Exkursion zur Spezialistin für Pfingstrosen (Päonien) nach Obermarchtal

Paeonien, Pfingstrosen-Strauß

Um den Bamberger Bienengarten mit einem Pfingstrosen-Rondell zu erweitern, fuhren wir zur Blütezeit der Päonien ins baden-württembergische Obermarchtal im Alb-Donaukreis, unweit von Ehingen, zum Blumengarten Andrea Köttner.

Päonienfeld Blumengarten Andrea Köttner, ObermarchtalDort erwartete uns die Spezialistin der wunderschönen Starkblüher, die es als Stauden (Paeonia lactiflora), als Strauch (P. lutea und P. suffruticosa) und als intersektionelle Hybriden (Paeonia Itoh) zu kaufen gibt. Allerdings nicht als Topfware, sondern nach Vorbestellung als Wurzelware zur Pflanzzeit, also im Herbst.

Päonienfeld Blumengarten Andrea Köttner, ObermarchtalUnser Anspruch bei der Vorabauswahl war kein geringer. Natürlich möchten wir bienenfreundliche Blüten, aber auch duftende Sorten, und dies in den Farben violett, rosa, weiß und gelb. Immerhin war es uns dabei einerlei, ob langanhaltend blühend, da mit vielen Seitenknospen, ob früh- oder spätblühend und gar gemeinsam aufgehend, oder welche Farbe das Laubwerk hat, und auch die Standfestigkeit als Schnittblumen spielte für uns keine große Rolle.

Beet im Vorgarten des Blumengarten von Andrea Köttner, ObermarchtalAllenfalls, ob sie bei Regenwetter ohne Stützhilfe auskommen können, wäre noch ein Kriterium gewesen. Doch die ungefüllten, ungebänderten Sorten, mithin jene, deren Staubgefäße noch nicht zu Blütenblättern umgezüchtet wurden, haben ohnehin keine allzu schweren Köpfe, die sich zum Boden neigen.

Nun könnte man denken, dass uns bei den 180 Sorten eine reichliche Auswahlmöglichkeit zur Verfügung gestanden hätte. Doch manchmal ist es ja auch leichter, wenn es keine Qual der Wahl gibt. So konnten wir uns am Ende für fünf Sorten plus vier Iris-Arten entscheiden, nebst einer gelben Pfingstrose, die allerdings zum Besuchstag nicht mehr blühte.

Hier unsere Auswahl an Pfingstrosen und Iriden:

  • Paeonia lactiflora ‚White Wings‘ (Höhe ca. 80 cm)
  • Paeonia lactiflora ‚Soft Salmon Joy‘ (90 cm)
  • Paeonia lactiflora ‚Bowl of Love‘ syn. ‚Wladyslawa‘ (80 cm)
  • Paeonia lactiflora ‚Bouquet Perfect‘ (80 cm)
  • Paeonia lactiflora ‚Wally‘ (55 cm)
  • Paeonia lactiflora Hybride ‚Gedenken‘ (75 cm)
  • Paeonia lactiflora Hybride ‚Nosegay‘ (ohne Bild) (80 cm)
  • Paeonia Hybride ‚Lemon Chiffon‘ (ohne Bild) (80 cm)
  • Paeonia x mollis (?) (ohne Bild)
  • Iris sibirica ‚Weinkönigin‘ (?)
  • Iris sibirica ‚Kleiner Schmetterling‘ (ohne Bild) (?)
  • Iris sibirica ‚Lavendelwein‘ (ohne Bild) (90 cm)
  • Iris barbata ‚Bumblebee Deelite‘ (ohne Bild) (?)

Paeonia lactiflora ‚White Wings‘

Ihr Duft ist zarter, als die weit ausladenden „Blütenflügel“ glauben machen lässt. ‚White Wings‘ hat von allen Auserwählten den größten Blütenkopf. Sehr apart sind die mittig angeordneten fünf dunkelrosa Stempel  inmitten gelb-brauner Staubkranzfäden. Um sie so richtig zum Leuchten zu bringen, gruppieren wir alle anderen Farben um die Schöne herum.
Paeonia lactiflora 'White Wings' (Pfingstrose)

Paeonia lactiflora ‚Soft Salmon Joy‘

Ein zartes babyrosa mit einer kräftigen gelben Mitte aus Staubbeuteln. Nach dem Schneiden entwickelte die zunächst zartduftende Blüte einen eher aasigen Geruch, der sich in der Vase immer wieder veränderte. Also am besten einfach im Freien blühen lassen!
Paeonia lactiflora 'Soft Salmon Joy' (Pfingstrose)

Paeonia lactiflora ‚Bowl of Love‘ syn. ‚Wladyslawa‘

Großblütig in Marzipanrosa mit cremefarbig gebändertem Inneren als attraktiver Kontrast. Sie hat reichlich Seitenknospen und wird getragen von einem kräftigen Blattgrün. Sie duftet von allen unseren Auserwählten am zweitstärksten, jedoch lieblich-zart.Paeonia lactiflora 'Bowl of Love' syn. 'Wladyslawa' (Pfingstrose)

Paeonia lactiflora ‚Bouquet Perfect‘

Den „perfektesten“ Duft von allen unseren Paeonien entwickelt ‚Bouquet Perfect‘ leider auf Kosten ihrer nicht mehr vorhandenen Staubgefäße. Wir wählten sie nach einigen Bedenken dennoch. Denn offenbar schmecken den Bienen ihre leckeren Knospensäfte, so dass Mensch und Biene gleichermaßen beglückt sein dürften.Paeonia lactiflora 'Bouquet Perfect' (Pfingstrose)

Paeonia lactiflora ‚Wally‘

Das ohnehin intensive Dunkelrosa entwickelt sich in der Vase nach einem Tag zu einem noch satteren Weinrot. Die robusten Blütenblätter sind leicht gekräuselt, ähnlich wie Krepppapier. Der Duft ist intensiv herb, was zum Gesamtbild passt. ‚Wally‘ hat zahlreiche Seitenknospen, so dass ein einziger abgeschnittener Stiel wirkt, als wäre es ein ganzer Strauß – siehe Foto!Paeonia lactiflora 'Wally' (Pfingstrose)

Iris sibirica ‚Weinkönigin‘

In die ‚Weinköniging‘ flogen Hummeln ein und aus, so dass wir sie spontan zu den Pfingstrosen hinzu wählten. Das kräftige Violett der drei äußeren Blütenblätter wird durch ein gelb-lila gestreiftes Muster im Inneren geschmückt. Dem mittleren Ring aus drei zarteren lila und gekräuselten Blütenblättern folgt ein Kern von drei kleineren Blättern, die mit einem Blauton durchzogen sind und sich appart gekräuselt nach innen neigen.  Iris sibirica 'Weinkönigin'Einzig fehlt uns jetzt noch die Apotheker-Pfingstrose. Mal sehen, wer sie unter den regionalen Staudengärtnern führt, bevor wir sie vielleicht doch noch im Online-Versand bestellen werden müssen. Freut euch auf das Frühjahr in zwei Jahren! Denn so lange müsst ihr euch gedulden, um die ersten Blüten in unserem Bamberger Bienengarten bewundern zu dürfen, da sie im ersten Jahr nach der Wurzellegung erst mal Laub bilden. Aber es gibt ja noch genügend andere Pflanzen, die sich auf euren Besuch freuen!

