit uns Abschied genommen habt vom Standort Villa Dessauer!

Honigernte und Verarbeitung Villa Dessauer 2020

Der (unbeabsichtigte) Einzelunterricht für Imkerkursteilnehmer Lukas führte uns diesmal an das Volk der Villa Dessauer. Honig ernten und verarbeiten stand als Modul 8 und 9 auf dem vierstündigen Programm. Mit frisch erworbenem Imkeranzug wagte sich unser Jungimker an das Herausheben der Honigwaben und durfte quasi „konkurrenzlos“ üben bis zum Ende.

Die Honigernte

Ich wiederhole hier nicht mehr die einzelnen Schritte und Materialfunktionen, die ich bereits mehrfach ich in den letzten Blogbeiträgen beschrieben hatte. Doch wie so oft gibt es auch diesmal ein, zwei Aspekte, die ich herausstellen werde.

Honigernte Villa Dessauer

Aspekt „Rähmchenverdrahtung“

Eines der beiden derzeit im Skulpturengärtchen der Villa stehenden Völker befindet sich bei uns in Pflege, da eine Imkerkollegin längerfristig erkrankt ist. Dieses Volk wurde auf senkrecht gedrahteten Rähmchen gehalten. Schon auf dem ersten Blick sind die Unterschiede zur Horizontaldrahtung (Querdrahtung) zu erkennen.

Nachteilig wirkt sich die Senkrechtdrahtung (Längsdrahtung) auf die Form der Rähmchen aus. Der obere Träger ist durch den permanenten Zug deutlich gebogen und bietet somit zu viel Beespace an. Im schlechtesten Falle werden zu große Lücken von den Bienen mit Wachs zugebaut.

Ein weiterer Nachteil kann es gerade bei den derzeit hohen sommerlichen Temperaturen sein, dass das Wabenwerk leichter an den senkrechten Drähten abrutscht. Solange genügend Bienen die Temperatur im Honigraum regeln, wird das zwar eher nicht der Fall sein. Doch nicht immer kommt man gleich nach der Ernte auch zum Schleudern. Stehen die Waben dann im heißen Treppenraum unter einer durchsichtigen Dachschräge, der, wie bei uns z. B., nicht gut zu lüften ist, dann müsste man beim Schleudern besondere Vorsicht mit der Drehzahl walten lassen.

Ein weiterer Unterschied der beiden Rähmchenausführungen war in der unterschiedlichen Dicke der Oberträger auszumachen. Darauf gehe ich jetzt jedoch nicht ausführlicher ein.

Aspekt „Fütterungsgeschirr“

Zwar erst Thema im 11. Modul, doch da wir schon mal einen Blick ins Pflegevolk riskiert haben, sprachen wir auch kurz über die alternativen Gebrauchsgeschirre bei der Auffütterung.

Wir selbst verwenden Wännchen, die mit Stroh gefüllt sind, so dass die Bienen nicht im Zuckerwasser ertrinken können. Im Pflegevolk indes befand sich ein sogenannter Adamfütterer. Das entscheidende Merkmal an dieser Futterzarge ist eine Aufstiegshilfe in Form eines konischen, etwa handtellergroßen Kegels in einer ansonsten flachbödigen Schale, die das Zuckerwasser enthält. Die Bienen klettern im Inneren des Kegels hinauf, dann an der Außenschräge bis zum Flüssigkeitsspiegel hinunter und nehmen das Futter auf.

Da nicht sehr viele Bienen auf einmal durch den Kegel (auch: Dom genannt) gelangen können bzw. Platz auf der Außenfläche finden, geht die Zuckerwasseraufnahme langsamer als mit unserer Fütterungsweise vonstatten. Das kann vorteilhaft sein, möchte man z. B. den Ausbau von Waben ankurbeln. Nachteilig ist das Verfahren, wenn man vor dem Sinken der Außentemperaturen eine schnellere Fütterung geboten erscheint. Außerdem verursacht der Kauf dieser Futterzargen natürlich wieder extra Kosten. Es sei denn, man ist handwerklich geschickt und hat ohnehin Holzmaterial übrig.