Nachtrag 11.06.2020:

Erfreulicherweise kann Andrea Köttner doch auch die Apotheker-Pfingstrose für uns beisteuern, die sie nu in wenigen Exemplaren hat und daher im Shop nicht veröffentlicht war. Außerdem riet sie uns im Nachgang unseres Treffens noch zu den bei Bienen äußerst beliebten Hybriden ‚Gedenken‘ (75 cm) und ‚Nosegay‘ (80 cm).

Paeonia Hybride ‚Gedenken‘

Foto: Andrea Köttner

Paeonia Hybride 'Gedenken'

Antwort an einen Veganer, der sich nicht sicher, ob er als Imker den Bienen etwas Gutes tut

Hallo Ilona, vielen dank für ihren Beitrag. Er war sehr aufschlussreich und hat mir viele Fragen beantwortet. Einige Zweifel habe ich jedoch immer noch.
Ich ernähre mich vollständig vegan, kann mich aber bei dem Kauf von Honig nicht vollständig entscheiden.
Sie schildern in ihrem Beitrag wie Honig nur vom Imker genutzt wird und so zu sagen „Überschuss“ ist. Bei industriellen Lebensmittel sieht das alles doch ganz anders aus. Meine Frage wäre wie die Bienenhaltung solcher Produkte aussieht, in meiner Vorstellung steht bei solchen Produkten der Profit und nicht das Wohl der Biene im Vordergrund und die Begriffe wie Massenhaltung und Ausbeuten des Tieres treffen doch zu.
Nach ihrem Beitrag bin ich jetzt etwas verwirrt, meine Quellen habe ich von https://www.peta.de/honig
Als ich diesen Beitrag gelesen habe war ich sehr abgeneigt weiterhin Honig zu kaufen. Nur widersprechen einige Punkte des Beitrags, die ich eigentlich als sehr glaubhaft empfunden habe ihren Schilderungen.
Ich selbe plane schon länger Imker zu werden, nur beschäftigen mich diese ganzen Punkte noch und ich Frage mich, tue ich der Natur und den Bienen damit überhaupt etwas gutes, oder dient es nur mir und meinem Interesse.
Lg Janosch

[Den Anlass zur Frage finden Sie im Kommentar unter dem Beitrag „Antwort an Bienenunterstützer, die nicht selber imkern und auch keinen Honig ernten“]

Biene in ApfelbaumblüteHallo, Janosch,

solange wir leben, werden Zweifel unser Leben bestimmen und warten wir umsonst auf die alles umfassende, die „einzig richtige“ Antwort. Suchen Sie weiterhin danach und bleiben Sie beweglich im Denken und Handeln, das sich aus immer wieder neuen Rahmenbedingungen und Lebensalterspezifischem speist. Wählen Sie die Quellen zur Information sorgfältig aus, denen Sie vertrauen möchten. Manches klingt zu schön oder auch zu simpel, um wahr zu sein. Manches ist kompliziert und es entsteht eine Frage nach der anderen, fühlt sich aber nach einem guten Weg an. Aus der Mischung daraus entsteht das eigene Modell des Lebens, und niemand kann sagen, ob SIE oder ICH das richtige haben. Es ist eines von vielen, vielen Tausenden, und ich maße mir nicht an, Ihnen in wenigen Zeilen eine ultimative Antwort auf Ihre wichtigen Fragen zu geben. Dies als Vorspann.

Konkret zu dieser Ihrer Frage:

„Bei industriellen Lebensmittel sieht das alles doch ganz anders aus. Meine Frage wäre wie die Bienenhaltung solcher Produkte aussieht, in meiner Vorstellung steht bei solchen Produkten der Profit und nicht das Wohl der Biene im Vordergrund und die Begriffe wie Massenhaltung und Ausbeuten des Tieres treffen doch zu.“

Unsere Antwort:

Profit zu machen ist per se nicht falsch. Denn davon werden z. B. Arbeitsplätze geschaffen und Familien unterhalten. Tatsächlich geht es wohl eher um Profitgier, die eigenes Wohl über das der anderen stellt. Zu Ihrer Beruhigung: Im imkerlichen Bereich findet das im größeren Stil hier in Deutschland so gut wie nicht statt. Die unterschiedlichen Weisen, Bienen zu halten, lassen sich aber nicht über einen Kamm scheren.
Unsere Erfahrung ist, dass Imker/innen ihre Bienen und ihr durchaus körperlich riskantes Tun lieben und alles tun, um nicht vor einem toten Volk trauern zu müssen, das sie mit aufmerksamen Fleiß gepflegt und über die Jahreszeiten hinweg begleitet haben. Eine regelrechte Industrie gibt es in Deutschland – von wenigen Großimkereien abgesehen – nicht. Und auch die großen Imkereien müssen sich an Regeln halten, die z. B. Antibiotika verbietet.

Imker – davon 90% Hobbyimker – decken 20% des deutschen Honigbedarfs

Insofern haben es andere Kontinente bzw. Länder „leichter“. Sie dürfen z. B. Medikamente verabreichen, können dafür mehr Arbeitszeit für mehr Völker aufbieten und sättigen somit auch den Bedarf in Deutschland, den wir als Hobbyimker – und das sind immerhin mehr als 90% aller Imker – zu 80% nicht bedienen können. Würden wir mehr verantwortungsvolle Imker in Deutschland haben, dann wäre der Absatz aus China oder Südamerika hier ein geringerer und wir würden nicht die „Schuldigen“ sein, dass dort fragwürdige Praktiken in Großimkereien existieren können. Wobei ich nicht sagen will, dass jeglicher ausländische Honig auf unlautere Praktiken beruht! Es gibt wie überall gute und weniger gute Absichten.

Also: Ja, industriell anmutende Imkereien mit zu vielen Völkern auf zu engem Raum gibt es tatsächlich auf der Welt. Man nennt es „Massierte Völkerhaltung“, was allerdings nicht die Masse innerhalb eines einzelnen Volkes – im Sommer bis zu 50.000 Bienen – bedeutet! Die ist nämlich ganz normal und naturgegeben. Auch finden immer wieder quälend-lange Trachtfahren z. B. quer durch die USA zu Massentrachten (Stichwort: Kalifornische Mandelfelder, Apfelblüte in Washington etc.) statt. Ebenfalls werden Medikamente wie Antibiotika verabreicht, die bei uns in Deutschland nicht erlaubt sind.

Hier bei uns ist man von all diesen Methoden doch sehr „weit weg davon“. Aber ein Stück weit dennoch auch verantwortlich dafür, dass diese Art von Haltung existiert, da wir deren billigeren Honig kaufen.

Ausbeutung?! Ja und Nein.

Ausbeuten? Hm. Eine Biene an sich lässt sich nicht ausbeuten. Sie lebt ihr Ding und tut, was ihr ihre Gene und Hormone vorschreiben. Bienen tragen so viel ein, wie sie finden und so lange sie wollen und können. Eine Sammelbiene fliegt in der Regel bis zu 15 mal am Tag hinaus. Einzig, dass die Volksentwicklung gesteuert werden kann. Im positiven Sinne beispielsweise, indem man dem Volk ein bequemes, auf ihre Bedürfnisse – (wobei da viel Forschungsarbeit schon geschehen ist und immer noch geschieht, wie genau diese aussehen) – zugeschnittenes Zuhause anbietet, um so eine Win-win-Situation zu erreichen, was die Bestäubungsleistung und – für manchen ist das mehr oder auch weniger interessant – den Honig anbelangt.

Ausbeuten tun sich hier in Deutschland aber tatsächlich die Imker/innen selbst. Sie verdienen praktisch kaum etwas am Honig, und diejenigen, die es zum Familie ernähren als Geschäftsmodell machen, verdienen das Meiste an Nebenleistungen wie Kurse und Führungen, Wabenverkauf oder spezielle Serviceleistungen für andere Imker (z. B. Wachsumarbeitung), am Bücherverkauf etc.

Weil die Deutschen zwar für teuren ausländischen Manukahonig oder Mandelmus oder Chia-Samen etc. bereit sind, viel Geld auszugeben, nicht jedoch den regionalen Imker/innen ihren Honig für einen anständigen, ehrlichen Preis abnehmen. 500g müssten, um alle Betriebsausgaben auszugleichen bei gleichzeitiger bester Bienenpflege, schätzungsweise mindestens 20 Euro kosten. Doch nein, da es im Supermarkt Honig „aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ gibt, der Tests zufolge in Wahrheit aus durchaus bis zu 99% chinesischem Honig bestehen kann, wird unser regionaler Honig keine Chance haben und somit auch zu keinem Massenprodukt werden können.

Auch hohe Völkeranzahlen können anständig gehalten werden

Aber auch 500 Völker können anständig gehalten werden, wären die Abnehmer/innen bereit, den entsprechenden Preis dafür zu zahlen. In Österreich existiert tatsächlich ein Großbetrieb mit um die 10.000 Völker, pro Stand etwa 15 – 20 Völker, betreut von mehreren Imkermeistern UND bio-zertifiziert. Als Massenhaltung könnte es tituliert werden, doch als Massenausbeutung würde ich das nicht bezeichnen. Fahrlässig ist es nur, wenn zu viele Völker auf einem Standort dicht nebeneinander stehen. Ein unkontrollierter Ausbruch von Faulbrut würde einem solchen Betrieb schnell zum Verhängnis. (Nachtrag 15.12.20: Auch die Wildbienen kämen damit unter Konkurrenzdruck und die Pflanzen entwickeln sich möglicherweise stärker „honigbienengerecht“, was nicht anzustreben ist.)

Doch eine Massenhaltung von Völker an nur einem begrenzten Standort ist in Deutschland kaum möglich bzw. wird nicht oft praktiziert. Eventuell wenige Wochen lang bei Wanderimkereien, um einen bestimmten Sortenhonig (z. B. Akazie oder Linde) zu erhalten. Und sobald ein Seuchenfall (meist die Amerikanische Faulbrut) auftritt, darf kein Volk ins Sperrgebiet aus- oder eingebracht werden. Die Imkerei würde sehr schnell in ihrer Existenz bedroht und kann einpacken. Denn Sperrgebiete bestehen oft jahrelang, da gemeinhin Veterinärärzt(inn)e(n) keinen großen Ehrgeiz daran setzen, die (von ihrer Sicht aus) „Mini-Betriebe“ schnell wieder ins Laufen zu bringen. Rinderwahnsinn, Schweine- oder Geflügelpest etc. vernichten noch viel gewichtigere Existenzen, da geht es um weitaus höhere Beträge. Auf diesen liegt denn auch ihr Hauptaugenmerk, denn sie kommen eh schon nicht herum in den chronisch unterbesetzten Ämtern.

Vermeidungshaltung

Daher werden es Imker/innen tunlichst vermeiden, dass ihren Völkern etwas zustößt. Dabei helfen ehrenamtliche (!!!) Bienensachverständige und Gesundheitswarte (so wie z. B. Reinhold), dass evtl. auftretende Krankheiten und Seuchen (die nicht zwangsweise mit Massentierhaltung zu tun haben, das kann immer auch einfach so passieren, die Sporen oder Bakterien sind nun mal da und befallen unsere Tiere wie uns Menschen ein Grippevirus) schnell wieder eingedämmt werden.
Die Vermehrung eines Volkes ist nicht eben mal schnell geschehen, sondern dauert ein gutes Jahr, um von einem Ableger zu einem sogenannten „Wirtschaftsvolk“ zu werden, also Honig übrig zu haben. Warum also sollte ein/e Imker/in auch in Großbetrieben nicht ihr/sein Bestes tun, um die Völker gesund zu erhalten? In anderen Ländern mag das anders sein. Da sind aber die viel geringeren Lohnkosten die Möglichkeit, anderweitig einzusparen und größere Verluste in Kauf zu nehmen.

Ihre Frage:

„… und ich Frage mich, tue ich der Natur und den Bienen damit überhaupt etwas gutes, oder dient es nur mir und meinem Interesse.“

Unsere Antwort:

Ja, wir tun den Honigbienen etwas Gutes, wenn wir sie verantwortungsbewusst halten, pflegen und ihnen somit ihr Überleben in unserem industriell (über)prägten gemeinsamen Lebensraum zu sichern. Den Honig dabei als kleine Gegengabe zu ernten ist absolut nicht das Problem.

Das Überleben aller sichern

Und Ja, wir sichern außerdem auch ihren Cousinen, den Wildbienen, sowie anderen Insekten das Überleben. Denn ohne Imker/innen wäre die Not dieser kleinen Wilden kaum groß aufgefallen. So ziemlich alle Imker/innen kümmern sich auch – direkt und indirekt – um diese Spezies. Sie werden meist nicht nur zur Honigbiene befragt, sondern – zumindest uns geht es so – ebenfalls zu Wildbienen. Daher informieren wir ganz automatisch auch zu Wildbienen und was man tun kann, um sie zu schützen. Imker/innen arbeiten ebenso auf eine geringere Pestizidbelastung hin und allgemein auf blühende (urbane) Landschaften. Das nutzt ALLEN Insekten!

Ohne Imker/innen hätte es z. B. kein erfolgreiches Volksbegehren „Rettet die Biene – Artenvielfalt“ in Bamberg gegeben. Wir sind einfach sehr, sehr nah dran an der Natur. Ohne unsere Beobachtungsleistung, unseren Beschützerinstinkt, unsere Freude an den Vorgängen der Natur, ohne Begeisterung für alles, was da fliegt und bestäubt, gäbe es schließlich nicht die Lobbyarbeit, die allen Insekten zu Gute kommt.

Wir brauchen aber auch die Wissenschaftler/innen, die sich in ihre Versuche vergraben und an ihrem Platz Großes leisten. Es sind jedoch (u. a.) oft die Hobbyimker/innen, die sich Gehör verschaffen und auf die Straße gehen. Und dies sicher nicht aus der Gefahr heraus, dass ihre Lebensgrundlage wegbricht, sondern in der Sorge um ein jahrmillionenaltes und ihnen anvertrautes Geschöpf namens Biene, die ihnen am Herzen liegt.