Die Aufstiegshilfen sind übrigens mal als Kegel, mal als seitliche Schale, mal mittig, mal im Eck etc. erhältlich und die Futterzargen werden unter verschiedenen Herstellernamen (z. B. Frankenbeute, Liebig, Segeberger, Taunus …) angeboten.

Die Honigverarbeitung

Auch hier erspare ich euch die Wiederholung der einzelnen Schritte und verweise auf die Berichte der Vortage und -wochen.

Zum Honig der Villa Dessauer selbst ist zu sagen, dass er sehr dickflüssig, also mit sehr niedrigem Wassergehalt – Stichproben ergaben 16% und 14,7 (!)% – in den Kübel abfloss und daher von uns wie auch schon bei einigen unserer anderen Lagenhonige mit einem dreijährigen Mindesthaltbarkeitsdatum ausgezeichnet wurde.

Seine feine, mittlere Süße wurde von einem eher trockenen Mundgefühl und einem mittellangen Abgang begleitet. Das Aroma bezeichnen wir mit vanillig, blumig, zitronig und würzig, wobei der Lindenanteil hervorzuheben ist und für den leichten Grünstich im Orangebraun der Farbgebung verantwortlich ist.

Nun fehlt uns also nur noch eine Kursteilnehmerin in unserem AK20-Imkerkurs für Anfänger, die die beiden Module „erschmecken“ darf … dazu in Kürze mehr!

Fotogalerie Ernte und Verarbeitung des Honigs an der Villa Dessauer

Honig der Lage „Villa Dessauer“ 2019 bildet den Ernteabschluss

Honigertrag des Lagenstandorts "Villa Dessauer" von Bienenpatin Regina HanemannAm 26.07.2019 erfolgte die letzte Ernte in diesem Jahr für unseren Bamberger Lagenhonig. Das Schlusslicht bildete wie immer die Lage „Villa Dessauer“. Hinter der Stadtgalerie an der Hainstraße, und damit mitten in der Stadt, doch etwas versteckt im kleinen Skulpturengarten, steht eines unserer Völker und bringt zwar meist nicht üppig, doch immer sehr leckeren Honig hervor.

Letzte Abfüllung der Honigernte von 2019 / Bienen-leben-in-Bamberg.deSeine Attribute heuer: hell- bis mittelocker, leicht fließend, milde Säure, zart-schmelzend, betonte Süße, blumig, kräftig am Gaumen, ausgewogen. Wassergehalt 17,2%.

Wir haben das allerletzte abgefüllte Glas fotografiert, und es hat das Gewicht von 250 Gramm noch ein wenig überschritten. Bienenpatin Dr. Regina Hanemann wird in Kürze mit „ihrem“ Honig beliefert und wir hoffen, dass er ihr wie jedes Jahr wieder munden wird.

Übrigens: Unsere Honigschleuder-Erlebnistage finden auch nächstes Jahr wieder statt. Die Termine für 2020 sind:

Termin 1: So., 12.07.2020  |  10.00 – 15.00 Uhr
Standort Buger Wiese (Ernte). Treffpunkt Parkplatz gegenüber Buger Hof, Am Regnitzufer 1. Im Anschluss fahren wir zum Obstmarkt 10 (Entdeckeln, Schleudern, Abfüllen). Mit Mittagsimbiss. Nur nach Anmeldung, näheres dazu unter Aktivitäten und Termine.

Termin 2: So., 19.07.2020   |  14.15 – 15.30 Uhr und 15.45 – 17.00 Uhr
Standort Erba-Insel (nur Ernte). Treffpunkt an der Bienen-InfoWabe, Bienenweg 1. Anmeldung wäre für diesen Termin nett, ist jedoch nicht zwingend. Diese Veranstaltung ist kostenlos.

Termin 3: Mo., 20.07.2020   |  17.00 – 19.00 Uhr
Obstmarkt 10 (Entdeckeln, Schleudern, Abfüllen der Ernte vom Vortag aus dem Standort Erba-Insel). Nur nach Anmeldung, näheres dazu unter Aktivitäten und Termine.