Uraltes Handwerk zwischen Erde und Himmel

Über viele Jahrtausende gab und gibt es bereits Imker/innen. Sie haben mit Honig und Wachs das Leben der Menschen, die im übrigen ja auch zur Natur gehören (!), erleichtert. Wachs spendete kontrollierbares Licht, half zusammen mit Honig gegen Krankheiten, Honig diente zur Haltbarmachung von Speisen und das Überleben des kalten, kargen Winters, wurde als wertvoller Wachsstock jeder Brautausstattung beigelegt …

Wir modernen Imker/innen stehen in einer unglaublich langen Kette von Bienenhalter/innen, die bis in die Frühzeit des Menschen zurück reicht, als eine der ältesten Berufe der Menschheit, der hoch geachtet war, mit der Erlaubnis, Waffen zu tragen, sich und sogar ihren König, der hin und wieder durch den Wald zieht und Schutz braucht, zu verteiden. Und mit eigener Gerichtsbarkeit, mit Dank überschüttet und dem auch heute noch geltenden verbrieften Recht, unbehelligt in jedermanns Garten steigen zu dürfen, um die kostbaren Schwärme einzufangen. Doch wen kümmert’s heute?! Damit kommen wir zum Schluss …

Wen kümmert’s heute?!

Wen kümmert’s, wenn es keine von Imker/innen gepflegte und gehegte Honigbienen mehr gibt? Wenn es nicht mehr wie gewohnt im Apfelbaum summt und es still wird über der Wiese? SIE als Veganer sind ein Ernährungsexperte. Beantworten SIE es sich selbst:

Werden Veganer/innen, Vegetarier/innen, Flexitarier/innen … weiterhin mit gutem Gewissen leidlich satt, ohne auf von weit her herangekarrte, verschiffte, eingeflogene oder unter fragwürdigen Umständen hergestellte Lebensmittel zurückgreifen zu müssen?

Ich persönlich vermute: Ja, wir werden einfach mehr windbestäubte Ware wie Mais oder Getreide essen. Denn wir Menschen sind unglaublich anpassungsfähig. Im Gegensatz zu unserer westlichen Honigbiene übrigens, die im Bezug auf die aus Asien stammende Varroamilbe keine ähnliche Anpassungsleistung in wenigen Jahrzehnten schafft. SIE ist seit über 30 Jahren tatsächlich auf uns angewiesen, dass wir ihr dabei helfen, als Art zu überleben.

Und um es vorweg zu nehmen: Nein, die Wildbiene oder andere Insekten vermögen es nicht alleine, die Grundsicherung unseres landwirtschaftlichen Kulturgutes zu sichern. Sie sind nicht blütenstet bzw. zum Teil sind sie oligolektisch lebend und sie haben einen viel kleineren Flugradius. D. h., die Bestäubung von einem Apfelbaum wäre ohne Honigbiene nicht in der Menge und Qualität von anderen Insekten zu leisten. Das ist unbestreitbarer Fakt. Durch Züchtung von z. B. Holzapfel und Holzbirne bei gleichzeitig gezieltem Einsatz von Honigbienenvölkern, aufgestellt in die Nähe der Bäume, beißen wir uns heute nicht mehr die Zähne aus und finden leckere Sorten vor, die uns schmecken.

Auch als Mensch Teil der Natur

Und deshalb: Ja, Sie dienen damit auch Ihrem Interesse. Und warum denn auch nicht?!
Lieber Zeitgenosse, Sie sind AUCH ALS MENSCH mit all seinen Stärken und Schwächen ein Teil der Natur und im großen Plan von Gott / der Göttin / des Universums / …“ enthalten!

Ja, Sie dürfen sich etwas Gutes tun, mindestens jedoch etwas Lebenserhaltendes. Sie dürfen selbstverständlich Ihr Obst und Gemüse und Ihre Beeren sowie alles weitere an Pflanzen essen. Sie dürfen dabei der samenverschleppenden kleinen Ameise, dem langrüsseligen schönen Schmetterling, der kadaverfressenden lästigen Fliege, dem kirschkernverbreitenden singenden Vogel … und der bestäubungsstarken fleißigen Honigbiene einen Teil ihrer jeweiligen Aufgabe überlassen, um alles zum Wachsen und Gedeihen zu bringen.

Sie dürfen – um jetzt konkret bei der Honigbiene zu bleiben – ihr im Gegenzug dabei helfen, aus einem gesicherten, pfleglichen und behüteten Heim heraus, der Bienenbeute, loszustarten und das zu tun, was sie gerne und durchaus freiwillig tut. Nämlich sich und ihresgleichen zu erhalten und zu vermehren.

Sie kann es nicht mehr ohne unsere Hilfe tun

Allerdings: Sie kann es ohne uns Menschen gar nicht mehr ganz alleine, denn dieser Zug ist leider abgefahren. Das Rad drehen wir hier nur schwer zurück. Doch daran – z. B. mehr Resilienz und gezielt eine bessere Varroaresistenz – wird geforscht. Imker/innen tragen flächendeckend auf verschiedene Weise ihren Teil dazu bei. Das fällt vielleicht nicht so auf, aber sie tun es. Ehrenamtlich, unentgeltlich und ohne groß darüber zu berichten. Na ja, von uns und einigen anderen mal abgesehen 😉

Wenn Sie die Welt weiterhin ein Stück weit mit retten möchten, dann dürfen und müssen Sie auch in IHREM Interesse handeln. Denn sich und die eigene Art zu schützen, ist die Triebfeder der Evolution. Ihr Interesse – und das signalisieren Sie auch – ist es, dies ohne die Ausbeutung von Tieren zu schaffen. Das ist prima und ehrt Sie! Manchmal ist es von großer Bedeutung, etwas BLEIBEN ZU LASSEN. Z. B. ständig oder viel oder ganz generell hirnlos gequältes Fleisch zu konsumieren. Manchmal ist es von großer Bedeutung, AKTIV etwas zu tun wie z. B. die Honigbienenhaltung. Nicht zuletzt darum, um in einen unglaublichen Kosmos einzutauchen, der ganz sicherlich nicht bei Apis mellifera aufhört, sondern in aller Regel darüber hinaus geht. Er wird Sie bestärken als achtsamer, einfühlsamer, geduldiger, lernender, erkenntnisfähiger und wertschätzender Mensch, denn Sie werden all das brauchen und verstärken, sobald Sie Bienen halten.

Um Himmels willen …

Sie werden daher kaum Imker/innen kennenlernen, denen das Leben, die Natur oder die Welt egal sind. Das krasse Gegenteil ist der Fall. Imker/innen haben allesamt ein Wunder geschaut, werden klein und demütig, fasziniert und voller Bewunderung, werden süchtig, alles zu erfassen, was es über diese summende Welt zu wissen gibt.

Die meisten Imker/innen hinterfragen sich ständig, sind zutieftst traurig über Misserfolge, werden schweigsam oder im Gegenteil sehr beredt, tun sich irre schwer mit dem Aufhören noch weit über die 80-Jahre-Grenze, wissen nicht, wie sie den Honig real berechnen sollen, weil es ihnen im Grunde egal ist, wollen einfach nur raus in den Garten, um nach ihren Bienen schauen, wie es ihnen geht und ob sie noch alle da sind, achten längst schon auf keine Stiche mehr, weil das einfach dazu gehört und keiner Rede wert ist, haben Glanz in ihren Augen, wenn sie dann ernten und das Wunder der Natur, dass sich ihnen ein Jahr lang gezeigt hat, goldschimmernd-duftend offenbart und sie den Zyklus des Jahres, seines Werdens und Wachsens sozusagen erschmecken, werden darüber verschroben, sonderbar und wunderlich, vergessen Raum und Zeit und andere Menschen, ja, um Himmels willen … wollen Sie WIRKLICH Imker werden?!

Um es kurz zu machen. Lernen Sie Imkern und entscheiden Sie in drei Jahren erneut, welchen Weg Sie gehen möchten. Sie können nichts verlieren oder grundsätzlich falsch machen, doch sehr viel für sich und Ihre Mitwelt gewinnen! Das dürfen Sie glauben – oder auch nicht. WIR jedenfalls machen weiter und opfern Wochenenden, Urlaub und Feiertage, um Bienen eine Stimme zu geben, und um z. B. Ihnen, lieber Suchender, auf Ihre berechtigten Fragen Antworten zu geben, so gut wir es vermögen. Halten Sie uns gerne auf dem Laufenden, wie Sie sich entscheiden werden! Und zumindest: Kaufen Sie Honig nur bei regionalen Imker/innen!

Alte Apfelsorten

Stiefmütterchen im Bienenglück

Hummel an StiefmütterchenEigentlich waren sie nur gekauft, weil es zum Beginn des Lockdowns keine offenen Gärtnereien gab und das „Vorm-Haus“-Angebot der hiesigen Gärtnereien nicht die Sortenvielfalt feilbot, wie normalerweise. Und normalerweise würde ich unserer Insektenwelt im Bamberger Bienengarten zu Ostern nicht gerade Stiefmütterchen (Viola wittrockiana) vorsetzen, die bekanntermaßen wenig reich an Nektar und Pollen sind.

Biene an StiefmütterchenDoch ausgerechnet die als Interimsschmuck an unseren Osterbrunnen gepflanzten „Park- und Grabanlagen-Allrounder“ blühen seither reichlich und ohne Unterlass – UND verlockten damit sogar Hummeln und Bienen, an ihnen zu naschen!

Ob sie zufrieden sind mit dem Angebot, können wir nicht sagen. Aber unser Auge sieht sich noch immer nicht satt an den bunten Stiefmamis. Nachträglich Danke, Karl Dechant aus der Geisfelder Straße, für Ihren tollen Service damals zu Beginn der Krisenzeit, und wir hoffen, Ihnen mit diesem „Sonderbericht“ eine kleine Freude gemacht zu haben! Qualität siegt immer! 😉

Sitzbank vor der Schwengelpumpe im Bamberger Bienengarten
Osterbrunnen im Bamberger Bienengarten

„Bienenfreundliche Pflanzen“ zum Mai-Treffen Transition-Gruppe „Bienenfreu(n)de“

Den roten Faden, um bienenfreundliche Pflanzen vorzustellen, bildete ein virtueller Rundgang durch den Bamberger Bienengarten mit seinen Schau-Beeten und Spontanbewuchs-Arealen. [Download Bienengarten-Vortrag-2020]

Das Treffen der Transition-Gruppe „Bienenfreu(n)de“ fand erneut über die Plattform Jitsi Meet* statt und fühlte sich durchaus als Stammtisch an, denn alle Anwesenden – bis auf unsere Neuzugänge, die Imkerkollegen Christian Rindchen und Maria Renner – waren alle bereits ein- bis mehrmals dabei, so auch unser Bienenpate Anton Hepple. Für Kristin Schulz war es eine  Gelegenheit, für ihre anstehende Masterarbeit zu Urban Gardening noch ein klein wenig zur Transition-Bewegung in Erfahrung zu bringen. Nachdem Melissa unsere letzte Vortragende zum Thema „Wildblumen-Blühstreifen“ war, freute es mich sehr, dass sie nun auch meinen Vortrag beehrte.

Auch fürs nächste Mal sind wir wieder mit der Biologin zusammen. Dann zum Thema Wildbienen, schließlich ja die Hauptprotagonistinnen, für die wir all die vorangegangenen Erkenntnisse aufbereitet unters Volk gebracht haben. Am 16.06., also den 3. Dienstag im Juni, 18-20 Uhr, freuen wir uns über euer Einklinken! Bis dann!


* https://meet.jit.si/bienenfreunde-stammtisch

Ein Passwort oder eine Anmeldung ist nicht notwendig. Bitte vorab den Browser Chrome installieren, da funktionieren Ton und Bild am besten. Für Mobilgeräte die App Jitsi Meet.

23.05.20  –  BLIB-Imkerkurs für Anfänger, 6. Modul: Varroakunde und -kontrolle

Sa., 23.05.20  – 10.30 – 12.00 Uhr

6. Modul: Varroakunde und -kontrolle

Logo BLIB-Imkerkurs für AnfängerVarroakontrolleWas? Für eine bestmögliche Varroabehandlung sind theoretische Kenntnisse über die schädliche Milbe notwendig. Im Praxisteil folgen Windelkontrolle und das Drohnenbrutschneiden. Die Windelkontrolle wird anhand einiger Beispiele virtuell erläutert. Eine Maßnahme bei der Ablegerkontrolle ist das Einsprühen mit Milchsäure, die beim brutfreien Rähmchen ebenfalls eine wichtige Prophylaxe vor der Varroa destructor darstellt.
Wo? Bienen-InfoWabe (BIWa) – Adresse und Daten unter dem angegebenen Link.
Online-Kurs. Sie erhalten einen Link nach Ihrer Anmeldung bei uns.
Kosten, Anmeldung und Programm? Siehe BLIB-Imkerkurs-Anfänger2020 (PDF) sowie Zusatzprogramm Honigschleudertage-Termine20. Einstieg jederzeit nach Zahlungseingang des Kursbeitrags möglich.
Und sonst? Dieses Modul ist Pflichtmodul für eine Teilnahmebescheinigung über den Gesamtkurs.
Bitte installieren Sie auf Ihrem Computer den Browser Chrome bzw. auf ihren Mobilgeräten die App Jitsi Meet.

20. Mai – Welttag der Bienen

Westliche Honigbiene – apis melliferaUnited Nations erklärte 2019 den 20. Mai zum World Bee Day (Welttag der Bienen / Weltbienentag). Auch auf den Seiten von FAO, Food and Agriculture Organization of the United Nations, finden sich offizielle Informationen und Videos (auf Englisch). Es ist damit bereits der fünfte „Feiertag“ für unser kleines, aber immens wichtiges Nutztier, das uns sehr am Herzen liegt. Wie das?!