Termin 4: Fr., 24.07.2019  |  15.30 – ca. 19.00 Uhr
Standort Weide (Ernte). Treffpunkt Weide 15a im Garten. Im Anschluss Obstmarkt 10 (Entdeckeln, Schleudern, Abfüllen). Nur nach Anmeldung, näheres dazu unter Aktivitäten und Termine.

Bis zum nächsten Jahr – und genießt unseren Bamberger Lagenhonig!, solange der Vorrat reicht!

 

Blutmond-Honig gefällig?!

Am 27.07.2018 fand ein eindrucksvolles Himmelsspektakel statt. Der Blutmond bzw. eine absolute Mondfinsternis, genauer gesagt: Kernschattenfinsternis mit einer Dauer von sagenhaften 104 Minuten. An diesem Tag ernteten wir den Bamberger Lagenhonig der Lagen „Weide“ und „Villa Dessauer“. Tagsüber halfen unsere Gäste beim Schleudern der Weide-Ernte, und als diese nach Hause gingen, widmeten wir uns noch der Ernte der Villa, immer wieder unterbrochen vom Blick in den Himmel.

Eigentlich war gar nicht beabsichtigt, darüber einen Blogbericht zu schreiben. Doch beim Aufarbeiten der Fotos fand ich diese noch unveröffentlichten Fotos, die einen merkwürdigen kupferstichartigen Farbton aufweisen – was wir natürlich direkt auf den Einfluss des Blutmondes zurückführen 😉 – und erinnerte mich an die Faszination, die von dieser Nacht ausging. Immerhin ist das hier ja ein Tagebuch, welches am 9. Juni 2123 vielleicht mal jemand aufruft. Dann dauert diese Art der Mondfinsternis sogar 2 Minuten länger als die vergangene, die als längste Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts in die Geschichte eingeht. Tja, leider konnte ich mit meinem Handy nicht wirklich gute Bilder schießen, doch das Netz dürfte ja voll von gelungenen Aufnahmen sein.

Übrigens: Am Dateinamen kann man gut erkennen, in welcher Phase des Mondes wir entdeckelt und gesiebt hatten.

Wo man den „Blutmond-Honig“ und natürlich alle unseren anderen leckeren Lagen erhält, steht auf der Seite Bamberger Lagenhonig.

Mars und Blutmond, absolute Mondfinsternis am 27.07.2018

Genussvolles Familienereignis: Honigverarbeitung der Lage „Villa Dessauer“

Die geernteten Honigwaben, hier aus dem Bamberger Lagenhonig-Standort „Villa Dessauer“, wurden nach einem Mittagsimbiss gemeinsam verarbeitet, sprich: gewogen, der Honig auf den Wassergehalt hin überprüft, entdeckelt, geschleudert, gesiebt, abgefüllt und die Etiketten angebracht.

Ein genussreicher und erlebnisintensiver Tag für uns als Gastgeber wie für die Familie von Bienenpate Bernd Pillipp mit Gattin Anja aus Bamberg. Ihre beiden Kinder waren 5 Stunden lang am Sonntag, den 31.07.2016 ab 10 Uhr eifrig bei der Sache. Und nachdem das Mädchen endlich auch ein paar Bienen streicheln durfte, ist es so gut wie beschlossen: Einer aus der Pillipps-Familie wird eines Tages selbst Imker/in! Mindestens eine/r!

Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei unseren Gästen fürs Dabeigewesensein. Und auch für die Erlaubnis zur Veröffentlichung von Fotos und Videos! Was in Anbetracht ihrer Eigenschaft als Lehrkräfte nicht so selbstverständlich ist. Doch betonten beide, dass sie unser Anliegen, Vorbilder als öffentlich inspirierende Maßnahme zu präsentieren, sehr gut verstehen können und unterstützen möchten. Imkerei soll kein Geheimnis bleiben, sondern wieder seinen natürlichen Stellenwert in unserer Gesellschaft und in den Familien erhalten. Die „Landwirtschaft“ ohne Grund und Boden lässt eingängig erleben, wie man verantwortungsbewusst mit Tieren und mit Lebensmittel umgeht.