Weitere Gedenktage zur Biene

Kürzlich erst feierten wir sie am 4.4., dem Todestag des Heiligen Ambrosius von Mailand, und an dem Tag seiner Bischofsweihe am 7.12. werden wir die Biene erneut hochleben lassen. Seit 2009 feiern amerikanische Imker jährlich am 3. Samstag im August den internationalen Tag der Honigbiene, so dass wir heuer also am 15.08.2020 nochmals den Honigwein auf sie erheben wollen. Nehmen wir den 3.3., den Tag des Artenschutzes, noch hinzu, dann kommen wir auf eine ganze Handvoll.

Ob sie kurz- wie langfristig etwas bewirken, ist nicht eindeutig zu klären. Wir sehen Öffentlichkeitsarbeit aber als einen zentralen Baustein unserer Initiative an, da wir der Meinung sind: „Steter Honigtropfen höhlt den Stein der menschlichen Herzen!“

Vorschau Bienenfreu(n)de-Stammtisch 19. Mai zum Thema „Bienenfreundliche Pflanzen“

Di., 19.05.20    Gruppentreffen „Bienenfreu(n)de“ Transition Bamberg

Wann und Was genau?
18.00 – ca. 19.00 Uhr  |  Thema: Schau-Kräuterbeet im Bamberger BienengartenBienenfreundliche Pflanzen
Ilona führt (virtuell) durch den Bamberger Bienengarten, gibt (PDF-)Listen „an die Hand“ und stellt sich den Fragen zu den Pflanzungen und der Pflege. Als begeisterte Hobbygärtnerin und Imkerin stelle ich mich den Fragen zu bienenfreundlichen Pflanzungen im Jahresverlauf, ihrer möglichst unaufwändigen Pflege und verrät Tipps, wie die zyklischen Mondphasen beim Gieß- und Hackrhytmus dabei helfen können. Ziel ist, vor allem den Wildbienen ein leckeres Eldorado zu verschaffen, dass ebenso Auge und Herz der Menschen erfreut.
Muskatellersalbei Salvia Sclareaca. 19.00 – 20.00 Uhr
Schwofen, Fachsimpeln, Sich-Kennenlernen …
Wo? Das MAI-Treffen findet online statt! Klinkt euch ein unter https://meet.jit.si/bienenfreunde-stammtisch. Bitte vorab den Browser Chrome installieren, da funktionieren Ton und Bild am besten. Für Mobilgeräte die App Jitsi Meet. Ein Passwort ist nicht notwendig.
Wer? Willkommen sind alle, die ein Interesse an (Wild-)Bienen und ihren Lebensraum, an Honig und an Imkerei haben.

Antragstermine zum Imkern an Schulen 2020/21

Kaulbergschule / Buger Schule 3. Klasse zum Schulbienen-UnterrichtEinen pauschalen Zuschuss von bis zu 300 € gibt es, wenn bis zum 30.06. eines Jahres ein Förderantrag für „Imkern an Schulen“ bei der Staatliche Führungsakademie
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk) in Marktredwitz vorliegt. Voraussetzung ist ein regelmäßiger Wahlkurs für die Schüler/innen, der sich vorwiegend mit dem Thema „Imkerei“ beschäftigt und wenn mindestens ein Bienenvolk betreut wird.

Außer dem Meldeformular zum Förderantrag selbst wird eine Teilnehmerliste eines Wahlkurses „Imkerei“ benötigt. Der Zahlungsantrag (noch nicht online) samt dieser Teilnehmerliste muss bis zum 31.07. vorgelegt werden. Ein Merkblatt erläutert das Verfahren detailliert. Ergänzende Informationen leisten Allgemeine Nebenbestimmungen für Zuwendungen zur Projektförderung und die Rechtsvorschriften zum Subventionsgesetz.

Natürlich entscheidet man sich nicht von heute auf morgen für eine „Schul-Imkerei“. Es sei denn, man hat eine/in Imker/in in der Schulgemeinschaft, die/der für entsprechende Grundinformationen sorgen kann. Aber auch dieser kann sich bei uns einen informativen Überblick auf unserer Seite „Biene und Schule“ verschaffen. Dort finden sich auch Beispiele von Bamberger Schulen, die eine Schulimkerei einführten.

Wenn Sie als Lehrkraft das Imkern lernen möchten, steigen Sie doch einfach in unseren Imkerkurs für Anfänger ein! Er ist auf ein Jahr angelegt, kann aber auch je nach persönlichem Zeitbudget innerhalb von zwei Jahren  absolviert werden. Wegen der Ausnahmesituation „Coronakrise“ auch noch im dritten Jahr.

Zum Internationalen Tag zum Schutz der Biene eine Rezension zu Kearney: „Die Bienenkönigin“

Cover Kearny, Die Bienenkönigin, Haupt Verl.[Werbung] Natürlich geht es in diesem außergewöhnlichen, da mit 48 Klappseiten versehenen 128-seitigen Buches nicht ausschließlich nur um Die Bienenkönigin. Der Sachtitelzusatz verheißt mehr, nämlich, „Was jeder Hobbyimker wissen muss“. Würde er bzw. sie, der/die Imkerin, nur Kenntnis von „Ihrer Durchlaucht“ haben, wäre es schnell Schluss mit der gelungenen Bienenhaltung.

Um was es außerdem geht

Tatsächlich ist die Bienenkönigin nur eine Größe bzw. ein Faktor unter weiteren. Und so werden wir von Hilary Kearney beispielsweise mit einer Widmung eingeführt, die da lautet: „Für meine Freunde und meine Familie! Es tut mir leid wegen all der Bienenstiche. Ihr wisst, wer gemeint ist. Herzlichen Dank, dass ihr dabei cool geblieben seid.“

Darint ist schon einmal sicher nicht die Königin beteiligt gewesen. Das Stechen von Menschen obliegt gemeinhin den Arbeitsbienen, vor allem den Wächterbienen unter ihnen. Doch tatsächlich könnte die Königin ebenfalls stechen, beispielsweise, wenn ein Stock oder ein Schwarm eine überzählige Königin hat.

Das erste Kapitel führt uns also erst einmal in alle männlichen Bewohner (die Drohnen und – je nun, den „Geist“) und in alle weiblichen Bewohnerinnen (die Arbeiterinnen und die Königin) eines Bienenstocks ein, außerdem in dessen Bestandteile (Waben, Nektar, Honig) und grob in die Geschehnisse der Nahrungssuche – hm, ich stutze über den Flieder, der kein guter Pollen- oder Nektargeber ist! –, über Honigentstehung und dem Lebenszyklus eines Volkes.

Geheimnisse, Anekdoten und Thesen

Dann aber dreht sich in den folgenden beiden Hauptkapiteln tatsächlich alles um die Bienenkönigin, natürlich weiterhin im Kontext ihres Volkes oder der Arbeiten des Imkers. So manches hoheitliche Geheimnis wird dabei gelüftet, aber auch die eine oder andere gewagte, nicht immer ganz ernst gemeinte oder zu nehmende These aufgestellt. Überhaupt beweist die Autorin eine erstaunliche Beobachtungsgabe, doch auch eine hohe Vorstellungskraft, gepaart mit viel Humor und Offenheit.