Wer mehr wissen will, hat nächstes Jahr zu unseren Honigschleudertagen ab Mitte Juli bis Anfang August (angezeigt unter Aktivitäten und Termine) im nächsten Jahr wieder Gelegenheit, dabei zu sein.

Vorbereitung, Messung und Geschmacksprobe

Kind misst den Wassergehalt des Honigs mit einem RefraktometerWie wird das Entdeckelungsgeschirr zusammengesetzt? Wie wird das Refraktometer zur Bestimmung des Wassergehalts des Honigs eingesetzt? Die Familie zeigt sich allen technischen Anforderungen gewachsen und hilft sich gegenseitig. Das Ergebnis unserer ersten Geschmacksprobe ist hier nachzulesen: Bamberger Lagenhonig, Lage „Inselstadt / Villa Dessauer“.

Entdeckeln der Honigwaben

Honigwabenentdeckeln, jetzt darf auch Anja ranVorsicht ist bei den spitzen Zinken der Entdeckelungsgabel geboten. Doch sehr schnell hat Familie Pillipp den Bogen raus. Tja, manches lässt sich nur durch „Selbermachen“ erlernen. Für den Rest halten wir natürlich auch Imkerliteratur für Groß und Klein parat!

Honig schleudern

Kind darf den Zapfhahn der Honigschleuder öffnenDas Drehen an der Handkurbel macht in jedem Alter Spaß. Ein Grund, auf eine elektrisch betriebene Honigschleuer zu verzichten. Na gut, und soooo viel Ertrag haben wir ja auch wieder nicht. Wenn uns noch dazu unsere Gäste helfen … dennoch, eine neue Schleuder aus Edelstahl steht auf unserer Hitliste der Anschaffungen. Gerade deshalb, weil wir öffentlich wirken, wirkt die gute alte Blechschleuder, die uns netterweise von der Familie meiner Freundin und Ehrenpatin Jutta überlassen wurde und auf die wir sehr stolz waren (und noch sind!), doch etwas historisch. Gesundheitsschädlich ist sie aber nicht.

Die Jüngste darf den Zapfhahn öffnen – und schon fließen goldene Tröpfchen in das Auffangsieb. Mehr tun wir nicht – kein rühren, kein erhitzen, nur zusehen.

Abfüllen und Etikettieren

Normalerweise darf der Honig drei Tage lang in einem Edelstahltopf ruhen. Dann werden die Wabenrestchen, die immer mit anfallen, abgeschäumt und der Honig abgefüllt. Nur am Honigschleudertag dürfen unsere Gäste sofort etwas mitnehmen. Das bisschen Schaum, das sich oben im Glas absetzt, kann man mitessen. Für den Verkauf möchten wir es jedoch nicht ganz so „naturrein“.

Lecker bis zum Schluss!

Als lukullischen Schlussakkord gab’s Joghurteis von der Eisdiele nebenan, mit viel Honig „frisch vom Fass“ drüber, und alle durften sich am Ende ein Glas Honig mitnehmen.

Honigernte an der Villa Dessauer in Bamberg mit Bienenpatenfamilie

Sehr familiär lief heuer die Ernte an der Stadtgalerie „Villa Dessauer“ in Bamberg ab. Wenngleich wir die Honigschleudertage auch für die Allgemeinheit bekannt geben, hatte sich zum 31.07.2016 außer der Familie unseres Bienenpaten Bernd Pillipp niemand Weiteres angemeldet. So hatten er und seine Frau Anja mit Kindern reichlich Übungsgelegenheiten.

Sie durften von Beginn an selbständig die Rähmchen voneinander lösen, die meist schwer mit Honig gefüllten Waben aus den Bienenbeuten entnehmen, die restlich ansitzenden Bienen wegkehren und das Geerntete in die bereitgestellten Boxen zu geben. Wie das alles genau geht, zeigten wir der Familie Pillipp Schritt für Schritt.

Wir danken bei dieser Gelegenheit unserer Bienenpatin Dr. Regina Hanemann, die uns als Hausherrin des Museums den Platz zur Verfügung gestellt hat.

Stolzer Augenblick! Selbst geernteter Honig!