Verstreut über das ganze Buch hinweg finden sich zahlreiche Anektdoten aus dem Leben der berufsmäßig imkernden und darüber schreibenden Amerikanerin sowie Gründerin von Girl Next Door Honey, einem Ausbildungsbetrieb zur Bienenzucht (eher zur -haltung, möchte ich dem Innenklappentext widersprechen.) Dem typisch amerikanischen, immer etwas überbordenden Schreibstil (fein übersetzt von Franz Leipold) mag so manch älteren und / oder männlichen Imker, gemeinhin eine eher zurückhaltende Spezies, etwas verschrecken. Frauen und junge Menschen hingegen finden es sicherlich erfrischend und lassen sich von Aussagen mitreißen wie „faszinierend, erstaunlich, hypnotisch, überraschend, verblüffend, befriedigend, einzigartig, wundervoll, verzaubernd, …“ – und das alles beileibe nicht nur zu finden auf den beiden Seiten der Einleitung!

Such-Wimmelbilder, Erfahrungsberichte, Märchenstunde

Mitreißend ist aber auf alle Fälle das Angebot, sich auf die Suche nach den Bienenköniginnen zu machen. Natürlich hat sich auch die Rezensentin den Spaß erlaubt, ihr auf den vielen ausklappbaren Wimmel-Doppelbildseiten nachzuspüren – mit Erfolg. Nach zehn Jahren Imkerei und ebenfalls berüchtigt für den „Königinnenblick“ hätte es mich auch verwundert, wäre es anders gewesen. Immerhin halten die Bienen auf den hochwertigen Fotos wenigstens still. Doch allen Anfänger/innen und besonders jetzt während des Lockdowns der Coronakrise, wo Imkerkurse an Lehrbienenständen derzeit nicht möglich sind, kann diese Übung nur breit empfohlen werden.

Manche Erfahrungen aus San Diego allerdings werden wir in unseren Breiten nicht erleben. Dennoch ist es spannend zu lesen, wie sich das Imkern dort gestaltet. Während sich die Autorin im Kapitel „Eine Überraschung“ noch überlegt, ob man das übermäßige wilde Schwärmen der Afrikanischen Honigbiene (genauer: Afrikanisierte europäische Honigbiene – aber solche Spitzfindigkeiten sind eher nicht anzutreffen) durch Aussortieren von Weiselzellen kontrollieren sollte, ist es in Deutschland und Europa beinahe durchgängig Praxis, vor allem in Städten. So manches ist ein wenig zu idealisiert dargestellt, einige Überlegungen (siehe „Königin zusetzen“ oder …) erscheinen mir ein wenig blauäugig bis „mystisch“ (O-Ton), manches ist nur grob bis ungenau angedeutet – aber das kann auch den Rahmenbedingungen eines anderen Kontinents bzw. der Einengung des Themas geschuldet sein. Genau so, wie die zierliche Imkerin offenbar nur mit Handschuhen und Kopfschutz zu arbeiten scheint.

Das wird verständlich vor dem Hintergrund, dass nicht Zuchtvölker „ihr Ding“ sind, sondern das Einsammeln wilder Schwärme, die, verglichen mit unseren meist sanftmütigen heimischen Arten, wohl wenig an Temperament gemein haben. Dass das Züchten trotz oder gerade wegen ihrer offensichtlich großen Zuneigung zur „royalen Biene“ nur eine geringe Rolle in diesem Buch spielt, ebenso wenig wie Abhandlungen über die sattsam beschriebene böse Varroa destructor, hat seinen besonderen Reiz. Ja, nachgerade entspannt es sogar, ist es fast wie ein altmodisches Märchenbuch aus „1000 und einem Schwarm“ mit einem klaren Schema aus Gut und Böse – wobei wir es hier überwiegend mit dem „Gut“ zu tun bekommen.

Fazit

Empfohlen als Lese- und Bildernahrung für Bienenschwärmereien und Mittel gegen den Imkerblues, der einen regelmäßig überfällt ob der vielen Doe’s and Dont’s und der ständigen Thematisierung des Bienensterbens und der Bienenkrankheiten in anderen Sach- und Fachbüchern. Obwohl – ich bin mir nicht sicher, ob ich „Die Bienenkönigin“ aus dem Haupt-Verlag überhaupt in jene Kategorie einordnen möchte. Autobiografie oder Roadmovie (durch den kalifornischen Norden oder durch den Bienenstock) träfe es weit besser. Ganz sicher aber führt der Untertitel uns ein wenig an der Nase herum! Kein „Muss-ich-wissen“, doch das soll einem nicht am Kauf dieses enthusiastischen, sehr wertigen und ungewöhnlich gestalteten „Liebhaberobjekts“ hindern. Lust aufs Bienen(er)leben macht es auf alle Fälle – also gerne den Noch-Nicht-Imker/innen ans Herz bzw. auf den Gabentisch gelegt!


Kearney, Hilary: Die Bienenkönigin. Was jeder Hobbyimker wissen muss. 1. Aufl. Bern. Haupt Verl. 128 S. Haupt Natur. ISBN 978-3-258-08171-7.

Rezensionsexemplar für unsere Imker-Bibliothek.

Schwarmverhinderung (BLIB-Imkerkurs für Anfänger AK20, Modul 5)

Im Hauptteil um Maßnahmen zur Schwarmverhinderung, aber auch das Drohnenrahmenschneiden als biotechnische Varroaprophylaxe und eine erneute Ablegerbildung waren Thema des Moduls 5 im BLIB-Imkerkurs für Anfänger am 25.04.2020 in Bamberg.

Coronavirusgeschützt durch Mund-Nasen-Masken, Einmalhandschuhe und überwiegend Sicherheitsabständen, wo es möglich war, konnten – behördlich abgestimmt und genehmigt – in zwei 5-er-Gruppen alle notwendigen Beobachtungen und nachfolgenden Handlungen praktisch erfahren werden.

Hier der Ablauf der imkerlichen Tätigkeiten in Form einer Checkliste auch für alle unsere treuen Blogleser/innen, besonders die Jung-Imker/innen unter ihnen. Da man in dieser Jahreszeit damit rechnen kann, dass die Drohnenrahmen ausgebaut sind und außerdem Ableger gebildet werden möchte, am Besten alles Material hierfür vorsorglich mitnehmen.