Im nächsten Blogbeitrag zeigen sie euch, wie sie ihren Honig aus der Ernte „Villa Dessauer“ verarbeiten. Bleibt dran!

Einfüttern für den Winter

6122-Fuetterung-Villa-Dessauer-BienenWährend die Organisation zu Bau und Feier der Bienen-InfoWabe auf Hochtouren läuft, tritt die Bienenpflege – scheinbar – in den Hintergrund. Heute habe ich mir ein paar Stunden freigeschaufelt, um endlich wieder mit Reinhold zu unseren Bienen heraus zu kommen. Ich habe sie schon richtig vermisst.

 

6123Fuetterung-Villa-Dessauer-Bienen

Kontrollblick zur Villa Dessauer und den Patenbienen von Dr. Regina Hanemann. Sie haben alle bisherigen Gaben von 15 Kilo Zuckerwasser brav aufgenommen und zu Honig verwandelt, sprich: Kohlehydrate für den Winter bevorratet. Die Ameisensäurebehandlung kann also in Kürze beginnen soll.

Buger Wiesen-BienenWeiter in die Buger Wiesen. Auch dort alles verzehrt. Der Ableger und Ina Kudlichs Volk erhalten die letzten Liter zugegossen. Die Bienen wirken aufgeregt, denn in der weiten Flur finden sie kaum mehr etwas Blühendes. Nicht umsonst spricht man in dieser Jahreszeit von „Läppertracht“. Sowie sie die Süße wittern, schwirren sie durcheinander und eilen an die Töpfe.

WeißdornWir nehmen die Gelegenheit wahr und tun es ihnen nach – in der Hoffmannsklause, wo wir die letzten Sonnenstrahlen zu einem Schlenkerla vom Fass und einer Frankenweinschorle genießen. Eigentlich hätte der Paten-Newsletter geschrieben werden sollen, so der Plan. Nun, ihr verzeiht mir – aber manchmal muss ich wieder mit eigenen Augen sehen, für wen all das Tun passiert. Für die Bienen.

SchlehenUnd für die Beeren, die in diesem Jahr besonders reichlich wuchsen, wie uns scheint. Nicht nur Vögel und ein paar Fasane haben etwas von den von unseren Bienen bestäubten Hartriegel-, Weissdorn-, Schlehen- und Traubenkirschenbüschen und -bäumchen, sondern auch Füchse, deren Hinterlassenschaften mit Kernüberresten durchsetzt sind.

TraubenkirschenEin paar Jahre im direkten und kontinuierlichen Kontakt mit der Natur lernen wir die Spuren zu lesen und zu deuten. Ja, das Imkern ist eine Chance, die Welt neu zu entdecken. Dieser Baum zum Beispiel war im Frühjahr der erste, der seine weißen Blüten den Bienen darbot, die wie wild ein und ausflugen. Nun ist er prachtvoll rot und leuchtet als Dank für die vielen Küsse den Herbst aus. Eine wundersame Verwandlung. Wir lieben es, die Jahreszeiten intensiver als je zuvor zu spüren. Wir finden, irgendwie verlängert es das Leben. Probiert es selbst aus!

 

Ein tierischer Tag mit Bienenpatin Regina Hanemann

Zuerst der Löwe

Schönborn'scher LöwenpokalPrächtig stand er da, aufrecht und golden glänzend über samtblauem Grund auf silbern-fränkischem (Pyramiden-)Rechen tänzelnd. Im Kunstpausensnack am 29.04.14 stellte unsere Bienenpatin, Museumsdirektorin Dr. Regina Hanemann, den berühmten Schönborn’schen Löwenpokal vor, der 1712 aus seinem „Geburtsort“ Bamberg nach Nürnberg (meinem Heimatort) zu den Fronhoffmanns als Hauptgewinn überging, dann über Frankfurt nach Hamburg verbracht wurde und 1937 wieder zurück in seine Heimat Bamberg kam, genauer gesagt, in das Historische Museum am Domberg.¹

2210-Loewenpokal-Schneider-Hanemann-Die intime Kenntnis über die wechselvolle, jedoch in weiten Teilen sehr gut dokumentierte Reisegeschichte des äußerst aufwändig ziselierten Trinkgefäßes, den sogenannten „Willkomm'“, verdanken wir der Provenienzforscherin Anne-Christin Schneider (M.A.), die das gute Stück bereits vor drei Jahren zu ihrem Forschungsobjekt machte.

2198-Kunstpausensnack-Besucher-HistorischesMuseumBambergDas war notwendig geworden, um auch hier die Eigentumsfrage der während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerke zu klären, die auch als „Judensilber“ oder „Silberschatz“ bezeichnet sind ². Und tatsächlich handelte es sich bei den Vorbesitzern des Pokals um das kinderlos verstorbene jüdische Ehepaar Heinrich und Emma Budge. Der neue und gerechte Kaufpreis betrug € 350.000 und wurde an die rechtmäßigen Erben unter Zuhilfenahme von Stiftungsgeldern ausbezahlt.³

Der Pokal reiht sich thematisch hervorragend ein in die jüngst eröffnete Dauerausstellung „Jüdisches in Bamberg“, der seinen Vorläufer in der viel beachteten Ausstellung der Villa Dessauer hatte. Und damit sind wir beim nächsten tierischen Abenteuer von und mit unserer Bienenpatin Regina angelangt.

Klein, doch nicht minder kostbar: das Bienenpatenvolk

Das Ablegervolk für die Villa Dessauer wird angeradeltNachdem wir beim letzten Volk Drohnenbrütigkeit feststellen mussten, bekam am gleichen Tag des von mir besuchten Kunstpausensnacks unsere Bienenpatin – und ebenfalls Hausherrin der Stadtgalerie Villa Dessauer – ein neues Volk aufgestellt.

Rähmchen mit zahlreichen WeiselzellenDer Ableger wurde aus dem Volk von Bienenpatin Carmen Dechant gebildet. Sie hatten bereits früh im Jahr ein Dutzend Weiselzellen angelegt, was wir uns nun zunutze machen, auch, um gleichzeitig damit ihren Schwarmtrieb zu bremsen.

Obgleich wir das Ablegervolk weniger als 2 km vom Mutterstandort „Heilggrab“ entfernt aufstellten, erwarten wir nicht, dass sich die Bienen wieder zu ihrem vorherigen Zuhause aufmachen. Denn der Flugradius am ursprünglichen Standort war sicherlich gering, da in der Hofstadtgärtnerei doch reichlich Tracht direkt vor der „Haustüre“ blüht(e). Bestimmt kennen die Bienen die Villa in der Hainstraße noch nicht und werden es als ihr neues Zuhause annehmen.

Kaiser Heinrich II mit Falke, Glasbild Historisches Museum BambergKaiserin Kunigunde mit Lilien, Glasbild Historisches Museum BambergWünschen wir dem neuen Volk ein gutes Gedeihen, vielleicht unter der Fürbitte der naturliebenden Kunigunde und des tierliebenden Heinrichs, unserem geliebten Bamberger Kaiserpaares. Als Lehrbienenbeute für (KInder-)Besuche ist der Standort trotz Schatten einfach ideal, da die „Bienenkunde“ für die nachfolgende Imkergeneration mitten in der Stadt erfolgen kann. Ein dickes Plus, wie wir meinen.

¹ Originalmitschnitte der Führung zu hören zwischen 5.03 und 7.30 Uhr im BR2 am 02.05.2015 im BR-Heimatspiegel  „Kunstsnacks im Museum – Experiment in Bamberg“

² s. a. Deutscher Museumsbund e. V., Berlin, Bulletin Ausgabe 1/15, S. 2 (PDF)

³ s. a. Bayerische Staatszeitung, 29.10.2014: Bamberg kauft Schönborn’schen Löwenpokal

 

Zweite Runde für Bienenpatin Dr. Regina Hanemann 2015/2017

Bienenpatin Dr. Regina Hanemann, BambergDie Hausherrin über drei Bamberger Mussen, Dr. Regina Hanemann, ist seit Februar 2013 Bienenpatin bei unserer Initiative „Bienen-leben-in-Bamberg.de“. Sie beherrbergt ihr Bienenpatenvolk an der Stadtgalerie Bamberg Villa Dessauer, wo es als Lehrbienenstand im Rahmen der Bamberger Schulbiene zur Verfügung steht.