Waben zur Weiselkontrolle ziehenCheckliste am Bienenstand:
Schwarmverhinderung, biotechn. Varroaprophylaxe, Ableger

Grundmaterial

  • Smoker mit Rauchmaterial (Hanf, Eierkarton, Pappe), Feuerzeug
  • Stockmeißel
  • Abkehrbesen
  • Wasser zum Löschen der Smokerinhaltsreste
  • Plastikbeutel (oder Eimer mit Deckel) für Drohnenausschnitt
  • Sicherheitsutensilien (z. B. Imkerhut, Tuch, Nelkenwasser, Globuli, Zeckenzange)
  • Ablegerkasten (s. Checkliste M4)

für Weiselzellenkontrolle

  • Taschenlampe
  • ggf. Lupe
  • Königinfangeisen / Königinabfangzange (oder Lockenwickler)
    -> zum Separieren der Königin als Schutzmaßnahme
  • ggf. Zeichenutensilien, im Falle man auf eine ungezeichnete Königin stößt
  • Schälchen für abgezwicktes Wachsmaterial

Brutraum von unten mit bestifteten SpielnäpfchenVorgang Schwarmverhinderung & mehr bei zweizargigem Brutraum

  1. Mit Stockmeißel die Zargen an den Ecken voneinander lösen
  2. Blechdeckel abnehmen und umgedreht in die Nähe legen
  3. Abnehmen des ungeöffneten Honigraums. Nicht am Boden in das Gras abstellen, sondern auf der umgedrehten Blechhaube
  4. Abnehmen des Absperrgitters unter Rauchgaben
  5. Ankippen und Vorziehen des (oberen) Brutraums an den Kanten des unteren Brutraums entlang
  6. Erster Kontrollblick nach Weiselzellenbesatz, dabei können die Rähmchen etwas auseinander bewegt werden, um auch in die Ecken sehen zu können
  7. Falls Zarge zu schwer wird, kann sie vollständig senkrecht aufgestellt werden
  8. Kontrollieren, ob (an Position 2 bzw. 9) der Drohnenrahmen bereits verdeckelt ist
  9. Bei Sichtung von Weiselzellen: Entscheidung treffen, ob ein Ableger¹ mit der intakten Weiselzelle gebildet werden soll
    Falls ja:

    • Abzählen der Rähmchenposition
    • Dieses Rähmchen nach dem Wiederaufsetzen der Zarge vorsichtig als eine der ersten ziehen und in den Ablegerkasten (an Randposition) setzen
    • Ersatzrähmchen (Mittelwandwabe) parat halten
  10. Vollständiges Durchsehen der Rähmchen, vor allem an den Wabenecken und entfernen der Weiselzellen
    ACHTUNG: Aufpassen auf die Königin! Am besten mit einem Königinnenfanggerät separieren (Dunkel halten, sie ist helles Licht nicht gewohnt)
  11. Falls Drohnenrahmen mind. zu Dreiviertel ausgebaut und verdeckelt, diesen entfernen, ausschneiden (Material in Plastiktüte oder gut verschließbaren Eimer, ggf. einfrieren, später ausschmelzen, da wertvolles Neuwachs) und wieder an selbe Position einsetzen
  12. Falls Brutwabe für Ableger entnommen, Ersatzrähmchen (Mittelwand) in die Mitte des Brutnestes einsetzen
  13. Oberen Brutraum wegstellen (Achten auf Richtung, er soll später wieder genau so aufgesetzt werden, wie man ihn abgenommen hat)
  14. Unteren Brutraum durchsehen
  15. Fertig? Rauch geben. Dann wieder zweiten Brutraum aufsetzen
  16. Königin einlaufen lassen²
  17. Sind alle Rähmchen vollständig? (Drohnenrahmen und ggf. frisches Mittelwandrähmchen bei Brutwabenentnahme). Sind alle Rähmchen wieder eng zusammengerückt (Einhalten des Bee Space)?
  18. Rauch geben. Absperrgitter aufsetzen
  19. Honigraum, Folie, Deckel und Blechhaube aufsetzen.

¹Auf das Bilden von Zwischenablegern (oben aufgesetzt) und Fluglingen (unten angesetzt) oder Brutlingen als weitere Möglichkeiten der Schwarmverhinderung neben dem Weiselzellenbrechen sind wir nicht eingegangen. Dies ist Stoff für unser Vertiefungsseminar, das allerdings erst wieder für 2022 angesetzt ist.

Brutraum von unten mit verdeckelter WeiselzelleAlte Königin – Danke für drei fleißige Jahre!

²In unserem Falle (Gruppe Bienenweg) wollte die Königin nicht gleich in die Wabengassen verschwinden, sondern verharrte viel zu lange auf den Rahmenoberträgern. Ein Zeichen, dass sie mit ihren drei Jahren tatsächlich nicht mehr recht vital ist. Normalerweise lassen Berufsimker sie nur bis zu zwei Jahre legen. Wir sind da zuweilen etwas großzügiger, doch wenn wir nicht aufpassen, bezahlt es der Bien mit zu geringer Volksstärke. Meist weiseln sie dann ohnehin still um.

In diesem offensichtlichem Fall gaben wir nach Kursende den zunächst für einen Ableger beiseite geschafften Brutrahmen mit seiner unbeschädigten Weiselzelle zurück in die Zarge und setzten die Königin der freien Natur aus. So kann sie immerhin noch als Leckerbissen für einen hungrigen Vogel dienen. DANKE, gelbe Königin, dein Leben war nicht umsonst!

Wer hier sicher gehen möchte, kann auch die Königin weiterhin im Stock behalten und erst, wenn der Ableger gediehen ist, eine Vereinigung vornehmen. Da das etwas umständlicher ist, kürzten wir das Verfahren ab. Es ist schließlich noch früh genug im Jahr, so dass eine weitere Weiselzelle gebildet werden kann, falls es diesmal schief gehen sollte.

Die gelbe Königin, umringt von ihrem HofstaatSchlupf einer Drohne

Bei unserem Tun geht es nicht nur um das Erledigen imkerlicher Arbeiten, sondern auch um das Beobachten. Beispielsweise konnten wir den Schlupf zweier benachbarten Drohnen entdecken. Immer wieder wurde die mit ihrem Kopf und Oberleib herausragende Drohne von den umherwuselnden Bienen bedient. Die Schlüpfenden werden teils gefüttert, teils wird dabei geholfen, das einengende Wachs abzunagen … kurzum, ihre Geburt bleibt im Volk offenbar nicht unbemerkt.

Schöne Momente … trotz allem!

Unbemerkt blieb auch uns nicht, dass der heutige Kurstag viele schöne und auch weniger angenehme Momente bescherte. Die Coronakrise im Nacken, ein viel zu trockener, wenngleich als wohltuend empfundener sonniger „Draußen-“Apriltag, andererseits auch das ständige Tragen der Verantwortung für Mensch und Tier … ja, da tut es gut, wenn alle achtsam miteinander umgehen, zudem die offenen Völker einen guten Honigduft verströmen und wenn wir den Erfolg unserer Bienenpflege und das konzentrierte Mitdenken und -machen unserer Kursteilnehmenden wahrnehmen dürfen!

Ohne diesen Praxistag könnten wir keine Jungimker/innen adäquat unterrichten, damit es für die Bienenpflege weitergehen kann in Bamberg. Vielen Dank den Behörden der Stadt Bamberg, die diesem Umstand durch ihre Sondergenehmigung Rechnung getragen und unseren Ausflug für vertretbar gehalten haben. Wir taten alle das uns’rige, um ihrem Vertrauen gerecht zu werden.

Waben zur Weiselkontrolle ziehen


Fotogalerie Gruppe 1 / Lehrbienenstand Bienenweg

Fotogalerie Gruppe 2 / Lehrbienenstand Fünferlessteg