Regina hat nun ihre Patenschaft verlängert. Darüber freuen wir uns sehr und nehmen dies zum Anlass, ihr ein paar Fragen zu stellen.

Bamberger-Lagenhonig-Villa-DessauerWas hast du in der Zeit deiner Bienen-Patenschaft bei uns / mit uns erlebt, was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Dr. Regina Hanemann: Mein erstes Honigbrot mit Honig vom Museums-Bienenvolk Stadtgalerie Villa Dessauer.

Was war dir in den letzten zwei Jahren deiner Patenschaft besonders wichtig?

Regina: Die Bewegung des Urban Beekeeping (= Imkerei in der Stadt) zu fördern.

Wenn dich jemand fragt, warum du Bienenpatin bist, was antwortest du?

Regina: Unterstützung Eurer tollen Privatinitiative „Bienen leben in Bamberg“ mit dem Ziel, auch in Bamberg ein bienenfreundlicheres Klima zu schaffen.

Was nimmst du aus dieser ersten Patenzeit für dich persönlich mit? 

Bienenstreicheln am Volk der Villa DessauerRHortkinder und Bienenpatin Dr. Regina Hanemann an der offenen Lehrbeute/Patenbeuteegina: Die hochinteressanten Führungen der Bamberger Schulbiene und die Lehrstunde mit einem Kinderhort, bei der sogar die Ängstlicheren der Kinder Bienen am Ende gestreichelt haben!

Konntest du in deinem Umfeld eine Entwicklung in Bezug auf das Bienenthema feststellen?

Regina: Mich haben erstaunlich viele Menschen auf diese Patenschaft angesprochen, ich habe viele Bienenaufklärungsgespräche geführt.

Biene an BasilikumblüteGibt es etwas, was du dir für deine neue Bienenpatenperiode vorgenommen hast?

Patenbienenvolk im Skulpturengarten der Villa Dessauer, BambergRegina: Ich habe bereits Blumensamen vorgezogen, demnächst kommen sie ins Beet im Skulpturengarten. Besorgen will ich noch afrikanisches Basilikum, da ich gelesen habe, dass die Bienen das besonders gern mögen. Die blühenden Pflanzen sollen den Bienen an Regentagen helfen, wenn sie nicht gar so weit fliegen können

Was wünschst du dir für die zweite Bienenpaten-Zeit von uns?

Regina: Ihr seid auf einem tollen Weg! Weiter so, Ilona und Reinhold!

Vielen Dank für die Ermunterung, liebe Regina, und wir freuen uns, dass du uns zusammen mit deinem Patenbienenvolk an der Villa Dessauer weiterhin auf unserem Weg zu einer bienenfreundlichen Stadt Bamberg begleiten wirst! Dankeschön für das Interview mit dir!

Übrigens: Eine Bienenpatenschaft bei der Initiative Bienen-leben-in-Bamberg.de dauert zwei Jahre und ist mit vielen Vorteilen und Gegengaben verbunden. Ein schönes Geschenk auch zu Jubeltagen!

Weiselzellen und Drohnenmütterchen– zwei Enden einer Bienenskala

Fangen wir mit der guten Nachricht an.

Bienenpatin Carmen Dechant, BambergBau- und brüteifriges BienenvolkDas stark entwickelte Volk am Standort „Gärtnerstadt-Heiliggrab“ bei Bienenpatin Carmen Dechant fing in seiner Platznot damit an, die Zargen an den Unter- und Oberseiten der Rähmchen (für Insider: Zanderrähmchen mit modifizierter Hoffmann-Seitenteilen) mit Brutzellen zuzubauen. Sogar eine Weiselzelle haben sie bereits konstruiert und damit das Schwärmen der alten Königin vorbereitet. Nun, so weit ließen wir es natürlich nicht kommen und bremsten am 20.04. ein wenig den reichlich frühen Vermehrungseifer durch ein Auseinanderziehen der Brut und Einsetzen neuer Mittelwandrähmchen. Zusammen mit dem nun aufgesetzten Honigraum sollten sie für eine Weile genug Platz zum Ausbauen haben.

Küchenschellen in der Hofstadt-GärtnereiBienenpatenvolk von Carmen DechantIn der Hofstadt-Gärtnerei findet das Volk, das hier seit 2013 seine Heimat hat, einen üppigen Nektar- und Pollenspeiseplan vor. Von Küchenschelle über Hornveilchen bis Tulpen … und jede Menge Kräuter, Stauden und Gemüse … ach, kann man gar nicht alles aufzählen, muss man gesehen haben, in der Heiliggrabstraße 37a in Bamberg sowie in den umliegenden weiteren Gärtnereien.

Es hilft nichts – nun zur schlechten Nachricht

1983-Bienenpatenvolk-Regina-HanemannBlick in die Beute. Kaum Bienen vorhanden. Schlechtes Zeichen im April.Bei unserem Volk an der Villa Dessauer schlug die Stunde der Wahrheit. Bereits Anfang Dezember entdeckten wir beunruhigt ein paar Drohnen. Normal ist, dass männliche Bienen ab dem Spätsommer von den Arbeiterinnen aus der Wohnung geworfen werden („Drohnenschlacht“), denn sie werden als überflüssige Fresser im Volk nicht geduldet. Und unser Verdacht erwies sich leider als richtig. Das Volk ist buckelbrütig, die Arbeiterinnen wurden zu sogenannten „Drohnenmütterchen“.

Reinhold sieht besorgt das Volk durch. Es ist drohnenbrütig.Die letzte „gute“ Tat der weiblichen Bienen am Volk, nachdem offenbar die Königin verlustig ging, ist es, für den Fortbestand der Art zu sorgen und Gene weiterzuvererben. Moment … das kann doch nur die Königin?! Stimmt, doch tatsächlich gelingt es den weiblichen Arbeitsbienen in der Not ebenfalls, für Nachwuchs zu sorgen. Nur hat das Volk auf Dauer nichts mehr davon.

Drohnenbrütiges (buckelbrütiges) VolkAufgrund der fehlender Duftstoffe (Pheromene) Ihrer Majestät bilden sich die inaktiven, verkümmerten Eierstöcke von einem Viertel der Arbeiterinnenbienen aus. Das Wachstum des weiblichen Geschlechtsorgans ist normalerweise durch die Pheromene unterdrückt. Die „ungekrönten“ Quasi-Königinnen schaffen es nun tatsächlich, Eier hervorzubringen. Diese sind allerdings unbefruchtet, so dass nur Drohnen schlüpfen. Das Ende des „Bien“, also des Volkes, ist zwar hinausgezögert, doch unausweichlich.

blasenwerfende WabenLeider können wir dieses Volk auch nicht mehr retten, indem wir zum Beispiel eine neue Königin beigeben. Die Bienen wären verwirrt, wer ihre Königin denn nun sei, da die drohnenbrütigen Arbeiterinnen ebenfalls wie eine Königin riechen. Sie würden die neue Königin als Konkurrenz sofort totstechen. Wir müssen das Volk auflösen, hilft alles nichts. Ohnehin sind es nur noch erschöpfte Winterbienen, die am Ende ihres Lebens stehen. Sommerbienen sind ja keine am Start.

Detail der Stadtgalerie Villa Dessauer, Heimat eines unserer BienenvölkerNeubeginn

Nachdem wir bei Carmen in der Gärtnerstadt ein superstarkes Volk vorfanden, werden wir einen Ableger daraus für unsere Bienenpatin Regina bilden. Kurioserweise also geht wieder eine Königin zurück zur Stadtgalerie Villa Dessauer, denn von dort aus hatten wir im Juni 2014 einen Ableger für das Volk in der Gärtnerstadt gebildet. So schließt sich der Kreis, und hoffentlich wird es eine ordentlich runde Sache. Denn Dr. Regina Hanemann, die Hausherrin, will weiterhin Bienenpatin bleiben, was uns sehr freut. In Kürze erfahren sie mehr von ihr!